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Titel

Dagmar Fohl

Der Duft von Bittermandel

Historischer Roman

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1. Auflage 2011

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung/Korrekturen: Julia Franze / René Stein

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung des Bildes »Stilleben«;

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Floris_Claesz._van_Dyck_001.jpg

ISBN 978-3-8392-3646-8

Vorwort

Wird jemand einen anderen lieben, der sich selbst im Wege ist? Kann man einem anderen Vergnügen bereiten, wenn man sich selbst hinderlich und beschwerlich ist? Das wird niemand behaupten, wenn er nicht selbst törichter ist als die Torheit.

 

(Erasmus von Rotterdam, Lob der Torheit)

Erster Teil

1

Ich habe Papier und Feder bereitgelegt, um meine Geschichte aufzuschreiben. Wozu?, frage ich. Vielleicht, um mich zu erleichtern. Meine Gedanken lassen mir keine Ruhe. Sie fressen und nagen an mir wie ausgehungerte Ratten. Nachts ist es am schlimmsten. Wenn ich schlafe, habe ich Albträume, wenn ich wache, erscheint mir die Wirklichkeit schrecklicher als meine Träume. Wann wird diese Qual ein Ende haben? Werde ich jemals Frieden finden?

Wenn ich versuche, die Zufälle und Fügungen, die mein Leben bestimmten, aufzuzeichnen, die vielen Begebenheiten, die mich zu dem machten, der ich heute bin, noch einmal zu durchleben, kann ich vielleicht zu Wahrheit und Ruhe finden. »Im inneren Menschen wohnt die Wahrheit«, sagt Augustinus, »und wenn du deine Natur noch wandelbar findest, dann schreite über dich selbst hinaus.«

Ich will nicht länger zögern zurückzublicken, mir Selbstprüfung auferlegen, um zur Erkenntnis zu gelangen, wie ich jedes Maß verlieren konnte.

 

Ich war zwölf Jahre alt, als ich von zu Hause fortlief. Mein Vater, ein gelehrter Mann, erteilte mir Unterricht und bereitete mich auf den Beruf des Apothekers vor. Ich besaß eine gute Auffassungsgabe und lernte schnell. Doch anstatt mich zu loben, steigerte mein Vater den Schwierigkeitsgrad seiner Aufgaben. Er schalt und schlug mich, bis mir vor Angst und Enttäuschung Tränen in die Augen schossen. Es schien, als hätte er Vergnügen daran, mich zu demütigen. Vielleicht spürte er auch meine Abscheu vor der Arbeit in der Apotheke und bestrafte mich, weil ich seine Leidenschaft nicht teilte.

Seit meinem fünften Lebensjahr musste ich übel riechende Pasten rühren oder nach Ammoniak und Katzenkot stinkende medizinische Gebräue mischen. Gott aber gab mir eine sehr feine Nase. Um den Gestank in der Apotheke ertragen zu können, stellte ich mir den Duft von Hammelbraten mit Mandelkruste, eine brodelnde Ingwerbrühe mit Entenfleisch oder einen dampfenden Honigkuchen vor. Wenn ich eine Salbe anrührte, dachte ich an eine delikate Fischpastete mit feiner Würzkräuterfüllung. Ich sprach im Alter von zehn Jahren Latein, verfügte über medizinisches und botanisches Wissen, erkannte viele Krankheitssymptome und vermochte die passenden Arzneien und Heilkräuter zu deren Linderung auszuwählen. Mein Traum aber war es, Koch zu werden. Ich verbrachte jede freie Minute in der Küche, bei meiner lieben Mutter, die mich nach Lust und Laune rühren und schnetzeln ließ. Die Küchenarbeit ähnelte der Arbeit in der Apotheke, aber welche Verschiedenheit der Düfte und des Geschmacks! Nachdem meine Mutter an Schlagfluss gestorben war, stellte mein Vater eine Köchin ein. Seither verbot er mir den Zugang zur Küche. Immer häufiger schwang mein Vater die Rute gegen mich, obwohl ich mir nichts zuschulden kommen ließ. Da ich ihn sehr fürchtete, bemühte ich mich, seinen Wünschen und Ansprüchen gerecht zu werden. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, gegen ihn aufzubegehren, wenn er mich nicht zu einer Hinrichtung mitgenommen hätte, zur Abschreckung, damit ich niemals zweifelhafte Tinkturen und Pasten anzurühren wagte. Dabei verhielt sich alles ganz anders.

Die Verurteilte, eine Heilkundige namens Rosalie, wohnte beim Apotheker im Nachbarort. Es war ein offenes Geheimnis, dass sie mit ihm in wilder Ehe lebte. Eines Tages wurde die Nachbarin von starken Schmerzen befallen. Da sie schon lange einen Hass auf Rosalie hegte, weil auch sie in den Apotheker verliebt war, beschuldigte sie Rosalie, ihr den Schmerz angehext zu haben, und hetzte alle Nachbarn auf, die sie mit weiteren Verleumdungen belasteten. Der eine beschwor, beobachtet zu haben, wie Rosalie Gift aus der Apotheke mit dem Urin des Teufels gemischt und es mit seiner Hilfe ihren Feinden verabreicht habe. Ein anderer klagte sie an, mit einer langen Distel die Empfängnis der Frauen zu verhindern und Missernten verursacht zu haben. Die Anschuldigungen nahmen kein Ende. Jemand bezichtigte sie sogar, es mit dem Teufel getrieben zu haben. Warum sind Menschen bereit, alles zu glauben? Warum betreiben sie mit Eifer üble Nachrede? Warum weiden sie sich am Unglück des anderen?

Rosalie wurde verhaftet, der Zauberei und Ketzerei angeklagt und von den Folterknechten so lange gequält, bis sie alles, was man ihr vorwarf, gestand.

Am Tag ihrer Hinrichtung führte Vater mich auf den Richtplatz. Wir standen inmitten der vielen Schaulustigen, als die Schlächter Rosalie an den Pfahl banden und den Scheiterhaufen entzündeten. Ich versuchte fortzulaufen, jedoch mein Vater hielt mich fest im Griff und zwang mich, zuzuschauen, die Schmerzensschreie zu hören, den Rauch einzuatmen, das verbrannte Menschenfleisch zu riechen.

Der Platz hatte sich bereits geleert. Vater ließ mich weiterhin auf den Scheiterhaufen starren. Erst als die lodernden Flammen versiegten und in Glut übergingen, kehrten wir nach Hause zurück. Zwei Tage und zwei Nächte lang erbrach ich mich. In der dritten Nacht lief ich davon. Ich sah meinen Vater nie wieder und ich habe ihn nie vermisst. Ich war seiner Grausamkeit und Selbstgerechtigkeit nicht gewachsen.

Zunächst musste ich für mein Überleben sorgen. Ich fand Arbeit als Schweinehirt bei einem Edelmann. Die groben und unfolgsamen Tiere, die noch elender als die medizinischen Gebräue stanken, machten mir das Leben schwer, bis ich endlich in einer Herberge Arbeit als Küchenjunge fand. Der Geruch, der mir im Küchenraum entgegenschlug, ließ meinen Atem stocken. Es roch nach Kot, verfaulten Lebensmitteln und Schimmel. Fast alles, was gekocht wurde, war verdorben. Aufgetragen wurde Brei und immer wieder Brei, oder wässrige Suppen, aus irgendeiner Dreckbrühe zubereitet. Erst wenn die Gäste den Brei verspeist hatten, trug der Wirt Fisch und Fleisch auf – allerdings zwei oder drei Tage alten Fisch und über die Maßen gelagertes Fleisch. Danach bot er faulen und mit Würmern durchsetzten Käse an. Wie reinlich war die Apotheke meines Vaters, wie wohlduftend die Pasten und Tinkturen! Dennoch, niemals wäre ich zurückgekehrt. Ich gab nicht auf, ich wollte Koch werden.

In den folgenden Jahren gelang es mir, in verschiedenen Anstellungen alle Stufen zu durchlaufen, vom Küchenjungen, Hilfskoch, Oberkoch bis zum Küchenmeister. Meine erste Stellung als Küchenmeister erhielt ich bei Kardinal de L’Avare in Lyon. Der Kardinal machte seinem Namen alle Ehre, denn sein Geiz kannte keine Grenzen. Bei einem Haushalt von zweihundertdreiundzwanzig Personen hatte er nur zwei Köche eingestellt. Während de L’Avare fürstlich speiste, erhielten die Hofbediensteten nur überlagertes Fleisch, dessen unangenehmen Geruch ich mit Gewürzen überdecken musste. Lud der Kardinal viele Gäste, wurde der Schenkmeister angewiesen, saurem Wein Blüten, Rosenwasser und Honig hinzuzufügen. Ich hatte mir mein Leben als Koch wahrlich anders vorgestellt.

Eines Tages beauftragte mich der Kardinal, ein Festessen besonderer Art zusammenzustellen. Seine Majestät Louis der Zwölfte sei in der Stadt und wolle dem Kardinal seine Aufwartung machen. Es solle an nichts fehlen. Und wenn es mir nicht gelänge, den König zufriedenzustellen, würde er mich im Keller einsperren und verhungern lassen. Ich brauchte diese Drohung nicht, um meine Kunst zum Erblühen zu bringen. Der König überhäufte mich mit Komplimenten und entschied sich, mich in seine Dienste zu nehmen. Ich war erst fünfundzwanzig Jahre alt und am Ziel meiner Träume angelangt. Ich wurde Koch am Königshof. Schon nach kurzer Zeit gelang es mir, zum Oberküchenmeister aufzusteigen, ein Oberküchenmeister, der als Auszeichnung für seine Dienste vom König geadelt wurde. Ich war der glücklichste Mensch der Welt. Wenn ich heute auf die Person, die ich einst war, zurückblicke, führt mir die Erinnerung schmerzlich vor Augen, wie sehr mein Schicksal mich verändert hat. Dieser junge, glückselige Mensch soll ich gewesen sein? Wie sehr kann ein Leben jemanden verändern? Was weiß man über sein eigenes Selbst?

Meine Sehnsucht nach jenem glücklichen Mann, nach jener unbeschwerten Zeit, in der ich voller Begeisterung und mit schuldfreier Seele lebte und arbeitete, lässt mich aufseufzen.

Louis der Zwölfte regierte das Land, ich regierte in der Küche. Mein Reich teilte sich in verschiedene Räume auf. Im ersten Küchensaal wurden nur Fische zubereitet, im zweiten nur Geflügel, Krammetvögel oder Schnepfen, im dritten Hirsche und Rehe. In den hinteren Räumen befanden sich die Suppenküche, die Backstube und die Fruiterie. Ich atmete den Duft von Hirschbraten und Lammkeule, von frischen oder gedörrten Früchten, von Kuchenteig oder Birnenkompott. Ich berauschte mich an den vielen verschiedenen Aromen, die mir die Seele erhellten.

Die Kochkunst ist die sinnlichste und vollkommenste aller Künste. Eine Musik kann man hören, ein Bild betrachten, aber eine erlesene Speise ist ein Kunstwerk besonderer Art. Man kann seine Schönheit nicht nur betrachten, sondern auch riechen und schmecken. Man kann sie mit den Zähnen beißen, mit der Zunge liebkosen, bis sie im Magen ein wohliges Nest bildet und ein wonniges, zufriedenes Gemüt verschafft. Diese Gedanken erfüllten mich damals. Ich liebte das Kochen. Es war mein Leben!

Als Oberküchenmeister war ich für alles verantwortlich. Mir unterstanden vierzig Köche und einhundertfünfzig Helfer. Die Fleisch-, die Suppen- und die Saucenköche, die Bäcker, die Spießbratendreher, die Küchenjungen, Feueranfacher und Abwäscher, die Hofsilberputzer, Tischdecker, Vorkoster und Vorratsverwalter. Auch die Wächter und Türsteher. Die Küche durfte von keinem Fremden betreten werden. Selbst die Bediensteten aus der unmittelbaren Nähe des Königs hatten nur Zugang zur Küche, wenn ich mich darin aufhielt. Jeder König fürchtete sich davor, vergiftet zu werden.

Zehn Jahre lang kochte ich für Louis den Zwölften. Es war die schönste Zeit meines Lebens. Erfüllte Jahre, in denen meine Kochkunst gereift war wie eine gesunde Frucht auf dem Felde. Dann starb König Louis, der schon seit vielen Jahren ernstlich erkrankt war. Er litt schwer an der Gicht und an heftigen Blutstürzen. Den ganzen Dezember des Jahres 1514 verbrachte er in seiner Bettstatt. Die Ärzte setzten Aderlässe, schröpften und klistierten. Es gab keine Hoffnung mehr. In der Silvesternacht tat er seinen letzten Atemzug. Der ganze Hofstaat trauerte um Louis den Zwölften, der ein gerechter und gutmütiger König gewesen war. Auch ich war tief betrübt. Der alte König hatte meine Kochkunst sehr geschätzt und mich mit allerlei Geschenken und Aufmerksamkeiten bedacht. Nun wurde sein Vetter François d’Angoulême, Herzog von Valois, König von Frankreich. Ich blieb Oberküchenmeister, jedoch mein Leben und Wirken veränderten sich. Durch König François den Ersten seines Namens lernte ich die Abgründe meiner Seele kennen.

Die Grenzen der Seele wirst du nicht finden, sagt Heraklit, auch wenn du alle Wege durchwanderst. So tiefen Grund hat sie.

2

François von Valois war erst zwanzig Jahre alt, als er zum König gekrönt wurde. Am 25. Januar 1515 zog er in Begleitung seiner Mutter, der Prinzen seines Geblüts und einflussreicher Standesherren in die Kathedrale zu Reims ein, um seine Salbung entgegenzunehmen. Die Kirche erstrahlte im prächtigsten Festschmuck. Überall leuchteten Samtvorhänge und Wandteppiche in den schönsten Farben. Auf dem Altar lag die Krone Karls des Großen, daneben das Schwert, das Zepter, die Hand der Gerechtigkeit und die goldenen Sporen.

Der König legte die Hand auf das Evangelium und gelobte im Namen Jesu Christi, dass das ganze seiner Gewalt übergebene christliche Volk der Kirche Gottes allzeit wahrhaften Frieden halten werde und er jedermann, welchen Standes er auch sei, Raubsucht und Sittenverderbnis untersagen werde. Er schwor, in allen seinen Urteilssprüchen Billigkeit und Barmherzigkeit zu gebieten und mit allen seinen Kräften danach zu trachten, alle ihm von der Kirche als Ketzer genannten und kenntlich gemachten Personen zu vertilgen und zu verjagen.

»Ich schwöre und beteuere, alles soeben Gesagte zu halten und zu erfüllen«, tönte seine Stimme durch das Kirchenschiff.

Der Erzbischof öffnete das heilige Gefäß, entnahm mit einer goldenen Nadel einen Tropfen Öl und mischte ihn auf dem Hostienteller mit der heiligen Salbe.

»Ungo te in regem de oleo sanctificato, in nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes salbe ich Dich mit dem geheiligten Öl zum König.«

Als der Erzbischof und die Pairs die schwere, mit Rubinen, Smaragden und Saphiren verzierte Königskrone auf das Haupt des Königs setzten, riefen sie: »Vivat rex in aeternum! Vivat rex in aeternum!«

»Te deum laudamus, te Dominum confitemus«, sangen die Mönche. Trompeten schmetterten, Orgelklänge brausten zum Himmel. Tausendstimmig schallte es durch die Kirche: »Vive le roi! Vive le roi!«

Ich ahnte zu diesem Zeitpunkt nicht, dass ich den König töten würde. Nicht nur ihn, auch seinen Kanzler Antoine Duprat. Ich kann es vorwegnehmen. Ich benutzte Gift. Als Oberküchenmeister des Königs und Sohn eines Apothekers kam für mich keine andere Tötungsart infrage. Wer kocht, hat Kenntnisse über die Stoffe, die die Natur liefert, nicht nur über die bekömmlichen, sondern auch über jene, die töten können. Dasselbe gilt für die Stoffe, die man zur Heilkunde verwendet. Je nach Dosis kann man einen Kranken gesund machen oder sterben lassen.

Für mich besteht kein Zweifel: Unzählige Herrscher sind vergiftet worden, ohne dass ihre Todesursache jemals aufgedeckt wurde! Crediti mihi, difficilius est venemum invenire quam inimicum. Glaubt mir, es ist schwieriger, Gift zu finden als einen Feind. Auch Kaiser Maximilian der Erste sollte vergiftet werden. Der Attentäter hieß Johann von Ragusa. Sein Name war in aller Munde. Er bot sich den Venezianern an, für ein Jahressalär von 1.500 Dukaten jeden zu vergiften, der der Regierung unbequem war. Sein Giftanschlag auf Kaiser Maximilian missglückte, was mir unbegreiflich ist.

Bei guter Vorbereitung können weder die Vorkoster noch andere Sicherheitsvorkehrungen verhindern, einen Kaiser, König oder Papst zu vergiften. Wer die Gepflogenheiten des Vorkosters genau studiert, wer weiß, dass er den Braten immer von links kostet oder beim Geflügel stets nur über den Rücken des Vogels streicht, vermag jeden Herrscher ins Jenseits zu befördern. Und all die Edelsteine, Natternzungen, Stäbchen aus dem Geweih des Einhorns, die die Vorkoster in dem Glauben benutzen, sie würden Gifte anzeigen, dienen nur der Beruhigung ihrer Nerven. Auch hinterlassen viele Gifte keine Spuren und wirken langsam. Arsenik zum Beispiel führt in größeren Mengen innerhalb von zwei bis zwanzig Tagen zum Tod. Heftige Krämpfe, Anschwellen der Zunge, Angstzustände und vielerlei scheußliche Qualen mehr plagen den Vergifteten, bis er elend in seinem blutigen Stuhlgang verendet. Durch ganz kleine Mengen dieses Giftes kann man einen Menschen jahrelang dahinsiechen lassen, bevor er stirbt.

Arsenik ist leicht zu erkennen. Wirft man das Gift auf glühende Kohlen, riecht es stark nach Knoblauch und es entsteht weißer Rauch. Hält man eine dünne Klinge aus Kupfer in den Rauch, bilden sich auf dieser weiße oder schwarze Flecken.

Mir waren alle Metalle und Methoden der Giftmischer geläufig: Arsenik, Quecksilbersublimat, Blei oder im Essen zerstoßene Diamanten, auch alle pflanzlichen und tierischen Gifte, die krank machen oder zum sicheren Tod führen. Gleichwohl wäre ich niemals auf den Gedanken gekommen, diese Kenntnisse zu benutzen, um jemanden zu töten. Ich war ein gutmütiger, aufrichtiger Mensch, der zu Ängstlichkeit und Zurückhaltung neigte. Ich war kein Ritter, sondern Koch. Gewalt und Mord schreckten mich ab. Ich litt unter den vielen Kriegen und der Mordlust der Männer. Ich vermied auch, mich in politische Querelen und höfische Intrigen zu verstricken. In meiner verantwortungsvollen Stellung als Oberküchenmeister des Königs nahm ich an allen Ratssitzungen teil. Ich war manchem Berater geistig überlegen und durchschaute viele Ränkespiele. Den Ratsherren galt ich jedoch als Tölpel, weil ich mein Wissen vor ihnen verbarg und jeden Disput verhinderte. Wer hört, sieht und schweigt, schadet anderen nicht und lebt stets in Frieden, dachte ich. Ich schützte mich durch mein Stillschweigen vor Angriffen und Verleumdungen und betrachtete meine Redescheu als meine wirksamste Waffe.

Mein ganzes Leben war von Angst geprägt. Vielleicht trugen die ungerechten Rutenhiebe meines Vaters dazu bei. Nur in der Küche fühlte ich mich sicher. Im Wohlgeruch der Speisen war ich ein anderer Mensch. Mein Lebensglück bestand darin, für das leibliche Wohl der Menschen zu sorgen. Ich wollte niemandem Schaden zufügen und erst recht niemanden vergiften. Ich nutzte mein Wissen, um meine Küche frei von Giften zu halten. Zuweilen verwechselten Bauern- oder Küchenjungen essbare Früchte, Kräuter und Wurzeln mit giftigen. Wenn ich es nicht sofort bemerkt hätte, wäre es oftmals übel ausgegangen.

Fast alle essbaren Pflanzen haben giftige Zwillinge. Der Petersilienwurzel ähnelt die giftige Hundspetersilie, gesunden Salatarten der Giftlattich, dem Schwarzkümmel die Samen vom Bilsenkraut oder vom Schierling, der schwarzen Waldkirsche die Beere der Tollkirsche, der Heidelbeere die giftige Sandbeere. Pflanzen zu verwechseln, hat schreckliche Folgen. Während man Pastinaken gut zur Suppe verwenden kann, verursachen die Wurzeln des Bilsenkrautes Brennen im Magen, ungeheuren Durst, Schlaflosigkeit und Anfälle von Wahnsinn. Der Schierling wirkt in größeren Mengen tödlich. Glücklicherweise strahlt die ganze Pflanze einen übelriechenden Verwesungsgeruch aus und ist leicht zu erschnuppern. Stechapfel zerrüttet die Sinne. Selbst wenn man einem Menschen, dem dieses Gift verabreicht wurde, die Schlüssel aus dem Sack zöge oder Truhen und Schreibtische vor seinen Augen aufsperrte, würde er es nicht bemerken. Die Tollkirsche ist am gefährlichsten. Sie erzeugt Rauschzustände, Raserei und Gliederkrämpfe. Einzig die rechtzeitige Einnahme von Abführ- oder Brechmitteln verhindert den Tod des Vergifteten.

Trotz all meiner Kenntnisse war das einzige Gift, das ich zum Zeitpunkt der Krönung François’ des Ersten zubereitet hatte, Fliegenpilzsud. Ich verwendete ihn, um Fliegen und Wanzen zu vertreiben. Fliegen, die den Sud getrunken haben, fallen steif zu Boden. Bestreicht man mit dem Saft des Giftpilzes die Bettstellen, vor allem die Ecken und Nischen, tötet er die Wanzen.

Erst zwanzig Jahre später nutzte ich mein Wissen, um Kanzler und König zu vergiften. Der Kanzler litt nur einige Wochen, den König quälte ich über zehn Jahre. Zehn lange Jahre ließ ich ihn innerlich verfaulen. Langsam, aber stetig. Ich bin nicht hingerichtet worden. Niemand hat die wahre Todesursache herausgefunden. Ich bin dazu verdammt, mit meinen Erinnerungen und meiner Pein weiterzuleben.

3

Ganz Paris bereitete den Empfang François’ des Ersten vor. Der König hatte den 15. Februar 1515 für seinen Einzug bestimmt. Angesichts des königlichen Besuches forderte der Stadtrat alle Stadtbewohner einschließlich der Geistlichen und hohen Herren auf, den Schmutz vor ihren Häusern fortzuschaffen und das Pflaster auszubessern. Nicht nur die großen Straßen und das inmitten der Seine gelegene Zentrum der Stadt mit der Kathedrale Nôtre-Dame, dem bischöflichen Palast und den Häusern der Domherren, sondern auch die Stadtteile am rechten und linken Flussufer und die vielen schmalen Gassen, in die sich noch niemals ein König begeben hatte, sollten gründlich gesäubert werden.

Immer wenn ich in Paris weilte, hielt ich mir ein Tuch vor Mund und Nase. Die Pariser hatten die Angewohnheit, Unrat aller Art, Hausmüll, Kehricht, Kot, tote Katzen und andere Tierkadaver einfach auf die Straße zu werfen. Ein Teil der größeren Wege und Plätze war gepflastert, was nicht zu mehr Reinlichkeit führte. Auf den Steinen bildeten sich übelriechende Schmutzschichten, an denen sich Abertausende von Ratten gütlich taten. Sie raschelten und quiekten, sie zerfurchten und untertunnelten die stinkende Masse, immer auf der Suche nach Futter. An der Oberfläche tummelten sich Hunde und Katzen, umsurrt von Fliegenschwärmen, die sich als brummende schwarze Wolken auf die begehrte Nahrung stürzten. An manchen Tagen wateten die Menschen bis über die Knöchel in Kot und Dreck umher. Die Schüttmeister konnten der Menge an Schmutz nicht Herr werden. Kaum hatten sie eine kleine Wegstrecke gereinigt, begannen die Pariser erneut, eimerweise Unrat aus dem Fenster zu schütten. Die ekelerregenden Ausdünstungen auf den Straßen und Wegen mischten sich mit dem Kloakengestank, der aus den offenen Kanälen der Stadt aufstieg. Räucherungen mit Essig, Thymian und Wacholder vermochten den beißenden Gestank nicht zu überdecken.

Die Pariser räumten auf, füllten die Karren und setzten Steinquader. Der Stadtrat hatte die Bürger aufgefordert, sich ebenfalls ordentlich zu waschen. Selbst Männer und Frauen in fürstlichen Gewändern stanken aus allen Poren und waren mit Flöhen und Läusen übersät. Statt Wasser und Seife zu benutzen, bevorzugten sie starke Parfums, sprühten sich mit Moschus, Bisam, Ambra und anderen Wohlgerüchen ein. Seit Kolumbus die fremde Krankheit eingeschleppt hatte, siegten Puder und Schminke über Seife und Badestuben.

Am Morgen des königlichen Einzugs war alles vorbereitet, die große Straße, die die Stadt von den nördlichen Wällen bis zur Seine durchquerte, sowie alle Brücken und Plätze gesäubert und mit Sand bestreut. Über die ganze Wegstrecke spannten sich Teppiche und Stoffbahnen, an den Fassaden leuchteten farbenprächtige Tücher und auf den Giebeln flatterten Fähnchen. In den Straßen und Fenstern drängten sich die Schaulustigen. Viele Bürger zahlten bis zu zehneinhalb Livres für einen Fensterplatz.

»Ils arrivent, ils arrivent!«, schrie das Volk. Die Bogen- und Armbrustschützen, hoch zu Pferde, bildeten die Spitze des Festzuges. Dahinter die Herren der Stadtverwaltung, die Profose und Schöffen, die Bürgersleute und die siebzehn Handwerkszünfte.

Ein Meer von roten Gewändern überflutete die Straße. Sechzig Reiter erschienen in goldbestickten Stoffen aus purpurrotem Samt. Purpurrot auch die Gerichtsdiener mit ihrem Rutenbündel und der oberste Richter von Paris. In scharlachrote Gewänder gekleidet die Strafjustiz, die Mitglieder des Zivil- und Kriminalgerichts, Gerichtsbeamte und Amtsschreiber, Kanzlisten, Advokaten, Prokuratoren, Notare und die berittenen Gerichtsdiener.

Den Vertretern der Stadtbehörden folgten die hohen Amtspersonen des Königs: die vier Generalverwalter des Finanzwesens, die Präsidenten und Räte der General- und der Oberrechnungskammer, die Präsidenten des Parlaments von Paris und eine große Prozession von Kavalieren. Die Pariser bestaunten die prächtigen Gewänder. Betört von all dem Glanz, der sich vor ihren Augen auftat, jubelten sie den hohen Herren zu.

Die fünfzig Bogenschützen des Königs nahten, ganz in weißen Samt gehüllt. Ihnen folgten die vier Marschälle von Frankreich sowie der Siegelbewahrer, der die Truhe mit dem Königssiegel eskortierte. Hinter ihm ritt Kanzler Antoine Duprat, in langer Robe aus purpurrotem Samt. Erhobenen Hauptes thronte er auf seinem Ross.

Ich traute dem neuen Kanzler nicht. Einem Menschen, dem es einerlei ist, welche Speisen und welche Mengen er vertilgt, kann man nie trauen. Duprat stopfte alle Gerichte in sich hinein, ohne zu fühlen. Erst wenn sein Magen zu schmerzen begann, hielt er inne. Der Kanzler war derart fettleibig, dass er sein Pferd nicht ohne Hilfe seiner Diener besteigen konnte. Ihm gelang es nicht einmal, das Bein zu heben, um wieder abzusteigen. Er rollte sich aus dem Sattel, während seine Pagen bereitstanden, ihn aufzufangen.

Antoine Duprat lebte, wie er speiste. Er war ein nimmersatter Ämterjäger. Zunächst erschlich er sich den Posten des Obersten Präsidenten im Pariser Parlament. Als sich abzeichnete, dass Louis der Zwölfte keinen Thronfolger mehr zeugen würde und François’ Nachfolge als König in Aussicht stand, machte Duprat sich bei Louise de Savoie unentbehrlich. In der Hoffnung auf das Kanzleramt erteilte er ihrem Sohn Unterricht und erwies Louise wertvolle juristische Dienste. Seine Bemühungen waren von Erfolg gekrönt.

Duprats mächtige Stellung machte mir Angst. Als Kanzler stand er über allen Würdenträgern. Er amtierte nicht nur als königlicher Berater, sondern auch als Verwahrer des königlichen Siegels, was ihn befugte, alle königlichen Verordnungen zu siegeln und über Begnadigungen, Verhaftungen, Berufungen und Privilegien zu entscheiden. Dem Kanzler unterstanden sämtliche Gerichtshöfe, die obersten Tribunale, das Parlament von Paris, die Gerichte der Landeshauptleute und Seneschalle sowie die Polizeigerichte. Antoine Duprat überwachte alle Staatsgeschäfte, auch das Finanz- und Kriegswesen.

Es war ein frostiger Tag im Februar. Die Kälte hielt den städtischen Gestank in Grenzen. Dennoch hielt ich mein Tuch vor die Nase. Mein Geruchssinn war an Butter, Käse, Obst und feine Aromen gewöhnt. Meine empfindliche Nase verlangte, meine Küchen peinlich sauber zu halten. Hundekot und Katzendreck mussten sofort von einem Küchenjungen beseitigt werden. Und ich bestrafte jeden, der es wagte, in die Kochsäle zu urinieren oder in dunklen Ecken Häufchen zu hinterlassen.

Trompetenschall schmetterte durch die Straßen. Durch die Menschenmenge ging ein Tosen. Hoch zu Ross erschien der junge König, ganz in Weiß gekleidet, umrahmt von dreizehn in weißen Samt und weiße Seide gehüllte Pagen. Der König griff in die Satteltasche und schleuderte Goldmünzen in die Menge. Die Menschen stürzten sich auf die Taler. In hohem Bogen warf er weitere Münzfontänen in das Gewühl des gierigen Pöbels.

Es folgte der Hofstaat des Königs: Die Prinzen von Geblüt, der Oberstallmeister mit dem Paradepferd, die Pförtner in weißem Samt und die ebenfalls weiß gekleideten Lakaien, der Oberkammerherr und alle Bediensteten des Hofes.

»Vive le roi, Vive le roi!«, ertönte es aus Tausenden von Kehlen.

Mir fiel es schwer, in das »Vive le roi« einzustimmen. François d’Angoulême schien mir als König von Frankreich ungeeignet und unwürdig. Ich hatte seinen leichtsinnigen und prunksüchtigen Charakter kennen gelernt und miterlebt, wie der Junge von seiner Mutter, Louise de Savoie, verzogen wurde.

Louise de Savoie war die Tochter des Grafen Philippe de Bresse, eines jüngeren Sohnes des Hauses Savoie, und von Marguerite de Bourbon, der Schwester des Herzogs de Beaujeu. Sie lag noch in der Wiege, als man ihr den Grafen Charles d’Angoulême zum Gatten bestimmte. Die Vermählung fand statt, als sie elf Jahre alt war. Zuerst brachte Louise eine Tochter zur Welt, Marguerite. Dann wurde François geboren. Er lag noch in den Windeln, als sein Vater an einer Lungenentzündung starb. Da Louise noch nicht volljährig war, als sie verwitwete, übernahm der König die Vormundschaft für ihre Kinder und holte Mutter, Tochter und Sohn an den Königshof.

Louise ließ niemanden in die Nähe ihres Sohnes. François schlief in ihrem Zimmer, sie weckte, wusch und kleidete ihn selbst. Nur dem Schlossverwalter erlaubte sie, ihn später zur Messe oder bei einem Spaziergang zu begleiten. Ständig rief sie ihren Sohn »mein König, mein Herr, mein Cäsar«. In einer Kommode hatte sie alle Windeln, Tücher und Decken des Jungen aufbewahrt. Jede Nichtigkeit, die der Kleine von sich gab, war von überschwänglicher Gewichtigkeit. Selbst wenn der Junge in der Nase bohrte, fand sie noch Worte des Lobes ob der eleganten Haltung seines rechten Zeigefingers. Louis der Zwölfte befahl, den Jungen von seiner Mutter zu trennen. Leider hatte er diese Entscheidung zu spät getroffen.

François wuchs heran. Er schien in vielen Dingen sehr begabt. Louis der Zwölfte ermöglichte ihm eine exzellente Ausbildung, gekrönt von einem Studium in Paris. Der Junge aber zog den ernsten Studien ein ausschweifendes Leben vor. Sobald er volljährig war, beherbergte er in seiner Hofhaltung an die sechzig Kammerherren und Heerscharen von Dienern. Er gebärdete sich, als hätte er alle Gestirne unter seinen Füßen. Er war ein prunksüchtiger Leichtfuß!

Der Junge erregte nicht nur mein Missfallen. Louis dem Zwölften fiel es nicht leicht, François als zukünftigen König zu akzeptieren. Gleichwohl, ihm blieb keine Wahl. Er hatte bereits die fünfzig überschritten und immer noch keinen Sohn. Sein Vetter François war der einzige männliche Nachkomme, der als sein Nachfolger in Frage kam. Daher beschloss er, ihn mit seiner Tochter Claude zu vermählen, auch wenn er zu allem Ungemach befürchtete, dass Louise de Savoie nach der Krönung ihres Sohnes die Staatsgeschäfte an sich reißen würde.

»Dieser große Junge wird alles verderben«, sagte König Louis kurz vor seinem Tod.

Der königliche Zug bewegte sich Richtung Nôtre-Dame. Was würde die Zukunft bringen?, fragte ich mich damals. Frankreich unter der Herrschaft eines Gernegroß, seiner machtgierigen Mutter und eines hinterlistigen Kanzlers.

Der Festzug passierte die Place de Grève. Hier roch es durch mein Tuch hindurch nach Tod. Immer wenn ich in die Nähe von Galgen, Schandpfahl oder Scheiterhaufen geriet, stieg mir jener süßlich-stickige Geruch verbrannten Menschenfleisches in die Nase, der mir den Atem verschlug, mir Übelkeit verursachte und schreckliche Erinnerungen in mir wachrief. Auf der Place de Grève stand jederzeit alles bereit, um Menschen zu quälen und hinzurichten, ob schuldig oder unschuldig.

Ich presste mein Tuch fester an die Nase und stellte mir vor, eine delikate Königssuppe zuzubereiten. Ich nehme dazu Mandeln, stoße und koche sie in guter Kräuterbrühe mit etwas Zitronenfleisch, ein paar Brotkrumen und Salz. Man muss gut umrühren, damit die Mandeln nicht anbrennen. Dann alles durchsieben, eine Geflügelbrühe aus zerstoßenen Knochen von Rebhühnern und ein paar Pilzen kochen. In der Zwischenzeit das Rebhuhnfleisch braten.

Köstliche Düfte stiegen in meine Nase. Jetzt die Geflügelbrühe durch ein Leinentuch laufen lassen, dachte ich, Brot hinzufügen und weiterkochen lassen. Dann die Mandelbrühe, den Bratensaft und das fein gehackte Fleisch der Rebhühner dazugeben.

Der alte König hatte es besonders gern, wenn ich Pistazien und etwas Granatapfel beigefügt hatte. Aber der alte König war nicht mehr.

4

Das Krönungsbankett stand bevor. In meinen Küchen glühten alle Feuerstellen. Ständig wischte ich mir mit der Schürze den Schweiß von der Stirn. Jede Bewegung brachte mich auch ohne die Küchendämpfe, die in dichten Schwaden die Säle durchzogen, ins Schwitzen. Ich kochte leidenschaftlich gern, doch Festmahle regten mich über die Maßen auf. Meine Ehre als Oberküchenmeister gebot, als Krönungsmahl etwas Außerordentliches zu kreieren. Ich fand kein Ende, alle Bediensteten mit Ermahnungen zu überhäufen.

»Könnt ihr nicht achtgeben? Der Braten wird schwarz. Dreht schneller, sonst landet ihr selbst auf dem Spieß! Und hängt den Kessel höher, die Sauce brennt an! Michel, hast du noch nie eine Taube gefüllt? Geh, rühr die Fischsuppe, zu mehr taugst du nicht. Sind die Gewürze für die Rebhuhnpastete gerieben? Dummkopf, du hast den Ingwer vergessen! Bodin, wo ist der Teig für die Safran-Eierkuchen? Gernot, du solltest aus dem Hasenbraten einen Löwen formen, nicht einen Ochsen. Jean, denk an die weißen Tauben, die aus der Pastete herausfliegen sollen. Dass sie mir nicht geschlachtet werden!«

Ich drohte den Vorschneidern: »Écuyers tranchants, wenn ihr an der Tafel beim Zerlegen des Fleisches auch nur einmal zittert oder eine sonstige unangemessene Bewegung macht, wenn ich euch wie die Vollsaufer aus Hüten, Stiefeln und Handschuhen trinken sehe, dann habt ihr die längste Zeit zwei Hände gehabt! Habt ihr verstanden? Hauptvorschneider, wenn du nicht für Ordnung sorgst, filetiere ich dir deine Zunge!«

Ich war ein gutmütiger Mann, aber in der Küche und beim Essen verlangte ich neben Sauberkeit Präzision und Gehorsam. Ich sparte nicht mit Ermahnungen, denn es speisten auch Bedienstete im Festsaal.

»Hört gut zu, auch wenn die höchsten Kirchenfürsten und Edelleute unziemlich alles in sich hineinstopfen, spucken, saufen und rülpsen: Fallt nicht gierig über Essen und Trinken her. Legt Stücke, die ihr im Mund gehabt habt, nicht wieder auf die allgemeine Schüssel! Spuckt nicht auf oder über die Tafel! Reinigt die Zähne nicht mit dem Messer oder mit dem Tischtuch! Wenn ich jemanden ins Tischtuch schnäuzen sehe, setzt es Hiebe! Selbst wenn ihr ein Schnupftuch benutzt, gehört es sich nicht, es auseinanderzuziehen und hineinzugucken, als wären euch Perlen und Rubine vom Gehirn abgefallen! Und sollten euch Körperwinde entweichen, hustet wenigstens laut!«

Im Festsaal des Palais de Tournelles drängten sich die Gäste. Die Botschafter, die Prinzen, der Gerichtshof, alle Herrschaften waren geladen. Hunderte von Wachskerzen erleuchteten den Saal. Die Damen überboten sich in ihren prunkvollen, im Kerzenschein funkelnden Gewändern. Auf grünen und roten Samt- und Brokatstoffen prangten goldene Blumen- und Tierornamente, Schleifen und Schlitze. Eine Schleppe war länger als die andere, als glaubten die Damen, mit der längsten Schleppe den schönsten Jüngling einzuwickeln. Dazu Dekolletés, die tiefen Einblick auf ihre Brüste gewährten. Auch die Männer standen in voller Pracht. Den Herzog de Longueville zierte ein Rock aus kirschrotem Samt, auf dem ein silberner Bär mit einem aus Rubinen und Saphiren gestickten Maulkorb zu erkennen war. Graf von Châtellerault zeigte auf dem Ärmel einen Zweig mit zweiundzwanzig Rosen, jede aus verschiedensten Edelsteinen zusammengesetzt. Alle Schamkapseln beulten kindskopfgroß die Beinkleider aus, so sehr hatten die Herren sie ausgestopft, um ihre Männlichkeit aufzubessern. Einige Höflinge konnten sich nicht zurückhalten, sie nach neuer Mode sogar mit Schleifen zu besetzen.

Als die Trompeter das Signal zum Händewaschen bliesen, knieten die Pagen mit Handbecken und Kannen vor den Gästen nieder, begossen ihre Hände und reichten ihnen Tücher zum Abtrocknen. Danach nahmen alle ihre Plätze ein, Königin Claude und die Königinmutter mit ihren Hofdamen auf der Estrade, der König an der Marmortafel inmitten des Saales.

Königin Claude wirkte blass und erschöpft. Dennoch leuchteten ihre Augen ihrem Gemahl entgegen. Sie liebte François tief und innig. Wie sehr sie ihm zugetan war, erfuhr ich erst durch ihre Tagebücher, die mir lange nach ihrem Tod in die Hände fielen. Diese Aufzeichnungen, vielleicht unterstützten sie meinen Entschluss zu morden. Ich erhielt sie, als … Ich kann nicht darüber sprechen. Noch nicht.

Ich war bereits in großer Sorge um Prinzessin Claude, als die Heirat mit François vereinbart wurde. Sie war ein sehr sanftes, barmherziges Wesen. Ihre Zukunft neben dem selbstherrlichen jungen Herzog malte ich mir in den düstersten Farben aus. François interessierten nur die Königskrone und Claudes Mitgift. Er liebte die Prinzessin nicht. Er begehrte die hunderttausend Écus d’or, die Louis der Zwölfte als Hochzeitsgeschenk für seine Tochter vorgesehen hatte, und er beabsichtigte, durch eine Heirat Frankreich die Bretagne einzuverleiben. Das salische Recht verbot Frauen, die Krone von Frankreich zu erwerben. Claude hatte jedoch die Bretagne geerbt. Seit dem Tod ihrer Mutter Anne de Bretagne war sie Herzogin dieses wunderschönen Landes am Meer.

»Ich werde diese Königstochter auf jeden Fall heiraten«, hörte ich François de Valois zu seiner Mutter sagen, »aber ich werde sie niemals lieben. Nichts an ihrer Erscheinung reizt mich. Sie schielt und humpelt und ihr dicklicher Körper ist mir zuwider. Dennoch will ich dieses missgestaltete Kind zur Frau nehmen. Das ist eine Staatsfrage! Es geht um die Bretagne und um andere Vorzüge, die mein Königreich aus dieser Heirat ziehen kann. Und was die Liebe betrifft, habe ich genügend Möglichkeiten, mir die verlockendsten Blümchen im ganzen Reich zu pflücken.«

Auch Louise de Savoie missbilligte Prinzessin Claude. Sie urteilte mit harten Worten über sie:

»Ich kann es nicht mit ansehen. Sie ist einfach zu hässlich. Ihr Humpeln verstärkt sich täglich und ihre Schwächlichkeit macht sie abstoßend. Ich hege große Zweifel, ob dieses kränkliche Mädchen überhaupt in der Lage ist, Euch, dem zukünftigen König, Kinder zu schenken.«

Prinzessin Claude war seit früher Kindheit kränklich. Als ich an den Königshof kam, bangte man nicht das erste und das letzte Mal um ihr Leben. Sie war damals fünf Jahre alt. Sie litt oft an hohem Fieber. Zudem plagten sie ständig entzündete Augen. Jeden Morgen erhielt sie Augenbäder, um ihre verklebten und geschwollenen Lider öffnen zu können. An Tagen, an denen die Kleine kräftig genug zu sein schien, durfte sie Spaziergänge mit Perette unternehmen. Perette le Lois kümmerte sich um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Prinzessin. Die gute Seele hatte die kleine Claude in ihr Herz geschlossen und wachte Tag und Nacht über sie wie eine liebende Mutter. Häufig besuchten die beiden die Schlossküche. Bei den üblichen Mahlzeiten verweigerte Claude das Essen. Sie zog es vor, in meiner Küche am Tisch zu sitzen und ein frisch zubereitetes Omelett zu essen, was man ihr gewährte. Alle freuten sich, dass sie überhaupt Nahrung zu sich nahm. Der Prinzessin war es erlaubt, zu welcher Tageszeit auch immer, ihr Omelett zu verspeisen. Ich sehe sie noch heute vor mir, mit ihrem blässlichen Gesicht, umrahmt von einer bretonischen Haube. Sie ließ sich viel Zeit beim Essen. Ab und zu warf sie mir einen schüchternen Blick zu und lächelte. Beim Abschied berührten ihre Finger kaum merklich meine Hand. Danach humpelte sie aus der Küche, nicht ohne Ermahnungen von Perette, sich nicht zu überanstrengen und zu verhalten, wie es einer Prinzessin gezieme.

Wie viel Zeit war seitdem vergangen. Plötzlich saß das kleine Mädchen als Gemahlin des Königs von Frankreich im Festsaal. Ich hätte ihr ein besseres Leben gewünscht.

Erneut tönten die Fanfaren. Das Krönungsessen begann. Ich betrat den Festsaal, schritt den Edelknaben voran. Ich hielt meinen Amtsstab, allein darauf bedacht, meine Erregheit im Zaume zu halten und nicht zu zittern. Nachdem der Kardinal das Mahl gesegnet hatte, folgte ein Gang dem anderen, jeder begleitet von Trompetenklängen. Ich hatte mir große Mühe gegeben. Die Pagen servierten Pasteten von Rebhühnern, Krammetvögel gefüllt mit Weinbeeren, Hechtkopf samt gespicktem Hecht, Ochsenbraten an Meerrettichsauce, Hühnerpastete und Kapaun. Danach gesottene Karpfen, Rehpastete und Speckpfannkuchen. Schließlich folgte ein Hammel vom Spieß, aus dessen Hals Rotwein sprudelte.

Nachdem der Vorkoster alle Speisen geprüft hatte, zog der König sich die Schüsseln unters Kinn, tunkte seine Brotbrocken in die Speisen, wobei er genüsslich schmatzte. Ihm schien alles zu munden. Ich war zufrieden und meine Aufregung legte sich.

Kanzler Antoine Duprat saß mit fettumkränztem Mund zur Linken des Königs. Bevor er einen Bissen hinunterschluckte, stopfte er schon den nächsten in sich hinein. Es beleidigte mich zu beobachten, wie meine mühevoll zubereiteten Speisen im Rachen des Kanzlers verschwanden, ohne dass seine Zunge auch nur einen Hauch ihren Geschmacks hätte wahrnehmen können.

Es folgten die Pasteten, aus denen weiße Tauben flogen, Hasenbraten, feines Gebäck, Spanferkel, Hirschbraten in Rotweinsud, Eierkuchen, ein Adler, aus Gebäck geformt, die Fischsuppe und der Nachtisch: Pfauen, Fasane, Sülzen und Kaninchen, gepaart mit allerlei Zuckerwerk. Alles war vorzüglich gelungen.

Nach dem Souper spielten die Musiker zum Tanz auf. Nachdem die Diener Tische und Bänke beiseite geräumt hatten, griff ein Spielmann zur Laute und zog durch den Saal. Der Vortänzer nahm zwei Damen zur Hand und folgte graziösen Schrittes. Er hätte einen gefüllten Weinbecher auf dem Kopfe halten können, ohne einen Tropfen zu vergießen. Schließlich reihten sich die anderen Gäste ein und tanzten im Kreis.

Zu späterer Stunde ging der anmutige Tanz in ausgelassenes Springen und Drehen über. Unter lustvollen Schreien warfen die Herren die Tänzerinnen in die Höhe. Zum Abschluss tanzten alle, die noch munter genug waren, den Totentanz. Der König spielte den Toten und ließ sich von allen Damen küssen.

Königin Claude beobachtete das Treiben von der Estrade aus. Das Leuchten in ihren Augen war erloschen.

5

Ich saß auf der Estrade und vermochte den Blick nicht von ihm abzuwenden. Ich verfolgte jede seiner Bewegungen, ergötzte mich daran, wie er das Brot tunkte, die Speisen zum Mund führte, wie er sich zur Seite neigte, um zu plaudern, die rechte Augenbraue hob, wenn er zu sprechen ansetzte. Sehnsüchtig erwartete ich jeden neuen Fanfarenton, weil er dann aufhorchte und seine Augen in den Saal strahlten, ein Blick, in dem sich Stolz und Glück miteinander paarten. Bei jedem Ton, der erschallte, hoffte ich, er würde diesen Blick zu mir auf die Estrade richten, mir nur ein einziges Mal zublinzeln, seiner Gemahlin, die bereits sein Kind unter dem Herzen trug.

Nun schritt François zum Tanze. Ich sah ihn die spanische Pavane ausführen. Seine Passagen waren brillant getanzt, die Schritte kunstvoll abgemessen und die Kadenzen vortrefflich eingehalten. Ich weiß nicht, was ich mehr bewundern soll, das anmutige Tanzen oder die majestätische Eleganz, wenn er stehen bleibt, seine beschwingte Heiterkeit oder sein erhabener Stolz zum Ausdruck kommt. Barmherziger Gott, warum ließest du mich lahmen? Ich gäbe mein Leben, nur einmal an der Seite meines geliebten Gemahls zu tanzen.

Ich betrachtete sein Antlitz. Seine Augen standen in Flammen, Augen, die die Finsternis der Nacht zu erhellen und am Tage das Sonnenlicht zu überstrahlen vermögen. Aber ihr Glanz war nicht auf mich gerichtet, sondern auf die Damen, mit denen er sich drehte. Welcher junge, schöne König wünscht sich eine Gemahlin wie mich? Ich bin hässlich, jedoch nicht dumm. Ich spüre stets, wie er mich meidet. Wenn ich seine Hand fasse, fühlt sie sich leblos an, wenn er mit mir das Bett teilt, ist sein Körper von einer Rüstung umgeben. Es lebt sich kühl an seiner Seite. Wer, wenn nicht ich, könnte mit Sicherheit behaupten, dass er nur seine Pflicht erfüllt, königliche Kinder zu zeugen. Dennoch fiebere ich den Stunden entgegen, in denen er sich mir widmet, denn ich hoffe, eines Tages seine Liebe zu gewinnen.

Ich bin voller Zuversicht und Vorfreude. Die Geburt eines Sohnes wird seine Liebe aufflammen lassen. Gottvater im Himmel, verhilf mir zu einem Sohn, einem Thronfolger. Und mildere meine Ängste, das Schicksal meiner lieben, guten Mutter zu teilen, die Fehlgeburten und Totgeburten durchlebte und nur eine Tochter wie mich gebar.

Woher nehme ich meine Hoffnung?

Zu später Stunde wurden die Tänze wilder. François gebärdete sich immer ausgelassener. In ihm tobte jene Tollheit, die mich stets ängstigt. Es war etwas Gewalttätiges in seinen Bewegungen, eine Rohheit, die mich daran erinnerte, wie er mit dem Schwert auf Türen einschlägt oder mit Holzscheiten auf Puppen zielt.

Plötzlich warf er sich auf den Boden, nahm lachend die Küsse der Damen entgegen. Ich wendete meinen Blick ab und gab meinen Kammerfrauen Zeichen, mich in meine Gemächer zu führen. Die Hände über meinem leicht gewölbten Bauch verschränkt, verließ ich die Festlichkeit.

Warum kränkt er mich? Genügt es nicht, dass er mich nicht liebt?

Ich versuche, die Gedanken und Bilder fortzuschieben, die von mir Besitz nehmen. Je mehr ich mich bemühe, desto klarer treten sie in Erscheinung.

Es war im Januar 1514. Mutter hatte einen Harngriesfall erlitten und lag im Krankenbett. Sie schrie vor Schmerzen. Bei jedem Schrei, den sie ausstieß, zitterte ich. Ich atmete tief durch, um Kraft zu schöpfen, nicht schwach zu sein und ihr alle Stärke zu geben, die ich aufzubringen vermochte.

Stunde um Stunde hielten Vater und ich ihr die Hände, bis ihre Kräfte dahinschwanden. Sie bäumte sich noch einmal auf und stieß einen letzten Seufzer aus. Dann sank sie erlöst auf ihr Kissen nieder.

»Geht«, flüsterte Vater, »geht und bereitet die Gruft und den Ort, wo meine Gemahlin ruhen soll, und macht sie groß genug für sie und für mich. Noch ehe das Jahr entschwindet, werde ich mit ihr vereinigt sein und ihr Gesellschaft leisten.«

Die Totenglocken läuteten. Die Diener schlugen alle Räume mit schwarzen Tüchern aus, zogen Hussen über Stühle und Sessel und verdeckten die Wandteppiche. Der ganze Hofstaat trug schwarze Trauerlivreen. Kein fröhliches Geräusch drang aus dem Schloss, in dem Vater alle Vergnügungen untersagt hatte. Wochenlang lebten wir in tiefer Trauer. Ich weinte, bis die Tränen versiegten mit der voranschreitenden Zeit, die jeden Kummer abschwächt.

Vater verlor seinen Lebensmut. Als Mutters Herz schon lange im Reliquienschrein in Nantes verwahrt und ihr Körper zu Grabe getragen worden war, siechte er immer noch, von düsteren Gedanken umgeben, auf seiner Bettstatt, abgemagert, oft nicht mehr imstande, die Hände, geschweige denn die Beine zu gebrauchen. Die Staatsgeschäfte kümmerten ihn nicht, denn er sah keinen Sinn mehr in seinem Tun.

Seine gebrochene, heisere Stimme dringt an mein Ohr, als wäre es heute: »Ich habe nicht nur deine Mutter verloren, Claude, auch meine Hoffnung auf einen Sohn ist zerstört. Ich sehne mich zu sterben. Zuvor jedoch, damit alles seine Ordnung hat, werde ich deine Vermählung mit François de Valois veranlassen.«

Das Blut pulsiert in meinen Adern. In meinen Ohren vernehme ich ein Rauschen, das immer stärker wird. Die Erinnerung lässt sich nicht verjagen. Die Hochzeit. Hochzeit? Welch trügerisches Wort.

Die wenigen Hochzeitsgäste trugen Trauerkleidung. Auch François und ich waren in schmucklose schwarze Damastgewänder gehüllt. Wir zelebrierten die Messe. Darauf folgte ein schlichtes Diner. Weitere Feierlichkeiten fielen aus. Weder Ritterspiele noch Musik und Tanz schmückten unseren Ehrentag.

»Unsere Hochzeit kommt einer Beerdigung gleich. Sie ist meiner nicht würdig«, sagte François zu mir, seiner Braut.

In der Hochzeitsnacht blieb ich allein in meinen Gemächern. Erst auf Geheiß der Schwiegermutter, die Vermählung rechtskräftig zu machen und an die Zukunft zu denken, die Söhne braucht, verbrachte mein Gemahl die Nacht mit mir.

Ich greife zum Becher, trinke einen Schluck Wasser, um die Gedanken fortzuspülen. Warum lassen sie mir keine Ruhe? Warum schiebt sich eine Erinnerung über die andere?

Vater war gestorben. Er lag einbalsamiert auf seinem Totenbett, in Seidentücher gehüllt und von den Totenwächtern umgeben. François und Louise knieten nieder und erwiesen ihm die letzte Ehre. Kaum hatten sie sich von Vater abgewendet, umarmten sie sich und bedeckten sich mit Küssen.

»Mein König, mein Gebieter, mein Cäsar, mein Sohn!«

»Mutter, ach Mutter!«

»Mein Sohn, mein Cäsar, vive mon petit fils! Vive François Premier!«

 

Ich bin fünfzehn Jahre alt. Ich habe Mutter und Vater verloren. Ich bin mit dem König von Frankreich vermählt, der mich hintergeht, von dem ich ein Kind erwarte und dessen Liebe ich gewinnen möchte. Barmherziger Gott, gib mir Kraft und Zuversicht!