Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

© 2018 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, 80801 München

Alle Rechte vorbehalten

Text: Barbara Iland-Olschewski

Cover- und Innenillustrationen: Stefanie Jeschke

Lektorat: Ulrike Hübner

Satz: www.angelikaschoen.de

ISBN eBook 978-3-8458-2933-3

ISBN Printausgabe 978-3-8458-2043-9

www.arsedition.de

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Für Arik vom Knüsliberg,

den besten Rauhaardackel der Welt,

und für unsere Menschenfamilie –

Ursula, Alfons, Claudia und Kristina

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Eine tolle Nachricht

Zu Hause in Spuk Ekelburg

Der Gruselwald

Ein klebriger Käfig

Geister spinnen

Quinn

Grinsepopos

Honig hat Stress

Die Tasche des Grauens

Noch mehr Ärger

Böse Überraschung

Wer, wie, was, Wolf?

Letzte Vorbereitungen

Vollmond

Agilolfs schaurige Show

Das Monster ist los!

Geisterdisco

Das Wertier greift an

In der Falle

Der Gegenzauber

Spieglein an der Wand

Verfluchtes Kaninchen

Ein Ring aus Silber

Geheimnis im Glas

Als wäre nichts geschehen

Noch nicht zu Ende

Leseprobe aus dem Band "Achtung, gruselig!"

Quinn stöhnte. »Vor Division hab ich voll Angst!«

»Division ist aber auch echt fies«, sagte Pia mitfühlend.

Die beiden Kinder hatten sich mit Erlaubnis ihrer Lehrerin Frau Stech-Palme zum Lernen in den Aufenthaltsraum zurückgezogen. Er war im Turm von Sankt Ethelburg, der alten Schule mitten im Wald, untergebracht.

»Die blöde Division verfolgt mich immer bis nach Hause und dann kann ich gar nicht mehr schlafen.« Quinn rutschte tiefer in seinen Sitzsack und ließ den Kopf nach hinten sinken.

Über ihm im Hängemattennetz lag ein kleiner Rauhaardackel. Quinn konnte ihn durch die Maschen hindurch sehen.

Der Hund war ausgestopft, genau wie die anderen Tiere im Turmzimmer. Sie standen auf den Regalen, auf dem Rand des Tischkickers und auf den Musikinstrumenten, die an der Wand lehnten. Und sie lagen auf den Sitzsäcken und in dem kleinen Zelt mit dem weichen Teppichboden.

Eigentlich gehörten die Tiere zur Sammlung des Sachunterricht-Lehrers Flaschenbaum. Aber weil sein Büro vor einigen Wochen zum Computerraum umgebaut worden war, hatten die Kinder die Präparate in ihren Aufenthaltsraum gebracht.

Manchmal wunderte Quinn sich, dass die Tiere jedes Mal woanders standen, wenn er ins Turmzimmer kam. Die Kinder spielten mit ihnen und bewegten sie, das wusste er. Doch er stellte sich auch gern vor, dass sie lebendig wurden, wenn niemand dabei war.

Den kleinen Rauhaardackel mochte Quinn am liebsten, obwohl der Hund etwas kaputt aussah: Sein Fell war strubbelig und ein Auge hing ein bisschen schief wie ein loser Knopf. Aber Quinn wusste sogar, wie der Dackel hieß, denn er trug ein rotes Hundehalsband mit einem Anhänger in der Form eines Knochens daran. Auf der Rückseite des Knochens stand sein Name.

»Hallo, Arik«, flüsterte Quinn und zuckte gleich darauf erschrocken zusammen. »Der kleine Rauhaardackel hat mir zugezwinkert!«

Pia rümpfte die Nase. »Wie soll das denn gehen? Der ist doch ausgestopft!«

»Aber er hat gezwinkert, ganz sicher«, beharrte Quinn.

Pia grinste. »Du willst doch bloß ablenken, damit ich dich nicht Mathe abfrage.«

Bevor Quinn antworten konnte, wurde die Tür aufgerissen und ihr Freund Malik stürmte herein. Er wedelte aufgeregt mit seinen Armen. »Total irre! Die Sache ist durch!«

Pia und Quinn sahen ihn überrascht an. Malik schnappte nach Luft. »Frau Direktorin Kümmer ist einverstanden! Wir dürfen am Freitag mit der ganzen Klasse in der Schule übernachten!« Er sprang jubelnd zu Quinn auf den Sitzsack.

»Cool, das ist ja super«, freute sich Quinn und rangelte mit seinem Freund um den Platz.

Pias Augen begannen zu strahlen: »Wir sind die allererste Klasse, die in der alten Burg schlafen darf!«

Malik nickte begeistert. »Frau Stech-Palme hat sich voll dafür eingesetzt, hat die Direktorin gesagt. Deshalb hat sie es erlaubt. Und weil es unser letztes Jahr in der Grundschule ist.«

Quinn verzog das Gesicht. »Schade, schon das letzte. Ich würde gern noch länger in der Burg bleiben.«

»Willst du die vierte Klasse etwa noch mal machen?«, fragte Pia erstaunt.

»Nein!« Quinn schüttelte den Kopf. »Mir gefällt es einfach in Sankt Ethelburg. Aber wenn ich sitzen bleibe, seid ihr ja nicht mehr hier und dann wird es doof.«

»Wir gehen alle zusammen aufs Gymnasium, das haben wir doch schon ausgemacht.« Malik sprang auf. »Kommt, die anderen drehen total durch wegen Freitag!« Er rannte aus dem Turmzimmer.

Pia und Quinn rafften ihre Sachen zusammen und liefen hinterher.

Viele Stunden später schaukelte Arik noch immer in der Hängematte im Turmzimmer. Durch ein Fenster, das so rund war wie das Bullauge eines Schiffs, blickte er in den Nachthimmel. Der Mond sah aus wie eine Kugel, die im Matsch lag.

»Er nimmt zu«, dachte der kleine Rauhaardackel. Das hatte er von seinem Lehrer Agilolf, einem gefährlichen Geisterwolf, gelernt.

Ein paar Wochen waren erst vergangen, seit Arik nach Spuk Ekelburg gekommen war. Doch sein Leben bei der Menschenfamilie mit den Kindern Jette und Tim schien schon ewig her zu sein. Arik konnte es noch immer kaum glauben: Er war tatsächlich gestorben und spukte jetzt als Hundegespenst durch die alte Burg im Wald!

Er schielte durch das Netz der Hängematte zu seinen neuen Freunden.

Plato, das blassgrüne Chamäleon, turnte wie ein Seiltänzer über die Kletterseile, die sich bis unter die Balken des alten Dachstuhls spannten. Plato hatte ein Loch in der Seite, durch das seine Rippen im Mondlicht leuchteten.

Die kleine Wüstenspringmaus Chili hockte auf dem Tischkicker und zupfte an den Streben ihrer alten Käfigtür.

Pliiiing! Plongggg!

Chili trug die Tür immer auf der Schulter mit sich herum und machte gern gruselige Geräusche damit.

Die Katze Tara streckte sich gerade auf einem Sitzsack. Ihre Augen strahlten wie neonorange Taschenlampen. Ihr Fell war früher mal schwarz gewesen, doch jetzt war es ausgebleicht und verfilzt.

Aber wo steckte Honig? Arik sah sich suchend um. Das silbergraue, fusselige Kaninchen war das fünfte Mitglied ihrer Tiergeister AG – und das AG stand für ACHTUNG, GRUSELIG!

Aus dem Zelt mit dem flauschigen Teppichboden flogen ein paar Funken. Das musste Honig sein, denn seit sie ein Geist war, knisterte ihr Fell elektrisch.

Ihre Mitschüler, die Mehlwürmer Bea, Bob und Bill, der Clownfisch Erwin mit dem leeren Aquarium, die Schildkröte Fanni und viele andere Geistertiere, waren auch schon wach.

»Klar zum Entern!«, schrie der zerzauste Kakadu Kuno und sauste mit der kleinen Seilbahn unterm Dach quer durchs Zimmer.

Als er über Ariks Hängematte war, ließ er sich fallen und landete flatternd auf dem Dackelbauch.

Arik strampelte mit den Pfoten. »He, das kitzelt!« Um Kuno zu entkommen, sprang er aus der Hängematte auf ein kleines Trampolin, das ihn wieder nach oben schleuderte. Er ruderte mit seinen kurzen Dackelbeinen in der Luft und landete schließlich in einem weichen Sitzsack.

Pfffft!

Der Sack sank unter ihm zusammen.

»Haha! Willst du jetzt zum Zirkus?«, plärrte das Mehlwurm-Mädchen Bea. Die anderen Geistertiere lachten und krähten durcheinander.

Arik schüttelte sich. »Nein. Aber ich muss euch was erzählen.«

Honig streckte neugierig ihr Näschen aus dem Zelt. »Etwa eine Spukgeschichte?«

»Nein, was total Verrücktes«, sagte Arik. »Ich bin heute tagsüber aufgewacht und da hab ich es gehört.«

»Jetzt erzähl schon!«, riefen die Mehlwürmer Bob und Bill.

»Pia und Quinn waren hier«, sagte Arik. »Und dann kam Malik rein …«

Der Kakadu Kuno gähnte. »Hier waren also Kinder. Und was ist daran so spannend? Ist doch ihr Aufenthaltsraum.«

Die anderen Geistertiere nickten und begannen zu maulen.

»Aber die Kinder wollen am Freitag in Spuk Ekelburg übernachten«, rief Arik aufgeregt. »Mit der ganzen Klasse!«

Schlagartig wurde es totenstill im Turmzimmer.

»Nachts sind doch nie Kinder hier«, wunderte sich die Katze Tara.

»Nächsten Freitag schon«, beharrte Arik.

»Toll, dann können wir spuken und Kinder erschrecken! Also, ein bisschen. Nur so viel, dass sie Spaß haben und Gänsehaut bekommen.« Chili sprang aufgeregt vom Tischkicker in den Papierkorb.

Kaaarumms!

Der Korb fiel krachend um.

Die Schildkröte Fanni riss ihre kleinen Augen auf. »Aber das müssen wir unseren Grusellehrern erzählen!«

»Nein, bloß nicht! Wenn die dabei sind, ist es nicht mehr so lustig«, bellte Arik.

»Ja, unsere Lehrer mögen die Menschen nicht besonders«, sagte Plato. »Besser, es bleibt ein Geheimnis.«

Tara ließ ihre Augen aufblinken. »Haben das alle kapiert? Nicht unseren Lehrern sagen!«

Fanni sah die Katze groß an und zog ihren Kopf in den Schildkrötenpanzer zurück.

»Ja, ja, schon klar.« Kakadu Kuno flatterte ungeduldig mit den Flügeln. »Wenn die Kinder hier übernachten, heulen wir rum und klappern mit den Schnäbeln!«

»Oder, hihihi, wir machen uns unsichtbar und bewegen Sachen vor ihren Augen!« Honig funkelte vor Freude wie eine Wunderkerze.

Alle Geistertiere plapperten plötzlich durcheinander und schmiedeten Spukpläne.

Arik bellte laut, damit sie ihm noch einmal zuhörten. »Ich hab auch noch was anderes mitgekriegt.«

»Was denn?«, fragte der Clownfisch Erwin gespannt.

»Weiß jemand, was Division ist? Das Wort hab ich mir extra gut gemerkt. Quinn hat nämlich ganz viel Angst davor.« Arik blickte von einem Tier zum anderen.

Doch seine Mitschüler schüttelten ihre Köpfe.

»Sachen, die Kindern Angst machen, interessieren mich nicht. Außer es geht um mich!« Kakadu Kuno lachte keckernd. »Wer spielt mit Gespensterfangen? Wir haben noch genug Zeit für ein paar Runden bis zum Gruselunterricht.«

»Ich bin dabei!« »Ich auch!« »Ich will zuerst!«, riefen die Geistertiere.

Krächzend flog Kuno zur Tür hinaus und die anderen folgten ihm.

»Dann will keiner von euch was tun gegen die Division?« Enttäuscht sah Arik seinen Mitschülern nach. Doch als er sich umdrehte, entdeckte er Tara. »Du bist ja noch hier!«

»Nicht nur ich.« Die Katze leuchtete mit ihren Taschenlampen-Augen zum Zelt. Dort schaute Honigs Näschen heraus.

»Tomato Salata! Wir sind die Tiergeister AG, schon vergessen?«, rief Plato von den Kletterseilen. »Wir haben geschworen, dass wir den Menschenkindern helfen!«

Chili linste vorsichtig aus dem Papierkorb. »Ist das gefährlich, Division?«

Überrascht drehte Arik sich zu der Wüstenspringmaus um. »Ich fürchte schon«, bellte er. »Pia hat gesagt, dass Division echt fies ist. Und die Division verfolgt Quinn immer bis nach Hause. Wir müssen sie von dort vertreiben, damit er wieder schlafen kann.«

»Aber dazu müssen wir ja aus dem Wald raus«, bemerkte Honig. »Wie soll das denn gehen?«

Seit sie Gespenster waren, konnten sie den Wald rund um ihre Schule Spuk Ekelburg nicht mehr verlassen.

»Wir haben es doch ausprobiert«, sagte Tara. »Wir verlaufen uns jedes Mal. Und wenn wir uns von einem Menschenkind mitnehmen lassen, verläuft sich das Kind.«

»Wir sind doch die Tiergeister AG, so schnell geben wir nicht auf!«, versuchte Arik den anderen Mut zu machen.

Chili klapperte mit der Mäusekäfigtür. »Außerdem kann ich es nicht leiden, eingesperrt zu sein.«

»Kakos! Ich auch nicht.« Plato rollte seinen Chamäleonschwanz zu einer Spirale zusammen.

»Ich fand das auch schon immer blöd«, erklärte Honig.

»Also gut, dann suchen wir jetzt einen Weg aus dem Wald«, beschloss Tara.

Arik bellte glücklich. »Achtung, Division, wir kommen!«

Die Tiergeister AG flitzte im Mondlicht aus dem Schulgebäude.

Draußen spielten Kuno und die anderen Geistertiere bereits Fangen.

»Wenn die Nacht am Abend nagt und der Mond am Himmel tagt, beginnt die Gespensterjagd! Eins, zwei, drei, ich komme!«, krächzte der Kakadu.

Die Mehlwürmer Bea, Bob und Bill, die Schildkröte Fanni, der Clownfisch Erwin, der Wellensittich Walli und noch einige andere huschten, krochen, flutschten und flogen davon. Kuno nahm sofort ihre Verfolgung auf.

Bea drehte sich im Wegkriechen noch einmal zu dem Kakadu um und stieß – matsch! – mit Chili zusammen.

Die kleine Wüstenspringmaus stolperte und überschlug sich. »Hoppala! Pass doch auf!«

»Pass doch selber auf«, maulte das Mehlwurm-Mädchen.

»Hab dich!« Kuno landete mit beiden Füßen auf Bea.