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Vielleicht spinne ich ja schon. Oder auch nicht. Wer weiß das schon? Der Baum, an dem ich gerade lehne? Der vielleicht am ehesten. Der kennt mich schon so lange, und er ist beständig. Vielleicht ist er das Beständigste, das mir in meinem Leben je begegnet ist.

Aber jetzt bin ich bald fünfzig. Fünfzig. Man stelle sich das vor.

Nein, ich stelle mir das vor.

Ich bin bald fünfzig.

Wie alt mag der Baum sein, an dem ich lehne, wie alt das Moos, über das ich streiche?

Es fühlt sich frisch an. Wie ein weicher, frischer Teppich, kurz geschoren, widerständig. Ich bücke mich und schaue es mir genauer an. Erstaunlich. So viele kleine Halme, und alle streben nach oben.

Das habe ich auch mal. Nach oben gestrebt.

Ich lehne mich wieder zurück.

Er tut gut, dieser Wald. Dieses grüne Dach über mir, das mich abschirmt, dieses Moos unter mir, das mich beschützt, diese Geräusche, das Knistern und Ächzen und Wachsen und Sterben der Bäume.

Bei diesem Gedanken höre ich auf.

Überhaupt würde ich gern zu denken aufhören, denn ich denke immer bloß: Was soll ich tun? Wohin führt mein Weg?

Ich lehne an meinem Baum, das tut mir gut. Der war hier, der ist hier und wird mich überleben, wenn die Forstwirtschaft ihn nicht killt.

Alles wird verändert, beseitigt, getötet.

Gibt es etwas, das nicht getötet wird?

Ich spüre, wie sich meine Hand ins Moos krallt. Nein. Ich werde es nicht herausreißen, nein, ich werde nicht zu den achtlosen Killern gehören. Trotzdem ist die Verlockung da, und ich spüre, wie ich gegen meinen Drang ankämpfen muss.

Steckt in jedem Menschen ein Killer? In jedem Individuum?

Tötet nicht jeder jeden, damit er selbst leben kann?

Tötet der Mensch aus Lust? Aus purer Lust?

Stefan. Ich hatte ihn verdrängt. Ich möchte nicht an ihn denken. Aber er drängt sich mir auf, wie er sich während unserer ganzen Ehe zwanzig Jahre über aufgedrängt hat.

Ich habe ihn geheiratet. Ich bin selbst schuld.

Nein, ich bin nicht schuld!

Ich stehe auf. An der rauen Rinde entlang schiebe ich mich nach oben. Ich spüre, wie sich mein Pullover hochschiebt und die Rinde an meiner Haut kratzt. Wahrscheinlich habe ich jetzt rote Striemen auf meinem Rücken. Auf meinem makellosen Rücken, denn bei uns muss ja immer alles makellos sein.

Unsere Ehe ist auch makellos, Stefans beruflicher Weg ist makellos, unsere Wohnung ist makellos … und überhaupt sind wir ein absolut makelloses Paar. Einfach perfekt. Eine perfekte Fassade. So beeindruckend und schön wie dieser Wald um mich herum.

Ich liebe diesen Wald, wie ich auch den leichten Schmerz auf meinem Rücken liebe. Ich spüre, dass ich noch lebe, dass ich in dieser makellosen Perfektion noch nicht untergegangen bin.

Stefan.

Wie wäre es, wenn er einfach nicht mehr da wäre?

Wenn sich diese Mensch gewordene Perfektion einfach auflösen würde, Buchstabe für Buchstabe? S T E F A N … einfach weg?

Jetzt stehe ich da, ganz an den Baum gepresst. Es fehlt mir so viel im Leben. Liebe. Zärtlichkeit. Zweisamkeit. Einigkeit.

Ich blicke hinauf. Es könnte einem schwindelig werden. Die Höhe des Baumes, die Krone, die sich ausbreitet und mit den anderen Bäumen verbindet, kaum dass man den Himmel sehen kann. Den blauen Himmel mit den weißen Wolken. Heute noch. Morgen soll es regnen, soll der Spätsommer in den Herbst übergehen. Aber interessiert es die Bäume, was die Meteorologen sagen?

Stefan wird es interessieren.

Morgen ist der Wies’n-Auftakt, da braucht er gutes Wetter.

Hinter mir raschelt es. Jimmy. Er ist kein Jagdhund, trotzdem dürfte ich ihn nicht so streunen lassen.

»Na, mein Süßer, wo kommst du denn her?«, frage ich ihn und denke im selben Atemzug: Was soll er schon antworten? Er ist ein Hund.

Aber er antwortet auf seine Art. Er setzt sich vor mich hin und schaut aufmerksam zu mir auf.

Ich gehe in die Hocke und lege ihm meine Hand in den Nacken.

»Weißt du«, sage ich, »Menschen sind komplizierte Wesen. Das musst du doch auch denken. Für alles brauchen wir irgendwas. So viele Töpfe für ein Abendessen, so viele Flaschen gegen den Durst, so viele Möbel, Betten und Kleider. Das ganze Leben ist voll von irgendwelchen Dingen. Und was brauchst du? Einen Wald, vier gesunde Beine und dein Fell. Dagegen sind wir Menschen arme Würstchen.«

Jimmy dreht sich, um meine Hand auf seine Schnauze umzulenken. Ich streichle ihn sachte mit zwei Fingern zwischen seinen Augen, und er senkt die Lider. Er hat lange Wimpern für einen Hund, denke ich. Und seine braunen Augen sind gelb gesprenkelt. Ist das eigentlich normal, oder ist Jimmy eine Reinkarnation?

Ein paar Minuten beschäftigt mich das wirklich. Jimmy ist vier Jahre alt. Manches an diesem Hund erinnert mich an meinen Vater, der vor vier Jahren gestorben ist. Absoluter Quatsch, denke ich, und trotzdem. Mein Vater war ein fröhlicher Mensch, aber manchmal auch ein sturer Eigenbrötler. So ist Jimmy auch. An manchen Tagen saust er jedem fliegenden Blatt hinterher und jagt die Eichhörnchen auf die Bäume, an anderen ist ihm eine Maus vor seiner Nase nicht mal einen Augenaufschlag wert. Er trottet dann gelangweilt hinter mir her, als würde er schwere Gedanken wälzen. Philosophische vielleicht, so etwa wie: Wo kommt der Mensch her, und wo geht er hin? Das waren zumindest Fragen, die meinen Vater oft beschäftigt haben. Bei Jimmy würde es dann wahrscheinlich heißen: Wo kommt der Hund her, und wo geht er hin? Oder allgemeiner: Wo kommt das Tier her … oder überhaupt: Wozu sind wir eigentlich auf der Welt?

»Wozu sind wir eigentlich auf der Welt?«, frage ich Jimmy. Er wedelt zaghaft, dann springt er auf, als hätte ich ein unglaubliches Stichwort gegeben, und hüpft ausgelassen um mich herum.

»Hab ich Fressi gesagt?«, frage ich, aber Jimmy läuft schon voraus und gibt keine Antwort.

»Mach langsam!«, rufe ich noch, aber weil der Hundetrainer gesagt hat, man müsse mit Hunden klar und deutlich sprechen und sie nicht durch zu viele und zu unterschiedliche Wörter verwirren, ähnlich wie bei Männern, füge ich ein lang gezogenes »Hiiiieeeeer!!« an, auf das Jimmy auch sofort hört. Er kehrt zu mir zurück, und gemeinsam nehmen wir den Weg aus dem Wald hinaus. Ich gehe meiner Welt entgegen, die ich so gern umkrempeln würde. Wenn ich nur wüsste, wie.

Stefan hebt den Arm. Ich spüre, wie ich unwillkürlich die Augen verdrehe. Reflexbewegung, eigentlich will ich das gar nicht, schon gar nicht in dieser Runde. Es kommt einfach so. Er hat es aber nicht gesehen. Meine Schwägerin schon. Sie blickt jedoch sofort in eine andere Richtung. Der Ober bemerkt Stefans erhobenen Arm zu spät, was ihm ein lautes »Herr Ober!!!« einträgt. Die Gäste am Tisch registrieren es mit Wohlwollen, bedeutet es doch eine neue Runde. Daran sind sie gewöhnt: Wenn Stefan dabei ist, ist alles perfekt – kein Champagner zu teuer, kein Wein zu edel, kein Dinner zu einfach, kein Mädchen zu spröde. Stefan ist der Garant für perfekte Feste.

Ich werfe einen schnellen Blick auf die Uhr. Neun Uhr vorbei. Das bedeutet noch etwa zwei Stunden Lächeln, Smalltalk und Magenschmerzen. Morgen früh wird er mir wieder einen Vortrag über meine Verschwendungssucht halten und meine Einkaufsbelege kontrollieren. Und ich werde mir, wie schon die letzten Ehejahre, jeden weiteren Kommentar verkneifen, ganz einfach, weil ich keine andere Wahl habe.

Gerade hebt er zu einer seiner Geschichten an. Das kann er gut, rhetorisch ist er ganz weit oben. Meistens haben seine Geschichten, ob wahr oder ausgedacht, Pointen, die lautes Gelächter auslösen. In Kombination mit strömendem Alkohol hat ihm diese Begabung einige nützliche Geschäftsverbindungen eingebracht.

Heute muss er sich anstrengen, gegen den Lärm kommt er stimmlich kaum an, aber trotzdem lachen alle. Wies’n-Auftakt in München, das lässt sich keiner zweimal sagen, und dann auch noch eine Einladung ins Käfer-Zelt. Und alle, die übers Jahr mit Stefan zu tun hatten, sind gekommen. Seine Geschäftsfreunde, seine Partner aus der Wirtschaft und Finanzwelt und vor allem die Leute, die für seine Zukunft nützlich sind. Noch lieber kämen seine männlichen Gäste natürlich ohne ihre Frauen, aber der Wies’n-Auftakt ist nicht der richtige Anlass dafür.

Ich betrachte meinen Mann. Ich wundere mich in letzter Zeit darüber, mit welchem Abstand ich das tun kann, so als wäre ich eine total Fremde. Zuweilen habe ich wirklich das Gefühl, als würde ich ihn überhaupt nicht kennen. Wer ist dieser Mensch, der vorgibt, mit mir das Leben zu teilen?

Welches Leben eigentlich, denke ich und sehe mich um. Stefan hat im Käfer-Zelt eine große Box gemietet und dirigiert am Kopfende des langen Tisches die Musiker, die gut zu hören, aber nicht zu sehen sind. Der Fotograf, den Stefan bestochen hat, kommt um die Ecke. Das ist wichtig. Je mehr Blitzlichtgewitter, umso wichtiger sind die Gäste. Es erstaunt mich jedes Mal aufs Neue, was so ein harmloser Fotograf bewirkt. Sofort straffen sich die Körper und recken sich die Köpfe. Die Frauen kontrollieren mit einem schnellen Blick ihre Dirndl-Dekolletés und greifen noch mal nach dem Lippenstift, bevor sich ihr Blick mit einem offenen Lächeln dem Fotografen zuwendet. Die Männer zupfen ihre Westen oder Janker zurecht und ziehen die Bäuche ein. Stefan lächelt. Es ist sein triumphales Lächeln, ein typisches Stefan-Lächeln: Alles läuft, er hat alles im Griff. Vor allem hat er seine Gäste im Griff, sein Plan geht auf.

Er wirft mir einen Blick zu. Das ist jetzt mein Part. Dafür war ich heute schon beim Friseur und habe das teure Designerdirndl an. Ich lächle, stehe auf und trete an seine Seite. Tom Michaelis, der Fotograf, begrüßt mich mit einem schrägen Grinsen, er ist verschwitzt, was in dem Gedränge und bei den Temperaturen kein Wunder ist.

»Schön, Sie zu sehen«, sagt er und nickt mir zu. »Wer ist denn wichtig?«, fragt er Stefan leise, denn echte Promis sitzen nicht am Tisch. Die versucht Stefan zwar immer als besonderes Schmankerl zu ködern, aber freiwillig ist noch keiner der Einladung gefolgt, und ob seine Gäste eine bezahlte Dschungelqueen oder einen Typen aus dem Big-Brother-Haus so toll finden würden, glaubt nicht mal er selbst.

»So viele du kannst«, sagt er deshalb leise. »Tu einfach so, als wären sie morgen alle in der BUNTEN. Ich leg noch einen Hunderter drauf! Sorg für ein bisschen Action!«

Tom nickt, nimmt seine schwere Kamera und das Blitzlicht hoch und ruft: »Und jetzt will ich aber was sehen, ja, Wies’n is! Da wird was geboten!! Auf geht’s, mia san mia!!!« Das gilt Stefan und mir. Also presse ich mich lachend an meinen Mann, und er stemmt ein Bein hoch, als ob er mich übers Knie legen wolle, und ich wehre mich mit großer Geste, damit das Gerangel originell und nicht so gestellt aussieht. Lustig samma!

Die anderen am Tisch lassen sich motivieren und nehmen vor der Kamera nun Posen ein, für die sie sich vor wenigen Minuten wahrscheinlich in Grund und Boden geschämt hätten. Ich muss lachen, diesmal wirklich, und fange einen Blick von Stefan auf, einen einvernehmlichen Blick. Ein Blick wie unter zwei Schulkindern, denen ein Streich gelungen ist. Er schmunzelt, und für ein paar Momente habe ich wieder das warme Gefühl, das mich die ersten Jahre unserer Beziehung begleitet hat. Dieses Gefühl, ein Komplize zu sein, gemeinsam Höhen und Tiefen zu meistern, gemeinsame Interessen und vor allem gemeinsame Ziele zu haben. Wie kann man sich nur so verändern, denke ich, während ich noch immer an einem Balken lehne und dem Posing zuschaue.

»Action, ja, ihr liebt euch doch! Zeigt es, ein Kuss, eine Umarmung, enger!!!« Tom feuert noch immer an, und ich überlege, ob nicht auch ich mich verändert habe?

Stefan und ich haben uns im Urlaub kennengelernt. Ich war damals nach Fuerteventura geflogen, um Abstand zu gewinnen, weil ich mich zwischen zwei Männern entscheiden musste, die ich beide liebte. Dachte ich. Mit dem dritten kam ich zurück, das war Stefan. Er war nach Feuerte geflogen, um es noch einmal so richtig krachen zu lassen, bevor er nach seinem Studium und seiner Ausbildung in die Firma seines Vaters einsteigen würde. Dazu hatte er sich einen Club ausgesucht, von dem er schon viel gehört hatte: fröhliche, hübsche Frauen, schrankenloses Feiern durch die Nacht und tagsüber surfen, tauchen, chillen. Das letzte Paradies vor der Arbeitswelt.

Und dann kam ich.

Ich hatte damals keine Lust auf ein Abenteuer. Ich hatte Bücher dabei und mich für einen Tauchkurs angemeldet. Das stellte ich mir befreiend vor – schwerelos in der Unterwasserwelt, völlig neue Eindrücke, weg von allem und nach einer Woche mit klaren Gedanken und Vorstellungen zurück nach Berlin. Nach einer Woche würde ich es wissen, malte ich mir damals aus. Spätestens im Flugzeug würde ich erkennen, wer tatsächlich meine große Liebe war, zu wem es mich hinziehen würde, wen von beiden ich zuerst sehen wollte: Simon oder Paul. Es wurde keiner von beiden, es wurde auch nicht mehr Berlin, es wurde München.

»Ein tolles Fest!« Regine Baumgärtner, die Frau des Bankdirektors, steht direkt vor mir und lächelt mich an. Ich reiße mich zusammen. »Und toll, was Ihr Mann immer so organisiert. Mein Mann ist jedes Mal ganz begeistert!«

Ich nicke, ebenfalls begeistert. »Ja, das kann er. Vielleicht hätte er Eventmanager werden sollen«, sage ich, und während Regine Baumgärtner herzlich lacht, denke ich, dass das gar nicht so schlecht gewesen wäre, dann wären wir jetzt nicht pleite.

Tom verabschiedet sich mit großer Geste und gewagten Veröffentlichungsversprechen, und alle setzen sich wieder, sichtlich erhitzt und aufgewühlt, und Stefan winkt dem Ober, denn jetzt haben alle Durst. Meine Schwägerin wirft mir einen Blick zu. Klar, sie steckt mittendrin. Sie hat Betriebswirtschaft studiert, ihr Bruder Neue Technologien an der Technischen Universität in Garching. Gemeinsam sollten sie den väterlichen Betrieb weiterführen, und gemeinsam setzten sie damals auf die Solartechnik, fortschrittlich und innovativ, und modelten den Betrieb um. Keine Glühbirnenproduktion mehr, wer überleben wollte, musste umdenken. Solarzellen waren die Technologie der Zukunft. Das sah auch ihr Vater ein, übergab den Betrieb schuldenfrei und zog mit seiner Frau und einem satten Geldpolster ins Tessin.

Und tatsächlich sah es einige Jahre so aus, als hätten sie genau aufs richtige Pferd gesetzt. Ich war in Berlin im Hotelfach gewesen und wusste später in München nicht so richtig, was tun und Stefan witzelte immer, ich könne ja die zukünftige Betriebskantine aufziehen. Fast glaubte ich daran, doch dann wurde ich schwanger. Heirat, Fehlgeburt, schwanger, noch eine Fehlgeburt. Und schließlich Marjella. Eine Tochter! Ich sah alles rosarot, unsere Liebe, unser Leben, unsere Zukunft als Familie, ich war im Glück. Stefans Solarzellen waren erstklassig, anerkannt, und die Nachfrage wuchs, Stefan und Friederike investierten, vergrößerten und planten einen Neubau. Alles lief. Und dann kam China.

Und plötzlich stellte sich heraus, dass wir international hervorragend gezeigt hatten, wie das Solargeschäft funktioniert, und nun zusehen mussten, wie es unsere ehemaligen Kunden perfekt von uns gelernt hatten und uns mit unserem eigenen Knowhow plattmachten. Die Folge davon war, dass in Deutschland kaum noch Wachstum möglich war, dafür starker Preisdruck die deutsche Produktion an die Wand drängte. Und es stellte sich heraus, dass Stefan zu spät reagiert hatte. Viel zu spät. Und noch was stellte sich heraus: Ich hatte nichts gelernt. Zumindest nichts, womit ich Geld verdienen könnte. Ins Hotelfach mit über vierzig? Ja, vielleicht noch als Saisonarbeiterin in einen Biergarten.

Eine junge Frau wuchtet sechs Maßkrüge auf den Tisch. Ich frage mich, wie man das über so viele Wies’n-Tage aushalten kann. Schwere Maßkrüge, beladene Essentabletts, grölende Männer, grabschende Hände.

»Sie müssen doch schon sehr glücklich sein!«

»Ich?« Erstaunt drehe ich mich um. Irene Niehaus drängt sich an mir vorbei. Sie ist eine erfolgreiche Anwältin, ich weiß überhaupt nicht, wie gerade sie auf diese Idee kommt.

»Wie kommen Sie denn auf diese Idee?«

»Na, so ein glückliches Paar gibt es doch kaum noch. Ihr Mann lässt sich immer was einfallen, dazu die hübsche Tochter, der liebe Hund und die tolle Wohnung, Sie leben doch quasi im Paradies!«

»Aber Sie sind unabhängig, das ist doch viel mehr wert!« Und offensichtlich nicht eingeweiht, denke ich. Aber richtig eingeweiht ist ohnehin nur der Steuerberater, und selbst dem gaukelt Stefan vor, dass er demnächst mit dem amerikanischen Unternehmen First Solar zusammenarbeiten wird, das mit seinen günstigen Panels gerade zur echten Konkurrenz für die größten chinesischen Hersteller wird. »Die Chinesen sind mit Blick auf die Solarsilizium-Kosten und die Technologie am Ende der Fahnenstange angelangt. Außerdem steigen auch ihre Arbeitskosten. Jetzt sind wir wieder am Drücker!« So hatte sie ihn im Arbeitszimmer tönen hören. Schon richtig, dachte sie. Aber wozu sollten sich die mächtigen Amerikaner einen kleinen Bayern ins Boot holen?

»Unabhängig.« Irene Niehaus zieht ihre hübsche Stirn kraus. »Manchmal denke ich, so eine starke Schulter wäre auch nicht schlecht. Immer alles alleine machen zu müssen kann ganz schön mühsam sein.«

»Sind Sie nicht verheiratet?«

Nun drehe ich mich doch ganz zu ihr um. Ich schätze sie Anfang vierzig, hübsch, mit ihren braunen Haaren und dem schmalen Gesicht. Sie trägt ein Dirndl mit kleinen rosafarbenen Blumen, und auch in ihrem Haar steckt dezent eine rosa Blume. Sehr geschmackvoll, denke ich.

»Kennen Sie die Umfragen nicht?«, sie lächelt. »Hübsch mögen Männer gern. Wer hübsch ist, darf auch noch intelligent sein. Dazu dann aber auch noch erfolgreich?«

Ich schüttele lachend den Kopf. »Das sind doch Ammenmärchen von vorgestern«, sage ich. »Das hübsche Dummchen ist doch längst passé …!«

»Leider nicht.« Sie zeigt eine Reihe blendend weißer Zähne. Keramik, denke ich unwillkürlich. Aber egal. Vielleicht sind sie ja auch echt. »Es gab gerade eine wissenschaftliche Versuchsreihe mit Speed Dates. Wen will der Mann ein zweites Mal sehen? Bestimmt keine, die ihm überlegen ist.«

»Ich könnte Ihnen meinen Mann überlassen, und Sie geben mir Ihren Job«, sage ich schneller, als ich denken kann.

Sie lacht auf. »Keine schlechte Idee, dann gehe ich morgens mit meinem Hund joggen und verschwistere mich mit meiner Tochter. Habe Zeit für dies und das und liebe meinen Mann, wenn er dann abends heimkommt.«

»Das hört sich an wie zu Omas Zeiten«, sage ich.

»So stelle ich mir das aber vor. Sagenhaft gemütlich.«

»Und ich stelle mir vor, dass Sie unendlich viele, unendlich interessante Menschen kennenlernen, gefürchtet sind, wenn Sie einen Prozess gewonnen haben, und sich die hübschesten Männer ins Bett ziehen können. Sozusagen als Leckerbissen nach der Schlacht.«

Irene lacht wieder herzlich. »Ja, so haben wir alle unsere Vorstellungen.« Sie sucht in ihrer Dirndltasche nach Kleingeld und hält einen Euro hoch. »Jetzt muss ich aber los …«

Ich sehe ihr nach, wie sie sich mit schwingendem Rock durch die Menge schlängelt. Eine spannende Frau. Ich sollte sie mal einladen. Aber ob Stefan seine Anwältin in seinen privaten vier Wänden sehen will? Besser sollte ich vielleicht mir ihr ausgehen. Sie ist jünger, also kennt sie bestimmt einige angesagte Bars. Und für mich wäre das doch auch mal was … Alleine komme ich ja nie raus.

»Darf ich nachschenken?« Eine Männerhand greift über meine Schulter nach meinem Glas. Das »Nein« überhört er. Vielleicht, weil es um uns herum so laut ist, vielleicht weil jedes volle Glas Umsatz bedeutet. Egal.

Stefan wirft mir einen Blick zu. Schon klar, der Champagner ist für die Gäste da. Nein, ich habe mich getäuscht, er prostet mir zu: »Auf dein Wohl, du Liebe meines Lebens«, ruft er mir über den Tisch hinweg zu. Er punktet. Die lächelnden Blicke, die mich streifen, zeigen, dass ich zu beneiden bin. Das bin ich ja auch wohl, oberflächlich betrachtet. Er sieht mit seinen grau melierten Haaren und dem gebräunten Gesicht noch immer sehr markant aus. Die blauen Augen und sein fester Mund haben mich schon damals angezogen. Der hat’s drauf, habe ich damals gedacht. Im Leben, in der Liebe und sowieso. Und dabei war er stets lässig gekleidet – eine Mischung aus teurem Understatement und italienischem Trend, was er seinem italienischen Modeberater zu verdanken hat und so manchem schnellen Abstecher nach Mailand. Für einen Solar-Unternehmer ist er kein gängiges Modell, das stimmt schon. Ob er wohl irgendwo eine Geliebte sitzen hat? Mag sein. Aber ich sehe keinen Sinn darin, ihm nachzustellen. Gemessen an unserem seltenen Sex denke ich, dass er längst andere Interessen hat. Garantiert hält er sich irgendwo ein Betthäschen. Ob er ihr auch die Aldi-Einkaufszettel vorhält? Oder sie stattdessen in Mailand teuer einkleidet?

»Wo haben Sie nur wieder dieses ausgefallene Dirndl her?«

Ja, ausgefallen ist es. Ob es auch schön ist? Ich mag diese Designer-Glitzerdirndl eigentlich nicht. Mein Geschmack sind eher die traditionellen Dirndl. Reinhard Weiß beugt sich zu mir über den Tisch. Weil er ein Bundestagsmandat hat, im Wirtschaftsforum sitzt und einigen Aufsichtsräten angehört, denkt Stefan, dass Weiß was für ihn tun könnte.

»Es verzaubert Sie!«

»Ach, ja? Danke!« Ich hätte ihn nun nach der Herkunft seiner Weste fragen können, die quer über seinen Bauch spannt, aber dafür kann ja die schöne Weste nichts. »Jetten Sie noch immer um die Welt?«, frage ich ihn stattdessen.

»Ja, ja, leider«, sagt er, und ich lächle milde.

»Sie sind eben ein gefragter Mann.«

Gleich legt er mir seine HON-Circle-Karte auf den Tisch, denke ich, aber er zieht nur mit spitzen Fingern eine goldene Taschenuhr aus seiner schmalen Westentasche. Sie hängt an einer feingliedrigen Kette, und er klappt den Deckel auf. »Die Zeit läuft«, erklärt er und lässt den Deckel wieder zuschnappen.

»Wie wahr, wie wahr«, antworte ich und sehne mich nach Irene Niehaus. Mit ihr könnte ich mich vielleicht doch noch ganz gut unterhalten. Wenn sie nicht stiften gegangen ist – und den Toilettenbesuch nur als stillen Abgang vorgetäuscht hat.

Der Taxifahrer hat uns im Lehel vor unserer Wohnung abgesetzt, und ich stöckle vor Stefan zu unserer Haustüre. Es ist ein fünfstöckiger prächtiger Altbau mit großen Wohnungen, der sich nahtlos an den nächsten Altbau anschließt. Mit diesem »Reihenhauscharakter« habe ich Stefan bei unserem Einzug vor zehn Jahren gefoppt, aber er war gewaltig stolz: »Beste Wohnlage!«, erklärte er, weil die repräsentativen Altbauten aus der Gründerzeit stammen. Und mit der besten Wohnlage gebe ich ihm uneingeschränkt recht: Mit dem Fahrrad bin ich schnell überall, auf dem Viktualienmarkt, im Englischen Garten, und ich wäre auch schnell auf der Wies’n, wenn ich dort freiwillig hinwollte. Und bei meinem Liebhaber sowieso, wenn ich einen hätte.

»Das war prima, sie haben sich alle prima amüsiert«, lobt er sich, während er den Liftknopf drückt. Wir wohnen im vierten Stock, mit Blick auf die Isar, und normalerweise laufe ich die Treppen hoch, aber jetzt bin ich dankbar für den Lift. Die Schuhe drücken, und das Dirndl spannt. Ich bin froh, wenn ich wieder anständig Luft bekomme.

»Und was bedeutet das fürs Geschäft?«, will ich wissen. »Noch einen Kredit? Denn ein Auftraggeber war ja nicht dabei.«

Aber Stefan lässt sich die Laune nicht verderben. »Die Dinge laufen anders, als du dir das so vorstellst. Die Stadt München hat zu wenige Wohnungen. Für Studenten sowieso. Es muss also gebaut werden. Und wenn gebaut wird, dann modern. Mit erneuerbaren Energien. Solar ist ganz weit vorn!«

Von mir aus, denke ich. »Und jetzt kommen deine neuen amerikanischen Geschäftsfreunde ins Spiel?«, frage ich und denke gleich darauf: Hättest du doch deine Klappe gehalten.

Der Lift hält und erspart Stefan eine Antwort.

Auch ich bin froh. Ich schlüpfe aufatmend aus meinen Schuhen. Nun hat die Qual ein Ende. Stefan öffnet derweil die Knöpfe seines Gilets. Aber sein Gesichtsausdruck wirkt wenig entspannt.

»Du lebst auch ganz gut von meinem Geld«, sagt er. »Mit oder ohne Amerikaner.«

Die Aufzugstüre öffnet sich, und bis hierher höre ich Jimmy vor Freude jaulen. Sicher liegt er flach wie ein Flokati hinter der Wohnungstür, damit er uns besonders hoch anspringen kann.

»Ich will ja einfach nur mal vernünftig mit dir darüber reden. Früher haben wir Probleme doch auch gemeinsam besprochen«, entgegne ich.

»Wo es keine Probleme gibt, braucht man nichts zu besprechen!«

»Stefan!«

Er zieht den Wohnungsschlüssel heraus. »Ich habe bisher noch für jedes Problem eine Lösung gefunden.« Der Blick, den er mir dabei zuwirft, macht mich nachdenklich. Sieht er mich auch als Problem?

Kaum hat er die Türe aufgestoßen, stürzt Jimmy heraus und rast um uns herum, als hätte er uns Monate nicht gesehen. Meine Schuhe in der linken Hand, kann ich seine Sprünge mit der rechten gerade noch abwehren. Hundekrallen in feinen Spitzenschürzen kommen nicht so gut.

»Hundeschule«, sagt Stefan mit spöttischem Unterton. »Das nenne ich mal echte Geldverschwendung.«

Wir gehen hinein, und ich achte darauf, dass Jimmys Freudentanz nichts im Weg steht. Er ist recht groß, und eine Bodenvase wedelt er leicht mal um.

»Wollen wir vielleicht noch etwas trinken und uns unterhalten? Einen keinen Absacker?« Ich kann’s ja mal versuchen. Immerhin hatten wir ja auch gute Zeiten.

»Hast du noch nicht genug?«

Ich mustere ihn. Ab wann schlägt Ablehnung in Hass um?

»Was ist?«, fragt er. Er steht vor mir, und früher hätte ich meine Arme um seinen Hals gelegt und mich an ihn gedrückt. Er ist noch immer ein attraktiver Mann, keine Frage. Aber da ist diese Barriere, eine Schranke, die zwischen uns steht. Wie eine Glasscheibe, die zwar Gesten, aber keine Emotionen durchlässt.

»Ich überlege mir, ob wir nicht mal professionelle Hilfe holen sollten.«

»Für was, für den Haushalt? Schaffst du das auch nicht mehr?«

»Für uns, Stefan, für uns. Merkst du nicht, was mit uns geschieht?«

Wir stehen uns noch immer regungslos gegenüber. Ein Schritt. Wenn er jetzt einen Schritt auf mich zu machen würde …

»Ich bin müde. Und ich denke, der Hund muss noch raus.« Er wendet sich ab und geht ins Wohnzimmer. Ich sehe ihm nach und spüre eine Traurigkeit, die von den Zehen her nach oben kriecht. Gleich wird sie meinen Kopf erreichen, und bevor ich in Selbstmitleid zerfließe, ziehe ich mich lieber um für einen Spaziergang mit Jimmy.

Die frische Luft tut mir gut. Es ist keine kalte Nacht, aber ich habe trotzdem eine dicke Jacke an. Vielleicht, weil ich schnell friere, wenn ich traurig bin. Jimmy spurtet schon los. Im Englischen Garten findet er meist Spielkameraden, und bis zur Schönfeldwiese ist es nicht weit. Doch um diese Uhrzeit mag ich den Englischen Garten nicht so besonders. Es ist dunkel und Jimmy kein Wachhund. Er ist eher ein fröhlicher Familienhund, was ja auch gut ist. Ich beschließe, nur eine kleine Runde um den Block zu drehen. Die Strecke ist lang genug, um seiner Schnüffelnase ausreichend Abwechslung zu bieten. Und interessante Baumstämme gibt es auch.

Die Rosenbuschstraße ist menschenleer. Genau richtig, um sich keine Sorgen wegen anderer, möglicherweise aggressiver Hunde machen zu müssen. Ich hänge meinen Gedanken nach und wäre vor dem Bistro an der Ecke fast mit jemandem zusammengestoßen. Wir erschrecken beide.

»Hoppla«, sagt er.

Und »Hoppla« mache ich.

Wir heben kurz die Köpfe, sehen uns aber nicht richtig an. Ich habe nur einen Hauch von Rasierwasser in der Nase. Eines, das ich noch nie gerochen habe.

»Entschuldigen Sie, ich war in Gedanken«, sagt er.

»Ich auch.«

Jimmy kommt wedelnd angesprungen.

»Gute Nacht«, sagt der Fremde.

»Ihnen auch.« Dann gehen wir aneinander vorbei in entgegengesetzte Richtungen weiter.

Seinen Geruch habe ich noch in der Nase. Keine Ahnung, wie er ausgesehen hat. Oder doch? Wieso war da kein Licht? Die wildesten Gedanken drängen sich mir auf. Sex mit einem total Fremden, nur weil er gut riecht. Ich stelle mir vor, was passieren könnte, wenn man mal nicht die normalen Abwehrmechanismen hätte, sondern es einfach zulassen würde. Wer bist du? Keine Ahnung, interessiert auch nicht. Aber du riechst gut.

Fast kichere ich im Weitergehen, und ich spüre, wie meine gute Laune zurückkehrt. Was soll’s, denke ich. Ich kann nicht herumjammern, nur weil mein Leben nicht so läuft, wie ich es gern hätte. Ich muss eben was tun. Aber was?

Die Frage beschäftigt mich die ganze Zeit, und als ich kurz vor der Haustüre bin, drehe ich um und gehe die Strecke wieder zurück. Jimmy ist begeistert und umtanzt mich, bevor er mit großen Schritten vorausstürmt.

»Such!«, hätte ich ihn gern angefeuert, aber vor dem Bistro ist der Bürgersteig leer, und auch sonst ist München heute seltsam ausgestorben. Und dass sein Duft noch in der Luft hängt, das bilde ich mir sicher nur ein.

Stefan liegt im Bett, sein iPad auf den Knien.

»Dachte schon, du seist in die Isar gestürzt«, sagt er, ohne aufzublicken.

»Den Gefallen tu ich dir nicht!«

Jetzt sieht er auf.

»Tinchen, lass.«

Tinchen? Das hat er schon lange nicht mehr zu mir gesagt. Mein Name, Martina, hatte mir nie wirklich gut gefallen, ich fand ihn immer zu hart. Das Tina der Freundinnen war da schon liebevoller, aber so richtig zärtlich war in den ersten Jahren Stefans Tinchen gewesen.

Er lächelt und klopft neben sich auf die Bettdecke.

»Wir hatten heute Abend doch einen schönen Erfolg …«

Ich sehe nur die Käfer-Rechnung vor mir und keinen Erfolg, aber ich will nicht schon wieder die Spielverderberin sein.

»Kommst du?«

Ganz früher haben wir auch die winzigsten Erfolge mit Sex und Sekt gefeiert. Später die größeren mit Sex und Champagner. Dann nur noch mit Champagner, und schließlich gab es nichts mehr zu feiern.

»Was feiern wir?«, frage ich vorsichtig.

»Ich hatte einen Einfall. Einen sehr guten Einfall!«

»Verrätst du ihn mir?«

»Nein. Aber er macht mich richtig scharf!« Er springt auf. »Ich hole uns einen Champagner. Du wolltest doch einen Absacker?«

Und tatsächlich, da er jetzt steht, zeichnet sich seine Erregung durch den leichten Stoff seiner roten Schlafanzughose deutlich ab.

Na so was, denke ich. »Der vom Penny steht im hinteren Kühlschrank!«, rufe ich ihm nach.

»Nein, einen richtig guten! Das ist mir die Rettung aller Dinge wert.« Ich höre, wie er den amerikanischen Kühlschrank in unserer Vorzeigeküche aufklappt, und gehe ins Badezimmer. Na also, Tinchen, sage ich mir, vorhin wolltest du Sex. Jetzt kriegst du Sex. Ist doch nicht schlecht!

Aber irgendwie ist es komisch, mit dem eigenen Mann Sex zu haben. Besonders, wenn Sex schon nicht mehr zu unserer Beziehung gehört. Was ist denn in ihn gefahren?

Ich dusche kurz und beschließe dann, dass es egal sein kann. Ein gutes Glas Champagner, Kerzenlicht und das Gefühl, begehrt zu werden, da kann man sich den Mann doch im Kopf ausmalen, wie man ihn gerade will.

Sonntag. Sonntag ist ein fürchterlicher Tag. Am Sonntag weiß Stefan immer nie so richtig, was er tun soll. Ich schon. Zunächst mal ein großes Frühstück. Dann erwarte ich den Anruf meiner Tochter. Sie studiert nicht in München, was sinnvoll gewesen wäre, sondern in Heidelberg. Wahrscheinlich will sie einfach nur raus, habe ich bei ihrer Uni-Wahl gedacht. Ein Studium in München wäre zu nah an den Eltern, zu nah an Besuchen und Einladungen gewesen – und überhaupt, hatte sie mir erklärt, Heidelberg sei eine richtige gewachsene alte Universitätsstadt, und München sei, na ja, ein Versuchslabor für Heiratswillige vom Land. Ich habe gelacht. Und Stefan fand, dass ein guter Schwiegersohn auch keine schlechte Lösung sei. Außerdem bräuchte sie in München keine Wohnung, das würde dieses ganze Studium doch erfreulich günstig machen.

Kurz darauf war Marjella ausgezogen.

Ich öffne ein Auge. Für das zweite erscheint es mir noch zu früh. Das Licht fällt seltsam trüb durch die großen Fenster. Entweder bricht der Tag eben erst an, oder es ist ein grauer, trister Sonntag. Ohne Formel 1 wird Stefan dann irgendwann ins Büro verschwinden und rechtzeitig zum Abendessen wieder auftauchen, falls er unterwegs keinen Kumpel trifft.

Jetzt öffne ich doch das zweite Auge und schaue hinüber auf seine Seite. Seine Betthälfte ist leer. Wo ist er hin, um diese Zeit? Und überhaupt, welche Zeit? Ich angele nach meinem Handy. Sieben Uhr. Zu früh für Sonntag. Mein Blick fällt auf seinen Nachttisch. Das leere Champagnerglas.

Ach ja, Donnerwetter, wir hatten gestern ja Sex. Und nicht mal schlechten. Zumindest scheint er noch in Übung zu sein. Der Mann mit dem Duft fällt mir wieder ein. Ich bin nicht mehr in Übung. Ich bringe es noch nicht einmal zu einem harmlosen Flirt. Ich rede ja auch mehr mit Bäumen als mit Männern. Ist das noch normal? Ich bin doch erst 49.

Ich richte mich auf. Im Badezimmer ist Stefan nicht, das könnte ich von hier aus sehen, die Tür steht weit offen. Bin ich neugierig? Nein. Beunruhigt? Sowieso nicht. Weshalb auch?

Vielleicht rechnet er mal wieder meine Wochenausgaben nach. Die haben sich durch den »echten« Champagner nun um mindestens 60 Euro nach oben geschraubt. Selbst schuld. Für mich hätte es auch der vom Penny getan, der war bei einer Blindverkostung unter Sommeliers sowieso als Sieger hervorgegangen.

Ich werde mir einen Espresso Macchiato holen. Das lässt den Tag gut beginnen. Auch an einem Sonntag. Auch um sieben Uhr.

Im Wohnzimmer sitzt Stefan, das iPad auf den Knien. Sein Blick fährt bei meinem Eintreten hoch – und dann dreht er das Tablet um. Was soll denn das? Schaut er Pornos, um noch mal zu zünden?

»Magst du einen Kaffee?«, frage ich, um nett zu sein.

»Guten Morgen«, sagt er. »Kaffee hatte ich schon«, und er zeigt auf seine leere Tasse, die auf der Glasplatte des Couchtisches mehrere weiße Ränder hinterlassen hat.

»Ah, Cappuccino«, sage ich. »Schön!«

»Nicht schön, sondern gut.«

»Dann gut.«

Ist mir zu blöd. Wie alt sind wir eigentlich?

»Was treibt dich so früh aus dem Bett?«, frage ich, während ich in unserer offenen Küche die Kaffeemaschine einstelle.

»Geschäfte«, sagt er und dreht das iPad wieder um.

Hat er befürchtet, ich käme durch den Raum geschwebt und würde ihm einen Gutenmorgenkuss aufdrücken? Guten Morgen, mein Hengst, der Sex war genial, du bist einfach der Größte! Ich danke dir für dieses neue Körpergefühl!?

Die Milch schäumt, und ich betrachte die teure Küche und dahinter das Wohnzimmer mit der hohen Altbaudecke, den wenigen, aber ausgesuchten Möbeln und den kleinen Kunstwerken, ein Gemälde, eine Büste, die den Connaisseur ausweisen sollen. Was wäre, wenn ich das alles nicht mehr hätte, denke ich zum tausendsten Mal. Mein Blick fällt auf Jimmy, der gemütlich in seinem Korb liegt und auf seine Zeit wartet. Vor acht Uhr nicht. Er öffnet nur kurz ein Auge, hebt einmal den buschigen Schwanz, dann fällt beides hinunter, das Augenlid und der Schwanz.

Wenn ich das alles nicht mehr hätte, wäre mir das total egal. Nur Jimmy, Jimmy müsste mit. In eine WG vielleicht? Vielleicht in eine WG.

Ich setze mich mit meiner Tasse gegenüber von Stefan in einen kleinen Sessel und ziehe die Füße auf die Sitzfläche, unter meinen seidenen Morgenmantel.

»Willst du jetzt hier sitzen bleiben?« Stefan mustert mich.

»Störe ich dich?«

»Irgendwie schon. Geh doch wieder ins Bett, dort ist es doch auch gemütlicher«, fügt er fast versöhnlich hinzu. »Außerdem ist es noch sehr früh.«

»Für dich doch auch …«

»Ja, aber ich hatte eine Idee. Über die muss ich nachdenken. Die muss ich ausarbeiten. Ungestört.«

Ich bleibe sitzen. Irgendwie mag ich mich nicht so einfach vertreiben lassen. Schließlich wohne ich ja auch hier.

WG. Wohngemeinschaft mit bald fünfzig. Ich weiß nicht. Ich komme aus einem sehr bescheidenen Elternhaus. Ich weiß, wie es in den Wohnblocks riecht, in denen sämtliche Nationen dieser Erde zusammengepfercht sind. Ich bin multikulti aufgewachsen, obwohl meine Eltern nur deutsche Spielkameraden akzeptierten. Drinnen. Draußen war alles anders. Draußen war ich in einer kleinen Bande, Albaner, Türken, Italiener, Marokkaner, alles gemischt. Ein holländisches Mädchen und eine Französin, die nur französisch mit mir sprach, obwohl ich anfangs nichts verstand. Für mich als Kind war das eine schöne, aufregende Zeit. Für mich als Jugendliche nicht mehr. Kaum war klar, woher ich kam und was meine Eltern machten, begann die Ausgrenzung. Beide arbeiteten im Schlachthof. Eine schwere Arbeit, schlecht bezahlt. »Bäh! Tiere töten!«, riefen sie mir nach. Dicke Big Macs aßen sie trotzdem.

Ich war froh, als ich im Hotelfach ankam. Ich würde viel lernen. Ich würde die Welt sehen, auf eigenen Beinen stehen, niemals mehr im Getto wohnen. Und dann kam Stefan. Der Prinz. Die Hochzeit. Der gesellschaftliche und finanzielle Aufstieg. Meine Eltern waren stolz auf mich. In ihren Augen hatte ich es geschafft. Ich konnte Geld für sie abzweigen, und sie konnten sich mal einen Urlaub gönnen, ein neues Möbelstück, alle paar Jahre ein anderes gebrauchtes Auto. Ich war die Glückstochter. Mit dem letzten Auto sind sie dann vor vier Jahren in Österreich verunglückt. Auf verschneiter Straße ins Rutschen gekommen, über einen Abhang in einen Wald. Beide tot.

Ich hatte lange damit gehadert. Die Welt war ungerecht. Das Leben war ungerecht. Gott war ungerecht. Seit einiger Zeit denke ich aber: Gut, dass sie den Niedergang ihrer Tochter nicht mehr mitbekommen. Denn dass Stefan die Zügel nicht mehr in der Hand hat, ist klar. Das alles hier ist nur noch ein Traum auf tönernen Füßen.

Ich stehe auf.

»Du hast recht«, sage ich. »Ich lege mich noch ein bisschen hin.«

Er sieht nicht mal auf. Die neue Geschäftsidee muss wirklich durchschlagend sein.

Ich versuche wieder einzuschlafen, aber es gelingt mir nicht. Im Gegenteil, ich werde immer wacher. Dann werde ich eben nachher direkt mit Jimmy rausgehen. Noch vor dem Frühstück. Oder meine Tochter anrufen. Oder eine Idee entwickeln. Ich bin aber so schlecht im Ideenentwickeln. Ehrlich gesagt, bin ich nicht besonders kreativ. Ich schau mir eher bei anderen etwas ab, und manchmal schreibe ich es mir dann auf die eigene Fahne. Wie hier die Wohnungseinrichtung. An dir ist ja eine Innenarchitektin verloren gegangen. Nein. Ist sie nicht. Ich habe nur einfach Ideen geklaut, nicht selbst ausgebrütet.

Mal sehen, vielleicht ist Marjella ja schon wach. Ich angele mein Handy vom Nachttisch und denke sofort, da darf es eigentlich nicht liegen, wegen Strahlung und so. Aber es ist eben praktisch. Und ich muss es nicht suchen. Und das Ladekabel hat auch seinen festen Platz.

»Mama! Ist was passiert?«

Sie klingt wirklich atemlos, meine Tochter.

»Nein, es ist nichts passiert. Aber es ist Sonntag.«

Marjella stöhnt auf. »Und deshalb rufst du mich an?«

»Wir telefonieren doch immer am Sonntag.«

»Aber doch nicht um diese Zeit! Weißt du, wie früh es ist?«

Jetzt klingt sie wie meine Mutter und nicht wie meine Tochter.

»Ich bin schon wach.«

»Schön für dich!« Sie zögert kurz. »Ich jetzt auch!«

Und dann, in verändertem Ton: »Aber wenn du schon dran bist, Mama, hast du dir schon über den Wagen Gedanken gemacht?«

»Wagen?«

»Das Auto. Der Mini. Da haben wir doch die Woche darüber gesprochen. Weißt du nicht mehr?«

Das Auto. Doch. Klar weiß ich es. Hätte ich bloß nicht angerufen.

»Hast du mit Papa darüber gesprochen?«, forscht sie nach.

»Der hat im Moment andere Sorgen!«

»Das sind aber keine Sorgen, das ist ein unglaubliches Angebot. Ich habe dir doch den Link geschickt. Ohne Anzahlung. Nur 149 Euro im Monat.«

»Marjella! Du brauchst in Heidelberg doch überhaupt kein Auto …«

»Das sagst du so einfach. Aber ich will hier ja auch mal raus. Umland. Freunde. Mannheim. Frankfurt. Raus. Und zu euch … Das ist schwierig ohne Auto!«

»Flixbus.«

»Ha, ha. Nach München, okay, aber zu einem der schönen Landgasthöfe der Umgebung mit dem Flixbus. Oder vielleicht fange ich ja auch wieder an zu reiten – hier gibt es ganz viele Reitställe. Wie soll ich dann dort hinkommen?«

»Reiten.« Ach du je, denke ich, das kostet ja noch mehr Geld.

»Studier doch einfach!«

»Man studiert besser, wenn man auch andere Freuden hat. Darüber gibt es ganz viele Erhebungen. Und Statistiken.«

Die möchte ich sehen.

»Ruf deinen Vater doch am besten selbst an.«

»Nachher machst du doch bestimmt ein schönes Frühstück, Mama. Da habt ihr doch Zeit für nette Gespräche. Du kannst doch vielleicht auch schon mal den Link öffnen.«

»Marjella, es sind ja nicht nur die 149 Euro im Monat, da kommt Versicherung dazu, Steuer, Reifen, Öl, Benzin, Strafzettel …«

»Sei keine Spielverderberin. Ich lebe doch sonst ganz sparsam.«

Sparsam, denke ich. Die hat keine Ahnung, was das bedeutet.

»Und sonst geht es dir gut?«

»Ja. Aber die Wohnung ist irgendwie feucht. Und der Kühlschrank geht nicht mehr, und die Wohnzimmerlampe ist auch ausgefallen. Und wenn jetzt der Winter kommt, trocknet meine Wäsche auf dem Balkon nicht mehr. Aber in die Wohnung kann ich sie natürlich auch nicht stellen. Die ist ja schon feucht.«

»Deine Waschmaschine steht doch im Keller?«

»Total feucht. Dort schimmeln ja schon die Kartons mit meinen Winterklamotten.«

»Oje! Dann war der Umzug doch keine so gute Idee.«

»Die WG war aber auch nichts. Ewig die verpisste Toilette!«

»Hmm. Ruf den Vermieter an, eine feuchte Wohnung, das geht gar nicht!«

»Ich habe ihn schon angerufen, er stellt sich tot.«

»Ich schau mir den Vertrag an. Und sonst? Klausuren?«

»Kommen erst wieder im Oktober. Aber in den ersten Semestern sieben sie kräftig aus.«

»Das heißt?«

»Ganz schön schwer.«

»Wer hat es schon leicht …«

»Du, Mama. Du hast es doch leicht.«

»Tja. Dann danke für das Gespräch.«

»Ich schlafe jetzt weiter. Und vergiss nicht Papa …«

Ich lege das Handy auf den Nachttisch zurück und ziehe die Decke über den Kopf. Ich habe es leicht, sage ich mir, ich habe es leicht. Na ja, vielleicht habe ich es tatsächlich leicht. Aber nicht mehr lang.

Stefan ist erstaunlich aufgeschlossen.

»Der Sex hat dir offensichtlich gutgetan«, sagt er, kaum dass er am üppig gedeckten Frühstückstisch sitzt. »Du siehst so frisch aus.«

Aha, das scheint ihm zu gefallen. Da hat er seiner Frau mit seinem Zauberstab doch eben mal wieder Frische ins Gesicht gezaubert. Was er nicht alles Tolles kann.

»Du siehst auch frisch aus«, sage ich, und es stimmt auch. Die neue Idee, oder was immer er auch ausbrüten mag, scheint ihm gutzutun.

»Schon was von unserer Kleinen gehört?«, will er wissen.

»Sie hätte gern ein Auto«, sage ich und reiche ihm mein Tablet rüber. »Das ist der Link. Ein Mini. 149 Euro Leasinggebühr im Monat, ohne Anzahlung, sie findet, das ist ein Sonderangebot.«

»Hmm.« Er lächelt immer noch. Was ist bloß in ihn gefahren?

»Wenn sie gut studiert … Schließlich soll sie mal ins Geschäft einsteigen.«

In was für ein Geschäft, denke ich, verkneife es mir aber. Bis Marjella ihren Master hat, muss Stefan tatsächlich umgedacht und umstrukturiert haben, oder es gibt nur noch einen Schuldenberg.

»Ich schau mir das an.«

»Dann kannst du dir ihre feuchte Wohnung auch gleich anschauen.«

»Feuchte Wohnung?«

Ich erkläre ihm die Lage, und er wirft sich in die Brust. »Der hat die Wohnung feucht vermietet und stellt sich jetzt tot?«

Der billige Plastikentfeuchter unter der Heizung hätte mir bei der Besichtigung gleich auffallen müssen. Das war doch ein eindeutiges Zeichen. Aber Marjella war so euphorisch.

»Du hast dir die Wohnung doch angesehen?«, fragt er mich mit schief gelegtem Kopf, und als ich nicht antworte: »Wenn man nicht alles selbst macht!«

Ich kann mir nicht helfen. Ich weiß es besser, und trotzdem komme ich mir nach solchen Sätzen klein vor. Stimmt, ich habe einen Fehler gemacht. Und wie hatte meine Tochter so schön gesagt: Du hast es doch leicht. Ich habe es leicht. Nur schade, dass ich das nicht so sehen kann.

»Magst du noch ein Ei?«, frage ich Stefan, denn er ist schließlich der Grund dafür, dass es mir so gut geht.

»Wenn es nicht so glibbert wie das erste?«

»Hm, tut mir leid. Ich hatte sechs Minuten eingestellt.«

»Solange du es nicht nach deinem Gefühl machst …« Er lacht herzhaft. Loriot, klar. Es ist immer Loriot, wenn er sich über mich lustig macht.

»Lieber ein Spiegelei?«

»Eggs Benedict. Das hatte ich mir doch gewünscht. Du hast mich am Freitag vor deinem Großeinkauf gefragt. Erinnerst du dich?«

Ich war im Wald gewesen. Mit Jimmy. Ich hatte es tatsächlich vergessen. Und ich hatte auch keinen Großeinkauf gemacht. Vielleicht war ich ja wirklich zu nichts zu gebrauchen.

»Wie wäre es mit Sex?« Schließlich kann ich ja auch mal einen Scherz machen.

»Ist doch wohl ein Scherz …«

»Ich war nicht einkaufen. Sparmaßnahmen«, sage ich und greife zu der Kaffeekanne. »Einer von uns beiden muss ja sparen. Das Dirndl bringe ich morgen zurück, und der Tiermarkt hat gerade Sonderangebote für Hunde, da kaufe ich morgen auf Vorrat. Ich bin ständig auf der Jagd nach Sonderangeboten. Benediktiner Eier gab’s leider nicht im Angebot.«

»Ha, du hast ja deinen Humor wiedergefunden.« Er wirft mir einen Blick zu und beobachtet, wie ich mir meinen Kaffee einschenke. Denkt er, ich würde zittern? Dann schwebt seine Hand über dem Tisch. Käse, Wurst, Früchte, Müsli, alles da. Es ist Sonntag. Am Sonntag muss alles da sein. Außer Eggs Benedict, klar. Ich könnte improvisieren, natürlich. Eier, Röstbrot, Schinken, Sauce Hollandaise, sämtliche Zutaten sind vorrätig. Ich habe bloß keine Lust. Seine Hand bleibt über dem Brotkorb stehen, dann greift er sich ein Vollkornbrötchen, schneidet es auf, bestreicht es mit Butter und belegt es anschließend mit Salami, Käse und Gurkenscheiben. Mit quälend langsamen Bewegungen. Ich kann nicht anders, ich schaue ihm dabei zu. Dann betrachte ich seinen Gesichtsausdruck. Er ist selbstzufrieden. Stefan lächelt in sich hinein.

»Aber es scheint dir ja auch ohne Eggs Benedict ganz gut zu gehen«, sage ich. »Du strahlst ja richtig.«

»Ja!« Er nickt. »Ich gehe nachher mit Jimmy spazieren.«

Das macht mich kurz sprachlos.

»Und ich gehe ins Büro«, sage ich.

»Ja, gern.« Er beißt herzhaft in sein Doppelschichtbrötchen. »Damit tust du wenigstens mal was Sinnvolles.«

Das geht dann doch zu weit. »Du weißt ganz gut …«

»Ja, ja«, er winkt ab, »aus dir wäre eine große Hotelmanagerin geworden, wenn ich dich nicht hier in den goldenen Käfig eingesperrt hätte.«

Stefan hebt das Kinn. Jetzt sieht er herausfordernd aus. Das steht ihm. Sein markantes Gesicht, die blauen Augen, sein Blick. Zu schade, dass wir uns über die Jahre so verloren haben.

»Ich habe dich eben geliebt. Da tut man vieles.«

»Ach, du hast mich geliebt. Muss lange her sein.«

Was soll ich darauf sagen?

»Und du?«, frage ich. »Liebst du mich denn noch?«

»Mehr denn je.«

»Mehr denn je?« Jetzt muss ich ehrlich lachen. »Du liebst mich doch nicht mehr denn je! Du warst mal in mich verliebt, später fandest du mich ganz geschickt an deiner Seite, und heute bin ich recht praktisch für dich. Ich mach ja alles, damit du gut dastehst.«

»Ach. Und ich nicht?« Er legt das Brötchen auf den Teller zurück.