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Westend Verlag

Ebook Edition

Maurice Maeterlinck

Die Intelligenz der Blumen

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ISBN 978-3-86489-699-6

© Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2018

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Inhalt

Titel
Inhalt
Die Intelligenz der Blumen
Zum Autor
Anmerkungen
Bildnachweise

Bildnachweise

Abb. 1, 4: Jacob Sturm: Deutschlands Flora in Abbildungen, Stuttgart 1769.

Abb. 2, 9: Otto Wilhelm Thomé: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, Gera 1885.

Abb. 3: Richard Duppa: The Classes and Orders of the Linnaean System of Botany, London 1816.

Abb. 5: Richard Duppa: Elements of the science of botany, as established by Linnaeus, with examples to illustrate the classes and orders of his system, London 1812.

Abb. 6: James Sowerby: English Botany, or Coloured Figures of British Plants, London 1866.

Abb. 7, 8, 12: Otto Penzig: Bibliothèque de poche du naturaliste; 13. Flore coloriée de poche du littoral méditerranéen de Gênes à Barcelone y compris la Corse, Paris 1902.

Abb. 10, 11: Franz Eugen Köhler: Köhler’s Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erläuterndem Texte: Atlas zur Pharmacopoea germanica, austriaca, belgica, danica, helvetica, hungarica, rossica, suecica, Neerlandica, British pharmacopoeia, zum Codex medicamentarius, sowie zur Pharmacopoeia of the United States of America, Gera 1887.

Abb. 13: Otto Schmeil: Schmeils Naturwissenschaftliches Unterrichtswerk. Lehrbuch der Botanik; für höhere Lehranstalten und die Hand des Lehrers, sowie für alle Freunde der Natur. Unter besonderer Berücksichtigung biologischer Verhältnisse, Leipzig 1911.

Abb. 14: Friedrich Oltmanns: Das Pflanzenleben des Schwarzwaldes, Freiburg 1922.

Abb. 15: John Lindley: Edwards’s Botanical Register, London 1836.

Autorenfoto: Alamy Stock-Photo

Maurice Maeterlinck, geboren 1862 und 1949 gestorben, war ein belgischer Dramatiker, Dichter, Rechtsanwalt, Philosoph und Essayist französischer Sprache. 1911 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Er gilt mit seinen lyrischen Werken und Bühnenstücken, darunter das Schauspiel »Pelléas et Mélisande«, als einer der wichtigsten Vertreter des Symbolismus.

Einen Beitrag von Matthias Bröckers zum Leben von Maurice Maeterlinck finden Sie am Ende des Buches.

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Diese Ausgabe folgt der 1912 bei Eugen Diederichs, Jena, erschienenen Übersetzung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. In der Originalausgabe enthält Die Intelligenz der Blumen noch weitere Essays zu anderen Themen, die hier nicht wiedergegeben werden.

Anmerkungen

1 (Anm. d. Red.) Maeterlinck bezieht sich hier auf die dreibändigen Études de la nature (frz. Naturstudien, 1784) des franz. Schriftstellers Bernardin de Saint-Pierre (1737–1814).

2 Man vergleiche hiermit den Akt von Intelligenz einer andren Wurzel, von der Brandis (Über Leben und Polarität) uns erzählt. Indem sie sich in die Erde senkte, traf sie auf eine alte Stiefelsohle. Um dies Hindernis zu durchdringen, das sie jedenfalls als Erste ihrer Art auf ihrem Wege gefunden hat, teilte sie sich in ebenso viele Teile, als Löcher für die Schuhnähte vorhanden waren; nach Überwindung des Hindernisses wuchsen alle ihre getrennten Wurzelfasern wieder zu einer Wurzel zusammen.

3 Unter den Pflanzen, die sich nicht mehr zur Wehr setzen, fällt besonders der Lattich auf. »Im wilden Zustande«, sagt Henri Coupin (Les Plantes originales), »wenn man einen Stengel oder ein Blatt knickt, tritt ein weißer Saft zutage, der sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammensetzt und die Pflanze kräftig gegen den Angriff der Schnecken verteidigt. In der kultivierten Art dagegen, die aus der wilden entstanden ist, versiegt diese Flüssigkeit fast gänzlich; infolgedessen ist die Pflanze, zum großen Verdruss der Gärtner, auch nicht mehr imstande, sich zur Wehr zu setzen, und wird von den Schnecken angefressen.« Doch muss hinzugefügt werden, dass diese Ausscheidung nur bei den jungen Pflanzen gänzlich fehlt, hingegen wird sie sehr stark, wenn der Lattich zu »schießen« beginnt und Samen ansetzt. Nun aber hätte er es gerade am Anfang seines Lebens, im Stadium seiner ersten, zarten Blätter, sehr nötig, sich zu verteidigen. Man möchte sagen, die Kulturpflanze verliert ein wenig den Kopf, wenn der Ausdruck erlaubt ist, und sie weiß nicht mehr genau, woran sie ist.

4 Bei Beginn dieser kleinen Studie, die das goldne Buch der Blumensitten werden könnte, wenn ich dies zu schreiben nicht Berufeneren überließe, ist es vielleicht zweckmäßig, auf die mangelhafte und verwirrende Terminologie zu verweisen, die in der Botanik für die Fortpflanzungsorgane der Blumen üblich ist. In dem weiblichen Organ, dem Stempel, der sich aus dem Fruchtknoten (ovarium), dem Griffel (stylus) und der Narbe (stigma) zusammensetzt, scheint das männliche Geschlecht vorzuherrschen, wohingegen die männlichen Organe, die Staubblätter (Stamina), die an ihrem oberen Ende die Staubbeutel (antherae) tragen, in der gelehrten Sprache Junge-Mädchen-Namen führen. Es ist gut, sich diesen Widersinn ein für alle Mal klarzumachen.

5 Seit fast vier Jahren mache ich eine Reihe von Versuchen über die Bastardierung der Salbei, indem ich unter den üblichen Vorsichtsmaßregeln, um jedes Hineinspielen von Wind und Insekten zu vermeiden, eine Varietät, deren Blütenmechanismus sehr vollkommen ist, mit dem Pollen einer sehr zurückgebliebenen Spielart künstlich be­fruchte und umgekehrt. Meine Beobachtungen sind noch nicht zahlreich genug, um die Schluss­folgerungen und Einzelheiten hier mitzuteilen. Trotzdem scheint sich bereits das große Gesetz zu ergeben, dass die zurückgebliebene Salbei die Vervollkommnungen der fortgeschrittenen gern annimmt, während diese nur selten die Fehler der Ersteren annimmt. Es wäre hier Gelegenheit zu einem sehr bemerkenswerten Seitensprung über die Methoden und Gewohnheiten, die Vorliebe und die Neigung zum Besseren in der Natur. Aber derartige Experimente lassen sich in vier Jahren nicht zum Abschluss bringen, wegen der zeitraubenden Vereinigung der verschiedenen Varietäten, der zahllosen Versuche und Gegenversuche und so weiter. Es wäre also voreilig, daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen.

6 Ich hatte gerade diese Zeilen beendet, als E. L. Bouvier in der Academie des Sciences von zwei Nestbildungen in freier Luft in Paris berichtete, die eine auf einer Sophora Japonica, die andre auf einem indischen Kastanienbaum. Diese Letztere hing an einem kleinen Ast mit zwei ziemlich benachbarten Gabelungen; sie war die Bemerkenswertere wegen der augenscheinlichen klugen Anpassung an besondere schwierige Umstände. »Die Bienen«, heißt es in dem Résumé von M. de Parville in der Revue des Sciences (Journal des Debats vom 31. Mai d. J.) »bauten Verstärkungspfeiler und benutzten wahrhaft bemerkenswerte Schutzmittel; sie verwandelten die doppelte Astgabelung einer Kastanie schließlich in eine solide Zimmerdecke. Ein Mensch mit Erfindungsgabe hätte es ohne Zweifel weniger gut gemacht. Um sich vor Regen zu schützen, hatten sie Verschlüsse, auch Verstärkungen und Vorhänge gegen die Sonne angebracht. Um sich von der Vollkommenheit der Bienenbaukunst einen Begriff zu machen, muss man sich die Architektur der beiden Nestbildungen, die sich heute im Museum befinden, mit eignen Augen ansehen.«

7 Grotte und uralter Wald in der Gegend von Marseille, wo nach der Legende die hl. Magdalene ihre Tage beschloss. D. Übers.

8 Peter Altenberg: Prodromos, Berlin 1906, S. 136 f.

9 Emil Luckau, Frankfurter Zeitung, 14.5.1916