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Kurzbeschreibung:

Ketzer, Huren und Verschwörer

Konstanz 1415: Mit seinen ketzerischen Thesen ist Johannes Hus zur Gefahr für die Kirche geworden. Auf dem Konzil in der Stadt am Bodensee soll er sich rechtfertigen; ihm droht der Tod auf dem Scheiterhaufen. Zwei Brüder machen sich auf den Weg in die überfüllte Stadt: Martin, ein raubeiniger Söldner, und der Mönch Alban, ein heimlicher Anhänger von Hus. Während sich Martin im Hurenviertel herumtreibt, versucht Alban, dem eingekerkerten Reformator zu helfen. Dann geraten beide in Lebensgefahr. Doch ein düsteres Geheimnis hindert sie, einander beizustehen.

Sabine Wassermann

Das Zeichen des Ketzers



Historischer Roman


Edel Elements

Ketzer, Huren und Verschwörer

Konstanz 1415: Mit seinen ketzerischen Thesen ist Jan Hus zur Gefahr für die Kirche geworden. Auf dem Konzil in der Stadt am Bodensee soll er sich rechtfertigen; ihm droht der Tod auf dem Scheiterhaufen. Zwei Brüder machen sich auf den Weg in die überfüllte Stadt: Martin, ein raubeiniger Söldner, und der Mönch Alban, ein heimlicher Anhänger von Hus. Während sich Martin im Hurenviertel herumtreibt, versucht Alban, dem eingekerkerten Reformator zu helfen. Dann geraten beide in Lebensgefahr. Doch ein düsteres Geheimnis hindert sie, einander beizustehen.

Anima nostra quasi avis erepta est de laqueo venantium laqueus contritus est et nos liberati sumus.

Unsere Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Vogelfänger; der Strick ist zerrissen, wir sind frei.
(Psalm 123, 7)

KAPITEL 1

Die Frau gefiel ihm. Sie war hübsch mit ihren schweren, dunkelbraunen Zöpfen, die beim Gehen ihre Brüste streichelten. Mit geschäftiger Miene trug sie Holzbretter voller Wein- und Bierkrüge an die Tische, schenkte den Reisenden ein, kassierte die Heller und rief ihren Vater, den Wirt, wenn etwas von dem großen Schweinsbraten, der am Feuer briet, gewünscht wurde. Keinem Gast gelang es, ihr ein Lächeln zu entlocken, obwohl viele es versuchten.

Martin winkte sie heran. Sie war erst vor kurzem in der Gaststube erschienen, hatte sich eilends eine Schürze umgebunden und mit der Arbeit begonnen. Er verfluchte sich dafür, dass er nicht später mit dem Trinken angefangen hatte, denn dann hätte er noch oft Grund gehabt, sie herbeizurufen. Doch nun waren sein Bauch und seine Blase bereits zum Platzen gefüllt.

Er hoffte nur, dass sie sich nicht an seinem Geruch störte. Wann kam ein Reisender schon dazu, sich zu waschen? Der strähnige Pilgerbart, den zu scheren er noch keine Zeit gefunden hatte, war nicht gerade eine Augenweide und der Überwurf mit dem aufgemalten Kreuz auf der Brust kaum mehr als ein Lumpen. Es war nicht ganz die passende Aufmachung, um ein zartes Frauenherz für sich zu gewinnen. Aber das, so hoffte er, machten seine breiten Schultern, die ansehnlichen Gesichtszüge und das blonde Haar wett. Und das Kurzschwert an seiner Seite. Bislang hatte sich noch jede Frau von seinem Schwert beeindrucken lassen.

Sie kam heran. »Gottes Segen, Pilger. Was möchtet Ihr?«

»Einen großen Krug Einbecker Starkbier«, sagte er in gewichtigem Ton, als sei dies ein äußerst ungewöhnlicher Wunsch.

Mit einem knappen Nicken entfernte sie sich. Hier in der hintersten Ecke hatte er den Raum, erhellt von einem mit Talgkerzen bestückten Wagenrad, das von der verrußten Decke hing, gut im Blick. Die Wirtstochter verschwand durch eine Tür und kehrte kurz darauf mit einem großen Krug zurück. Mit kräftigen Fingernägeln löste sie das Wachs vom Verschluss und füllte seinen Becher.

»Danke.« Er lächelte breit und klopfte neben sich auf die Bank. »Leiste mir ein wenig Gesellschaft.«

»Dazu fehlt mir die Zeit, Herr.«

»Aber, aber! Du plagst dich schon so lange, da wirst du sicherlich ein wenig ausruhen dürfen?«

»Ich bin doch gerade erst gekommen«, meinte sie, aber nach kurzem Zögern setzte sie sich dennoch. Als er dicht an sie heranrückte, machte sie sich steif.

»Mein Aussehen ist mir wirklich unangenehm«, sagte er zerknirscht. »Aber vielleicht gibt es hier ja eine Badestube, und dann ist das Problem schnell gelöst.« Leise lachend zupfte er an seinem Bart. »Ich verspreche dir, wenn ich aus der Wanne steige und dieses Gewächs los bin, hast du einen ansehnlichen Kerl vor dir. Du musst wissen, ich komme gerade von einer Pilgerreise zurück.« Er klopfte auf den Beutel, den er vor sich auf den Tisch gelegt hatte, prall gefüllt mit wertvollen Reliquien. »Ich war im Heiligen Land.«

Noch immer hielt sie Abstand, doch er hatte eindeutig ihr Interesse gewonnen. Er konnte sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen. Welche Frau hörte nicht gerne aufregende Erzählungen aus fremden Ländern?

»Ihr wart im Gelobten Land?«, fragte sie. »In Jerusalem?«

»So ist es. Ich könnte dir Geschichten erzählen, so viele, dass es für die ganze Nacht reicht.« Er beschloss, geradewegs anzufangen und dabei nicht zu dick aufzutragen. »Es ist wahrhaftig eine große Herausforderung! Allein die Reise nach Venedig ist voller Gefahren und doch harmlos im Vergleich zu dem, was einen danach erwartet. Zwei Monate dauerte die Überfahrt, durch Stürme, Piratenschiffe und Seeungeheuer hindurch. Aber auch das ist nichts gegen die Gefahren im Land der Türken. Für alles wollen sie dort Geld, selbst dafür, dass sie einen nur ansehen, und kann man nicht zahlen, hat man einen Dolch im Bauch oder findet sich gefesselt irgendwo wieder und muss hoffen, dass jemand Lösegeld zahlt. Aber wer sollte das tun? Verloren und verkauft bist du dort unten, und hast du doch endlich glücklich Jerusalem betreten und stehst in der Grabeskirche Jesu, bist du ein armer, geschlagener und gedemütigter Mann, und du hast keine Ahnung, wie du jemals wieder lebend nach Hause zurückkehren sollst.«

Martin beendete seine Erzählung, von der er sicher war, dass sie ihre Wirkung auch diesmal entfalten würde, doch die Wirtstochter schien unschlüssig: »So recht mag ich Euch nicht glauben.«

»Nicht?« Vielleicht hätte er die Seeungeheuer nicht erwähnen sollen, denn die hatte er nicht gesehen, aber ansonsten entsprach seine Schilderung der Wahrheit. Er versuchte es anders. »Wie heißt du?«

»Gunthild.«

»Gunthild«, wiederholte er genüsslich. »Ich bin Ritter Martin von Thiersreuth.«

»Ihr wollt von Adel sein?«, fragte sie zweifelnd.

»Würde ich sonst ein Schwert tragen?«

»Das besagt doch gar nichts. Könnt Ihr es überhaupt benutzen? Mit dieser Hand?«

Martin folgte ihrem neugierigen Blick. Sie hatte es also bemerkt. An seiner rechten Hand fehlten die beiden äußeren Finger, nur die Stümpfe bis zum ersten Knöchel waren ihm geblieben. Er hasste es, darauf angesprochen zu werden, und natürlich stellte Gunthild die unvermeidliche Frage: »Wie ist das passiert?«

Er seufzte schwer. Nun, wenn er ihr mit jener Geschichte endlich das erhoffte Lächeln abrang, sollte es so sein. Er nahm einen tiefen Schluck aus dem Krug. Dann zog er mit der Fußspitze den Hocker heran, der unter dem Tisch stand, stützte den Fuß darauf und legte die gesunde Hand aufs Knie, während er die versehrte unter den Pilgerumhang schob. »Das war so ...«

»Gunthild!«, donnerte es durch die Gaststube.

Gunthild fuhr zusammen. »Ich muss weitermachen. Mein Vater sieht es nicht gern, wenn ich bei Gästen sitze«, murmelte sie und wollte aufstehen, doch ihm missfiel es, so kurz vor dem Ziel aufgeben zu müssen. Er legte eine Hand an ihre Hüfte und die andere auf ihren Arm.

»So warte doch, schöne Frau. Versprich mir erst, dass du dich mit mir triffst. Gewähre einem Pilger, der ein Jahr lang nichts als Frömmigkeit im Sinn hatte, einen netten Abend. Ich spiele dir etwas auf der Laute vor und singe dir ein Liebeslied.«

»So lasst mich gehen«, bat sie und versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen, doch in ihren Augen lag ein ihm wohlvertrauter Glanz. »Mein Vater wird gleich schimpfen.«

Einige der Gäste hatten inzwischen die Köpfe gehoben. Große Burschen waren darunter, die offensichtlich gewillt waren, einer vermeintlich in Bedrängnis geratenen Frau zu helfen. Finster gab Martin die Blicke zurück, bevor er sich wieder Gunthild zuwandte, doch plötzlich drehte sie sich in seinem Griff, sodass er ihr einen unfreiwilligen Kuss auf die Ohrmuschel gab. Sie stieß einen Schrei aus. Da sah er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Hart traf eine Faust sein Gesicht. Drei Kerle standen hinter dem Tisch, Bauern oder Knechte, jeder Einzelne eine bullige Erscheinung. Über ihm erhob sich der Wirt; er war es, der die Faust geschwungen hatte. Er beugte sich vor, um den Pilgerüberwurf beiseitezuziehen und Martin die kleine, allzu schlaffe Geldkatze vom Gürtel zu reißen.

»He!«, rief Martin empört, während er sich die schmerzende Wange rieb. »Da ist mehr drin, als ich dir schulde!«

»Du schuldest mir vor allem dies.« Erneut schlug ihm der Wirt ins Gesicht, diesmal gegen die Schläfe. Martin stöhnte benommen; fast wäre er von der Bank gerutscht. Das verdammte Bier hatte ihn schwach gemacht. Der Wirt trat zurück. »Werft ihn hinaus.«

Martin biss die Zähne zusammen, stemmte den Fuß gegen den Tisch und stieß ihn um. Krüge, Humpen und eine halbgeleerte Schale mit Grütze fielen polternd zu Boden. Die Männer wichen zurück; er sprang an ihnen vorbei und drehte sich um. Hinter sich hörte er die anderen Gäste aufschreien und Stühle über den Boden kratzen, als sie sich in Sicherheit brachten.

»Wage es ja nicht, dein Schwert zu ziehen!«, rief einer der Männer, wohl der Knecht des Wirts, denn er trug über dem fleckigen Kittel einen Gürtel, in dem ein mit Fleischsaft verklebtes Beil steckte.

»Wie komme ich dazu, deinetwegen Blut zu vergießen?«, höhnte Martin, stürzte vorwärts und hob eine Faust, um den Hieb zu vergelten. Doch bevor ihm das gelang, spürte er einen Schlag im Bauch; ein weiterer Hieb, diesmal von einem der anderen Kerle, traf ihn im Gesicht und ließ ihn herumwirbeln, auf Gunthild zu. Er konnte gerade noch verhindern, auf sie zu fallen, indem er sich auf der Bank abstützte. Ihre Augen schwebten nur eine Handbreit vor seinen.

»Und dabei hatte ich heute Abend gar nicht vor, mich um ein Mädchen zu prügeln.« Er strich sich die Haare aus der Stirn und zwinkerte ihr zu. »Aber du bist es wert, mein Täubchen. Ah!«

Eine Hand hatte sich in seine Haare gekrallt und zog ihn zurück. Er rammte seinen Ellbogen in den Angreifer und taumelte weiter, gegen einen anderen Tisch, der krachend umfiel.

»Schafft das versoffene Schwein endlich hinaus!«, brüllte der Wirt. »Der schlägt ja alles zu Bruch!«

Als Martin herumwirbelte, sah er sich dem gezückten Beil gegenüber. »Wollten wir nicht auf Blutvergießen verzichten? Aber ich passe mich gern an.« Er zerrte den lästigen Überwurf beiseite und zog blank. Der Knecht starrte auf das Schwert, ließ das Beil aber nicht sinken. Martin hob das Schwert, jedoch nur, um das Wagenrad zu sich heranzuziehen. Heißes Kerzenfett tropfte auf den Knecht, der fluchend einen Schritt zurücktrat und sich durch die Haare fuhr. Schnell stieß Martin die Klinge zurück in die Scheide, sprang vor und schlug ihm das Beil aus der Hand. Dann ließ er die Faust vorschnellen, doch wegen seiner fehlenden Finger schrammte sie nur am Kinn entlang; er taumelte dem Schlag hinterher und stieß gegen den nächsten Tisch. Schmerzhaft schlug die Kante gegen seine gefüllte Blase. Er krümmte sich. Zwei kräftige Pranken rissen ihn zurück. Ein erneuter Schlag traf seine Schläfe, und ihm wurde schwarz vor Augen.

Er fand sich auf den Knien wieder, die Arme vor dem Bauch verschränkt, da er fürchtete, die vielen Humpen Bier erbrechen zu müssen. Verloren!, dachte er und sah sich nach Gunthild um. Sie hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und kaute am Daumennagel. »Mädchen, sieh mich nicht so enttäuscht an«, stöhnte er. »Wäre ich nicht so betrunken, hätte ich dir einen besseren Kampf gezeigt. Wirklich – viel besser.«

Über ihr Gesicht huschte ein Lächeln.

Zwei Männer packten ihn und zerrten ihn auf die Füße. Erstaunt stellte er fest, dass ihm das Stehen schwerfiel. Der Boden der Gaststube schien zu schwanken. »Auf die Straße?«, fragte der Knecht.

»Wie sähe das denn aus, wenn dieser Dreckskerl vor meiner Tür liegt«, antwortete der Wirt. »Nein, schafft ihn in den Pferdestall, der hat sich für solche Fälle stets bewährt. Da kann er seinen Rausch ausschlafen. Die Pferde wird er ja wohl nicht belästigen, obwohl die vom Geruch her besser zu ihm passen.«

Darauf folgte Gelächter, das Martin in den Ohren dröhnte. Harte Finger bohrten sich in seine Arme und zerrten ihn zur Tür. Die eiskalte Abendluft klärte seinen Kopf nur unwesentlich. Immerhin nahm er wahr, wohin ihn die Männer brachten, über einen schlammigen Platz hinweg zum Stall. Das Tor schwang auf, Gestank von Pferdekot und Stroh schlug ihm ins Gesicht. Sie stießen ihn in eine Ecke, wo er bäuchlings ins Stroh fiel. All das war zu viel für ihn, er übergab sich. Danach war er froh, sich im Stroh ausstrecken zu können. Und obwohl es so kalt war, dass sein Atem zu weißen Wölkchen gefror und seine Finger klamm wurden, galt sein letzter Gedanke der Tochter des Wirts. So viel lieber als mit den Resten seines Bieres hätte er mit ihr das Strohbett geteilt.

Leises Schnauben, Wiehern und Rascheln begleiteten seinen unruhigen Schlaf. Ab und zu hörte er jemanden ein Pferd aus einem Verschlag holen oder ein anderes einstellen. Gegen Morgen weckten ihn Stimmen, die offensichtlich ihm galten.

»Das ist er? Grundgütiger! Das muss ein Irrtum sein.«

»Ich fürchte nicht. Der Wirt hat gesagt, dass wir ihn hier finden.«

»Bruder Johannes, mir ist unwohl hier drinnen, lass uns zurückgehen. Er ist es bestimmt nicht.«

Zwei Kuttenträger, dachte Martin verächtlich. Was wollten die von ihm?

Schritte raschelten im Stroh, dann rief einer der Mönche: »So schau doch, seine Hand! Genau wie Pater Alban sie beschrieben hat.«

Alban? Martins Kopf begann sich zu klären. Er setzte sich auf, wobei er ein Stöhnen nicht unterdrücken konnte. Hatte man ihm den Schädel eingeschlagen? Um sich zu vergewissern, dass es nicht so war, griff er sich an die pochende Stirn. Wenigstens konnte er dem schmerzhaften Druck in seiner Blase abhelfen. Er hob Überwurf und Hemd, band seine Bruche auf und erleichterte sich ins Stroh. Angewidert hielten die Mönche den Atem an.

Langsam drehte er den Kopf nach ihnen. Es waren zwei schwarzgewandete Benediktiner. Ängstlich beobachteten sie jede seiner Bewegungen, als könne er jederzeit aufspringen und sie mit seinem Kurzschwert erschlagen. Besaß er es überhaupt noch? Martin tastete nach seinem Gürtel, es hing daran. Auch der Beutel mit den wertvollen Reliquien war da; achtlos hatte ihn jemand ins Stroh geworfen.

»Nicht!«, rief einer der Mönche. »Es ist nicht nötig, das Schwert gegen uns zu ziehen. Wir wurden geschickt, dir ein Angebot zu unterbreiten. Im Namen Pater Albans aus dem Kloster Steinreuth.«

Martin verschnürte seine Bruche und rieb sich Augen und Schläfen, um dem Kopfschmerz Einhalt zu gebieten. Es half wenig. »Ein Angebot?«

»Ja. Du sollst ... Du mögest bitte mit uns ins Kloster kommen, damit alles besprochen werden kann.«

Allein der Gedanke, jetzt aufzustehen, machte ihn wieder müde. »Euer feiner Pater Alban kann gefälligst herkommen«, brummte er und streckte sich im Stroh aus. Bevor der Schlaf sich erneut über ihn senkte, hörte er noch, wie sie erregt miteinander flüsterten. Was immer sein Bruder von ihm wollte, es konnte nichts Gutes sein.

***

»Bist du wach?«

Ruckartig fuhr Martin hoch, als er die vertraute Stimme vernahm. Wahrhaftig, dort am Tor stand Alban; er hatte die Hände in die Ärmel seiner Kukulle geschoben und maß ihn mit ausdruckslosem Blick. Alban, sein vier Jahre jüngerer Bruder, ihm so unähnlich, wie es nur möglich war. Seine Gesichtszüge waren hager, die Lippen schmal, die Augen dunkel und hochmütig dreinblickend. Seine Haare glänzten fast schwarz, im Gegensatz zu Martins blondem, ungebändigtem Schopf, und man mochte kaum glauben, dass sie nicht nur von derselben Mutter, sondern auch demselben Vater stammten. Diese Gedanken gingen Martin jedes Mal durch den Kopf, wenn er ihn sah, was selten der Fall war. Ihrer beider Leben überschnitten sich kaum.

»Ich bin wach. Jedenfalls bemühe ich mich darum.« Martin blieb im Stroh sitzen, zog die Knie an und legte die Arme darauf. »Wie hast du mich gefunden?«

Alban zog eine Hand aus dem Ärmel und machte eine unbestimmte Geste. »Das war nicht weiter schwierig. Man hat deine Rückkehr aus dem Heiligen Land beobachtet, also schickte ich jemanden auf deine Burg. Der fand dort deinen treuen Hund Sandro, der mir sagte, du würdest die Gaststätten der Gegend unsicher machen. Dass es diese ist, erfuhr ich von einem Ordensbruder, der Zeuge wurde, wie du das Innere der Gaststube zu Kleinholz geschlagen hast.«

»Schön. Und was willst du von mir?«

»Ich?« Alban verdrehte die Augen. »Gott möge mich davor bewahren, dass ich jemals in die Lage komme, etwas von dir zu wollen. Der ehrwürdige Abt benötigt einen Söldnertrupp, der ihn nach Konstanz begleitet.«

»Was, Konstanz?« Noch immer ermattet, rieb sich Martin die Augen.

»Das ist eine Bischofs- und Reichsstadt im Süden, an einem großen See gelegen.«

»Das weiß ich!« Martin funkelte ihn wütend an. »Für wie ungebildet hältst du mich eigentlich?«

Darauf ging Alban nicht ein, was Martin Antwort genug war. »Dort tagt seit einigen Monaten das Konzilium der Heiligen Mutter Kirche, von dem selbst du gehört haben müsstest, denn die ganze Christenheit redet von nichts anderem. Sigismund, der künftige Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, hat es einberufen, um das unerträgliche Schisma zu beenden, das die Kirche in ihren Grundfesten erschüttert.«

Martin stieß ein verächtliches Schnauben aus. Natürlich hatte er während seiner Reise davon gehört. Er wusste auch, dass es zwei Päpste gab, einen in Rom, einen im französischen Avignon. Solange er lebte, war das schon so. Gab es seit einigen Jahren nicht sogar drei? »Und dafür hast du mich deinem Abt empfohlen? Das kann ich kaum glauben.«

»Ich habe ihm empfohlen, sich wie jeder reisende Mönch allein dem Schutz Gottes anzuvertrauen. Die Wehr des Mönches ist das Wort, aber er besteht auf einer bewaffneten Begleitung. Leider bist du weit und breit der Einzige, von dem ich weiß, dass er dazu taugt. Im Übrigen habe ich ihm nicht gesagt, dass du mein Bruder bist, und es wäre mir recht, wenn du das ebenfalls verschweigen würdest.«

»Wie du willst«, knurrte Martin. Am liebsten hätte er das Angebot seines tugendhaften, gelehrten Bruders, der ihn sogar verleugnete, abgelehnt. Aber er brauchte das Geld. Ohne ein weiteres Wort stemmte er sich hoch und ging zu dem Verschlag hinüber, in dem sein Schecke stand. Er führte ihn heraus, sattelte ihn und schwang sich noch im Stall hinauf. Alban würdigte er keines Blickes, als er an ihm vorbeiritt und das Pferd in Richtung der Abtei lenkte. Hinter sich hörte er Albans Gewand rascheln. Sein Bruder musste schnell gehen, um Schritt zu halten, und das tat er klaglos.

»Wer wird denn reisen?«, fragte Martin, als das nahegelegene Klostergebäude vor ihnen auftauchte. »Nur der Abt?«

»Er und ich als sein Schreiber.«

»Du auch?« Martin lachte, dass seine Stimme bis zur Klosterpforte hallte. »Ein hochnäsiger Mönch und ein gestrenger Abt, welche Freude!«

In den Schenken der Umgebung sprach man von jenem Abt als einem unangenehmen Menschen, streng und aufbrausend. Er schien genau die Sorte von Auftraggeber zu sein, mit der Martin leicht in Streit geriet. Und der Weg nach Konstanz war weit. Er sah zu Alban hinunter. Sein Bruder schaute unter zusammengeschobenen Brauen besorgt drein, als sei er sich dieser Gefahr nur allzu bewusst.

KAPITEL 5

Irgendwann in der Nacht erwachte Martin, immer noch an die Wand gelehnt. Wenige Schritte entfernt lag Sandro im Stroh ausgestreckt. Er roch nach Wein; seine Bruche war nachlässig verschnürt. Also hatte er sein Ziel erreicht und in der Stadt eine willige Frau gefunden. Am Stalltor brannte eine Öllampe, in deren Licht einige Männer hockten und sich leise unterhielten. Das Tor stand offen, ab und zu tauchte ein schwarzgekleideter Mann im Lichtschein auf. Martin vermutete, dass es irgendwann nach der Matutin war. Es würde noch zwei oder drei Stunden dauern, bis Alban kam. Mit einem Mal fühlte er sich hellwach, dabei hatte er gehofft, diese enttäuschende erste Nacht einfach zu verschlafen. Sollte er Sandro wecken und ihn bitten, ihm von seinen Erlebnissen in der Stadt zu erzählen? Nein, das würde seine Laune nicht bessern.

Pater Albrecht kam ihm in den Sinn. Dieser kluge alte Mann hatte ihm prophezeit, dass es Schwierigkeiten geben würde, allerdings hätte selbst er wohl nicht gedacht, wie bald. Martin nahm die silberne Kette vom Hals, an der jener Anhänger hing, den zu tragen der Pater ihn so eindringlich ermahnt hatte. Es war ein winziger, zapfenförmiger Silberbehälter, der sich in der Mitte aufschrauben ließ. Er tat es und schüttelte den Inhalt auf seine Handfläche – einen winzigen Holzsplitter. Erworben hatte er ihn in der Grabeskirche zu Jerusalem; es war das einzige Andenken, das er für sich gekauft hatte und nicht für seinen Auftraggeber. Diesem hatte er viele wunderliche Dinge mitgebracht: einen Stein vom Ölberg, einen Olivenzweig aus dem Garten Gethsemane, Rosenkränze aus der Grabeskirche, Fläschchen mit Jordanwasser. Und sogar einen Dorn, von dem es hieß, er stamme aus der Dornenkrone.

Dieser Splitter jedoch gehörte ihm. Er hatte noch in Jerusalem diesen Anhänger dafür anfertigen lassen, seitdem trug er die Kette bei sich. Natürlich wusste er, dass die Herkunft des Splitters nicht gesichert war. Seit Jahrhunderten pilgerten Menschen ins Heilige Land und kauften Holzstückchen vom Kreuz Jesu und solche Dinge, sie konnten unmöglich alle echt sein. Aber er hatte den Verkäufer seines Splitters sehr sorgsam ausgewählt, und die Beteuerungen der Echtheit hatten glaubwürdig geklungen.

Er besah sich den Inhalt seines Anhängers selten, aber wenn er es tat, hielt er den Atem an, damit der winzige Splitter nicht versehentlich fortwehte. Mit allergrößter Vorsicht legte er ihn in sein Behältnis zurück und verschloss es. Dann küsste er den Anhänger und hängte ihn sich wieder um. Der Zapfen fühlte sich gut auf der Haut an, er fühlte sich richtig an.

Und doch war da eine bohrende Stimme in seinem Kopf, die ihn verhöhnte. War er es überhaupt wert, diesen Splitter zu besitzen? Was war er denn für ein Mensch? Nein, sein Schwert oder seine Füße für Geld zu verkaufen, fand er nicht unehrenhaft. Aber was machte ihn sonst aus? Er hatte die Burg seines Vaters verkommen lassen, ohne wirklich zu begreifen, wie er das geschafft hatte. Er trank, hurte und ging selten in die Kirche. Das Verhältnis zu seinem Bruder war von tiefster Abneigung geprägt. Wie man Frauen für eine Nacht betörte, wusste er wohl. Aber wie ließ sich die Leere danach füllen? Wie fühlte es sich an, eine Frau zu lieben? Nicht nur für eine Nacht, sondern, wie Pater Albrecht es geraten hatte, für immer?

Warum denke ich gerade jetzt über diese Dinge nach?, fragte er sich verdrossen, lehnte den Kopf an die Bretterwand und versuchte weiterzuschlafen. Aber wieder hatte er Alban vor Augen, wie er am Stalltor stand, das schlechte Gewissen im hageren Gesicht.

Er stand auf und schlüpfte in seinen Mantel. Die Luft war klar und kühl, die Nacht schwarz, denn es war Neumond. Ein Mönch kreuzte seinen Weg, eine Lampe vor sich haltend, und bog auf den Weg zur Abtei ein. Martin schloss sich ihm an und betrat das Gebäude.

Schweigend und den Blick fest auf den Boden geheftet, zogen die Mönche ihrer frühmorgendlichen Wege. Es waren nur wenige, und sie störten sich nicht an seiner Anwesenheit. Im Kreuzgang hockte er sich auf eine steinerne Bank und sah einem jungen Novizen zu, wie dieser die Lampen entzündete, die von den Arkadenbögen hingen.

»Kann ich Euch helfen?«, fragte der Novize.

»Ich suchte Rogatus von Steinreuth.«

Nach kurzem Nachdenken erhellte sich die Miene des jungen Mönches. »Ihr meint den Abt, der so leicht aufbraust! Aber wer seid Ihr, dass Ihr zu ihm wollt?«

»Der Anführer seines Söldnertrupps«, antwortete Martin. Der Junge zögerte, offenbar fragte er sich, was es für einen Grund geben konnte, seinen Auftraggeber so früh am Morgen aufzusuchen. Martin beschloss, einfach bei der Wahrheit zu bleiben. »Ich will meinen Sold holen.«

»Wollt Ihr das nicht lieber nach der Laudes tun?«

»Nein.«

»Es tut mir leid, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich Euch sagen darf, welche Zelle er hat. Bitte kommt später wieder.«

Martin setzte eine ernste Miene auf. »Ich sah heute einen Novizen bei einer Hure. Du könntest es gewesen sein.«

Der Junge schüttelte den Kopf. Er war es nicht, dennoch errötete er. »Thomas von Aquin sagt, je größer die Begierde ist, die einen übermannt, desto geringer ist die Schuld. Ich bitte Euch, über solche Dinge zu schweigen.«

»Natürlich. Wo finde ich den Abt?«

»Genügt es, wenn ich es Euch erkläre? Ich muss hier meinen Pflichten nachkommen und bin schon spät dran.«

Ungeduldig hörte Martin seinen Ausführungen zu und machte sich auf den Weg. Er kam an einem großen Raum vorbei, in dem Schreibpulte standen, folgte einem schmalen Gang und gelangte in einen abgelegenen Trakt, in dem es roch, als sei die Latrine nicht weit. Eine einsame Wandlampe erhellte die düsteren Türen nur schwach. Nie hatte Martin verstanden, was es war, das seinen Bruder ins Kloster gezogen hatte, und er würde es wohl nie verstehen. Die Lust am Lesen und Schreiben, das sicherlich. Aber was sonst? Er wusste so wenig über ihn.

Die meisten Kammern waren verschlossen, bis auf zwei, die eher wie Lagerräume wirkten. War er wirklich auf dem richtigen Weg? Doch da hörte er hinter einer der Türen ein Schnarchen. Wahrhaftig, hier waren Gäste einquartiert.

Die letzte Zelle rechts, hatte der Novize gesagt. Unter der Tür jener Zelle floss gedämpfter Lichtschein auf den Gang. Martin ging darauf zu und hob die Faust, um anzuklopfen, aber etwas hielt ihn davon ab. Ein Geräusch? Seine Finger berührten das Holz der Tür, wie alles hier kalt und abweisend. Diese Tür war nicht verschlossen. Langsam drückte er sie auf. Das Holz knarrte nicht. Er hätte es ohnehin kaum wahrgenommen, denn das, was er dahinter zu sehen bekam, zerrte an seinem Verstand. Er starrte in die Kammer, fassungslos und zutiefst entsetzt.

Sie war klein, besaß aber ein gemauertes Podest, auf dem eine Matratze und Decken lagen. Eine Kerze flackerte im Luftzug und tauchte die beiden nackten Männer darauf in ihren bleichen Schein. Es erschütterte Martin nicht so sehr, zwei Mönche zu sehen, die es miteinander trieben. Dass so etwas vorkam, hörte man hin und wieder. Vielmehr entsetzte ihn, dass der eine der beiden Ordensbrüder – der Abt – dem anderen seinen Willen aufzwang. Und dieser andere war Alban.

Rogatus kniete hinter ihm. Albans Hände, die auf dem Rücken gefesselt waren, öffneten und schlossen sich krampfhaft im Takt der Stöße. Sein Oberkörper war vorgebeugt, sein schmerzverzerrtes Gesicht in Schweiß gebadet. Er hatte die Zähne zusammengebissen, sodass sie knirschten. Seine Schultern zitterten vor Anstrengung, es zu ertragen. Rogatus atmete keuchend. Seine Augen waren geschlossen, während er sich seiner ekelhaften Lust hingab.

All das nahm Martin während der Dauer zweier Herzschläge wahr, dann stürmte er in die Kammer. Zischend glitt sein Schwert aus der Scheide. Noch im Laufen beschrieb er mit der Klinge einen Bogen und ließ sie zwischen den schweißfeuchten Körpern niedersausen. Ein furchterregender Schrei aus der Kehle des Abtes hallte von den Wänden wider. Seine Augen schienen aus ihren Höhlen zu quellen. Seine Lippen bewegten sich, als versuche er zu fragen, was geschehen war. Dann sackte er zur Seite und rührte sich nicht mehr. Das Schwert entglitt Martins Hand. Klirrend fiel es zu Boden.

Alban war nach vorne gefallen, hatte die Knie angezogen und das Gesicht darin vergraben.

»O Gott, Martin, was tust du hier?«, flüsterte er. Martin zerrte ihn von dem Podest herunter. Mit dem Dolch, den er an einem zweiten Gürtel verborgen unter dem Hemd trug, durchtrennte er Albans Fesseln und warf ihm das Gewand über die Schulter.

»Zieh dich an.«

Gekrümmt stand Alban da, hielt seine Tunika an die Brust gepresst und rührte sich nicht. Er starrte auf die blutige Klinge. »Weshalb hast du ein Schwert? Du hättest es am Stadttor abgeben müssen.«

»Das ist doch jetzt egal. Mach schon! Oder willst du warten, bis das ganze Kloster aufgewacht ist?«

»Es ist dir verboten, innerhalb der Stadt eine Waffe zu tragen«, beharrte Alban mit zittriger Stimme, als habe er nicht begriffen, was geschehen war. Sein Blick irrte zwischen Martin und dem Leib des Abtes hin und her. Martin jedoch hatte genug gesehen, er packte seinen Bruder an den Schultern und schob ihn hinaus auf den Gang. Dort überließ er ihn sich selbst und rannte den Weg zurück, den er gekommen war.

***

Alban hastete den Korridor entlang, ohne zu wissen, wohin. Wo war er? Wo seine Zelle? Er hatte jede Orientierung verloren, und ihm war speiübel. Was war geschehen? Er wusste nur, dass er aus den Augenwinkeln eine Schwertklinge hatte aufblitzen sehen. War der Abt tot? In einer leerstehenden Zelle übergab er sich und wankte weiter. Endlich fand er die halbgeöffnete Tür seiner Zelle; mit letzter Kraft rettete er sich hinein, verriegelte die Tür und sank auf die Knie.

Seine Gedanken überstürzten sich. Furcht erfasste ihn, dass er für Martins Tat belangt werden würde; zugleich war er erfüllt von Genugtuung, den Abt bestraft zu wissen. Doch die Scham überwog all dies. Wie oft hatte er auf seinen Bruder herabgesehen, hatte ihn spüren lassen, dass er in ihm nur einen Herumtreiber sah, der außer Saufen und Kämpfen nichts im Kopf hatte? Und was war er? Die Hure seines Abtes, der ihm seinen Willen aufzwang, wie es ihm beliebte. Martin hielt diesen Vorfall vermutlich für einmalig, aber so war es nicht. Der Abt hatte Alban schon vor langer Zeit mit seinem Wissen erpresst, dass dieser ein Anhänger der wyclifitischen Lehren war, und ihn so auf sein Lager gezwungen. Seitdem hatte Alban die Sünde der Unzucht mit ihm begehen müssen, und jedes Mal war es ein Gang durch die Hölle gewesen. Zu Gott hatte er gebetet, ihn nächtelang auf Knien angefleht, diesem schändlichen Treiben ein Ende zu bereiten.

Nun war das Ende gekommen. Und herbeigeführt hatte es Martin. Ausgerechnet Martin.

Ein Mann der Tat, nicht des Wortes, kam ihm die Äußerung seines Herrn in den Sinn.

Wo war Martin jetzt? War er geflohen? Oder befand er sich noch innerhalb der Klostermauern? Alban lauschte auf Schritte, Rufe, irgendetwas, aber nichts war zu hören. Doch da, ein Schrei. Er begann wieder zu zittern, als ihm bewusst wurde, wen die Brüder rufen würden, sobald sie den Abt fanden. Er legte die Hände auf die Ohren, doch es half nichts; er hörte die schnellen Schritte auf dem Gang, das angsterfüllte Flüstern und das Hämmern an seine Tür. Verzweifelt presste er die Lider zusammen, aber ihm war klar, er musste öffnen. Er stand auf, zog sich die Tunika über und griff nach dem Riegel. Erst in diesem Moment erinnerte er sich an die Fesseln um seine Handgelenke. »Was ... was ist denn?«, rief er, während er sie abzustreifen versuchte, doch sie saßen fest.

»Bruder Alban, schnell, etwas Entsetzliches ist geschehen!«

Er schob den Riegel zurück und verbarg die Hände in den Ärmeln, als sei er ins Gebet versunken. Ein Augustiner öffnete und deutete aufgeregt hinter sich.

»Der Abt Rogatus ... Schreckliches, wahrhaft Schreckliches ist in seiner Zelle vorgefallen. Ein Teufel muss ihn heimgesucht haben.«

Alban schluckte und räusperte sich. »Ich komme.«

»Ja, Bruder.« Der Mönch schien sich zu wundern, dass er nicht sofort aus dem Zimmer stürmte, zog sich aber zurück. Alban versuchte, die Lederschnüre mit den Zähnen durchzubeißen, doch es gelang nicht. Ärger auf Martin wallte in ihm hoch. Warum hatte er ihm nicht die Fesseln entfernt, statt sie nur zu durchschneiden? Endlich besann er sich auf sein kleines Brotmesser, das er wie jeder Benediktiner an seinem Zingulum zu tragen pflegte. Rasch nahm er es aus seiner Reisekiste und sägte an den Lederschnüren, bis sie nachgaben. Dann warf er sie mitsamt dem Messer in die Kiste, streifte seine Kukulle über und verließ die Zelle. Während er den Korridor entlangging, rieb er die verräterischen Male an seinen Handgelenken und wappnete sich gegen das, was ihn in der Zelle seines Herrn erwartete.

Drei Mönche standen vor der Tür und spähten hinein. Als er sich näherte, wandten sie sich um und machten ihm Platz. Bleich waren sie, als hätten sie wahrhaftig den Teufel erblickt. In der Zelle hatten sich weitere Ordensbrüder versammelt, tuschelten erregt miteinander und hantierten mit blutdurchtränkten Stofflappen. Einer der Mönche hob soeben Martins Schwert auf, wickelte ein Stück Stoff darum und trug es in der ausgestreckten Hand fort, wobei er verkündete, es vergraben zu wollen.

Alban blieb im Türrahmen stehen, unfähig, sich zu rühren. Jesus Christus, steh mir bei, dachte er. Schließlich räusperte er sich. Einer der Mönche drehte sich um.

»Bruder Alban?«

»Ja.«

»Gut, dass du da bist. Tritt näher, sieh dir den Abt an. Wir haben nur Glück, dass Bruder Georg, unser Wundchirurg, so schnell herkam. Die Wunde muss schnellstens ausgebrannt werden, denn Abt Rogatus hat viel Blut verloren. Verliert es immer noch.«

Widerstrebend trat Alban näher. Rogatus lag auf dem Rücken, bewusstlos, mit kalkweißem Gesicht, das von dem großen Blutverlust zeugte. Sein Unterleib war mit einem Laken bedeckt, das im Blut geradezu zu schwimmen schien. Ein Mönch brachte eine Schale mit glühenden Kohlen, ein weiterer trug ein eisernes Instrument, dessen Ende wie ein Löffel geformt war, nur flacher und runder. Georg, der Wundchirurg, wies sie an, den Löffel in die glühenden Kohlen zu legen.

»Wie gut, dass er nicht bei sich ist«, murmelte einer der Mönche und trat näher, um das Ungeheuerliche auszusprechen: »Er wurde entmannt. Wer tut so etwas?«

In seiner Erinnerung sah Alban die Schwertklinge niedersausen. Martin hatte ihn von seinem Herrn getrennt, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ihm war, als wollten sich die Wände der Zelle ihm zuneigen, um ihn zu erschlagen. Er streckte die Hände vor, um sie davon abzuhalten und selbst nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Einer der Mönche griff unter seine Achsel, doch die Berührung erschreckte Alban, und er schob ihn weg.

»Verzeih, wir hätten dich auf den Anblick vorbereiten sollen. Diese grausame Tat hat schon uns entsetzt, aber wie schlimm muss es erst für dich sein, der du ihn kennst.«

Alban hielt es hier nicht länger aus. Er wankte nach draußen, krümmte sich erneut vor Übelkeit, aber es kam nur noch ein trockenes Würgen. Er hustete, hastete gebückt weiter und spürte plötzlich fremde Hände an seinen Armen. Zwei Mönche zogen ihn mit sich.

»Ins Refektorium. Er braucht eine Stärkung.«

Ganz ohne sein Zutun schienen seine Füße über den Boden zu tappen, als sie ihn durch diese endlosen Gänge führten. Eine Tür ging auf. Der Speisesaal. Hier hatten er und Rogatus noch am Abend gesessen und scheinbar einmütig ihr Mahl eingenommen, während sie der Lesung des siebenten Psalms zugehört hatten. Besonders der zwölfte Vers war Alban nahegegangen. Die Worte aus der Schrift, so rein und klar wie feinstes venezianisches Glas, hatten ihm Hoffnung gegeben: Deus iudex iustus et fortis comminans tota die. Gott ist ein gerechter Richter und ein Gott, der täglich strafen kann. Auf diese Strafe hatte er stets gehofft, während er litt wie ein Hund.

Ein anderer Psalm kam ihm in den Sinn, eines von jenen Gottesworten, die ihn schweigend die Tortur hatten erdulden lassen: »Zürnt ihr, so sündigt nicht, und redet allein in eurem Herzen auf dem Nachtlager. Aber seid still.« Er schloss die Augen, um die Tränen zurückzuhalten. Jemand drückte ihm einen Becher in die Hand.

»Trink das, dann geht es dir besser.«

Alban zwang sich, hinzusehen. Es war Prior Lukas, der ihm den Becher gereicht hatte. »Was ist das?«, fragte er.

»Kräuterschnaps. Er ist stark, aber er hilft. Man muss ihn nur schnell trinken.«

Dem Alkohol war er sonst nicht zugeneigt, aber jetzt war wohl der richtige Moment, seine Wirkung zu erproben. Er kippte den Becher hinunter; es brannte fürchterlich. Als sich seine Kehle wieder einigermaßen normal anfühlte, kehrte auch das Entsetzen zurück. Offenbar war es mit einem einzigen Becher nicht getan.

Der Prior setzte sich neben ihn und sah ihn mitleidig an. Alban senkte den Kopf, denn er war überzeugt, dass alles, was geschehen war, ihm ins Gesicht geschrieben stand. Ihm war entsetzlich kalt, und er musste mit aller Gewalt seine Zähne aufeinanderpressen. Erneut füllte Lukas den Becher. Diesmal war das Brennen erträglicher, doch die betäubende Wirkung wollte sich immer noch nicht einstellen. »Weiß man ... weiß man, wer es getan hat? Und warum?«, wagte Alban endlich zu fragen.

Lukas hob die Schultern. »Ich hatte gehofft, du wüsstest es.«

»Nein. Ich weiß nichts.« Angesichts dieser Lüge schoss ihm die Hitze ins Gesicht, und er konnte nur hoffen, dass Lukas es auf die Aufregung schob. Nun war er auch noch zum Lügen gezwungen. Es wäre besser, diese ganze Angelegenheit schnellstens zu beichten, doch dazu war er nicht imstande.

Der Prior seufzte. »Nun, dann bleibt nur der Abt selbst, es aufzuklären. Er wird hoffentlich überleben und uns sagen können, was geschehen ist. Wir müssen beten. Fasten und beten.«

Martin hatte offenbar das Kloster verlassen. War sein nächtlicher Besuch tatsächlich niemandem aufgefallen? Wo war er jetzt? Was würde er tun?

Hemmungslos begann Alban zu schluchzen. Er spürte kaum die Hand, die sich tröstend auf seine Schulter legte. Er allein trug die Schuld, ohne ihn wäre Martin dem Abt nie begegnet. Sein unbeherrschter Bruder, verdammt sollte er sein! Den Abt zu entmannen. Zu entmannen! Hatte sich der Teufel seiner bemächtigt?

***

Martin wollte zur Pforte laufen, doch da fiel ihm die Mauer ein. Er hastete in Richtung des Stalles, lief daran vorbei und an der Mauer entlang, bis er die Stelle erreichte, die der Söldner ihnen gezeigt hatte. Es war nicht schwer, hinaufzuklettern, und er spürte kaum, wie sich seine Finger und Stiefelspitzen ins bröckelige Mauerwerk krallten. Er schwang ein Bein über die mit Dachziegeln besetzte Brüstung. Sein Blick fiel zurück. Unten stand Sandro, die Hände an der Mauer, und starrte zu ihm hoch.

»Martino! Was soll das? Warum bist du am Stall vorbeigelaufen, als sei der Leibhaftige hinter dir her?«

Den Freund hatte Martin völlig vergessen. Was sollte er ihm sagen? Er wusste es nicht. Was er getan hatte, ließ sich nur schwer erklären. »Sandro, ich muss weg.«

»Per carità! Bist du verrückt geworden? Was heißt das, du musst weg?«

Martin suchte nach Worten, doch er konnte nur den Kopf schütteln.

»Martin, was ist passiert? Warum willst du weglaufen?«

»Frag Alban, warum. Nein, frag ihn nicht. Setz dich einfach in den Stall und warte, dass jemand es erzählt.«

»Erzählt? Was denn nur, per le stelle?«

»Versteh doch, ich kann nicht darüber sprechen. Ich kann es einfach nicht.« Mit einem Satz war Martin auf der anderen Seite der Mauer; er hörte ihn noch rufen, eilte aber weiter, die Straße entlang in Richtung des Kreuzlinger Tores.

»Du kannst die Stadt nicht verlassen«, rief Sandro dicht hinter ihm. Allzu laut hallte seine Stimme von den Hauswänden wider. »Die Tore sind geschlossen, hast du das vergessen? Jetzt in der Nacht sowieso.«

Martin geriet in einen Pulk wartender Huren, Nachtschwärmer und einiger Leute, die am Tor lagerten, und blieb stehen. Nach dem, was er aus dem Gespräch zwischen Rogatus und Prior Lukas herausgehört hatte, würde das Tor wohl auch bei Morgengrauen nicht geöffnet werden. Es war ohnehin unsinnig, so kopflos fortzurennen; klüger war es, in der Stadt zu bleiben, bis er wusste, was mit dem Abt war. Starb Rogatus, ohne wieder das Bewusstsein zu erlangen, war er sicher. Sein Bruder war an dieser Sache nicht gerade ruhmvoll beteiligt und würde sich hüten, ihn zu verraten.

»Ich muss mich verstecken. Hast du irgendeine Idee, wo?«

»Mio amico, ich kenne mich hier doch ebenso wenig aus wie du. Vielleicht in diesem Süßen Winkel? Wenn man sich Verschwiegenheit kaufen kann, dann in einem Hurenviertel.«

»Kaufen? Mit was denn?«

Sandro nestelte seine Geldkatze vom Gürtel. »Diesmal wirst du hoffentlich nicht zu stolz sein, mein Geld zu nehmen.«

Martin nahm sie an sich und umarmte ihn. »Danke, mein Freund.«

»Das heißt wohl, dass ich nicht mit dir kommen soll.«

»Ja, das heißt es. Aber wir sehen uns wieder.« Martin drückte seine Hand, dann lief er weiter. Das Hurenviertel war jedoch nicht sein Ziel; das Geplänkel mit den Hübschlerinnen hätte er jetzt nicht ertragen. Noch vor wenigen Stunden hatte er sich vergnügen wollen, sein Lager mit willigen Frauen teilen, sich am Treiben in den Gasthäusern beteiligen, aber ein einziger Schwerthieb hatte all das belanglos gemacht. Er sah seinen Bruder vor sich, entblößt, geschändet, voller Furcht. Das verzerrte Gesicht des Abtes, seine geschlossenen Augen, seine vor Anstrengung mahlenden Kiefer. Der Schweiß, der die Schläfen heruntertropfte. Die Zunge, wie sie zwischen den Zähnen hervorschnellte und gierig über die Lippen fuhr. An den Hieb selbst konnte er sich kaum mehr erinnern. Er wusste nur noch, dass er das Schwert hatte fallen lassen, ein paar Worte mit Alban gewechselt hatte und gerannt war, als sei ihm der Teufel auf den Fersen. Und war er das denn nicht? Noch als er die Mauer hochgeklettert war, hatte ihn die Furcht gepackt, teuflische Klauen könnten sich in seinen Rücken bohren und herunterziehen, um ihn in Stücke zu reißen.

Martin bemerkte kaum, wie er die Leute anrempelte und sie sich schimpfend umwandten. Das Grübeln machte ihn müde, und er wankte auf wackligen Füßen vorwärts, durch fremde Straßen voller Buden und Gaden, vorbei an Klöstern und bereits hellerleuchteten Gasthäusern. Als er den Wassergraben am anderen Ende der Stadt erreichte, löste er die leere Schwertscheide vom Gürtel und warf sie hinein. Hinter dem Graben erhob sich die Stadtmauer, und dahinter, so wusste er, war der Rhein. Wohin sollte er nun? Eine überdachte Brücke führte in das Viertel am anderen Flussufer, aber dorthin wollte er nicht, also machte er kehrt. Am Münster Unserer Lieben Frau blieb er stehen. Die Kirche stand leicht erhöht auf einem Hügel, und auch hier, vor ihrer Umfassungsmauer, hatten sich Huren niedergelassen, die ihre Röcke schamlos über die Knie zogen, als sie Martin sahen. Im Münster, so hieß es, tagten die Konzilsversammlungen. Hier trafen sich all die Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte und vielleicht auch der Papst, der berüchtigte Neapolitaner, von dem es hieß, er habe die Tiara nur durch Blutvergießen errungen. Sie alle ließen sich von ihren Trieben leiten, von ihrer Geltungssucht und Machtgier. Die Welt war schlecht, alles an ihr verdorben und verhurt, und er, der verarmte Ritter aus der Provinz, war der Verdorbenste von allen, nicht wert, bei den Huren an der Kirchmauer zu sitzen.

Er hockte sich dennoch hin und schlang den Mantel fest um sich. Es dauerte nicht lange, bis eine der Hübschlerinnen zu ihm kam, aber er schüttelte nur den Kopf. Sie wich zurück.

»Schon gut«, sagte sie. »Du siehst aus, als wärst du gerannt. Hast wohl irgendetwas angestellt, hm?«

»Ich habe jemandem geholfen, von dem ich nicht dachte, dass ich ihm je helfen würde.«

»Und warum hast du es dann getan?«

Er schnaufte verächtlich. »Weil ich nicht missachten konnte, dass er trotz allem mein Bruder ist. Aber was erzähle ich dir das?« Die Hure hatte sich neben ihn gesetzt. Ihre Fingerspitzen berührten seine verkrüppelte Hand. Martin zuckte zurück und verschränkte die Arme, sodass die Hände unter seinen Achseln verborgen waren.

»Wie ist das passiert?«, fragte sie. »Bei einem so stattlichen Mannsbild wie dir fällt das auf.«

»Was geht’s dich an?«

»Sei nicht so schroff.«

Er schüttelte sich die schweißfeuchten Haare aus der Stirn. »Ich habe nur ... Ich will nur ... Hast du eine Hütte?«

»Du willst mich also doch?« Sie drückte die Brust heraus. »Meine Hütte ist ganz in der Nähe.«

Jung war sie nicht mehr, aber dafür recht hübsch. Ihr Haar sah nicht danach aus, als sei es verlaust, und sie war auch nicht übertrieben geschminkt. »Wie ist dein Name, und was kostest du?«, fragte er.

»Helene, und für einen Konstanzer Pfennig darfst du die ganze Nacht bei mir bleiben. Du bist aber friedlich, ja?« Sie führte ihn in eine enge Gasse, an deren Häuserwänden kleine Hütten und Zelte klebten. Vor einer der Hütten blieb sie stehen und hob einladend die Decke, die vor dem Eingang hing. Er musste auf die Knie gehen, um hineinkriechen zu können; das Innere war gerade groß genug, dass zwei Menschen darin liegen konnten. Martin ließ sich auf das ausgelegte Stroh sinken. Sorgfältig verhängte Helene den Eingang und drehte sich auf den Fersen zu ihm um. Als sie ihr Kleid aufzuschnüren begann, um ihm ihre Brüste darzubieten, wollte er sagen, dass das nicht nötig war. Er wollte nur schlafen. Doch mit einem Mal erschien ihm ein warmer Leib unter sich der einzig wirksame Trost zu sein, auch wenn diese Hütte nicht war, was er sich zu Beginn der Reise erträumt hatte. Keine Musik, kein Tanz, keine weichen Laken. Er zog die Frau zu sich aufs Stroh. Bereitwillig legte sie sich auf den Rücken, hob ihre Röcke und half ihm, seinen Unterleib zu entblößen. Tief sog er ihren herben Duft ein, während ihr warmer Körper ihn empfing. Ihre Hände glitten unter sein Hemd und kneteten seine angespannten Muskeln. Viel brauchte es nicht, bis er sich aufbäumte und aufstöhnte. Doch allzu schnell kehrte die Erinnerung zurück.

Die Frau nahm den Pfennig entgegen und stopfte ihn in einen Gürtelbeutel. »Was hast du da?« Sie wollte nach seinem Anhänger greifen, doch er setzte sich auf und legte die Hand schützend darum. Das beruhigende Gefühl, das sich für gewöhnlich einstellte, wenn er an die Reliquie dachte, blieb diesmal aus.

»Wärst du einverstanden, die Hütte für ein paar Tage mit mir zu teilen?«

»Warum nicht? Wie viele Tage?«

»Ich weiß nicht, eine Woche vielleicht.« Er fand den Gedanken beruhigend, mit dieser Hütte eine kleine und unauffällige Zufluchtsstätte zu haben. Und alles war besser, als weiter ziellos umherzustreifen.

»Hm. Und für jeden Tag gibst du mir einen Pfennig?«

»Ja.«

»Gut, sieben Pfennige also. Aber es mit mir zu treiben kostet dich jedes Mal einen Pfennig zusätzlich, sonst rechnet sich das für mich nicht.« Ohne sein Einverständnis abzuwarten, drehte sie ihm den Rücken zu, rollte sich zusammen und atmete sofort tief und gleichmäßig. Er lauschte in die Dunkelheit. Draußen war es ruhig, nur ganz entfernt erklang das Gelächter von Betrunkenen. Wie lange mochte es dauern, bis er erfuhr, ob Rogatus noch am Leben war? Genügte diese eine Woche? Ihm blieb nur, abzuwarten.

KAPITEL 2

An der Klosterpforte ließ Martin seinen Schecken in den Händen eines Knechts zurück und folgte Alban durch kahle Gärten. Sein Bruder führte ihn jedoch nicht zur Abtei, sondern zu einer Hütte, in deren Nähe ein Brunnen stand. In ihrem Inneren befand sich ein großer Waschzuber.

»Was soll der Unsinn?«, grollte Martin.

»So kannst du nicht vor den Abt treten.« Alban streckte eine Hand in den Zuber, bevor er sie wieder in den Ärmeln seiner Kukulle verschwinden ließ. »Ich hatte darum gebeten, den Zuber zu füllen. Das Wasser ist sogar ein wenig wärmer geworden. Wenn es frisch aus dem Brunnen geschöpft wird, ist es wirklich unangenehm kalt. Eigentlich wäre es jetzt meine Aufgabe, dir die Füße zu waschen, immerhin bist du so etwas wie ein Gast. Aber da du ja ohnehin baden wirst, können wir wohl auf dieses Ritual verzichten.«

»Das ist in meinem Sinne.« Martin schob ihn hinaus und warf die Tür zu.