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Horst Bosetzky

Promijagd

Kriminalroman

 

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

 

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Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung/Korrekturen: Daniela Hönig / Katja Ernst, Sven Lang

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: Koosinger / photocase.com

ISBN 978-3-8392-3532-4

Be Berlin.

Be in therapy.

Be in the capital of losers.

1

 

Die Reinickendorfer Kriminacht hatte sich in anderthalb Jahrzehnten von der schlichten Lesung zur großen Show entwickelt, und Henning Hanke war stolz und glücklich, dass man ihn diesmal nach Tegel eingeladen hatte. Mit seinem Roman ›Berliner Blut‹ hatte er es endlich geschafft, richtig wahrgenommen zu werden.

In früheren Zeiten hatte das mit Abstand größte Berliner Krimifestival auf einer künstlichen Insel im Tegeler Hafen stattgefunden und bis zu 700 Besucher angelockt, wegen vieler verregneter Sommer und der anstehenden Bebauung des Eilands war man in die am Ufer gelegene Humboldt-Bibliothek gezogen, in deren postmoderne Halle nur an die 350 Stühle passten. Für Henning Hanke, der bislang lediglich in kleinen Buchhandlungen mit höchstens 30 Plätzen gelesen hatte, war das immer noch eine Zahl, die ihn heftig fiebern ließ. Würde er zu stottern anfangen, würde er einen Blackout haben, wenn ihn der Moderator nach seinen Motiven fragte, Krimis zu schreiben? Würden ihm beim Lesen die Buchstaben vor den Augen verschwimmen, würde er sich andauernd verhaspeln und schließlich kollabieren? Alles war möglich. Am liebsten wäre er aus der Halle gelaufen. Was ihn am meisten verunsicherte, waren die Stars der Szene, die vor und nach ihm an der Reihe waren. Dutzende von Romanen und Drehbüchern hatten sie geschrieben und waren mit diversen Preisen bedacht worden, wer wollte da ihn hören, den No-Name-Autor mit seinem Debütroman.

Zu allem Unglück musste er auch noch ewig warten, bis er an der Reihe war, kurz vor der Pause, und das war eine Art Psychofolter für ihn. Hörte er die Texte der anderen, kam er sich wie ein Stümper vor. Zum Glück gab es kurze Musikstücke zwischen den Auftritten der Kolleginnen und Kollegen, die zwar alle lieb und nett waren, aber zugleich doch Konkurrenten und Feinde. Auch diese ambivalenten Gefühle waren eine Last, und mit ihnen fertig zu werden, kostete Kraft, Kraft, die ihm nachher fehlen würde, wenn er auf der Bühne saß, allein wie ein Boxer im Ring.

Und noch etwas belastete Henning Hanke. In seinem Buch gab es einen Mord auf offener Bühne, das heißt, ein Irrer stürzte nach vorn, um einen Schriftsteller abzuknallen. Nein, das konnte er unmöglich lesen, das rief womöglich Geister auf den Plan, die … Er griff nach seinem Roman, um in aller Eile eine andere Passage herauszusuchen.

Dann war es so weit. Fast hätte er seinen Einsatz verpasst, denn als der Moderator seinen Namen rief, schaute er sich nur suchend um und brauchte Sekunden, um zu realisieren, dass er dieser Henning Hanke war, der nun auf die Bühne kommen sollte. Er stolperte die Treppe hinauf. Der Beifall der Menge kam ihm höhnisch vor.

»Ist das Ihr Pseudonym?«, fragte der Moderator. »Weil Sie auf Henning Hanke gar nicht reagiert haben?«

»Ich heiße wirklich so.« Henning Hanke zog seinen Ausweis aus der Brusttasche seines Jacketts und hielt ihn dem Moderator vor die Nase.

»Richtig. Henning Hanke also wirklich. ›Berliner Blut‹ heißt Ihr Roman – was ist denn so besonders an dem Berliner Blut als solchem?«

Fragen dieser Art hatte Henning Hanke gefürchtet, denn mit fetzigen Antworten tat er sich schwer. Er war ein Schriftsteller, der Zeit brauchte, um etwas zu formulieren, und kein Kabarettist, der aus dem Stegreif Pointen abfeuern konnte.

»Bei ›Berliner Blut‹ denkt man automatisch an ›Wiener Blut‹«, brachte er schließlich hervor, doch von den Leuten in der Halle kannte kaum einer die Operette von Johann Strauß mit dem Libretto von Victor Léon und Leo Stein, sodass er erst zu einer umständlichen Erklärung ansetzen musste.

»Ah, ja«, unterbrach ihn der Moderator schließlich. »Und bei Ihnen im ›Berliner Blut‹ geht es nun zu wie in einer Wiener Operette?«

»Ja«, antwortete Henning Hanke, obwohl es eigentlich Stuss war, was er da erzählte. »So komisch wie da, denn ›Wiener Blut‹ ist ja eine komische Operette. Mein Held heißt Leander und kommt aus Wien und ist Basketballer … Sozusagen ein langer Wiener …« Dass an dieser Stelle niemand lachte, irritierte ihn, denn der Vergleich mit einem Würstchen war doch ganz witzig. »Also, Leander begegnet hier in Berlin einem Serientäter, und der hat sozusagen Berliner Blut an den Händen.« Dass er andauernd sozusagen sagte, war mehr als peinlich. »Die beiden sind sozusagen eine Dyade.« Schon wieder. »Also, ich meine: ein Paar, das in seinen Rollen aufeinander bezogen ist.«

»Was ist denn das Spannende an einem Serientäter?«, fragte der Moderator.

»Na, dass der Mann nicht nur einen Mord begeht, dass es sozusagen ein Reigen ist, ein Reigen des Tötens, kein Reigen der Liebe wie bei Schnitzler. Nicht der Karl-Eduard von Schnitzler aus dem DDR-Fernsehen, Sudel-Ede, sondern Arthur Schnitzler.« Wieder lachte keiner.

So ging es noch gute zwei Minuten, bis der Moderator ihn erlöste und bat, nun aus dem ›Berliner Blut‹ vorzulesen. Henning Hanke ging zum Tisch, setzte sich, rückte sich das Mikrofon zurecht und schlug die Stelle auf, die er schnell ausgesucht hatte. Er hustete noch einmal, dann begann er:

»›Leander liebte es, vor den anderen aufzustehen und vor dem Frühstück ein wenig zu schwimmen. Wie jedes Jahr zu Pfingsten war er mit seiner Familie in die Datsche gezogen, die er von seinen Eltern geerbt hatte. Sicher, sie war nicht mehr standesgemäß, aber er hing an ihr und dem Fleckchen Erde, auf der sie stand, der waldreichen Landzunge zwischen der Großen Krampe und dem Langen See, auf der einmal ein berühmtes Ausflugslokal gestanden hatte, die Krampenburg.

Bevor er zum Kopfsprung ansetzte, genoss Leander den Blick nach Schmöckwitz hinüber. Über das spiegelglatte Wasser trieben Nebelschwaden, die großen Galaxien glichen. Ein einsamer Angler verlor sich in ihnen wie ein Raumschiff in den endlosen Weiten des Alls.

Leander gab sich einen Ruck, zog seinen roten Bademantel aus, legte ihn auf das Geländer des Stegs und sprang in die Fluten der Dahme. Die ersten Meter kraulte er, um sich sozusagen aufzuwärmen, dann ging er zum gemächlichen Brustschwimmen über und nahm Kurs auf das gegenüberliegende Ufer der Großen Krampe, wo sich seit DDR-Zeiten ein Campingplatz befand. In einem der Zelte wartete Vanessa. Erst würde sie ihn wärmen, um ihn anschließend …

Gerade als er darüber nachdachte, in welcher Stellung sie es heute Morgen treiben würden, wurden seine Füße gepackt, und eine Kraft, der nicht zu widerstehen war, zog ihn in die Tiefe. Ein Wels, schoss es ihm durch den Kopf, nein. Er strampelte und schrie …‹«

An dieser Stelle machte Henning Hanke, um die Spannung zu erhöhen, eine kleine Pause und griff zum Wasserglas. Einmal, um seinen Mund, der vom vielen Sprechen ausgetrocknet war, wieder zu befeuchten, zum anderen, um etwas zu gurgeln und den Leuten beim Gefühl des Ertrinkens etwas nachzuhelfen.

In diesem Augenblick entdeckte er seinen alten Klassenkameraden Leon Völlenklee unten im Publikum. Erinnerungen wurden wach, Assoziationen ließen sich nicht unterdrücken, und so kam es, dass er sich, als er nun weiterlas, des Öfteren versprach. Er hatte Leon angehimmelt, hatte ihm unzählige Liebesbriefe geschrieben und wäre seinetwegen fast von der Schule geflogen. Während des Studiums hatten sie eine Zeit lang zusammengelebt, allerdings hatte es Leon bald darauf zum anderen Geschlecht hingezogen und sie waren im Zorn auseinandergegangen. Nun hatte sich Leon wieder in seine Nähe gewagt, was hieß, dass es ihm verdammt schlecht gehen musste.

Was ihn an Leon Völlenklee schon immer fasziniert hatte, war dessen Art zu kommunizieren. Auch wenn es um unwichtige Dinge ging, hielt er flammende Reden und suchte, seinen Gesprächspartner mit einer unglaublichen Intensität zu überzeugen und mit Erbitterung niederzuringen, wenn der nicht seiner Meinung war. Schnell wurde er dabei zum Eiferer, und ihr Lateinlehrer hatte gespottet, Völlenklee sei ein neuer Savonarola.

Henning Hanke kam zum Ende und erzählte den Leuten zudem, ohne dabei den Ausgang der Geschichte zu verraten, von einem Taucher und ehemaligen Kampfschwimmer der Bundeswehr, der zum Serientäter wird und immer wieder ahnungslose Berlinerinnen und Berliner unter Wasser zieht und grausam ertrinken lässt.

»Dabei sieht er sich als ein Hakenmann, wie ihn unsere Vorfahren gefürchtet haben, als einen, der auf dem Grund eines Gewässers wohnt und Schwimmende mit einem Haken in die Tiefe zieht.« Damit war er am Ende und stand auf, um sich leicht zu verbeugen und den Beifall der Leute zu genießen.

»Ich danke Ihnen im Namen aller!«, rief der Moderator.

»Wieso im Namen Allahs?«, fragte Henning Hanke und hatte so beim Abgehen noch einen gewaltigen Lacher. Zugleich überfiel ihn eine ungewisse Angst, weil es Menschen geben sollte, die dies bereits als fürchterliche Blasphemie ansahen und mit Tod und Verderben drohten, wenn sie davon erfuhren. Aber nicht nur dieser Gedanke bremste seine Euphorie, auch der Gedanke an das Wiedersehen mit Leon Völlenklee tat es, zumal der jetzt, als er auf ihn zukam, eine junge Frau wie einen Schutzschild vor sich herschob.

»Hallo, Henning!«, rief Völlenklee. »Schön, dich mal wieder zu sehen. Das hier ist Corinna.«

»Ah, ja … Hallo!« Henning Hanke fühlte sich völlig hilflos. Sollte er Leon umarmen oder nur die Hand geben oder es bei diesem Hallo belassen. Er wusste es nicht. Doch zum Glück kamen augenblicklich sieben, acht Krimifreunde auf ihn zu, die sich in der Pause seinen Roman mit einer ganz persönlichen Widmung signieren lassen wollten. Mit einer Geste des Bedauerns ließ er Leon erst einmal stehen und ging zu seinem Tisch, wo man besser schreiben konnte.

Als er alles signiert hatte, was ihm hingehalten wurde, war Leon verschwunden. Auch diese Corinna konnte er nirgends entdecken. Komisch. Er streifte durch die Halle, sie zu suchen, aber am Catering-Tisch standen sie nicht und Bücher kauften sie auch nicht. Er stellte sich in den Gang, der zu den Toiletten führte, doch ebenfalls vergeblich. Ohne Zweifel waren beide schon gegangen. Er wäre ihnen gern gefolgt, konnte aber nicht, da alle Akteure aufgerufen waren, zu warten und zum Schluss noch einmal gemeinsam auf die Bühne zu kommen.

Während die Kolleginnen und Kollegen lasen und anschließend der Krimi-Fuchs verliehen wurde, fragte sich Henning Hanke, warum Leon zu seiner Lesung gekommen war, vor allem aber, warum er so schnell wieder gegangen war. Gern wäre er mit ihm noch etwas trinken gegangen. So allerdings … Nach dem gemeinsamen Schlussbild sagten sich die Schreibenden auf Wiedersehen, und man zerstreute sich in alle Winde, ohne dass ihn ein Einzelner oder jemand aus den kleinen Grüppchen, die sich schnell gebildet hatten, fragte, ob er Lust hätte, zu einer kleinen Nachfeier mitzukommen, irgendwohin. Was blieb Henning Hanke anderes übrig, als allein zur U-Bahn zu laufen.

Bis zur Endstation der Linie 6 waren es nur wenige 100 Meter. Dabei war, kam man aus der Bibliothek, ein dunkles Stück Straße zu passieren. Und Henning Hanke war ein ängstlicher Mensch. Sonst hätte er keine Kriminalromane geschrieben. Rechts von ihm, auf der Fläche zwischen Hafen und Straße, stand eine Gruppe Jugendlicher, Bierflaschen in der Hand. Jetzt kamen sie auf ihn zu, sicher nur in der Absicht, ihn niederzuschlagen und zu Tode zu treten. Er rannte in Richtung U-Bahn. Auf dem hellen Platz vor C&A, wo viele Busse hielten und die Taxen standen, war so viel los, dass er sich sicher fühlen konnte. Er lief hinunter zum Bahnsteig. Der Zug in Richtung Alt-Mariendorf stand schon auf dem rechten Gleis. Er schaffte es gerade noch hineinzuspringen. Hinter ihm schlossen sich die Türen, er fiel auf einen Sitz. Nachdem er kurz verschnauft hatte, sah er sich um. Ob nicht doch Völlenklee irgendwo im Zug saß. Nein. Ein älteres Ehepaar, das bei der Kriminacht gewesen sein musste, nickte ihm zu. Das versöhnte ihn ein wenig.

Sieben Stationen hatte er zu fahren. Er wohnte unweit des Bahnhofs Rehberge in der Barfusstraße, einer Seitenstraße des Weddinger Boulevards, der Müllerstraße. Der Witz war, dass der brandenburgisch-preußische Feldmarschall Hans Albrecht von Barfus in den Schlachten von 1686 und 1691 entscheidend mitgeholfen hatte, die Türken an der Eroberung Europas zu hindern, nun aber Türken und Kurden kräftig dabei waren, in der Barfusstraße zu siedeln, von Multikultimenschen wie Henning Hanke freudig begrüßt. So war es für ihn selbstverständlich, nicht in eine deutsche Kneipe zu gehen, um schnell eine Bulette zu essen, sondern seinen vertrauten Döner-Imbiss aufzusuchen und mit Yilmaz noch ein wenig zu plaudern. Der stand wie immer am Spieß und schnippelte mit seinem langen Messer am Fleisch herum.

»Hast du gehabt gute Vorlesung?«

»Ja, es war schon riesig. Der Höhepunkt meines Lebens, was das betrifft.« Henning Hanke setzte sich hinten neben den Spielautomaten, den nie einer benutzte. »Kultur macht hungrig, säbel mir mal ordentlich was ab.«

Nach dem Trubel der Kriminacht genoss er es, hier in aller Stille in der Ecke zu hocken und mit keinem kommunizieren zu müssen. Die drei Türken in der anderen Ecke unterhielten sich über die Stärken von Fenerbahçe Istanbul. So viel verstand Henning Hanke von ihrer Sprache. Er schloss die Augen, um sich besser auf ihre Dialoge konzentrieren zu können …

… und schreckte hoch, als ein maskierter Mann in den Imbiss stürzte und ohne ein Wort auf den Wirt zu feuern begann. Als Yilmaz in sich zusammensackte, bemerkte der Schütze, dass es vier Augenzeugen gab. Er zögerte nur einen Augenblick.

2

 

Ich sitze in der S-Bahn und lese Zeitung. Mir gegenüber fällt ein Mann auf den Sitz. Als ich aufblicke, erkenne ich ihn: es ist Grgic. Den jage ich schon lange, weil er einen türkischen Gastwirt erschossen hat. Auch er erkennt mich und springt wieder auf. Bevor die Türen sich schließen, ist er raus aus dem Zug. Ich hinterher. Wir hetzen über den Bahnsteig. Grgic springt auf der gegenüberliegenden Seite auf die Gleise, steigt über die Stromschiene hinweg und rutscht die Böschung hinunter. Irgendwie kann ich ihm folgen. Es geht über eine breite Straße, die Autos fliegen wie Geschosse heran, ohne uns zu treffen. Plötzlich sind wir auf dem Flughafen. Tempelhof. Grgic läuft die Startbahn entlang, aber ich bleibe mühelos an ihm dran. Ein Airbus kommt auf uns zugeschossen. Wir werfen uns auf die Rollbahn. Knapp vor uns hebt er ab. Die Triebwerke wirbeln uns herum wie Blätter und pusten uns in eine angrenzende Straße. Grgic läuft in einen Hausflur. Es geht die Treppen hinauf. Mit einem Mal stehen wir auf dem Dach. Es geht im Slalom um Schornsteine und Fernsehantennen. Ich rutsche ab, stürze in die Tiefe, will schreien, bringe jedoch keinen Ton hervor. Ich lande auf einer Markise und rutsche auf einen Balkon. Da steht aber bereits Grgic und bindet mich auf ein Rad, wie es die Messerwerfer im Zirkus früher hatten. Das Rad dreht sich, das erste Messer fliegt heran und dringt mir in den rechten Oberschenkel. Ich schreie laut und wache auf, weil Heike an mir rüttelt.

 

*

 

Sie saßen am Frühstückstisch, als Hansjürgen Mannhardt seinen Albtraum zum Besten gab; er, Heike, die Gefährtin seines Leben, und Orlando, sein Enkel, der gerade sein Jurastudium begonnen hatte. Silvio, sein Sohn, war längst in der Schule.

»Mindestens dreimal die Woche träumt er so ’n Zeugs«, sagte Heike.

Orlando lachte. »Opa, du solltest sehen, dass dir der Amtsarzt umgehend deine Dienstunfähigkeit bescheinigt.«

»Ich bin schon pensioniert«, brummte Mannhardt, jahrelang Leiter der zwölften Mordkommission.

»Jetzt arbeitet er alles auf, wozu er früher im Dienst keine Zeit gehabt hat«, sagte Heike im selben spöttischen Ton wie Orlando.

Mannhardt lachte. »Wenn ich bei der Post gewesen wäre, könnte man sagen, dass es posttraumatisch ist.« Indem er selbst blödelte, wollte er ihnen den Wind aus den Segeln nehmen. Gleichzeitig bemühte er sich, das Thema zu wechseln. Der Volksentscheid über die Schließung des Flughafens stand ins Haus und sorgte dafür, dass in den Familien heftig gestritten wurde.

»Tempelhof muss geschlossen werden«, sagte Heike. »Ein Flugplatz mitten in der Stadt ist doch ein Unding, siehe Luftverschmutzung, siehe Gefährdung durch abstürzende Flugzeuge.«

»Tempelhof muss offen bleiben!«, rief Mannhardt. »Tempelhof ist eine Heilige Kuh der West-Berliner, und Heilige Kühe schlachtet man nicht. Außerdem graust es mir vor dem Mist, den uns die modernen Architekten nachher auf den Flugplatz hinsetzen werden.«

»Du willst ja nur Wowereit eins auswischen«, vermutete Orlando.

»Klar, wozu bin ich fast 50 Jahre in der SPD. Durch uns aufsteigen, und dann hochmütig vergessen, wem man alles zu verdanken hat, und Kotzbrocken wie Sarrazin oder diese von der Aue im Kabinett haben.«

»Reg dich nicht so auf!«, rief Heike. »Dein Blutdruck.«

Doch so schnell war Mannhardt nicht zu bremsen. »Be Berlin, be bescheuert!«, rief er, böse über die nicht nur seiner Meinung nach schwachsinnige Werbekampagne, die Millionen kostete, die woanders fehlten.

»Du solltest wirklich mal zum Arzt gehen«, sagte Heike. »Zu deinen posttraumatischen Belastungsstörungen kommen auch noch deine zunehmenden Verbitterungsstörungen.«

Orlando lachte. »Wenn das so weitergeht, wirst du zum Amokläufer.«

»Das nicht«, sagte Heike. »Aber ich mache mir wirklich ernsthaft Sorgen um ihn. Schließlich war er schon mal in der Klinik. Das ist zwar Jahrzehnte her, aber immerhin …«

Damals hatte die Trennung von seiner ersten Frau Mannhardt völlig aus der Bahn geworfen, er hatte nicht nur zu trinken angefangen, sondern auch versucht, seinen Vorgesetzten mit einem Ziegel zu erschlagen. Er sah ein, dass man prophylaktisch etwas machen musste, damit es diesmal nicht zur Katastrophe kam. »Wo gibt es einen Psychologen oder Psychiater, der mir helfen kann?«

»Hier in Berlin, den Dr. Narsdorf«, antwortete sein Enkel. »Das ist mein Doppelpartner im Tennisverein. Der ist total überlaufen und nimmt lieber Promis als Kassenpatienten, aber wenn ich ihn bitte, sich mal um dich zu kümmern, dann macht er das gerne.«

 

*

 

Treffen sich zwei Psychologen. ›Weißt du, wie viel Uhr es ist?‹ – ›Nein, aber gut, dass wir mal darüber gesprochen haben.‹ – Die beiden treffen sich eine Woche später wieder. ›Und, weißt du inzwischen, wie viel Uhr es ist?‹ – ›Nein. Aber ich kann schon viel besser damit umgehen.‹

Als Mannhardt in der Praxis von Dr. Hagen Narsdorf saß, fielen ihm alle Witze über dessen Berufsgruppe ein, die er in den letzten Tagen gehört hatte.

Das Psychologen-Paar nach dem Sex. ›Für dich wars ja ganz toll, aber wie war’s denn nun für mich?‹

Mannhardt kannte das: Feuerwehrleute wurden all diejenigen, die verkappte Pyromanen waren, zur Polizei gingen jene, die legal andere Menschen demütigen, verprügeln und erschießen wollten, und Psychologen und Psychiater wurden jene, die selbst ungeheure Probleme und erhebliche Macken hatten.

Als er Dr. Narsdorf zum ersten Mal sah, fühlte er sich in all seinen Vorurteilen bestätigt, denn der Mann war wirklich zum Schießen komisch. Lang und dürr war er, bleich wie ein Albino und überall rot behaart, sodass er Mannhardt an eine aufrecht gehende Raupe erinnerte. Das mochte auch daran liegen, dass Dr. Narsdorf nicht richtig ging, sondern sich irgendwie durch die Räume schlängelte. Dazu grinste er so penetrant, als hätte er jahrelang bei Thomas Gottschalk und Alfred Biolek Unterricht genommen.

Noch musste Mannhardt warten, schließlich war er nur Kassenpatient und sein Enkel nicht so bedeutsam, dass sich für einen Freundschaftsdienst Gegenleistungen einfordern ließen, die etwas wert waren.

»Herr Mannhardt bitte.« Dr. Narsdorf stand vor ihm, um ihn ins Sprechzimmer zu holen.

»Ja, danke.« Mannhardt sprang hastig auf, um dem vielbeschäftigten Manne nicht übermäßig Zeit zu stehlen, und streckte ihm die Hand hin. Er hatte das Gefühl, in einen Pudding zu fassen. Und das bei einem Tennisspieler.

»Nehmen Sie bitte Platz«, sagte Dr. Narsdorf und war so freundlich wie sonst nur die Leute von den Zeugen Jehovas, wenn man ihnen den Wachtturm abkaufte und den Anschein erweckte, sich eventuell bekehren zu lassen. »Was führt Sie her zu mir?«

»Meine posttraumatische Belastungsstörung«, antwortete Mannhardt. »Aber auch die aktuelle Verbitterungsstörung.«

Dr. Narsdorf grinste noch intensiver. »Danke, dass Sie die Diagnose selbst stellen, bevor ich mit der Anamnese begonnen habe.«

»Ja, zwar schießen die Preußen nicht so schnell, aber ich bin ja Kriminalbeamter, gewesen zumindest …«

»Dann erzählen Sie doch mal.«

Dr. Narsdorf drehte sich um, rückte sich die Computertastatur zurecht und tippte alles gleich in seinen Computer, was Mannhardt ihm zu erzählen hatte.

3

 

»Herr, unser Gott, ausgelöscht wurde hier ein Leben von fremder Hand – durch furchtbare Gewalt. Herr, wir sind fassungslos, können nicht begreifen, was Menschen dazu treibt, einen anderen Menschen zu töten.«

Leon Völlenklee hatte Mühe, sich auf das zu konzentrieren, was der Pfarrer sagte, denn er bündelte all seine Kräfte, um das braune Holz des Sarges zu durchdringen und noch einmal das Gesicht Henning Hankes zu sehen. Der Mörder des Döner-Wirts aus Wedding hatte ihn erschossen, weil es keine Augenzeugen geben durfte. Wäre er, Völlenklee, auch abgeknallt worden, wenn er mit Henning nach der Lesung etwas unternommen hätte? Die Frage war falsch gestellt, denn wenn sie etwas unternommen hätten, wären sie bestimmt nicht im Döner-Imbiss gelandet. Also würde Henning noch leben.

»Herr, lass du uns gerade in Augenblicken wie diesen unsere eigene Schuld vor dir erkennen«, fuhr der Pfarrer fort. »Damit wir nicht maßlos werden in unserem Zorn, damit nicht der Gedanke an Rache jeden anderen Gedanken in uns erstickt.«

Rache … Das Wort hallte genau in der Sekunde durch die Friedhofskapelle, in der Völlenklee Hagen Narsdorf erblickte, wie Henning Hanke ein früherer Klassenkamerad, und mit Abstand der Mensch, den er am meisten hasste. Seine Gedanken gingen 15 Jahre zurück …

 

*

 

Das Lehrerkollegium war zusammengekommen, um über den Schüler Leon Völlenklee zu Gericht zu sitzen. Würde er bleiben dürfen – oder würde das Ganze mit einem Consilium Abeundi enden? Er stand vor einer Tafel, wie es sich für einen Schüler gehörte, auch wenn er schon 18 Jahre alt war, während die Lehrerinnen und Lehrer, zwei Dutzend waren es, gewichtig an Tischen saßen, die zu einem Hufeisen zusammengerückt worden waren. So hatten alle freien Blick auf den Angeklagten. Der Prozess begann. Der Rektor, wie auch anders, leitete die Verhandlung.

»Herr Völlenklee, wir wissen, dass Sie, seit Sie an unserem Gymnasium sind, mitunter zu einem höchst exzentrischen Verhalten neigen.«

»Unser Genie eben«, murmelte der Deutschlehrer, der mit Völlenklee nichts anzufangen wusste und sehr darunter litt, dass der junge Mann seine Ausführungen, die er allesamt für druckreife Essays hielt, als schöngeistiges Geschwafel abtat.

»Halten wir uns doch bitte mit Wertungen zurück!«, rief der Kollege, der Mathematik und Physik unterrichtete und Völlenklee geradezu anhimmelte, weil er in diesem Schüler endlich einmal einen Partner hatte, mit dem sich Fachgespräche führen ließen.

Der Rektor bat mit einer unwirschen Handbewegung um Ruhe. »Herr Völlenklee. Uns ist bekannt, dass Sie von dem Augenblick an, als Sie Narsdorf zum ersten Mal erblickt haben, eine tiefe Abneigung gegen ihn empfunden haben. Würden Sie das bestätigen?«

»Ja.« Völlenklee hatte sich keineswegs vorgenommen, nur mit Ja oder Nein zu antworten, es war seine Art, lakonisch zu sein.

»Und woran mag das gelegen haben?«

Die Biologielehrerin, die Völlenklee irgendwie mochte, versuchte eine Erklärung. »Aus der Sicht der Gestaltpsychologie würde ich sagen, dass jeder Mensch früh auf bestimmte Muster geprägt wird, das heißt, das eine Gesicht nehmen wir als lieb, das andere als böse wahr. So geschieht es, dass wir uns in einen Menschen geradezu verbeißen, ihn hassen und ihm zu schaden versuchen, ohne dass er uns vorher das Geringste getan hat. Er hat eben das Pech, in das Stereotyp Feind zu fallen.«

»Dasselbe gilt dann aber auch für Narsdorf!«, rief Völlenklee.

Der Rektor herrschte ihn an. »Sie sind noch gar nicht gefragt worden!«

»Doch. Sie haben mich gefragt, woran das liegt, dass ich Narsdorf nicht ausstehen kann.«

»Herr Völlenklee, werden Sie nicht impertinent! Ich weiß ja, dass Sie uns alle hier im Raum für medioker halten, jedoch …«

»Man wird sich noch verteidigen dürfen«, sagte Völlenklee und schrieb an die Tafel: ›ICH WILL MEIN RECHT!‹

»Gut.« Der Rektor lenkte ein, weil er vermeiden wollte, dass die Sache beim Verwaltungsgericht landete. »Fünf Jahre lang gab es heftige Konflikte zwischen Ihnen und Narsdorf …«

Völlenklee grinste. »Ja, wir lagen andauernd im Clinch. Dauernd hat er sich bei den Lehrern eingeschleimt und uns verpfiffen. Als wir unsere Band Los travestis gegründet hatten und auch ein Lehrer dabei war, hat er einen Riesenskandal daraus gemacht.«

»Das war noch vor meiner Zeit«, sagte der Rektor.

»Der Kollege Landwehr hat damals einen Selbstmordversuch unternommen und ist anschließend nach Bremen gegangen«, informierte ihn der Mathematiklehrer. »Dies nur nebenbei.«

Völlenklee nickte. »Ja. Narsdorf war zu jeder Gemeinheit bereit. Als ich für meinen Freund Henning Hanke die Mathearbeit mitgeschrieben habe, hat er das auffliegen lassen, und Henning ist mit einer Fünf sitzengeblieben und jetzt eine Klasse unter mir. Als ich für Jugend forscht etwas über die Tricks geschrieben habe, mit denen man Schachcomputer schlagen kann, hat er das auf meiner Diskette gelöscht.«

»Und was haben Sie ihm alles angetan?« Der Rektor hatte eine lange Liste mit Anklagepunkten vor sich liegen. »Zum Beispiel mit dem Song, in dem eine Made auftritt, die Narsdorf aufs Haar ähnelt, oder mit dem Flugblatt, auf dem steht: ›Wanted!!! Wer ist der größte Narr im Dorf?‹«

»Das sind doch alles Kleinigkeiten«, sagte Völlenklee.

»Aber …« Die Deutschlehrerin bemühte Theodor Fontane. »100 Nadelstiche schmerzen mehr als ein Kolbenstoß.«

Der Lehrer für Mathematik und Physik meldete sich zu Wort. »Die Eskalation war vorprogrammiert, und es wäre unsere Aufgabe gewesen, hemmend einzugreifen.«

Der Rektor überhörte es. »Jedenfalls … dann kam der Tag, an dem Sie Narsdorf so zusammengeschlagen haben, dass er mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus musste.«

»So ist es.« Völlenklee nickte. »Und auf diese Tat bin ich heute noch stolz.«

»Wie können Sie nur!«, rief die Deutschlehrerin.

»Nicht, weil er sie geliebt hat oder weil sie ihn verführt hat, hat er das Verhältnis mit meiner Mutter angefangen, sondern nur, um mir eins auszuwischen und dafür zu sorgen, dass sich meine Eltern trennen. Und ich bedaure es heute noch, dass ich das Schwein damals nicht erschlagen habe!«

Nach diesem Bekenntnis konnte das Lehrerkollegium nicht anders, als mehrheitlich zu beschließen, dass Leon Völlenklee die Schule sofort zu verlassen hatte.

 

*

 

Auf dem Weg von der Kapelle zum ausgehobenen Grab ging Narsdorf in der Reihe vor ihm, und Völlenklee konnte den Impuls kaum unterdrücken, dem Totengräber, an dem sie vorbeikamen, den Spaten aus der Hand zu reißen und seinem Vordermann damit den Schädel zu spalten, zu lustvoll war er.

Beim Leichenschmaus in einem Café an der Seestraße konnte er es dann einrichten, am anderen Ende der langen Tafel zu sitzen, sodass er Narsdorf nicht immer in die Augen sehen musste. Ihn sprechen zu hören, ließ sich aber nicht vermeiden, denn als sie darüber diskutierten, wie und warum Henning Hanke gestorben war, wurden ihre Stimmen immer lauter.

»Wenn sich die Ausländer in Berlin gegenseitig umbringen, ist ja dagegen nichts einzuwenden«, sagte der Bruder des Verstorbenen. »Aber wenn es uns Deutsche trifft, dann …«

»Was hat denn das damit zu tun?«, rief Narsdorf. »Mensch ist Mensch.«

»Mag ja sein, aber ein Angehöriger der Ingroup steht mir nun mal näher als einer der Outgroup«, kam der Einwand eines Klassenkameraden, der als Einser-Jurist eine große Zukunft vor sich hatte.

Schlimm wurde es für Völlenklee, als die große Fragerei begann, wer denn was machte. Er merkte, dass er in dieser Runde der große Loser war. Alle hatten es zu etwas gebracht, nur er krebste als Mädchen für alles in einer kleinen Elektronikbude herum. Sie alle bastelten fleißig an einer großen Karriere, während er seine Abende und Nächte damit verbrachte, World of Warcraft zu spielen. Der Einser-Jurist ging zur Deutschen Bank, einer der Klassenkameraden war der jüngste Vertreter seiner Partei im Berliner Abgeordnetenhaus, eine Mitschülerin war gerade Professorin in Heidelberg geworden, und Narsdorf berichtete, dass er nach Promotion und Ausbildung zum Facharzt eine psychiatrische und neurologische Praxis eröffnet habe und sich vor lauter Zulauf gar nicht retten könne.

»Wie schön, dass wir eine Gesellschaft haben, die uns alle krank macht«, sagte der Bruder des Verstorbenen. »Die einen landen im Knast, die anderen in der Psychiatrie und die dritten auf dem Friedhof.«

Der Einser-Jurist sah Völlenklee an: »Und was machst du? Du warst immer unser Genie …«

»Ich?« Er musste einen Augenblick überlegen. »Ich nehme mir Robbie Williams zu Herzen!«

»Gehört der jetzt zu eurer Band?«

»Nein, aber einen seiner Sprüche habe ich mir zu Herzen genommen: ›Ich habe damals all die Stars im Fernsehen gesehen und wollte sein wie sie: erfolgreich. Berühmt werden, ob als Musiker, Schauspieler oder Massenmörder …‹«

»Willst du also Schauspieler werden?«

Völlenklee lachte. »Nein, Massenmörder.«

»Das ist ja makaber!«, riefen einige.

»Aber man wird wahrgenommen«, entgegnete Völlenklee. »Zum ersten Mal an diesem Nachmittag habt ihr ja gemerkt, dass ich auch noch da bin.«

»Du, Hagen!«, rief jemand lachend in Richtung von Dr. Narsdorf. »Das ist ein Fall für dich.«

Diese Worte noch immer im Ohr, fuhr Völlen­klee mit der U-Bahn nach Hause. Die Linie 6 brachte ihn von der Seestraße zum Mehringdamm, wo in die Linie 7 nach Rudow zu wechseln war. Am Südstern stieg er dann aus, um nach Hause zu laufen. Er wohnte in der Dieffenbachstraße, einem Kiez, der auch im Jahre 2008 noch ganz nach alter West-Berliner Szene schmeckte.

Während der Fahrt fragte er sich immer wieder, warum er der Einzige aus der alten Klasse war, der so wenig vorzuweisen hatte, war er doch intelligenter und kreativer als sie alle und schlug sie mit seiner Allgemeinbildung um Längen, wie die fünfstellige Summe zeigte, die er im letzten Jahr bei Günther Jauchs Wissens-Quiz gewonnen hatte. Unser Genie … Es hatte spöttisch geklungen, aber zumindest die Lehrerinnen und Lehrer in den naturwissenschaftlichen Fächern hatten ihn wirklich für einen hochbegabten Menschen gehalten, einen, dem alles nur so zuflog. Allerdings hatte er sich nie quälen können, es nie geschafft, intensiv zu lernen, Nächte hindurch zu pauken. Lieber hatte er sich auf den Haschwellen davontragen lassen oder war mit dem Rucksack durch Indien oder Australien getrampt. Das Genie hatte es mit Mühe und Not zum Fachabitur an einer Abendschule und danach zum Diplom-Ingenieur (FH) und einem miesen Job in einer Mini-Firma gebracht. Das war die Realität, doch in seinem Bewusstsein war er eine Mischung aus Max Planck, Bill Gates und Mister Allwissend. Er war klug genug, diese Divergenz zu erkennen, jedoch zu schwach, etwas zu unternehmen, sie aufzuheben. Zu seinem Leben gehörte es, sich treiben zu lassen. Das hatte sich auch nicht geändert, seit er mit Corinna zusammenlebte.