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Schwellende Fluten.

Inhaltsverzeichnis

Als nach der Entfernung der Gäste von dem Witikohause eilf Tage vergangen waren, ritten fünf Männer auf dem Wege von Friedberg durch den Wald zu dem Witikohause empor. Da sie vor der Burg waren, tönte in derselben das Zeichen, sie erwiderten das Zeichen, und ritten in den Hof. Sie waren in weiten gegürteten Gewändern, und einer führte ein Saumroß. In dem Hofe stiegen sie von den Pferden, die Pferde wurden von den Knechten Witikos in den Stall gebracht, und die Männer von Huldrik in den Saal zu Witiko geführt.

Witiko ging ihnen entgegen, und als er zu dem gekommen war, der ihr Führer schien, weil er einen silbernen Gürtel hatte, rief Witiko: »Boreš, du getreuer Mann, den ich seit dem vierzehnten Tage des Monates Hornung des Jahres 1140 nicht gesehen habe, an welchem Tage der gute Herzog Sobeslaw gestorben ist.«

»Witiko, ich grüße dich«, sagte Boreš. »Und wie ich dir in jenem traurigen Winter einen Mann in dein Haus nach Plan geschickt habe, der dir meine Botschaften brachte, und wie ich dir mit einem Briefe, den ich geschrieben hatte, den Gürtel des Herzoges Sobeslaw geschickt habe, den dir die Herzogin Adelheid geschenkt hat, so bin ich heute als ein Abgesandter des Herzoges Wladislaw in deiner Burg, um dir Dinge von dem Herzoge zu bringen.«

»Und dich hat der Herzog zu der Sendung gewählt?« fragte Witiko.

»Ja«, entgegnete Boreš. »Der Herzog hat gesagt: Boreš, der du ein treuer Diener Sobeslaws in seinem Leben und bei seinem Tode gewesen bist, der du die Herzogin Adelheid behütet hast, bis sie schon nach einem halben Jahre ihrem Gatten aus Gram gefolgt ist, reite zu Witiko, der meinen Oheim Sobeslaw geliebt und seine Gattin Adelheid geehrt hat, und bringe ihm, was ich ihm schicke.«

»Und welche Schicksale hast du seit jenem Winter erlebt?« fragte Witiko.

»Ich habe gar keine Schicksale erlebt«, antwortete Boreš; »der Herzog duldete nicht, daß ich etwas anderes sei als der Kastellan von Hostas Burg, und daß ich etwas anderes tue, als die Befestigung der Burg zu leiten, und die Burg zu behüten. Der Herzog sagte, ich dürfe nicht in den Krieg ziehen, in welchem als Feind Wladislaw, der Sohn Sobeslaws, ist, weil Sobeslaw unter meiner Burghut gestorben ist, und ich ihn den Männern übergeben habe, die ihn geziert und auf den heiligen Wyšehrad gebracht haben.«

»So nehmet Sitze in meinem armen Hause«, sagte Witiko, »und verschmähet nicht die Gastlichkeit desselben.«

Er wies auf Stühle, die an einem schönen langen Buchentische standen, und die Männer setzten sich auf die Stühle. Er setzte sich zu ihnen.

Dann gab er einem der Seinen ein Zeichen.

Derselbe entfernte sich, und kam mit Huldrik zurück, dem zwei Männer folgten, von denen einer Brot und der andere Salz trug. Sie stellten das Brot und das Salz auf den Tisch. Witiko bot es den Männern an. Alle nahmen etwas davon.

Huldrik verneigte sich nun tief vor den Männern, und verließ den Saal.

Er kam nach kurzer Frist wieder, und drei Knechte trugen hinter ihm Wein und Kuchen und Becher. Sie stellten die Dinge auf den Tisch.

Witiko sprach darauf zu den Männern: »Weil ihr die Gastlichkeit meines Hauses durch Brot und Salz angenommen habt, und mich ehret, so teilt mit mir den Empfangswein und den Empfangskuchen.«

Huldrik ließ durch einen Mann den Kuchen zerschneiden, und durch einen anderen Wein in sechs Becher füllen.

Jeder der fünf Männer nahm nun einen Becher, und trank daraus. Dann nahm jeder ein Stückchen Kuchen, und aß es.

Hierauf trank auch Witiko aus seinem Becher, und nahm ein Stückchen Kuchen, und aß es.

»Und nun verweilet in dieser Burg, so lange es euch gefällt«, sagte er zu den Männern.

»Wir werden hier so lange verweilen, als es unsere Zeit gestattet«, sprach Boreš, »weil du uns unter dein Dach freundlich aufgenommen hast.«

»Und bist du zu jeder Frist in Hostas Burg gewesen?« fragte Witiko.

»Ich bin immer in Hostas Burg gewesen«, antwortete Boreš. »Nur ein Mal jedes Jahres bin ich nach Prag gekommen, wenn die Gedächtnisfeier des Herzogs Sobeslaw und der Herzogin Adelheid gewesen ist, die sie gestiftet haben, da sie noch lebten. Und da habe ich auf ihrem Grabe gebetet. Der Herzog Wladislaw hat mir jedes Mal die Erlaubnis gegeben.«

»Und haben viele Menschen der Gedächtnisfeier beigewohnt?« fragte Witiko.

»Viele«, antwortete Boreš, »alle Priester des Wyšehrad, auf dem die Feier ist, die Priester der Stadt Prag und der beiden Burgflecken, Äbte und andere fremde Priester, alte Lechen der Länder und auch junge und viel Volk. Und wenn der Herzog in Prag war, feierte er mit der Herzogin die Gedächtnisfeier mit, sonst nur die Herzogin allein.«

»Ich gedenke die nächste Sterbezeit Sobeslaws und Adelheids in Prag mit zu begehen, und meine Ehegemahlin Bertha dahin mit zu bringen«, sagte Witiko.

»Wenn Ruhe ist, und du nicht im Felde liegen mußt«, sagte Boreš.

»Es wird wohl ruhig sein«, sprach Witiko.

»Der Herzog vermehrt seine Kriegsmänner«, antwortete Boreš, »er ordnet sie, sorgt für den Waffenvorrat, und befestiget seine Burgen.«

»Ist Hostas Burg schon fertig geworden?« fragte Witiko.

»Sie ist noch nicht fertig«, antwortete Boreš; »die Befestigungen werden stark gemacht, und dehnen sich aus. Der Herzog ist selber schon manches Mal in der Burg gewesen, und hat gesagt: Bleibe in deinem Horste, Boreš, und rüste ihn. Jetzt aber hat er mich nach Prag rufen lassen, und hat gesagt, daß ich mir vier Männer auslesen, und zu dir reiten soll. Ich habe mir vier Männer ausgelesen, und nun bin ich bei dir.«

»Und sind die Gemächer, in denen Sobeslaw und Adelheid gewesen sind, noch in dem alten Stande?« sagte Witiko.

»Wladislaw, der Sohn Sobeslaws, ist nach dem Tode seines Vaters von der Burg fort«, antwortete Boreš, »und ist nicht mehr in dieselbe gekommen. Adelheid hat dunkle Tücher in das Sterbezimmer Sobeslaws hängen lassen, und hat in demselben gelebt, und ist in demselben gestorben. Dann sind die andern Kinder fortgebracht worden. Der Herzog Wladislaw hat durch Gerichtsmänner alles durchsuchen und aufschreiben lassen, und hat alles gelassen, wie es ist. Ich und Welkaun und Bawor, die mir beigegeben wurden, sind die Hüter. Das Bett mit der Bärendecke steht noch in dem Gemache, und der Schrein steht an dem Bette, und in dem Schreine ist das rote Beutelchen mit dem goldenen Kreuzlein, das er dir mitgegeben hatte, als du von ihm nach Prag geschickt worden bist. Und dann steht auch noch das große Kreuz in dem Gemache.«

»Ich danke dir, Boreš«, sagte Witiko. »Weil der hocherlauchte Herzog Wladislaw dich als den treuen Diener Sobeslaws zu mir geschickt hat, so ehrt er das Andenken Sobeslaws, und er wird es verzeihen, wenn ich die Ehre ehrte, und zuerst um Dinge fragte, die Sobeslaw und Adelheid angehen. Und nun, Boreš, was begehrt der hocherlauchte Herzog von mir, und gehört die Botschaft für mich allein?«

»Sie gehört dir nicht allein«, antwortete Boreš.

»So lasse dich im Kreise meiner Männer empfangen«, sagte Witiko.

Er schlug mit einem Stabe auf eine Glocke, und als ein Diener eintrat, sagte er: »Huldrik lade Beda und meine Männer in den Saal, eine Botschaft des hohen Herzoges Wladislaw ist angekommen.«

Der Diener entfernte sich, und in kurzer Zeit kam Beda und es kamen Männer Witikos in den Saal. Sie stellten sich in einer Ordnung auf. Witiko erhob sich, Boreš und seine Männer erhoben sich auch. Boreš trat vor Witiko, und sagte: »Witiko vom Witikohause, sei gegrüßet.«

Witiko antwortete: »Boreš, sei gegrüßet, was ist dein Begehr?«

»Ich bringe Gruß und Botschaft von Wladislaw, dem hocherlauchten Herzoge von Böhmen und Mähren«, sagte Boreš.

»So eröffne uns den Gruß und die Botschaft und den Befehl des hocherlauchten Herzoges«, sagte Witiko.

Boreš antwortete: »Der hocherlauchte Herzog Wladislaw sendet durch mich, Boreš, den Kastellan von Hostas Burg, an dich, Witiko vom Witikohause, und an deine hohe Gemahlin, Bertha von Schauenburg, den besten Gruß, und er sendet an euch beide den Glückwunsch zu eurer Vermählung, und er sendet eine Hausgabe, und bittet, sie zu nehmen, wie ihr die andern Hausgaben genommen habt. Und Gertrud, die hocherlauchte Herzogin von Böhmen und Mähren, die Gemahlin des Herzogs Wladislaws, sendet durch mich, Boreš, den Kastellan von Hostas Burg, an dich, Witiko vom Witikohause und an deine hohe Gemahlin, Bertha von Schauenberg, den besten Gruß, und sie sendet an euch beide den Glückwunsch zu eurer Vermählung, und sie sendet eine Hausgabe, und bittet, daß ihr sie annehmet.«

Witiko antwortete darauf: »Boreš, Kastellan auf Hostas Burg, Abgesandter des hocherlauchten Herzoges Wladislaw, ich habe vernommen, was du von dem hocherlauchten Herzoge und der hocherlauchten Herzogin an mich berichtet hast. Es geziemt sich, daß meine Gemahlin, Bertha von Schauenberg, auch vernehme, was an sie von dem hocherlauchten Herzoge und der hocherlauchten Herzogin berichtet wird. Beda und zwei Männer, bittet sie, daß sie zu uns in den Saal komme.«

Beda und zwei Männer entfernten sich aus dem Saale.

Die in ihm zurückgeblieben waren, schwiegen nun.

Nach einer kurzen Zeit öffneten sich die Flügeltüren des Saales, und Bertha ging in denselben herein, zwei Frauen und zwei Jungfrauen folgten ihr. Beda und die zwei Männer gingen zuletzt herein. Bertha hatte ein dunkelblaues Kleid aus Sammet und einen silbernen Gürtel.

Sie blieb mit ihren Begleiterinnen an der Seite Witikos stehen.

Witiko sprach zu ihr: »Bertha, meine Gemahlin, es ist von dem erlauchten Herzoge Wladislaw Botschaft an mich und dich gekommen, höre sie an.«

Bertha blieb stehen. Boreš trat vor sie, neigte sich, und sprach: »Wladislaw, der hocherlauchte Herzog von Böhmen und Mähren, und Gertrud, die hocherlauchte Herzogin, seine Gemahlin, senden durch mich, Boreš, den Kastellan von Hostas Burg, an Witiko vom Witikohause und an seine hohe Gemahlin, Bertha von Schauenberg, die besten Grüße und die Glückwünsche zur Vermählung, und sie senden eine Hausgabe, und bitten, daß ihr sie annehmet, wie ihr die andern Hausgaben angenommen habt.«

Nach diesen Worten verneigte sich Boreš wieder, und trat zurück.

Beda aber geleitete Bertha und ihr Gefolge zu Sitzen.

Witiko sprach nun: »Ich nehme in Ehrerbietung den Gruß und den Glückwunsch und die Hausgabe des hocherlauchten Herzoges und der hocherlauchten Herzogin an, und sage ihnen durch dich, Boreš, den Kastellan von Hostas Burg, den unterwürfigen Dank, und werde ihnen meinen ferneren Dank in Prag darbringen.«

Bertha erhob sich nun von ihrem Sitze, und sprach: »Ich nehme in Ehrerbietung den Gruß und den Glückwunsch und die Hausgabe des hocherlauchten Herzoges und der hocherlauchten Herzogin an, und sage ihnen durch dich, Boreš, den Kastellan von Hostas Burg, den unterwürfigsten Dank.«

Nach diesen Worten setzte sich Bertha wieder auf ihren Stuhl.

Witiko aber sprach: »Wenn es meiner Gemahlin genehm ist, so bitte ich sie, mit mir auch den Dank in Prag darzubringen.«

»Ich folge meinem Gemahle mit Freuden nach Prag«, sagte Bertha.

Boreš aber sprach: »Gebet mir nun die Erlaubnis, hoher Herr und hohe Frau, daß ich die Hausgabe bringen lassen darf.«

»So lasse sie bringen«, sagte Witiko.

Die Männer, welche bei Boreš waren, entfernten sich aus dem Saale. Sie kamen aber bald wieder, und mit ihnen kamen Knechte, welche Kästchen trugen. Sie stellten die Kästchen auf den Tisch, und gingen fort.

Boreš reichte Witiko einen kleinen goldenen Schlüssel, wies auf ein Kästchen, und sagte: »Der hocherlauchte Herzog bittet dich, daß du das Kästchen öffnest.«

Das Kästchen war aus sehr schönem Wacholderholze und mit goldenen Zierden belegt.

Witiko öffnete es.

Das Innere war mit weißer Seide überzogen, und auf einem Kissen aus weißem Sammet lag in einer Vertiefung ein längliches Stückchen Holz wie ein schmaler Span, der von einer Linde gelöst worden ist.

Witiko sah auf Boreš.

Boreš aber sagte: »In dem Gemache, in welchem der Herzog Sobeslaw gestorben ist, steht das hohe Kreuz des Heilandes. Das Kreuz ist aus dem Holze der Linde geschnitzt worden, unter der der Herzog Sobeslaw auf einem Zuge nach Mähren von seinen treuen Räten Zdeslaw und Diwiš die Botschaft empfangen hatte, daß ihm die Herren Miroslaw und Strezimir durch zwei Dienstleute nach dem Leben streben, und unter der er die Verhaftung der Schuldigen angeordnet hatte. Dieses Kreuz umschlang die Herzogin Adelheid nach dem Sterben ihres Gemahles, und vor diesem Kreuze betete sie bis zu ihrem Tode. An einem heiligen Pfingstsonntage fiel ein Span von dem Rücken des Kreuzes herunter, und die Männer, die kunstreich in Holz arbeiten, konnten nicht sagen, wie der Span sich von dem Kreuze gelöset habe. Der Herzog Wladislaw ließ zum Denkmale den kleinen Span aufbewahren, und ließ die Stelle an dem Kreuze, aus welcher er gekommen war, offen. Das Stückchen Holz in dem Kästchen ist der Span, und der Herzog sendet ihn dir. Er hat alles in eine Schrift setzen lassen, und die Schrift liegt unter dem weißen Kissen.«

Witiko antwortete: »Ich nehme in Demut das heilige Kleinod, und werde es in meiner Burgkirche aufbewahren, und wenn ich eine größere Kirche gebaut habe, werde ich es in der größeren Kirche aufbewahren. Der Schlüssel zu dem Kästchen wird in der Kirche sein. Rufet den frommen Vater Benno, und geleitet meine Mutter und meine Base und ihre Frauen hieher.«

Mehrere Männer gingen aus dem Saale, und einer kam mit Benno, und die andern kamen mit den Frauen und ihren Geleiten zurück.

Die Frauen setzten sich auf Stühle.

Witiko sprach: »Hochehrwürdiger Vater Benno, Mutter Wentila, Base Hiltrut, dieser Mann ist Boreš, der Kastellan in Hostas Burg, in welcher der Herzog Sobeslaw und die Herzogin Adelheid gestorben sind. Er bringt von dem hocherlauchten Herzoge Wladislaw und der hocherlauchten Herzogin Gertrud gute Grüße und Glückwünsche zur Vermählung und Hausgaben.«

Boreš neigte sich gegen alle, die genannt wurden, und sie neigten sich gegen ihn.

Darauf sprach Witiko: »Der hocherlauchte Herzog Wladislaw sendet mir einen kleinen Span von dem Kreuze aus dem Sterbegemache Sobeslaws, welcher Span sich an einem heiligen Pfingstsonntage von dem Kreuze gelöst hatte, wie es die kunstfertigen Männer, die im Holze schnitzen, nicht zu erkennen vermögen. Eine Schrift, die der hohe Herzog hat verfertigen lassen, besaget alles.«

Nach diesen Worten zog er an einem kleinen Bändchen ein Fach unter dem weißen Kissen heraus, und nahm aus dem Fache ein Pergament. Er reichte dasselbe dem Priester Benno, und sagte: »Lese es uns, frommer Vater.«

Benno las die Schrift laut vor.

Dann wurde sie wieder in das Fach gelegt, und das Fach unter das Kissen geschoben.

Hierauf nahm Benno das kleine Stücklein Holz, und reichte es Witiko zum Kusse. Dann reichte er es Bertha, dann Wentila, dann Hiltrut, dann allen Frauen und allen Männern, und zuletzt küßte er es selber. Dann legte er es wieder auf das Kissen.

Witiko schloß das Kästchen, reichte den Schlüssel dem Priester Benno, und sprach: »Hochehrwürdiger Vater Benno, der du jetzt den Gottesdienst in unserer Burgkirche feierst, ich gebe dir den Schlüssel zu dem heiligen Kleinode in deine Verwahrung, und gebe das Kleinod in die Verwahrung der Kirche. Es möge heute hier bewacht und morgen feierlich in die Kirche gebracht werden.«

»Es geschehe, wie du sagst, Herr«, antwortete Benno.

Nach diesen Worten barg er das Schlüsselchen an seiner Brust.

Dann sagte Boreš: »Ist es dir genehm, hoher Herr, die andern Kästchen zu öffnen?«

»Es ist mir genehm, hoher Kastellan«, antwortete Witiko.

Boreš reichte nun einen zweiten Schlüssel an Witiko, und sagte: »Er schließt das dunkelbraune Kästchen auf.«

Witiko öffnete mit dem Schlüssel ein Kästchen von dunkelbraunem Holze, welches sehr schön gebohnt war.

In dem Kästchen waren zwei silberne Kannen und zwölf silberne Becher. Auf einer Kanne war das Bild des Heilandes, auf der andern das Bild Marias, und auf den Bechern die Bilder der zwölf Apostel. Sonst waren Stäbe und Laubranken kunstreich in die Gefäße gegraben.

Boreš reichte wieder einen Schlüssel an Witiko, und sagte: »Er schließt das schwarze Kästchen auf.«

In dem schwarzen Kästchen waren zwölf silberne Teller, und sie waren kunstvoll gearbeitet wie die Trinkgeschirre.

Boreš reichte wieder einen Schlüssel an Witiko, und sagte. »Er schließt das rote Kästchen auf.«

In dem roten Kästchen war roter Sammet, kostbares Pelzwerk aus der Fremde und Juwelen.

Witiko schaute alle diese Dinge an, und Bertha und Wentila und Hiltrut und Benno wurden von ihm zu dem Tische gerufen, und sie betrachteten diese Geschenke. Als sie dieselben betrachtet hatten, rief Witiko seine Männer herzu, die Geschenke des Herzoges zu sehen.

Die Männer gingen einer hinter dem andern an den Tisch, und sahen die Geschenke an.

Darauf sagte Witiko: »Gott lohne es dem hohen Herzoge, daß er an einen seiner geringen Männer und an sein Weib denkt, und Gott lohne es der hohen Herzogin, daß sie des Sinnes ihres Gatten ist. Ich nehme in Ehrerbietung die Hausgaben an, trage dir, Boreš, Kastellan von Hostas Burg, in Lieb und Treuen den Dank auf, bis ich selber mit meiner Gemahlin nach Prag komme. Ich rufe: Heil Wladislaw, dem hocherlauchten Herzoge von Böhmen und Mähren, und Heil Gertrud, der hocherlauchten Herzogin.«

Die Männer Witikos riefen: »Heil Wladislaw, dem hocherlauchten Herzoge von Böhmen und Mähren, und Heil Gertrud, der hocherlauchten Herzogin.«

Darauf erhob sich Bertha von ihrem Sitze, und sprach: »Weil der hohe Herzog und die hohe Herzogin meinen Gatten geehret und mich genannt haben, wie bei uns in den deutschen Landen die Fürsten ihre Männer und die Frauen derselben ehren, so bitte ich dich, Boreš, Kastellan von Hostas Burg, bringe meinen Dank an den hocherlauchten Herzog und an die hocherlauchte Herzogin, bis ich mit meinen Gatten nach Prag komme. Und ich rufe wie mein Gatte: Heil Wladislaw, dem hohen Herzoge von Böhmen und Mähren, und Heil Gertrud, der hohen Herzogin.«

Und Wentila und Hiltrut und Benno und die Männer Witikos riefen: »Heil Wladislaw, dem hohen Herzoge von Böhmen und Mähren, und Heil Gertrud, der hohen Herzogin.«

Dann sagte Bertha: »Und weil du, Boreš, mit deinen Männern unser Dach nicht verschmäht hast, so werde ich trachten, euch eine Hauswirtin zu sein, wie sie meine Mutter, Wiulfhilt von Dornberg, ist, und wie sie meine Großmutter, Benedicta von Aschach, ist.«

Dann setzte sie sich wieder nieder.

Witiko aber sprach: »Lasset nun die Kästchen schließen, und bis auf das heilige in die Kleinodienstube bringen. Dich, Boreš, und deine Männer werde ich in eure Stuben geleiten, daß ihr ruhet, und daß ihr dann das Brot an unserem Tische teilet.«

Zwei Männer gingen nach diesen Worten Witikos fort. Sie kamen mit andern Männern wieder. Zwei bewaffnete Knechte stellten sich auf die Weisung zu dem heiligen Kästchen. Die andern empfingen von Witiko die geschlossenen Kästchen, und trugen dieselben fort. Dann erhoben sich die Frauen und ihre Geleite von ihren Sitzen. Bertha und Wentila grüßten mit freundlichen Worten Boreš und seine Männer, und dann gingen die Frauen und ihre Geleite aus dem Saale. Dann führte Witiko Boreš und seine Männer in ihre Gemächer, und alle außer den zwei bewaffneten Knechten verließen den Saal.

Am andern Tage wurde das Kästchen mit dem Holze des Kreuzes des Heilandes feierlich von dem Saale in die Kirche gebracht, und alle Menschen der Burg waren bei dem heiligen Gottesdienste, welchen der fromme Vater Benno verrichtete.

Boreš blieb acht Tage als Gast in dem Witikohause, und wurde dort geehrt. Es kamen Nachbarn Witikos, ihm Ehre zu bringen, und die Geschenke des Herzoges zu sehen. Auch Leute aus dem Walde kamen, um die Gaben des Herzoges und der Herzogin zu beschauen. Witiko ließ sie ihnen durch Huldrik zeigen. Huldrik sagte den Leuten: »Die Geschirre sind jetzt von Silber; aber sie werden einmal von Gold sein.«

Am neunten Tage verabschiedete sich Bord, und Witiko geleitete ihn mit einem Gefolge bis in die krumme Au.

An dem nämlichen Tage kam auch die Botschaft an Benno, daß er zu dem Kardinale Guido nach Prag kommen möge.

Witiko gab ihm ein gutes Pferd, und rüstete fünf Reiter und zwei Männer mit Saumtieren aus, und Benno zog des andern Tages mit diesem Gefolge aus dem Witikohause gegen Prag fort.

Es wurde von dem Tage an auch alles gerüstet, was notwendig war, daß Witiko mit Bertha nach Prag reisen konnte. Und als zehn Tage vergangen waren, ritt er mit zwanzig Reitern aus dem Tore der Burg. In der Mitte der Reiter waren sechs Sänften, in denen Bertha und ihre Frauen saßen, und hinter den Reitern gingen fünf Saumrosse.

So gelangten sie endlich nach Prag.

In Prag ging Witiko zuerst allein zu dem Herzoge. Er dankte ihm für die Gaben, und fragte, ob er seine Gemahlin, Bertha von Schauenberg, zu ihm und zu der hohen Herzogin führen dürfe.

Wladislaw antwortete: »Danke mir nicht, Witiko. Du bist ein treuer Mann des Herzoges Sobeslaw gewesen, und bist ein treuer Mann von mir. Ich habe dir darum durch Boreš das Holz von dem Kreuze des Heilandes aus Hostas Burg geschickt, daß du sähest, daß ich dir auch ein treuer Mann sein will. Das andere sind Gaben, die ein Freund dem andern in das Haus sendet. Sei mein Freund, wie ich dein Freund bin, seit ich dich bei Chynow gesehen habe. Was deine Gattin angeht, so bringe die hohe Frau zu mir und zu der Herzogin, wir werden sie als Gast ehren.«

Witiko antwortete: »Ich danke dir, hoher Herr, für deine Güte. Und weil ich dem Herzoge Sobeslaw aus Pflicht treu gewesen bin, so bin ich auch dir aus Pflicht treu. Und dir bin ich auch treu aus Freundschaft, wie du schon früher einmal gesagt hast, und wie du es jetzt wieder sagtest, daß du mein Freund bist, und wie ich aus dem ganzen Gemüte dein Freund bin. Ich werde die Treue und die Freundschaft nie verletzen. Und haben mich deine andern Gaben geehrt, so hat mich deine Gabe aus Hostas Burg und der Überbringer derselben erfreut.«

An dem folgenden Tage wurde Witiko und seine Gattin Bertha zu dem Herzoge und der Herzogin gerufen.

Sie gingen im Schmucke zu Hofe.

Sie wurden in einen kleinen Saal der Hofburg zu dem Herzoge und der Herzogin geführt. Wladislaw und Gertrud saßen geschmückt und allein auf Stühlen, und wiesen Witiko und Bertha Stühle an. Beide setzten sich. Gleich aber erhob sich Witiko wieder, nahm Bertha bei der Hand, führte sie vor den Herzog und die Herzogin, und sprach: »Hocherlauchter Herzog, hocherlauchte Herzogin, die Frau, welche vor euch steht, ist die Tochter Heinrichs von Schauenberg, der vorher Heinrich von Jugelbach gewesen ist, und Wiulfhilts von Dornberg. Sie heißt Bertha. Heinrich ist ein Herr und edler Mann, Wiulfhilt ist eine edle Frau, und Bertha durch beide edel. Sie hat es nicht verschmäht, als meine Gattin in Lieb und Treue mir anzugehören, wie ich ihr als Gatte in Lieb und Treue angehöre. Wir erkennen und achten die Ehre hoch, daß wir heute vor euch haben kommen dürfen.«

»Witiko, Bertha«, sagte der Herzog, »nehmet eure Sitze wieder ein.«

Witiko und Bertha setzten sich auf ihre Stühle.

Dann sprach der Herzog: »Witiko, wie du mir sonst als Mann und Freund gegrüßt warest, so sei mir heute als Ehegatte gegrüßt. Bertha, seid mir heute als Ehegattin Witikos gegrüßt, und gebt mir die Hoffnung, daß ich Euch künftig auch als Freundin werde begrüßen können.«

Die Herzogin sprach: »Ich grüße Witiko als Freund, ich grüße ihn als treuen Mann des Herzoges und der Länder, und ich grüße ihn als Ehegatten. Ich grüße Bertha von Schauenberg als Ehegattin Witikos, und ich grüße sie als Freundin. Die aus solchem Geschlechte entsprossen ist, wird jeder Freundschaft würdig sein, und wird, wo man es nicht unwert ist, auch Freundschaft gewähren.«

Witiko antwortete: »Hocherlauchter Herzog, hocherlauchte Herzogin, ich danke inniglich des Grußes.«

Bertha sprach: »Hocherlauchter Herzog, ich danke des Grußes, und wer, wenn ich ihn auch nicht kenne, der Freund meines Gatten ist, dessen Freundin bin ich. Hocherlauchte Herzogin, ich danke des Grußes, und wer so hehr getan hat, wie Ihr, der genießt die Bewunderung und Verehrung, man gibt ihm Freundschaft, und achtet es als höchste Ehre, seiner Freundschaft würdig zu werden.«

»Du sprichst entschieden wie dein Vater, Bertha«, sagte die Herzogin.

»Mein Vater, hohe Frau, hat Euch noch an dem Hofe in Wien gesehen, und er hat Euch in Prag gesehen«, sprach Bertha.

»Wir kennen Heinrich von Jugelbach und Schauenberg sehr gut, und ich kenne ihn schon lange«, sagte der Herzog, »wir sind öfter bei einander gewesen, als ich noch nicht auf diesem Fürstenstuhle war, und später auch noch. Er ist in Prag gewesen, da du fern von mir, Witiko, in deinem Walde geweilt hattest. Ich kenne Gebhart von Jugelbach, der jetzt Gebhart von Stauf ist, den Bruder Heinrichs. Heinrich ist ein edler Herr und stark und verständig und vorsichtig und unternehmend, ein Spiegel eines Ritters. Das Geschlecht Dornberg ist sehr edel und mächtig und gut, und war vielfach mit denen von Jugelbach verbunden. Gebhart ist ein treuer ehrenwerter Ritter, und die von Aschach sind edel und gut gewesen, und Eure Großmutter, Bertha, Benedicta von Aschach, ist eine sehr edle Frau, und sie ist gut und treumütig und fromm. Sie hat dem alten Kloster Kremsmünster triftige Gaben zugewendet, und ist ihm noch wohlgesinnt.«

»Wir bitten, daß sie Gott dafür segne«, sagte Bertha.

»Er wird es tun«, sprach der Herzog. »Wir haben beide, ich und Gertrud, die Herzogin, große Freude gehabt, als uns durch den hochehrwürdigen Bischof Zdik aus Passau die Kunde ward, Witiko denke auf Bertha von Jugelbach, und wir haben den Bestrebungen Witikos das beste Gedeihen gewünscht, und hätten diese Bestrebungen gerne gefördert.«

»Du hast sie gefördert, hoher Herr«, sagte Witiko. »Berthas Vater hat zu mir gesprochen, wenn ich ein Haus habe, in dem meine Rose emporblühen kann, dürfe ich um Bertha kommen, und du hast das Haus gegründet. Aber wie konnte der hochehrwürdige Bischof Zdik meine Gedanken wissen?«

»Er hat wohl deine Gedanken aus deinen Mienen gesehen«, sagte der Herzog.

»Es ist nun ein so größeres Glück«, sagte Witiko, »daß du, hoher Herr, den Bund billigest, den ich mit Bertha geschlossen habe, und daß ihn die hocherlauchte Herzogin billigt. Und es ist nun eine größere Freude und eine größere Ehre, daß ihr, du und die hohe Herzogin, Hausgaben zu unserem Bunde gesendet habt. Hocherlauchter Herzog, hocherlauchte Herzogin, ich bringe den besten und treu ergebenen Dank für die Gaben dar.«

Bertha sprach: »Ich ehre meine Eltern und ihre Vorfahrer, und erkenne sie als vortrefflich, und ich danke dir, hoher Herzog, für die Worte, die du über meine Angehörigen gesprochen hast. Hocherlauchter Herzog, hocherlauchte Herzogin, ich bringe auch wie mein Gemahl den besten und treu ergebenen Dank für die Hausgaben dar.«

Der Herzog antwortete: »Ich habe Witiko schon gesagt, daß ich ihm die Gabe aus Hostas Burg als treuem Manne des Herzoges Sobeslaw und als treuem Manne von mir gesendet habe. Und ich habe ihm gesagt, daß die andern Dinge so sind, wie sie die Freunde den Freunden geben. Und das sage ich auch Euch, edle Frau.«

»Gebrauchet die Geräte und die Stoffe«, sagte die Herzogin, »erfreut Euch derselben ein wenig, und denkt dabei unser.«

»Ich habe den Glauben«, sagte der Herzog, »wenn Gertrud und ich nicht schon vermählt wären, und erst vermählt würden: »du, mein Witiko, würdest uns Hausgaben aus deinem Walde senden, was er Besonderes und Köstliches hervorbringt.«

»Ich würde mich freuen, wenn du die Gaben nähmest, hoher Herr«, sagte Witiko. »Möge der Bund des hohen Herzoges und der hohen Herzogin bis in das letzte Alter dauern, und mögen ich und Bertha es erleben, daß ihre Kinder Friedrich, Swatopluk, Adalbert und Agnes sich vermählen, und unsere Hausgaben aus dem Walde dann nicht verschmähen.«

»Sie werden sich derselben freuen«, sagte der Herzog. »Und nun, Witiko, sage ich: Lebe lange und glücklich mit Bertha, freut euch eures Bundes, und er werde gesegnet, daß die Freude in die künftigen Geschlechter fortwächst.«

»Ich wünsche euch auch jedes Glück und jeden Segen«, sagte die Herzogin, »es daure euer Bund so lange, wie Witiko es dem unsrigen gewünscht hat, und euer Stamm sei ein Teil der schönen Geschlechter, die in diesen Ländern sind, und der Stamm blühe empor, und werde immer bedeutender.«

»Gott gebe mir das Glück, etwas Gutes und Rechtes auf der Welt wirken zu können«, sagte Witiko, »er lasse uns das Glück, das wir in unserem Bunde finden, dauern, und alles andere sei seiner Weisheit anheimgestellt. «

»So sei es, und so möge es werden«, sagte der Herzog. »Und nun, Witiko, gestatte, daß auch andere an unserer Zusammenkunft Teil nehmen.«

Als er diese Worte gesprochen hatte, gab er mit einem Schlage auf eine Glocke ein Zeichen, und es öffneten sich die zwei Flügel einer Tür in dem Saale. Und durch die Tür kamen mehrere Herren und Lechen und Frauen in den Saal. Es war Diwiš, Preda, Wšebor, Chotimir, Bartholomäus, Welislaw, und mehrere andere.

Der Herzog sprach zu ihnen: »Hier ist Witiko, den ihr kennt, und neben ihm ist Bertha von Schauenberg, seine Gemahlin. Wir freuen uns dieser Verbindung, und wer das Geschlecht Berthas kennt, wird sich auch freuen.«

»Ich kenne es, und erachte es als ein Glück für Witiko, daß er Bertha heimgeführt hat«, sagte Wšebor.

»Es ist ein sehr edles Geschlecht«, sagte Diwiš, »und Bertha wird nicht minder sein als die Frauen dieses Geschlechts.«

»Ich kenne Heinrich von Jugelbach schon lange«, sagte Bartholomäus, »und freue mich, daß Witiko seine Tochter zur Ehegemahlin erhalten hat.«

»Möge Witiko, der gut ist, so empor blühen, wie der Stamm der Jugelbach, den ich lange kenne, blüht«, sagte Preda, »und mögen beide Stämme in die Zeiten hinein mächtig und stark sein.«

Und alle sagten nun Witiko und Bertha Glück, und sprachen Segen aus.

Witiko und Bertha dankten.

Die Frauen sprachen mancherlei mit Bertha, und Bertha antwortete ihnen.

»Ich komme sehr bald zu euch«, sagte Welislaw.

»So komme«, entgegnete Witiko.

Als die Gespräche zu Ende waren, sagte der Herzog: »Und so bitte ich alle, die hier sind, am vierten Tage von heute mit mir mein Brot an meinem Tische zu essen.«

Alle verabschiedeten sich hierauf, und verließen den Saal.

Witiko suchte an diesem Tage noch Benno, und da er ihn gefunden hatte, führte er ihn zu Bertha. Sie sprachen von vielerlei Dingen, und beschlossen recht oft zusammen zu kommen.

Witiko ging mit Bertha zu Herren und Freunden, welche Gattinnen hatten, und diese kamen wieder zu Witiko und Bertha. Die unvermählt waren, kamen, und brachten Grüße dar.

Bei dem Mahle des Herzoges hatte Bertha ein Gewand aus dem roten Sammet, der in einem Kästchen der Hausgaben des Herzogs und der Herzogin gewesen war.

Witiko und Bertha sahen und betrachteten in der Stadt Prag alles, was würdig war, gesehen und betrachtet zu werden.

In der Kirche des Wyšehrad beteten sie an den Gräbern Sobeslaws und Adelheids und an den Gräbern der Eltern Sobeslaws, des Königs Wratislaw und der Königin Swatawa. Welislaw zeigte ihnen die alte Burg, und bewirtete sie in derselben.

Als die Zeit heran nahete, in der sie Prag verlassen wollten, ging Witiko noch einmal zu dem Herzoge.

Der Herzog sprach zu ihm: »Gehabe dich wohl, Witiko. Der hocherhabene Kardinal Guido hat sehr vieles gewirkt. Es ist nun in den kirchlichen Dingen eine Ordnung und Festigkeit, in die Männer der Kirche kömmt eine Anständigkeit und eine Sitte, und die Frömmigkeit und Reinigkeit wird folgen. Der Bund ist also größer geworden, wie du einmal gesagt hast. Aber er muß erst reifen. Was auch geschieht, wenn der Kardinal die Länder verlassen hat, so müssen wir alle durch Umsicht trachten, daß der Bund gedeihe. Und du, Witiko, wirst gewiß nicht der letzte sein. Achte der Zeichen. Und wenn der Bund endlich gefestigt ist, dann kann erst das Größere kommen.«

»Ich werde zu tun streben, was recht und nach deinem Sinne ist«, sagte Witiko.

»Ich weiß es«, antwortete der Herzog, »und ziehe mit Glück in die Burg deines Waldes.«

Witiko verabschiedete sich, und am anderen Tage ging sein Zug von Prag weg dem Mittage des Landes zu.

Fünf Tage nach ihm kam auch Benno in das Witikohaus zurück.

Witiko versammelte nun einmal in seinem Hause alle die Gäste, welche bei dem ersten Erdausheben zum Baue der Burg gewesen waren, wie bereits Lubomir gesagt hatte. Die Gäste betrachteten nun das Haus, da es fertig war, sehr genau, und wurden in alle Räume geführt. Und wie damals ein Mahl unter dem freien Himmel gewesen ist, so war jetzt eines in dem großen Saale, und es war so geordnet, wie Wentila es sonst bei ihrem Gatten in Pric geordnet hatte, und wie Bertha es in den Burgen des Stammes Jugelbach geordnet gesehen hatte.

Dann zog Witiko mit Bertha an verschiedene Stellen des Waldes. Sie gingen nach Friedberg, in den Wangetschlag, zu den Häusern der unteren Moldau, in den oberen Plan, in die Glöckelberge und in die reiche Au. Überall wurde Bertha mit Feierlichkeiten empfangen, die Menschen riefen ihr Glück zu, und priesen ihre Schönheit. In der reichen Au sprach der alte Florian zu ihr: »Da ich Witiko vor langer Zeit als Wegkundiger durch den Wald hinein geführt hatte, und da wir auf der Stelle des heiligen Apostels Thomas gestanden waren, hatte Witiko gesagt: Hier sollte eine Königsburg stehen, und ich hatte geantwortet: Da könnte ein hoher Herr hausen. Und nun steht seine Burg auf der Stelle. Wer hätte das gedacht, und wer hätte gedacht, daß er die hochedle Bertha aus dem Hause, das in dem Walde steht, wo Mathias und Margaretha gewesen sind, als seine Ehegemahlin in seine Burg führen würde. Viel Glück, viel Segen in alle Zeit fort und fort.«

»Ich danke dir, Florian«, sagte Bertha. »Komme zu uns in die Burg, und sieh, ob dort eigentlich eine Königsburg stehen sollte. Und wenn auch Margaretha und Mathias nicht mehr in dem Walde an der Mihel sind, so werden wir doch öfter in dem Waldhause meines Vaters sein, und es wird mich freuen, wenn ich dich wieder in jenem Walde sehe, wie ich dich früher gesehen habe.«

»Weil ihr so gute Worte redet, hohe Frau«, entgegnete Florian, »so werde ich wohl in Eure Burg kommen. Ich bin ja sehr oft auf dem Platze des heiligen Thomas gestanden, und wenn auch Margaretha und Mathias nicht mehr in dem Walde an der Mihel sind, so haben sie es jetzt viel besser, und ich gelange doch noch hie und da in den Sesselwald hinauf, und da werde ich auch zu Eurem hohen Vater und zu Eurer hohen Mutter und zu Euch und zu Witiko gehen, wenn er dort ist.«

»Das wird sehr gut sein«, sagte Bertha.

Witiko und Bertha besuchten auch Herren und Frauen, die im Walde oder in der Nähe des Waldes wohnten, und die Herren und Frauen besuchten sie wieder in dem Witikohause. Der alte Lubomir war mit seiner Gattin Boleslawa und mit einem kleinen Gefolge drei Tage in der Burg, und Witiko suchte ihm die Aufnahme, die er in dem Zupenhofe in Daudleb gefunden hatte, zu vergelten. Und die Männer sprachen viel von den Dingen des Landes und der Zupanei, und die Frauen erzählten, wie es in ihrem Hause sei, und redeten von den Angelegenheiten der neuen Burg.

Da dieses geschehen war, wendete sich Witiko wieder den Dingen zu, die er in seinem Gebiete für notwendig hielt.

Ehe der Herbst in das Land rückte, war in Rowna die Vermählung Welislaws mit Dimut. Viele Herren und Lechen und Freunde Welislaws und ihre Frauen und Töchter und Söhne waren in den Wald gekommen, und Herren im Walde und an dem Walde und Freunde und Nachbarn Rownos waren mit ihren Angehörigen gekommen, und Witiko und Bertha und Wentila und Hiltrut und Benno und ein Gefolge waren nach Rowno gezogen. Welislaw war bei der Vermählung in einem hellblauen Sammetgewande mit Gold und edlen Steinen, Dimut hatte ein weißes Sammetgewand mit Gold und edlen Steinen, und einen weißen Schleier. Rowno und seine Gattin und seine Sippen waren in dem höchsten Prunke des Waldes, und die Gäste trugen ein Gepränge, wie es in dem Landstriche eines jeden Sitte war. Daniel, der Propst von Prag, vollzog mit Beihilfe zweier Erzpriester von Prag, dann dem Pfarrer von Friedberg, von Horec, vom Kirchenschlage, von Plan und Bennos in der kleinen Kirche des Rownaturmes die heilige Verbindung. Und wie es nach dem Einzuge Witikos und Berthas in dem Thomaswalde gewesen war, so war es nun in dem Rownawalde. Geschmückte Gezelte waren überall und Hütten und Umzäunungen und Gerüste, und die Gäste und das Volk erlustigten sich. Die Feste dauerten sechs Tage. Am siebenten Tage verabschiedeten sich die Gäste, und bald darauf rüstete Welislaw seinen Zug nach Prag. Manche Herren und Frauen aus der Mitternacht des Landes schlossen sich dem Zuge an. Rowno geleitete ihn mit seinen Sippen bis Prag.

Dann kam der Herbst in die großen Wälder an der jungen Moldau, und dann kam der Winter.

Als die Tage des heiligen Christfestes und des neuen Jahres gefeiert worden waren, gelangten Nachrichten in den Wald, daß in Mähren schlechte Taten geschehen seien, und daß sich die Fürsten gegen den Herzog erhoben haben.

Witiko rüstete sich, und zog schnell mit einem Geleite nach Prag.

Vor dem Abschiede sagte Benno zu Witiko: »Der hocherhabene Kardinal Guido hat einmal zu mir gesagt: Die Wälder wachsen langsam aber sicher, wenn sie Sonne und Feuchtigkeit haben; noch langsamer aber beugt sich der Sinn eines ganzen Volkes, er beuget sich dennoch auch sicher, wenn der rechte Sonnenschein über ihm ist. Der hohe Kardinal ist mild und stark, und wäre wohl ein Sonnenschein, wie er gesagt hat.«

Witiko traf manche, die nach Prag zogen, und hörte viel über geschehene Dinge reden.

In Prag meldete er sich sogleich bei dem Herzoge. Es waren viele Männer gekommen, und auf einen Tag war eine Versammlung in den Saal der Hofburg berufen.

Die Männer der Kirche und des Landes versammelten sich an dem Tage in dem Saale. Der Herzog Wladislaw kam mit seinem Bruder Heinrich herein.

Als sich alle geordnet hatten, stand der Herzog von seinem Sitze auf, und sprach: »Liebe getreue Herren der Kirche und des Landes, und ihr, Söhne Premysls, die ihr zugegen seid. Habet Dank, daß ihr in dem harten Winter zu mir gekommen seid, und höret aufmerksam an, was euch berichtet werden wird. Otto, Herzog von Olmütz, Zweig des Stammes Premysl, wenn es dir genehm ist, so rede.«

Otto, der Herzog von Olmütz, stand auf, und sprach: »Erlauchter Herzog, es ist meine Pflicht, daß ich rede, und ich rede, wie ich es gesehen und erfahren habe. Von dem Heiligen Vater kam ein Sendschreiben an den hochehrwürdigen Bischof Zdik, daß er zu ihm ziehen möge. Zdik bereitete sich sogleich, und rüstete sein Geleite. Ich rüstete zwanzig Männer, um den hochehrwürdigen Bischof zu begleiten, soweit es nötig wäre. An einem der Tage abends langten wir in dem Hofe zu Moren an, um dort Nachtruhe zu halten. Da wir bei dem Mahle waren, kam einer der Männer, welche wir herum streifen ließen, und sagte, es ziehe eine Schar Reisige heran. Es kam ein zweiter Mann alsogleich, und sagte, es ziehen auf mehreren Wegen Reisige herzu. Zdik und ich ließen unsere Männer in Bereitschaft treten, und Nikolaus, der Besitzer des Hofes, sammelte die Seinigen. Wir riefen, die draußen waren, herein, und die Türen und Tore wurden noch mehr verrammelt. Ich stieg unter das Dach empor, um durch Lücken herum zu schauen. Der ganze Hof war von bewaffneten Männern umringt, und sie machten Anstalt, ihn zu erstürmen. Der Hofwart rief durch ein Fenster, was die Leute begehren, sie sollten reden. Sie redeten aber nicht, und es wurde eine Lanze gegen den Hofwart geschleudert. Darauf rief ich: Wenn ihr Räuber seid, so wird euch unser Eisen treffen, seid ihr Männer der Ehre, so sagt, was ihr da beginnet. Sie antworteten nicht, und schlossen ihren Kreis näher. Ihre Zahl war mehr als das Zehnfache der unsern. Ich sagte: Wenn sie die Türen erbrechen, so unterliegen wir; wenn wir aber unsere Macht plötzlich gegen eine Stelle ihres Kreises richten, so können wir den Kreis durchbrechen, und uns in der Nacht in dem Lande zerstreuen. So wurde es beschlossen. Wir entfernten leise die Bollwerke des großen Tores, öffneten es, und gingen schnell an die nächste Stelle des Kreises. Der Kampf zeigte, daß geübte Krieger vor uns waren. Wir konnten im ersten Angriffe nicht durchdringen. Von weiteren Stellen kam unsern Feinden Hilfe zu. Ich erkannte die Zeichen der Herzoge Konrad und Wratislaw, und hörte die Stimme Wratislaws, der befahl. Da richtete ich schnell den Angriff auf die andere Seite, als von der Wratislaw kam, wir durchbrachen den Kreis, ich wendete mich mit den Meinigen, die Verfolger abzuhalten, und rief Zdik zu, er möge sich entfernen. Er tat es, und als ich ihn nicht mehr sah, und als die ganze Menge von Wratislaws Männern gegen uns kam, löseten wir uns auf, und suchten uns in der Tiefe des Schnees zu zerstreuen. Ich wußte einen schmalen getretenen Pfad. Auf dem Pfade ging ich schnell dahin, und die Feinde, die mir in dem unwegsamen Schnee folgten, blieben zurück. Ich ging so mit zwei Männern eine Stunde fort. Dann wendeten wir uns seitwärts zu abgelegenen Hütten, die ich kannte. In den Hütten übernachteten wir. Gegen den Morgen sahen wir ein Feuer gegen Moren hin. Da es Tag geworden war, schickte ich Boten aus den Bewohnern der Hütten auf Kundschaft. Sie kamen zurück, und sagten, der Morenhof sei ganz abgebrannt, und von den Männern, die ihn überfallen hatten, sei keiner mehr in der ganzen Gegend. Es kamen auch einige von meinen Leuten, welche gedacht hatten, daß ich auf dem schmalen Pfade werde fortgegangen sein. Wir näherten uns nun wieder dem Hofe. Da sahen wir einen Mann, welcher im unwegsamen Schnee ging. Er trug einen Sack auf der Schulter. Da wir ihm näher kamen, suchte er sich von uns zu entfernen. Ich gab meinen Leuten den Befehl, ihn zu fangen. Vier Männer liefen ihm in dem Schnee nach, sie erreichten ihn, und brachten ihn gebunden zu mir. Ich ließ den Sack öffnen. In demselben waren silberne Geschirre, Gewänder und Stoffe. Ich sagte zu dem Manne, ich werde ihn mit seinem Stricke auf einen Baum hängen lassen, wenn er uns nicht berichte, wie die Sache mit dem Hofe zu Moren sei, oder wenn er uns belüge. Sage er die Wahrheit, so werde ich ihm das Leben schenken. Der Mann sagte, er sei Dobrohost, und sei bei den Leuten des Herzoges Konrad gewesen. Da sie aber über die Beute stritten, und da er fürchtete, daß sie ihm die silbernen Geschirre nehmen, so sei er vor dem Anbruche des Tages heimlich fortgegangen, und habe das Land Österreich gewinnen wollen. Als ich ihn fragte, ob Krieger in dem Hofe seien, antwortete er, daß alle abgezogen sind, weil sie den Bischof und den Herzog Otto nicht gefunden haben. Wir nahmen den Mann in den Hof mit. An dem Hofe war alles, was brennen konnte, verbrannt. Was fortgebracht werden konnte, war fortgebracht. Wir fanden unsere Pferde und unsere Habschaften nicht mehr. Von den Bewohnern waren nur zwei Knechte da. Der Mann mußte erzählen, was er gesehen habe. Er sagte, daß die Scharen den Hof umringt haben, und daß ein kurzer Kampf gewesen ist. Dann ist der Hof mit Fackeln umstellt worden. Dann sind sie in den Hof gegangen, und haben den Bischof Zdik gesucht. Sie haben ihn mit Lichtern und Fackeln in allen Gemächern und Kellern, Ställen und Winkeln die ganze Nacht gesucht. Und da sie ihn nicht gefunden hatten, und da sie durch Martern von seinen Leuten nicht erfahren konnten, wo er sei, zündeten sie den Hof an. Und dann sind alle mit Beute fortgegangen. Als ich ihn fragte, wer den Überfall gemacht habe, nannte er die Männer: Slawibor, Kuno, Rodmil, Bogdan, Domaslaw, Hinek, Frowin, Jurata, und den alten Mikul. Ich sagte: Du hast die Führer nicht genannt. Da nannte er Konrad, den Herzog von Znaim, Wratislaw, den Herzog von Brünn, und er nannte den Bruder des hocherlauchten Herzoges Wladislaw, der jetzt in Jamnic hauset, Diepold.«

»Diepold«, riefen mehrere Stimmen.

»Diepold ist dabei gewesen«, sagte der Herzog.

In den Augen des Herzoges waren Tränen, da er diese Worte sprach.

Otto redete wieder weiter: »Ich fragte den Mann, welches Vorhaben die Herren mit dem hohen Bischofe gehabt haben. Er sagte, daß er es nicht wisse. Da wir noch redeten, kamen Leute des Bischofes. Sie sagten, daß sie geschlagen, gekneipt, bei den Haaren gerissen und angespien worden sind. Von ihrem Herrn wußten sie nichts. Sie forschten nach ihm. Ich sendete Männer in der Gegend herum, sie brachten keine Nachricht von ihm zurück. Da ging ich zu der Stelle, wo ich den hochehrwürdigen Bischof fortgehen geheißen hatte. Wir fanden die Spur eines einzelnen Mannes, und gingen ihr nach. Wir kamen nach einer Zeit in ein Gebüsch. Dort verwirrte sich die Spur. Wir sahen Tritte von einer andern Seite gegen das Gebüsch hin, sahen im Gebüsche viele Tritte, und dann von ihm weg Tritte von zweien oder mehreren Männern. Wir gingen den Tritten nach. Sie führten endlich auf einen Pfad, und waren nicht mehr zu erkennen. Wir suchten nun Häuser auf, um Nahrung zu erhalten. Ich forschte dann täglich nach dem hochehrwürdigen Bischofe. Am fünften Tage erhielt ich die Nachricht, ein hoher Herr sei krank in Leitomyšl. Der Herr habe aber die Kleider eines Bauers gehabt. Ich ritt nach Leitomyšl. Es war der hochehrwürdige Bischof Zdik, der dort krank war. Er konnte damals noch erzählen, und sagte, daß er sich in einem Gebüsche versteckt habe, daß er große Kälte gelitten habe, daß ein Bauer in das Gebüsch gekommen sei, daß ihm der Bauer einen Teil seines Gewandes gegeben, und daß er ihn dann auf abseitigen Pfaden nach Leitomyšl geführt habe. Dort sei er krank geworden, und könne nicht weiter reisen. Er ist aber noch schwerer krank geworden, und hat sein Bewußtsein verloren. Ich sendete Botschaft an den hohen Herzog Wladislaw. Der hohe Herzog schickte zwei Ärzte nach Leitomyšl, daß sie den Kranken nach Prag brächten. Er konnte aber nicht fortgebracht werden, und die Ärzte blieben bei ihm. Ich ritt nach Prag, um dem erlauchten Herzoge die genaue Nachricht über das, was sich ereignet hatte, zu bringen. Der hochehrwürdige Bischof ist noch in Leitomyšl in schwerer Krankheit befangen. So habe ich die Dinge gesehen und gehört, und so habe ich sie geredet.«

Er setzte sich nach diesen Worten wieder nieder.

Da sprach der Herzog: »Es sind noch die Männer Hugo, Hroznata, Kuneš, Sulislaw und Wot bei dem Überfalle gewesen. Von dem hochehrwürdigen Bischofe wissen wir noch nicht, ob er in dieser Krankheit am Leben bleiben werde oder nicht. Wir haben über alles Kundschaft holen lassen, und es ist so, wie der Herzog Otto gesagt hat. Nun sprich noch, was ist mit dem Manne geschehen, den du gefangen hast?«

»Ich habe ihn frei gelassen, weil er die Wahrheit gesagt hat«, antwortete Otto. »Die Gefäße waren aus der Habschaft des hochehrwürdigen Bischofes, und sind jetzt bei ihm in Leitomyšl.«

Als er diese Worte geredet hatte, rief Odolen mit lauter Stimme: »Und wenn es zehentausendmal unziemlich ist, daß ich jetzt rede, der ich zu den jüngeren und Geringeren gehöre, so muß ich reden, weil ich nicht anders kann, so wahr mir Gott in meinem letzten Hauche gnädig sein wolle. Sitzen wir ungesäumt auf die Pferde, so viel wir nur Männer aufbringen können, reiten wir nach Znaim, und hängen wir den eidbrüchigen, ehrvergessenen, gewissenabtrünnigen Konrad auf die Zinnen seines Schlosses, und reiten wir dann nach Brünn, und hängen Wratislaw, der alles ist, was Konrad ist, auf den höchsten Turm der Stadt, und die Helfer lasse erschlagen, und in eine Grube werfen. Die Räuber und Diebe, die Menschen überfallen, und Kasten erbrechen, sind ehrlicher, als diese.«

»Und Diepold?« fragte der Herzog.

»Der tapfere, gute Diepold ist gar nicht dabei gewesen«, rief Odolen.

»Er ist dabei gewesen«, sagte Wladislaw, »er hat es gestanden.«

»Dann haben sie ihm Zauberei gegeben, daß er aberwitzig geworden ist«, rief Odolen.

»Gegen diese Menschen muß das Äußerste unternommen werden«, rief Welislaw.

»Der Himmel wird eine Strafe auf sie senden, die wir gar nicht ahnen können«, sagte Otto, der Bischof von Prag.

»Ich habe an Diepold Botschaft geschickt, daß er komme«, sprach der Herzog, »er ist aber nicht gekommen. Dann habe ich Konrad und Wratislaw aufgefordert, sich zu verantworten, und sie haben es nicht getan.«

»Mit welchem Rechte kann nun noch einer dieser Gebieter den Dieb, den Räuber, den Mörder strafen?« sagte Gezo, der Abt von Strahow.

»Das schreit bis zu dem Himmel«, sprach Peter, der Abt von Brewnow.

»Sie werden es Kriegführung gegen den Bischof nennen«, sprach Daniel, der Propst von Prag.

»Das Maß mußte voll werden, wie es allemal voll geworden ist«, sagte der alte Bolemil.

»Ich meine, es werden sich alle Umstände ergründen lassen, und dann muß ein Gericht gehalten werden«, sagte Lubomir.