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Kurzbeschreibung:

Von der Jerusalemer Altstadt über Paris und den Vatikan bis in dunkle Klöster und einsame Alpentäler – fesselnde Handlung vor atmosphärischer Kulisse

Nahe Jerusalem stößt ein Archäologenteam um Prof. Chaim Raful auf einen sensationellen Fund: Eine alte Grabstätte enthält Zeugnisse aus dem Leben Jesu, unter anderem mysteriöse Schriftrollen. Eine Entdeckung, so ahnt Raful, deren wahre Bedeutung das gesamte Fundament der modernen Kirche ins Wanken geraten lassen könnte. Fortan ist sein Leben und das seiner jungen Kollegen in größter Gefahr, und noch während der Archäologe die Schriftrollen endgültig zu enträtseln versucht, beginnt eine wilde Hetzjagd quer durch Europa ...

Ulrich Hefner

Die Bruderschaft Christi

Thriller

Edel Elements

Edel Elements

Christus ist gestorben für unsere
Sünden nach der Schrift;
er wurde begraben;
er wurde auferweckt am dritten
Tage nach der Schrift;
er wurde gesehen von Kephas,
danach von den Zwölf.
Danach wurde er gesehen von mehr
als fünfhundert Brüdern auf einmal –
von denen die meisten heute noch leben,
während einige schon gestorben sind.
Danach wurde er gesehen von Jakobus;
danach von allen Aposteln.

1. Korinther 15, 3–4

All denjenigen gewidmet,
die starken Glaubens sind.

Prolog

Das Heilige Land am Ende des Tages ...

Die Feuer an den Lagerstätten waren erloschen. Die Dunkelheit senkte sich über das staubige Land. Auf dem Hügel von Golgatha kehrte Ruhe ein. Die Menschen hatten sich davongemacht, waren verschwunden in dem undurchsichtigen Wirrwarr aus Gassen und verschlungen Pfaden der nahen Stadt. Soldaten bezogen ihre Posten und blickten argwöhnisch in den sich verdunkelnden Himmel, und dort, wo sich vor Stunden noch die Menschen dicht an dicht aneinanderdrängten, um das grausame Schauspiel zu verfolgen, herrschte eine düstere Leere. Nur hier und da gingen noch ein paar Versprengte ihres Weges, die verstohlene Blicke den drei Kreuzen zuwarfen, die oben auf den Hügeln von Golgatha standen.

Unweit des Hügels, dicht neben der Garnison, hatten Legionäre ihre Zelte aufgebaut. Zusätzliche Einheiten aus den umliegenden Regionen, zur Sicherheit herbeigerufen von Pontius Pilatus, dem Statthalter Jerusalems.

Der Nazarener war tot. Gekreuzigt unter den Augen des Volkes, und nichts war geschehen. Als der Legionär mit dem Speer seine Seite geöffnet hatte, war Blut daraus hervorgequollen. Rotes, dickes Blut. Und keine mit Schwertern bewehrte Engelsschar war vom Himmel herabgestiegen, kein Sturm hatte getobt, keine Sintflut war über das Land hereingebrochen. Nur einmal, kurz bevor der Nazarener seinen letzten Atemzug aushauchte, hatte eine schwarze Wolke den Himmel verdunkelt, und der Hügel von Golgatha wurde in ein totenbleiches Licht getaucht. Doch die Wolke hatte sich verzogen, war von dem leichten Wind davongetragen worden.

Niemand würde es wagen, dem Imperium zu trotzen. Niemand, auch der selbsternannte Gott der Juden nicht.

»Es ist vollbracht«, seufzte Pontius Pilatus. »Und das Volk blieb ruhig. Deine Sorge war umsonst.«

Marcus Aurelius, der Kommandant der Schutztruppen, leerte seinen Becher Wein.

»Er war uns zu Lebzeiten gefährlich«, antwortete Marcus Aurelius, »und er wird es bis über seinen Tod hinaus sein. Der Nazarener hat eine große Schar um sich versammelt. Und sein Tod wird daran nichts ändern. Sie werden seinen Leib verehren und seine Gedanken weiter in sich tragen.«

»Es sei denn«, antwortete Pontius Pilatus, »sie haben nichts mehr, was sie verehren können.«

»Wie meinst du das?«

»Man wird der Mutter des Nazareners die Herausgabe des Leichnams verweigern. Er wird nicht in der Erde Jerusalems ruhen. Man wird ihn vom Kreuze abnehmen und verbrennen, und seine Asche wird in alle Winde verstreut werden. Das sind meine Befehle.«

Marcus Aurelius schaute den Statthalter Jerusalems verwundert an. »Die Juden werden es dir nie verzeihen, es ist Tradition ...«

»Ich pfeife auf die Tradition«, herrschte Pontius Pilatus den Legionskommandanten an. »Sein Staub wird in alle Winde verstreut, und seine Gedanken werden die Zeit nicht überdauern. Man wird ihn vergessen, und nichts und niemand soll an den Nazarener erinnern.«

Marcus Aurelius blickte Pontius Pilatus nachdenklich ins Gesicht. »Du hattest Angst, du bist der römische Statthalter, dir unterstehen zwei Legionen, aber du hattest Angst. Angst vor einem einzigen Mann, der noch nicht einmal des Kämpfens mächtig war. Ja, bei Jupiter, ich sehe dir deine Angst noch immer an. Obwohl du dich gelassen gibst, zitterst du noch immer, wie ein Weib. Ich sehe es, und ich rieche es. Bei allen Göttern, er hat dir die Furcht in deine Knochen gejagt ...«

»Schweig!«, herrschte Pontius Pilatus den Kommandanten an. »Man merkt, dass dir die vielen Schlachten und Gemetzel zu Kopf gestiegen sind und deinen Verstand trüben. Als Mann des Schwertes wirst du nie verstehen, welche Macht das Wort besitzt. Erinnere dich, als er in die Stadt kam. Tausende waren auf den Beinen und haben ihm zugejubelt. Nur ein Zeichen von ihm hätte genügt, und die Stadt wäre im Blut versunken. Es hätte unser Blut sein können, das an diesem Tag in den Staub gesickert wäre.«

»Du bewunderst diesen Mann, diesen einfachen Zimmermannssohn aus Nazaret«, antwortete Marcus Aurelius.

Pontius Pilatus ließ sich auf einer Liege nieder. »Ja, er war mehr als nur ein einfacher Mensch, er war ein besonderer Mann, ein ganz besonderer Mann, wie es nur ganz wenige unter der heißen Sonne gibt. Und er hatte etwas, das wir längst verloren haben.«

Marcus Aurelius beugte sich zu dem Statthalter hinab. »So, was ist es denn, das ihn über die anderen erhoben hat und wir nicht besitzen?«

»Er hatte einen Glauben«, antwortete Pontius Pilatus trocken.

*

Abseits des Ortes der Hinrichtung, im Westen der Stadt, dem Viertel der Kürschner und Gerber, im Schutze der Mauern aus Lehm und dem Gestank des Tagwerks, hatten sie sich getroffen. Sie mussten vorsichtig sein, die Stadt wimmelte von Spionen, Legionären und allerlei Gesindel, das für ein paar Asse sogar die eigenen Kinder verkaufte.

Doch in die verwinkelten Gassen des Gerberviertels, wo der Gestank sogar in der Nacht alles umgab, was sich dort bewegte, verirrten sich nur selten die Legionäre und die Lakaien der römischen Obrigkeit. Sie saßen um das Feuer. Zwei Männer und eine Frau, die ihr Haupt unter einem grauen Kopftuch verborgen hatte.

»Ihn zu töten, reicht den römischen Schergen nicht«, sagte Kephas in die lastende Stille, »sie wollen ihn vernichten und seinen Leib vom Antlitz der Erde tilgen. Aber wir werden es nicht zulassen. Wir werden es verhindern. Es ist gegen jedes Recht.«

»Und was willst du tun, Kephas?«, fragte Jonas.

Kephas schaute auf. »Wir müssen handeln, in dieser Stunde noch. Wir dürfen ihnen den Leichnam nicht überlassen.«

Die Frau schluchzte laut. »Er ist mein Sohn, und ich kann ihn nicht einfach den Römern überlassen. Er soll, wie es unsere Tradition ist, in der Erde ruhen, bis ihn sein Vater zu sich ruft.«

Jonas sprang auf. »Aber wie? Die Römer haben Posten bezogen. Sie werden ihn bewachen. Sie sind zahlreich, so zahlreich wie noch nie. In jedem Winkel der Stadt patrouillieren ihre Streifen. Sie sind bis an die Zähne bewaffnet. Hat Jeschua nicht selbst gesagt, dass an diesem Tag kein Blut fließen soll. Unsere Stunde ist noch nicht gekommen.«

»Du irrst dich«, unterbrach Kephas, »unsere Stunde ist gekommen. Alles ist vorbereitet. Wir brechen auf. Es gilt, keine Zeit zu verlieren.«

Magdalena betrat das Zimmer. Sie setzte sich neben Maria und legte ihr den Arm um die Schultern. Kephas erhob sich. Er griff nach seinem Stock und ging mit Jonas zur Tür.

»Wir treffen uns am Ende des morgigen Tages in den Hügeln von Beit Lahm an der Gabelung des Weges nach Besch Hamir«, sagte Kephas an Magdalena gewandt. »Nimm Maria mit dir und behüte sie. Tröstet euch, wir werden Jeschua nicht seinem Schicksal überlassen. Solltet ihr uns verfehlen, dann erwarten wir euch am See bei den Höhlen. Achtet darauf, dass euch niemand folgt, und brecht auf, sobald unsere Schritte verhallt sind. Bald wird es in der Stadt einen Aufruhr geben. Geht nach Osten, meidet den Westen und die Hügel von Golgatha, und nehmt reichlich Proviant mit. Wir werden uns für eine lange Zeit verbergen müssen.«

Magdalena erhob sich. »Passt auf euch auf«, antwortete sie. »Kein jüdisches Blut soll heute mehr vergossen werden.«

Kephas nickte, ehe er das Haus verließ. Jonas folgte ihm auf dem Fuß. Unter seinem wallenden Gewand hielt er eine Streitaxt verborgen.

*

Sie waren sieben. Ein kleines Aufgebot, um Aufsehen zu vermeiden. Ihre Fackeln leuchteten durch die Nacht. Das Hundegebell aus der nahen Stadt drang zum Hügel herauf, ansonsten herrschte Stille. Die Menschen hatten sich zur Ruhe begeben und schliefen. Manche um zu vergessen, andere mit feuchten Augen, in Gedanken an den vergangenen Tag, der ihnen alle Hoffnung genommen hatte.

Wind kam auf. Warmer Wüstenwind, der die Fackeln zum Flackern brachte. Im gespenstischen Zwielicht hebelten sie das Kreuz aus der Erde und legten es auf den Boden. INRI stand an einer Tafel über dem Kopf des Leichnams. Weiß, alabasterfarben wirkte der Leichnam des getöteten Königs der Juden. Sie gaben sich keine große Mühe, als sie den toten Körper vom Kreuz rissen. Die blutigen Nägel blieben im Holz zurück.

Auf einer Bahre trugen sie ihn im Schatten des Hügels ins Tal. Erneut bellte ein Hund, diesmal ganz in der Nähe. Schweiß rann über die Stirn der Legionäre. Ihr Anführer, ein Principales, flüsterte ihnen heiser seine Befehle zu. Sie hatten es eilig.

Im Schatten einer Feldscheune warteten zwei weitere Legionäre. Ein Eselskarren stand bereit.

»Wir bringen ihn hinaus in die Wüste«, sagte der Principales.

Ein Legionär beugte sich über den abgedeckten Leichnam. »Er soll ein Gott der Juden gewesen sein«, flüsterte er seinem Nebenmann zu.

»Ein Gott, der blutet?«, scherzte der Angesprochene und wies auf die blutige Hand des Leichnams, die unter der Decke hervorgerutscht war.

»Schweigt!«, mahnte der Principales. »Niemand soll uns hören. Es liegt noch ein langer Weg vor uns. Wir müssen auf der Hut sein.«

Die kleine Gruppe wandte sich nach Norden. Auf der staubigen Straße nach Jabá kamen sie mit ihrem Karren nur langsam voran. Argwöhnisch schauten sie sich um, doch niemand schien von ihrem Aufbruch etwas bemerkt zu haben. Keine Menschenseele war zu sehen. Der Mond erhob sich von Südosten in den wolkenlosen Himmel. Sie löschten ihre Fackeln. Nur die Hunde der Stadt schienen das tote Fleisch zu wittern. Das Bellen der Straßenköter schien näher als zuvor. Der Principales umklammerte sein Schwert. Ihm war nicht wohl in seiner Haut. Angeblich soll er der Herrscher der Juden sein und von ihrem Gott abstammen. Er soll über Kräfte verfügen, die über den Tod hinausgingen. Man hatte von Wundern erzählt, von Blinden, die wieder sehen konnten, von Lahmen und Aussätzigen, die der Nazarener geheilt, ja sogar von Toten, die er erweckt hatte. Von Zeit zu Zeit blickte der Principales auf das Bündel, das auf der Pritsche des Eselskarrens lag. Warum nur hatte der Kommandant gerade ihn für diese Aufgabe ausgewählt? Er wäre viel lieber in der Stadt geblieben und hätte sich im Lager am Würfelspiel beteiligt und Wein aus dem Jordan-Tal getrunken. Schweren, fruchtigen, roten Wein aus der Gegend um Scythopolis, der einen so herrlich vergessen ließ, wie weit man doch der Heimat entfernt war und wie lange man die Einsamkeit hier in diesem heißen und staubigen Land noch ertragen musste.

»Diese verfluchten Biester«, fluchte einer der Legionäre, als das Geheul eines Hundes ganz in der Nähe erklang.

»Sie riechen das Fleisch des Toten«, antwortete ein Kamerad. »Sie sind ausgehungert und wittern Beute.«

»Verstehst du, warum wir den Leichnam aus der Stadt bringen?«

»Ruhe!«, zischte der Principales erneut. »Seid endlich still!«

Die Legionäre verstummten. Schweigend gingen sie neben dem Wagen her. Im fahlen Mondlicht wandelte die Landschaft ihr Gesicht. Der Weg, der mittlerweile von niederem Buschwerk umsäumt wurde, führte eine kleine Anhöhe hinauf. Das Blöken von Schafen durchbrach die Stille. Eine Herde kreuzte den Weg. Der Principales gab seinen Männern ein Zeichen, sie verharrten.

»Zwei Mann nach vorn«, befahl er leise.

Die beiden Legionäre, die neben dem Esel standen, rückten vor. Sie zogen ihre Schwerter blank. Ängstlich beobachteten sie die Umgebung, doch so weit sie im fahlen Mondlicht auch blickten, sahen sie nur die Schafe, die vor ihnen den Weg versperrten. Plötzlich erfüllte ein helles Zischen die Luft. Noch bevor die Legionäre reagieren konnten, prasselten Steine auf sie hernieder. Ein lauter Schrei gellte durch die Nacht. Einer der Legionäre stürzte. Ein weiterer wurde von einem Stein am Kopf getroffen und ließ sein Schwert zu Boden fallen.

»Ein Hinterhalt!«, rief der Principales. »Kämpft, Römer, kämpft um euer Leben!«

Ein erneuter Steinhagel zerschnitt die Luft. Mit einem lauten Scheppern traf einer der Brocken den Brustharnisch des Principales. Hätte er sich nicht am Karren stützen können, wäre auch er zu Boden gesunken. Plötzlich erhob sich ein lautes und schrilles Geschrei. Von allen Seiten kamen vermummte Gestalten mit wallenden Gewändern auf sie zu. Erschrocken blickte ihnen der Principales entgegen. Die Heranstürmenden schwangen Stöcke und Äxte durch die Luft, und schon sausten sie auf die Römer hernieder. Die Übermacht war erdrückend. So sehr sich die Legionäre auch zur Wehr setzten, allenthalben sank ein Kamerad getroffen von einem Hieb zur Erde. Todesschreie hallten durch die Nacht, rasselnder Atem erstickte in einem gurgelnden Laut. Zu viert, zu fünft, von überall her stürmten die Angreifer auf den Principales zu. Den ersten Hieb wehrte er mit seinem Schwert ab, doch bereits der zweite Stockschlag traf seine Schulter. Mit letzter Kraft stemmte er sich gegen den Angriff, noch einmal riss er das Schwert in die Höhe, ehe eine Axt sich tief zwischen seine Schulterblätter grub. Rasender Schmerz schoss durch seinen Körper. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, während die Schreie und das Rufen erloschen. Das Blut des Sterbenden sickerte in den Sand.

Der Kampf währte nur kurz. Bald stürzte der letzte Legionär tödlich verwundet nieder, und das Blöken der Schafe legte sich über den Kampfeslärm.

*

Sie hatten im lockeren Boden eine tiefe Grube gegraben und warfen die Körper der Getöteten hinein. Ehe sie sich daranmachten, die Grube wieder zuzuschütten, suchten sie den Weg nach verräterischen Spuren ab. Hier lag ein Dolch, dort der Helm eines getöteten Legionärs. Alles warfen sie in das tiefe Loch, ehe sie den Sand des Vergessens darüberschaufelten.

Als der Tag graute, erinnerte nichts mehr daran, was in der Nacht geschehen war.

Der staubige Weg lag im Glanz der Morgensonne, und auf den dürren und ausgemergelten Feldern unterhalb der Anhöhe grasten die Schafe eines judäischen Bauers, der auf einem Stein saß und seine Kapuze tief in das Gesicht gezogen hatte.

Er saß noch dort, als gegen Mittag eine Schar Reiter des Weges kamen. Bewaffnet bis an die Zähne, ritten sie voran. Ihre metallenen Harnische glänzten im Sonnenlicht. Sie zügelten ihre Pferde.

»Heda, alter Mann!«, rief der Anführer der großen Schar. »Wie lange sitzt du bereits auf diesem Stein?«

Der Schäfer schaute auf.

»Antworte, sonst schneide ich dir deine Zunge heraus«, setzte der Kommandant nach.

»Ich sitze hier, seit die Sonne über die Hügel kam«, knurrte der Alte.

»Hast du einen römischen Trupp gesehen, der hier des Weges kam?«, fuhr der Anführer der Reiterschar fort.

Der Alte schüttelte den Kopf. »Nur die Schafe waren seit dem Morgen meine Gesellschaft, Römer habe ich nicht gesehen, nicht solange ich hier sitze und meine Tiere weiden lasse.«

»Ich will dir glauben«, antwortete der Kommandant schroff. »Wenn du lügst, wird es dir schlecht ergehen.«

Schon gab der Reiter seinem Pferd die Sporen, der Rest der Schar folgte. Die Schafe stieben ängstlich zur Seite, als die Pferde an ihnen vorbeigaloppierten. Der Hund des Schäfers bellte laut, doch als die Schar hinter dem Hügel entschwunden war, legte er sich zu Füßen seines Herrn wieder in das Gras.

»Er hätte euch fragen sollen«, murmelte der alte Mann grinsend an seine Schafe gewandt. »Ihr hättet ihm wohl eine andere Geschichte erzählen können. Doch ihr seid nur Schafe, nichts weiter als dumme, blökende Schafe.«

Kloster Ettal bei Oberammergau, Bayern mehr als 2000 Jahre später ...

Das fahle Licht des Vollmondes tauchte das Tal südwestlich von Oberammergau in ein silbernes, unwirkliches Licht. Im Schatten der Notkarspitze mit ihren fast zweitausend Metern Höhe lag die mächtige Benediktinerabtei in der trügerischen Ruhe der Nacht. Schritte hallten durch den Kreuzgang. Hastige Schritte, gehetzte Schritte, Schritte, die die Angst des Flüchtenden im weiten Rund der Klostermauern widerhallen ließen. Wie ein Schatten floh die dunkle Gestalt durch die Nacht. In ihrem schwarzen Mönchsgewand verschmolz sie mit der Umgebung, und nur wenn das silberne Mondlicht über die flatternde Robe strich, konnte man erahnen, dass sich ein Mensch darunter verbarg. Ein Mensch, dem die Angst im Nacken saß, ein Mensch, der den Tod fürchtete, vor dem es kein Entrinnen gab.

Das Bellen eines Hundes drang durch die Nacht und verlor sich in dem ehrwürdigen Gemäuer. Sein Atem ging rasch, sein Herz raste, als er sich im Schatten der Kapelle in eine dunkle Ecke zwang. Er war am Ende seiner Kräfte. Er blickte sich ängstlich um und lauschte in die Finsternis. War er seinen Verfolgern entkommen?

Das Bellen des Hundes war verstummt. Es war still geworden. Alles schlief, nur die beiden Laternen gegenüber dem großen Tor verströmten ihr gedämpftes Licht. Er atmete tief ein. Langsam kam er wieder zu Atem.

Als er sich vor ein paar Wochen mit dem alten Mann in der Nähe von Garmisch getroffen hatte, hätte er sich nie träumen lassen, dass er bald schon um sein Leben fürchten musste. Der alte Mann mit den wässrigen blauen und wachsamen Augen, die lebendig und mitunter auch listig hin und her flogen und trotz des fortgeschrittenen Alters zeigten, wie viel Kraft und Energie noch in seinem Körper steckten. Er wusste, dass er sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen hatte, doch in welcher Gefahr er wirklich schwebte, dessen war er sich nicht bewusst, als er die beiden Fragmente an sich genommen hatte.

Früh schon hatte er Gott sein Leben geschenkt und seine Alltagskleider gegen die Kutte des Benediktinermönches eingetauscht. Lange standen Gott und der Glaube im Mittelpunkt seines Lebens, bis die Jahre an der kirchlichen Fakultät in Erlangen seinen unstillbaren Hunger nach Wahrheit geweckt hatten und ihm der Glaube allein nicht mehr genügte. Wissen wollte er, wissen um die Dinge, die sich vor mehr als zweitausend Jahren am anderen Ende der Welt abgespielt hatten. Viele Reisen führten ihn an die Stätte, an der Jesus von Nazareth gewirkt hatte. Im Auftrag der Kurie hatte er nach Spuren, nach Artefakten, hatte er nach Antworten auf alle seine Fragen gesucht. Doch die Funde hatten nur weitere Fragen aufgeworfen und seine Zweifel bestärkt. Er wusste, dass er sündig geworden war, sündig gegenüber seinen Brüdern, gegenüber der Kirche, sündig gegenüber Gott, dem Allmächtigen, dessen Diener er einst geworden war. Doch Gott hatte ihn bestraft. Er war gestürzt, und Gott hatte ihn nicht aufgefangen. Ein komplizierter Knochenbruch, der nie mehr richtig verheilen wollte und ihm das Gehen erschwerte, hatte seiner sündigen Suche nach der Wahrheit ein Ende bereitet. So war er an den Ort zurückgekehrt, an dem er damals, vor unzähligen Jahren, seinen heiligen Bund mit Gott geschlossen hatte. Er wollte Frieden finden, doch die Rastlosigkeit und die Suche nach Antworten auf seine bohrenden Fragen hatten ihn nie zur Ruhe kommen lassen. Und er wusste, dass die Verletzung am Bein ein Stigma Gottes für ihn war.

Sein Atem ging tief, das Herz pochte ruhig im gleich bleibenden Rhythmus. Beinahe eine halbe Ewigkeit war vergangen. Von seinen Verfolgern war nichts mehr zu hören. Er trat einen Schritt vor und spähte aus seinem Versteck. Das metallische Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Er wandte sich um, doch schon schien sein Kopf in einem grellen Lichtstrahl zu explodieren. Er spürte noch den Aufschlag auf dem kalten, steinernen Boden, bevor ihn die Dunkelheit umgab.

Als er wieder erwachte, brannten seine Glieder. Langsam öffnete er die Augen. Das Kerzenlicht flackerte. Er versuchte sich zu konzentrieren, doch der Schmerz hielt ihn gefangen. Ungläubig schloss er die Augen. Die ganze Welt um ihn hatte sich verkehrt.

1. Teil

Verborgen im Kidrontal

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»So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr:
Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen,
sondern dass der Gottlose umkehre
von seinem Wege und lebe.«

1

Jerusalem, östlich des Tempelberges, einen Tag später ...

»Ihr müsst vorsichtiger sein!«, sagte Jonathan Hawke zu seinen beiden Mitarbeitern, die versuchten, eine lange und schwere Diele über einem tiefen dunklen Graben zu platzieren.

»Machen wir, Professor«, entgegnete Tom Stein. »Aber wir müssen aufpassen, dass der Graben nicht in sich zusammenstürzt. Wir brauchen sicheren Halt, um die Schalbretter anzubringen.«

»Ich weiß, Tom«, antwortete der Professor. »Deswegen sage ich ja, dass ihr vorsichtig sein sollt. Ich will nicht, dass die Grube einstürzt, wir haben einen straffen Zeitplan.«

Moshav Livney lächelte. »Und ich dachte, er macht sich um uns Sorgen«, scherzte er mit einem Augenzwinkern.

Die Ausgrabungsstätte befand sich unweit der Altstadt von Jerusalem, in der Nähe des Löwentores an der Straße nach Jericho. Bei Straßenarbeiten waren römische Waffen und Gerätschaften aufgefunden worden, die aus der Zeit um Christi Geburt stammten und durch den Lehmboden konserviert worden waren. Direkt unterhalb der alten Stadtmauer hatten die ersten Ausgrabungen begonnen. Das Institut für Archäologie der Universität Bar Ilan in Tel Aviv hatte Professor Chaim Raful und den amerikanischen Spezialisten für römische Geschichte, Professor Jonathan Hawke von der Princeton-Universität, mit den Ausgrabungen beauftragt. Inzwischen arbeiteten neben Studenten der Universität Bar Ilan mehrere Archäologen und Wissenschaftler aus aller Welt an dem Projekt. Offenbar waren die Bauarbeiter bei ihren Erdarbeiten ohne es zu wissen auf den Rest einer alten römischen Garnison gestoßen. Und nun wurden fast stündlich Artefakte aus der Erde geborgen. Doch dem Team war klar, dass sie noch tiefer graben mussten, um die Schätze aus der Unergründlichkeit des Vergessens ans Tageslicht und zurück in das Leben holen zu können.

Die Sonne brannte heiß auf die Stadt herab, und Toms Hemd klebte schweißnass auf der Haut.

»Wie tief, schätzt du, liegt das eigentliche Mauerwerk?«, fragte er seinen israelischen Kollegen, dem es nicht besser erging.

»Ich nehme an, wir müssen noch mindestens einen Meter tiefer«, antwortete Moshav und blickte in die schmale, dunkle Grube.

»Das geht aber nicht, ohne dass wir die Seitenwände stabilisieren«, erwiderte Tom. »Wir brauchen noch Material. Stabile Holzbalken und Dielen.«

»Ich sage Yaara Bescheid, sie soll Aaron informieren, dass wir weitere Dielen und Verschalungen brauchen«, sagte Moshav und ging in Richtung des Hauptlagers davon.

Im Schatten eines Olivenbaums ließ sich Tom nieder und schaute ihm nach. Insgesamt vier Gruben waren inzwischen auf dem Gelände ausgehoben worden, das sich westlich des Tempelberges entlang der Straße nach Jericho erstreckte. Neben dem Ort der ersten Funde inmitten des Olivenhains, abseits der Straße, waren drei weitere Gruben hinzugekommen, aus denen Waffen, Rüstungen, Schmuck und Küchengeschirr zu Tage gefördert wurden. Zweifellos hatte hier ein großes römisches Lager gelegen, das sich im Schatten des Tempelberges in nördliche Richtung erstreckte. Die ersten Funde, Keramik und Tonscherben, waren bereits von Gina Andreotti, der Expertin für Archäometrie, mittels zeitlicher Einordnung von Ablagerungen sowie ersten Messungen chronologisch zugeordnet und auf die Zeit um Christi Geburt datiert worden. Die daraufhin vorgenommene radiometrische Überprüfung in der Universität von Tel Aviv hatte die Berechnungen Ginas bestätigt. Für die Historiker allerdings waren die Funde keine Überraschung. Unzählige Artefakte einer bewegten Vergangenheit schlummerten zweifellos noch tief in der Erde und warteten darauf, entdeckt zu werden.

Die Glocken der nahen Magdalenenkirche erklangen. Tom nahm einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche und blickte sich um. Zweitausend Jahre Geschichte lagen ihm zu Füßen, dennoch hatte er keinen Blick dafür. Er hatte schlecht geschlafen, und der Streit mit Yaara ging ihm nicht aus dem Sinn. Tom hatte sich in die gut aussehende Archäologin verliebt, aber nicht den Eindruck, dass sie seine Liebe erwiderte. Seit dem gestrigen Streit ging sie ihm aus dem Weg. Und dabei hatten sie vor zwei Tagen noch eng umschlungen in seinem Zelt gelegen.

»Du denkst nach?«, riss ihn Professor Hawke, den alle nur John nannten, aus seinen düsteren Gedanken.

Tom blickte auf. »Ich ... ich ...«

»Ist es wegen Yaara?«

»Yaara, wieso?«

Hawke lächelte. »Komm schon, es ist ein offenes Geheimnis, dass ihr etwas miteinander habt«, sagte er in väterlichem Ton. »Ihr könnt es nicht verheimlichen, nicht vor mir. Schließlich bin ich darin ausgebildet, gut gehütete Geheimnisse zu lüften.«

Tom blickte in den wolkenlosen Himmel. »Ich weiß nicht ...«

»Das wird schon wieder«, beruhigte ihn der Professor. »Frauen sind nun einmal launisch, das ist an jedem Ort der Welt so. Gib ihr Zeit.«

»Vielleicht hast du Recht«, antwortete Tom nachdenklich.

»Und wie kommt ihr hier voran«, lenkte Hawke ein.

Tom wies auf die Grube. »Der Untergrund ist brüchig. Wir können nicht hinein, solange die Wände nicht verschalt sind. Moshav ist unterwegs um Material zu ordern.«

»Ich denke, dass hier einmal die Küche und der Speisesaal lagen«, mutmaßte der Professor. »Aus dieser Grube haben wir sehr viele Tonscherben geborgen. Wenn wir nur noch ein klein wenig tiefer graben könnten!«

»Ich denke, mit ein paar Balken und stabilen Bohlen können wir die Grube sichern. Vielleicht sollten wir zuvor die Ränder mit etwas Erde anfüllen.«

Hawke legte Tom die Hand auf die Schulter. »Geht erst hinein, wenn ihr sicher seid, dass die Wände halten. Wir dürfen nichts riskieren. Aber ich weiß, dass ich mich auf meinen Ingenieur verlassen kann. Ich schicke dir zur Sicherheit Aaron vorbei.«

Tom schüttelte den Kopf. »Nicht nötig, er wird an der ersten Grube gebraucht. Wir kommen hier schon klar.«

Tel Aviv, Bar-Ilan-Universität ...

Stolz präsentierte Professor Chaim Raful im kleinen Hörsaal der Bar-Ilan-Universität in Tel Aviv die mittlerweile gesäuberten und teilweise präparierten Fundstücke der Ausgrabungen unterhalb des Tempelberges einer überschaubaren Abordnung aus internationalen Journalisten.

Scherben von Tonkrügen, gut erhaltene Ringknaufschwerter der römischen Legionäre, ein paar Silbermünzen mit dem Konterfei des Kaisers Tiberius Claudius Nero, eine bronzene Kasserolle, Parfümflakons, Lanzen- und Pfeilspitzen sowie Schmuckstücke, kleine Bronzefigürchen und Fibeln und Haarpfeile römischer Frauen. Vier große Tische waren bedeckt mit den Artefakten aus dem Feld an der Straße nach Jericho.

»Wir hoffen, bald auf die Überreste römischer Ansiedlungen zu stoßen«, betonte Professor Chaim Raful. »Da wir ein reichhaltiges Sortiment an Waffen sowie Dinge des täglichen Gebrauchs und Schmuckstücke römischer Frauen vorfanden, gehen wir davon aus, dass es sich bei dem Fund um eine Niederlassung, besser gesagt eine Garnison handelte. Da dort auch römische Frauen lebten und nur hochrangige Offiziere das Privileg besaßen, ihre Familien in die besetzten Gebiete nachzuholen, nehmen wir an, dass sich innerhalb der römischen Garnison auch Wohnsiedlungen befunden haben. Wir sind also gespannt, wie es weitergeht.«

»Und wie alt sind die Funde?«, fragte eine Journalistin, die das Logo von AP an ihrer Jacke trug.

Chaim Raful räusperte sich. »Nach der Altersbestimmung durch unsere Spezialisten gehen wir davon aus, dass wir auf Funde aus dem Jahrhundert um Christi Geburt gestoßen sind. Der älteste Fund wird bislang auf etwa dreitausendfünfhundert Jahre geschätzt, doch die meisten Artefakte, vor allem diejenigen, die an der Oberfläche gefunden wurden, sind um die zweitausend Jahre alt.«

»Es gibt auch ältere Funde«, meldete sich ein englischer Reporter zu Wort. »Was macht diese Ausgrabungen so besonders, in Israel wird doch jeden Monat an einer anderen Stelle gegraben?«

Chaim Raful lächelte. »Sie haben Recht, mein Herr. Aber diese Funde deuten darauf hin, dass wir auf eine römische Niederlassung gestoßen sind, die von Legionären besiedelt war, als Jeschua am Kreuz seinen Tod fand. Vielleicht lebten dort sogar die Soldaten, die für die ordentliche Durchführung der Kreuzigung zuständig waren.«

»Sie meinen Jesus Christus«, erwiderte der Engländer.

»Ich meine den Zimmermannssohn aus Nazareth«, entgegnete Chaim Raful. »Er hat viele Namen, manche nannten ihn sogar den Retter der Welt. Ich will nicht zu viel versprechen und keine allzu großen Erwartungen wecken, aber diese Ausgrabungen könnten dazu beitragen, uns ein neues Bild der damaligen Zeit zu machen. Vielleicht sogar ein neues Bild von Jeschua selbst.«

Ein Raunen ging durch die Journalisten.

»Widmen Sie sich nun bitte den Artefakten«, forderte Chaim Raful die Anwesenden auf. »Sie sollten heute im Mittelpunkt stehen, nicht meine bescheidene Existenz.«

Dekan Joshua Ben Yerud, der Leiter des Fachbereiches für Archäologie der Bar-Ilan-Universität, stand neben Professor Raful. »Tragen Sie nicht zu dick auf, Chaim«, flüsterte er. »Die Gelder für die vollständigen Ausgrabungen sind bewilligt. Wir brauchen keine weitere Publicity.«

Chaim lächelte. »Es schadet nicht, wenn wir ein wenig im Licht der Öffentlichkeit stehen. Wir beide wissen, wie schnell das Ministerium seine Meinung ändern kann.«

Die Journalisten lichteten mit ihren Fotoapparaten die Ausstellungsstücke ab. Die junge Frau von der AP-Agentur wandte sich noch einmal um. Mit fragenden Augen blickte sie Chaim Raful an.

»Sie meinten das vorhin doch nicht ernst, oder?«

Der Professor räusperte sich wieder. »Wir wissen nie, auf was für ein Abenteuer wir uns einlassen, wenn wir in die Erde und damit in unsere Geschichte vorstoßen. Aber wir haben vage Hinweise darauf, dass wir ein paar neue Aspekte der Geschichte Jeschuas hinzufügen können.«

Die Frau lächelte skeptisch. »Welche Hinweise wären das? Auf dem Tisch liegen Fundstücke, wie man sie beinahe überall finden kann. Schließlich erstreckte sich damals das römische Imperium fast über die halbe Welt.«

Professor Chaim Raful griff in seine Jackentasche. »Eigentlich wollte ich abwarten, bis wir das Fundstück näher untersucht haben«, sagte der Professor, als er das Hochglanzfoto präsentierte.

»Was ist das?«, fragte die Journalistin, nachdem sie das Bild eine Weile betrachtet hatte.

»Es ist eine Art Applike, ein Bildnis in Form eines Wandtellers, der Durchmesser beträgt etwa zehn Zentimeter«, erklärte der Professor. »Es ist aus Ton und war in drei Teile zerbrochen.«

»Das ist die Kreuzigungsszene, oder?«

»Es war Fundstück Nummer drei«, fuhr der Professor fort. »Den ersten Analysen zufolge ist es beinahe zweitausend Jahre alt. Die Kreuzigung von Jesus muss ein eindrucksvolles Ereignis gewesen sein, das sogar römische Künstler dazu bewog, sie für die Nachwelt festzuhalten.«

»Ein römischer Künstler?«

»Sicherlich römisch, sehen Sie«, antwortete der Professor und wies auf die Darstellung der Figur, die über dem Kreuz Christi schwebte.

»Und wer ist das über dem Kreuz?«, fragte die Journalistin.

»Gott!«, antwortete Professor Raful trocken. »Deswegen wissen wir, dass es ein Römer gemacht haben muss. Den Juden war es verboten, ein Abbild von Gott herzustellen.«

»Das also lässt Sie annehmen, noch mehr über den Tod von Christus herauszufinden.«

»Vielleicht finden wir sogar Hinweise auf den Verbleib seines Leichnams«, murmelte der Professor.

»Ich dachte, die Grabeskirche ...«

»Vergessen Sie alles, was Sie bislang darüber gehört oder gelesen haben«, antwortete Chaim Raful in ernstem Ton. »Jeschua war zur damaligen Zeit ein Staatsfeind. Sie glauben doch nicht etwa, es hätte den Römern gereicht, ihn nur zu töten. Was wäre aus seiner Grabstätte geworden?«

Die junge Frau zuckte mit den Schultern.

»Sie wäre zu einem Symbol des Widerstandes geworden«, erklärte Raful. »Das konnten sich die Römer nicht leisten. Es stand zu viel auf dem Spiel. Es gibt Anhaltspunkte, dass der Leib Christi aus der Stadt gebracht wurde.«

»Sie meinen, Jesus wurde gar nicht am Hügel von Golgatha beerdigt?«

Der Professor verzog das Gesicht. »Wir werden sehen, was die Grabungen noch ans Tageslicht bringen. Geben Sie uns noch etwas Zeit.«

»Sie können mich doch nicht einfach so abspeisen«, antwortete die Journalistin barsch. »Erst zeigen Sie mir ein Foto, und dann bitten Sie mich um Geduld.«

»Alles zu seiner Zeit«, antwortete Chaim Raful. »Werfen Sie doch noch einen intensiven Blick auf unsere Funde. Sie alleine sind schon Ihr Kommen wert.«

Die Frau wollte noch etwas erwidern, doch der Professor wandte sich um und verließ eilenden Schrittes den Hörsaal.

Jerusalem, Ausgrabungsstätte an der Straße nach Jericho ...

»Er hat uns einen Bärendienst damit erwiesen«, schäumte Jonathan Hawke vor Wut. »Nicht nur, dass er sich nicht an die Absprachen hält, nein, er bringt auch noch seine zweifelhafte Theorie an den Mann. Und die Journalisten fressen ihm aus der Hand. Das ist doch eine bodenlose Frechheit. Er weiß gar nicht, was er uns damit angetan hat. Bald wird es hier von Glücksrittern nur so wimmeln. Ich könnte ihn ...«

»Er hat nur versucht, die Werbetrommel zu rühren«, fiel ihm Aaron Schilling ins Wort. »Die Regierung hat zwar neue Gelder bewilligt, aber wenn das mit den Funden so weitergeht und sich das Feld noch weiter ausdehnt, dann reicht das Geld hinten und vorne nicht.«

Hawke schlug mit der Faust auf den wackeligen Campingtisch.

»Er hätte es nicht tun dürfen!«, sagte er.

Wurde Jesus am Fuße des Tempelbergs beerdigt?, lautete die Schlagzeile auf der ersten Seite in der Abendausgabe der Haaretz. Der Reporter berichtete von den Ausgrabungen an der Straße nach Jericho und vom sensationellen Fund eines römischen Wandtellers, der die Kreuzigungsszene darstelle. Natürlich waren auch die Bemerkungen von Professor Chaim Raful über die Grabstätte Jesu als Zitat abgedruckt. Ein Zeichner hatte ein Bild des Tellers angefertigt, das neben dem Artikel prangte.

»Zumindest hatte der Reporter ein gutes Gedächtnis«, sagte Tom Stein, nachdem er die Zeichnung betrachtet hatte.

»Ein paar Details fehlen«, antwortete Moshav.

Sie hatten sich nach dem gemeinsamen Abendessen im Zelt von Jonathan Hawke versammelt, der die Schlagzeile in der Abendzeitung entdeckt hatte. Alle für die Grabungen Verantwortlichen waren anwesend: Professor Hawke, der Leiter der Ausgrabung, Aaron Schilling, der technische Leiter, Doktor Jean Marie Colombare, der Computerspezialist und Messtechniker, Doktor Gina Andreotti, die Spezialistin in Sachen Altersbestimmung, Doktor Moshav Livney, Spezialist für die römische Vergangenheit Israels, Doktor Yaara Shoam, ihr Fachgebiet war die Übersetzung alter Schriften, und Tom Stein, als Archäologe und Ingenieur für Berg- und Tiefbau quasi der technische Assistent von Aaron Schilling.

Professor Hawke hatte die Versammlung eilends einberufen. Und in der kleinen Zeltstadt unterhalb des Tempelberges herrschte hektische Betriebsamkeit. Hawke hatte angeordnet, dass Scheinwerfer installiert werden sollten, um die Grabungsstätte auch in der Nacht ausleuchten zu können.

»Wir sollten Wachen einteilen«, sagte er. »Außerdem möchte ich, dass rund um das Areal ein Schutzzaun errichtet wird. Wir müssen auf alles gefasst sein.«

»Wir sind hier mitten in Jerusalem und nicht in New York«, warf Yaara ein. »Ich glaube nicht, dass es Schwierigkeiten geben wird.«

»Wieso bist du dir so sicher?«, fragte Tom.

»Unser Volk hat Disziplin und Pflichtbewusstsein gelernt«, antwortete Yaara. »Wir leben schon seit Jahren auf einer Insel, umgeben von Feinden. Man hat 1967 und 1973 und durch alle Jahrzehnte hindurch versucht, uns zu vernichten. Im Norden schlagen jeden Tag Raketen der Hisbollah ein, aber wir existieren noch immer. Wir überleben, weil wir uns der Tradition unserer Väter verpflichtet fühlen und zusammenstehen.«

»Ach, und du meinst, das alleine genügt«, widersprach Tom. »Wir brauchen keinen Zaun, weil ihr die besseren Menschen seid und weil es Habgier und Streben nach Reichtum und Macht nur in unserer Welt gibt?«

»Gerade ein Deutscher sollte so etwas nicht sagen«, antwortete Yaara spitz.

Tom blickte betreten zu Boden.

»Meine Damen, meine Herren, das ist nicht die Zeit, um einen Streit vom Zaun zu brechen«, griff Jean mäßigend ein. »John hat Recht. Wir müssen darauf gefasst sein, dass Abenteurer und Glücksritter versuchen werden, sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden. Wir sollten auf alle Fälle auf der Hut sein.«

Plötzlich drang lautes Rufen von draußen in das Zelt. Alle sprangen auf und eilten hinaus. Ariel, der Vorarbeiter der Studentenschaft, kam auf das Zelt zugelaufen.

»Kommt schnell!«, rief er. »Zwei Eindringlinge. Wir haben sie erwischt, als sie in Grube vier klettern wollten. Ich glaube, ein weiterer Komplize ist in die Grube gestürzt.«

Tom und Moshav rannten in die angezeigte Richtung. Die Grube Nummer vier lag nahe an der Straße. Die Sichel des Mondes erhellte leidlich die beginnende Nacht. Die Scheinwerfer bestrahlten die nahe Stadtmauer. Noch immer lagen die Temperaturen bei fünfundzwanzig Grad. Hier kühlte es im frühen Sommer auch in der Nacht nicht wirklich ab. Die Zeltstadt blieb verlassen zurück. Eine Gruppe von Studenten und Arbeitern, die bei den Ausgrabungen half, umringte die Grube. Tom traf nahezu gleichzeitig mit Moshav ein.

»Schnell, er ist hinabgestürzt«, sagte einer aus der Gruppe. Sie hielten zwei Gestalten fest. Der Größe nach zu urteilen, waren es Kinder, Jugendliche vielleicht.

Tom trat an den Rand der tiefen Grube. Von einem umstehenden Studenten schnappte er sich eine Taschenlampe und leuchtete in den dunklen Graben. Unten am Boden lag der leblose Körper eines Jungen.

»Ich gehe da runter!«, entschied er. »Schnell ein Seil, und ruft den Rettungsdienst!«

Eilends wurde ihm ein Seil zugeworfen. Er schlang es um seine Hüfte. Moshav legte ihm die Hand auf die Schulter. »Pass auf, die Wände sind noch nicht gesichert.«

Tom blickte Moshav ins Gesicht. »Ich weiß«, antwortete er.

Er trat auf die schwere Diele, die sie am heutigen Morgen über den Graben gelegt hatten. Moshav griff als Erster nach dem Sicherungsseil.

»Schlingt das Ende um den Baum dort hinten«, rief er den Studenten zu.

Als das Seil spannte, kletterte Tom vorsichtig in die knapp drei Meter tiefe Grube. Stück um Stück ließ Moshav das Seil nach.

»Kommst du voran?«, rief er in die Grube.

»Etwas schneller«, rief Tom zurück.

Schließlich erreichte er den Boden. Er beugte sich zu dem Verletzten hinab. Mit der Taschenlampe, die er in seinen Hosenbund gesteckt hatte, leuchtete er den Jungen an. Er mochte nicht viel älter als zehn Jahre sein. Seine Augen waren geschlossen, doch sein Brustkorb hob und senkte sich.

»Er lebt«, rief er nach oben und fuhr mit seiner oberflächlichen Untersuchung fort. Als er das Bein des Gestürzten abtastete, bemerkte er den Bruch.

»Er hat das Bein gebrochen«, rief er nach oben. »Wir brauchen eine Möglichkeit, um ihn zu bergen.«

Innerlich fluchte er darüber, dass sie nicht wie geplant den Flaschenzug am Mittag errichtet hatten. Aber dann hatten sie Aaron abgezogen und in die Stadt geschickt, um mit dem LKW Balken und Baumaterial zu holen.

»Wir haben keine Trage«, erwiderte einer der Arbeiter. Tom fluchte. Vorsichtig hob er den Jungen auf. Ein Seufzer kam über die Lippen des Verletzten, der schlaff in seinen Armen hing.

»Vorsichtig anziehen!«, rief er.

Das Seil spannte sich. Er spürte den Zug um seine Hüften. Doch wie sollte er sich an der Wand abstützen?

Mit der linken Hand umklammerte er den Körper des Jungen. Als er den Kontakt zum Boden verlor, stützte er sich mit seinem rechten Arm an der Wand ab. Langsam, aber sicher schob er sich nach oben. Immer näher kam der Rand der Grube. Der Schweiß trat aus allen Poren und lief ihm über die Stirn. Die Sekunden schienen wie im Zeitlupentempo zu vergehen. Das Heulen einer Sirene erklang. Das Signal näherte sich. Der Junge wurde immer schwerer. Einmal musste er nachfassen, doch er hielt ihn fest, wie ein Ertrinkender seinen Rettungsring. Als er am Ende seiner Kräfte war, spürte er die starken Arme, die ihn umklammerten und ihn mitsamt dem Jungen nach oben zogen. Atemlos ließ er sich neben der Grube direkt vor Yaaras Beinen zu Boden sinken. Er sah ihren ängstlichen Blick.

»Die Grube hätte einstürzen können«, sagte sie. »Bist du verletzt?«

»Wie geht es ihm?«, fragte er außer Atem.

»Die Sanitäter sind hier«, antwortete Yaara und beugte sich zu Tom hinab. Zärtlich fuhr sie ihm mit ihrem Halstuch über das Gesicht.

»Es geht ihm gut, er ist wieder wach«, sagte Moshav, der sich unbemerkt genähert hatte. »Den beiden anderen Jungs sitzt der Schreck gehörig in den Gliedern. Sie wollten sich einen Spaß machen und heimlich nach Artefakten suchen. Aber ich denke, das ist ihnen gründlich vergangen.«

»Siehst du jetzt ein, dass wir das Lager sichern müssen?«, wandte sich Tom an Yaara.

Die nickte und tupfte ihm den Schweiß von der Stirn.

2

Rom, die Heilige Stadt ...

Kardinal Giuliano Borghese legte die Zeitung zurück auf den mächtigen Mahagonischreibtisch und kratzte sich mit der Hand an seinem scharlachroten Birett. Mit fragendem Blick musterte er den Mann hinter dem Schreibtisch.

»Professor Raful hat seine Thesen bereits vor drei Jahren in einer archäologischen Zeitschrift veröffentlicht«, erklärte Pater Leonardo De Michele, der Sekretär des Sanctum Officium. »Er ist uns kein Unbekannter. Er ist bekennender Atheist. Seine verrückten Ideen nimmt die Welt überhaupt nicht mehr wahr.«

Der Kardinal schüttelte den Kopf. »Ich bin mir da nicht so sicher. Diese Applike, die bei den Ausgrabungsarbeiten gefunden wurde, könnte uns gefährlich werden. Außerdem spricht er davon, dass er noch weiteres Material zu finden hofft, das seine These untermauert und beweist, dass Jesus Christus nicht in Jerusalem beerdigt wurde.«

»Selbst wenn es so wäre«, entgegnete der Sekretär. »Unsere Kirche hat schon schwerere Stürme überstanden. Was will ein einzelner Mann schon ausrichten. Bruder Giuliano, es sind schon so viele Geschichten um geheime Verschwörungen im Umlauf, dass es auf eine mehr oder weniger nicht ankommt. Freimaurer, Geheimbünde, Logen, all diese Legenden und Mythen ziehen sich durch die Jahrhunderte, dennoch haben sie es nicht vermocht, unsere heilige Mutter Kirche zu erschüttern.«

»Gleichwohl sollten wir auf der Hut sein«, erwiderte Kardinal Borghese. »Wir sollten unsere Augen und Ohren auf Jerusalem richten. Was auch immer dort am Fuße des Tempelberges gefunden wird, wir sollten es zuerst erfahren, damit wir rechtzeitig angemessen reagieren können.«

Pater Leonardo erhob sich und ging hinüber zum Fenster. Draußen schien die Mittagssonne. Er schaute hinaus und betrachtete nachdenklich das Wappen des Vatikans, das im Grün des Parks gegenüber dem Regierungspalast den kurz geschnittenen Rasen zierte.

»Ich muss zugeben, dass ich Gefallen an dieser Idee finde«, sagte Pater Leonardo. »Ich werde dem Kardinalpräfekten empfehlen, einen stillen Beobachter nach Jerusalem zu entsenden.«

»Es wäre gut, wenn wir an der Ausgrabung teilnehmen könnten«, schlug Kardinal Borghese vor. »So würde unserem Vertrauten nichts entgehen, und es ließen sich rechtzeitig Maßnahmen einleiten, falls es notwendig wird.«

Der Pater schmunzelte. »Und an welche Maßnahmen dachten Sie, Kardinal Borghese?«

Der Kardinal runzelte die Stirn. »Wir müssen jederzeit angemessen reagieren können, und die Intensität unserer Reaktion hängt von der Brisanz der Funde ab, die sich noch in der heiligen Erde verbergen.«

Pater Leonardo wandte sich um und schritt über den schweren Läufer zurück zu seinem Schreibtisch.

»Ich kenne nur einen, der diese Angelegenheit in unserem Interesse regeln könnte.«

»Worauf warten Sie dann noch, Pater?«

»Sollte nicht der Präfekt entscheiden?«

Kardinal Borghese schüttelte den Kopf. »Wir verlieren nur Zeit. Es dauert noch eine ganze Woche, bis der Präfekt nach Rom zurückkehrt. Und ihn über Telefon zu informieren, halte ich für keine gute Idee. Als Mitglied des Rates sehe ich es als dringend erforderlich, rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen einzuleiten. Also, Pater, kontaktieren Sie Ihren Mann und machen Sie ein Treffen mit ihm aus.«

Pater Leonardo überlegte. Schließlich nickte er und griff zum Telefonhörer. Bedächtig wählte er die Nummer. Kardinal Borghese klopfte ungeduldig mit dem Finger auf die Schreibtischplatte. Das Gespräch dauerte nur kurz. Nachdem Pater Leonardo aufgelegt hatte, blickte ihn der Kardinal ungeduldig an.

»Und? Haben Sie etwas erreicht?«, fragte er gespannt.

»Sie stehen in dieser Sache hinter mir und werden auch vor dem Präfekten Ihre Anordnungen wiederholen?«, fragte Pater Leonardo eindringlich.

Kardinal Borghese erhob sich. Er war eine imposante Erscheinung. Mit seinen beinahe zwei Metern und seinen einhundertdreißig Kilogramm wirkte er wie der Fels in der Brandung.

»Ich wäre nicht zu Ihnen gekommen, Pater, wenn es mir nicht ernst wäre«, antwortete er kalt.

Der Pater nickte. »Ich fahre in einer Stunde zum Flughafen.«

»Sie treffen sich in Jerusalem?«

»Das ist keine gute Idee, mein Kontaktmann erwartet mich in Paris«, entgegnete der Pater. »Wenn wir den Dingen zu viel Aufmerksamkeit zuwenden, machen wir sie selbst zu einer bedeutsamen Sache. Und das sollten wir wirklich vermeiden. Ich denke nicht, dass wir zu den Ausgrabungsarbeiten und zu Rafuls Theorien überhaupt Stellung beziehen sollten. Wir werden in anderer Weise eine Möglichkeit finden, um unsere Interessen zu wahren.«

»Ich hoffe nur, dass Ihr Einfluss wirklich weit genug reicht«, seufzte der Kardinal.

»Darauf können Sie sich verlassen«, erwiderte Pater Leonardo De Michele.

Jerusalem, Grabungsstätte an der Straße nach Jericho ...

Den Rest der Nacht war es ruhig geblieben. Die drei Eindringlinge, Jugendliche aus der Umgebung, hatte die Neugier auf das Grabungsfeld gelockt. Der abgestürzte Junge, er hieß Jakob und war gerade mal elf Jahre alt, hatte Glück im Unglück und neben einem Beinbruch und einer Gehirnerschütterung nur noch ein paar schmerzhafte, aber ungefährliche Prellungen davongetragen.

»Er hätte tot sein können«, sagte Gina und reichte Tom den Schraubenschlüssel.

Rings um das Gelände hatten die Arbeiter hölzerne Pfosten errichtet, um das Gelände durch einen Zaun zu schützen. Aaron hatte gleich am frühen Morgen dafür gesorgt, dass ausreichend Material herbeigeschafft würde. Die Aufregung der Nacht stand den Mitgliedern des Ausgrabungsteams noch deutlich ins Gesicht geschrieben.

»Er ist aber nicht tot, Gina«, antwortete Tom. »Wir sollten uns nicht immer ausmalen, was alles hätte passieren können. Er hat sein Bein gebrochen und wird einige Tage in der Klinik bleiben müssen. Und er hat Kopfschmerzen, vielleicht denkt er ein wenig darüber nach, welchen Blödsinn er angestellt hat.«

Professor Hawke näherte sich der Grube in Begleitung eines Polizeioffiziers.

»Verdammt, nicht auch noch das«, seufzte Tom und zog die Muttern am Flaschenzug fest. »Wir verlieren nur Zeit. Ich will heute Abend mit der Verschalung fertig sein, bevor es auch noch anfängt zu regnen.«

Gina schaute in den wolkenlosen Himmel. »Regen, das wäre nicht schlecht.«

Obwohl es noch weit vor Mittag war, lagen die Temperaturen bereits bei dreißig Grad.