Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

© 2018 arsEdition GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten

Text: Sarah Welk

Umschlaggestaltung und Innenillustrationen: Sharon Harmer

Die Autorin wird vertreten durch die Autoren- und Projektagentur Gerd F. Rumler (München)

ISBN eBook 978-3-8458-2984-5

ISBN Printausgabe 978-3-8458-2600-4

www.arsedition.de

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Für Mila, Martha und Mats

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Widmung

1. Wie wir einmal eine ganze Zwergenstadt einfrieren mussten

2. Wie Flo einmal die lustigsten Schuhe der Welt gekauft hat

3. Wie wir einmal alle zusammen eislaufen gehen wollten

4. Wie wir einmal eine Kuh gerettet haben

5. Wie Matti einmal ein richtiges Schlittenkalb war

Weitere Titel

Wie wir einmal eine ganze Zwergenstadt einfrieren mussten

Das ist meine Schwester Flo. Und das dahinter bin ich, also Mimi. Ich würde euch gern mehr über uns erzählen, aber gerade habe ich überhaupt keine Zeit, weil Flo und ich sofort nach draußen müssen.

Weil, ratet mal, was da ist? Schnee! In echt! Der ganze Brückenweg ist weiß und der Stall von Knolle und Bolle auch, das sind unsere Kaninchen, aber die haben ein Fell, deshalb frieren sie nicht.

Flo und ich haben natürlich kein Fell, das ist ja klar, und deshalb suchen wir jetzt unsere Handschuhe.

»Mama«, rufe ich. Aber sie antwortet nicht. »MAMA! Wir brauchen unsere Handschuhe!«, brülle ich jetzt, so laut ich kann.

»Mimi«, ruft Mama von oben. »Wenn du etwas von mir willst, dann komm bitte zu mir und fang erst an zu reden, wenn du mich siehst. Kannst du dir das vielleicht mal merken?«

Eigentlich weiß ich das ja. Aber das Problem ist, dass ich danach immer durchs ganze Haus rennen und sie suchen muss, und das dauert mir zu lange.

»Mama!«, rufe ich. »Aber wo bist du denn?«

»Im Schlafzimmer!«, antwortet Mama, und ich höre, wie sie gähnt. »Es ist ja erst sieben Uhr! Ich liege im BETT!«

Dann quietscht das Bett und Papa sagt zu Mama: »Ich geh schon.«

Und dann kommt er endlich die Treppe herunter. Dabei reckt er sich und streckt sich und reibt sich die Augen. Beinahe stolpert er über Kater Kalle, der direkt vor seine Füße läuft, weil der hat nämlich Hunger.

Ich kann nicht verstehen, dass Erwachsene sich gar nicht richtig freuen, wenn es schneit. Weil das ist ja nicht so oft. Das ist irgendwie besonders, fast wie Weihnachten, das ist ja auch immer nur ganz selten. Und dann kann man richtige Supersachen draußen machen, Schlitten fahren zum Beispiel oder einen Schneemann bauen oder sogar noch was Besseres.

»Flo«, sage ich und hüpfe dabei ein bisschen, weil ich so aufgeregt bin. »Wollen wir gleich ein echtes Schneehaus bauen? In das wir selber reingehen können?«

»Aber eins mit einer Küche und einem Schlafzimmer und einem Spielzimmer«, antwortet Flo.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir das hinkriegen, aber ich nicke auf jeden Fall, weil vielleicht schaffen wir es ja doch.

»Und dann ziehen wir da ein und schlafen heute Nacht dort und vorher muss Mama uns natürlich noch eine Taschenlampe kaufen«, sagt Flo und guckt zufrieden.

Das ist mir eigentlich ein bisschen zu unheimlich und zu kalt, aber mit Flo zusammen traue ich mich vielleicht doch.

»In Ordnung«, sage ich und nicke, und jetzt freue ich mich noch viel mehr.

Papas Kopf ist fast ganz im Regal verschwunden und seine Arme in dem Karton mit den Wintersachen.

»Komisch«, murmelt er und wühlt alles durcheinander, und dann richtet er sich plötzlich auf und fragt: »Warum kaufen wir eigentlich immer nur einzelne Handschuhe? Machen andere Leute das auch so?«

Und dabei hält er uns einen Fäustling mit lilafarbenen Sternen vor die Nase, das ist Flos, und einen mit grünen Streifen, der gehört mir.

Und dann auch noch Mamas Fingerhandschuh aus Wolle und einen blauen mit einer hässlichen Rakete, der gehört uns überhaupt nicht.

»Aber Papa«, kichert Flo. »Wir haben die doch nicht so gekauft. Die anderen haben wir einfach verloren!«

Und damit schnappt sie sich den Sternen-Fäustling und den Streifen-Fäustling und zieht sie sich an.

Dass finde ich ein bisschen blöd, weil für mich jetzt nur Mamas Wollhandschuh und der scheußliche Raketenhandschuh übrig sind, aber dann ist es mir doch egal, weil ich nämlich rauswill, und zwar sofort.

Die Luft im Garten ist eiskalt.

»Guck mul, Mümü!«, ruft Flo hinter mir. Sie macht ganz spitze Lippen und pustet und aus ihrem Mund kommt ein Strahl aus weißem Nebel.

Das kann ich sehen, obwohl es noch ein bisschen dämmrig ist. »Ich bin ein Drache! Willst du die Prinzessin sein und ich gehöre dir?«

Bei mir kann man auch den Atem sehen, also bin ich dann ja eigentlich auch ein Drache, aber wir haben jetzt keine Zeit zum Streiten, weil wir doch das Haus bauen müssen.

Ich knie mich hin und schiebe den Schnee zusammen. Das geht aber nicht so gut, wie ich dachte, weil es zu wenig ist. Oben gucken sogar noch Grashalme raus.

Ich mache trotzdem eine Kugel. Leider wird sie nur winzig, ungefähr so groß wie ein Flummi.

Ich lege sie ganz vorsichtig vor mich hin und rolle sie hin und her, weil dann werden Schneekugeln nämlich größer und irgendwann richtig riesig, und dann kann man wieder was abschneiden und hat einen echten Schneestein für ein Haus.

Aber meine wächst überhaupt nicht. Der Schnee klebt überhaupt kein winziges bisschen fest, und das finde ich jetzt richtig doof.

»Mimi!«, ruft Flo und winkt. »Guck mal!« Und dabei zeigt sie auf den Rasen.

Und wisst ihr, was da vor ihren Knien steht? Ein winzig, winzig kleiner Schneemann. Er ist höchstens so hoch wie Flos kleiner Finger, und ganz fertig ist er auch noch nicht, aber trotzdem sieht er schon richtig niedlich aus.

»Der braucht noch einen Hut!«, rufe ich und renne sofort los.

Mir ist nämlich eingefallen, dass zwischen den Bäumen Eicheln liegen, und das passt natürlich super, weil auf denen doch oben immer so eine Mütze drauf ist.