Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasser dar. Sie wurden von den Autoren nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autoren noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

GANZ NATÜRLICH ZUM GESUNDEN RHYTHMUS

WAS SIE DAMIT ERREICHEN KÖNNEN:

Die Autoren: erfahrene Spezialisten für Gesundheit und Wohlbefinden in Ost und West

IMG

Dr. phil. Dagmar Hemm

Dagmar Hemm ist Sinologin und Heilpraktikerin. Sie hat längere Zeit in China gelebt und verbringt dort jährlich mehrere Wochen an Kliniken für Traditionelle Chinesische Medizin zur Hospitation. Ihr Anliegen ist die Verbindung der chinesischen Heilkunde mit der bei uns bekannten und bewährten Naturheilkunde.

IMG

Andreas A. Noll

Andreas Noll ist Heilpraktiker und Gastprofessor an der TCM-Universität Chengdu in China. Seine Ausbildung absolvierte er auf Sri Lanka sowie auf zahlreichen Studienreisen nach Chengdu, Shanghai und Peking. Zusätzlich studierte er Sinologie und Religionswissenschaften und verschaffte sich so ein tief gehendes Verständnis der chinesischen Kultur und Philosophie.

NATÜRLICHE RHYTHMEN WIEDERFINDEN

Keine Episode in der Menschheitsgeschichte war so zeitkritisch wie die heutige. Per Funk wird sekundengenau die Uhr gestellt. Milli-, Mikro- und Nanosekunden bestimmen technische Abläufe und die Sieger beim Sport – eigentlich sind diese Zeitabschnitte für unser Erleben unfassbar! Die geforderte Mobilität in unserer Gesellschaft verlangt genaue Zeitplanung von Beruf, häuslichem Leben, Urlaub. Wir versuchen, selbst in besonderen Lebenslagen wie bei einer Erkrankung oder bei einem Wechsel des Arbeitsplatzes oder Wohnorts durchgehend »funktionsfähig« zu sein. Die Natur gibt uns jedoch andere Maßstäbe vor. Das Erleben von Tag und Nacht ist eine Urerfahrung des Menschen, gefolgt vom unausweichlichen Kreislauf der Jahreszeiten. In früheren Zeiten wurden Aussaat und Ernte, Ruhe und Aktivität, Heil und Unheil, kurz, die Existenz der Menschen, von den Rhythmen der Natur bestimmt. Heute fühlen sich viele eingezwängt von der Übermacht der Uhren. Das Gefühl für die natürlichen Rhythmen geht uns verloren, oder wir übergehen es.

VERTRAUEN IN DIE INNERE UHR

Nach den Lehren der Traditionellen Chinesischen Medizin spiegelt sich unsere innere Uhr im Körper und in seinen Organen wider. Dieses Buch hilft dabei, mit der chinesischen Organuhr wieder zu einem natürlichen Lebensrhythmus im Alltag zu finden. Damit schaffen Sie sich beste Voraussetzungen für Wohlbefinden, Gesundheit, innere Ruhe, Kreativität und Glück.

Probieren Sie's doch einfach aus!

IMG

LEBEN IM RHYTHMUS DER ZEIT

Der Himmel bestimmt die Zeit. Der Lauf von Sonne, Planeten und Mond lässt uns Jahre, Monate, Tage und Stunden berechnen. Unser Leben spielt sich in diesem Rhythmus ab – merklich und unmerklich.

IMG

STÄNDIGER WANDEL

So wie die Wellen des Meeres anschwellen, sich am Strand brechen und das Wasser sich erneut aufbaut, so wie wir ein Leben lang einatmen und ausatmen, so ist die Wechselhaftigkeit eine Urerfahrung des Menschen. Ein Höhepunkt bedeutet bereits den Beginn des Abschwungs – der am Tiefpunkt in den erneuten Aufschwung übergeht. Eine Minute vergeht, und mit ihrem Ende beginnt die nächste. Ein Samenkorn schläft im Winter in der kalten Erde, treibt im Frühjahr einen zarten Spross und wird im Sommer zu einer prächtigen Blume. Im Herbst sinkt sie vermodernd zu Boden, jedoch nicht ohne zuvor ihre Samen für das nächste Frühjahr verstreut zu haben. Wir können nichts festhalten, nur jeden Augenblick einfangen und das Leben in vollen Zügen genießen.

ZYKLEN EINES MENSCHENLEBENS

Vom Entstehen bis zum Vergehen hat jeder Moment, jede Zeit eine eigene Qualität.

Die »Stationen« des Lebens

Jugendliche und junge Erwachsene sprudeln oft über vor Energie, haben aber meist noch nicht viel Erfahrung und Selbstvertrauen. Viele Menschen in mittleren Jahren, die mit beiden Füßen auf dem Boden stehen, wünschen sich, die jetzige Übersicht und Gelassenheit schon mit zwanzig gehabt zu haben. Ältere sehnen sich nach der Energie junger Jahre mit der Erfahrung von heute!

Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert. Genießen Sie die Vorzüge, die Nachteile können Sie aktiv mindern. Auch wenn der Zeitgeist die Jugend verehrt und das Alter oft missachtet: Jede Generation ist ein wichtiger Teil der menschlichen Gemeinschaft.

Unsere Bedürfnisse und Fähigkeiten verändern sich im Lauf des Lebens: Ein junger Organismus ist anpassungsfähig und hat große Reserven, und er kann zum Beispiel fettes Fleisch, Milchprodukte, Rohkost und Müsli besser verarbeiten als ein älterer Mensch, der eher leichte Kost mit wärmender Energie braucht. Meist unmerklich verändert sich unsere Energie im Lauf der Zeit. Auch die Rollen, die man im Leben spielt, verschieben sich von der Kindheit über die Jugend zum Erwachsenenalter, wo der größte Schritt das Sorgen für die eigenen Kinder ist. Nach einigen Jahrzehnten naht der zweite große Umbruch: Die Eltern sind alt und vielleicht gebrechlich geworden, verlangen Aufmerksamkeit und Zuwendung … und die Begleitung bis zum Tod. Ein Geben und Nehmen über die Generationen hinweg.

DIE RHYTHMEN DES LEBENS

Die Chronobiologie ist die Lehre von der zeitlichen Organisation der körperlichen und seelischen Vorgänge und des Verhaltens von Lebewesen. Sie nennt als wichtigste ineinandergreifende natürliche Rhythmen, an die sich auch der Mensch seit Jahrmillionen angepasst hat:

RITUALE GEBEN HALT

Feste, Feiern und ganz persönliche Glanzlichter teilen die Zeit ein, an diesen »Meilensteinen« orientieren wir uns. Wiederkehrende Rituale wie das Plätzchenbacken um Weihnachten oder die Geburtstagsfeier im Garten geben uns Halt. Aber auch individuelle, ganz besondere Momente strukturieren unser Jahr. Legen Sie doch für sich oder Ihre Kinder ein Fotoalbum mit den Highlights jedes Jahres an: Geburtstag, Urlaub, Frühjahrsputz, Volksfestbesuch, die erste Wanderung im Herbstlaub. So wird Ihnen später beim genüsslichen Blättern der eigene Jahres- und Lebensrhythmus mehr bewusst.

Auf und Ab von Jahr und Tag

Die Sonne erreicht ihren niedrigsten Stand zur Wintersonnenwende am 21. Dezember (die längste Nacht) und den höchsten Stand am 21. Juni (der längste Tag). Das Zu- und Abnehmen der täglichen Sonnenstunden, der Wechsel von Wärme und Kälte beeinflussen unsere Bedürfnisse und unser Befinden. Manche Menschen fühlen sich in der Sommerhitze ganz in ihrem Element, andere blühen dagegen in der kalten Jahreszeit so richtig auf. Die Jahreszeiten prägen auch unseren Bewegungs- und Aktivitätsdrang: ein Sommerabend auf der Terrasse, ein Plausch mit den Nachbarn beim Grillen, in fröhlicher Gemeinsamkeit bis spät in die Nacht. Nach herbstlichen Ausflügen, bei abendlicher Kühle und feuchtem Nebel über den Wiesen zieht es uns allmählich mehr in die heimischen vier Wände zurück. Im Winter wollen die meisten von uns am wenigsten nach draußen.

Bevor es Zentralheizung gab, waren die jahreszeitlichen Unterschiede im täglichen Leben noch viel gravierender. Die Natur sorgte dafür, dass der Organismus den Anforderungen der Jahreszeiten genügte: Im Frühling und Sommer, wenn auf Feld und Wiese und im Wald die Arbeit rief, war es nötig, hellwach zu sein. Im Winter galt das eher nicht. Unser Hormonhaushalt stellt sich noch heute auf diese Zyklen der Natur ein.

SONNE UND MOND IM TÄGLICHEN ZUSAMMENSPIEL

Der Lauf des Mondes bestimmt den Monat, der Auf- und Niedergang der Sonne die Stunden, Tage und Jahre. Die beiden Gestirne galten schon zu Urzeiten als die großen Lenker des Geschicks der Welt. Der ägyptische Gott Re wurde mit der Sonne in Verbindung gebracht, ebenso bei den Griechen Apoll und Helios, bei den Persern Mithra und auch heute noch der christliche Gott.

Die Sonne bringt Wärme, Licht und somit das Leben. Der Mond hingegen war stets ihr dunkler Gegenspieler, er wurde mit dem Ruhigen, Körperlichen und auch mit dem Weiblichen in Verbindung gebracht. Anders als das helle Tageslicht scheint die Welt im Mondenschein viele Geheimnisse zu bergen. Das auch bei uns heute sehr bekannte chinesische Orakelbuch »Yi Jing – Das Buch der Wandlungen« bezog sich mit seinen 64 Hexagrammen wahrscheinlich auf den Mondzyklus. Diesem werden auch heutzutage und nicht nur in China Einflüsse auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen zugeschrieben, besonders auch im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus der Frau, mit dem Schlafrhythmus und der Anfälligkeit gegenüber Krankheiten.

RUND UM DIE UHR

Unseren Tagesrhythmus bestimmen Schlafen und Wachen, Blutdruck, Herzfrequenz und Körpertemperatur sowie Muskelkraft und Sehschärfe, die im Tageslauf schwanken. Auf der geistig-seelischen Ebene durchlaufen unsere Konzentrationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit tägliche Zyklen. Der Taktgeber ist das Sonnenlicht.

Inzwischen wissen wir, dass die Zirbeldrüse (Epiphyse) des Gehirns das Hormon Melatonin, unser »Schlafhormon«, nachts in der Dunkelheit vermehrt ausschüttet. Wir brauchen es für einen guten Schlaf in der Nacht. Es gibt eine Nervenverbindung zwischen Sehnerv und Zirbeldrüse, sodass diese auf Veränderungen der Helligkeit reagiert. Zu spätes Zubettgehen bei künstlichem Licht verhindert die Melatoninausschüttung. Melatonin ermöglicht dem Organismus die andere Seite des Daseins: Der die Sonne ablösende Mond leuchtet vergleichsweise wenig und ermöglicht uns Ruhe und Schlaf. Melatonin senkt die Aktivität, es bremst und macht müde. Viele Menschen fühlen sich daher in den lichtarmen Wintermonaten matt und depressiv. Im Sommer braucht man meist weniger Schlaf als im Winter, weil weniger Melatonin ausgeschüttet wird. Dabei bestimmt vor allem die genetische Veranlagung, ob jemand eine »Eule« oder eine »Lerche« ist. Doch braucht jeder Mensch Ruhe und Aktivität im Einklang mit seiner individuellen Veranlagung und den Rhythmen der Natur!

EINFLÜSSE DES MONDES

Der Stand des Mondes in den Tierkreiszeichen beeinflusst unseren Körper, sodass bestimmte Anwendungen, Eingriffe und Operationen an bestimmten Tagen mehr, an anderen weniger Erfolg versprechen. So gibt es auch Erfahrungswerte, zu welchem Zeitpunkt des Mondzyklus in der Landwirtschaft am besten gesät und geerntet wird. Entschlackung und Entgiftung sind bei abnehmendem Mond besonders effektiv. Und Nahrungsergänzungsmittel zur Kräftigung wirken bei zunehmendem Mond noch besser (siehe >).

IMG

DER KAMPF GEGEN DEN EIGENEN RHYTHMUS

Wir sind es gewohnt, unabhängig zu sein, und das wird auch von uns erwartet. Doch jeder Mensch ist tagaus, tagein mit unzähligen unsichtbaren Fäden mit seiner Umwelt verbunden. Ohne diese komplexen Verbindungen, ohne unsere Netzwerke wie Familie, Freunde und Kollegen, Verpflichtungen in Beruf und Freizeit, Hobbys und Interessen, Träume und Pläne könnten wir nicht existieren. Hinzu kommen die Einflüsse der Natur und ihrer Rhythmen.

DIE SOZIALE UHR: STÄNDIGER »JETLAG«

Das naturgegebene Wechselspiel von Schlafen und Wachsein, von Anspannung und Entspannung, von Essen und Fasten wird heutzutage mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt, etwa indem wir die Nacht zum Tag und den Tag zur Nacht machen.

Schichtarbeit, künstliche Beleuchtung, langes Fernsehen am Abend und regelmäßige Kneipen- oder Disconächte, Fernreisen per Flugzeug und die ständige Erreichbarkeit durch Internet und Telefone: Wir passen unsere Ruhe- und Wachzeiten nicht mehr dem Rhythmus von hell und dunkel an. Wir verausgaben uns körperlich, wenn der Körper Erholung bräuchte, und verschlafen die beste Aktivitätszeit des Tages. Wir essen, wenn wir gar keinen Hunger haben oder ohne uns Zeit zum bewussten Genießen zu nehmen. All das kann die Diskrepanz zwischen innerer und äußerer Uhr so verstärken, dass wir, ähnlich wie nach einer langen Flugreise, in eine Art Dauer-Jetlag geraten.

Zahlreiche Beschwerden

Der Mensch verfügt über eine hervorragende Anpassungsfähigkeit an die Anforderungen seiner Umwelt, doch wird sie durch unsere Lebensweise oft überstrapaziert. Die Folgen sind Schlafstörungen, Verspannungen, Herz-Kreislauf-Probleme, Stoffwechselstörungen, auf der geistigen Ebene schlechte Laune, Stimmungsschwankungen, Unkonzentriertheit, Mattigkeit und Müdigkeit. Wir werden allgemein krankheitsanfälliger und weniger leistungsfähig. Dem natürlichen Wechsel von Ruhe und Aktivität (Yin und Yang, siehe >) kann sich der Mensch letztlich nicht entziehen. Um gesund zu bleiben, muss er immer wieder in seine persönliche Mitte, zur Harmonie mit sich und der Umwelt gelangen.

HORMONE UND NERVEN STEUERN DEN RHYTHMUS

Unser Körper reagiert auf wärmendes Sonnenlicht oder Kälte, Tag oder Nacht, Stress oder Zufriedenheit im Berufsalltag und Privatleben. Hormone und Nervensystem versuchen, Aktivität und Erholung so zu regulieren, dass wir leistungsfähig bleiben: ein komplexes System der Wechselwirkungen zwischen Gehirn und Nervensystem, Hirnanhangdrüse (Hypophyse), Nebennieren, Schilddrüse, inneren Organen und Geweben. Ständig werden im Gesamtsystem Defizite ausgeglichen, Überschüsse abgebaut. Hier zeigt sich sehr deutlich, dass Körper, Geist und Seele eine Einheit bilden: Stimmungen und Gefühle bewirken hormonelle Veränderungen, diese wiederum haben Auswirkungen auf die Seele.

»SANFTE« ZEITUMSTELLUNG

Der Stress unserer Zivilisation wirkt sich besonders bei der Zeitumstellung von der Sommer- zur Winterzeit und umgekehrt aus. Passen Sie sich langsam über mehrere Tage im Voraus an: Verlegen Sie die Zeiten für Zubettgehen, Aufstehen und Mahlzeiten allmählich vor beziehungsweise zurück.

Melatonin, Cortisol und Serotonin

Unter den Hormonen interessiert uns vor allem Melatonin. Es wird in der Zirbeldrüse im Gehirn vor allem nachts freigesetzt, während es tagsüber unter Einfluss des Lichts über die Netzhaut des Auges blockiert wird. Dieser hormonelle Zeitgeber kann indirekt auch Alterungsprozesse aufhalten oder beschleunigen. Ein hoher Melatoninspiegel durch Lichtmangel, zum Beispiel im Büro, führt tagsüber zu Müdigkeit und nachts zu Schlafstörungen. Im Alter wird weniger Melatonin produziert, das kann zu geringerem Schlafbedürfnis, Schlaf- und Gedächtnisstörungen sowie Depressionen führen.

Der Gegenspieler des Melatonins ist der Stimmungsaufheller Serotonin – ein Botenstoff, der den Informationsaustausch zwischen den Gehirnzellen ermöglicht.

BEUGEN SIE EINEM SEROTONIN-MANGEL VOR

Einige Früchte (Bananen, Trauben, Äpfel, Ananas, Pflaumen) enthalten Spuren von Serotonin. Der Botenstoff kann aber nicht in größeren Mengen aus den Pflanzen isoliert werden. Es bleibt vor allem die »Eigenproduktion« durch viel (Sonnen-)Licht und Regulierung der inneren Uhr!

Es wirkt antriebssteigernd und wird bei Tageslicht und in den sonnenreichen Sommermonaten gebildet. Auch sehr helle Raumbeleuchtung kann seine Produktion fördern, wie bei der Lichttherapie. Stimmungsschwankungen und Depressionen können die Folge eines Serotoninmangels sein. Durch Kohlenhydrate wie Zucker oder Gebäck lässt sich die Menge des Serotonins im Organismus kurzfristig erhöhen, deshalb naschen wir im Winter so gern Süßes. Eine bessere Möglichkeit zum Ausgleich ist körperliche Aktivität: Sie regt die Bildung von Serotonin und einigen anderen Hormonen an, welche die Stimmung positiv beeinflussen und auch depressive Symptome verschwinden lassen.

Auch das Aktivitätshormon Cortisol begegnet uns im Zusammenhang mit Störungen der inneren Uhr immer wieder. Wenn wir aus dem Rhythmus geraten sind, etwa durch chronischen Stress und Schlafmangel, verhindert Cortisol, dass wir nach Phasen der Anspannung in den Ruhemodus gelangen. Dann sind wir dauerhaft angespannt, fühlen uns tagsüber müde und abgeschlagen, können aber abends nicht einschlafen. Der Körper kann sich nie vollständig regenerieren. Die Folge sind »Zivilisationskrankheiten« wie Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, begleitet immer häufiger vom Burn-out-Syndrom. Auch schwere Krankheiten wie Krebs können durch chronischen Schlafmangel begünstigt werden.

IMG

DER RHYTHMUS DER LEISTUNGSFÄHIGKEIT

Die Hormone bestimmen im Tagesverlauf, wie leistungsfähig wir sind und wie gut wir uns konzentrieren können.

Die Hormone Cortisol und Testosteron (bei Frauen hat es eine geringere Bedeutung als bei Männern) sind unsere Aktivitätshormone. Melatonin hingegen lässt uns tief und fest schlafen und reguliert unseren Schlaf-Wach-Rhythmus. Weitere Hormone, die Stimmung und Leistungsfähigkeit beeinflussen, zum Beispiel Adrenalin, Dopamin oder Endorphine, werden dagegen situationsbedingt ausgeschüttet und spielen daher im Tages‑ rhythmus eine geringere Rolle.

Was Sie je nach tageszeitlicher Hormonlage am besten tun und lassen, lesen Sie ab > und > in der Umschlagklappe.

HELLWACHES NERVEN-SYSTEM

Außer einem aus dem Ruder gelaufenen Schlaf-Wach-Rhythmus können zahlreiche Gewohnheiten unserer Zivilisation den »Aktivitätsnerv« übermäßig stimulieren. Dazu gehören der Genuss von zu viel Alkohol und Koffein sowie schweres oder spätabendliches Essen. Auch Fernsehen oder Computerarbeit bis in die Nacht reizen das Nervensystem und verhindern so einen guten Schlaf.

Sympathikus und Parasympathikus

Dies sind zwei bedeutende Akteure im vegetativen Nervensystem, also demjenigen Teil unseres Nervensystems, der von der Natur festgelegte Abläufe im Körper regelt und nicht willentlich beeinflussbar ist. Sympathikus und Parasympathikus regulieren dabei das Verhältnis von Ruhe und Aktivität.

Der Parasympathikus regelt die meisten inneren Organe, den Stoffwechsel und den Blutkreislauf. Man bezeichnet ihn auch als Ruhenerv, da er dem Organismus die nötigen Regenerations- und Aufbaupausen und den Schlaf beschert. Sein Gegenspieler, der Sympathikus, bewirkt dagegen eine Leistungssteigerung und wird vor allem bei Angriffs- oder Fluchtsituationen aktiv. Der Sympathikus sorgt auch dafür, dass im Körper die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet werden, welche seine aktivitätssteigernde Wirkung verstärken.

Durch ihre gegensätzliche Wirkung ermöglichen die beiden Gegenspieler normalerweise eine feine Steuerung der Organe. Heutzutage sind jedoch viele Menschen im Dauerstress und damit im dauernd erhöhten »Sympathikotonus«: Ihr Sympathikus gewinnt die Oberhand, während der Parasympathikus in der Regel zu kurz kommt.

Wir können die beiden Gegenspieler nicht direkt beeinflussen, haben es aber in der Hand, das Gleichgewicht zwischen ihnen wiederherzustellen: indem wir versuchen, unserem natürlichen Rhythmus zu folgen.

UNSERE NAHRUNG IST HÄUFIG NICHT »ZEITGEMÄSS«

Im Tageslauf essen wir oft in Hektik oder nebenbei, außerdem zu ungünstigen Zeiten oder das Falsche für die Tageszeit. Mehr dazu lesen Sie bei den einzelnen Organen ab >. Aber nicht nur unseren natürlichen Tagesrhythmus stellen wir oft auf den Kopf, sondern auch den längeren Rhythmus der Jahreszeiten – dafür müssen wir nicht wochenlange Fernreisen antreten, es »reicht« oft schon unsere Nahrungsauswahl.

Die Jahreszeit bestimmte in früheren Zeiten maßgeblich, was es zu essen gab: Sprossengemüse im Frühling, zarte Blätter, Wurzeln und Beeren im Frühsommer, saftiges Fruchtgemüse und reifes Obst im Hochsommer und frühen Herbst. Für den Winter blieb, was sich lagern ließ oder winterhart war, wie Getreide, Äpfel, Kohl und Rüben. Heute hat sich das dramatisch verändert: Erdbeeren gibt es auch im Dezember, Äpfel im März und Tomaten sogar das ganze Jahr über. Der Anbau in südlichen Breiten und in den riesigen, mit Plastik überzogenen Landschaften in Südeuropa sowie ein ausgeklügeltes Transportsystem machen es möglich. Zudem haben Fastfood und Fertiggerichte, Konserven und Snacks bei uns Hochkonjunktur.

DIE JAHRESZEITEN UND DIE ZU IHNEN PASSENDEN LEBENSMITTEL

Jede Jahreszeit hat einige Lebensmittel zu bieten, die gerade in diesen Monaten besonders guttun. Verzichten Sie nicht auf die bunte »Hausapotheke der Natur«!