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Über das Buch

Theres hat sich mit Fleiß, Geduld und Langmut ein gutes Leben zurechtgestrickt: Normalität als Kokon, der Sicherheit spendet. Eines Abends kommt ein Anruf, und das scheinbar wohlgeordnete Arrangement fliegt ihr um die Ohren. Denn wie die ältere Frau Sudić hat auch Theres in ihrer Vergangenheit ein finsteres Kapitel, das nun Stück für Stück zutage tritt. Und dann geschieht ein Mord.

 

»In ihrer Welt ist niemand sicher. So unaufgeregt wie leise führt Anne Goldmann mit klarer Sprache mittenrein ins Grauen: Die Österreicherin setzt liebevoll in Szene, was mit Tätern, Opfern und deren Angehörigen geschieht. Wie leicht alles aus den Fugen geraten kann, allerorten.« Buchjournal

 

Über die Autorin

Die Wiener Autorin Anne Goldmann, geboren 1961, jobbte als Kellnerin, Küchenhilfe und Zimmermädchen, um sich die Ausbildung zur Sozialarbeiterin zu finanzieren. Einige Jahre arbeitete sie in einer Justizanstalt, derzeit betreut sie Straffällige nach der Haft. Anne Goldmann begann früh zu schreiben, veröffentlichte ein paar Texte, verwarf dann alles und entdeckte erst spät das Schreiben wieder neu. Für die Romane Das Leben ist schmutzig, Triangel und Lichtschacht erhielt sie hymnische Kritiken.

 

Anne Goldmann

 

Das größere Verbrechen

 

Roman

 

CulturBooks Verlag

www.culturbooks.de

 

Impressum

eBook-Ausgabe: © CulturBooks Verlag 2018

Gärtnerstr. 122, 20253 Hamburg

Tel. +4940 31108081, info@culturbooks.de

www.culturbooks.de

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Magdalena Gadaj

eBook-Herstellung: CulturBooks

Printausgabe: © Ariadne Verlag 2018

Lektorat: Else Laudan

Erscheinungsdatum: August 2018

ISBN 978-3-95988-1-227

Vorwort von Else Laudan

Gewalt verbiegt Menschen, und sie bleibt für die Betroffenen lange gegenwärtig. In Zeiten der Selbstoptimierung, wo der Ton härter wird und der soziale Kitt schnell bröckelt, ist wenig Raum für Heilungsprozesse, Versehrtheit macht einsam. Auch die politische Genreliteratur nimmt sich nur selten Zeit, die von traumatischen Erfahrungen hinterlassenen Frakturen aufzuspüren und ihrer Wirkungsweise nachzugehen.

Was, wenn der Boden der Normalität nicht trägt? Zahllose Frauen leben mit der schockierenden, manchmal dissoziierenden Erfahrung, dass ihr Körper de facto nicht ihnen gehört, dass er vielmehr im Konfliktfall eine Geisel ist, die entführt, missbraucht, geschunden werden kann.

Anne Goldmann webt aus diesem Material einen dunklen, packenden, stellenweise fast gruseligen Genre­roman. Empathie ist hier die mikroskopisch genaue Beobachtung von Verstrickung, Verdrängung, Rechtfertigung, die feinfühlige Betrachtung des persönlichen Morasts, in dem ein angeschlagener Mensch immer wieder versinkt. Dieses Sumpfland aus erlebten Schrecken, gefühlter Schuld und imaginierter Gefahr liefert miserables Rüstzeug für die funktionale Dynamik unserer Gesellschaft, in der Wärme, Loyalität, Gemeinschaft eher auf dem Rückzug sind. Anne Goldmann findet eine Erzählsprache, in der das Bedrohliche der eigenen Unzulänglichkeit greifbar wird. Sachte verstärkt sie den Druck, bis schon die Bewältigung des Alltags zum Action-Szenario gerät.

Der mühsame Kampf um die Aneignung der selbst erfahrenen Geschichte ist ein existenzieller Befreiungskampf, der vielleicht nie endet. Diesem Ringen wird in Das größere Verbrechen ein hochspannend erzähltes literarisches Denkmal gesetzt.