INHALTSVERZEICHNIS

ERSTER BAND

Erstes Buch

Zweites Buch

Drittes Buch

Viertes Buch

Fünftes Buch

ZWEITER BAND

Sechstes Buch

Siebentes Buch

Achtes Buch

Neuntes Buch

Zehntes Buch

Beschluß

So lange ein Mann, dem die Natur gleich viel Feuer in die Einbildungskraft und in die Empfindung gelegt hat, die Erfahrungen zu seinen Begriffen blos aus seinem guten Herzen und dem kleinen Zirkel simpathisirender Freunde hernimmt, so lange wird er sich mit schönen Illusionen hintergehen, der Mensch wird ihm ein Geschöpf höherer Ordnung, geschmückt mit den auserlesensten moralischen Vollkommenheiten, und die Welt der reizende Aufenthalt der Harmonie, der Zufriedenheit, der Glückseligkeit seyn. Man stoße ihn aus seiner idealen Welt in die wirkliche; man lasse ihn die vergangnen Zeiten, die Geschichte der Menschheit und der Völker durchwandern; man werfe ihn in den Wirbel des Eigennutzes, des Neides und der Unterdrückung, in welchem seine Zeitgenossen herumgetrieben werden: wie wird sich die ganze Scene in seinem Kopfe verwandeln! – die blumichten Thäler und lachenden Auen, voll friedsamer, freundlicher Geschöpfe, die ihr Leben in gutherziger Eintracht dahintanzen, werden zurückfahren und statt ihrer Wälder und Gebirge mit zusammengerotteten, auflauernden Haufen hervorspringen, worunter jeder des andern Feind ist und nur durch Besorgniß für sein Interesse abgehalten wird, es öffentlich zu seyn, wo jeder Auftritt das Theater mit Blute besudelt, in jedem eine Grausamkeit begangen wird: – das wird ihm izt die Welt und der Mensch ein listiger oder gewaltthätiger Räuber seyn, der, auf sein Ich eingeschränkt, mit verschiedenen Waffen wider die übrigen ficht, keinen irgend worinne über sich dulden und gern über alle seyn will – eine Maschine des Neides und der Vorzugssucht.

Ist die körperliche Zusammensetzung eines solchen Mannes – er sey Zuschauer oder Mitspieler – brausend und thätig, so wird sich seine Seele einem so außerordentlichen Widerspruche wider ihre bisherigen Begriffe widersetzen, unwillig werden, wie ein Mensch, den man aus einem Feenschlosse in eine Wildniß führt, alles bessern, alles umschaffen wollen und, wenn er zu seinem Herzeleide seine Umschaffung nie zu Stande kommen sieht, auf Welt und Menschen zürnen, sie hassen, daß sie seine gutgemeinte Bildung nicht annehmen wollen, aus den verwirrten Scenen der Welt kein harmonisches, zweckmäßiges Ganze zusammensetzen können, alles daher für ein Chaos erklären, das Verwirrung und Unordnung in ewigem Streite erhalten, und, wenn ihm sein gutes Herz doch hin und wieder anscheinende Spuren einer abgezweckten Anordnung entdecken läßt, sich mit Unruhen und Zweifeln martern: – dieser Mann ist Belphegor.

Hat ihm aber die Natur einen Zusatz von Kälte in die Masse seines Körpers geworfen, mehr Lebhaftigkeit als Feuer verliehen, so wird er durch die Menschen vorsichtig hinwegschlüpfen, alles nehmen, wie es ist, und sich bey dem Schauspiele der Welt nicht anders interessiren als der Zuschauer einer theatralischen Vorstellung, ohne sich drein zu mischen. Er wird vielleicht zuweilen bitter lachen, aber stets Besonnenheit genug behalten, über die Welt mit so vieler Kaltblütigkeit zu räsonniren, als jener mit Wärme deklamirt; der Kontrast zwischen den Begriffen, die ihm die gegenwärtige Erfahrung aufdringt, und den Vorstellungen, die er ehmals hatte, muß ihn nöthigen, einen Ausweg zu suchen. Sein gutes Herz läßt ihn die vielfältigen Unordnungen, Grausamkeiten und Verwirrungen keiner wollenden Vorsicht zuschreiben, er geht einer Ursache nach, und sein Räsonnement führt ihn auf die Nothwendigkeit des Schicksals, welcher er alle Unordnungen aufbürdet, und er kann nach seinem Temperamente Beruhigung darinne finden: – Dieses ist Fromal in der folgenden Geschichte.

Endlich setze man ein leichtes Blut, munter dahingleitende Lebensgeister, ein fröliches, lebhaftes Gemüth, einen Kopf ohne weiten, überschauenden Blick, einen Verstand, der wenig räsonnirt, ein Herz, das gern glücklich seyn will und darum den Verstand desto leichter überredet, alles geradezu oder auf leichte Gründe zu glauben, was zur Ruhe und Zufriedenheit führt, und deswegen leicht über die Unvollkommenheiten der Menschheit hinzuschlüpfen, mit einer guten Dosis ehrlicher Treuherzigkeit zusammen; und so hat man den guten Medardus , der einen herzhaften Puff von der Widerwärtigkeit geduldig erträgt und fest glaubt, daß es ihm irgend wozu nüzlich seyn könne, nur damit der Unmuth darüber seine Heiterkeit nicht doppelt unterbreche.

Nach des Verfassers Theorie sind Neid und Vorzugssucht die zu allen Zeiten, an allen Orten, in allen Ständen der Menschheit und Gesellschaft, bey allen Charakteren allgemeinsten Triebfedern der menschlichen Natur und die Urheberinnen alles Guten und Bösen auf unserm Erdballe. Er stellte also in dem Leben jener drey Personen ein Gemählde der Welt auf, in welchem Neid und Unterdrückung die Hauptzüge sind, wie sie ihm die Geschichte der Menschen und Völker darbot.

Verschiedene Schriftsteller haben uns die Welt und den Menschen als vortreflich geschildert. Aber entweder betrogen sie sich selbst oder wollten sie die Leser betriegen; entweder kannten sie den Menschen nicht genug, nur von einer Seite, oder wollten sie die Leser bestechen und sie überreden, daß sie die Züge ihres Gemähldes von ihrem eignen Herzen kopirt hätten. Der Verfasser glaubt wenigstens kein schlechter Herz empfangen zu haben als diese Herren, wenn es auch nicht besser ist, und ohne die Welt und den Menschen mehr oder weniger kennen zu wollen als sie, sagt er, was jeder Schriftsteller einzig sagen kann – was ihm scheint , nichts als das Resultat seiner Beobachtungen.

Nicht eigne Widerwärtigkeiten – denn der Pfad seines Lebens ist bisher mehr eben als holpricht gewesen –, nicht Hypochonder oder Milzsucht – denn er war jederzeit Freund der Freude und Feind des Trübsinns –, nicht Mangel an wahren Freunden – denn er besizt deren eine kleine Anzahl und hat auf seinen Wegen immerhin Menschen mit guten, liebreichen Herzen gefunden –, keine von diesen Widrigkeiten hat auf seine Vorstellungen, so viel er sich bewußt ist, einen schwarzen Schleier geworfen: er sah die Welt an, so weit sein Blick in gegenwärtige und vergangne Zeiten reichte, und sagt aufrichtig, was er gesehn hat.

Die übrigens lieber ideale Schilderungen von ganz guten Menschen und ganz glücklichen Welten lesen, denen kann dieses Büchelchen keine taugliche Speise scheinen; und wenn sie lieber solche von ihm verlangten, so könnte er sie damit bedienen; denn er hat Risse zu vollkommnen Republiken und vollkommnen Welten fertig, in denen sichs aber vielleicht, wenn sie durch eine schaffende Kraft zur Wirklichkeit gebracht würden, sehr schlecht wohnen ließe; wenn es seyn soll, kann er auch träumen . Bis hieher hat er aber mehr Beruf gefühlt, zu sagen, was ist , als was er wünschte oder seyn sollte.

Doch fehlt es ihm auch nicht an guten und liebenswürdigen Zügen der menschlichen Natur, und er hat, um ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, schon längst eine Idee im Kopfe herumgewälzt, die Idee eines Gemähldes, das alles, was sich mit Wahrheit Gutes vom Menschen und der Welt sagen läßt, in sich schließen soll, und nichts wird ihn von der Ausführung abhalten, es wäre denn Gefühl der Unfähigkeit oder Mangel an Lust und Muße. Dieses wunderbare Kompositum, das wir Menschen nennen, ist im einzelnen und im Ganzen ein wahrer Janus , eine Kreatur mit zwey Gesichtern, eins abscheulich, das andre schön – eine Kreatur, bey deren Zusammensetzung ihr Urheber muß haben beweisen wollen, daß er die streitendsten Elemente vereinigen, Geselligkeit und Ungeselligkeit verknüpfen und auch ein Etwas formen kann, dessen Masse aus lauter Widersprüchen bereitet ist und durch diese Widersprüche besteht.

Denen sein Buch ganz misfällt – was sollte er diesen weiter sagen? ›Tis too much to write books and to find heads to understand them‹, sagte Sterne und sagte auch er , wenn man ihm nicht als unbescheidnen Stolz anrechnen würde, was man Sternen als Wahrheit gelten läßt.

Chronologische und geographische Fehler mögen Kenner der Geschichte und Erdkunde berichtigen.

Wezel

ERSTER BAND

Inhaltsverzeichnis

»Bellum omnium contra omnes«

ERSTES BUCH

Inhaltsverzeichnis

»Geh zum Fegefeuer mit deinen Predigten, Wahnwitziger!« rief die schöne Akante mit dem jachzornigsten Tone und warf den erstaunten, halb sinnlosen Belphegor nach zween wohlabgezielten Stößen mit dem rechten Fuße zur Thüre hinaus.

Der arme Vertriebne schleppte sich mit stummer Betrübniß bis zu einem nahen Hügel an der Landstraße, wo er sich niedersezte, das Gesicht nach dem Hause zugekehrt, aus welchem er eben izt so empfindlich relegirt worden war, daß ihn die Schmerzen des linken Hüftbeins nicht einen Augenblick an der Gewißheit des Unfalls zweifeln ließen, ob ihn gleich seine Verweisung so unvermuthet überraschet hatte, daß ihm die Begebenheit wie im Traume vorgegangen zu seyn schien. Aus Liebe zu der grausamen Akante hätte er gern die Wahrhaftigkeit ihrer harten Begegnung geläugnet, wenn nicht der Schmerz jede Minute sie unwiderlegbarer gemacht hätte. Mit einem tiefen Seufzer gab er sie also zu, ließ eine Thräne fallen und machte seiner Beklemmung durch eine wohlgesezte Klage Luft.

»Ach«, rief er, »so ist auch Akante ungetreu? Auch sie thut, was ich sonst als die Beschuldigung eines bösen Herzens verwarf, das mir das edelste, schönste Geschlecht zu verläumden schien – Sie widerlegt mich? Sie beweist mir, daß diejenigen Recht hatten, die zu meinem großen Aergernisse ihr Geschlecht wankelmüthig, treulos, veränderlich, unbeständig nannten? So empfindlich muß ich überführt werden, daß ich in einer blinden Bezauberung lag, als ich diese verkleideten Ungeheuer ohne Fehler, ohne Laster glaubte? – O Akante! warum rissest Du mir die Augen auf, statt sie mir zu öffnen? – Nein, es ist nicht möglich! Du warst es nicht; ich habe geträumt. Breite deine Arme aus! ich komme zu dir zurück.«

Er wollte in der Begeisterung aufstehen, um sich an ihren Busen zu werfen, und er konnte sich nicht einen Zoll hoch von der Erde erheben: die gelähmte Hüfte zog ihn wieder zurück, daß er vor Schmerz laut schrie. Zur Vergrößerung seines Kummers mußte die ungetreue Akante ihm gleich gegenüber, von seinem Nebenbuhler umschlungen, am Fenster stehn und mit der ausgelassensten Frölichkeit seiner spotten; wenigstens gab er ihrem Lachen diesen Sinn.

»Ja, sie war es«, sagte er endlich leise zu sich, »sie war es, die Tigerinn! Sie hat mir meine Hüfte zerbrochen; sie hat mich zum Krüpel gemacht.« In diesem Tone fuhr er noch lange Zeit fort und sagte sich mancherley von den herzbrechenden Dingen, die meine Leser in jedem Romane oder Trauerspiele nachschlagen können. Mitten in dem Selbstgespräche näherte sich ihm ein Mann auf einem Grauschimmel – zwo Gestalten, die er schon von weitem haßte, weil der Reuter eine so fröliche Mine in seinem Gesichte trug, als wenn die Glücksgöttinn seine leibliche Schwester wäre, und das Pferd in einem so leichten sorglosen Trabe daher tanzte, daß er mit seinem Herrn von Einem frohen Muthe belebt zu seyn schien.

Der Reisende redte ihn an und erhielt lange keine Antwort, bis endlich seine muntre Freundlichkeit Belphegors Herz öffnete, zu dem jede Empfindung leicht und bald den Schlüssel fand. »Ich merke, Freund«, sagte der Fremde, »daß du ein unzufriedner oder ein unglücklicher Mensch bist. In beiden Fällen bist du kein Mann für mich; denn ich kann dir nicht helfen, und mich mit dir zu grämen, habe ich keine Lust. Sey munter und lustig! und ich setze mich zu dir, so schwatzen wir eins zusammen. Willst du? – oder lebe wohl!«

Indem kehrte Belphegor, der ihm bisher den Rücken zugewandt hatte, weil ihm seine Hüftschmerzen die Bewegung des Umdrehens verboten, sich mit dem Gesichte und dem Oberleibe, so viel er konnte, nach jenem um, und – »ach! Belphegor!« rief der Andre und stieg vom Pferde, »guter Mann! Bist du es? – Nein, so muß ich wissen, was dir fehlt.« Mit diesen Worten band er sein Pferd an eine Stange und sezte sich zu Belphegorn nieder. »Wunderlicher Mann! was hast du denn?« sagte er, indem er den rechten Arm um ihn schlang und ihn an seine Seite drückte.

»Ach, Freund Fromal!« war Belphegors seufzende Antwort, wobey er, sich windend, die Arme seines Freundes losmachte; denn er hatte seine geschwollne Hüfte gedrückt.

»Lustig, lustig, Belphegor! Hast du denn gar die Narrheit begangen, ein Misanthrop zu werden? – Mit deinem verdammten philosophiren, spekuliren, meditiren! Ich sagte dirs wohl: alles das Zeug wird deiner Frölichkeit den Hals brechen.«

»Ach, Fromal, wie glücklich, wäre mein ganzes Leben nichts als eiskalte Spekulation gewesen! Hätte nie Eine Empfindung sich darunter gemischt! Aber –«

»Was hast du denn mit deiner Empfindung für Zank? – Sey frölich! und den andern Empfindungen schlage die Thür vor der Nase zu, wie ich!«

»O wüßtest du, bester Fromal! die Treulose –«

»Ey, ey! du hast dich verliebt und bist betrogen worden? – Ja, wer hat dich das geheißen?«

»Meine Empfindung, mein Gefühl, ihre Reize, ihre Anmuth, ihre unaussprechliche Anmuth; alles, alles befahl es mir. So ungewissenhaft sie mich hintergieng, so ist sie mir doch noch der schönste, der reizendste Theil der Schöpfung. Meine ganze Seele ist in ihre Reizungen verwebt; sie kann sich nicht losreißen, ohne sich selbst zu zerreißen. Mein Gehirn –«

»Nimm mirs nicht übel, – mag ein wenig versengt seyn. Glaubst du denn, daß die Natur in ihrem ganzen Leben nur ein einzigmal Luft, Feuer, Wasser, Erde zusammen knetete und nur eine einzige so schöne Wachspuppe daraus bildete wie die Ungetreue, die dich izt lahm geschlagen hat? – Es ist ja alles voll davon! – Was machst du mit der Empfindung in dieser Welt? – Das ist eine Last, die dich mit jedem Schritte zu Boden zieht. So viel als nöthig ist, um die Freude zu fühlen! das übrige wirf weg! Ich habe mich in mich selbst zusammengerollt und lasse mich vom Schicksale durch die Welt durchwälzen, ohne daß mich etwas aufhält; stoße ich irgendwo an, so bleibe ich so lange liegen, bis ich wieder einen neuen Stoß bekomme, und dann geht die Reise von neuem fort.«

»Bester Fromal! wärst du an meiner Stelle, du nenntest die Empfindung keine Last –«

»Aber zum Henker! wenn sie dir lahme Hüften macht –«

»Nicht mir, nur Akanten habe ich gelebt –«

»Wen nennst du da? – Akanten? Ey, da bist du schön aufgefallen.«

»Kennst du sie? Ist es nicht das schönste Engelbild, welchem die Natur die herrlichsten Merkmale ihrer Meisterhand eingedrückt hat –«

»Ja, ja, ein hübsches Mädchen ist es; aber so falsch wie eine Tigerkatze –«

»Fromal, sie kann es nicht seyn! Sage mir alles, nur nenne sie nicht falsch! Kaum hatt' ich sie ein einzigmal erblickt, so war meine Seele schon ganz in die ihrige gegossen, ihr Bild schon mit meinen innersten Gedanken so ganz zusammen gewachsen, daß eine Trennung sie beide vernichten mußte. Ich trank aus ihren Blicken, von ihren Lippen das reinste, himmlischste Vergnügen. Wochen lang taumelte ich in einer Berauschung herum, Akante hatte den Schlüssel zu meinem Herzen und zu meinem Vermögen: sie gebot mit Einem Winke, und beides – mein Herz und meine kleinen Schätze – thaten sich für sie auf –«

»Und da sich die kleinen Schätze nicht mehr aufthun konnten, jagte dich die englische Akante zum Teufel?«

»Nie hätte ich geglaubt – eine so unschuldige, ungekünstelte Aufrichtigkeit, eine so naife Offenheit, muntre, lebhafte Gefälligkeit, so liebenswürdige Sitten, so ein zartes Gefühl, das jedes Lüftchen bewegte, zu jeder Empfindung gestimmt, so sanfte Minen, ein Gespräch mit den lieblichsten Wohlgerüchen des Witzes und moralischer Güte umduftet – setze daraus ein Bild zusammen und denke –«

»– daß es eine Larve ist! Das hätte ich dir zum voraus sagen wollen. Armer Belphegor! – Bist du mit deinem Gelde ganz auf dem Boden?«

»So geldarm als in Mutterleibe! Ich kaufte ihr Vergnügen über Vergnügen – kleine, unschuldige Vergnügen; daß sie ihr Genuß ergözte, war mein Dank. In den seligsten, vollsten Entzückungen weidete ich mich an dem Gedanken, ein Geschöpf gefunden zu haben, das meine Empfindung ganz ausfüllte. Alle, auch die bewundertsten Schönen hatten vor ihr stets ein trauriges Leere darinne zurückgelassen; nur sie nahm mein Herz ganz ein; und hätte ich noch eins gehabt, sie hätte es überfüllt: so ganz war ich von ihren Reizungen überströmt! Und siehe! plötzlich wirft sie sich in die Arme eines Nebenbuhlers –«

»– dessen kleine Schätze sich weiter aufthaten als deine geplünderten! Nicht mehr als billig! Von dir hatte sie weiter kein Vergnügen zu hoffen; sie mußte sich also ihren Mann wieder suchen, der so treuherzig wie du sein Geld für Blicke und Minen hingiebt. Ist er mit seinen kleinen Schätzen am Ende, so schlägt sie ihn lahm, wie dich, oder wohl gar ein Paar Beine entzwey.«

»Soll man es dulden, daß die Häßliche die edelste, empfindungsvollste Klasse der Schöpfung durch ihre Theilnehmung an dem schönsten Geschlechte entweiht?«

»Du machst mich zu lachen, guter Belphegor! – Ich dächte, du thätest eine kleine Reise durch die Welt: die wird dich von deinem Grame und deiner Empfindlichkeit kuriren. Lerne, was für ein Ding der Mensch und die Welt ist! dann wollen wir sehen, ob deine Empfindung sich ausdehnen oder zusammenschrumpfen wird. – Schäme dich! wer wird um eines hübschen Mädchens willen zum Narren werden? – Fort in die Welt hinein!«

»Oder lieber aus ihr! Hier ist mein Daseyn vorüber; ich habe gelebt.«

»Freilich lebt sichs schlecht, wenn man kein Geld mehr hat; um einer Akante willen geh ich dir nicht Einen Schritt näher zum Grabe. Wenns denn nun ja seyn muß – es giebt ihrer mehr!«

»Aber so hinterlistig zu täuschen!«

»Vergiß das nur, und sieh erst, ob du der einzige bist!«

»Die heilige Unschuld zum Deckmantel zu misbrauchen!«

»Ich bitte dich, vergiß das! Alle Menschen betriegen und werden betrogen; einer laurt auf den andern, ihm ein Paar Schritte abzugewinnen oder, wenn er kann, ihn mit Gewalt zurückzustoßen: alles ist im Kriege, und ohne Waffen geschehen alle Tage Niederlagen und Siege.«

»Und der Freche! meiner zu spotten!«

»Natürlich, weil er der Stärkere war! Der Sieger hat allezeit Recht vom Ganges bis zur Spree und bis zum Südmeere.«

»Fromal, so verhülle ich mich in meine Tugend.«

»Das kannst du thun, wenn du fein zu Hause in deiner Stube bleiben willst; aber so bald du dich unter die Menschen mengst, so wird die Hülle in kurzem Löcher bekommen: sie zerfetzen sie dir oder du mußt sie bey Seite legen und dich so lange herumbalgen, bis du dich in Autorität gesezt hast; dann fürchten sie sich, und du kannst dein Hüllchen wieder hervorholen.«

»Himmel! hat mir die Verderbniß auch meinen Fromal geraubt? – Du warst mir sonst so theuer –«

»Weil ich so oft von moralischer Schönheit, von Empfindung, von Liebe in einer Begeisterung mit dir sprach, in welcher damals meine Fantasie taumelte und deine noch herumschwärmt! Ich weis nunmehr, was eine jede von jenen Raritäten in dieser Welt werth ist; der Firniß ist von meiner Fantasie weggewischt. Laß dir Deine auch ausputzen! Du hast alsdann zwar weniger einsame Freuden, aber auch weniger Leiden unter Menschen; und wenn du ja einmal wider einen recht herzangreifenden Puff des Schicksals eine Stärkung brauchst, so wird eine Fantasie wie die Deinige noch immer brennbar genug seyn, um sie auf ein Paar Stunden zu erhitzen.«

»Du, sonst der edle, der empfindende, der begeisterte Verehrer der Tugend! – Doch die Welt –«

»– hat mich aus meiner Begeisterung gerissen; du wolltest sagen – verdorben! – wie man es nimmt! was wir sonst einander vorschwatzten, war der Rausch einer warmen Imagination und eines warmen Herzens; izt bin ich nüchtern; ich sage dir nicht mehr so viel Schönes und Begeisterndes, aber desto mehr Wahres: was kann ich dafür, daß dies weniger begeisternd ist. – Ich bin dir doch noch theuer wie sonst?«

»O Akante! O Welt!«

»Laß doch Akanten und die Welt in Ruhe! Verhülle dich in Unempfindlichkeit! das ist der beste Mantel.«

»So lehre mich, Fromal, meinem Herzen gebieten, daß es nicht schlägt, und meine Gedanken, sich selbst umbringen!«

»O die Menschen können die Empfindung gar herrlich abschleifen! Sie reiben an Geduld und Empfindung so lange, bis die Schärfe stumpf ist. – Doch«, sezte er hinzu, indem er das Gespräch abbrach, »hast du gar kein Geld mehr?«

Die Antwort war: »Nein.« – »Nimm!« fuhr Fromal fort, »hier theile ich meinen lezten Rest mit dir. Laß dich heilen, und dann wandre, wohin dich dein Schicksal führt! Nimm dein Herz und deinen Verstand mit, aber deine Empfindung, Akanten und ihr Andenken laß um des Himmels willen hier auf diesem Flecke zurück! Lebe wohl« – und gleich gab er dem stummen Belphegor einen freundschaftlichen Kuß, schwang sich auf sein Pferd und trabte davon. »Vielleicht finden wir einander wieder«, war sein lezter Zuruf, »dann wollen wir sehn!«

Belphegor saß unbeweglich, wie in den Boden gepflanzt, seufzte, weinte mit unter ein Tröpfchen, exklamirte, winselte, schalt, lobte seinen weggegangnen Freund, zählte sein Geschenk, warf es von sich, las es wieder zusammen; und endlich nach zwo Stunden voll solcher unruhigen, ängstlichen Grimassen, da die Dämmerung einbrach, fieng er an zu überlegen, was bey so gestalten Sachen zu thun sey. Die Dämmerung wurde zu pechschwarzer Nacht, und seine Ueberlegung war dem Entschlusse keinen Strohhalm breit näher; er sank vor Mattigkeit nieder, schlief ein und fand bey dem Erwachen für seine Berathschlagung so freyes Feld als Tages vorher.

Die Ruhe hatte indessen seine Lähmung und seinen Schmerz verschlungen; er konnte wieder gehn. Gegen Mittag fand sich eine Menge Gäste bey Akanten ein; Musik, Geräusch, alles verkündigte die Freude eines Bankets, das ihr neuer Liebhaber gab. Welche Menschenseele, der Tages vorher die Besitzerinn eines so frohen Hauses Hüftenschmerz gemacht hatte, konnte einen solchen Anblick ertragen! Augenblicklich fand er die lange gesuchte Entschließung: der Aerger half ihm auf die Beine, er gieng und übergab allen zwey und dreißig Winden des Himmels ein dreymaliges lautes »Akante!«, in eben so viele vernehmliche Seufzer eingepackt.

Er gieng. Kaum hatte er eine kleine Strecke zurückgelegt, als vor seinem Gesichte ein Habicht auf eine Taube herniederschoß und die flatternde Hülflose würgte. Die Scene versezte ihn in eine so tiefe Wehmuth, daß er sich auf einen Rasenrand niedersezte und über die lezten Reden seines Freundes Fromal ernsthaft nachdachte.

Indem er in seinen Gedankentraum versenkt dasaß, näherte sich ihm ein Getöse, das nichts geringers als einen Zank ankündigte. Auf einmal erschienen ein Trupp Knaben und Mädchen, an dessen Spitze ein dickstämmiger achtjähriger Bube einen Schwachen von geringerm Alter an den Haaren siegreich neben sich herschleppte, während daß die ganze Begleitung den Triumphirenden mit einem einstimmigen Jubel erhub und hingegen dem Überwundnen von Zeit zu Zeit Koth oder Schimpfwörter zuwarf. Der Anblick bewegte Belphegorn: seine mitleidige Gutherzigkeit spornte ihn an, dem unbarmherzigen Sieger seine Beute aus den Händen zu reissen und ihn wegen seiner Grausamkeit zu vernehmen. Auf seine Erkundigung nach der Ursache des Streites erfuhr er von einem unpartheiischen Zuschauer, daß die beiden Streitenden zween Pachterssöhne waren, daß sie beide kleine Gärtchen zu ihrem Vergnügen sich neben einander gemacht hatten, daß der ältre allmählich dem jüngern beinahe die Hälfte von dem seinigen betriegerisch abgezwackt, daß der Beraubte sich darüber beklagt, daß ihn der andre ausgelacht und endlich herausgefodert habe. Darauf hatte er die noch übrige Hälfte von des Jüngern Garten verwüstet, und da dieser das Recht der Selbstvertheidigung seinen Verheerungen entgegen setzen wollte, so übermannte ihn der Stärkre, schlug ihn zu Boden und führte ihn izt im Triumphe auf. Belphegor verwies dem Ungerechten seine Grausamkeit und ermahnte ihn, dem andern das Entwendete wieder zu ersetzen. »Hier bin ich! er mag mirs wieder nehmen!« war die Antwort und blieb es, aller Zureden ungeachtet. Belphegors gutes Herz wurde warm, er nahm den Leidenden in seinen Schutz und wollte den Frechen durch lebhafte Vorstellungen zur Gerechtigkeit nöthigen, wofür er ein Paar Steine an den Kopf, ein hönisches Gelächter und etliche Schimpfreden zum Danke bekam; die ganze übrige Gesellschaft stimmte im Unison mit ihm ein und eilte ihm nach. Jedes darunter gab ihm Recht und vertheidigte ihn, weil er die stärksten Fäuste und das unverschämteste Maul im ganzen Dorfe hatte.

Um seinen Schutz nicht unkräftig zu sehen, ließ sich Belphegor von dem Zurückgebliebnen zu seinen Eltern führen. Er trug ihnen den statum causae sehr ernsthaft und lebhaft vor und drang in sie, den ungerechten Eroberer mit allem väterlichen Ansehn zur Billigkeit anzuhalten. Man lächelte; Belphegor glühte. Der Junge kam dazu, riß den Zaun zwischen den beiden Gärten nieder, der Vater gab ihm zur Belohnung seiner Tapferkeit noch ein Stückchen Land dazu, der arme Ueberwundne mußte sein Eigenthum mit dem Rücken ansehn und sich als einen schwachen, elenden Nichtswürdigen oben drein verachten lassen.

Belphegor stuzte, wollte aus diesem Hause der Ungerechtigkeit entfliehn, ließ sich aber doch auf vieles Bitten zum Essen dabehalten. Der Herr des Hauses würgte zwo Tauben: Belphegor bedauerte bey sich die armen Kreaturen und verzehrte sie beide vom Halse bis zu den Beinen ohne das mindeste Mitleiden, als sie gebraten auf dem Tische erschienen. Da er satt war, reiste er fort, that unterwegs einen Seufzer und rief: »O Ungerechtigkeit! Der Habicht würgt die Taube, der stärkre Bruder den schwächern und der Mensch verschlingt die unschuldigen Thiere! Ja, Fromal – alles ist ungerecht wie Akante.«

Die Nacht nöthigte ihn bald zu einer neuen Einkehr. Kaum hatte er sie erreicht, als ihn ein hagrer Kerl, der müßig an einem Baume lehnte, auf die Seite zog und warnte, in diesem Loche nicht zu übernachten. »Es ist das ärgste Diebesnest, das der Mond bescheint.« »Wo soll ich aber bleiben?« »Lieber unter freyem Himmel. Wenn Sie wollten, so könnte ich Sie wohl an einen guten Ort bringen.« Belphegor merkte, worauf es ankam, um dahingebracht zu werden; er gab ihm von dem Wenigen, was ihm sein Freund zurückließ, ein kleines Geschenk und folgte ihm nach. Der Wegweiser führte ihn in einen dichten Wald, faßte ihn in der Mitte desselben bey der Gurgel und schwur, ihn auf der Stelle umzubringen, wenn er nicht seine ganzen Habseligkeiten an ihn auslieferte. »Aber welches Recht habt Ihr Bösewicht dazu?« fragte Belphegor. Der Räuber wies ihm statt der Antwort ein langes Messer, nahm ihm sein Vermögen aus der Tasche, warf ihn zu Boden, kniete ihm auf die Brust und durchsuchte alle Behältnisse an seinem ganzen Leibe, wo sich nur eine Beute vermuthen ließ, gab ihm einen derben Fluch zum Abschiede, als er nichts erhebliches fand, und begab sich auf den Rückweg.

Die ganze Nacht hindurch blieb er in diesem Zustande liegen, ohne wegen der Unbekanntschaft mit dem Walde einen Fuß von der Stelle zu wagen. Gegen Morgen hörte er einen Mann sich ihm leise nähern und bey jedem Schritte still stehn, um sich umzusehn, ohne Belphegorn gewahr zu werden, bis ihn dieser anredete. »Mann«, rief er, »hast du Herz –«

»Nicht viel!« antwortete der Ankommende furchtsam.

»Hast du ein menschliches Herz mit menschlichen Empfindungen«, fuhr Belphegor fort, »so nimm dich meiner an!«

»Ach du lieber Himmel! wenn sich jemand erst meiner annähme!«

»Warum das, mein Freund?«

»Warum? – Ich hätts sehr nöthig. Nur ein wenig leise gesprochen!«

»Was fürchtest du?« fuhr Belphegor hitzig auf.

»Weiter nichts, als ins Zuchthaus zu kommen.«

»Wenn du es verdient hast, so wünsche ich Glück dazu.«

»Ich habe ein Mädchen, das mich in meiner lezten Krankheit gepflegt und gewartet hat wie eine Mutter; ich wollte sie heirathen; aber ich darf nicht. Das arme Mädchen sizt zu Hause und weint sich die Augen aus dem Kopfe. Mein Herr will mich zwingen, ein Gütchen zu bearbeiten, das ein andrer vor mir verdorben hat. Ich kann nicht; es würde mich zu Grunde richten. Im Stocke habe ich schon gelegen; und da ich noch nicht wollte, so drohte er mir mit dem Zuchthause. Mein armes, liebes Mädchen soll ich auch nicht nehmen: wir müssen – ach! das wissen Sie nicht, lieber Herr! – auch von unsrer Liebe eine Abgabe bezahlen. Ja, das Bischen, was wir sauer erarbeiten! – ich bin entsprungen, und – du gutes Mädchen! – wenn sie mich haschen –«

»Mein Freund, wenn du Recht hast, so geh ich mit dir und spreche für dich.« Er weigerte sich anfangs; doch endlich überließ er sich ihm und führte ihn zu seinem Herrn.

Belphegor war ein lebhafter Advokat und bekam auf seine Anfrage, warum dieser Elende zu seinem Verderben gezwungen werden sollte, die lachende Antwort: »Weil ich das Recht dazu habe.« »Und wer gab Ihnen das Recht?« »Das hab' ich gekauft.« »Also kann man Unterdrückung kaufen?« »Blitz! der Herr ist wohl verwirrt. Recht ist keine Unterdrückung; auch nicht, wenn ich den Herrn zum Hause hinausjage!« Und so fiff er eine Kuppel Hunde zusammen, hezte sie auf den armen Belphegor los, der mit Mühe einige Fragmente von seiner Kleidung aus ihren Zähnen rettete und alles anwenden mußte, um nicht einen Theil seiner eignen Person einzubüßen.

»Welche Ungerechtigkeit! welche Unterdrückung!« rief er, als er sich ein wenig gesammelt hatte; und sein Magen sezte hinzu: »welcher Hunger!«

In seinem gegenwärtigen Zustande war ihm nichts übrig, als von der Wohlthätigkeit andrer zu leben; er bat um Almosen, hungerte selten und bekam niemals Ribbenstöße noch Steine an den Kopf.

Eines Tages kam er auf eine Heide, wo etliche Freybeuter einen Mann so unbarmherzig behandelten, als wenn sie willens wären, ihn in Stücken zu zerlegen und auf gut huronisch zu essen. Belphegor glühte, so bald er den Auftritt erblickte, gieng hinzu und erkundigte sich nach der Ursache einer solchen Barbarey. Man würdigte ihn keiner Antwort, doch erfuhr er bey Gelegenheit, daß man ihn strafe, weil der Hund nichts herausgeben wolle. »Aber welches Recht habt Ihr denn, etwas von ihm zu fodern?« Sie schlugen an ihre Degen, und einer darunter gab ihm oben drein einen wohlgemeinten Hieb, der ihm das rechte Schulterblatt in zwey gleiche Stücken zerspaltete. »Aber, ihr Barbaren, welches Recht habt ihr –« ein zweiter Hieb über den Mund hemmte seine Frage mitten im Laufe.

»Alles grausam wie Akante!« dachte er und stopfte sich mit dem Reste seiner Kleidung seine Wunden zu. Er bekam eine Stelle in einem Krankenhause und wurde sehr bald geheilt. Ein Elender, der neben ihm lag und schon ein ganzes Jahr lang sein Bette nicht verlassen hatte, war während der Kur sein vertrauter Freund geworden. Doch izt wurde er über die schnelle Genesung seines Freundes neidisch und biß ihn des Nachts in den kaum geheilten Arm; die Wunde wurde so gefährlich, daß der Arm beinahe abgelöst werden mußte.

Nach einem langen Kampfe mit Schmerzen und dem Neide seines Freundes wurde er wiederhergestellt und der Willkühr des Schicksals übergeben.

Seine erste Auswanderung machte ihn schon wieder zum Märtyrer seines guten Herzens. Er langte in einem Dorfe an, wo eben das gräßlichste Weiberscharmützel das Publikum belustigte. Ein Mädchen, das der ganze weibliche Theil der Kirchfahrt ärger als den Teufel haßte, weil es von Jugend an sich durch seine Kleidung unterschieden hatte, war in einem saubern Anzuge, einem ehrbaren Geschenke von der Regentinn des Dorfs, in der Kirche erschienen. Jedermann empfand, wie billig, den lebhaftesten Abscheu und Aerger über eine solche Hoffart. Man murmelte die ganze Kirche hindurch, man schimpfte bey dem Herausgehn, und auf einmal stürzte die anwesende weibliche Christenheit mit geschloßnen Gliedern auf die schöngepuzte Nymphe los, um ihren Staat auf das jämmerlichste zu zerfleischen. Sie waren schon wirklich in ihrer Arbeit bis zum Hemde gekommen, das sie ebenfalls, ob es gleich nur aus grober, demüthiger Leinwand geschaffen war und nicht die mindesten Spuren des Stolzes an sich hatte, nicht verschonen wollten, als Belphegor ankam. Er erblickte nicht so bald das Gesichte des leidenden Mädchens, das gewiß eine der besten ländlichen Schönheiten war und izt durch eine verschönernde Mine der Traurigkeit einen doppelt starken Eindruck machte, als seine Stirne glühte, als er mitten in das Gefechte rennte, das Mädchen und ihre Schamhaftigkeit aus den Klauen ihrer Gegner zu befreyen. Weil sein Ueberfall so plözlich geschah und noch ein Nachtrab von Hülfstruppen zu befürchten war, so zerstreuten sich die Feinde anfangs. Da sie aber wahrnahmen, daß sie ihre Furcht betrogen hatte, so wurden sie desto ergrimmter, ließen das gemishandelte Mädchen liegen und griffen ihren Helfer an, dem sie ein Auge ausschlugen, einen Finger quetschten und die Backen mit ihren Nägeln meisterlich bezeichneten. Oben drein wurde er noch nebst der Grazie, die er beschützen wollte, von den dastehenden Gerechtigkeitspflegern in Verhaft genommen, die um so viel erbitterter auf ihn waren, weil er ihnen eine Lust verdorben hatte, und an die Herrschaft des Mädchens ausgeliefert.

Durch einen glücklichen Zufall war es veranstaltet worden, daß gerade damals zwischen den beiden Monarchen, demjenigen, welchem sie übergeben, und demjenigen, von welchem sie ausgeliefert wurden, eine Zwistigkeit herrschte, die oft in einen Privatkrieg ausbrach – wie er nämlich nach Einführung des Landfriedens Statt findet. Eine von den beiden Damen dieser Herren hatte bey einer Feierlichkeit, die die ganze schöne Welt der dasigen Gegend durch ihre Gegenwart verherrlichte, an der andern, die eine ganze Stufe im Range unter ihr war, einen Halsschmuck wahrgenommen, dessen Anblick ihr sogleich alle Nerven angriff, daß sie nicht anders als die Besitzerinn desselben von ganzem Herzen hassen mußte. Da ihre Männer, weil sie durch die Ehe Ein Fleisch und Ein Blut mit ihnen geworden waren, es für ihre Pflicht hielten, sich gleichfalls deswegen von Herzen zu hassen, so wurde Belphegorn und seiner Mitgefangnen sogleich ohne Verhör Recht gegeben; Belphegor bekam seine Freiheit und war froh, nicht mehr als Ein Auge und Einen Finger eingebüßt zu haben. Die gemeldete Feindschaft brachte ihm sogar eine Mahlzeit und ein kleines Geschenk für die bewiesne Tapferkeit ein. – Das war ein Sporn in die Seite gesezt.

Seine warme Gutherzigkeit fand auch bald eine neue Ursache, das Blut in Feuer zu bringen. Er traf unter einem wilden Apfelbaume ein kleines Männchen an, das mit gesenktem Kopfe und betrübter Mine dasaß. »Lieber Mann, was fehlt dir?« fragte Belphegor, indem er sich zu ihm sezte.

»Alles«, antwortete jener mit einem Seufzer, »denn ich habe gar nichts. Bettelarm bin ich.«

»So bist du nichts reicher als ich«, erwiederte Belphegor.

»Das könnte ein Trost für mich seyn«, sprach der Andre, »wenn ein Trost mir etwas helfen könnte. Aber – es ist umsonst!«

»Sage nur, was dir widerfahren ist!« rief Belphegor hitzig.

»Das kann zu nichts dienen. Willst du mich bedauern? Bedauert hat mich jedermann, aber niemand geholfen.«

»So will ich der einzige seyn«, sprach Belphegor glühend.

»Armer Elender! wie könntest du das? Hilf dir! dann glaubte ich, daß du Wunder thun und auch mir helfen könntest.«

Belphegor knirschte mit den Zähnen und verstummte vor Aerger und Begierde. »Mann, so sage mir nur deine Geschichte!« sprach er endlich mit halb erstickter Stimme.

»Meine Geschichte? – ist kurz. Der menschliche Neid hat mich zu Grunde gerichtet. Ich hatte ein Vermögen, ein schönes Vermögen – nicht groß, aber hinreichend; es war ein Theil von meinem väterlichen Erbgute. Ich war unermüdet auf die Wirthschaft aufmerksam, und mein Vermögen vermehrte sich zusehends; ich kaufte beinahe mehr an, als ich geerbt hatte. Indessen nahmen die Umstände meines Bruders immer mehr ab; er wurde auf mein Glück neidisch; er gab mir schuld, ich habe ihn bey der Theilung bevortheilt; er verklagte mich. Wir prozessirten, mästeten Richter und Advokaten, er spielte alle möglichen Kabalen, und ich verlor beinahe. Endlich gewann niemand den Prozeß, und ich verlor mein Vermögen. Nun blieb die Sache liegen. Nicht einen Pfennig behielt ich übrig; die Gerechtigkeit nahm alles, weil sie mir Gerechtigkeit hatte wiederfahren lassen wollen, wenn ich nicht vor der Zeit verarmt wäre.«

»Komm! wir wollen dem fühllosen Bruder den Kopf zerbrechen; er verdients!« rief Belphegor hastig und ergriff ihn bey dem Arme.

»Guter Mann! ich sehe, du hast Herz – ein gutes und ein muthiges. Wozu kann das dienen, daß wir ihm den Kopf zerschlagen?«

»Ihn zu bestrafen, den Hartherzigen!«

»Wozu könnte das dienen?«

»Du machst mich rasend, Freund! – Komm!«

»Ja, ich komme – um mit dir betteln zu gehn: das Köpfezerschmeißen ist gefährlich. – Ach! –«

»Was siehst du, daß du so seufzend hinblickst?« fragte Belphegor und war halb zum Aufspringen gefaßt.

»Meinen Bruder!« – Weg war Belphegor, ehe er das Wort noch völlig aussprach oder ihn zurückhalten konnte – gerade auf den Mann zu, den er für den Bruder des Unglücklichen hielt. Er ereilte ihn, faßte ihn bey dem Halse und kündigte ihm seinen Untergang, die Strafe für seine Unbarmherzigkeit und seinen unbrüderlichen Neid an. Der Andre, der während des Prozesses eine reiche Wittwe durch List zu seiner Frau gemacht hatte und sich izt wohlbefand, rief einen Trupp Arbeiter zu Hülfe, die in einem nahen Busche Holz für ihn fällten. Sie kamen mit allen Werkzeugen der Rache, Knitteln, Aexten, Beilen, schlugen den übermannten Belphegor vom Kopf bis auf die Füße blau, die linke Hand morsch und ein großes Loch in den Hirnschädel: so verließen sie ihn.

Der Mann, um dessentwillen er sich allen diesen Schmerzen ausgesezt hatte, wagte sich nicht in die Nähe des Streites, blieb furchtsam in der Ferne stehn, so lange es Schläge sezte, und schlich langsam zu seinem Verfechter hin, als die Gefahr vorüber war. Er beklagte ihn herzlich und versprach mit der gerührtesten Dankbarkeit, sich seiner anzunehmen, sich nie von ihm zu trennen. Er wusch seine Wunden, verband ihn, so gut er konnte, und trug ihn auf seinen Schultern in ein Dorf, wo sie auf vieles Bitten in einer Scheune beherbergt wurden.

Eine Regel hatte sich Belphegor aus seinen bisherigen Unglücksfällen abgezogen, daß er in die Flamme seines guten, empfindungsvollen Herzens eine gute Dosis kühle Vorsicht gießen müsse. Er nahm sich auch in völligem Ernste vor, Neid und Unterdrückung ins künftige als bloßer Zuschauer zu betrachten, eher an dem Feuer des Unwillens zu ersticken, als es hervorbrechen zu lassen, und wenigstens die innerlichen Theile des Leibes unbeschädigt zu erhalten, da kein äußerliches Glied an ihm war, das nicht Denkmale seines Eifers für die Gerechtigkeit, blaue Flecken, Narben oder Beulen bezeichneten.

Der Mitleidige, der ihm einen Plaz bey sich verstattet und auch zuweilen eine Wohlthat mitgetheilt hatte, bot ihm izt, da er wieder geheilt war, wie auch seinem Gefährten eine Stelle unter seinen Arbeitern an. Keiner von beiden schlug das Anerbieten aus, besonders nicht Belphegor, und zwar deswegen, weil er hier weniger Reizungen, sich neue Wunden zu erwerben, zu finden hoffte. Seinen bisherigen Begleiter, Wärter und Freund knüpfte die Dankbarkeit auf das engste mit ihm zusammen, und ihre Freundschaft schien ihnen unzerstörbar, sie war die wärmste, die unverbrüchlichste auf der Welt – weil keiner einen Gran Elend oder Glück mehr oder weniger besaß als der andre.

Belphegor erhielt bald einen merklichen Vorzug in der Gunst seines neuen Herrn, weil er, seiner Leibesschäden ungeachtet, viel mehr Thätigkeit und Arbeitsamkeit als sein Freund bewies. Der Alte erkannte es mit freudigem Danke, daß er sich um seines Nutzens willen zu Tode arbeiten wollte, und gieng damit um, ihm zu Belohnung seiner nützlichen Dienste, nach Labans löblichem Beispiele, seine einzige Tochter in die Arme zu werfen – ein dickes, rundes, wohlbeleibtes Mädchen, das alle Sonntage einen vollwichtigen Doppeldukaten mit Kaiser Karl des sechsten Bildnisse an dem gelben Halse trug, zwey Hemde und einen ungeflickten Rock besaß, da das ganze übrige Dorf Winter und Sommer halbnackt gieng. Ehe Belphegor diese wohlgemeinte Absicht erfuhr, kam sein Freund dahinter. Er fühlte sogleich, als ihm das nahe Glück seines Freundes bekannt wurde, eine so starke Revolution in der Galle, daß er augenblicklich seinen Herrn aufsuchte und ihm hinterbrachte, er habe vor ein Paar Minuten Belphegorn und die tugendreiche Tochter vom Hause hinter einem Heuschober in einer so vertraulichen, inbrünstigen Vereinigung gesehn, daß er dieser seiner Aussage gewiß Glauben beymessen würde, wenn er drey Vierteljahre auf den Beweis warten wollte. Der Alte, dem die Keuschheit seiner Tochter am Herzen lag und der ohne große Noth weder göttliche noch menschliche Gesetze gern brach noch brechen ließ, brannte von Wuth, rennte nach dem Orte zu, wo er Belphegorn zu treffen glaubte, fand ihn bey der Arbeit, ergriff eine Heugabel und rennte ihm von hinten zu alle drey Zinken in das dicke Bein, stach ihm eben so viele Löcher in den Kopf und schlug ihm das linke Bein einmal entzwey. Zwo Stunden darauf ließ er den Bader kommen und ihn vom Kopf bis auf die Füße wieder ausflicken, um nicht von der Gerechtigkeit des Orts dazu angehalten zu werden. Da er wieder ausgebessert war, nahm er eine Peitsche und gab ihm mit fünf und zwanzig wohlgezählten Hieben seine Entlassung und mit einem kräftigen Fluche ein Empfehlungsschreiben an den Teufel auf den Weg. Belphegor nahm von seinem Freunde beweglichen Abschied, und dieser bekam den Tag darauf die dicke Rahel mit allen Pertinentien in rechtmäßigen ehelichen Besiz.

Diesmal konnte sich es Belphegor mit dem größten Eide versichern, daß ihm sein gutes Herz nicht den Kopf zerlöchert hatte; eigentlich wußte er gar nicht und erfuhr auch niemals, warum ihm ein so schmerzhafter Abschied ertheilt wurde. »Demungeachtet«, sagte er, »will ich auf meiner Hut seyn und mich von meiner Hitze nicht hinreißen lassen, wenn man gleich Millionen Menschen vor meinen Augen zerhackte und in Blute kochte.«

Er litt viele Tage Hunger, weil auf dem ganzen Striche, wo er gieng, alle Dörfer verbrannt, die Einwohner niedergesäbelt oder betteln gegangen waren. Der Nachbar des Landes hatte einen Einfall in dasselbe gethan und viertausend Stück Schafe, die es mehr ernährte als das seinige, aufspeisen lassen. Bey der Gelegenheit hatte man statt des Freudenfeuers über erlangten Sieg ein Dutzend Dörfer angezündet.

Belphegor fand einen von den Kriegsmännern, die bey diesem Treffen sich Heldenlorbern erfochten hatten, an einem kleinen Bache, wo er sich seine Wunden wusch. Er sezte sich zu ihm und machte ihm ein sehr rednerisches Bild von der Verwüstung und dem Elende, das er unterwegs angetroffen hatte, das der andre mit einem stolzen Lächeln anhörte. »Ja, heute sind wir brav gewesen«, sprach er und strich den Bart.

»Aber um des Himmels willen«, rief Belphegor vor Hitze zitternd, »wer gab Euch denn das Recht, so viele Leute unglücklich zu machen?«

»Der Krieg!« brüllte der Soldat.

»Und wer gab Euch denn das Recht zum Kriege?«

»Die Leute leben hier zu Lande wie im Paradiese, schwelgen und schmausen. Wir haben zwölfmalhunderttausend geübte Arme und unsre Feinde kaum sechstausend: wir müssen ihnen die sündliche Lustigkeit vertreiben.«

»Und also, ihr Barbaren, ist eure Uebermacht das Recht, eurem Neide so viele Unschuldige aufzuopfern? – Ist das euer Recht?«

»Kerl! du bist nicht richtig im Kopfe; du phantasirst; so ungereimtes Zeug schwatzest du: am besten, mit dir ins Tollhaus!« Und so ergriff ihn der Kriegsmann, band ihn mit einem Riemen an sein Pferd und ließ ihn neben sich her außer Athem laufen, wenn er nicht von dem Pferde geschleppt seyn wollte, das in einem frischen Trabe fortschritt. Zwo Stunden nach ihrer Ankunft in der nächsten Stadt war Belphegor zwar in keinem Tollhause, aber doch im Zuchthause einquartiret, wo er an einen Pfahl gebunden und mit dreißig muntern Peitschenhieben bewillkommt wurde. Darauf schloß man ihn ein und befahl ihm, jeden Tag zwanzig Pfund Wolle zu verspinnen, und da er menschlicher Weise diese Zahl niemals vollmachte, so bekam er zu Ersparung der Kasse selten etwas zu essen und alle Abende für jedes fehlende Pfund sechs Hiebe.

Seine Gesellen wurden in kurzem seine Freunde; ein gemeinschaftliches, gleich trauriges Loos machte sie dazu. Nach langen Bitten erbarmte man sich endlich über den armen Belphegor und erließ ihm täglich zwey Pfund von der vorgeschriebnen Quantität Wolle; er bekam nichtsdestoweniger alle Abende Prügel, weil er auch achtzehn Pfund eben so wenig bestreiten konnte, nur jeden Tag zwölf Schläge weniger als die übrigen. Von Stund an haßten ihn alle seine Kameraden wegen dieses vorzüglichen Glücks und beschlossen, ihn des Nachts im Bette zu verbrennen. Sie führten ihren Anschlag aus, legten brennenden Zunder in das Bettstroh, die Flammen nahmen überhand, Belphegor und die übrigen Züchtlinge entwischten, und das Haus lag nebst einer ganzen Gasse innerhalb etlicher Stunden im Aschenhaufen da. –

»So soll man mir doch die Zunge ausschneiden, wenn ich mich wieder verleiten lasse, Ein Wort über Ungerechtigkeiten zu verlieren!« sagte sich Belphegor, als er in Sicherheit zu seyn glaubte. »O grausame Akante! in alles dieses Unglück hast du mich gestürzt! – Akante! Akante!«

Diesen Ausruf that er, nachdem er zwölf Stunden in einem Zuge gelaufen war und sich izt ermattet in einem frischen Birkenbüschchen niederließ, wo er sicher vor allem Nachsetzen auszuruhen gedachte. Er war im Lande der Lettomanier. Kaum hatte er Athem geschöpft, als er ein barbarisches Geschrey aus der Ferne hörte, als wenn Pygmäer und Kraniche zusammen kämpften. ›Schon wieder etwas!‹ dachte er; ›aber meinethalben schlagt ihr euch in Millionen Stücken; ich will zusehn.‹

Das Geschrey wurde immer stärker, immer näher und Belphegor immer unruhiger, als sich endlich ein ganzer Haufe Bauern in den Busch hereinstürzte, wo er verborgen saß. »Hier sind wir sicher«, sprachen sie und lagerten sich. »Das war ein warmer Tag!« Andre brachten ein Faß mit einem Triumphgeschrey herzugeschleppt, das die Gelagerten beantworteten, und das Glas gieng munter herum. Ein jeder trank seinem Fürsten und der Freiheit zu Ehren.

»Der Freiheit?« dachte Belphegor, »hui! was müssen das für Leute seyn?« Er horchte und konnte nichts zusammenhängendes erschnappen, als daß hier zu Lande Bauernkrieg war, bis endlich einer in gewissen Angelegenheiten seitwärts schlich und auf seinem Wege Belphegorn im Gesträuche erblickte, den er sogleich hervorzog und seinen Mitbrüdern vorstellte. Man untersuchte ihn genau, ob er vielleicht zu der feindlichen Partey gehörte, und nachdem man ihm, in Ermangelung einer gesezmäßigern Tortur, hundert Prügel auf die Fußsolen gegeben hatte, ohne ein Ja aus ihm herauszwingen zu können, so wurde er feierlich für unschuldig erklärt und zum Glase zugelassen, was ihm aber wenig schmeckte; denn seine Fußsolen brannten wie Feuer.

»Willst du mit für die Freiheit fechten?« fragten ihn einige. »Gebt mir nur die meinige, dann seht, wie ihr die eurige behauptet!« »Was? für die Freiheit willst du nicht fechten? Du bist ein Spion! ein Feind!« Und sogleich sezte man sich in Positur, ihn mit einem Strohseile an eine schöne, schattichte Eiche aufzuhängen. »Sagt mir nur erst, wer eure Freiheit gekränkt hat?« rief Belphegor, als er den Spaß dem Ernste so nahe sah; »sagt mir es, und gern, gern will ich für sie fechten.«

»Siehst du«, nahm sein Nachbar das Wort, der bisher beständig still gesessen hatte, »siehst du! der liebe Gott hat uns nur zwey Hände und zwey Füße gegeben, und doch sollten wir den Leuten, die uns gekauft haben, so viel arbeiten, als wenn wir ihrer ein Paar Dutzend hätten. Sie wollten uns weis machen, wir hätten keinen Magen; wir sollten nur hungern, sie wollten schon für uns essen; und ob uns ein Paar Lumpen auf dem Leibe hiengen oder ob wir nackt giengen, wäre auch gleich viel; Adam sey ja in Gottes Paradiese auch nackt gegangen und ein braver Mann, der erste Erzvater gewesen. ›Was wäre denn nun vollends solchen nackten Lumpenkerlen Geld nöthig?‹ meinten sie; wir hätten ja ohnehin keine ganzen Taschen; also wärs doch tausendmal besser, daß wirs ihnen