Aus dem Englischen von Manfred Sanders

Impressum

Die australische Originalausgabe The Great Zoo of China

erschien 2014 im Verlag Pan Macmillan Australia Pty Ltd.

Copyright © 2014 by Karanadon Entertainment Pty Ltd.

Zeichnungen der Karten: Jeffrey Ward

Schmuckgrafik: Davina Mock-Maniscalco

Copyright © dieser Ausgabe 2017 by Festa Verlag, Leipzig

Titelbild: Dean Samed

eISBN 978-3-86552-563-5

www.Festa-Verlag.de

www.Festa-Action.de

Für Kate –

schön, treu und mutig

[Amerikanische Zoos] verzeichnen jedes Jahr über 100 Millionen Besucher, mehr als alle Spiele der obersten Baseball-, Football- und Basketball-Ligen zusammen.

– National Geographic

Hic sunt dracones. (Hier sind Drachen.)

– Warnung auf frühen Seekarten

vor unbekannten Regionen

Einleitung

Aus: Fischer, Adam

China gegen den Rest der Welt

(Macmillan, New York 2013)

KAPITEL 5:

CHINA UND DIE MACHT DISNEYLANDS

Es ist schwer zu beschreiben, wie dynamisch das moderne China tatsächlich ist.

China stellt Rekorde auf, bei denen kein anderes Land der Welt mithalten kann: Jedes Jahr baut es eine neue Stadt, von seinem Wirtschaftswachstum kann der Westen nur träumen, und seine aufstrebende Mittelschicht wird von Monat zu Monat wohlhabender und verlangt nach den Konsumgütern, die China bislang für den westlichen Verbraucher produziert hat.

Und bei jeder Gelegenheit berichtet die Kommunistische Partei durch die staatlich kontrollierten Medien stolz dem chinesischen Volk von diesen Errungenschaften.

Aber es gibt ein Problem.

China strebt verzweifelt danach, die Nummer eins zu sein, die vorherrschende Nation der Erde. In der Kommunistischen Partei hat diese Sehnsucht sogar einen Namen: »der China-Traum«.

Aber um diesen Traum zu erfüllen, muss China sich an die Position setzen, die gegenwärtig die Vereinigten Staaten von Amerika innehaben – und um das zu tun, muss es zunächst das aufholen, was die Vereinigten Staaten im 20. Jahrhundert auf dem Gebiet des Militärs, der Raumfahrt und der Industrie geleistet haben: Es muss selbst ein schlagkräftiges Militär aufbauen, es muss einen Menschen auf den Mond bringen und es muss Unternehmen hervorbringen, die weltweit bekannt sind.

Und dann – erst dann – muss es, um die Amerikaner als die dominierende Nation der Erde abzulösen, etwas noch viel Schwierigeres schaffen.

China muss den USA die kulturelle Vorherrschaft über den Planeten streitig machen.

Der Weg der USA zum globalen kulturellen Vorreiter ist eine erstaunliche Erfolgsgeschichte.

Nachdem die Vereinigten Staaten im Zweiten Weltkrieg mit ihrer militärischen und industriellen Übermacht die Achsenmächte besiegt hatten, machten sie sich daran, einen weitaus subtileren Krieg gegen die ganze Welt zu führen und zu gewinnen – den Krieg um die kulturelle Dominanz.

Dieser Krieg wurde nicht mit Waffen und Panzern ausgetragen. Er wurde mit Kinofilmen und Musik geführt, mit Coke und Pepsi, mit Fords und Cadillacs und natürlich mit der wohl effektivsten amerikanischen Waffe auf dem Gebiet der sanften Diplomatie: Disneyland.

Einfach ausgedrückt: Die Kultur Amerikas wurde zur Kultur der Welt – Drive-in-Restaurants in den 50ern, Easy Rider in den 60ern, Plateauschuhe in den 70ern, Coca-Cola-Werbung in den 80ern.

Hollywood spielte dabei eine wichtige Rolle, später noch unterstützt von MTV. Dank unzähliger amerikanischer Filme, Fernsehserien und Musikvideos, die in Amerika spielen, wurden die Namen amerikanischer Städte, Straßen und Produkte weltweit bekannt: New York, Las Vegas, Fargo, Key Largo; Route 66; Micky Maus, Donald Duck, Bugs Bunny; DeLorean, Nike, American Express.

Können Sie außer Peking, Schanghai und Hongkong den Namen irgendeiner anderen chinesischen Stadt nennen? Oder den Namen einer chinesischen Sportschuhmarke?

Was, frage ich Sie, ist abgesehen vom Pandabären und einer ziemlich langen Mauer einzigartig und unverwechselbar chinesisch?

Und da liegt Chinas größtes Problem im 21. Jahrhundert.

Es hat nichts wahrhaft Eigenes.

Es stellt Sachen für andere her. Jedes Apple-Produkt ist für China ein Schlag ins Gesicht, wenn dort steht: Entwickelt von Apple in Kalifornien. Gefertigt in China. Ein unbegrenztes Angebot an billigen Arbeitskräften mag es einem ermöglichen, jedes Jahr eine neue Stadt zu bauen, aber im Endeffekt macht es einen nur zur Fertigungshalle für die Konzerne anderer Länder.

China will die Welt beherrschen. Aber ohne die sanfte Diplomatie der Kultur wird China immer nur die zweite Geige hinter den Vereinigten Staaten spielen.

Wo ist Chinas Ford?

Wo ist Chinas Coca-Cola?

Und wo, frage ich Sie, ist Chinas Disneyland?

Prolog

Provinz Guangdong, China

16. Februar

Außer Atem, blutend und schweißüberströmt warf Bill Lynch sich in den Höhleneingang. So schnell er konnte, krabbelte er auf allen vieren weiter hinein.

Eilig zog er sein Handy aus der Hosentasche.

KEIN SIGNAL. NUR NOTRUF.

»Scheiße«, murmelte er. Die Dreckskerle hatten das ganze Tal abgeschirmt.

Stimmen von draußen ließen ihn herumfahren. Sie sprachen Mandarin.

»… hier lang gegangen …«

»… in die Höhle in der Felswand …«

Lynch hörte das Klicken, mit dem sie ihre Sturmgewehre entsicherten.

Die Aussicht vom Höhleneingang nach draußen war atemberaubend; Bill Lynch sah ein breites Tal mit Seen, Flüssen und Wasserfällen. Und in der Mitte, umhüllt von der üblichen diesigen Luft Südchinas, erhob sich ein riesiger zentraler Berg, der bis in den Himmel zu reichen schien.

Spektakuläre Landschaften wie diese hatten die nahe gelegene Region Guilin zu Recht berühmt gemacht. Schon bald, dachte Lynch, würde diese Kopie der Landschaft von Guilin – denn es war eine Kopie, fast alles war Menschenwerk – berühmter sein als jeder andere Ort auf der Erde.

Und so wie es aussah, würde Dr. Bill Lynch – leitender Herpetologe vom Institut für Herpetologie an der University of Florida – das wohl nicht mehr miterleben.

In dem Moment wurde ihm der Geruch in der Höhle bewusst. Der widerliche Gestank von verwesendem Fleisch stieg ihm in die Nase.

So roch es im Bau eines Fleischfressers.

Erschrocken fuhr er herum, um sein neu gefundenes Versteck nach seinem Bewohner abzusuchen.

Aber die Höhle war leer – bis auf die abgenagten Skelette von drei großen Tieren. Sie sahen aus wie die Skelette von Pferden – ja, es waren Pferde, in dieser Höhle hundert Meter über dem Talboden. Die länglichen Schädel waren in erstarrten Entsetzensschreien nach hinten gebogen. Ihre blutigen Rippen zeigten himmelwärts.

Heilige Scheiße, dachte Lynch.

Er kannte die Kreatur, die hier lebte.

Die Höhle führte in die Felswand hinein, und auch wenn sie aussah wie eine natürlich entstandene Höhle, war sie das keineswegs. Man hatte ihr beim Bau dieses Aussehen gegeben. Tatsächlich befand sich im ansonsten völlig natürlich wirkenden Boden eine Metallplatte mit einem eingravierten ID-Code: E-39.

»Dr. Lynch!«, rief von draußen eine Stimme auf Englisch.

Lynch erkannte die Stimme und den chinesischen Akzent.

Sie gehörte Oberst Bao, Sicherheitschef des Zoos und Mistkerl durch und durch.

»Dr. Lynch, wir können es auf die schnelle und leichte Weise erledigen oder auf eine für Sie äußerst schmerzhafte. Bitte kommen Sie dort heraus, dann geht es ganz schnell.«

»Sie können mich mal!«

»Dr. Lynch. Wir können nicht zulassen, dass diese Einrichtung wegen eines bedauerlichen Unfalls zum Scheitern verurteilt ist.«

Lynch wich tiefer in die Höhle zurück, während er antwortete: »Bedauerlicher Unfall?! 19 Menschen sind tot, Oberst!«

»Beim Bau der Brooklyn Bridge starben über 20 Menschen, Dr. Lynch. Redet davon etwa noch jemand? Nein, alles, was die Welt sieht, ist ein Wunder seiner Zeit, eine großartige Leistung des menschlichen Erfindergeistes. So wird es auch hier sein. Wir werden die Menschheit in Erstaunen versetzen. Die ganze Welt wird uns darum beneiden.«

Lynch ging tiefer in die Höhle hinein. Nach einem Dutzend Schritten blieb er abrupt stehen.

Es war eine Sackgasse.

Ein plötzliches Piep! kam von seinem Handgelenk und als er hinschaute, sah er gerade noch, wie das grüne Kontrolllämpchen an seiner Armbanduhr ausging.

Lynchs Blut gefror. Sie hatten seinen Schallschirm deaktiviert. Jetzt besaß er keinen Schutz mehr vor den Tieren. Plötzlich begriff Lynch, was Bao damit gemeint hatte, als er sagte, sie könnten es auf die leichte oder auf die harte Tour machen.

»Sie können nicht jeden Zeugen töten, Bao!«, schrie Lynch.

»Doch, das können wir«, kam die Antwort. »Und wir werden es auch tun. Keine Sorge, Dr. Lynch – Ihr Tod wird ehrenvoll sein. Wir werden der Welt verkünden, dass es ein schrecklicher Unfall war, der Absturz eines Kleinflugzeugs. Ein Jammer, so viele intelligente Menschen bei einem einzigen Unfall zu verlieren. Natürlich wird unsere Einrichtung einen anderen Reptilienexperten finden müssen, der das zu Ende bringt, woran Sie gescheitert sind. Ich dachte an Ihren Schützling, die junge Dr. Cameron.«

Bill Lynch schrie: »Sie Dreckskerl! Ich gebe Ihnen einen kostenlosen Rat: Legen Sie sich nicht mit CJ Cameron an! Sie ist ein härterer Brocken, als ich jemals war.«

»Ich werde es sicher beherzigen.«

»Und noch was, Bao: Sie sind ein verfluchter Psychopath!«

Darauf kam keine Antwort.

Wahrscheinlich machten die chinesischen Soldaten sich gerade bereit, die Höhle zu stürmen.

Lynch wandte sich ab und suchte nach etwas, das er als Waffe verwenden konnte. Während er damit beschäftigt war, erschien hinter seinem Rücken im Höhleneingang ein großer reptilischer Kopf am Ende eines langen schlangenartigen Halses und starrte ihn direkt an.

Das Wesen gab kein Geräusch von sich.

Lynch brach eine Rippe aus einem Pferdeskelett und drehte sich um …

Das Tier stand jetzt im Eingang der Höhle.

Seine furchterregende Silhouette füllte den Eingang komplett aus und blockierte das Licht. Es war ein Prinz, erkannte Lynch, fast drei Meter groß mit einer Flügelspannweite von sechs Metern. Ein Rotbauch.

Die Bestie starrte ihn an, als wäre sie überrascht, einen Eindringling in ihrer Höhle vorzufinden.

Ihre Körperhaltung zeugte von einer gewaltigen Kraft. Im trüben Licht konnte Lynch die mächtigen Schultern und die rasiermesserscharfen Klauen erkennen. Die Flügel hatte die Bestie hinter ihrem Rücken zusammengefaltet. Der lange, mit Stacheln versehene Schwanz schwang mit kühler Berechnung hin und her.

Aber der Kopf bewegte sich nicht. Er blieb völlig reglos. Im Gegenlicht sahen die langen spitzen Ohren der Kreatur wie Teufelshörner aus.

Das riesige Reptil machte einen Schritt nach vorne. Es senkte den Kopf und schnupperte am Boden der Höhle.

Und dann, ganz langsam, öffnete es das Maul und entblößte zwei Reihen langer, gezackter Zähne.

Es knurrte – ein tiefer, wütender Laut.

Lynch spürte, wie sein Herz schneller schlug, und tief im analytischen Teil seines Verstandes wusste er, dass das Tier es auch spüren konnte.

Jetzt war ihm auch klar, warum Bao aufgehört hatte zu reden. Der chinesische Oberst und seine Männer hatten die Bestie kommen sehen und waren ihr klugerweise aus dem Weg gegangen.

Bill Lynch hatte keine Zeit mehr für weitere Gedanken, denn in dem Augenblick brüllte das Monstrum auf und stürzte sich auf ihn, und innerhalb von Sekunden lag Lynch auf dem Boden der Höhle, verzweifelt brüllend und Blut spuckend, während er bei lebendigem Leibe gefressen wurde.

Erste Evolution: Das unbekannte Ziel

Der Mythos des Drachen ist schon sehr eigenartig, denn es ist ein wahrhaft globaler Mythos.

Riesige schlangenartige Wesen tauchen in der Sagenwelt der ganzen Welt auf – in China, Skandinavien, Griechenland, Persien, Deutschland, Mittelamerika, Großbritannien, sogar Afrika.

Dafür gibt es keinen erkennbaren Grund. Wie konnte der Mythos von einer schlangenartigen Kreatur überall in der antiken Welt so einheitlich sein?

Aus: Drachen in der Geschichte

von Eleanor Lock

(Border Press, London 1999)

Hongkong, China

17. März

Einen Monat später

Der schnittige Privatjet schoss durch den Himmel über dem Südchinesischen Meer. Er beförderte zwei Passagiere, die zuvor noch nie in einem Privatjet geflogen waren: CJ Cameron und ihren Bruder Hamish.

Die Maschine war eine Bombardier Global 8000, das teuerste Privatflugzeug der Welt und bevorzugtes Transportmittel saudischer Prinzen und russischer Milliardäre. Diese Bombardier jedoch gehörte keiner Einzelperson – sie gehörte der chinesischen Regierung.

Dr. Cassandra Jane »CJ« Cameron schaute aus dem Fenster, als die Maschine auf dem Hongkong International Airport landete, einer ultramodernen Anlage, erbaut auf einer riesigen künstlichen Insel.

»Gibt es irgendwas, das China nicht bauen kann?«, fragte CJ mit Blick auf den Flughafen.

»Ich hab gehört, dass sie komplette Apple Stores nachgebaut haben«, erwiderte Hamish. »Hast du davon gelesen? Es waren nicht nur ein paar nachgemachte iPhones, es waren komplette gottverdammte Stores. Sie hatten sogar Genius Bars. Alle Angestellten glaubten, sie würden tatsächlich für Apple arbeiten!«

CJ warf ihrem Bruder einen Seitenblick zu. »Klugscheißer.«

Vor der Ausstiegstreppe des Jets wartete eine schwarze Maybach-Limousine auf sie. Daneben stand eine hübsche junge Chinesin in einem perfekt gebügelten marineblauen Kostüm. Jedes Haar auf ihrem Kopf saß akkurat an der richtigen Stelle. In ihrem Ohr steckte ein Bluetooth-Headset, das so aussah, als hätte es dort seinen ständigen Wohnsitz. Sie sprach in makellosem Englisch.

»Dr. Cameron, Mr. Cameron – willkommen in China«, sagte sie. »Mein Name ist Na; ich werde Sie während Ihres Aufenthaltes begleiten. Sollten Sie etwas benötigen – irgendetwas –, dann scheuen Sie sich nicht, mich zu fragen. Wir werden Ihnen jeden Wunsch erfüllen.«

Na ließ sie im Maybach Platz nehmen, der daraufhin durch ein Seitentor das Flughafengelände verließ – ohne Zollabfertigung und irgendwelche Formalitäten. Die Limousine brachte sie zum Hotel Four Seasons, wo sie in Penthouse-Suiten untergebracht wurden, die im Voraus bezahlt waren. Am nächsten Morgen, sagte man ihnen, werde man sie um Punkt neun Uhr abholen.

Das alles war sehr ungewohnt für CJ Cameron.

Einst eine renommierte Herpetologin – Expertin für Reptilien –, arbeitete CJ gegenwärtig als Tierärztin im Zoo von San Francisco. Die 36-Jährige maß zierliche 1,68 Meter und hatte durchdringende bernsteinfarbene Augen und schulterlanges blondes Haar.

CJ war fit, durchtrainiert und auf eine sportliche Weise hübsch. Oft sprachen Männer sie an, nur um sich dann brüsk wieder abzuwenden, wenn sie die grässlichen Narben sahen, die sich über die ganze linke Seite ihres Gesichtes zogen.

Die Narben erstreckten sich von ihrem linken Auge bis hinab zum Mundwinkel und sahen aus wie eine schiefe Reihe x-förmiger Kreuze. Der Augenchirurg hatte ihr das Augenlicht retten können, und dem plastischen Chirurgen, einem der besten in Amerika, war es gelungen, ihren Unterkiefer wiederherzustellen, aber vor den tiefen Schnittwunden in ihrer linken Wange hatte auch er kapitulieren müssen.

CJ war es egal – sowohl die oberflächlichen Männerbekanntschaften als auch die Herpetologie, von der sie sich nach dem Vorfall abgewandt hatte. Sie war ohnehin noch nie sehr mädchenhaft gewesen. Sie schminkte sich nicht und hatte keine Probleme damit, sich die Hände schmutzig zu machen. Die meiste Zeit verbrachte sie im Freien: Wandern, Campen, Reiten. Als leidenschaftliche Pferdenärrin zog sie die Gesellschaft von Pferden häufig der von Menschen vor.

Früher war sie die Stardozentin am Institut für Herpetologie der University of Florida gewesen, das allgemein als das beste Institut für Reptilienkunde in den USA galt. Spezialisiert auf Alligatorforschung hatte sie überwiegend an den Feldforschungsstätten der Universität in den Everglades gearbeitet.

Doch das war vorbei.

Zusätzlich zu ihrem Doktortitel in Herpetologie hatte sie noch eine abgeschlossene Ausbildung als Veterinärin, und heute arbeitete sie so weit wie möglich von jedem Alligator entfernt und kümmerte sich um kranke und verletzte Tiere in der Klinik des Zoos von San Francisco.

Deshalb war sie sehr überrascht gewesen, als ihr früherer Chef vom National Geographic, Don Grover, sie anrief und fragte, ob sie Lust hätte, nach China zu fliegen und etwas über einen neuen großen Zoo zu schreiben.

»Nein danke«, hatte CJ erwidert.

»Alle Spesen werden bezahlt. Privatjet. Piekfeines Hotel.«

»Solche Sachen beeindrucken mich nicht, Don.«

»Die Chinesen haben ausdrücklich nach dir verlangt.«

Das verblüffte sie. »Echt?«

»Sie haben deine Sachen gelesen. Offensichtlich haben sie ihre Hausaufgaben gemacht. Sie haben den Artikel erwähnt, den du für Nature über das Jagdverhalten von Leistenkrokodilen geschrieben hast, und die National Geographic-Doku, die du zusammen mit Bill Lynch über Alligator-Lautäußerungen gemacht hast. Die Chinesen hatten Lynch gebeten, zu kommen und einen Artikel über diesen Zoo zu schreiben, aber dann kam er bei diesem Flugzeugabsturz ums Leben. Jetzt wollen sie dich.«

CJ war sehr traurig über Bills Tod gewesen. Von ihm hatte sie alles gelernt, was sie wusste, und er hatte sie nach dem Unfall angefleht, nicht die Uni zu verlassen.

»Und sie wissen, dass du Mandarin sprichst«, sagte Grover, »was ein Riesenplus ist.«

Das war die Idee ihres Vaters gewesen. Als sie und Hamish klein waren, hatte ihr Vater, ein bescheidener Versicherungsvertreter mit einer unersättlichen Neugier und einer Vorliebe dafür, seine beiden Kinder auf unerträglich lange Campingausflüge mitzunehmen, darauf bestanden, dass sie Chinesisch lernten. »China ist die Zukunft, Kinder«, hatte er gesagt, »deshalb solltet ihr die Sprache lernen.« Es hatte sich als ein guter Rat erwiesen. Ihr Vater war nicht reich oder berühmt, aber in der Hinsicht war er seiner Zeit voraus gewesen. Und was die Campingausflüge anging, so tat er immer die Klagen seiner Kinder mit der heiteren Bemerkung ab: »He, das dient der Charakterbildung.«

»Mit Fotos?«, fragte CJ.

»Es soll ein mehrseitiger Farbartikel werden, Mädchen. Komm schon, tu es für mich. Die chinesische Regierung zahlt mir einen Riesenhaufen Geld für die Sache – das deckt meine Rechnungen für die nächsten fünf Jahre ab, und dein Honorar reicht für zehn.«

»Ich will meinen eigenen Fotografen mitnehmen«, verlangte CJ.

»Wen?«

»Hamish.«

»Verdammt, CJ. Solange ich ihn nicht aus dem Knast rauskaufen muss, weil er die Tochter irgendeines hohen Ministers entjungfert hat …«

»Mit Hamish oder gar nicht.«

»Okay, okay. Nimm deinen blöden Bruder mit. Kann ich den Chinesen sagen, dass du dabei bist?«

»Also gut. Ich bin dabei.«

Und so bestiegen CJ und ihr Bruder eine Woche später den Privatjet nach China.

Um neun Uhr am nächsten Morgen traten CJ und Hamish aus der Hotellobby, vor der bereits Na und der Maybach in der Auffahrt warteten. Na war wieder mit ihrem perfekten marineblauen Kostüm und dem Bluetooth-Headset ausgerüstet.

CJ trug ihre Standard-Feldmontur: Wanderstiefel, eine hellbraune Cargohose, ein schwarzes T-Shirt mit dem Emblem der San Francisco Giants und eine abgewetzte braune Lederjacke. Um ihren Hals hing ein Lederband mit dem acht Zentimeter langen Zahn eines Leistenkrokodils – ein Geschenk von Bill Lynch. Das Haar hatte sie zu einem lässigen Pferdeschwanz zusammengebunden. Schließlich besuchten sie ja nur einen Zoo.

Sie und Hamish setzten sich auf den Rücksitz des Maybach, und der Wagen fuhr los. Ziel war ein Militärflughafen 30 Kilometer landeinwärts. CJ war immun gegen die Verlockungen kostspieliger Gastfreundschaft, aber Hamish nicht. Er saß auf dem Rücksitz der Limousine und mampfte nicht nur eine Tüte Kartoffelchips, sondern gleich zwei.

»Wie cool ist das denn, Streifenhörnchen?« Er grinste. »Eine kostenlose Minibar!«

»Nichts ist umsonst, Hamish.«

»Aber es gibt solche Sachen wie kostenlose Flüge, kostenlose Penthouse-Suiten in teuren Sechs-Sterne-Hotels und …« Ein verstohlener Blick zu Na, die vorne auf dem Beifahrersitz der Limousine saß. »… kostenlose Badartikel.«

CJ verdrehte die Augen. »Sag nicht, du hast das Hotelshampoo geklaut.«

»Und die Spülung.« Hamish trug seine abgenutzte Fotojournalisten-Weste mit den vielen Taschen über einem Bob-Dylan-T-Shirt. Er schlug die Klappe einer Seitentasche hoch, in der vier Fläschchen Shampoo und Spülung zum Vorschein kamen. »Das ist Molton Brown. Oberste Sahne.«

»Wozu brauchst du Shampoo? Du duschst dich fast nie.«

»Ich dusche mich.« Hamish schnupperte an seiner Achselhöhle.

»Du bist ein Idiot.«

»Nein, ich bin ein geiler Typ.« Hamish ließ sich wieder in den Sitz zurücksinken und mampfte weiter an seinen Kartoffelchips.

Die beiden hätten kaum unterschiedlicher sein können – weder an Körpergröße noch Charakter. Der Bär und das Streifenhörnchen, so hatte ihre Mutter sie immer genannt.

Es passte.

Der vier Jahre jüngere Hamish mit seinen 1,90 Metern war in jeder Hinsicht groß – als Fotograf und Videofilmer, der Touren durch Afghanistan und den Irak gemacht hatte, lebte er auf großem Fuß, ließ keine Party aus, trank ein bisschen zu viel und geriet ständig in Schwierigkeiten. Er hatte sogar übergroße Gesichtszüge: ein breites Gesicht, ein kantiges Kinn, große blaue Augen und eine laute, dröhnende Stimme. Meistens war er unrasiert. Am rechten Handgelenk trug er ein rotes Plastikarmband, um das mehrere Surfer-Armbänder aus Hanf geflochten waren.

Im Gegensatz zu ihm war CJ immer ein braves Mädchen gewesen – ruhig, reif, zurückhaltend und sehr akademisch. Ein beinahe fotografisches Gedächtnis war ihr dabei sehr gelegen gekommen.

Während Hamish sich in Kriegsgebieten und auf Partys herumtrieb, arbeitete sie an der Uni und verfasste Artikel über ihr Spezialgebiet, das Verhalten von Reptilien, vor allem das von Krokodilen und Alligatoren. Unter anderem war es CJ gewesen, die die Intelligenz der großen Panzerechsen gemessen hatte und nachweisen konnte, dass sie ebenso intelligent oder sogar intelligenter waren als Schimpansen.

Andere intelligente Tiere – Schimpansen, Wölfe, Hyänen etwa – waren in der Lage, einfache Fallen zu stellen. Krokodile dagegen stellten ihre Fallen oft schon mehrere Tage im Voraus. Ein sechs Meter langes Leistenkrokodil konnte jemanden vier Tage in Folge dabei beobachten, wie er morgens um halb acht zum Ufer herunterkam, um nach den Hummerfallen zu sehen, um ihm dann am fünften Tag direkt unter der Wasseroberfläche aufzulauern und sich auf ihn zu stürzen. Krokodile besaßen eine außergewöhnliche Geduld und ein erstaunliches Gedächtnis. Ihre Fähigkeit, routinemäßige Abläufe zu erkennen, war unglaublich; manchmal legten sie Hinterhalte, die auf wöchentlich, ja sogar monatlich wiederkehrenden Verhaltensmustern ihrer Beute basierten.

CJs beachtlicher beruflicher Erfolg hatte sich jedoch nicht in ihrem Privatleben widergespiegelt. Während Hamish im Laufe der Jahre unzählige Liebschaften hatte, konnte man bei CJ die ernsthaften Beziehungen an einer Hand abzählen – wirklich ernst gewesen war es im Grunde nur einmal, mit Troy, und das hatte böse geendet, unmittelbar nach dem Unfall, bei dem ihr Gesicht zerstört wurde. Nur Hamish hatte immer zu ihr gestanden, ihr ewig treuer Bruder.

»Alles okay da hinten?«, fragte Na vom Beifahrersitz aus.

»Alles bestens«, antwortete CJ mit einem Seitenblick auf die gestohlenen Haarpflegeprodukte ihres Bruders.

»Denken Sie daran: Wir erfüllen Ihnen jeden Wunsch«, sagte Na, während die Limousine von der Hauptstraße abbog und ohne anzuhalten durch das Tor des Militärflughafens fuhr. Offensichtlich wusste man dort schon Bescheid. »Wenn Sie etwas brauchen, sagen Sie es einfach.«

Der Maybach fuhr auf die Rollbahn, wo schon die Bombardier von gestern mit ausgefahrener Treppe auf sie wartete. Sofort fiel CJ auf, dass etwas an dem Privatjet anders war.

Alle Fenster waren verdunkelt.

Misstrauisch ging CJ die Treppe hinauf.

»Warum sind die Fenster verdunkelt?«, flüsterte sie Hamish zu.

»Ich habe keine Ahnung«, antwortete ihr Bruder, ebenso besorgt. Er hatte sich seine digitale Spiegelreflexkamera, eine Canon EOS 5D, über die Schulter gehängt.

Als sie die luxuriöse Hauptkabine des Jets erreichten, blieb CJ überrascht stehen.

In der Kabine saßen bereits zwei Amerikaner, beides Männer, von denen einer gerade von einem chinesischen Fernsehteam interviewt wurde.

CJ blieb in der Tür stehen, um nicht zu stören.

Sie war schon immer eine gute Beobachterin gewesen, der kaum etwas entging. Sie vermutete, dass es von der Raubtierbeobachtung in freier Wildbahn kam – man buddelte sich nicht irgendwo ein, um ein Krokodil oder einen Alligator zu belauschen, ohne vorher nach anderen Raubtieren Ausschau zu halten. Wenn sie irgendwo in einem Einkaufszentrum, in einer Besprechung oder hier in diesem Privatjet war – immer suchten CJs Augen die Umgebung nach interessanten Details ab. Und mit ihrem ausgezeichneten Gedächtnis merkte sie sich alles.

Auch hier fielen ihr viele Details auf.

Auf einem Aufkleber auf der Fernsehkamera stand CCTV – das chinesische Staatsfernsehen. Die Jacke des Kameramannes war ein billiges Lacoste-Imitat, sehr verbreitet in China. Die Reporterin sah aus wie eine Stewardess in ihrem eleganten braunen Kostüm mit dem gleichen CCTV-Logo auf der Brusttasche. Der Amerikaner, der interviewt wurde – und er schien sich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit sichtlich wohlzufühlen –, war ein korpulenter Mann von etwa 50 Jahren mit einem sorgfältig gestutzten grauen Bart, der ganz offensichtlich den Zweck hatte, seine Hängebacken zu überdecken, die Wangen eines Mannes, der zu viele ausgiebige Mittagessen genossen hatte.

»Das ist Seymour Wolfe«, flüsterte Na ehrfürchtig, »von der New York Times

Die Erklärung hätte die Chinesin sich sparen können. CJ wusste, wer er war. Jeder wusste, wer Seymour Wolfe war.

Er war nicht nur irgendein Kolumnist der Times, er war der Kolumnist, der bekannteste und einflussreichste Kommentarschreiber des Blattes. Nach einigen erfolgreichen Büchern über Kultur und Politik des 21. Jahrhunderts galt er als der Mann, der Amerika die Welt erklärte.

Und es schien ihm, wie CJ auffiel, absolut nichts auszumachen, in einem Jet mit abgedunkelten Fenstern zu fliegen.

CJ schnappte ein paar Bruchstücke von Wolfes Interview auf:

»… ich habe 2008 die Olympischen Spiele in Peking besucht. Was für ein grandioses Schauspiel! Hier geht alles so schnell. Wenn die Regierung will, dass ein neuer Hochgeschwindigkeitszug gebaut wird, dann wird er gebaut. Wenn sie eine neue Stadt will, wird eine neue Stadt errichtet. Es ist alles so dynamisch …«

»… China ist die Zukunft, und der Rest der Welt sollte sich besser an den Gedanken gewöhnen. Jeder fünfte Mensch auf diesem Planeten ist ein Chinese …«

Die CCTV-Reporterin lächelte strahlend und fragte beinahe unterwürfig: »Sind Sie schon aufgeregt wegen dem, was Sie heute sehen werden?«

Wolfe lehnte sich zurück und erwiderte das Lächeln. »Ich bin mir nicht sicher, was ich denken soll, da ich noch nicht genau weiß, was ich zu sehen bekomme. Wenn China den Zoo neu erfunden hat, bin ich natürlich neugierig, wie das Ergebnis aussieht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas Kleines sein wird. Ich bin … wie soll ich sagen … vorsichtig gespannt.«

Das Interview endete, und CJ und Hamish wurden in die Kabine gebeten.

Na stellte sie Wolfe vor, bevor sie auf seinen wesentlich jüngeren Begleiter zeigte. »Und das ist Mr. Aaron Perry, ebenfalls von der New York Times, von der Online-Redaktion.«

Aaron Perry war um die 30 und hatte schwarzes Haar, das er sorgfältig mit größeren Mengen Haargel zu einer Stachelfrisur geformt hatte. Er trug eine Brille mit einem dicken Rahmen und einen Designeranzug und hatte das Auftreten von jemandem, der mehr wusste als man selbst. Er lümmelte auf seinem Sitz.

CJ hatte noch nie von ihm gehört, Hamish aber offensichtlich schon.

»Sie sind der Twitter-Typ!« Hamish strahlte. »Mann, ich bin einer Ihrer treuesten Follower. Vergessen Sie die Zeitung, ich bekomme alle meine Nachrichten von Ihrem Twitter-Account.«

»Danke.« Perry lächelte vage, offenbar viel zu cool, um auf Lob zu reagieren. Er hielt ein kleines Samsung-Smartphone hoch. »Mein Büro. Heute allerdings nicht.«

»Warum nicht?«, fragte CJ.

Na antwortete darauf. »Unser Ziel ist ein Hochsicherheitsbereich, der von einer elektronischen Abschirmung geschützt wird. Es gelangen keine Mobilfunksignale hinein oder hinaus.«

»Und die verdunkelten Fenster?«, wollte Hamish wissen. »Sollen wir nicht sehen, wohin die Reise geht?«

»Bitte vergeben Sie uns, aber der genaue Standort unseres Zoos ist ein streng gehütetes Geheimnis, jedenfalls jetzt noch. Es muss nicht nur jede Mobilfunkortung unmöglich sein, sondern auch jede visuelle Ortsbestimmung. Sie werden es verstehen, wenn wir dort sind. Es tut mir wirklich leid.«

Die verdunkelte Bombardier hob noch nicht sofort ab. Offenbar erwartete man noch weitere Passagiere.

Während die Maschine noch stand, kam die chinesische Fernsehreporterin zu CJ.

»Dr. Cameron?«, fragte sie. »Dr. Cassandra Cameron vom Zoo in San Francisco? Ich bin Xin Xili von China Central Television. »Würden Sie mir ein kurzes Interview geben?«

»Sicher«, meinte CJ.

Die Reporterin taxierte CJ rasch. Ihr Blick verharrte einen winzigen Moment auf den Narben auf ihrer linken Wange. Es war keine besonders angenehme Musterung.

Als das Interview begann, verschwand das anbiedernde Lächeln, das die Reporterin Wolfe gezeigt hatte.

»Sie sind Expertin für Reptilien, nicht wahr, Dr. Cameron?«, fragte Xin schnell.

»Das bin ich.«

»Einer der weltweit führenden Experten für große Reptilien wie das Nilkrokodil, das australische Leistenkrokodil, die amerikanischen und chinesischen Alligatoren?«

»Das ist korrekt«, antwortete CJ.

»Nicht mehr lange«, sagte Xin kurz angebunden.

Dann signalisierte sie dem Kameramann, die Aufzeichnung zu stoppen, lächelte CJ verkniffen an und drehte sich um.

CJ sah ihr verdutzt nach.

In diesem Moment hielt ein weiterer Privatjet neben der Bombardier, eine kleinere und wesentlich ältere Gulfstream.

Als CJ durch die offene Tür nach draußen schaute, sah sie, dass auf der Seite des Flugzeugs eine amerikanische Flagge aufgemalt war, dazu die Worte UNITED STATES DIPLOMATIC SERVICE.

Zwei Männer in Anzügen stiegen aus der Gulfstream und kamen zur Bombardier herüber.

Der größere und ältere der beiden – er trug einen perfekten grauen Anzug und hatte perfektes silbernes Haar, eine perfekte Tennisbräune und perfekte Zähne – stolzierte in den Jet, als gehörte er ihm. Er lächelte alle Anwesenden breit an, das geübte Lächeln eines professionellen Politikers.

»Tut mir leid, dass Sie warten mussten, Leute«, sagte er mit einem breiten texanischen Akzent. CJ bemerkte, dass er teure Cowboystiefel trug. »Ich bin Kirk Syme, US-Botschafter in China. Komm gerade von Peking hergeflogen. Hatte den Präsidenten an der Strippe. Sie wissen ja, wie das ist, wenn der Boss anruft. Bleibt einem nichts anderes übrig als ranzugehen.« Er zeigte auf seinen Begleiter. »Das ist Greg Johnson, mein persönlicher Referent aus der Botschaft in Peking.«

Johnson war eine jüngere und kompaktere Version von Syme: um die 40, mit kurz geschnittenem grau meliertem Haar und wachen dunklen Augen. Er bewegte sich etwas merkwürdig, fand CJ, angespannt, leicht gebeugt, wie ein Sportler, der es nicht gewohnt war, einen Anzug zu tragen. Sie sah auch, dass er keine Cowboystiefel trug wie sein Chef, sondern gewöhnliche Halbschuhe.

Nachdem alle angeschnallt waren, wurde die Treppe der Bombardier eingefahren, und der Jet rollte auf die Startbahn.

CJ fühlte sich leicht unwohl in diesem abgedunkelten Flugzeug. Es wirkte seltsam und, na ja, auch ein bisschen klaustrophobisch. Zuzulassen, dass man zu einem unbekannten Ziel geflogen wurde, verlangte einem ein hohes Maß an Vertrauen ab. Aber andererseits war sie hier mit einigen ziemlich bedeutenden Promis unterwegs – dem US-Botschafter in China und zwei angesehenen Journalisten der New York Times –, und denen schien das ganze Arrangement nichts weiter auszumachen.

Die Bombardier hob ab und flog nach Gott-weiß-wohin.

Der Flug dauerte etwa zwei Stunden.

Wir könnten überall in Südostasien sein, dachte CJ. Dank der abgedunkelten Fenster wusste sie nicht einmal, ob sie in gerader Linie flogen oder im Kreis.

Den Chinesen war wirklich sehr daran gelegen, den Standort ihres neuen Zoos geheim zu halten.

Als sie schließlich landeten, rollte die Bombardier einige Minuten, bevor sie an einem Flugsteig anhielt. Die sechs amerikanischen Gäste stiegen aus und fanden sich in einem nagelneuen Flughafenterminal wieder. Wände und Boden funkelten regelrecht. Keiner der vielen Shops war geöffnet, aber sie sahen aus, als könnten sie jeden Moment loslegen. Das gesamte Terminal, offensichtlich dafür gebaut, Tausende von Fluggästen abzufertigen, war gespenstisch leer.

Hohe Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten, gaben den Blick auf die Landschaft draußen frei: spektakuläre Berge und moosbedeckte Kalksteinkuppen.

»Aha, wir sind noch in Südchina«, meinte Seymour Wolfe. »Wenn ich raten sollte, würde ich sagen, wir befinden uns im Norden der Provinz Guangdong.«

Na nickte und lächelte.

Während die Gäste durch den leeren Flughafen geführt wurden, sagte Wolfe: »Diese Gegend ist berühmt für ihre unglaublichen Landschaften. Hoch aufragende Gipfel und moosbewachsene Hügel. Es gibt hier einen berühmten Krater, der dem Meteor Crater in Arizona nicht unähnlich ist; er ist nicht so groß wie der Meteor Crater, aber wunderschön, perfekt rund, und im Laufe der Jahrtausende hat er sich mit Wasser gefüllt, deshalb nennt man ihn den Crater Lake.«

»Das stimmt, Mr. Wolfe«, erwiderte Na. »Crater Lake wurde von einem Nickelmeteoriten geschaffen, der vor ungefähr 300 Millionen Jahren hier eingeschlagen ist.«

»Lassen Sie sich nicht täuschen«, fuhr Wolfe fort. »Mit seinen Naturwundern und Industriezentren ist Südchina ein wirtschaftliches Schwergewicht, der Motor des ganzen Landes. In den beiden Metropolen dieser Region, Guangzhou und Dongguan, leben 60 Millionen Menschen. Aber man muss nur ein kurzes Stück landeinwärts fliegen, und die Städte verschwinden und man reist in der Zeit zurück in Landschaften wie diese. Hier draußen gibt es nur kleine von Reisbauern bewohnte Dörfer.«

Drei Männer erwarteten sie am Ausgang.

Alle drei waren Chinesen.

Der erste war bekleidet mit einem leuchtend roten Blazer und einer gelben Krawatte. Er hatte glatt gegeltes Haar und einen bleistiftdünnen Schnurrbart. Na stellte ihn als Zhang vor, Vizedirektor des Zoos. CJ bemerkte, dass er einen nervösen Tic hatte: Immer wieder strich er seine Krawatte glatt, als wäre eine Falte darin, die er nicht wegbekam.

Der zweite Mann trug eine Militäruniform. Die Sterne auf seinen Schultern wiesen ihn als Oberst aus. Er hatte keine nervösen Tics; er stand in der sicheren, festen Haltung eines Kommandanten da, der es gewohnt war, dass man seinen Befehlen gehorchte.

Na stellte ihn als Oberst Bao vor, und als er CJ die Hand schüttelte, sagte er auf Englisch: »Dr. Cassandra Cameron? Sie waren Dr. Bill Lynchs Doktorandin, nicht wahr? Er hat unseren Zoo besucht. Ich war sehr betrübt über seinen Tod.«

»Genau wie ich«, erwiderte CJ.

Der dritte Chinese war der jüngste der drei, ein schlanker, gut aussehender Mann von etwa 45 Jahren. Er trug einen schicken marineblauen Anzug und eine dunkle Krawatte – die Standardgarderobe der Kommunistischen Partei. Ein körperliches Merkmal war auffällig: Direkt über seinem rechten Auge hatte er einen scharf abgegrenzten Fleck aus weißen Haaren in seiner ansonsten rabenschwarzen Frisur, ein Phänomen, das man als Poliosis bezeichnet. CJ war in ihrem Leben schon mehreren Leuten mit Poliosis begegnet, und sie alle hatten den störenden weißen Haarfleck gefärbt, damit er nicht mehr zu sehen war. Dieser Mann hatte nichts dergleichen getan; in einem Land, in dem praktisch alle Menschen schwarze Haare hatten, machte diese weiße Stirnlocke ihn zu etwas Besonderem, und damit war er offensichtlich ganz zufrieden.

»Hallo!«, sagte er fröhlich auf Englisch. »Ich bin Hu Tang.«

Während Hu Hände schüttelnd die Reihe der Besucher abschritt, flüsterte Seymour Wolfe CJ zu: »Lassen Sie sich nicht von seinem Alter irreführen. Hu Tang ist die einflussreichste Person hier. Das jüngste Politbüromitglied aller Zeiten. Er ist das, was man hier einen ›Prinzling‹ nennt, ein Angehöriger der Roten Aristokratie, also der Parteimitglieder, die ihre Herkunft auf große Revolutionäre wie Mao zurückführen.

Hu Tang hat in Harvard studiert und gehört zur Neuen Welle. Er hat die Einrichtung der Großen Firewall von China beaufsichtigt, des Systems, das das Internet im Lande zensiert. Jetzt ist er der Kopf der Zentralen Propaganda-Abteilung und Mitglied der allmächtigen Ständigen Kommission des Politbüros.«

»Die haben hier eine Propaganda-Abteilung?«, fragte Hamish ungläubig.

CJ ignorierte ihn. »Der US-Botschafter und ein politisches Schwergewicht? Was ist das für ein Zoo?«

»Das frage ich mich auch«, erwiderte Wolfe.

Hu Tang breitete die Arme aus. »Meine Damen und Herren, willkommen. Willkommen am erstaunlichsten Ort der Erde!«

Es folgte ein kurzer Fußmarsch zu einem wunderschönen – und ebenfalls nagelneuen – von Glas umschlossenen Bahnhof. Es war ein einziger riesiger Raum mit einem geschwungenen Dach aus Glas und Stahl.

Vier hochmoderne Magnetschwebebahnen standen an parallelen Bahnsteigen unter dem hohen, ausladenden Dach. Die wie Geschosse geformten Züge sahen sehr schnell und sehr, sehr leistungsstark aus.

Ein riesiges rotes Schild über dem Bahnhof verkündete auf Englisch und Mandarin:

Willkommen im Großen Zoo von China!

Kaum eine Minute später saßen CJ, Hamish und ihre prominenten Begleiter in einem der Züge und zischten mit 600 Stundenkilometern durch einen Tunnel, auf dem Weg zu diesem rätselhaften Zoo.

Während der Zug durch den Tunnel schoss, unterhielten sich Hu Tang und Vizedirektor Zhang mit dem US-Botschafter und seinem Referenten.

Selbst in einer Gruppe wie dieser, begriff CJ, gab es eine unterschwellige Hierarchie, und ein guter Gastgeber sprach immer zuerst mit den wichtigsten Gästen.

CJ und Hamish saßen mit den beiden Journalisten ein paar Plätze weiter. Die Lichter des Tunnels blitzten vor den Fenstern vorbei wie Laserstrahlen in einem Science-Fiction-Film.

»Diese Region Chinas ist der perfekte Ort für eine neue Touristenattraktion«, sagte Wolfe. »Das Wetter ist besser als im Norden, und wirtschaftlich und touristisch brummt die Gegend auch jetzt schon.

Hongkong ist die Partystadt, ganz Glitzer und Glamour. Macau ist Vegas, ein Pilgerort für Glücksspieler. Das Mission Hills Golf Resort liegt nicht weit von hier – 18 Golfplätze, entworfen von Leuten wie Jack Nicklaus, Greg Norman, Nick Faldo und Annika Sörenstam. Der größte Golfkomplex der Welt. Aber das ist nun einmal das, was China besser kann als jeder andere.«

»Was?«, fragte Hamish.

»Groß«, antwortete Wolfe. »Groß ist das, was China besser kann als jedes andere Land der Welt, die USA eingeschlossen. Mission Hills ist das perfekte Beispiel. Wie baut man 18 Golfplätze – Golfplätze – in den Regenwald von Guangdong? Ganz einfach. Man bezahlt den besten Golfplatzarchitekten der Welt jeden Preis, den sie verlangen, und dann schafft man eine Armee von Arbeitern und einen Haufen Dynamit heran und formt die Landschaft nach seinen Vorstellungen um. Und dann baut man Hotels neben die Golfplätze und besorgt sich eine superschnelle Fähre, die Golfspieler von Hongkong aus dorthin bringt, und – voilà! – fertig ist das Mega-Resort.«

»Glauben Sie, so haben sie es auch mit diesem Zoo gemacht?«, fragte CJ.

Wolfe zuckte mit den Achseln. »Man munkelt schon länger von einem größeren Projekt in dieser Gegend. Es gibt Gerüchte, dass vor einiger Zeit ein Flugverbot über diese Region verhängt wurde, und da alle hiesigen Fluggesellschaften dem Staat gehören, ist es natürlich leicht durchzusetzen.«

»Klingt teuer«, meinte Hamish.

»In einer Welt der Staatsverschuldung, junger Mann, ist China einer der größten Kreditgeber. Das Land hat die größten Geldreserven der Welt – 3,7 Billionen bei der letzten Zählung. Und darin sind noch nicht mal die 1,4 Billionen enthalten, die die Vereinigten Staaten ihm schulden!

Als sie den Drei-Schluchten-Damm bauten – den größten Staudamm aller Zeiten –, mussten sie keine einzige Staatsanleihe ausgeben. Sie bezahlten alles aus den nationalen Rücklagen. In den letzten zehn Jahren hat China über 3000 Kilometer Magnetbahntrassen wie diese hier gebaut, ohne einen einzigen Cent Kredit aufnehmen zu müssen.

Kosten spielen keine Rolle. China verfügt über einen unerschöpflichen Vorrat an billigen Arbeitskräften, um seine Infrastruktur auszubauen. Seit die Briten im 19. Jahrhundert überall ihre Eisenbahnen bauten, hat die Welt keine so umfangreichen Infrastrukturmaßnahmen mehr erlebt.«

Jetzt blickte Aaron Perry, der Twitter-Mann, auf und schaltete sich in das Gespräch ein. Bis dahin hatte er sich auf seinem ansonsten nutzlosen Smartphone Notizen gemacht. »Und aus der Sicht des chinesischen Volkes, angeführt von der glorreichen Kommunistischen Partei, schreitet China von einer großen Errungenschaft zur nächsten voran. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua ist das Sprachrohr der Partei und würde nie eine ihrer Verlautbarungen infrage stellen. Nehmen Sie nur mal den großen Medienschwindel, den Chinas BIP-Zahlen darstellen.«

»Müssten die nicht ziemlich sensationell sein?«, fragte CJ.

»Sie sind sensationell«, erwiderte Perry. »Ein bisschen zu sensationell. Westliche Nationen brauchen drei Monate, um ihr Bruttoinlandsprodukt zu ermitteln. In China dauert es eine Woche. Eine Woche. Es ist fast so, als würde die Regierung den einzelnen Regionen vorschreiben, welche Zahlen sie präsentieren sollen.

Und niemand in den chinesischen Medien zweifelt diese Zahlen an. Wer würde es auch wagen? Man darf nicht vergessen, dass die Kommunistische Partei Chinas das erfolgreichste autoritäre Regime der Geschichte ist. Sie ist gnadenlos repressiv. Der Welt gegenüber zeigt China ein freundliches und lächelndes Gesicht, aber das ändert nichts daran, dass es ein überaus gefährlicher Ort für Dissidenten ist.

Nehmen Sie den Platz des Himmlischen Friedens. Das Massaker, das dort 1989 stattfand, wurde aus der chinesischen Geschichtsschreibung gelöscht. Zum 25. Jahrestag des Massakers wurden bekannte Aktivisten, Künstler, Journalisten und Studenten verhaftet und 15 Tage lang in ›Untersuchungsgefängnisse‹ gesperrt, damit sie nicht darüber reden konnten. Wenn Sie auf einem Computer in China ›Platz des Himmlischen Friedens‹ googeln, bekommen Sie nur Touristeninformationen über den Platz. Touristeninformationen! Kein einziges Wort über das Massaker. Die chinesische Regierung toleriert keine Abweichung in irgendeiner Form und bringt rasch und kompromisslos jeden zum Schweigen, der Veränderungen vorschlägt.«

Hamish nickte. »Genau. Wie bei Bob Dylan.«

Perry verstummte verständnislos.

Wolfe blickte verwirrt. »Hm?«

»Bob Dylan«, wiederholte Hamish. »Der Sänger. Sie wissen schon: ›Blowin’ in the Wind‹, ›All Along the Watchtower‹.«

»Wir wissen, wer Bob Dylan ist«, sagte Wolfe.

»Dylan hat vor ein paar Jahren ein Konzert in China gegeben. Aber das chinesische Kulturministerium bestand darauf, vorher die Setlist zu genehmigen. Und Dylan hat nicht ›The Times They Are a-Changin’‹ gesungen. Ich meine – das ist sein bekanntester Song. Ein Lied über Veränderungen. Die chinesische Regierung hatte Angst vor einem Song. Verfolgen Sie denn gar nicht die Musikszene?«

Wolfe hüstelte. »Na ja, nicht wirklich.«

Hamish zeigte auf das Bob-Dylan-T-Shirt unter seiner Weste. »Sie glauben doch nicht, dass ich dieses T-Shirt rein zufällig angezogen habe, oder?«

CJ lächelte ihren Bruder an.

»Aber trotzdem hat China ein Problem«, nahm Wolfe seine Rolle als Informationsgeber wieder auf.

»Welches?«, fragte CJ.

»Der Bau des Drei-Schluchten-Damms wurde von einer amerikanischen Firma geleitet, Harza Engineering. Der neue Hongkong International Airport wurde von Norman Foster, dem britischen Architekten, entworfen. Diese Magnetschwebebahn hier kann nur von einem deutschen Unternehmen gebaut worden sein, entweder Siemens oder ThyssenKrupp.

Chinas Problem ist, dass es nichts aus eigener Kraft baut. Was wir auch sehen werden, achten Sie auf die Nationalität der Konstrukteure und Experten, die es gebaut haben. Nur wenige davon werden Chinesen sein. Aber trotzdem …«, Wolfe zuckte mit den Achseln, »… muss ich zugeben, dass ich wirklich sehr gespannt bin. Eine Horde internationaler Journalisten einzufliegen, um ihnen einen neuen Zoo zu präsentieren, ist erst mal noch nicht besonders welterschütternd. Auch nicht, dass der US-Botschafter dabei ist – vielleicht hat er einer US-Firma geholfen, einen wichtigen Vertrag für das Projekt zu bekommen oder so etwas. Aber die Anwesenheit von Hu Tang wirft ein ganz neues Licht auf diesen mysteriösen Ausflug. Politbüro-Prinzlinge betätigen sich nicht als Fremdenführer. Irgendwas ist hier im Gange. Irgendwas Großes. Und wie es aussieht, bekommen wir einen Platz in der ersten Reihe.«

Er deutete mit dem Kopf über CJs Schulter. Sie drehte sich um.

Hu Tang und Vizedirektor Zhang – gefolgt und gefilmt vom CCTV-Team – kamen durch den Gang auf sie zu.

Hu blieb vor den Besuchern stehen.

Er warf einen kurzen Blick auf den Vizedirektor, der auf seine Armbanduhr schaute und dann nickte.

CJ bemerkte es. Es war so, als sollte die folgende Rede mit irgendetwas genau zusammentreffen.

»Meine Damen und Herren«, begann Hu. »Vielen Dank, dass Sie uns an diesem verheißungsvollen Tag mit Ihrer Anwesenheit beehren. Heute werden Sie Zeuge eines Projektes werden, das mit nichts zu vergleichen ist, was Sie jemals gesehen haben, ein 244-Milliarden-Dollar-Projekt, das eine 40-jährige Bauzeit hinter sich hat. Es ist ein Zoo, der unter absoluter Geheimhaltung erbaut wurde, denn wenn wir ihn der Öffentlichkeit präsentieren, wird er für eine weltweite Sensation sorgen.

das hier

In dem Moment raste der Hochgeschwindigkeitszug ins grelle Sonnenlicht, und CJ starrte auf eine atemberaubende Aussicht.

Der Zug fuhr über eine riesige Bockbrücke, die eine etwa 120 Meter breite und 150 Meter tiefe Schlucht überspannte. Doch so spektakulär die Schlucht auch war, sie war nicht der Anblick, der CJs Aufmerksamkeit fesselte.

Am anderen Ende der Schlucht erhob sich eine absolut kolossale Landschaftsformation, die einem Vulkan ähnelte, mit hohen geneigten Hängen, die offenbar ein riesiges Tal einschlossen. Das Tal schien rechteckig zu sein, und die Seiten erstreckten sich über viele Kilometer in die Ferne.

Ein monumentaler Berg ragte aus dem Zentrum des rechteckigen Kraters auf, ein Gipfel wie aus dem Bilderbuch.

Und um diesen Gipfel flogen, mit ausgebreiteten Flügeln träge dahingleitend, sieben gewaltige Kreaturen, Tiere, die viel größer waren als alle fliegenden Tiere, die CJ kannte.

Selbst aus dieser Ferne – und der Zug war noch immer einige Kilometer von dem Krater entfernt – konnte CJ deutlich ihre Formen erkennen: geschmeidige, schlangenhafte Körper, lange schlanke Hälse und, am verblüffendsten von allem, riesige Fledermausflügel.

Fünf der Kreaturen waren etwa so groß wie Busse, die übrigen beiden noch größer; sie hatten ungefähr die Größe von kleinen Flugzeugen.

»Großer Gott …«, staunte Wolfe mit offenem Mund.

»Heiliger Bimbam …«, keuchte Hamish.

CJ konnte es auch nicht glauben, aber dort waren sie, direkt aus dem Reich der Mythologie und vor ihr in der Luft kreisend.

Es waren Drachen.

»Meine Damen und Herren.« Hu grinste. »Willkommen in unserem Zoo. Willkommen im Großen Drachenzoo von China!«