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Kurzbeschreibung


Hory, ein junger, mittelloser Arzt aus der Provinz, kommt auf der Suche nach Arbeit in die Residenzstadt Achet-Aton. Er ist fasziniert vom Reichtum und Glanz der Metropole, in der die Menschen dem Gottkönig Echnaton, dem Sohn der Sonne, huldigen. Während einer öffentlichen Audienz des Pharao und seines Hofstaats wird Merit-Aton, eine der Töchter des Pharao, auf Hory aufmerksam und befiehlt ihn am Abend in den Palast. Wenige Stunden später wird eine der Haremsdamen des Pharao grausam ermordet aufgefunden: mit Sand erstickt, geschmückt mit einer Bronzestatue des verbotenen Gottes Seth. Noch in der gleichen Nacht wird Hory verhaftet ...


Geheimnisvolle Ritualmorde, Reichtum und Glanz einer alten Kultur, Intrigen, Gier und eine außergewöhnliche Liebe: Ein Thriller aus dem Ägypten des Sonnenkönigs Echnaton.

Sabine Wassermann

Der Zorn des Seth



Historischer Roman


Edel Elements

Im 14. Jahrhundert v. Chr.: Hory, ein junger, mittelloser Arzt aus der Provinz, kommt auf der Suche nach Arbeit in die Residenzstadt Achet-Aton. Er ist fasziniert vom Reichtum und Glanz der Metropole, in der die Menschen dem Gottkönig Echnaton, dem Sohn der Sonne, huldigen. Während einer öffentlichen Audienz des Pharao und seines Hofstaats wird Merit-Aton, eine der Töchter des Pharao, auf Hory aufmerksam und befiehlt ihn am Abend in den Palast. Wenige Stunden später wird eine der Haremsdamen des Pharao grausam ermordet aufgefunden: mit Sand erstickt, geschmückt mit einer Bronzestatue des verbotenen Gottes Seth. Noch in der gleichen Nacht wird Hory verhaftet; nur mit Glück und der Gunst eines geheimnisvollen Mädchens zieht er seinen Kopf aus der Schlinge. Er muss erkennen, dass es am Hofe des Pharao offenbar Menschen gibt, die ihm den Ritualmord anlasten wollen. Als weitere Frauen durch die Hand des Unbekannten sterben, fürchtet Hory nicht nur um sein eigenes Leben – seine schöne Schwester Tachit ist auf dem Weg in die Hauptstadt, um ihn zu suchen …

Zum Gedenken an Maren Frank

Prolog

Bedächtig schob er eine Hand zwischen die Sänftenvorhänge und öffnete sie einen Spalt weit. Er blinzelte unwillkürlich, denn die Sonne stand tief und blendete ihn. Draußen auf der Prachtstraße, die die heilige Stadt Achet-Aton von Norden nach Süden teilte, ging das alltägliche geschäftige Leben voran. Nur langsam bahnten sich seine Sänftenträger ihren Weg, was seine Finger zu ungeduldigem Zittern veranlasste. Er mochte es nicht, wenn das gleichmäßige, schwache Schaukeln der Sänfte ins Stocken geriet, weil es nicht vorwärts ging.

Zahllose andere Sänften schwankten in Richtung des Händlerviertels, wo sich die Verkaufsbuden aneinander reihten. Bereits hier auf der Hauptstraße roch er Gebratenes und fremdartige Gewürze, hörte das Geschrei der Händler und die Unterhaltungen der Menschen. Ab und zu bereitete es ihm Vergnügen, sich an den Reihen der Buden vorbeitragen zu lassen, und wenn er etwas Interessantes entdeckte – vielleicht eines dieser bunten Tongefäße aus Kreta, die alle Ägypter so sehr liebten –, stieg er sogar aus, um es genauer in Augenschein zu nehmen.

Auch heute gab es hier etwas, das seine Sinne fesselte. Diesmal jedoch würde er hinter den Vorhängen verborgen bleiben, es sich nur von weitem ansehen und geduldig auf die Stunde warten, da es ihm gehören würde. Der Gegenstand seiner Begierde befand sich etwa zwanzig Schritte voraus: eine hübsche junge Frau, die sich über einen Stand mit allerlei Tiegelchen und Pinselchen beugte. Diese Haremsmädchen, dachte er mit einer Spur von Verachtung, sie haben nur ihr Aussehen im Kopf. Ihr einziger Lebensinhalt schien daraus zu bestehen, wie sie ihrem Herrn und Gemahl, dem Pharao, gefallen konnten.

Er hatte das Mädchen, eines der zahllosen schönen Nebenfrauen des Gottherrschers, irgendwo auf dem riesigen Palastgelände schon einmal gesehen. Damals hatte ihr Anblick ihn noch nicht reizen können; hier im Händlerviertel, inmitten einer mehr oder weniger unsauberen Meute von Menschen, war das anders. Sie stach hervor wie ein polierter Edelstein auf dunklem Tuch. Er streckte sich aus, so gut es in der Sänfte ging, und wälzte sich auf die Seite, um es bequem zu haben und gleichzeitig das Mädchen beobachten zu können. Er spürte den warmen Körper seiner Begleiterin im Rücken, die neben ihm lag. Ihr Atem kitzelte seinen Nacken.

»Gefällt sie dir?«, flüsterte sie in sein Ohr. »Es ist die Dame Tji.«

Er grunzte zur Bestätigung, ohne sich umzuwenden. Natürlich gefiel ihm das Mädchen, und wie es hieß, war ihm egal. Sie war schlank, zierlich. Ihre schwarze Haarpracht wallte fast bis aufs Gesäß. Nicht verwunderlich, dass sie keine Perücke trug wie die meisten Frauen, die etwas auf sich hielten. Wer wollte schon eine so prächtige Mähne verstecken? Jetzt richtete sie sich auf; sie hatte ihren Kauf getätigt und sah sich um. Ein wenig wirkte sie verloren in der Menschenmenge; offenbar war sie zu Fuß unterwegs, nur von einem Haremswächter begleitet, der für ihre Sicherheit sorgen sollte. Sie schien den Wächter aus den Augen verloren zu haben, dabei stand der Mann nur ein paar Schritte entfernt und unterhielt sich mit einem syrischen Händler.

Er fühlte, wie seine Handflächen feucht wurden, als er ihre eingeschüchterte Miene sah. Diese Haremsmädchen gebärdeten sich in solchem Getümmel allesamt schreckhaft, da sie den Schutz und die weitläufige Geborgenheit der Mauern von Maru-Aton, des königlichen Harems, gewohnt waren. Jemand rempelte sie an; sie öffnete empört den Mund, fasste jedoch keinen Mut, sich zu beschweren. Sie schob sich an den Rand der Menge und ordnete ihre Haare und das leichte Gewand. Dann drückte sie den kleinen Packen mit ihrem Einkauf an sich und suchte mit den Augen den Wächter.

Ihre Augen waren groß und fein geschminkt, ihr Mund klein, fast ein wenig zu klein. Er fragte sich, wie ihre Zähne aussahen, ihre Zunge. Er spürte, wie er hart wurde. Wie würde es sein, wenn er allein mit ihr in ihrem Gemach war, wenn er auf sie zugehen würde, um sie zu nehmen? Sie würde sich in eine Zimmerecke drücken und dann verzweifelt an der Wand herabsinken, während er näher kam und nach ihr griff, um ihr Gewand abzustreifen. Er sah bereits ihr Gesicht vor seinem inneren Auge: bleich, voller Schweiß, mit einem weit geöffneten Mund, um einen Schrei auszustoßen. Er würde diesen hübschen Mund mit seiner Hand verschließen, und ihre Augen würden sich weiten unter der Anstrengung, weiterzuatmen. Tji, süße Tji, dachte er, ich freue mich auf dich.

»Ich wusste, dass sie dir gefällt«, flüsterte seine Begleiterin hinter ihm; er nahm sie kaum wahr.

Die junge Frau hatte endlich ihren Begleiter entdeckt und marschierte auf ihn zu. Jetzt schien ihre Angst verflogen und machte wieder der freudigen Aufregung Platz, sich in der Stadt unter vielen Menschen zu bewegen.

Er stellte sich vor, wie sie sich in ihr Schicksal ergab. Niemand konnte ihr zu Hilfe eilen: Sie war allein, vollkommen allein mit ihm. Er würde den Zeitpunkt gut gewählt und sich auf leichte Weise Zutritt zu ihrem Gemach verschafft haben. Alle diese Frauen fühlten sich so sicher in Maru-Aton, dass sie nachts ihre Türen zu den Gärten offen ließen, um einen Luftzug einzufangen. Wer würde es auch wagen, sich in des Pharaos Harem einzuschleichen? Die dortigen Wachtposten waren nachlässig, so wie dieser hier. Es würde keine Schwierigkeiten geben.

Der Gedanke, sich an einer Frau des Gottes der Welt, des Sohnes der Sonne, zu vergreifen, bereitete ihm kaum Unbehagen. Gewiss, Pharao war ein Gott, aber er hatte seine Augen nicht überall.

Nun verschwand das Mädchen aus seinem Blickfeld. Irgendwo dort vorne war sie, wo das Gedränge so dicht war, dass man fast nichts anderes tun konnte, als sich mit dem Strom treiben zu lassen. Nun ja, bald würde er sie wieder sehen, noch heute Nacht … Er lehnte sich schwer atmend zurück.

»Vergiss nicht, um was es dabei geht«, murmelte seine Begleiterin. Er sah, wie sie in ihren kleinen Binsenkorb zwischen ihren Schenkeln griff. Als sie sie wieder herauszog, hielt sie eine Schlange in der Hand.

»Ich vergesse es schon nicht«, brummte er.

»Das Mädchen ist das Opfer für Seth. Ich selbst habe sie ausgewählt.«

Ihr Schoßtier war eine Aspisviper, aber so genau wusste er das nicht. Unwillkürlich beeindruckt beobachtete er den Schlangenkörper, der sich in ihrem Griff wand, sich um ihren Arm schlang und plötzlich erstarrte, als hätte er den Kampf gegen seine Herrin aufgegeben. Sie kicherte und hob die Schlange an ihr Gesicht. Eine gespaltene Zunge schoss vor und tastete bedächtig über ihre Haut.

»Der Gott will nur ihren Ka. Ihre Seele wird seinen eigenen Ka stärken«, sagte sie und streckte den Arm aus. Die Viper glitt herunter. »Das Andere ist dein persönliches Vergnügen.«

Misstrauisch beobachtete er, wie das Tier zurück in den Korb kroch. Er verstand nichts von Schlangen und nahm daher an, dass dieses kleine Schoßtier ungefährlich war. Jedenfalls hatte es seine Herrin bisher nie gebissen. Nun, er würde nichts falsch machen. Seth, der im Dunkeln lauernde, entmachtete rote Gott der Wüste, der Widersacher der Sonne, würde zufrieden sein.

I.

DIE STADT DES LICHTS

Du erscheinst voller Schönheit am östlichen Horizont des Himmels, o lebender Aton, Ursprung allen Lebens.

Du erstrahlst und füllst alles Land mit deiner Schönheit.

Du bist herrlich anzuschauen, groß, strahlend und hoch über allem Land; und deine Strahlen erreichen die Länder bis zur Grenze all dessen, was du geschaffen hast.

Du bist die Sonne, du erreichst die Grenzen der Länder und schenkst sie deinem geliebten Sohn.

Aus dem Aton-Hymnus des Echnaton

1.

»Willkommen in der Stadt der Sonne und der Freude, wo die Strahlen des Sonnengottes Aton alles Leben wärmen! Willkommen in der Stadt des Horizonts, wo alles für Aton lebt und ihm gehört. Willkommen im gesegnetsten und glücklichsten Ort auf Erden: Achet-Aton!«

Die Frau hinter Hory antwortete auf diese Begrüßungsworte mit fröhlichem Lachen und hob ihren Säugling hoch, damit er über die Köpfe der Neuankömmlinge hinweg die gesegnete Stadt bewundern konnte. Der Schreiber, der am Kai stand und das Schiff willkommen geheißen hatte, hielt noch immer die Arme erhoben; seine Zehen schwebten über dem unruhigen Wasser des Nils, und seine Miene war verzückt. Hory hatte den Eindruck, als wolle er die Sonne und den ganzen Himmel anbeten. Dann verlor er den Mann aus den Augen, denn die Leute drängten zur Laufplanke, um endlich den heiligen Ort zu betreten.

Die Frau mit dem Kind versetzte ihm einen Rippenstoß, als sie an ihm vorbeidrängelte, um als eine der ersten auf die Laufplanke zu kommen. Er schulterte seinen Leinenbeutel. Darin befanden sich neben einer billigen Perücke und dem einzigen Sandalenpaar nur sein Arzneienkasten, in dem er ein paar medizinische Papyrusrollen aufbewahrte, dazu die Kupferstücke im Wert von zwanzig Schati, die ihm noch geblieben waren. Sein kostbarster Besitz waren die beiden bronzenen Armreife, die er oberhalb der Ellbogen trug und ihn als Arzt auswiesen. Respekt verschafften sie ihm jedoch nicht, und er musste aufpassen, nicht von der Meute in den Fluss geschoben zu werden, sobald er seinen Fuß auf die Planke gesetzt hatte.

Am Kai ließen sich einige sofort nieder, um den Boden zu küssen, und die hinteren zeterten, weil es nicht weiterging. Die Frau mit dem Säugling stolperte fast über die knienden Männer, und Hory beeilte sich, von der Planke zu kommen. Hier waren die Pflastersteine sauber gefegt; es gab keinen Unrat, wie es in den Häfen üblich war, die er auf seiner Reise kennengelernt hatte. Und es fehlte der Gestank nach Urin und billigem Bier, ebenso die Flüche. Die Hafenarbeiter verrichteten ihre Tätigkeiten schweigend. Er löste sich aus dem Pulk und trat zu einem der dutzend Binsentische, hinter denen Schreiber saßen und die Namen der Anreisenden aufzeichneten.

»Ich bin Hory«, erklärte er.

»Warum bist du hier, und wie lange willst du bleiben?«, fragte der Schreiber und tauchte seinen Binsengriffel in die schwarze Tinte. Anders als jener, der die begeisterten Begrüßungsworte ausgerufen hatte, machte er einen teilnahmslosen Eindruck.

»Nun ja, für immer, hoffe ich.«

Nun blickte der Schreiber auf. Für einen Mann, der den ganzen Tag am Hafen hockte, wirkte er frisch. Seine Perücke lag in tadellosen Locken, der Schurz in ebenso tadellosen Falten. »Jeder will nach Achet-Aton, um sein Glück zu machen«, sagte er, während er Hory mit jenem überheblichen Blick bedachte, dem er während seiner Reise fortwährend ausgesetzt war. Hory war recht jung für einen Arzt, und er besaß blonde Haare, wie sie hin und wieder bei Bewohnern des Deltas vorkamen. »Aber nicht jeder darf sich hier ansiedeln, das weißt du hoffentlich. Du kommst aus dem Delta, wie unschwer zu sehen und zu hören ist?«

Hory setzte seinen Beutel vor der Nase des Schreibers ab und kramte eine kleine Schriftrolle hervor. Sein Delta-Akzent war schwach, aber nicht auszumerzen. »Ich bin Arzt und habe hier ein Empfehlungsschreiben meines Lehrherrn, der der Leibarzt des Gaufürsten von Chenti-iabeti ist. Der Gaufürst selbst hat das Zeugnis gesiegelt. Ich suche Arbeit.«

Der Mann studierte flüchtig das Schreiben und das Siegel. »Ich habe an deinen Armreifen schon gesehen, dass du Arzt bist. Wie alt bist du überhaupt? Und aus welchem Winkel des Gaus kommst du?«

Hory bemühte sich, seinen aufkommenden Ärger zu verbergen. »Ich bin zwanzig Jahre alt, aber in Auaris habe ich schon …«

Der Schreiber winkte ab und gab ihm das Schriftstück zurück. »Nein, nein, verschone mich mit deiner Geschichte. Du bist ganz zweifellos ein begabter Schüler und hast, wie auch immer, die Aufmerksamkeit des Gauherrn erregt, der in seiner Weinseligkeit dieses Schreiben unterzeichnete. Und nun? Erwartest du, dass der Pharao höchstpersönlich nach dir schickt, um dir seine göttliche Gesundheit anzuvertrauen? In der Stadt gibt es Hunderte von Ärzten; niemand wartet auf einen Bengel aus … aus … Woher, sagtest du, kommst du?«

»Aus Auaris.«

»Aus Auaris«, wiederholte der Schreiber und starrte ihn an. Während er gesprochen hatte, war seine Hand über eine Tonscherbe geflogen, um Horys Namen aufzuschreiben. Jetzt waren seine Hände erstarrt. »Auaris … die Heimat des falschen Gottes. Die Stadt des Seth, des Widersachers der Sonne. Und du, einer aus Auaris, kommst hierher!«

Die Stadt des Seth – Hory schüttelte in Gedanken den Kopf. Auaris besaß einen großen Tempel, der Seth, dem Gott der Wüste, geweiht war. Früher war das Heiligtum bedeutend gewesen, doch seit Aton, die Sonnenscheibe, die anderen Götter verdrängt hatte, gab es dort nichts mehr, weder Priester noch Kultgegenstände.

»Ich bin in einem Dorf, das zu Auaris gehört, geboren und aufgewachsen, aber ich …«, begann er, und erneut fiel ihm der Mann ins Wort.

»Halt den Mund.« Der Schreiber strich sich nachdenklich über das sorgfältig rasierte Kinn, als überlege er, ob er es verantworten könne, den Neuankömmling in die heilige Stadt zu lassen. »Rede nur weiter, wenn ich dich frage. Zeig mir deine Sachen.«

Wütend presste Hory die Lippen zusammen und schob seinen Beutel über den Tisch. Der Schreiber griff hinein und befingerte den armseligen Inhalt, doch plötzlich stieß er einen Schrei aus und hielt eine Halskette hoch, an der ein kleiner Anhänger hing.

»Was haben wir denn hier?« Seine Stimme überschlug sich im Bemühen, die Aufmerksamkeit der anderen Schreiber auf sich zu ziehen. »Ein Seth–Tier!« Er schwenkte den Anhänger vor Horys Gesicht. »Das Amulett des falschen Gottes! Bist du wirklich so dumm, dass du nicht weißt, dass man so etwas nicht tragen darf?«

»Ich weiß es durchaus«, erwiderte Hory ruhig, aber innerlich schalt er sich für seinen Leichtsinn. Er hatte dieses Amulett völlig vergessen. Es war ein Geschenk seines Vaters gewesen, vor vielen Jahren, als die Verehrung Seths noch erlaubt gewesen war. An jenem Tag war er fünf Jahre alt geworden und hatte erfolgreich seine ersten Schreibübungen gemacht. Seitdem trug er es stets; nur während seiner Schiffsreise hatte er es abgelegt, da ihm nicht entgangen war, wie sehr er damit abschätzige Blicke auf sich zog.

»Es ist ein Erinnerungsstück«, sagte er. »Nichts weiter. Ich verehre Seth nicht.«

Der Schreiber schien ihm nicht zuzuhören; er betrachtete ausgiebig und mit sichtlichem Abscheu den einfach gearbeiteten Bronzeanhänger und schob ihn schließlich in eine Falte seines Gewandes.

»Ich sollte dich aufs nächstbeste Schiff zurückschicken. Viele der Reisenden haben Amulette bei sich, die hier nicht gern gesehen werden, jedoch bist du der erste, der so etwas mit sich trägt. Aber du hast mich an einem guten und großzügigen Tag erwischt. Nun ja, jeder Tag in Achet-Aton ist ein guter Tag. Also hör zu, du begnadeter Arzt: Du darfst dich zehn Tage lang in Achet-Aton aufhalten. Das kostet dich zwei Silberschati. Sieh zu, dass du nicht unangenehm auffällst … Solltest du es während dieser Zeit bis zum Schlafzimmer des Einen schaffen und seinen königlichen Schnupfen behandeln, während er dir die Sorgen des Reiches anvertraut«, er lachte über seine geistreiche Bemerkung, »nun, dann darfst du meine Anordnung getrost vergessen. Und jetzt darfst du gehen und irgendwo den Schweiß von der Reise abwaschen. Sauberkeit ist gefragt in Achet-Aton.«

Hory bezahlte den geforderten Preis, der in dieser unverschämten Höhe vielleicht nur für ihn galt, raffte seine Sachen zusammen und trottete davon. Es hatte keinen Sinn, das Amulett zurückzufordern; er würde es als eine Art Bezahlung für seine Anwesenheit in Achet-Aton betrachten müssen. Schließlich war er endlich am Ziel: der Stadt des Lichts, dem aufregendsten, betörendsten, schönsten Ort der Welt. Hier wartete seine Bestimmung, die er sich bereits tausendmal in den glühendsten Farben ausgemalt hatte. Was kümmerten ihn die Götter, ob Seth oder Aton? Echnaton hatte die falschen Götter entlarvt und verkündet, dass es nur einen einzigen gab, nämlich seinen Vater, die Sonne. Nun, er musste es wissen, schließlich war er der Pharao, der Sohn der Sonne, selbst der Gott auf Erden, der Mittler zwischen Erde und Himmel. Wer imstande war, innerhalb einer Handvoll Jahre diese prächtige Stadt aus dem Nichts zu schaffen, musste wahrhaftig der allmächtigste und klügste Pharao sein, der die Zwei Länder je beherrscht hatte!

Breite Straßen führten vom Hafen weg ins Innere der Stadt. Die breiteste war eine Prachtstraße, wie es sie vermutlich nicht einmal in Theben gab, von herrschaftlichen Häusern gesäumt. Alles war gepflegt und ordentlich, selbst jetzt, da die Zeit des heißen, sandigen Südwindes ihrem Ende entgegenging. Er fühlte sich ein wenig fehl am Platz, mit seinem rissigen Schurz und den staubigen Haaren. Sobald eine goldbeschlagene Sänfte seinen Weg kreuzte, wich er aus und musterte die Linien adliger Damen hinter hauchzarten Vorhängen aus sicherer Entfernung. Wie sollte er jetzt vorgehen? Dummerweise waren die Worte des Schreibers so falsch nicht gewesen. Alles, was er vorweisen konnte, war sein Empfehlungsschreiben, von dem er nicht wusste, wem er es zeigen konnte.

Weiter voraus herrschte ausgelassener Trubel wie auf einem Volksfest. Die Prachtstraße verlief unter einer überdachten Brücke hindurch. Fahnenmasten, an denen blau-goldene Flaggen mit der Namenskartusche Echnatons flatterten, säumten eine niedrige Brüstung. Die Neugier trieb Hory näher, denn er sah Leute auf der Brücke stehen und herunterwinken.

»Das ist nicht wahr«, raunte er; ihm stockte der Atem, als er das rotweiße Gebilde auf dem Kopf eines der Männer sah. »Das ist … die Doppelkrone!«

Jemand in seiner Nähe lachte. »Da ist wohl wieder ein unwissender Neuer angekommen, wie? Das da oben ist in der Tat der Pharao.«

Hory blieb stehen und wandte sich dem Fremden zu, einem älteren Mann, der überhaupt nicht beeindruckt schien. »Ist es so selbstverständlich, ihn zu sehen?«

Der Alte stützte sich auf seinen Stock. »Ihn und die Königsfamilie. Ihre Sänften kann man überall antreffen.«

Unterhalb der Brücke herrschte dichtes Gedränge. Eine riesige Menschenmenge hatte sich versammelt, winkte und jubelte dem Pharao zu. Viele schwangen Palmwedel und versuchten, Blüten hinaufzuwerfen. Echnaton seinerseits warf mit huldvollen Gesten kleine Geschenke in die Menge. Die Menschen gebärdeten sich wie toll; sie warfen sich auf den Boden und schnappten nach allem, was die göttlichen Hände des Herrschers berührt hatten.

»Was wirft er da herunter?«, fragte Hory.

»Das Ehrengold.« In der Miene seines zufälligen Begleiters lag Abfälligkeit. »In den alten Zeiten war die Verleihung des Ehrengoldes eine achtbare Angelegenheit. Heute balgen sich die Würdenträger darum wie Kinder um Honigkuchen.«

Hory hatte noch nie einen königlichen Würdenträger, geschweige denn ein Mitglied des Herrscherhauses aus solcher Nähe gesehen. Echnaton schien sich über seine Hofbeamten zu erheitern, die auf den Knien nach dem Ehrengold schnappten. Es war in der Tat ein Anblick, der ihn fassungslos machte.

»Wie es scheint«, erwiderte er, »haben alle ihren Spaß daran, nur du nicht.«

Der Alte seufzte, und nun galt sein verächtlicher Blick ihm. »Achet-Aton ist ein funkelnder Edelstein, der die Sinne verwirrt. Die Menschen strömen hierher – so wie du –, weil sie glauben, hier ihre Lebensfreude zu finden. Aber alles ist Blendwerk.«

»Blendwerk?« Hory breitete die Arme aus. »Allein diese Straße mit ihren Prachtbauten ist eine Reise wert!«

Der Mann setzte schwungvoll seinen Stock auf das Pflaster und schritt aus. »O ja, das stimmt allerdings. Das Gebäude zu deiner Linken ist der Große Aton-Tempel, neben den Pyramiden bei Memphis das größte Bauwerk der Welt. Er heißt Das Haus des Aton in Achet-Aton. Eigentlich ist unser Herrscher ein recht fantasievoller Mensch, aber die Namen, die er seinen Bauwerken gegeben hat, sind allesamt nicht sehr einfallsreich.« Da Hory ohnehin in diese Richtung wollte, blieb er an der Seite des Mannes, denn er hoffte auf ein paar Hinweise, die ihm weiterhalfen. »Das Haus dahinter ist das Haus der Freude des Aton, der Königspalast«, fuhr der Fremde fort, mit einer trockenen und spöttischen Stimme. »Im Volksmund nennt man es jedoch das Freudenhaus des Aton. Ich habe gesehen, was man dir am Hafen genommen hat: dein Amulett. Geh zu Hathors Hörnern, dort findest du alle möglichen verbotenen Sachen.«

»Hathors Hörner? Wovon redest du?«, rief Hory, aber der alte Mann marschierte geradewegs unter der Brücke hindurch, und hier war die Menge so dicht, dass er ihm nicht mehr folgen konnte.

Er blickte zur königlichen Familie hinauf. Hinter Echnaton standen Frauen, von ihrem Schmuck schier niedergedrückt, und warteten scheinbar gelangweilt. Hory sah die Große Königliche Gemahlin Nofretete, die Königin der Sonne, und schob sich näher, um das berühmte Gesicht, das angeblich schönste ganz Ägyptens, besser in Augenschein zu nehmen. Er musste sich vergegenwärtigen, dass er wirklich und wahrhaftig diesen gottgleichen Wesen nah war – es erschien ihm immer noch unbegreiflich.

Jetzt stand er unterhalb der Brücke. Unmittelbar über ihm blickte ein Mädchen auf ihn herab. Sie war schmal, hübsch und noch sehr jung, dreizehn Jahre vielleicht. Ihre Perücke schien schwer auf den schmalen Schultern zu ruhen. Sie hatte eine Hand auf dem Geländer, die andere auf dem Arm einer Dienerin. Ihr Mund stand offen, als habe sie Mühe, Atem zu holen. Sie löste sich schwerfällig vom Geländer und umfasste ihren prallen, vorstehenden Bauch. Hory nahm an, dass ihre Schwangerschaft dem Ende entgegenging, obwohl sich das bei diesem jungen Mädchen nicht sicher sagen ließ. Er vermutete, dass sie eine Tochter des Königs war.

Wie hatte es dazu kommen können, dass ein so junges Mädchen geschwängert worden war? Die Prinzessinnen hatten doch sicherlich Hunderte von Dienerinnen um sich, die sie nicht aus den Augen ließen. Hory fragte sich, ob sie die Geburt überleben würde. Sie war zu zierlich, und in ihren großen Augen lag Furcht.

Echnatons schrilles Lachen entriss ihn diesen Überlegungen. Etwas Schweres klatschte gegen sein Knie und fiel zu Boden. Hory blinzelte überrascht. Eine Kette aus goldenen Ringen lag zu seinen Füßen. Er hob den Kopf und sah ein paar Schritte entfernt einen Hofbeamten mit schiefsitzender Perücke und hochrotem Gesicht, um dessen Hals bereits mehrere Goldketten hingen. Offenbar hatte Echnaton in seinem großzügigen Überschwang nicht richtig gezielt. Der Hofbeamte machte einen Schritt auf Hory zu und streckte die Hand aus. Echnaton kicherte vergnügt, die Umstehenden lachten. Hory hob die Kette auf.

Ich könnte das Gold besser gebrauchen, dachte er. Die gierigen Blicke des Würdenträgers ärgerten ihn, und er warf die Kette zurück auf die Brücke. Sie streifte die Schulter eines jungen Mannes und landete in den Händen einer Prinzessin.

Für einen Augenblick wurde es still in der Menge. Der Mann – ein jüngeres Ebenbild des Königs – und der Hofbeamte machten empörte Gesichter. Echnaton jedoch lachte nur, und auch die Prinzessin schien über den Zwischenfall eher erfreut zu sein.

Sie war offenbar die älteste der Schwestern, nicht älter als siebzehn oder achtzehn, und das schönste Geschöpf, das Hory je gesehen hatte. Sie beugte sich über die Brüstung. Für einen Moment glaubte er, sie wolle ihm das Gold geben, aber stattdessen reichte sie es dem Mann, für den es gedacht war.

Hory wollte unter der Brücke hindurchgehen, da sah er, wie oben der jüngere Mann jemanden herbeiwinkte. Einen Soldaten, der mit erhobenem Speer auf Hory zueilte. Hory wollte der Waffe ausweichen, aber er rechnete nicht damit, dass der Soldat ihn über dem Kopf schwang, um den Schaft in seine Kniekehlen zu stoßen. Hart fiel er auf die Knie.

»Eine solche Unverschämtheit will ich nicht dulden«, ertönte eine Stimme von oben herab. Sie gehörte dem jüngeren Mann. Auf den Knien kauernd blickte Hory hinauf. Die Prinzessin legte eine Hand auf die Schulter des Mannes und redete auf ihn ein. Wollte sie ihn beschwichtigen? Er schüttelte jedoch nur wütend den Kopf und rüttelte den Pharao an der Schulter. Hory spürte, wie kalter Schweiß zwischen seine Schulterblätter hinabrann, und mühsam unterdrückte er den Drang, aufzuspringen und wegzulaufen.

Echnaton neigte sich über die Brüstung. »Er scheint nur ein Herumtreiber zu sein. Aton ist gnädig; er soll verschwinden.«

Dem guten Gott Aton sei Dank! Hory beeilte sich, weiterzukommen.

Er hatte es wohl eher Echnatons Gleichgültigkeit zu verdanken, dass er ungeschoren davonkam, weniger seiner Gnade. Dass er der königlichen Familie unangenehm aufgefallen war, schien ihm ein denkbar ungünstiger Anfang in seiner neuen Stadt zu sein. Als er unter der Brücke hindurch war, warf er einen Blick zurück. Alle standen noch auf der anderen Seite, nur jene Prinzessin war zurückgetreten, um ihm nachzublicken. Sie schien zu lächeln.

Er fand sich in einer Straße wieder, in der die Häuserwände mit Verkaufsbuden gesäumt waren. Hier starrten hochwohlgeborene Damen aus der Höhe ihrer Sänften herab und schickten ihre Diener vor, um dieses oder jenes genauer in Augenschein zu nehmen. Hory staunte mehr über die Pracht der vergoldeten Sänften und die feinen Stickereien auf den Baldachinen und Sonnenschirmen als über die Vielfalt der Waren. Er stellte sich vor, wie er selbst in einer solchen Sänfte hockte und über das einzige Problem nachsann, das ihn in seiner Stellung als erfolgreicher Arzt drückte, nämlich wie es ihm gelang, seinen Bauch flach zu halten. Allerdings schienen sich die männlichen Adligen darüber keine Gedanken zu machen, denn sie ließen ihre Bäuche fast stolz über den flatterhaften Stoffen hängen. Es war offenbar üblich, die Hüfttücher im Rücken hoch zu tragen, vorne jedoch tief, unterhalb des Bauches geknotet, mit Hilfe bunter, goldbestickter Bänder, die auf den Schenkeln auflagen und beim Gehen hin- und herschaukelten. Hory bewunderte die Pracht des Schmuckes: Da gab es Arm- und Fußreife in allen erdenklichen Formen, Halskragen, so breit, dass die Schultern darunter verschwanden, dazu schwere Ohrgehänge und Perücken. Die Damen trugen weite, durchscheinende Kleider, die ihre sinnlichen Körper mehr betonten als verbargen. Sie öffneten ihre Sänftenvorhänge und betrachteten neugierig den blonden jungen Arzt.

Hory wusste nicht, ob ihn die Blicke freuen oder ärgern sollten. Allmählich war es an der Zeit, sich Gedanken über die Art und Weise zu machen, wie er seinen Lebensunterhalt bestreiten sollte. Er fragte sich durch und fand sich bald auf einem Marktplatz wieder, wo tausend Dinge angeboten wurden, solche, die er kannte, und solche, die ihm völlig fremd waren. Der Geruch von gebratenem Geflügel und Rindfleisch machte ihn hungrig. Die Händler hatten ihre Stände scheinbar wahllos auf dem ausgedehnten Platz verstreut, oder sie hockten vor ausgebreiteten Tüchern, auf denen Töpferwaren lagen, Beutel mit Gewürzen, flache Brotfladen, Stoffballen, Käfige mit Tauben und Enten. Er wanderte umher und entdeckte einen Mann, der unter einem Sonnensegel saß, neben sich einen Tisch, auf dem allerlei Arzneibeutel und bronzene Instrumente lagen. Eine ältere Frau saß vor ihm auf einem Klapphocker und hielt ergeben still, während der Mann ihr linkes Auge säuberte.

Hory wartete in angemessener Entfernung. Die Frau quälte sich offenbar mit einem Gerstenkorn. Vorsichtig betastete sie die dicke Salbenschicht, die der Arzt aufgetragen hatte, und nickte zu den Ratschlägen, die er ihr auftrug. Sie bezahlte mit einem Hen Getreide und verschwand in der Menge, und sofort sprach ein Mann den Arzt an und zeigte seine rechte Hand.

Hory trat näher. »Sei gegrüßt. Du bist ein vielbeschäftigter Mann, nicht wahr? Ich suche eine Anstellung.«

»Bei mir?« Der Arzt, der unverwandt die Handverletzung seines neuen Patienten betrachtet hatte, hob den Kopf. Er musterte Horys Armreife. »Du bist doch selbst Arzt, warum willst du mein Gehilfe werden?«

Hory sah zu, wie er feuchte Salbeiblätter auf den Mittelfinger des Mannes legte. Offenbar hatte ein scharfer Gegenstand das Fleisch verletzt, das nun dick geschwollen war und eiterte. Er musste nicht überlegen, um zu dem Schluss zu kommen, dass die Behandlung, die der Arzt dem Fremden zukommen ließ, unangebracht war. Wenn eine Wunde eiterte, so bedeutete dies, dass sie verschmutzt war, selbst wenn sie sauber wirkte, wie diese hier. Außerdem beging der Arzt einen zweiten Fehler, denn er wickelte den Leinenstreifen zu fest um den Finger.

»Ich besitze nur wenige Arzneien«, erklärte Hory. »Und ich habe weder Papyrus noch Tinte, um Zaubersprüche aufzuschreiben. Deshalb kann ich mich nicht selbst hierher setzen.«

»Hm«, machte der Arzt. »Ich könnte wirklich jemanden gebrauchen, der mir meine Arzneien besorgt und zubereitet. Ich hatte vor kurzem einen Gehilfen, aber der war ausgesprochen dumm.«

Hory nickte. Der Gedanke, sich als Laufbursche für diesen Mann zu betätigen, war kein schöner. Aber vielleicht hatte er in drei oder vier Monaten genug verdient, um sich die wichtigsten Arzneien und Instrumente kaufen zu können, und dann konnte er sich irgendwo an den Straßenrand setzen, so wie dieser Arzt hier. Und in einem Jahr besaß er möglicherweise genug, um sich ein Haus zu mieten, wo er die Leute empfangen konnte. Niemand hatte ihm gesagt, dass der Weg, den er eingeschlagen hatte, ein leichter war.

»Ich glaube, mein Finger schmerzt noch schlimmer«, klagte der Mann und streckte hilflos die Hand hoch.

»Das vergeht«, brummte der Arzt.

»Du solltest die Wunde säubern«, warf Hory ein. Er hatte den Mund halten wollen, aber die Miene des Mannes war allzu kläglich.

»Sie ist sauber!«

»Sie könnte …«

»Ich glaube, ich will dich doch nicht haben. Ich brauche jemanden, der meine Anordnungen widerspruchslos ausführt, und so einer scheinst du mir nicht zu sein. Also mach, dass du weiterkommst.«

Hory machte auf der Ferse kehrt. Er bedauerte es nicht, fortgeschickt zu werden, aber das änderte nichts an seinem leeren Beutel und seinem leeren Magen. Mit seinen paar armseligen Kupferschati konnte er bestenfalls ein gefülltes Fladenbrot und eine Schlafgelegenheit in einer Schenke bezahlen.

»Warte«, rief jemand hinter ihm. Er drehte sich um. Es war der Mann mit der Handverletzung. Der muskulösen, untersetzten Statur nach war es ein Frachtschiffer. Der Mann hielt die rechte Hand an die Brust gedrückt. »Ich hab mich vor drei Tagen verletzt. Wir brachten Granitsteine aus Swenet, die als Opfertische im Gem-pa-Aton aufgestellt werden sollen …«

»Schon gut. Ich kann deine Wunde säubern, aber dazu brauche ich sauberes Wasser.«

Der Mann deutete auf einen Brunnen am Rand des Platzes. Hory nickte ihm zu, und sie ließen sich davor nieder. Der Brunnen besaß eine viereckige Sandsteineinfassung, neben der eine Sitzfigur des Pharao stand. Die länglichen Züge Echnatons waren seltsam verzerrt, als betrachte man sie durch einen Glassplitter.

Der Schiffer kniete vor der Statue und küsste ihre Zehen, dann streckte er die Hand vor. Hory wickelte den Leinenstreifen ab und legte ihn sorgsam auf die saubere Steineinfassung. Er hatte kein Leinen und würde ihn wieder benutzen müssen. Die Wunde sah zwar sauber aus, doch ob sie es war, würde er erst sehen, wenn der Eiter entfernt war. Er riss ein Stück des Leinenstreifens ab, tauchte es ins Wasser und benetzte die Wunde. Gleichzeitig begann er den Eiter herauszudrücken. Der Mann stöhnte leise, rührte sich jedoch nicht. Immer wieder drückte Hory die Wunde zusammen, bis es ihm gelang, ein Sandkörnchen herauszuschwemmen.

»Das war alles«, sagte er achselzuckend. »Leider habe ich keine Salbe, aber es genügt schon, wenn du die Wunde sauber hältst. Du musst …«

Hinter ihm lachte eine helle Stimme. Hory fuhr herum.

Eine junge Frau blickte auf ihn herab, aus der Höhe einer Sänfte, von zehn ölglänzenden Nubiern getragen. Sie hatte den Vorhang zurückgeschoben und offenbarte einen schlanken, auf den Kissen lagernden Körper. Es war niemand anderes als jene Prinzessin von der Brücke, die die Goldkette aufgefangen hatte.

»Du bist respektlos«, sagte sie und strich mit flüssiger Bewegung die Haare ihrer Perücke über die Schulter. »Dieser Brunnen ist meinem Vater geweiht. Man nähert sich ihm in ehrfürchtigem Gebet. Denn zu Aton kannst du nicht beten, da du nur ein Mensch bist.«

Hory wusste durchaus, dass der Pharao göttlich war, aber der Gedanke, zu diesem weibisch lächelnden, stark geschminkten Mann mit dem seltsam geformten Körper zu beten, den er auf der Brücke gesehen hatte, war ihm fremd.

»Und geh auf die Knie, wenn Merit-Aton, die Tochter des Gottes, dich anspricht.« Sie deutete mit ihrem Handfächer zu Boden. »Du kommst aus dem Delta, man sieht es dir an. Nun, das mag dein Unwissen erklären.«

Notgedrungen kniete er auf der Straße, unmittelbar vor der Sänfte. Der Schiffer hatte sich längst der Länge nach hingeworfen. Die nubischen Träger in ihren golddurchwirkten Schurzen und die jeweils zwei Palastsoldaten vor und hinter der Sänfte starrten teilnahmslos geradeaus, als sei es völlig selbstverständlich, dass eine Tochter des Gottes einen heruntergekommenen Arzt, noch dazu einen aus dem Delta, ansprach. Die Prinzessin ließ einen nackten Fuß herunterbaumeln und berührte mit den Zehen seinen Kopf.

»Als ich vorhin die Treppe vom Erscheinungsfenster herunterstieg, knickte ich mit dem Fuß um. Der Knöchel schmerzt.« Da er nicht sofort antwortete, fügte sie ungeduldig hinzu: »Die Brücke, weißt du nicht mehr? Du warst es, der den Pharao mit Gold beworfen hat! Wie heißt du eigentlich?«

Er streckte den Rücken und umfasste behutsam den königlichen Fuß. Dabei konnte er nicht umhin, sie zu betrachten. Sie war wahrhaftig das schönste Geschöpf unter der Sonne, die Königin Nofretete vielleicht ausgenommen. Die schwarze Perücke, die fast breiter als ihre Schultern war, umrahmte ein fein geschnittenes Gesicht. Der Mund war voll und glänzend, die Augen gerade, aber der Rahmen des Kohelstriches geschickt gemalt, sodass sie schräg wirkten.

»Hory«, brachte er endlich heraus.

»Hm, Hory«, erwiderte sie, »das ist ein bescheidener Name. Was ist mit meinem Fuß?«

Der Fuß war nicht geschwollen; er drehte ihn im Gelenk, was ihr keine Schmerzen zu bereiten schien. »Er ist völlig in Ordnung. Abgesehen von dieser hässlichen Warze an deiner Ferse.«

»Was?« Hastig zog sie den Fuß an und mühte sich, die Sohle nach oben zu drehen. Die Kissen gerieten in Bewegung. »Tatsächlich! Beket, sieh dir das an, so ein hässliches Ding! Ich muss sofort mit meiner Fußpflegerin reden. Das ist ja furchtbar!«

Nun erst bemerkte Hory die schmale Gestalt gegenüber der Prinzessin, die sich in den Kissen aufsetzte: ein elf, höchstens zwölfjähriges Mädchen, das noch den kahlen Kopf und die Kindheitslocke trug, aber nicht weniger königlich geschmückt war. Sie betrachtete Hory mit unverhohlener Neugier.

»Kennst du einen geeigneten Zauberspruch, Hory?«, fragte Merit-Aton. »Ich werde ihn dir gut bezahlen.«

Er kannte sehr viele, aber abgesehen davon, dass er sich mit einem Spruch an einen der alten Götter nur ihren Unwillen einhandeln würde, war er von der Wirkung ohnehin nicht sehr überzeugt. »Ein Brei aus Krokodilsgalle, Terpentin und Brot ist besser.«

»Das hört sich abscheulich an!«

»Du sollst ihn ja auch nicht essen, sondern auf die Warze auftragen.«

Nun lachte sie wieder, aber diesmal durchaus freundlich. »Na gut, dann besorge dein Wundermittel und bring es heute Abend in den Harem Maru-Aton. Ich werde dem Türhüter sagen, dass er dich einlassen soll. Aber tu mir einen Gefallen«, sie neigte sich vor, sodass die Zöpfe ihrer Perücke langsam nach vorne rutschten und die zarten Ansätze ihrer Brüste streichelten. In ihrer Üppigkeit ließ die Perücke nur erahnen, dass Merit-Atons Kopf ebenfalls über diesen eigenartigen hohen Schädel verfügte, wie er ihn bereits bei dem Königspaar und den jungen Töchtern gesehen hatte. »Zieh dir einen anständigen Schurz an.«

Sie rief einen Befehl, und die Sänftenträger setzten sich in Bewegung.

»Schreibst du mir auch keinen Zauberspruch auf?« Der Schiffer richtete sich auf. Hory kam auf die Füße und klopfte ein wenig Sand von seinen Knien.

»Womit könntest du mich denn bezahlen?«, fragte er stattdessen.

Der Schiffer deutete mit dem Daumen über die Schulter, wo der Arzt mit gefällig auf dem Bauch gefalteten Händen dasaß und der davonschwebenden königlichen Sänfte nachblickte. Er lächelte versonnen, aber überrascht schien er nicht zu sein. Hory erinnerte sich an die Worte des Alten, der behauptet hatte, man könne jederzeit auf königliche Sänften treffen.

Aber dass es so schnell geschehen kann, dachte er, hätte ich mir nicht träumen lassen.

»Ich hab doch dem da schon alles gegeben, was ich hatte«, klagte der Schiffer.

»Glaub mir, du brauchst keinen Spruch.« Hory schulterte seinen Beutel. Merit-Aton, dachte er versonnen, doch jäh stockte der Gedanke, als hätte ihn jemand mit einer Klinge von seinem Herzen getrennt. Seine Nackenhärchen richteten sich auf. Er spürte einen Blick im Rücken, brennend, abschätzig – bösartig. Abrupt wandte er sich zu der Sänfte um, aber er sah nur noch zwei Finger, die den Vorhang schlossen.

3.

Hory fuhr hoch. Was war das? Unten in der Schenke kehrten einige Leute ein und verursachten rücksichtslosen Lärm. Sein knurrender Magen hatte ihm nur leichten Schlaf beschert, und er hatte von Tji geträumt. Benommen blickte er zum Fenster mit der halb heruntergelassenen Binsenmatte. Die Nacht war noch schwarz, aber eine Spur helleres Grau am Horizont zeigte, dass der Morgen nicht mehr fern war. Aufstöhnend ließ er sich zurück auf seine Matte fallen.

Jetzt war das Poltern auf der Treppe. Rufe erklangen, alles andere als freundliche. Er warf sich auf den Bauch und verschränkte die Hände hinter den Kopf. Musste dieses Getöse sein, bei allen Göttern? Da donnerte eine Faust gegen seine Tür; ein Fußtritt folgte, und sie knallte so heftig auf, dass sie gegen die Wand schlug. Hory hatte keine Zeit mehr aufzuspringen; zwei Männer, dem Aussehen nach Palastsoldaten, warfen sich auf ihn, fesselten seine Hände auf dem Rücken und zerrten ihn auf die Beine.

»Bist du Hory, der Arzt aus Auaris?«, brüllte ihn einer der Männer an.

»Das fragst du jetzt, nachdem ihr mich gefesselt habt?«, rief Hory mit kratziger Stimme. Er kämpfte seine Erschrockenheit nieder. Der Soldat hob drohend eine Hand, schlug aber nicht zu.

»Also bist du es. Wir sollen dich holen.« Er stieß Hory zur Tür.

»Was wirft man mir vor? Wer hat euch gesagt, dass ihr mich holen sollt?«

Keine Antwort. Hory gelang es kaum, sein Gleichgewicht zu behalten, als er die Treppe hinuntertaumelte, während die Männer ihn mit ihren Speerschäften anstießen. Semenchka, dachte er sofort. Der Kronprinz hatte beschlossen, seine miese Laune an ihm auszulassen.

Sie trieben ihn durch die nachtdunklen Straßen und irgendwann in einen düsteren Ziegelbau. Waren sie im Palast? Die Mauerkrone, die mit steinernen Sonnenscheiben verziert war, legte das nahe. Hory fragte die Männer erneut nach dem Grund seiner Festnahme. Vergebens. Fast seltsamer als ihr stures Schweigen fand er die Eile, mit der sie ihn hetzten. Das kleine Gebäude bestand nur aus einem einzigen Raum, in dem ein aus Ziegeln errichteter Tisch stand, dahinter ein grober Stuhl und Truhen, auf denen Werkzeug lag. Ein weiterer Tisch war in der Mitte des Raumes hochgemauert, nur kleiner und niedriger. Die Soldaten zwangen ihn, davor zu knien, und lösten seine Fesseln. Einer bewachte ihn mit einem Messer an der Kehle, der andere ergriff eine Axt und einen bronzenen Gegenstand.

Breitbeinig nahm der Soldat vor Hory Aufstellung. »Die Hand auf den Tisch!«

Hory schüttelte den Kopf; er starrte auf die Axt und wollte den Mann anschreien, aber es kam nur ein Krächzen. Aus allen Poren brach ihm der Schweiß aus. Sein Körper war schneller im Begreifen als er selbst.

Die Furcht verlieh ihm neue Kraft. Er drehte sich auf den Fersen herum und rammte dem Mann hinter ihm die Schulter in den Bauch. Der Soldat stieß pfeifend die Luft aus und taumelte zurück. Hory sprang vor, versetzte dem zweiten mit verschränkten Händen einen Faustschlag und spürte plötzlich einen dumpfen Schmerz am Hinterkopf. Der Länge nach sackte er zu Boden, und ein zweiter Hieb sorgte dafür, dass er sich nicht mehr rührte.

Sie schleiften ihn zurück zu dem Tisch. Er spürte mehr, als dass er es sah, wie sie ihm eine Lederschnur um das rechte Handgelenk schlangen und daran seinen Arm quer über den Tisch zogen. Einer wand die Schnur um einen Nagel im Tisch, der andere zerrte ihm den Ring der Prinzessin vom Finger. Trotz seiner Benommenheit begriff er endlich, was ihn erwartete. Er wollte sich aufbäumen, erreichte aber nur, dass einer der Männer ihm die freie Hand auf den Rücken drehte. Er befürchtete, sein Arm müsse aus dem Schultergelenk springen.

Der bronzene Gegenstand war eine flache Platte, die sie auf den Rücken seiner rechten Hand legten. Die Finger blieben frei. Jetzt badete er schier in kaltem Schweiß, und das Entsetzen brandete über jeden klaren Gedanken hinweg. Ein Soldat packte die Axt mit beiden Händen, nahm grob Maß und schlug zu. Sein erster Hieb traf nur die Bronzeplatte; die Erschütterung jagte durch Horys Körper. Ein Schrei würgte sich aus seiner Kehle, ein Schrei blanker Furcht; er konnte es nicht verhindern.

»Ihr seid spät«, sagte jemand, der durch die Tür trat, mit einem Bündel Papyri unter dem Arm. Ohne Hast ging er zum Fenster und öffnete die Läden. Schwaches Morgenlicht drang durch das Fenster. »Zu spät, würde ich sagen. Also los, packt eure Sachen zusammen.« Der Fremde, offenbar ein Schreiber, verteilte seine Rollen auf dem Tisch, ohne den Soldaten einen weiteren Blick zu widmen.

Die Männer sahen zuerst sich an, dann aus dem Fenster. Sie nickten, legten ihre Folterwerkzeuge beiseite und durchschnitten den Riemen an Horys Handgelenk.

Hory presste seine Hand an den Körper und betastete jeden einzelnen Knochen. Gebrochen war nichts, aber alles tat verdammt weh. »Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte er kehlig.

Der Schreiber sah auf. »Du wirst schon selbst am besten wissen, weshalb du bestraft werden sollst. Ich weiß es jedenfalls nicht.«

»Nein, ich weiß gar nichts!« Hory erhob sich auf zittrigen Knien. »Ich weiß weder, was ich getan haben soll, noch weshalb ich nun doch nicht bestraft werde.«

Der Mann hob die Hand. »Oh, du irrst dich, du wirst bestraft werden. Du bist wohl neu hier in der Stadt? Na gut, ich erkläre es dir: Die Sonne geht soeben auf. Und da die Sonnenscheibe, die Aton ist, den Anblick von Gewalt und Blut verabscheut, werden solche Dinge des Nachts erledigt. Dass deine Finger einen Tag länger vollzählig sind, hast du der Tatsache zu verdanken, dass deine beiden Vollstrecker«, er nickte in Richtung der Soldaten, »zu langsam waren. Aber das macht nichts. Heute Abend, sobald Aton im Horizont versinkt, werden sie nachholen, was sie soeben versäumt haben.«

Er öffnete eine der Rollen. »Schafft ihn in den Hof, wo er sich der Verehrung Atons widmen kann«, sagte er, ohne aufzusehen; er schien Hory bereits vergessen zu haben. Die beiden Soldaten packten Hory an den Armen und zerrten ihn hinaus.

Hory bewegte vorsichtig seine geschundene Hand. Sie war angeschwollen, zumal die engen Lederfesseln den Blutfluss behinderten. Anfangs hatte es wild in den Fingern gepocht – anfangs, vor drei oder vier Stunden, nun waren beide Hände taub. Er kniete vor einem langen Balken, der in Augenhöhe quer über einen Hof, vermutlich den Gefängnishof, verlief. Seine Hände waren an diesen Balken gebunden, so wie die eines halben Dutzend Mitgefangener. Mittlerweile hatte er die Lust verloren, sie zu beobachten oder anzusprechen, denn er war, wie es der Schreiber angekündigt hatte, in die Verehrung Atons versunken. Die Sonne schien sein Blut zu kochen und seine Haut abzulösen. Er badete in Schweiß, dachte an nichts anderes als an Wasser und starrte in die Schatten der Kammern, die den Hof säumten.

Am Nachmittag begann die Sonne den gepeinigten Männern in die Augen zu leuchten. Hory hielt den Kopf gesenkt und wünschte sich nichts weiter, als zu sterben. Aton, Aton, soll das dein segnendes Licht sein? Ich hatte geglaubt, du würdest den Tod verabscheuen. Was bist du?

Er dachte an Harmose, seinen Vater. Aton war fähig zu hassen, o ja, denn wie anders konnte es sein, dass einem niederen Priester nicht verziehen wurde? Er sah die gebückte Gestalt auf den Feldern, die sich abplagte, die tägliche Arbeit zu schaffen. Mit nichts bekleidet als einem fadenscheinigen Hüfttuch grub Harmose die störrische Erde um, warf die paar Hen Samenkörner hinein, die der Gauherr ihm zugestand, und erntete das Wenige in den Monaten des Schemu, um sich und seine beiden Kinder zu ernähren.

Harmose war gebrochen worden. Und doch stolz geblieben. Es kommt wieder eine andere Zeit, hatte er gesagt. Aton wird nicht ewig herrschen. Aton ist kein Gott, Aton ist eine Idee, entsprungen dem Herzen eines einzigen Mannes.

Die schlimme Zeit hatte sein Herz verhärtet, und er hatte seinen Sohn nicht mehr in den Arm genommen, ihm keine Liebe mehr gezeigt. Der neue Gott hatte ihn zerstört.

Ich will nicht so enden, dachte Hory. Die Welt muss einen Platz für mich haben. Auch Atons Welt. Es gibt ja keinen anderen als Aton.

Seine Gedanken sprangen wirr hin und her. Er dachte an den Vater, dann an seine geliebte Schwester, dann an Echnaton, jenen Mann, der seine Tochter geschwängert und mit seiner Mutter geschlafen hatte, damals vor vierzehn Jahren, als er die Herrschaft über die beiden Länder angetreten hatte.

War das Aton?

Er hob den Kopf, denn ein Schatten hatte sich vor seine geschlossenen Augen geschoben. »Betest du?«, fragte jemand und lachte leise. »Das musst du nicht, denn das wäre sinnlos. Aton ist die Sonne, wie könnte sie die Stimme eines menschlichen Wesens hören? Allein sein Sohn ist in der Lage, mit ihm zu sprechen, also richte deine Gebete an ihn. Echnaton kennt die Bedürfnisse seiner Untertanen, auch deine. Vertrau ihm.«

Das war alles so verrückt. Oder war er selbst verrückt, und er hatte sich die Stimme nur eingebildet? Es schien, als entferne sich der Fremde wieder. Er lehnte den Kopf an den Balken und versuchte zu schlafen. Doch wieder tauchte jemand vor ihm auf, diesmal, um seinen Kopf an den Haaren hochzureißen.

»Bist du dieser Kerl, der die Frau des Einen tötete?«