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Alex Rott

28 tolle Kasperlabenteuer


Diese 28 tollen Kasperlabenteuer sind all jenen gewidmet, die gerne vorlesen, selber lesen und vor allem denen, die noch zuhören können ohne die Geschichten bei Vorstellungen oder im TV zu sehen.


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Inhalt

 


 

 

 

Diese 28 tollen Kasperlabenteuer sind all jenen gewidmet, die gerne vorlesen, selber lesen und – vor allem – denen, die noch zuhören können, ohne die Geschichten bei Vorstellungen und im TV zu sehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das traurige Schlossgespenst


Der Kasperl muss heute unbedingt ins Schloss.

Ins Zauberschloss? – Nein.

Ins Königschloss.

Besucht er dort die Prinzessin? – Nein.

Der König braucht seine Hilfe.

Bis zum Königschloss ist es nicht weit.

Er geht die Straße entlang.

Beim Bäcker kommt er vorbei. Mm, der hat immer so leckere Salzstangen.

Beim Fleischhauer geht er auch vorbei. Bei ihm kauft die Großmutti immer leckere Knackwürsteln. Aber auch die interessieren den Kasperl heute nicht.

Er muss zum König.

Unbedingt und ganz dringend.

Der Kasperl überlegt.

„Was will der König von mir?“

Er weiß es nicht. Naja, er wird es ihm schon sagen.

Im Schlosshof kommt ihm die Prinzessin entgegen. Heute sieht sie besonders hübsch aus. Sie trägt ein hellblaues Kleid. Auf dem Kopf hat sie ihr goldenes Krönchen.

„Grüß dich, Prinzessin!“ ruft der Kasperl ihr zu. „Ist der König zu Hause?“

Die Prinzessin kommt näher.

„Ja, mein Vater ist im Thronsaal“, erklärt sie. „Er wartet schon ganz ungeduldig auf dich. Du musst dich beeilen. Der Zauberer ist auch bei ihm.“

Der Kasperl geht weiter.

Hm, der Zauberer ist auch beim König.

Was will er denn vom alten Laboratorius?

Soll ihm der auch helfen?

Oje, da muss der König aber ein ganz großes Problem haben wenn der Kasperl und der Zauberer helfen sollen.

„Guten Tag, Herr König“, sagt der Kasperl und geht in den Thronsaal.

Neben dem König steht der alte Laboratorius. Heute hat er nicht seinen blauen Zauber-mantel an sondern seinen roten.

Ui, da muss es etwas ganz wichtiges sein, wenn der Zauberer so schön angezogen ist. Auf dem Kopf trägt er sogar seinen spitzen Zauberhut. Auf der Nase hat er seine Brille.

„Komm näher, Kasperl!“ ruft der König und winkt ihn zu sich.

Der Kasperl kommt näher und verbeugt sich artig.

„Warum soll ich denn kommen, Herr König? Wobei braucht ihr meine Hilfe?“ fragt er.

„Heute brauche ich die Hilfe von euch beiden“, sagt der König. Er schaut dabei den Zauberer und den Kasperl streng an. „Ich habe ein ganz großes Problem.“

So was hat sich der Kasperl schon gedacht.

„Wobei sollen wir denn helfen?“ fragt er noch einmal.

Der König seufzt. „Ich brauche einen neuen Wächter für die Schatzkammer.“

Der Kasperl und der alte Laboratorius schauen ganz verdutzt drein.

„Und wie können wir dabei helfen?“ will der Zauberer wissen.

„Ihr beide sollte meine Schatzkammer bewachen“, erklärt der König.

Der alte Laboratorius schüttelt seinen Kopf. Dabei wackelt der spitze Zauberhut gefährlich nach links und rechts.

Fällt er ihm gleich runter? – Nein.

„Majestät, ich bin ein sehr viel beschäftigter Zauberer. Ich habe keine Zeit. Ich kann nicht Tag und Nacht eure Schatzkammer bewachen.“

Der Kasperl schüttelt auch seinen Kopf. Das Glöckchen an seiner Mütze klingelt.

„Tut mir leid, Herr König. Ich muss der Großmutti helfen. Ich kann auch nicht Tag und Nacht vor der Schatzkammer stehen.“

„Was mache ich denn jetzt?“ überlegt der König traurig.

„Ihr braucht jemanden, der die ganze Zeit eure Schätze bewacht“, sagt der Kasperl. „Einer der Soldaten vielleicht?“

Jetzt schüttelt der König den Kopf. „Das geht nicht“, jammert er. „Die haben alle Angst.“

„Angst?“ wundert sich der Zauberer.

„Wovor denn?“ will der Kasperl wissen.

„Vor dem Räuber und der Hexe“, erklärt der König. „Die beiden wollen bestimmt die Kiste mit dem Gold, die Edelsteine und die goldene Krone stehlen.“

Hm, da hat der König natürlich Recht.

Die beiden klauen alles, was sie in die Finger bekommen.

„Ich glaube ich habe da eine Idee!“ ruft der Kasperl plötzlich. „Wir malen schöne Plakate und hängen sie in ganz Kasperlhausen auf. Da steht dann drauf: DER KÖNIG SUCHT EINEN NEUEN WÄCHTER FÜR DIE SCHATZKAMMER. ER DARF KEINE ANGST VOR DEM RÄUBER UND DER HEXE HABEN. WER DER NEUE WÄCHTER SEIN WILL, MELDET SICH BITTE IM SCHLOSS.“

Der König überlegt.

Er nickt.

„Das könnte klappen, Kasperl. Was meinst du Zauberer Laboratorius?“

Dem Zauberer gefällt diese Idee auch sehr gut. „Da brauchen wir aber viele Plakate.“

Richtig.

Aber das ist kein Problem.

Alle helfen mit. Der Kasperl, der Sepperl, die Gretel, die Prinzessin, die Großmutti, der König und der Zauberer.

Jeder ist fleißig am Malen.

Als alle fertig sind hängen sie die Plakate auf.

„Sehr schön“, meint der König. „Jetzt müssen wir nur noch warten, bis sich einer meldet.“

So ist es.

Sie warten und warten und warten.

Aber es meldet sich keiner.

Warum denn nicht?

Haben die alle keine Zeit?

Haben die alle Angst vor dem Räuber und der Hexe?

„Majestät, Majestät!“ ruft ein Diener und läuft in den Thronsaal.

„Was gibt´s?“ will der König wissen und schaut ihn ganz traurig an. Er hat schon aufgegeben. Nie wird er einen Wächter für die Schatzkammer finden.

„Am Tor ist einer, der will der neue Wächter für die Schatzkammer werden!“

Der König macht große Augen.

Der König macht große Ohren.

Endlich, ein neuer Wächter für die Schatzkammer.

„Lass ihn herein!“ ruft der König und freut sich. „Worauf wartest du noch?“

„Aber Majestät, es ist ein …“

„Es ist ein – was?“ will der König wissen.

„Es ist ein – Gespenst, “ flüstert ihm der Diener ins Ohr.

„Ein Gespenst?“ wundert sich der König. „Das ist sehr gut. Vor einem Gespenst haben der Räuber und die Hexe sicher Angst. Gespenster sind gruselig und können bestimmt Schatzkammern sehr gut bewachen. Lass das Gespenst herein.“

Der Diener verbeugt sich und öffnet die Türe.

In den Thronsaal schwebt ein fliegendes weißes Leintuch. Es hat eine rasselnde Kette unter dem Laken.

„Gu-ten Tag, Herr Kö-nig“, sagt es mit seiner gruseligen Stimme und kommt näher.

„Guten Tag, mein liebes Gespenst“, antwortet der König. „Ich habe gehört, du willst meine Schatzkammer bewachen.“

Das weiße Leintuch fliegt weiter.

„Ich bin ein se-hr gu-ter Wäch-ter. Ich bin gru-selig. Ich kann den Räu-ber und die He-xe bestimmt vertrei-ben. Eure Schä-tze sind bei mir in Si-cher-heit.“

Der König überlegt.

So ein Gespenst ist eine feine Sache. In vielen Schlössern gibt es Gespenster. Leider hat sein Königschloss keines. Aber das soll sich jetzt ändern.

„Einverstanden, mein liebes Gespenst, “ sagt der König. „Aber bevor du mein neuer Wächter für die Schatzkammer werden kannst, will ich dich 3 Nächte lang testen. In der ersten Nacht sollst du eine Kiste mit Gold bewachen, in der zweiten eine Kiste mit Edelsteinen und in der dritten meine goldene Krone. Gelingt dir das, darfst du mein neuer Wächter sein.“

Das Gespenst ist einverstanden.

Der König geht mit ihm in die Schatzkammer. Das weiße Leintuch schwebt hinter ihm her.

„Das ist dein neuer Arbeitsplatz“, erklärt der König und öffnet die Türe zur Schatzkammer.

Mitten in der Schatzkammer steht eine große Kiste.

Diese Kiste ist voller Gold. Die Goldstücke funkeln und glänzen.

„Diese Kiste voll Gold sollst du heute Nacht bewachen“, sagt der König.

„Will sie je-mand steh-len?“ will das Gespenst wissen.

Der König nickt. „Bestimmt wird der Räuber versuchen sie zu klauen. Aber jetzt habe ich dich. Du passt gut auf meine Schatzkiste auf. Du wirst den Räuber vertreiben. Du wirst ihm ein wenig Angst machen.“

„O-ja!“ lacht das Gespenst und rasselt mit der Kette. „Ich wer-de ihn mit mei-ner gru-seli-gen Rass-elket-te verjagen.“

Das ist sehr gut.

Da kann der Kiste mit dem Gold überhaupt nichts passieren.

Der König geht wieder in den Thronsaal zurück. Das Gespenst bleibt in der Schatzkammer.

Es übt noch einmal sein gruseliges Heulen. Es kontrolliert noch einmal seine rasselnde Kette. Das hört sich fürchterlich an.

Da bekommt der Räuber sicher Angst und läuft davon.


Es ist Nacht in Kasperlhausen. Alle schlafen in ihren Betten.

Auch im Königschloss ist alles still.

Die Prinzessin schläft in ihrem Himmelbett. Die Königin schläft in ihrem Schlafzimmer. Der König neben ihr schnarcht vor sich hin.

Nur einer ist noch wach – das weiße, fliegende Leintuch.

Das Gespenst schwebt durch die Schatzkammer. In der ersten Nacht soll es die Kiste mit dem Gold bewachen.

Das ist leicht. Es hat schon viele Schätze bewacht.

Aber heute Nacht will der Räuber diese Kiste klauen.

Ha – soll er doch ruhig kommen. Das Gespenst wird ihn schon vertreiben.

Eigentlich ein wenig langweilig, so ganz alleine in der großen Schatzkammer.

Aber das bleibt nicht lange so.

Ganz vorsichtig öffnet sich die Türe der Schatzkammer.

Ganz vorsichtig schaut ein Kopf herein.

Du meine Güte wie sieht denn der aus! Der hat ganz viele Haare im Gesicht. Das kann doch nur einer sein – der Räuber Langfinger mit seinem schwarzen wilden Bart.

„Hoho“, lacht er leise. „Da steht die wundervolle Schatzkiste. In der Kiste ist ganz viel Gold.“

Langsam schleicht er näher.

Neugierig schaut er sich um.

Kein Wächter zu sehen.

„Das ist doch ganz einfach“, freut er sich. Er streckt seine Hände nach der Kiste aus.

Aber was ist das?

Da taucht ein großes, weißes, fliegendes Leintuch hinter der Kiste auf.

„Huhu, Räu-ber. Fin-ger weg von die-ser Kis-te, “ heult das Leintuch fürchterlich und rasselt mit seiner Kette.

Verdutzt schaut der Räuber das Gespenst an. Er kratzt sich hinterm Ohr.

„Wer bist denn du?“ fragt er neugierig.

„Ich bin der neu-e Wäch-ter. Ich bewa-che die-se Schatzkam-mer. Du bekom-mst die Kiste nicht.“

Da muss der Räuber fürchterlich lachen.

„Hoho ein Schlossgespenst soll die Schatzkammer bewachen.“

„Ich bin gru-selig, ich bin schau-erlich, ich bin fürch-terlich“, sagt das Gespenst und rasselt mit seiner Kette.

„Du bist fürchterlich – komisch!“ ruft er.

Der Räuber schnappt sich die Rasselkette.

Oje, was will er denn damit?

Er fesselt damit das arme Gespenst.

„Hoho, jetzt gehört die Schatzkiste mir“, lacht der Räuber Langfinger und verschwindet mit der Kiste voll Gold.

Was ist denn da jetzt geschehen?

Das Gespenst schüttelt seinen Kopf. So etwas ist ihm noch nie passiert. Noch nie wurde es mit seiner eigenen Kette gefesselt.

Zu dumm, die Schatzkiste ist weg.

„O-je, ich bin ein schle-chter Wä-chter“, heult das arme Gespenst.


Am nächsten Morgen kommt der König in die Schatzkammer. Er will sehen ob die Kiste mit dem Gold noch da ist.

Der König öffnet die Türe. – Der König macht große Augen.

Was ist denn das?

Die Kiste ist weg und das arme Gespenst gefesselt!

„Herr Kö-nig, der Räu-ber hat die Schatzki-ste gestoh-len“, jammert es.

„Das ist nicht gut“, sagt der König und befreit das arme Gespenst. „Du hast noch zwei Nächte Zeit um mir zu zeigen, dass du ein guter neuer Wächter für die Schatzkammer bist. Heute Nacht sollst du eine Kiste mit Edelsteinen bewachen, morgen meine goldene Krone. Pass heute Nacht besser auf. Die Hexe will bestimmt die Edelsteine klauen.“

Das Gespenst hat verstanden und nickt.

„Heu-te Nacht bin ich ein gu-ter Wä-chter“, verspricht es.

Der König geht wieder in den Thronsaal zurück.

Das Gespenst bleibt in der Schatzkammer.


Auch in der zweiten Nacht ist es ruhig im Schloss.

Die Prinzessin schläft wieder in ihrem Himmelbett. Die Königin schläft wieder in ihrem Schlafzimmer. Der König neben ihr schnarcht wieder vor sich hin.

Das Gespenst schwebt durch die Schatzkammer.

In der Schatzkammer steht eine große Kiste. In der Kiste sind ganz viele Edelsteine. Sie funkeln und glitzern.

Die Hexe will sie stehlen.

Aber heute Nacht wird das Gespenst ganz besonders gut aufpassen. Es will sich nicht noch einmal mit seiner eigenen Kette fesseln lassen.

Die große Uhr am Schlossturm schlägt 12-mal – Mitternacht.

Langsam öffnet sich die Türe der Schatzkammer.

Langsam schaut ein Kopf herein.

Ui, was ist denn das mitten im Gesicht? – Eine Karotte?

Nein, es ist eine lange krumme Hexennase.

„Hihi“, kichert die Hexe Rotschopf leise. Sie reibt sich die Hände. „So viele glänzende Edelsteine. Die gefallen mir gut.“

Vorsichtig schleicht sie näher.

Vorsichtig schaut sie sich um.

Kein Wächter zu sehen.

Unter ihrem Kleid zieht sie einen Sack hervor. In diesen Sack will sie die Edelsteine geben. Die Kiste ist ihr zu schwer.

Aber was ist das?

Da schwebt plötzlich ein großes weißes Leintuch über der Kiste.

„Fin-ger weg von den E-delstei-nen, Hexe“, heult das Gespenst und rasselt mit seiner Kette.

Die Hexe Rotschopf schaut es ganz verdutzt an.

Die Hexe Rotschopf kratzt sich hinterm Ohr.

Was soll denn das?

„Was bist denn du für einer?“ fragt sie. „Ist heute Waschtag im Königschloss?“

Waschtag?

„Ich bin der neu-e Wä-chter. Ich bewa-che die-se Schatzkam-mer. Du bekom-mst die E-delstei-ne nicht.“

„Hihi“, kichert die Hexe Rotschopf. „Du sollst der neue Wächter sein?“

„Ich bin gru-selig, ich bin schau-erlich, ich bin fürch-terlich“, heult es und schwebt um die Hexe herum.

„Du bist fürchterlich – dusselig!“ ruft die Hexe Rotschopf.

Oje was ist denn jetzt?

Die Hexe stülpt dem armen Gespenst einfach ihren Sack über den Kopf.

„Hihi, jetzt gehört die Kiste mit den Edelsteinen mir!“ lacht sie und zieht die Kiste hinter sich her. „Wenn die bloß nicht so schwer wäre.“

Oh nein, nicht schon wieder!

Das Gespenst schüttelt traurig seinen Kopf.

Zuerst der Räuber jetzt die Hexe.

„O-je“, heult es vor sich hin. „Ich bin ein schle-chter Wä-chter.“


Am nächsten Morgen kommt der König in die Schatzkammer.

Er will sehen ob die Kiste mit den Edelsteinen noch da ist.

Der König öffnet die Türe.

Der König macht große Augen.

Was ist denn das?

Die Kiste ist weg und das arme Gespenst schwebt, mit einem Sack auf dem Kopf, hilflos herum.

„Herr Kö-nig, die He-xe hat die Ki-ste mit den E-delstei-nen gestoh-len“, jammert es.

„Das ist nicht gut“, sagt der König und befreit das arme Gespenst. „Du hast jetzt nur noch eine Nacht Zeit mir zu zeigen, dass du ein guter Wächter für meine Schatzkammer bist. Heute Nacht sollst du meine goldene Krone bewachen. Wenn die auch gestohlen wird, dann kann ich dich leider nicht als neuen Wächter für meine Schatzkammer brauchen.“

Das Gespenst hat verstanden und nickt.

Der König verlässt die Schatzkammer und lässt das traurige Gespenst alleine.

Es überlegt.

Was soll es denn nur tun?

Nur noch eine Nacht hat es Zeit um dem König zu zeigen, dass es ein guter Wächter für die Schatzkammer ist.

Das Gespenst ist ganz verzweifelt.

Es möchte doch so gerne der neue Wächter sein.

Aber das gruselige Heulen und das fürchterliche Kettenrasseln haben den Räuber und die Hexe nicht vertreiben können. Die beiden sind immer schlauer gewesen. Die beiden haben das Gespenst selbst gefesselt und eingefangen.

Das Gespenst denkt nach.

Da hat es auch schon eine Idee.

Es braucht unbedingt Hilfe.

Richtig!

Das Gespenst will sich in Kasperlhausen umsehen.

Vielleicht findet es einen, der ihm hilft die goldene Krone zu bewachen.

Vielleicht findet es einen, der ihm hilft den Räuber und die Hexe zu vertreiben oder sie einzufangen.

Bis zum Abend hat das Gespenst noch Zeit.

Es schwebt aus dem Schloss und macht sich auf die Suche.


Die Großmutti hat heute Waschtag.

Der Kasperl hilft ihr dabei.

Er hängt die Wäsche an die Leine im Garten.

Ui, der Wäschekorb ist ganz schwer.

Was hat denn die Omi heute gewaschen?

Socken? – Nein, leider nicht, die sind leichter.

Hemden? – Nein, die sind auch nicht so schwer.

Bettwäsche!

Oje – und wie groß die ist. Polster und Deckenüberzüge und Leintücher.

Der Kasperl streckt sich und reckt sich.

Nichts darf auf den Boden hängen. Da wird es sonst wieder schmutzig. Da schimpft die Omi mit ihm.

So, nur noch ein Leintuch liegt im Wäschekorb, dann hat er es geschafft. Dann kann er zum Sepperl laufen.

Schwuppdiwupp hängt das Leintuch auch schon über der Leine.

Fertig!

Oder doch nicht?

Der Kasperl dreht sich um.

Der Kasperl macht ein ganz verdutztes Gesicht.

Der Kasperl kratzt sich hinterm Ohr.

Was ist denn das?

Da liegt ja noch ein Leintuch im Wäschekorb.

Dann kommt das eben auch noch auf die Leine.

Er packt es mit beiden Händen und befestigt es mit zwei Wäscheklammern an der Leine.

„A-u!“ hört er eine seltsame Stimme.

Der Kasperl wundert sich. Er schaut sich um. Aber er sieht niemanden. Der Kasperl schüttelt seinen Kopf.

„Da hab ich wohl Gespenster gehört“, lacht er über sich selbst.

„Jaaa!“

„Jetzt reicht es aber!“ schimpft der Kasperl. „Wer ist denn da?“

„Iiiich!“ hört er wieder die Stimme.

Sie kommt von dem letzten Leintuch welches er aufgehängt hat.

Was macht denn das?

Es flattert ganz aufgeregt hin und her. Aber es geht doch gar kein Wind. Seltsam.

„Ma-ch mich loooos!“

Ein sprechendes Leintuch?

Er nimmt die beiden Wäscheklammern ab.

Das große, weiße Leintuch schwebt von selbst von der Leine und bleibt neben dem Kasperl in der Luft stehen.

Der Kasperl macht große Kulleraugen.

Der Kasperl bringt vor Staunen den Mund nicht zu.

„Du – du bist ein Gespenst“, stottert er und zeigt mit der Hand auf das weiße schwebende Leintuch.

„Jaaa, ich bin ein Gespe-nst“, heult es. „Ein trau-riges Gespe-nst.“

Ein trauriges Gespenst?

„Warum bist du denn so traurig?“ will der Kasperl wissen.

Das Gespenst erzählt dem Kasperl was passiert ist.

„Jetzt ha-be ich nur noch ei-ne Nacht Zeit um dem Kö-nig zu zei-gen, dass ich ein gu-ter Wä-chter für die Schatzkam-mer bin.“

Der Kasperl denkt nach

Der Räuber Langfinger und die Hexe Rotschopf können schon sehr gemein sein, wenn sie etwas klauen wollen.

„Was sollst du denn heute Nacht bewachen, liebes Gespenst?“ fragt der Kasperl.

„Die gol-dene Kro-ne vom Kö-nig“, jammert es.

Uijegele, die goldene Krone vom König gefällt dem Räuber und der Hexe. Es kann sein, dass beide sie klauen wollen. Das arme Gespenst braucht unbedingt Hilfe.

Wenn es schon einen alleine nicht vertreiben konnte, dann hat es gegen beide gar keine Chance.

„Ich werde dir helfen, liebes Gespenst“, verspricht der Kasperl. „Ich kenne den Räuber und die Hexe besser als du.“

„Oh – dan-ke!“ freut sich das Gespenst und schwebt aufgeregt herum.

„Das mache ich doch gerne“, sagt der Kasperl. „Du fliegst am besten in die Schatzkam-mer zurück. Ich komme am Abend zu dir. Ich muss nur noch jemanden abholen.“


Draußen wird es schon dunkel. Die Sonne ist schon untergegangen. Zwei seltsame Gestalten schleichen auf das Schloss zu.

Wer sind denn die beiden?

Der Räuber Langfinger und die Hexe Rotschopf?

Nein – es sind der Kasperl und der Sepperl.

„He Kasperl, warum müssen wir denn so herumschleichen?“ will der Sepperl wissen.

„Weil uns der König nicht erwischen darf“, erklärt sein Freund.

„Warum denn nicht? Stellen wir etwas an?“ fragt der Sepperl.

Der Kasperl lacht und schüttelt seinen Kopf.

„Nein, natürlich nicht. Aber heute Nacht müssen wir dem neuen Wächter für die Schatz-kammer helfen“, sagt der Kasperl.

„Und warum ist das so geheim?“ wundert sich der Sepperl. „Das ist doch gut, wenn wir ihm helfen.“

„Da hast du Recht. Aber vielleicht will der König das nicht“, erklärt sein Freund.

„Hm und trotzdem helfen wir ihm?“

„Ja Sepperl. Schau wir sind schon da“, sagt der Kasperl. Er öffnet die Türe zur Schatz-kammer.

Mitten in der Schatzkammer steht ein kleiner Tisch. Auf dem kleinen Tisch steht die gol-dene Krone vom König.

Sie funkelt und glänzt.

Da bekommt der Sepperl große Augen.

„Ui, ist die schön“, murmelt er.

„Die Hexe Rotschopf und der Räuber Langfinger wollen sie bestimmt stehlen“, erklärt der Kasperl.

„Bestimmt“, sagt der Seppel und nickt ohne die goldene Krone aus den Augen zu lassen. „Aber wo ist jetzt der Wächter?“

„Iiiiich bin hiiiier“, hören die beiden eine Stimme.

Oje, die klingt aber gruselig.

„Das, das ist ja ein Gespenst!“ ruft der Sepperl entsetzt.

Er dreht sich um und will davonlaufen. Aber der Kasperl ist schneller. Er erwischt seinen Freund noch an den Hosenträgern.

„Hier geblieben, Sepperl.“

„Aber das ist ein Gespenst!“

„Ich weiß“, sagt der Kasperl. „Aber es braucht unsere Hilfe.“

„Wirklich?“ fragt der Sepperl vorsichtig.

Der Kasperl nickt. „Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben.“

„Wenn du das sagst“, meint der Seppel und kommt näher. „Aber wie sollen wir ihm helfen?“

Der Kasperl hat zwei große Stoffsäcke mitgebracht. „Darin fangen wir den Räuber und die Hexe ein.“ Der Sepperl hat verstanden. „Hast du deine fürchterliche Rasselkette, liebes Gespenst?“ fragt der Kasperl.

„Die ha-be ich im-mer bei miiir“, heult es durch die Schatzkammer und rasselt mit der Kette.

„Und jetzt verstecken wir uns. Die beiden werden bald kommen.“

Bestimmt kommen der Räuber Langfinger und die Hexe Rotschopf bald. So eine wunderschöne, goldene, glänzende Krone lassen sich die beiden sicher nicht entgehen.

Die würde auch dem Sepperl gut gefallen. Aber – er ist ja kein Räuber. Sie gehört dem König. Es ist nicht nett einem anderen etwas wegzunehmen.


Die große Turmuhr schlägt zwölfmal – Mitternacht.

Alle im Schloss schlafen.

Die Prinzessin schläft in ihrem Himmelbett. Die Königin schläft in ihrem Schlafzimmer. Der König daneben schnarcht wieder vor sich hin.

Nur drei Leute sind wach, der Kasperl, der Sepperl und das Gespenst.

Heute Nacht passen sie gemeinsam auf die goldene Krone auf. Sie darf auf gar keinem Fall geklaut werden. Sonst wird das arme Gespenst nicht der neue Wächter der Schatz-kammer.

Die drei haben sich gut versteckt und warten und warten.

Aber nicht lange.

Langsam öffnet sich die Türe der Schatzkammer. Vorsichtig schleichen zwei Gestalten herein.

„Boa, da ist ja die goldene Krone vom König!“ ruft ein Mann. Er hat einen ganz wilden, schwarzen Bart. Es ist der Räuber Langfinger.

„Pscht – sei leise“, zischt die Frau neben ihm und steigt ihm auf die Zehen. Es ist die He-xe Rotschopf.

Gemeinsam wollen sie die goldene Krone vom König stehlen.

Langsam schleichen die beiden näher.

„Schau doch mal, ob du das dusselige Gespenst wo siehst“, sagt die Hexe und streckt ihre langen Finger nach der Krone aus.

„Warum denn ich?“ will der Räuber wissen. „Schau doch selber nach.“

Er hat Angst, dass die Hexe Rotschopf ganz alleine die Krone klauen will.

Aber keiner von den beiden muss sich nach dem Gespenst umschauen. Es kommt ganz von selbst.

„Iiiich bin hiiiier!“ heult es gruselig und rasselt mit der Kette. Es schwebt um die beiden herum. Keiner soll heute Nacht entkommen.

„Hoho, da ist ja das lustige Gespenst“, lacht der Räuber und zeigt auf das fliegende, weiße Leintuch. „Soll ich dich wieder mit deiner eigenen Rasselkette fesseln?“

„Hihi, da ist ja das dusselige Gespenst“, kichert die Hexe. „Soll ich dich wieder in meinem großen Sack einfangen?“

„Oh nein! Heute werdet ihr beide eingefangen!“ ruft eine Stimme hinter ihnen. Oje, diese Stimme kennen sie.

„Kasperl!“ schreien die beiden entsetzt.

„Und ich auch!“ lacht der Sepperl.

Rasch wollen der Räuber Langfinger und die Hexe Rotschopf davonlaufen. Aber sie kommen nicht weit.

Der Kasperl fängt die Hexe in seinem großen Stoffsack ein.

Der Sepperl fängt den Räuber in seinem großen Stoffsack ein.

„Oh nein“, jammert die Hexe. „Ich will raus!“

„Oh nein“, jammert der Räuber. „Lass mich raus!“

„Sicher nicht!“ ruft der Sepperl. „Und du, liebes Gespenst, darfst die beiden jetzt noch mit deiner Rasselkette fesseln.“

Das große weiße Leintuch schwebt näher heran. Wie ein Weihnachtspaket verschnürt das Gespenst die beiden.

„Kasperl, das ist gemein von dir!“ ruft die Hexe Rotschopf.

„Immer musst du uns einfangen“, mault der Räuber Langfinger.

„Wenn ihr so gemein seid und dem König seine Schätze klauen wollt, seid ihr selber schuld“, meint der Kasperl. „Das Gespenst bringt euch jetzt zum König. Dann wird es der neue Wächter für die Schatzkammer.“

„Aber wir wollen nicht zum König“, sagt die Hexe. „Der sperrt uns ein.“

Der Kasperl denkt nach.

Eigentlich hätten sie es verdient eingesperrt zu werden. Anderen Leuten etwas zu steh-len ist ganz schlimm. So etwas tut man nicht.

„Ich habe eine Idee“, meint er. „Wenn ihr die Kiste voll Gold und die Kiste mit den Edel-steinen wieder zurückbringt, dann lasse ich euch laufen. Aber ihr müsst mir versprechen, dass ihr das arme Gespenst nicht mehr ärgert. Die Schätze des Königs gehören euch nicht. Davon lässt ihr in Zukunft die Finger.“

Ja, das versprechen die beiden dem Kasperl – großes Hexen- und Räuberehrenwort.

Naja, ob der Kasperl das glauben kann.

Aber die Kiste mit den Edelsteinen und die Kiste mit dem Gold bringen sie wieder brav zurück. Auch die goldene Krone wurde nicht gestohlen.

Und das arme Gespenst?

Was wird nun aus dem?

Es wird der neue Wächter für die Schatzkammer. Es weiß, wenn der Räuber Langfinger und die Hexe Rotschopf wieder Ärger machen braucht es nur den Kasperl zu holen.

Vor dem haben die beiden mehr Angst als vor gruseligem Heulen und fürchterlichem Kettenrasseln.

Aber warum?

Das hat das Gespenst auch noch nicht herausgefunden.




























Der Geburtstagskuchen


Heute ist ein besonders schöner Tag.

Die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel.

Der Kasperl marschiert mit einem großen Blumenstrauß die Straße entlang.

Was will er denn damit?

Bringt er den Blumenstrauß der Prinzessin?

Nein, der Blumenstrauß ist für die Großmutti.

Die Großmutti hat heute Geburtstag und macht eine große Geburtstagsfeier.

Dazu ladet sie alle Leute von Kasperlhausen ein.

Vor dem Haus sieht er eine alte Frau mit einer Brille auf der Nase.

Sie hat eine Gießkanne in der Hand und gießt die Blumen.

„Hallo Großmutti!“ ruft der Kasperl.

Die alte Frau hebt den Kopf und schaut ihn an.

„Kasperl du bist schon da?“ wundert sie sich.

Der Kasperl nickt und gibt ihr den Blumenstrauß.

„Der ist für dich!“

„Das ist aber ganz lieb von dir“, freut sich die Großmutti. „Die muss ich gleich in die Vase stellen.“

Mit den Blumen verschwindet die Omi im Haus.

Wenig später kommt sie mit einem großen, leckeren Geburtstagskuchen wieder heraus.

Den Blumenstrauß hat sie in die Stube gestellt.

„Hm, der sieht aber lecker aus“, bemerkt der Kasperl. „Darf ich da gleich ein Stückchen davon haben?“

Doch die Großmutti schüttelt ihren Kopf.

„Kasperl, der Schokokuchen ist noch heiß. Ich stelle ihn nur zum Auskühlen auf das Fensterbrett“, erklärt sie. „Außerdem musst du noch den Sepperl und die Gretel holen.

„Den Sepperl auch!“ ruft der Kasperl ganz entsetzt.

„Natürlich, den hab ich auch eingeladen“, meint die Omi.

„Aber Omi, wenn der einmal abbeißt ist doch gleich der ganze Kuchen weg. Der ist doch so ein Vielfraß“, erinnerte er die Großmutti daran.

Da muss die Omi aber lachen.

„Kasperl, ich hab ihn aber eingeladen. Geh doch, und hol die beiden. Meine anderen Gäste werden auch bald kommen. Dann gibt es für alle Kaffee und Kuchen.“

„Ist gut Omi. Ich bin bald wieder zurück, mit dem Sepperl und der Gretel!“ ruft er der Großmutti noch zu, dann ist er auch schon verschwunden.

Die Omi schaut ihm noch ein wenig hinterher, dann geht sie wieder ins Haus.

Kaffee und auch Kakao will sie noch kochen.

Hinter sich macht sie die Türe zu.

Wenig später guckt ein großer, schwarzer, spitzer Hut hinter dem Apfelbaum hervor.

Unter dem Hut kommt ein Gesicht zum Vorschein.

Mitten im Gesicht ist eine lange, krumme Nase.

Es ist die Hexe Rotschopf.

„Mm“, sagt sie und schnuppert.

Sie hat etwas gerochen.

Etwas Leckers.

Vielleicht Kekse?

Nein, keine Kekse aber einen Kuchen.

Der Kuchen steht auf der Fensterbank.

Leise schleicht sie näher.

„Wem gehört denn nur dieser leckere Kuchen?“ denkt sie.

„Ah, Hexe Rotschopf“, hört sie hinter sich plötzlich eine Stimme.

Erschrocken dreht sie sich um.

Die Großmutti steht in der Türe und guckt zu ihr herüber.

„Hast du diesen leckeren Kuchen gebacken?“ will die Hexe neugierig wissen. Die Omi nickt. „Warum hast du denn heute einen Kuchen gebacken?“ fragt die Hexe weiter.

„Weil ich heute Geburtstag habe“, erklärt die Großmutti. „Ich mache eine große Geburtstagsfeier und habe alle Leute von Kasperlhausen eingeladen.“

Hm.

Die Hexe überlegt.

Das kann aber nicht stimmen.

„Alle?“ meint sie. „Aber ich habe keine Einladung bekommen.“

Die Großmutti nickt.

„Stimmt, Hexe. Du bist die einzige, die ich nicht eingeladen habe.“

„Aber – aber warum nicht?“ will die Hexe wissen. „Ich gehöre doch auch dazu.“

Doch die Großmutti schüttelt ihren Kopf.

„Nein, du warst letztes Jahr so böse bei meiner Geburtstagsfeier“, erinnert sich die Omi. „Du hast alle Gäste in Frösche verhext.“

Da muss die Hexe aber lachen.

„Aber Omi, das war doch lustig. Verstehst du denn gar keinen Spaß?“

„Das war kein Spaß, Hexe“, sagt die Omi streng und verschränkt ihre Arme. „Das war böse. Deshalb hab ich dich heuer nicht eingeladen.“

Die Hexe schmollt.

Das ist gemein von der Großmutti.

Vorsichtig guckt sie zum Fensterbrett.

Da steht noch immer der leckere Geburtstagskuchen.

„Bekomm ich dann wenigstens ein Stückchen Kuchen?“ fragt die Hexe.

Die Omi schüttelt ihren Kopf.

„Wer nicht eingeladen ist, der bekommt auch keinen Kuchen.“

Sie nimmt den Schokokuchen und trägt ihn ins Haus.

Hinter sich macht sie die Türe zu.

„Mist!“ ärgert sich die Hexe.

Sie will auch gerne ein Stückchen Kuchen.

Die Kuchen von der Omi sind immer so lecker.

Da hat sie plötzlich eine Idee.

„Ha, wenn ich kein Stückchen Kuchen bekomme, dann hol ich mir eben den ganzen!“ ruft sie. „Dann hat die Großmutti keinen Kuchen für ihre Gäste.“

Aber wohin hat die Omi den Kuchen getragen?

Die Hexe denkt nach.

Vielleicht ins Schlafzimmer?

Nein – der Kuchen muss doch nicht schlafen.

Vielleicht ins Badezimmer?

Quatsch – der Kuchen muss doch nicht baden.

„Ah, in die Küche hat die Omi den Kuchen gestellt!“ sagt die Hexe und schleicht vorsichtig auf die Rückseite des Häuschens.

Dort ist das Küchenfenster.

Das Küchenfenster steht offen.

Auf dem Küchentisch steht der leckere Kuchen.

Aber wo ist die Großmutti?

Die Großmutti ist nicht zu sehen.

Vorsichtig klettert die Hexe Rotschopf durch das offene Fenster.

Vorsichtig huscht sie zum Küchentisch.

Vorsichtig greift sie nach dem Kuchen.

Rasch will sie zum Fenster hinaus.

„Hexe Rotschopf!“ hört sie hinter sich eine wütende Stimme. „Was willst du mit meinem Kuchen?“

Die Hexe dreht sich um.

Da steht die Großmutti und schaut sie ganz böse an.

„Du willst mir nix von deinem Kuchen geben“, sagt die Hexe. „Darum hol ich mir den ganzen Kuchen!“

Schwuppdiwupp – weg ist die Hexe.

Sie läuft an der Omi vorbei und verschwindet in Richtung Hexenhaus.

„Das gibt´s doch nicht!“ ruft die Großmutti ihr noch hinterher.

„Aber Omi, warum ärgerst du dich denn so?“

Sie dreht sich um und sieht den Kasperl.

Er kommt gerade aus dem Garten.

„Ach Kasperl, die Hexe Rotschopf hat den Kuchen geklaut“, jammert sie.

„So was, kann die nicht bis zur Geburtstagsfeier warten?“ fragt er und schüttelt seinen Kopf.

„Ich hab die Hexe nicht eingeladen“, sagt die Omi und setzt sich traurig auf einen Sessel.

Sie hat die Hexe nicht eingeladen?

Aber warum denn nicht?

„Die Hexe war letztes Jahr so böse“, erinnert sich die Großmutti. „Sie hat letztes Jahr alle meine Gäste in Frösche verhext.“

Jetzt versteht der Kasperl.

„Und weil du die Hexe nicht eingeladen hast, ist sie jetzt stinke sauer.“

Die Großmutti nickt und lässt den Kopf hängen.

„Mach dir nichts draus“, versucht der Kasperl die Omi zu trösten. „Ich lauf der Hexe hinterher und bring dir deinen Kuchen wieder zurück.“

Die Großmutti hebt den Kopf.

„Da musst du dich aber beeilen“, sagt sie. „Die Hexe ist schnell gelaufen.“

„Mach dir keine Sorgen, Omi, die erwisch ich schon noch!“ lacht der Kasperl und saust gleich los.


Inzwischen ist die Hexe Rotschopf bei ihrem Häuschen angekommen.

Den Kuchen hat sie noch immer in der Hand.

„Ha!“ freut sie sich. „Da hat die Omi aber geschimpft, wie ich mit dem Kuchen ab geflitzt bin.“

Vorsichtig öffnet sie die Tür des Hexenhäuschens.

Vorsichtig trägt sie den Kuchen in die Hexenstube.

„So, jetzt macht ich mir noch eine schöne Tasse Kaffee. Dazu gibt es leckeren Kuchen von der Großmutti.“

Es dauert auch gar nicht lange.

Der Kaffeeduft breitet sich im ganzen Hexenhaus aus.

Die Hexe Rotschopf setzt sich mit der gefüllt Kaffeetasse zum Tisch.

Lecker – der Kuchen wird ihr sicherlich schmecken.

„Ein leckerer Schokokuchen nur für mich alleine“, sagt sie. „Der wird nicht geteilt. Nicht mit dem Räuber, nicht mit dem Zauberer und schon gar nicht mit dem großen Krokodil.“

Ein Stück nach dem anderen wandert in ihren Mund.

Zwischendurch trinkt sie immer wieder einen Schluck aus der Kaffeetasse.

Lecker – Kaffee und Kuchen.

Doch, eines weiß sie nicht.

Sie hat einen Zuschauer.

Der Zuschauer steht draußen am Fenster und guckt in die Stube.

„Schade“, ärgert sich der Kasperl und beobachtet die Hexe Rotschopf von draußen. „Jetzt hat sie den ganzen Kuchen alleine aufgegessen. Die Omi bekommt ihn leider nicht mehr zurück. Was mach ich denn jetzt?“

Dann überlegt der Kasperl.

Was passiert denn, wenn man einen ganzen Kuchen alleine aufisst?

Man bekommt Bauchweh.

„Au!“ hört der Kasperl aus dem Häuschen. „Au weh!“

Kurze Zeit später geht die Türe auf und – die Hexe Rotschopf kommt heraus.

„Hallo Hexe“, begrüßt sie der Kasperl und verschränkt seine Arme.

Die Hexe schaut ihn ganz verdutzt an.

„Was willst du denn bei mir?“

„Ich möchte den Kuchen von der Omi zurückholen.“

Die Hexe senkt ihren Kopf und wird ganz rot um die Nase.

„Das geht aber nicht mehr“, sagt sie vorsichtig.

„Und warum geht das nicht mehr?“ fragt der Kasperl.

Der Kasperl weiß natürlich, dass die Hexe den Kuchen aufgegessen hat – ganz alleine.

Er hat sie vom Fenster aus beobachtet.

„Weil ich den Kuchen von der Omi aufgegessen habe – ganz alleine“, gibt sie zu.

Der Kasperl nickt.

„Jetzt hast du bestimmt Bauchweh.“

Doch die Hexe Rotschopf schüttelt ihren Kopf.

„Nein – du hast nicht Bauchweh?“ wundert sich der Kasperl. „Dann hast du bestimmt Ohren Weh?“

Die Hexe schaut ihn verdutzt an.

„Ich hab doch nicht Ohren weh. Ich steck mir den Kuchen doch nicht in die Ohren.“

Da hat die Hexe natürlich Recht.

„Dann hast du bestimmt Nase Weh“, meint der Kasperl.

Jetzt muss die Hexe aber lachen.

„Nase weh – aber Kasperl, ich esse doch den Kuchen nicht mit der Nase.“

Natürlich, Kuchen isst man nicht mit der Nase.

Aber was hat die Hexe dann?

Warum jammert sie denn so?

Da fällt es dem Kasperl plötzlich ein.

„Du hast Zahnweh, Hexe!“

Die Hexe macht ein ganz trauriges Gesicht.

Mit der rechten Hand streicht sie über ihre Wange.

„Ja, ich hab Zahnweh. – Weil der Kuchen von der Omi so süß war!“ ruft sie verärgert.

„Hei, du hättest den Kuchen doch gar nicht essen dürfen!“ erinnert der Kasperl sie daran.

Das stimmt.

„Aber der war doch so lecker“, meint die Hexe.

Der Kasperl weiß, dass die Kuchen von der Omi immer lecker sind.

„Ich bekomm auch immer einen Kuchen zum Geburtstag. Ich weiß, dass sie lecker sind“, sagt der Kasperl.

Ganz traurig schaut die Hexe ihn an.

„Ich hab noch nie einen Geburtstagskuchen bekommen“, sagt sie.

Beinahe tut ihm die Hexe leid.

„Dann musst du das nächste Mal ein wenig braver sein. Vielleicht bekommst du dann auch einen Kuchen zu deinem Geburtstag.“

Was ist denn das für eine Schnapsidee?

Die Hexe soll braver werden?

„Aber das geht doch nicht, Kasperl“, erklärt die Hexe Rotschopf. „Da lachen mich doch die anderen Hexen alle aus, wenn ich plötzlich brav werde. – Aua, mein Zahn.“

Die Hexe hat wirklich schlimmes Zahnweh.

Was kann der Kasperl da machen?

„Weißt du was, Hexe“, sagt er. „Ich geh mit dir zum Zahnarzt.“

Da macht die Hexe Rotschopf große Kulleraugen und versteckt sich gleich unterm Tisch.

„Ich geh nicht zum Zahnarzt!“

Der Kasperl bückt sich und schaut unter den Tisch.

Er schüttelt seinen Kopf.

„Aber warum denn nicht?“ wundert er sich. „Hast du Angst vorm Zahnarzt?“

„Nein“, sagt die Hexe. „Ich hab doch nicht Angst vorm Zahnarzt.“

Da muss der Kasperl aber lachen.

„Warum hast du dich dann unter dem Tisch versteckt?“

Die Hexe überlegt.

„Weil der Zahnarzt Angst vor mir hat.“

Das kann der Kasperl gar nicht glauben.

Der Zahnarzt soll Angst vor der Hexe haben?

Was ist denn das für ein Quatsch?

„Diese Märchen kannst du deiner Uroma erzählen“, meint er.

„Doch“, sagt die Hexe und kriecht unter dem Tisch hervor. „Der Zahnarzt hat letztes Mal gesagt, dass ich gar nicht mehr kommen soll.“

„Und warum nicht?“ will der Kasperl wissen.

„Weil ich ihn in den Finger gebissen habe“, flüstert sie.

Der Kasperl schüttelt seinen Kopf.

„Hexe, Hexe, du kannst doch nicht den Zahnarzt in den Finger beißen. – Aber du bist doch eine Hexe!“ Natürlich ist sie eine Hexe, was soll diese dumme Frage. „Kannst du deinen Zahn nicht einfach raushexen?“ überlegt er.

Die Hexe denkt nach.

Naja, das könnte sie vielleicht schon, aber…

„Nein, das kann ich nicht“, sagt sie leise.

„Komisch, hast du das nicht in der Hexenschule gelernt?“ wundert er sich.

„Doch – aber an dem Tag war ich nicht in der Schule“, erklärt die Hexe.

„Warst du krank?“ will der Kasperl wissen.

Die Hexe Rotschopf schüttelte ihren Kopf.

„Ich war im Kino.“

Das darf doch nicht wahr sein!

„Du hast die Schule geschwänzt!“ ruft der Kasperl verärgert.

Die Hexe nickt.

„Kannst du mir den Zahn rausziehen?“ fragt sie ihn.

Nein – der Kasperl kann das nicht.

Er ist doch kein Zahnarzt.

Aber, er hat da noch einen ganz speziellen Freund.

Der könnte der Hexe vielleicht helfen.

„Ich kann dir nicht helfen“, meint der Kasperl. „Aber ich habe da einen Freund. Den könnte ich fragen.“

„Aber deine Freunde mögen mich doch nicht“, erinnert ihn die Hexe und schmollt. „Die helfen mir bestimmt nicht.“

Der Kasperl überlegt.

„Wenn ich ihn schön darum bitte“, meint er.

Wenn der Kasperl das glaubt.

Warum nicht?

Das doofe Zahnweh ist nicht schön.

Das ist lästig.

„Und wo ist dein Freund?“ fragt die Hexe und schaut sich um.

Da muss der Kasperl aber lachen.

„Wir müssen zu ihm gehen“, erklärt er. „Herkommen wird er nicht.“

Gehen?

Oje, das geht doch nicht.

Die Hexe hat doch so große Hühneraugen auf den Füßen.

„Na komm schon“, meint der Kasperl und nimmt die Hexe an der Hand. „Ist doch nur ein kleines Stück.“


Es ist nicht weit.

Bald schon sehen sie das Haus.

Es ist ein großes Schloss.

Die Hexe macht ganz große Augen und schaut sich ängstlich um.

„Da wohnt bestimmt der König!“ ruft sie.

Doch der Kasperl schüttelt seinen Kopf.

„Ein Zauberer?“ fragt sie vorsichtig.

Doch der Kasperl schüttelt wieder seinen Kopf.

„Vielleicht ein Schlossgespenst?“ will die Hexe wissen.

„Aber Hexe“, lacht der Kasperl. „Es gibt doch keine Schlossgespenster. Hier wohnt mein Freund.“

Sein Freund?

Aber welcher?

Der Kasperl hat viele Freunde – sehr viele.

„Warte hier Hexe, ich werde gleich einmal anläuten“, sagt der Kasperl und verschwindet.

Die Hexe Rotschopf bleibt alleine zurück.

Sie wartet, und wartet und wartet.

Da kommt keiner.

„Vielleicht ist niemand zu Hause?“ überlegt sie.

Da entdeckt die Hexe einen riesengroßen, orangen Kürbis.

Mm, das gibt bestimmt eine leckere Kürbissuppe mit Spinnenbeinen, Fledermausflügeln und Froschschenkel.

Rasch guckt sie sich um.

Niemand zu sehen.

Rasch greift sie nach dem Kürbis.

Sie zieht und zieht – aber, sie kann ihn nicht aufheben.

Er ist einfach zu schwer für die Hexe.

„Hexe“, hört sie plötzlich eine Stimme.

Woher kommt diese Stimme?

Das interessiert die Hexe nicht.

Sie will nur diesen Kürbis haben.

„Ich hab jetzt keine Zeit“, sagt sie schnaufend. „Ich klau gerade einen Kürbis.“

Sie zieht und zieht.

Aber es ist unmöglich.

Der Kürbis ist und bleibt viel zu schwer für die Hexe Rotschopf.

„Hexe hör auf, du reißt mir ja meinen Kopf ab!“ hört sie wieder die Stimme.

Erschrocken lässt sie den Kürbis los.

Erschrocken geht sie einen Schritt zurück.

Plötzlich wächst der Kürbis in die Höhe.

Wie ein Kopf mit Augen, Nase und Mund sitzt er auf dem Stängel.

Die großen Blätter hat er wie Arme zur Seite gestreckt.

„Wer – wer bist denn du?“ stottert die Hexe entsetzt.

„Ich bin der Doktor Kürbiskopf“, stellt er sich vor. „Und du bist die Hexe Rotschopf.“

Richtig.

Sie ist die Hexe Rotschopf.

Die Hexe nickt rasch.

So einen wie den da, hat sie noch nie gesehen.

„Stell dir vor, ich weiß sogar warum du da bist“, erklärt der Kürbis.

Die Hexe schaut ihn ganz verdutzt an.

„Du bist hier, weil du Zahnweh hast“, sagt er. „Du hast Zahnweh, weil du den Kuchen der Großmutti ganz alleine aufgegessen hast.“

Du meine Güte, der weiß aber viel.

„Woher weißt du denn das?“ fragt die Hexe erstaunt.

Der Doktor Kürbiskopf grinst.

„Das hat mir der Kasperl erzählt.“

„Der ist eine alte Petze!“ ärgert sie sich.

„Er hat mich aber auch gefragt, ob ich dir helfen kann“, meint der Kürbis.

Ehrlich?

Hat er das?

Das ist aber nett vom Kasperl.

„Zeig einmal her“, sagt der Doktor und kommt näher. „Welcher Zahn tut denn weh?“

Die Hexe öffnet ihren Mund.

„Der dort hinten.“

Da macht der Kürbis plötzlich große Augen.

„Du meine Güte, der ist ja ganz schwarz!“

„Natürlich“, grinst die Hexe. „Schwarz ist doch eine schöne Farbe.“

Der Doktor Kürbiskopf schüttelt seinen Kopf.

„Aber Zähne dürfen doch nicht schwarz sein.“

Das versteht die Hexe jetzt aber gar nicht.

„Warum denn nicht?“ will sie wissen. „Ich hab auch eine schwarze Katze und einen schwarzen Hut, die haben sich auch noch nie beschwert, weil sie schwarz sind.“

Der Kürbis seufzt.

Das mag ja alles sein.

Aber.

„Zähne dürfen doch nicht schwarz sein“, erklärt er.

„Nicht?“ wundert sich die Hexe. „Wie sollen sie denn sonst sein? Vielleicht rot oder blau oder grün?“

Der Doktor schüttelt seinen Kopf.

„Weiß, Hexe, nur weiß“,

„Nur weiß!“ ruft die Hexe. „Aber das ist doch langweilig!“

„Aber nur weiße Zähne sind gesunde Zähne.“

Damit hat er natürlich Recht.

Schwarze Zähne sind kranke Zähne und die tun weh.

„Ich hole jetzt meine Zange und werde dir den kranken Zahn herausziehen“, sagt er und verschwindet im Schloss.

Wenig später kommt der Doktor Kürbiskopf wieder zurück.

„Einen Moment!“ ruft die Hexe. „Wenn ich brav bin, bekomme ich doch eine Belohnung – oder?“

Der Kürbis überlegt.

Eine Belohnung?

Gut – ihm ist da schon etwas eingefallen.

„Du bekommst deine Belohnung“, verspricht er. „Ich lass mir was einfallen.“

Damit ist die Hexe zufrieden und öffnet ihren Mund.

Mit einem kleinen – Ruck – ist der Zahn draußen.

Hat gar nicht wehgetan.

Aber das Zahnweh ist weg.

Der kranke Zahn ist draußen.

„Bekomme ich jetzt meine Belohnung?“ fragt die Hexe ungeduldig.

Der Doktor Kürbiskopf nickt.

Er hat es ihr doch versprochen.

Rasch verschwindet er wieder im Schloss und lässt die Hexe wieder alleine.

Die Hexe Rotschopf überlegt.

Welche Belohnung wird sie wohl bekommen?

Vielleicht einen goldenen Ring?

Vielleicht eine schöne Kette?

Vielleicht eine …

„Klobürste!“ ruft sie entsetzt.

Der Kürbis schaut sie verwundert an.

„Eine Klobürste?“

Die Hexe nickt und zeigt auf das Ding in seiner Hand.

Es hatte einen langen Stiel und auf einer Seite so seltsame Borsten.

„Aber das ist doch keine Klobürste!“ lacht der Doktor Kürbiskopf.

„Nicht?“ will sie wissen. „Ist das vielleicht eine Schuhbürste?“

Der Kürbis schüttelt seinen Kopf.

„Ist es vielleicht eine Haarbürste?“

Oh nein, kennt die Hexe diese Bürste wirklich nicht!

„Das ist eine Zahnbürste, Hexe“, erklärt er.

Eine Zahnbürste?

So etwas hat die Hexe ja noch nie gesehen.

„Aber ich hab doch gar keine Haare auf den Zähnen“, sagt sie. „Warum muss ich dann meine Zähne bürsten?“

Der Kürbis seufzt.

„Kennst du denn gar keine Zahnbürste?“

„Nö“, meint die Hexe und schüttelt ihren Kopf. „Noch nie gesehen.“

„Die Zahnbürste brauchst du, damit deine Zähne sauber bleiben und nicht krank werden“, erklärt der Doktor Kürbiskopf.

Damit die Zähne sauber bleiben?

Damit die Zähne nicht krank werden?

„Muss ich da vorne auch etwas drauf tun?“ will sie wissen und streicht mit ihrer Hand über die Borsten.

Der Kürbis nickt.

„Zahncreme.“

Zahncreme?

So was kennt sie auch nicht.

„Aus dem Geschäft“, sagt er.

Ha, was ein Geschäft ist weiß die Hexe Rotschopf.

Doch der Kürbis schüttelt seinen Kopf.

„Beim Fleischhauer?“ fragt sie vorsichtig.

„Beim Fleischhauer bekommst du doch deine Knackwürstel.“

„Zahncreme bekommst du in einem Geschäft, wo du auch deine Seife kaufst“, erklärt er der Hexe.

Seife?

Davon hat sie schon einmal was gehört.

„Aber Seife kauf ich so selten“, meint die Hexe Rotschopf. „Die schmeckt so grauslich.“

Seife ist doch nicht zum Essen da.

„Nicht?“ wundert sie sich.

Schnell versteckt die Hexe ihre schmutzen Finger hinter dem Rücken.

„Zweimal“, sagt der Kürbis.

Entsetzt reißt der Kürbis seine Augen auf.

„Was?! – Zweimal am Tag!“ ruft sie verwundert. „Das ist aber ganz viel Arbeit.“

„Da bleiben aber deine Zähne sauber und werden nicht krank.“

Aber die Hexe macht sich über etwas Anderes Sorgen.

„Wenn ich brav meine Zähne putze, darf ich dann genau so viel Süßes essen wie vorher?“ will sie wissen und schaut ihn neugierig an.

Sie hat es doch befürchtet.

„Viel Obst und Gemüse“, sagt der Kürbis.

Obst und Gemüse ist lecker.

Karotten, Erbsen, Gurke, Kohlrabi, Kartoffeln das schmeckt auch alles sehr lecker.

Vollkornbrot?

„Ist das das Brot mit den Körndln?“ will sie wissen.

„Aber ich bin doch kein Pipihenderl!“ ruft sie verärgert.

„Hexe, du musst doch kein Pipihenderl sein um Vollkornbrot essen zu können.“

„Hm, ich glaube ich muss noch einmal zur Großmutti“ meint die Hexe Rotschopf.

Die Hexe nickt.

Der Kürbis schaut ganz verdutzt drein.

Das ist ja noch nie geschehen.

Die Hexe Rotschopf verspricht es und verabschiedet sich mit ihrer Zahnbürste.


Aber einer fehlt noch immer.

Die Omi steht vor dem Haus und wartet auf ihn.

Aber, der Kasperl ist das nicht.

„Hexe Rotschopf, was willst du denn bei mir?“ fragt sie verwundert. „Bringst du mir vielleicht meinen Kuchen zurück?“

Das konnte die Hexe gar nicht.

„Aber Hexe!“ ruft die Omi verärgert. „Das war mein Geburtstagskuchen.“

Ist das gerade ernst gemeint?

„Na schön“, sagt sie. „Weil du dich so brav bei mir entschuldigt hast – darfst du noch mit in die Stube kommen. Du kannst mitfeiern aber… verhex mir bloß nicht wieder meine Gäste!“

Toll!

Rasch schlüpft sie ins Häuschen der Omi.

Alle?

Wo bleibt denn der so lange?

Die Omi sieht ihn schon von weitem.

Der Kasperl macht ein ganz betrübtes Gesicht.

Da muss die Großmutti aber lachen.

Die Omi hat einen Geburtstagskuchen?

„Ich habe auch den Bäcker eingeladen, und der hat mir einen super leckeren Gugelhupf mitgebracht!“ strahlt sie übers ganze Gesicht.