VVorwort zur 8. Auflage

Grundlagenwissen aus dem Bereich des Rechnungswesens ist auch für „Nichtkaufleute“ von zunehmender Bedeutung. Dies belegen die konstant hohen Verkaufszahlen dieses Buches, die nun schon die sechste Auflage erforderlich machen.

Auch in dieser Auflage wurde die bewährte Konzeption beibehalten, so dass die im Vorwort zur ersten Auflage (vgl. S.VII) genannten Zielsetzungen uneingeschränkt fortbestehen. Das Buch führt prägnant und leicht verständlich in die verschiedenen Teilbereiche des Rechnungswesens ein. Das umfangreiche Register lässt das Buch zu einem Nachschlagewerk und Handbuch für Studium und Praxis werden, mit dem sich auftauchende Fachbegriffe oder Fragestellungen rasch klären lassen.

Für die Neuauflage wurde der gesamte Text kritisch durchgesehen und dabei alle relevanten gesetzlichen Änderungen, insbesondere auch die Änderungen durch das Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (kurz: BilRUG) aus dem Jahre 2015 eingearbeitet, so dass das Buch auf aktuellem Stand ist.

Für Hinweise und Anregungen zu diesem Buch bin ich dankbar; speziell dafür steht die E-Mail-Adresse bw.rechnungswesen@gmx.de zur Verfügung. Allen, die mir auf diesem Wege Bemerkungen zur fünften Auflage zukommen ließen, möchte ich herzlich danken.

Abschließend sei auf die beiden anderen Bände meiner in der Reihe „Beck-Wirtschaftsberater im dtv“ erschienen „Basiswissen-Trilogie“ hingewiesen, die eine sinnvolle Ergänzung dieses Buchs darstellen: Das „Basiswissen Betriebswirtschaft“ gibt einen Überblick über die gesamte Betriebswirtschaft, während das „Basiswissen Controlling“ eine praxisorientierte Einführung in das Instrumentarium des Controllings liefert.

Darmstadt, im April 2017

Dr. Volker Schultz

VIVorwort zur 1. Auflage

Steigende Kosten, abnehmende Gewinne und knappe Finanzmittel führen dazu, dass betriebswirtschaftliche Fragestellungen in zunehmendem Maße für Unternehmen eine existenzielle Bedeutung erlangen. Dies äußert sich dadurch, dass in den meisten Industrieunternehmen, aber auch in öffentlichen Verwaltungen

Das vorliegende Buch bietet eine Hilfestellung, sich in der Begriffs- und Gedankenwelt des Rechnungswesens und des Controllings zurechtzufinden. Es soll

Es werden die einzelnen Verfahren, deren Einsatzmöglichkeiten, aber auch deren Grenzen aufgezeigt. Das umfangreiche Register am Ende des Buches erleichtert das Nachschlagen, so dass sich in Beruf oder Studium auftauchende Fachbegriffe oder Fragestellungen rasch klären lassen.

Mit diesem Buch soll all denen geholfen werden, die sich in kurzer Zeit in das Rechnungswesen einarbeiten müssen, aber die voluminöse Lehrbuchliteratur zu diesem Thema scheuen.

Darmstadt, im September 1998

Dr. Volker Schultz

XVAbbildungsverzeichnis

Abb. 1–1

Bestandteile des Rechnungswesens und Verknüpfung mit dem Controlling

3

Abb. 1–2

Bereiche der Betriebswirtschaft

5

Abb. 1–3

Abgrenzung von Aufwand und Kosten

7

Abb. 2–1

Beispiel für ein Inventar

18

Abb. 2–2

Grundaufbau einer Bilanz nach § 247 HGB

20

Abb. 2–3

Beispiel für eine Bilanz

21

Abb. 2–4

Arten von Konten

24

Abb. 2–5

Grundsätzlicher Aufbau und Abschluss der Konten

25

Abb. 2–6

Kontenklassen des Industriekontenrahmens

30

Abb. 2–7

Aufbau von Wareneinkaufs- und Warenverkaufs- konto

34

Abb. 2–8

Beispiel zum Abschluss von Wareneinkaufs- und Warenverkaufskonto nach der Bruttomethode

35

Abb. 2–9

Arten von Preisnachlässen

37

Abb. 2–10

Aufteilung der Personalzusatzkosten im produzie- renden Gewerbe

41

Abb. 2–11

Wechselarten

46

Abb. 2–12

Entwicklung der Mehrwertsteuersätze

51

Abb. 2–13

Berechnung der Umsatzsteuer bei mehreren Handelsstufen

52

Abb. 2–14

Verlauf des Buchwertes bei zeitabhängigen Abschreibungsverfahren

60

Abb. 2–15

Abschreibungswahlrechte für abnutzbare Wirt- schaftsgüter des Anlagevermögens

64

Abb. 2–16

Arten der Rechnungsabgrenzung aufgrund des Verhältnisses von Zahlungszeitpunkt und Erfolgs- wirksamkeit

69

Abb. 3–1

Schema für eine Hauptabschlussübersicht

80

Abb. 3–2

Beispiel für eine Hauptabschlussübersicht

83

Abb. 3–3

Wichtige Rechtsformen

85

Abb. 3–4

Gewinnverteilungsübersicht

89

Abb. 3–5

Größenklassen bei Kapitalgesellschaften

96

XVIAbb. 3–6

Verkürzte Gewinn- und Verlustrechnung

100

Abb. 3–7

Aufbau der Gewinn- und Verlustrechnung nach Gesamtkosten- und Umsatzkostenverfahren

102

Abb. 3–8

Grundprinzip der Kapitalflussrechnung

104

Abb. 3–9

Bilanzarten

106

Abb. 3–10

Gültige IAS-Rechnungslegungsstandards

122

Abb. 3–11

IFRS-Rechnungslegungsstandards

123

Abb. 3–12

Stufenweise Anwendung von IFRS-Regelungen

124

Abb. 4–1

Stufen der Kostenrechnung

139

Abb. 4–2

Verschiedene Kostenperspektiven, dargestellt als „Kostenwürfel“

141

Abb. 4–3

Kostenverhalten in Abhängigkeit von der Ausbrin- gungsmenge

142

Abb. 4–4

Kostenstruktur bei produzierenden mittelstän- dischen Unternehmen

145

Abb. 4–5

Ermittlung des betriebsnotwendigen Kapitals

149

Abb. 4–6

Bestimmung von kalkulatorischen Wagniskosten

151

Abb. 4–7

Betriebsabrechnungsbogen

156

Abb. 4–8

Leistungsverflechtung und grundlegende Zahlen zum Beispiel zur Sekundärkostenumlage

159

Abb. 4–9

Beispiel zum Blockumlageverfahren

161

Abb. 4–10

Beispiel zum Treppenverfahren

162

Abb. 4–11

Beispiel zum Gutschrift-Lastschrift-Verfahren

163

Abb. 4–12

Beispiel zum mathematischen Verfahren

165

Abb. 4–13

Beispiel zum Kostenstellenausgleichsverfahren

168

Abb. 4–14

Kalkulationsschema der Zuschlagskalkulation

172

Abb. 4–15

Beispiel zur verbesserten Marktwertmethode

187

Abb. 4–16

Ermittlung des Verkaufspreises

193

Abb. 4–17

Betriebsergebniskonto nach dem Gesamtkosten- verfahren

197

Abb. 4–18

Beispiel zur kurzfristigen Erfolgsrechnung

197

Abb. 4–19

Betriebsergebniskonto nach dem Umsatzkosten- verfahren

199

Abb. 4–20

Ermittlung einer Kostenfunktion

205

Abb. 4–21

Kostenplan

207

Abb. 4–22

Flexible Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis in Diagrammdarstellung

209

XVIIAbb. 4–23

Grenzplankostenrechnung in Diagramm- darstellung

213

Abb. 4–24

Mengen- und Preisabweichung

217

Abb. 4–25

Break-Even-Analyse

219

Abb. 4–26

Einstufige Deckungsbeitragsrechnung

222

Abb. 4–27

Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung: Ermittlung des Betriebsergebnisses

225

Abb. 4–28

Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung: Prozen- tuale Fixkostenaufteilung

226

Abb. 5–1

Prinzip der Gap-Analyse

239

Abb. 5–2

Szenario-Trichter

240

Abb. 5–3

Teilprozesse eines Risiko-Management-Systems

245

Abb. 5–4

Impact Matrix

248

Abb. 5–5

Stärken-Schwächen-Profil

251

Abb. 5–6

SWOT-Matrix

252

Abb. 5–7

Lebenszykluskurve für ein Produkt

257

Abb. 5–8

Erfahrungskurven

258

Abb. 5–9

Marktwachstum-Marktanteil-Portfolio

261

Abb. 5–10

ABC-Analyse

263

Abb. 5–11

DuPont-Kennzahlensystem

280

Abb. 5–12

ROCE-Kennzahlensystem

281

Abb. 5–13

Grundmodell der Balanced Scorecard

283

XIXAbkürzungsverzeichnis

Abb.

Abbildung

AG

Aktiengesellschaft

AG

Arbeitgeber

AktG

Aktiengesetz

AO

Abgabenordnung

Aufl.

Auflage

BGB

Bürgerliches Gesetzbuch

bzw.

beziehungsweise

DATEV

Datenverarbeitungsorganisation des steuer- beratenden Berufs in Deutschland e.G.

DB

Gesamtdeckungsbeitrag

db

Stückdeckungsbeitrag

DRSC

Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee e.V.

Euro (europäische Währungseinheit)

e

Engpassbelastung

EDV

Elektronische Datenverarbeitung

e.G.

Eingetragene Genossenschaft

EG

Europäische Gemeinschaft (heute: EU)

engl.

englisch

EStG

Einkommensteuergesetz

etc.

Et cetera (und so weiter)

e.V.

Eingetragener Verein

EU

Europäische Union

EWG

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (heute: EU)

f.

folgende Seite

ff.

folgende Seiten

FiFo

First in, First out (Verfahren)

GbR

Gesellschaft bürgerlichen Rechts

XXGKR

Gemeinschaftskontenrahmen der Industrie

GKV

Gesamtkostenverfahren

GmbH

Gesellschaft mit beschränkter Haftung

GmbHG

GmbH-Gesetz

GoB

Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung

GuV

Gewinn- und Verlustrechnung

H

Haben

h

Stunde

HGB

Handelsgesetzbuch

HiFo

Highest in, First out (Verfahren)

HK

Herstellkosten

IAS

International Accounting Standards

IASB

International Accounting Standards Board

IASC

International Accounting Standards Committee

IFRIC

International Finance Reporting Interpretations Committee

IFRS

International Financial Reporting Standards

IKR

Industriekontenrahmen

InsO

Insolvenzordnung

IOSCO

International Organisation of Securities Commissions (Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden)

K

Gesamtkosten

k

Stückkosten

K(x)

Kostenfunktion

Kap.

Kapitel

KFIX

Fixkosten

kg

Kilogramm

KG

Kommanditgesellschaft

KIST

Istkosten zu Planpreisen (d.h. Preissteigerungen sind herausgerechnet)

KIST*

Istkosten zu Istpreisen (tatsächliche Kosten)

KLR

Kosten- und Leistungsrechnung

KPLAN

Plankosten

XXIKSOLL

Sollkosten (geplante Kosten bei Ist-Beschäftigung)

KVER

Verrechnete Plankosten

KVAR

Variable Gesamtkosten

kVAR

Variable Stückkosten

kW

Kilowatt

kWh

Kilowattstunde

lat.

lateinisch

LiFo

Last in, First out (Verfahren)

LoFo

Lowest in, First out (Verfahren)

lt.

laut

Ltd.

Private Limited Company (britische Unternehmensrechtsform)

m2

Quadratmeter

m3

Kubikmeter

ME

Mengeneinheit

mi

Istmenge

Mio.

Millionen

mP

Planmenge

MwSt

Mehrwertsteuer

OHG

Offene Handelsgesellschaft

p

Preis

pi

Istpreis

PIMS

Profit Impact of Market Strategies (Studie)

PKS

Prozesskostensatz

pp

Planpreis

RAP

Rechnungsabgrenzungsposten

ROCE

Return on Capital Employed

ROI

Return on Investment (Gesamtkapitalrendite)

S

Soll

S.

Seite

sdb

Spezifischer Deckungsbeitrag

XXIISE

Societas Europaea (Europäische Gesellschaft, Europa-AG)

SEC

Securities and Exchange Commission (US-Börsenaufsicht)

SGB V

Sozialgesetzbuch, fünftes Buch

sog.

so genannt

SUP

Societas Unius Personae (Europäische Einper- sonengesellschaft)

t

Tonne

u.a.

und anderes

UG

Haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft

UKV

Umsatzkostenverfahren

USA

Vereinigte Staaten von Amerika

US-GAAP

US-Generally Accepted Accounting Principles

USt-IdNr.

Umsatzsteueridentifikationsnummer

UStG

Umsatzsteuergesetz

vgl.

vergleiche

x

Beschäftigung, Ausbringungsmenge

xIST

Istbeschäftigung, tatsächliche Ausbringungsmenge

xPLAN

Planbeschäftigung, geplante Ausbringungs- menge

z.B.

zum Beispiel

ZBB

Zero Base Budgeting

Euro (europäische Währungseinheit)

Σ

Summe

Formelzeichen, die sich nur auf eine bestimmte Gleichung beziehen, sind nicht in das Verzeichnis aufgenommen worden. Sie werden unmittelbar bei der jeweiligen Gleichung erläutert.

1 1. Kapitel
 
Einleitung

1.1 Aufgaben und Bestandteile des betrieblichen Rechnungswesens

Das betriebliche Rechnungswesen bildet den Kern des Informationssystems eines Unternehmens. Alle Vorgänge in einem Unternehmen, die zahlenmäßig darstellbar sind, werden durch das Rechnungswesen erfasst, verarbeitet und an die zuständigen Stellen innerhalb und außerhalb des Unternehmens weitergeleitet. Damit dokumentiert das Rechnungswesen zum einen die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens, zum anderen werden Grundlagen für Entscheidungen zur Verfügung gestellt.

Es lassen sich folgende Aufgaben des Rechnungswesens unterscheiden:

Aus den beiden Adressatenkreisen ergibt sich eine Aufteilung des Rechnungswesens in die beiden Bestandteile externes und internes Rechnungswesen.

Das externe Rechnungswesen hat die Aufgabe, alle Geschäftsvorfälle eines Unternehmens zu dokumentieren und Rechenschaft gegenüber Anteilseignern (Aktionäre, Gesellschafter), Arbeitnehmern, Geschäftspartnern, dem Staat (Steuerbehörden) oder der interessierten Öffentlichkeit abzulegen. Zum externen Rechnungswesen zählen die Buchführung und der aus der Buchführung abgeleitete Jahresabschluss. Durch eine gesetzliche Reglementierung des externen Rechnungswesens soll die Vergleichbarkeit der ermittelten Zahlen sichergestellt, und willkürliche Festlegungen sollen verhindert werden.

Die Informationen, die aus dem externen Rechnungswesen gewonnen werden können, sind für die Unternehmensleitung oder Entscheidungsträger in Fachabteilungen im Regelfall nicht ausreichend. Zur Erfüllung von Planungs-, Kontroll-, Steuerungs- und Entscheidungsaufgaben werden zusätzliches Datenmaterial und detaillierte Analysen benötigt. Je größer und komplexer ein Unternehmen ist, desto höher sind die Anforderungen an diese Informationen. Die Informationsbereitstellung übernimmt das interne Rechnungswesen, das ohne gesetzliche Vorgaben durch das Unternehmen frei ausgestaltet werden kann. Im Regelfall greifen die Unternehmen beim Aufbau eines internen Rechnungswesens jedoch auf bewährte Verfahren und Methoden zurück, die von der Betriebswirtschaftslehre ständig fortentwickelt und erweitert werden.

Den Hauptbestandteil des internen Rechnungswesens bildet die Kostenrechnung, die teilweise auch als „Kosten- und Leistungsrechnung“ oder als „Kosten- und Erlösrechnung“ bezeichnet wird. In dem vorliegenden Buch wird konsequent der Begriff „Kostenrechnung“ angewandt, da die meisten Verfahren aus diesem Bereich 3ausschließlich Kosten betrachten und eigenständige Verfahren zur Leistungsrechnung weitgehend fehlen (vgl. dazu Kap.5.3.5.3).

Die Kostenrechnung ermöglicht eine Kontrolle des Unternehmenserfolgs, die Zurechnung von Kosten auf bestimmte Unternehmensbereiche und unterstützt die Preisfestlegung. Durch Planungsrechnungen, statistische Auswertungen (beispielsweise Produktions-, Verkaufs- und Personalstatistiken) und verdichtete Kennzahlen lässt sich der Informationsgehalt der Kostenrechnung erweitern.

img

Abb. 1–1: Bestandteile des Rechnungswesens und Verknüpfung mit dem Controlling

Der Einfluss, den das Rechnungswesen durch die von ihm bereitgestellten Informationen auf die Entscheidungsfindung und die Unternehmenspolitik gewonnen hat, ist in den letzten Jahrzehnten ständig gewachsen. Daher muss durch ein übergeordnetes Führungsunterstützungssystem sichergestellt werden, dass Planung, Kontrolle und Informationsversorgung zum Wohle des Unternehmens 4aufeinander abgestimmt sind. Diese Koordinationsfunktion wird durch das Controlling wahrgenommen.

Der Controllingbegriff ist vielgestaltig und wird in Praxis und Wissenschaft nicht einheitlich verwendet (vgl. Kap.5.1). Allgemein anerkannt ist die Aussage, dass das Controlling unternehmerische Entscheidungen durch eine zielgerichtete Beschaffung der benötigten Informationen unterstützt. Wie Abb. 1–1 verdeutlicht, stammen die meisten der durch das Controlling verarbeiteten Informationen aus dem Rechnungswesen. Die enge Verknüpfung von Rechnungswesen und Controlling wird auch dadurch deutlich, dass in vielen Unternehmen die heutigen Controllingabteilungen aus dem zentralen Rechnungswesen hervorgegangen sind.

Im Rahmen dieses Buches werden die einzelnen Bestandteile des Rechnungswesens näher erläutert. Nach der Buchführung (Kap.2) und dem Jahresabschluss (Kap.3) wird ausführlich auf die Kostenrechnung (Kap.4) eingegangen. Mit dem Controlling und den von ihm genutzten Instrumenten beschäftigt sich das 5.Kapitel.

1.2 Einordnung des betrieblichen Rechnungswesens in die Betriebswirtschaftslehre

Die Betriebswirtschaftslehre lässt sich nach verschiedenen Kriterien gliedern. Eine gängige und zugleich übersichtliche Gliederung unterteilt die Betriebswirtschaftslehre nach den einzelnen betrieblichen Funktionen, die in einem Unternehmen wahrgenommen werden.

Abb. 1–2 zeigt schematisch die wichtigsten Funktionen eines Unternehmens und die das Unternehmen mit seiner Umwelt verbindenden Güter-, Finanz- und Informationsströme.

Auf den Beschaffungsmärkten sind Güter (Rohstoffe, Zukaufteile, Maschinen) und Dienstleistungen durch die Materialwirtschaft, Kapital durch die Finanzwirtschaft sowie Arbeitskräfte durch die Personalwirtschaft zu beschaffen. Diese Ressourcen werden durch den Produktionsprozess zusammengeführt, zu Produkten (oder Dienstleistungen) geformt und anschließend auf den Absatzmärkten angeboten. Im Rahmen der Absatzwirtschaft erfolgt der Vertrieb und das Marketing.

5img

Abb. 1–2: Bereiche der Betriebswirtschaft

Die Steuerung des Unternehmens, die Schaffung organisatorischer Rahmenbedingungen und die Ausrichtung des gesamten Unternehmens auf gemeinsame Ziele ist Aufgabe der (Unternehmens-)Führung. Um die anliegenden Planungs-, Organisations- und Steuerungsaufgaben erfüllen zu können, wird die Führung durch die Informationswirtschaft unterstützt, die in Abb. 1–2 durch den dunkelblau unterlegten Bereich dargestellt ist. Die Informationswirtschaft verbindet alle übrigen betrieblichen Funktionsbereiche und sorgt für den erforderlichen Informationsaustausch.

Die wesentlichen Bestandteile der Informationswirtschaft eines Unternehmens sind das Rechnungswesen und das Controlling (vgl. Kap.1.1). Durch das Rechnungswesen werden sämtliche Güter-, Finanz- und Informationsströme aufgezeichnet und überwacht. Das Controlling hat die Aufgabe, die durch das Rechnungswesen bereitgestellten Daten und zusätzliche Informationen entscheidungsgerecht für die Unternehmensführung aufzubereiten. Darüber hinaus hat das Controlling den Auftrag, das bestehende Informationssystem 6des Unternehmens ständig an künftige Anforderungen (z.B. durch die Einführung neuer Instrumente) anzupassen.

1.3 Grundlegende Begriffe

Durch die Betriebswirtschaftslehre werden einige Begriffe, die in der Umgangssprache nicht eindeutig zur Anwendung kommen, exakt definiert. Für das Rechnungswesen haben Abgrenzungen, die im Zusammenhang mit Zahlungs- und Leistungsströmen stehen, eine grundlegende Bedeutung. Es sind dies die Begriffspaare Einzahlung/Auszahlung, Einnahme/Ausgabe, Ertrag/Aufwand und Erlös/Kosten. Jedes dieser Begriffspaare lässt sich einer der folgenden vier Rechnungsebenen zuordnen:

Im Rechnungswesen besitzen die Begriffe „Aufwand“ und „Kosten“ eine besondere Bedeutung. Aufwendungen werden in der Buchführung berücksichtigt, während Kosten in die Kostenrechnung eingehen. In den meisten Fällen entsprechen sich Aufwand und Kosten. Doch es gibt sowohl Aufwendungen, denen keine Kosten gegenüberstehen, wie auch Kosten, denen keine Aufwendungen entsprechen. Dadurch können die Ergebnisse von Buchführung und Kostenrechnung voneinander abweichen. Abb. 1–3 verdeutlicht diesen Zusammenhang.

img

Abb. 1–3: Abgrenzung von Aufwand und Kosten

8Der Unterschied zwischen Aufwand und Kosten ergibt sich aus den Definitionen der beiden Begriffe. Aufwendungen entstehen durch einen mit Ausgaben verbundenen Güterverbrauch, während bei Kosten zusätzlich ein „Sachzielbezug“, aber nicht unbedingt eine Ausgabe vorliegen muss. Sachzielbezogen sind alle Aufwendungen, die dem eigentlichen Unternehmenszweck im Rahmen der normalen („ordentlichen“) Geschäftstätigkeit dienen.

Gemäß Abb. 1–3 lassen sich bei der Abgrenzung von Aufwand und Kosten die folgenden vier Bereiche unterscheiden:

Anderskosten und Zusatzkosten werden zusammen als kalkulatorische Kosten bezeichnet. Sie erhöhen die Genauigkeit der Kostenrechnung (vgl. Kap.4.2.3). Im externen Rechnungswesen bleiben die kalkulatorischen Kosten unberücksichtigt.

In der Umgangssprache wird häufig auch von „Unkosten“ gesprochen. Neben dem betriebswirtschaftlichen Kostenbegriff hat dieser Ausdruck keinen Platz und sollte vermieden werden.

Im betriebswirtschaftlichen Schrifttum finden sich detaillierte Abgrenzungen auch für die Begriffspaare der übrigen Rechnungsebenen (beispielsweise bei Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S.633ff.), auf die an dieser Stelle verzichtet werden kann.

In den bisherigen Ausführungen wurde ein wertmäßiger Kostenbegriff zugrunde gelegt, der Abweichungen zwischen Aufwendungen und Kosten bzw. zwischen Buchführung und Kostenrechung ausdrücklich zulässt. Als Wertansatz können je nach Zielrichtung der Kostenrechnung Anschaffungskosten, Wiederbeschaffungskosten oder auch Opportunitätskosten angesetzt werden. Wiederbeschaffungskosten stellen darauf ab, dass für die Beschaffung einer Maschine (oder einer Produktionsanlage) aufgrund von Preissteigerungen, aber auch aufgrund der technologischen Fortentwicklung heute ein höherer Betrag zu zahlen ist als bei der Anschaffung; für den ursprünglich gezahlten Betrag wäre heute keine Maschine mehr 10erhältlich. Opportunitätskosten bilden die Gewinneinbuße ab, die entsteht, wenn ein Wirtschaftsgut für einen bestimmten Zweck eingesetzt und damit einem anderen Einsatzzweck entzogen wird (sog. „Nutzenentgang“). Das ist beispielsweise der Fall, wenn ein OHG-Gesellschafter einen privaten Lagerschuppen kostenlos seinem Unternehmen zur Nutzung überlässt, obwohl ein anderer Interessent dafür 500 € Miete pro Monat zahlen würde. Die Opportunitätskosten wären in diesem Falle 500 € pro Monat.

Neben dem wertmäßigen Kostenbegriff spielen in der Betriebswirtschaftslehre auch pagatorische Kosten eine Rolle. Pagatorische Kosten orientieren sich an tatsächlichen Auszahlungen; als Kosten sind somit die Anschaffungskosten anzusetzen. Dadurch bleiben die Gestaltungsmöglichkeiten der Kostenrechnung begrenzt; deshalb basieren die weiteren Ausführungen auf dem wertmäßigen Kostenbegriff.

11 2. Kapitel
 
Buchführung

2.1 Grundlagen

2.1.1 Aufgaben der Buchführung

Die Buchführung, die auch als „Finanzbuchführung“, als „Geschäftsbuchführung“ oder im angelsächsischen Sprachraum als „Financial Accounting“ bezeichnet wird, hat die Aufgabe, den laufenden Geschäftsverkehr eines Unternehmens abzubilden. Jedes Unternehmen ist gesetzlich verpflichtet, im Rahmen seiner Buchführung alle Geschäftsvorfälle chronologisch, systematisch und lückenlos aufzuzeichnen. Unter Geschäftsvorfällen werden alle in Zahlenwerten festgehaltenen, wirtschaftlich bedeutsamen Vorgänge wie Güterbewegungen (Warenverkauf) oder Zahlungsvorgänge verstanden. Geschäftsvorfälle können sich aus Geschäftsbeziehungen mit Lieferanten, Kunden, Kreditinstituten, Arbeitnehmern und dem Staat ergeben, aber auch durch innerbetriebliche Strukturveränderungen veranlasst werden.

Durch die chronologische Aufzeichnung aller Geschäftsvorfälle dokumentiert die Buchführung die Tätigkeit des Unternehmens und ermöglicht eine externe Rechenschaftslegung gegenüber Anteilseignern, Banken, dem Staat und der interessierten Öffentlichkeit.

Daneben hat die Buchführung die Aufgabe, eine periodische Ermittlung des Erfolgs zu ermöglichen. Durch die Gegenüberstellung von Vermögen (Aktiva) und Schulden (Passiva) bzw. von Aufwendungen und Erträgen lässt sich der Gewinn oder Verlust für eine 12Abrechnungsperiode bestimmen. Durch die Aufstellung einer Bilanz wird die Zusammensetzung des Unternehmensvermögens und die Herkunft des Kapitals deutlich.

2.1.2 Buchführungssysteme

Grundsätzlich lassen sich kameralistische Buchführung und kaufmännische Buchführung unterscheiden.

Die kameralistische Buchführung oder Kameralistik ist das Buchführungssystem der Behörden und öffentlichen Verwaltungen. Sie orientiert sich am staatlichen Haushaltsplan (Etat), der durch das zuständige Parlament verabschiedet wird. Durch die Kameralistik soll in erster Linie eine Kontrolle der tatsächlichen Ausgaben ermöglicht werden. Dazu wird ein Vergleich zwischen tatsächlich angefallenen Ausgaben und Einnahmen einerseits und den entsprechenden Soll-Ansätzen des Haushaltsplans andererseits vorgenommen. Weitere Anforderungen, wie etwa eine Aufwandsrechnung oder eine Erfolgskontrolle, können an die Grundform der Kameralistik nicht gestellt werden. Durch Modifikationen und Erweiterungen lässt sich der Aussagegehalt der Kameralistik verbessern, doch für einen Einsatz im kaufmännischen Bereich ist sie nicht zweckmäßig. Aufgrund der Grenzen der Kameralistik fand in den letzten Jahren in vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes eine Umstellung auf die kaufmännische Buchführung statt.

Die kaufmännische Buchführung besitzt zwei Ausprägungsformen, die einfache und die doppelte Buchführung.

Bei der einfachen Buchführung werden lediglich Einnahmen und Ausgaben in chronologischer Reihefolge buchmäßig erfasst. Üblicherweise erfolgt die einfache Buchführung in Form der Einnahmen-Überschuss-Rechnung. Diese darf gemäß § 4 Absatz 3 EStG nur von Steuerpflichtigen angewandt werden, die von der Buchführungspflicht gesetzlich befreit sind. Dies trifft auf Freiberufler sowie auf Kleinstunternehmer (Einzelkaufleute nach § 241a HGB, bei denen in zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren die Umsatzerlöse 600.000 Euro und der Jahresüberschuss 60.000 Euro nicht überschreiten) zu. Sie können ihren Periodenerfolg (Gewinn oder Verlust) 13mittels Einnahmen-Überschuss-Rechnung ermitteln, indem sie von den Betriebseinnahmen die Betriebsausgaben abziehen. Eine Bilanz oder eine Gewinn- und Verlustrechnung müssen hierbei ebenso wenig aufgestellt werden wie ein Inventar.

Das im kaufmännischen Bereich üblicherweise eingesetzte Buchführungssystem ist das der doppelten Buchführung. Bei der doppelten Buchführung (kurz auch als „Doppik bezeichnet) wird der Periodenerfolg auf zweifache Weise ermittelt: zum einen durch einen Bestandsvergleich über die Bilanz, zum anderen durch die Gewinn- und Verlustrechnung. Zudem werden bei der Verbuchung von Geschäftsvorfällen mindestens zwei Konten berührt und eine getrennte chronologische und sachliche Erfassung vorgenommen. Durch die doppelte Verbuchung ist zugleich eine Kontrolle für die Richtigkeit der ermittelten Ergebnisse sichergestellt.

Luca Pacioli