Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

© 2018 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, 80801 München

Alle Rechte vorbehalten

Text: Sarah Welk

Cover- und Innenillustrationen: Anne-Kathrin Behl

Lektorat: Ulrike Hübner

Die Autorin wird vertreten durch die Autoren- und Projektagentur Gerd F. Rumler, München

ISBN eBook 978-3-8458-2930-2

ISBN Printausgabe 978-3-8458-2196-2

www.arsedition.de

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Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Wie wir meinen Schulranzen gekauft haben

Wie Mama die Schultüte unbedingt selber basteln wollte

Wie Rica am ersten Schultag einfach nach Hause gegangen ist

Wie wir einmal alle gleichzeitig aufs Klo mussten

Wie wir einmal Feueralarm geübt haben

Wie der Schulfotograf Schummelfotos machen wollte

Weitere Titel

Leseprobe zu "Ziemlich beste Schwestern - Quatsch mit Soße"

Wie wir meinen Schulranzen gekauft haben

Ich bin Lasse, und wenn ich groß bin, dann werde ich Astronaut oder Wurstverkäufer. Das weiß ich noch nicht genau, weil eigentlich ist beides gut. Wenn man Astronaut ist, dann hat man eine eigene Rakete und kann zum Mond fliegen, wann man will. Aber wenn man Wurstverkäufer ist, dann kann man am Tag hundert Scheiben Mortadella essen und immer ohne Brot, und das ist natürlich auch super. Mama sagt, das kann ich mir noch in Ruhe überlegen. Weil jetzt komme ich ja erst mal in die Schule.

Wenn man sich so richtig auf etwas freut, also ich meine, nicht nur ein bisschen, sondern so ganz und gar, dann vergeht die Zeit irgendwie überhaupt nicht, finde ich. Bis zum ersten Schultag muss ich noch 37 Mal schlafen. 37 Mal ist so viel, dass ich es kaum aushalten kann. Über mein Bett habe ich deshalb ein Blatt Papier mit 37 Kästchen gehängt und jeden Morgen streiche ich eins durch.

Ich habe einen echten Astronautenkugelschreiber von Opa. Mit dem schreiben auch WIRKLICHE Astronauten, wenn sie zum Mond fliegen.

Aber wenigstens gehen Mama und Papa und ich heute schon mal meinen Schulranzen kaufen. Das ist auch toll, wenn auch nicht ganz so toll, wie endlich richtig zur Schule zu gehen. Ich weiß noch nicht genau, was für einen ich nehmen soll. Opa sagt, das Wichtigste ist, dass es kein Babyranzen ist, also keiner mit Blümchen drauf oder Schnullern oder himmelblau. Aber so einen hätte ich ja sowieso nicht genommen.

„Am liebsten hätte ich einen Raketenranzen“, sage ich zu Opa, als ich mit ihm telefoniere.

„Einen RAKETENRANZEN?“, ruft Opa. „Wie toll! Als ich klein war, da gab es nur Ranzen mit nichts drauf. Und die waren auch noch braun.“

Also wenn ich echt einen Raketenranzen finde, dann darf Opa sich den mal ausleihen. Das ist schon mal klar. Aber sonst keiner.

„Wir brauchen einen Schulranzen“, sagt Mama, als wir ins Geschäft kommen, und da dreht sich die Verkäuferin sofort zu mir um und schüttelt mir die Hand.

„Der ist doch für dich“, lacht sie und hat ganz weiße Zähne. „Dann bist du also mein Kunde. Ich bin Ines und du?“

„Lasse“, murmle ich.

„Rede doch mal ein bisschen lauter“, sagt Mama, „sonst versteht man dich ja gar nicht!“

Das finde ich jetzt ziemlich peinlich, und deshalb sage ich überhaupt nichts mehr. Mama guckt mich streng an, aber Ines tut so, als hätte sie gar nichts gehört, und ruft: „Wie soll dein Schulranzen denn aussehen, Lasse?“

Die ist wirklich richtig nett. Und sie riecht auch gut. Deshalb lächle ich sie an und sage ganz laut: „Ich möchte bitte einen Raketenschulranzen.“

„Ohhh“, antwortet Ines. „Na, dann komm mal mit.“

Papa läuft schon die ganze Zeit im Laden herum. Jetzt winkt er mir, weil er an einem Tisch steht, auf dem ganz viele Schulranzen liegen. Über dem Tisch und an dem Tisch hängen Schilder mit großen roten Zahlen und daneben Schilder mit kleinen schwarzen Zahlen und die schwarzen Zahlen sind durchgestrichen.

„Lasse, guck mal“, ruft er. „Hier sind richtig tolle Schultaschen! Ich habe schon eine mit einem Wald und Rehen gefunden, du magst doch Rehe gern, oder?“

„Papa, ich will doch keine Rehschultasche!“, rufe ich und ich bin fast ein bisschen wütend.

„Oder hier!“, brüllt Papa und hält einen anderen Ranzen hoch. „Mit Rennwagen! Der ist doch super!“

„Mann, Papa“, antworte ich. „Ich will einen RAKETENRANZEN.“ Und dann drehe ich mich einfach um und laufe hinter Ines her.

Hinten im Geschäft hängt eine Kette, mit der eine große Ecke abgetrennt ist, das heißt, dass man da nicht einfach so reingehen darf. Aber Ines hebt die Kette hoch und sagt zu mir: „Deinen Ranzen finden wir hier in unserer Spezial-Raumfahrtabteilung.“

Ich kann es kaum glauben. Eine Spezial-Raumfahrtabteilung! Das ist wirklich ein Superladen!

Ich schlüpfe unter der Kette durch und schaue mich um.

In den Regalen liegen Planeten-Puzzles und Star-Wars-Lego und Raketenbastelsets.

„Guck mal“, sagt Ines und zeigt mir zwei große Aufkleber, die aussehen wie runde Fenster, und dahinter fliegen Sterne und Raketen vorbei und der Mond ist auch mit drauf. „Die kann man im Kinderzimmer an die Wand kleben, und dann denkt man, vor dem Fenster ist das Weltall.“

Die finde ich auf jeden Fall schon mal super. Aber am allerbesten ist der Astronautenanzug. Das ist ein Overall mit Reißverschluss, der ist weiß und an den Armen und an der Brust sind Abzeichen aufgenäht, und dazu gehört ein richtiger Helm. Der sieht wirklich genauso aus wie in echt.

„Darf ich den mal anfassen?“, frage ich und Ines nickt. Ich reibe den Stoff zwischen meinen Fingern, und der ist ganz dünn und weich, wahrscheinlich, damit man auf dem Mond nicht schwitzt.

Und genau in dem Moment hör ich Mama. „Wir kaufen keinen Astronautenanzug, Lasse“, sagt sie und guckt ziemlich streng.

„Das weiß ich doch, Mama“, antworte ich, obwohl ich das jetzt wirklich richtig blöd finde. Aber Mama redet gar nicht weiter mit mir, sondern dreht sich zu Ines um.

„Haben Sie in Ihrer Raumfahrtabteilung denn auch Schultaschen?“, fragt sie und klingt ein bisschen genervt. Ich weiß gar nicht richtig, warum.

„Natürlich“, antwortet Ines und lacht. Und dann stellt sie zwei verschiedene Ranzen vor mir auf. „Du kannst in aller Ruhe gucken, Lasse!“, sagt sie. „Und du darfst sie natürlich auch aufmachen.“

Die erste Schultasche ist ein bisschen kleiner als die andere und dunkelblau. Oben auf dem Deckel ist ein Mond aufgemalt, auf dem eine Katze sitzt. Also den finde ich schon mal nicht so toll. Wie soll denn bitte eine Katze auf den Mond kommen?

Der andere gefällt mir aber richtig gut.

Auf dem ist ein Bild von einer Rakete, die gerade startet.

Ich mache den Deckel auf, und als ich ihn hochklappe, kommt plötzlich ein Geräusch. In echt jetzt!

Es scheppert ein bisschen und rauscht, und dann sagt eine Stimme: „Three – Two – One – GO!“