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Grundlagen der Bienenweide

DIE BEDEUTUNG DER BIENENWEIDE

Die Bienenweide ist die Ernährungsgrundlage der Bienen. Die Bienen tragen den Blütennektar, der vor allem in den als Nektarien bezeichneten Nektardrüsen der Blüten erzeugt wird, oder den durch Pflanzensauger abgesonderten Honigtau in ihrer Honigblase ein. Eine untergeordnete Rolle spielt extrafloraler Nektar, der bei einigen Gewächsen unabhängig und außerhalb von Blüten an Pflanzenteilen, wie Knospen oder Blattstielen, abgesondert werden kann. Durch Versetzen mit körpereigenen Stoffen und Wasserentzug bereiten und durch Einlagerung in den Wabenzellen bevorraten sie den Honig als Kohlenhydratnahrung. Der von den Staubgefäßen der Blüten gesammelte, mit Honigblaseninhalt angefeuchtete und in den „Körbchen“ der Hinterbeine als Pollenhöschen eingetragene Blütenstaub ist die Eiweißnahrung der Bienen. Nektar und Pollen der insektenblütigen Pflanzen werden im Allgemeinen so dargeboten, dass der Insektenbesuch zur Blütenbestäubung führt. So besteht ein Wechselverhältnis zwischen Bienen und Pflanzen. Das nutzbare Massenangebot an Bienenweide wird als Tracht bezeichnet.

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Pflanze (Weiße Waldrebe) und Biene sind aufeinander angewiesen: Die eine spendet Nahrung, die andere leistet dafür „Bestäubungsdienste“.

LÜCKENLOSES TRACHTENFLIESSBAND

Eine gute Nektar- oder Honigtautracht ist die Grundlage für hohe Honigerträge. Eine ausreichende Pollenversorgung ist für die Erzeugung der Brut und damit für den ständigen Nachschub an jungen Bienen zur Erhaltung leistungsfähiger Bienenvölker notwendig. Sie ist gleichzeitig für die Anlage eines Eiweiß- Fettpolsters zur Überwinterungsfähigkeit der im Spätsommer und Herbst geschlüpften Arbeiterinnen erforderlich. Eine gute Bienenweide gewährleistet als Entwicklungstracht das Heranwachsen starker, ertrags- und bestäubungstüchtiger Bienenvölker und bildet als Massentracht die Grundlage für hohe Honigerträge. Die Bienenweide sollte den Bienenvölkern ununterbrochen als Trachtfließband zur Verfügung stehen. Zumal witterungsbedingt nicht in jedem Jahr alle Bienenweide voll nutzbar ist, sind bei den Imkern die zuverlässigsten Honigerträge zu erwarten, die für die Sicherung eines Trachtfließbandes gesorgt haben. Da Trachtlücken auch Brutrückschläge der Bienenvölker zur Folge haben können, ist es nicht nur im Sinne des Imkers, sondern auch des vorausschauenden landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Anbaubetriebes, wenn durch ständiges Vorhandensein von Bienenweide die Leistungsfähigkeit der Bienen als Nektarsammler wie als Blütenbestäuber aufrechterhalten bleibt.

EINFLUSSFAKTOREN AUF DIE BIENENWEIDE

BODEN

Der Anbau und das Gedeihen der verschiedenen Bienenweidepflanzen setzen bestimmte Bodenverhältnisse voraus. Auch die Nektar- und Pollenspende der Pflanzen wird durch den Boden beeinflusst. Boden ist die oberste belebte Verwitterungsschicht der festen Erdrinde, die die Bewurzelung der Pflanzen ermöglicht und als Nährstoffquelle dient. Er besteht etwa je zur Hälfte aus festen Teilchen unterschiedlicher Größe und aus ebenfalls verschieden großen Hohlräumen, in denen sich die Bodenlösung – Wasser und darin gelöste Stoffe – und die Bodenluft befinden. In den meisten Böden, außer Moorböden, überwiegen die festen mineralischen Bestandteile gegenüber Anteilen an organischer Substanz. Diese wird als Humus bezeichnet und ist ein komplexes Gemisch lebender und abgestorbener Pflanzenteile und Tiere sowie neu gebildeter organischer Verbindungen (Huminsäuren). Im Boden befinden sich zahlreiche Bodenlebewesen, vor allem Mikroorganismen und niedere Tiere. Der Boden steht in ständigem Stoffaustausch besonders mit der Vegetation. Das Ausgangsmaterial für die landwirtschaftlich genutzten Böden bilden vor allem Löß, Geschiebemergel, Sande und Auenlehme. Mit dem Gebrauchswert des Bodens steigt auch die Qualität der angebauten Bienenweidepflanzen als Nektar- und Pollenspender.

Die Bodeneigenschaften Die Bodeneigenschaften werden weitgehend durch die Korngrößenzusammensetzung, den Mineralbestand und den Schichtenbau bestimmt. Je nach dem Gehalt an den Korngrößen Sand, Schluff und Ton werden Bodenarten unterschieden. Sande, Anlehmsande, lehmige Sande und Tieflehme zählen zu den leichten Böden. Reine Sandböden werden meist forstlich genutzt. Nur bei ausreichender Wasserversorgung sind sie landwirtschaftlich und gärtnerisch nutzbar. Anlehmsande können bei Vorkommen von Wildpflanzen in Roggen und Kartoffeln etwas Bienenweide aufweisen. Maisanbau kann Pollen und bei Befall mit Pflanzensaugern auch Honigtau bieten. Unter den geeigneten Zwischenfruchtfutterpflanzen kommen als Bienenweide z. B. Serradella, Lupine (Pollenspender) und Phacelia in Betracht. Tieflehme und lehmige Sande sind bei Zufuhr von Wasser und Nährstoffen einschließlich organischer Substanz für fast alle Fruchtarten geeignet. Sandige Lehme, Lehme und Lößböden sind auf Grund eines hohen Wasser- und Nährstoffspeichervermögens und einer guten Wasserbeweglichkeit vielseitig nutzbar. Als mittlere Böden eignen sie sich zum Anbau aller Fruchtarten einschließlich aller Bienenweide-Nutzpflanzen wie Leguminosen und Raps sowie zum Obstanbau. Tonige Lehm- und Tonböden werden wegen ihrer schwierigen Bearbeitbarkeit als schwere Böden bezeichnet. Sie sind nährstoffreich, aber luftarm, vernässen leicht und erwärmen sich schwer. Auf schweren Böden werden bevorzugt Mähdruschfrüchte angebaut, darunter als Bienenweidepflanzen Ackerbohnen und Sonnenblumen.

PFLANZENNÄHRSTOFFE

Die Aufnahme von Pflanzennährstoffen ist Voraussetzung für das Leben der Pflanze. Aus Nährstoffen und Energie produziert die Pflanze die organische Masse. Nährstoffe sind die durch die Pflanze aufnehmbaren chemischen Verbindungen der Nährelemente. Zu den in größerer Menge benötigten Elementen gehören als die Grundbausteine aller organischen Verbindungen Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff.

Einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe ist Stickstoff. Der freie Luftstickstoff wird der Pflanze nur über die Tätigkeit von Bakterien einschließlich Knöllchenbakterien der Leguminosen und in geringem Maße aus den Niederschlägen zugänglich. Den größeren Teil nimmt die Pflanze in gelöster Form aus dem Boden auf. Stickstoff ist Bestandteil aller eiweißartigen und anderer Pflanzenstoffe wie Chlorophyll, Lecithin, Nukleinsäuren und Enzyme. Stickstoffmangel hat schwachen Wuchs, helle Farbe und Notreife zur Folge.

Auch Phosphor ist ein Hauptwuchselement und findet sich im Sameneiweiß, in Nukleinsäuren, Nukleoproteiden, Lecithin usw. Er beeinflusst viele Lebensvorgänge wie Zellteilung, Atmung, Chlorophyllbildung und Betriebsstoffwechsel, ferner die Blüten- und Samenbildung und somit die Nutzbarkeit der Pflanze als Bienenweide.

Kalium befindet sich in der Pflanze an Stellen intensiver Stoffwechselprozesse, so im assimilierenden Gewebe bei Blüten und Früchten. Es wirkt auf die Assimilation (Angleichung der aufgenommenen Stoffe an die vorhandenen Stoffe in der Pflanzenzelle). Kalium erhöht den Zuckergehalt und hat somit einen maßgeblichen Einfluss auf die Nektarsekretion und -qualität, ferner auf die Eiweißbildung.

Kalzium beeinflusst die Pflanze über die Bodenreaktion und ist mitverantwortlich für die Tätigkeit des Syntheseapparats. Schwefel ist als Bestandteil der Eiweiße unentbehrlich. Chlor hat durch Erhöhung des osmotischen Wertes einen günstigen Einfluss auf den Wasserhaushalt der Pflanze und somit auch auf die Nektarbildung. Magnesium ist ein wichtiger Baustein des Chlorophylls. Die Fotosynthese, im Zusammenhang damit auch die Nektarzuckerbildung, ist maßgebend von der Magnesiumversorgung der Pflanze abhängig. Magnesiummangel äußert sich in geringem Zucker- und Stärkegehalt der Pflanzen und führt zu Reifeverzögerung. Eisen wird zwar in nur geringer Menge benötigt, ist aber für die Chlorophyllbildung unentbehrlich. Zu den ebenfalls notwendigen Spurenelementen gehören Mangan, Zink, Kupfer und Bor.

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Eine gute Nährstoffversorgung beeinflusst Blütenbildung und Nektarproduktion (Holländische Linde).

KLIMA UND JAHRESWITTERUNG

TEMPERATUR

Unter den klimatischen Umweltfaktoren hat die Temperatur für die Pflanze die größte Bedeutung. In Wechselwirkung mit Licht, Luft und Wasser regelt sie die Tätigkeit der lebenden Pflanze von der Keimung bis zur Reife. Die Vegetationsverhältnisse entscheiden auch über die Anbaumöglichkeiten der verschiedenen Pflanzen. Durch den Temperaturverlauf wird der Entwicklungsrhythmus und damit die Blütezeit beeinflusst. So kommen die Bienenweidepflanzen im Norden unseres Landes, zum Beispiel der Raps, später zum Blühen, da das Seeklima niedrigere Frühjahrs- und Sommertemperaturen mit sich bringt. Da auch mit steigender Höhenlage die Temperaturen absinken – im Jahresmittel je 100 m um 0,5 °C –, trifft die Verzögerung der Blütezeit auch für Berglagen zu. Die abnehmenden Temperaturen bestimmen mit Verkürzung der Vegetationszeit schließlich die Höhengrenzen für den Anbau der einzelnen Kulturpflanzen einschließlich der Bienenweidegehölze.

Im Zusammenhang mit der Licht- und Kohlendioxidzufuhr wird auch die Assimilation der Pflanzen und damit die Nektarbildung der Blüten über die Temperatur beeinflusst. Das Temperaturoptimum liegt bei den verschiedenen Pflanzen zwischen 15 °C und 30 °C, im Allgemeinen bei 20 °C bis 25 °C. Vom Raps als der Pflanze des maritimen Klimas ist bekannt, dass er bereits bei Temperaturen um 15 °C Nektar absondert.

STRAHLUNG

Die Sonnenstrahlung ist die Energiequelle der grünen Pflanzen. Große Teile dieser Strahlung werden von der Atmosphäre verschluckt. Die Lichtstrahlung, auf die etwa 50 % der Globalstrahlung entfallen, bewirkt den Grundvorgang der Assimilation. Daneben beeinflusst sie Bewegung, Formbildung und räumliche Anordnung der Organe.

Entscheidend sind sowohl Intensität als auch Dauer der Belichtung. Durch reichliche Belichtung werden Verzweigung, Blüten- und Fruchtbildung, Ausbildung von Geschmacks- und Inhaltsstoffen – auch die Nektarbildung –, die Verholzung und die Standfestigkeit der Pflanzen gefördert. Manche Pflanzen, die in der Nähe des Äquators beheimatet sind, kommen nur bei kurzer, weniger als 14 Stunden währender Tagesdauer zum Blühen (Kurztagspflanzen). Bei längerer Belichtung entwickeln sie ein üppiges Vegetationswachstum, ohne zu blühen. Das sind zum Beispiel Braunelle, Hanf, Kopfkohl, Mais, Tabak und Topinambur. Umgekehrt verhält es sich bei den Langtagspflanzen, die aus Gebieten längerer Tagesdauer (Europa, Nordasien) stammen. Hierher gehören zum Beispiel Lein, Möhren, Rotklee und Senf. Zwischen beiden Extremen liegen die tagneutralen Pflanzen wie Raps, Sonnenblume, Phacelia und Bauerntabak.

Auch gegenüber der Gesamtwirkung der Belichtungsverhältnisse verhalten sich die verschiedenen Pflanzenarten unterschiedlich. So bevorzugen Luzerne, Lupine und Zwiebel große Sonnenscheindauer. Sonnenliebende Pflanzen sind Götterbaum, Bartblume, Fingerhut und Tamariske. Schattenverträglich sind zum Beispiel Buchsbaum, Heckenkirsche, Mahonie und Wilder Wein.

Gute Lichtverhältnisse – also nicht zu trübes Wetter – wirken sich auf die Intensität des Bienenflugs günstig aus; die Tracht wird durch die Bienen besser genutzt.

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Die Goldrute „honigt“ nach ausgiebigen Niederschlägen meist besonders gut.

WASSER

Das Wasser hat große Bedeutung für den Stoffwechsel der Pflanzen. Es ist zu 80–90 % in der Pflanze enthalten und gewährleistet Gewebespannung, Nährstoffaufnahme, Stofftransport und Wärmehaushalt. Das Wasser gelangt vorwiegend über die Niederschläge, einschließlich Tau, und zum Teil aus dem Grundwasser zur Pflanze.

Die Wasserversorgung der Pflanzen beeinflusst ihren Wert als Bienenweide. Voraussetzung für eine reichliche Nektarspende ist zunächst die kräftige Entwicklung der Pflanzen auf Grund optimaler Nährstoffversorgung, ferner eine ausreichende Durchfeuchtung des Bodens.

Auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine Rolle. Während die Nektarspende bei hoher Luftfeuchtigkeit sowie günstigen Temperatur- und Lichtverhältnissen hoch ist, versiegen die Nektarquellen bei austrocknenden Winden, besonders bei Pflanzen mit Blüten, deren Nektar frei liegt, zum Beispiel Raps. Häufige Niederschläge während der Blüte in Verbindung mit niedrigen Temperaturen und ungünstigen Lichtverhältnissen können die Tracht „verregnen“ lassen.

KLIMATYPEN

Innerhalb unseres warm-gemäßigten Klimas können bestimmte Klimatypen unterschieden werden.

Das maritime Klima der Küstenstreifen wird durch die ausgleichende Wirkung des Wassers bedingt. Die wichtigsten Kennzeichen sind langsame Erwärmung sowie weniger Frost- und Dürreschäden. Das führt zu späterem Blühbeginn, größerem Massenwuchs der Pflanzen und reichlicher Nektarspende. Der Zwischenfruchtanbau wird begünstigt. Die angebauten Bienenweidepflanzen der Küstengebiete sind Raps, Ackerbohne und Rotklee.

Im Gegensatz dazu steht das kontinentale Klima, von dem in gewissem Umfang die mittleren Gebiete beeinflusst werden. Der phänologische Hochsommer tritt früher ein. Der Massenwuchs der Pflanzen ist – bei höherem Gehalt an Trockenmasse, Eiweiß und Zucker – geringer. Blüte- und Erntezeit liegen früher. Der Zwischenfruchtanbau ist erschwert. In diesem Klima werden als Bienenweidepflanzen Luzerne, Lupine sowie zur Samengewinnung Zier-, Heil- und Gewürzpflanzen angebaut. An Gehölzen spielen hier Robinien und Linden eine Rolle.

Als höhenbedingtes Klima ist das Gebirgsklima zu bezeichnen. Mit steigender Höhenlage nimmt die Mitteltemperatur ab. Die Jahresschwankungen sind geringer. Die Niederschlagsmengen nehmen zu. Der Winter dauert länger an. In den Wäldern werden vor allem die Himbeertracht, unter günstigen Bedingungen auch die in den Höhenlagen besonders ergiebige Honigtautracht der Nadelgehölze genutzt.

In Hinblick auf die allgemeine Klimaerwärmung ist zu erwarten, dass sich die Blütezeiten vieler Pflanzen allmählich nach vorn verschieben.

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Bei Kälteeinbrüchen im Frühjahr bleiben die Trachten früh blühender Weiden oft ungenutzt.

WITTERUNGSEINFLÜSSE

Gegenüber dem Klima, das als statistischer Mittelwert des Witterungsablaufes vieler Jahre anzusehen ist, sind die Jahresschwankungen der einzelnen Klimawerte an ein und demselben Standort erheblich. Die Pflanzen reagieren auf die Witterungseinflüsse unterschiedlich. So haben auch die einzelnen Pflanzenarten in Jahren verschiedener Witterung als Trachten unterschiedliche Bedeutung. Den größten Einfluss hat die Wärmeversorgung. In Dürrejahren können verschiedene Trachten wegen mangelhafter Pflanzen- und Blütenentwicklung ganz versagen oder infolge unzureichender Wasserversorgung des Bodens, verbunden mit geringer Luftfeuchtigkeit, nur wenig Nektar ergeben. Hingegen finden in trockenen Jahren die Pflanzensauger oft günstige Bedingungen, so dass Honigtauspende auftreten kann.

In Nässejahren hingegen kommt es zu üppigem Pflanzenwuchs und in Verbindung mit geringer Sonnenscheindauer zu geringer Blütenbildung. Nach reichlicher Wasserversorgung des Bodens und hoher Luftfeuchtigkeit kann es aber bei günstiger Witterung während der Blüte zu reichlicher Nektarerzeugung kommen. Das Heidekraut und die Goldrute honigen meist besonders gut nach vorangegangenen ergiebigen Niederschlägen.

Starke Kahlfröste oder lang anhaltende verkrustete Schneedecke können bei Raps zu Auswinterungsschäden führen. Trachtschädigungen sind bei einer Anzahl von Bienenweidepflanzen auch bei späten Kälteeinbrüchen zu erwarten. So können die Knospen zum Beispiel von Obstgehölzen und besonders von Robinien, seltener Linden, durch Spätfröste erfrieren und zu Trachtausfall führen. Frühe Trachten von Hasel und Weiden müssen bei Kälterückschlägen oft ungenutzt bleiben, da die Bienen bei niedrigen Temperaturen nicht ausfliegen. Aus diesem Grund ist besonders bei Weiden die Anpflanzung mehrerer hintereinander blühender Arten zu empfehlen.

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Bis in den Herbst hinein blüht die Besenheide und spendet Nahrung für die Bienen.

BIENENWEIDEWERT UND TRACHTBEDEUTUNG

Der Bienenweidewert einer Pflanze gibt Auskunft über die Menge und Qualität von Nektar und Pollen, die den Bienen durch die Pflanzen geboten werden. Unter der Trachtbedeutung ist das Ergebnis der Wechselwirkung von Verbreitung (Anzahl) und Bienenweidewert der vorhandenen Pflanzen zu verstehen. So kann die Trachtbedeutung bestimmter Pflanzen trotz hoher Nektar- oder Pollenspende bei geringem Vorkommen niedrig sein, während andererseits Arten bei nur mäßigem Bienenweidewert, aber massenhaftem Vorkommen eine relativ hohe Trachtbedeutung erlangen können.

Zum Bestimmen des Bienenweidewerts und der Trachtbedeutung können unterschiedliche Methoden angewendet werden. Auf Grund der verschiedenen Umwelteinflüsse ist vor einer Verallgemeinerung der erzielten Ergebnisse die wiederholte Untersuchung möglichst an verschiedenen Standorten und nach verschiedenen Methoden empfehlenswert. Das trifft besonders für den Nektarwert zu.

NEKTARUNTERSUCHUNGEN

Die exakteste Methode zum Bestimmen des Bienenweidewerts von Nektarspendern ist die Untersuchung des Blütennektars, der durch Absaugen mit Hilfe von Kapillarröhrchen gewonnen werden kann. Wichtig für die Attraktivität der Pflanze für die Bienen ist der prozentuale Zuckergehalt des Nektars, selbstverständlich bedingt durch den Blütenbau auch dessen Erreichbarkeit. Häufig wird die Tagesproduktion einer Blüte nach Menge und Zuckergehalt des Nektars ermittelt und in Zuckerwerten ausgedrückt. Die Blütenanzahl je Pflanze und die Pflanzenanzahl je Flächeneinheit, ferner die Blühdauer der einzelnen Blüten sind jedoch artenbedingt sehr unterschiedlich. Deshalb wird häufig auch der theoretische Honigertrag je Hektar hochgerechnet.

In Tabelle 3 sind die Ergebnisse von Nektaruntersuchungen vieler Autoren aus verschiedenen Ländern zusammengestellt. Wiedergegeben werden – soweit ermittelt – der Zuckergehalt des Nektars als Maßstab der Attraktivität sowie der errechnete Honigertrag je Hektar.

BEFLUGSBEOBACHTUNGEN

Eine weitere Möglichkeit zur Untersuchung des Bienenweidewertes ist die Beobachtung des Beflugs. Es kann der Beflug durch Nektar- und durch Pollensammler ermittelt werden. Dazu eignen sich besonders geschlossene Bestände von Nutzpflanzen, in denen auf einer oder mehreren abgesteckten Parzellen während der Blütezeit mehrmals täglich die Anzahl der zufällig angetroffenen oder in einem bestimmten Zeitraum anfliegenden Bienen gezählt wird. Daraus lässt sich der durchschnittliche Bienenbeflug je Hektar errechnen. Aus der Anzahl der von einzelnen beobachteten Bienen beflogenen Blüten je Zeiteinheit kann die Anzahl der von Bienen besuchten Blüten je Zeit- und Flächeneinheit errechnet werden.

Die Beflugsbeobachtung gibt mehr als jede andere Methode Auskunft über die Anziehungskraft, die der blühende Pflanzenbestand auf die Bienen ausübt. Sie besteht vor allem auf Grund des Nektar- und Pollenwertes, wird aber auch durch die Menge der vorhandenen Pflanzen, durch die Anzahl der Bienenvölker im Flugbereich und durch die Attraktivität gleichzeitig blühender Konkurrenzpflanzen beeinflusst.

POLLENANALYSEN

Die Untersuchung der von den Bienen eingetragenen und mittels Pollenfallen gewonnenen Pollenhöschen auf ihre Herkunft gibt Aufschluss über die Zusammensetzung der Pollentracht. Da jedes Bienenvolk bestimmte Pollenarten in unterschiedlichem Maße bevorzugt, ist es empfehlenswert, Pollenproben von mehreren Völkern zu untersuchen. Auch in den von Honigbienen eingetragenen Nektar und damit in den Honig gelangen gewisse Pollenmengen. Durch Zentrifugieren des verdünnten Honigs und Untersuchung des Sediments können die gequollenen Pollen nach ihrer Form bestimmt und prozentual ausgezählt werden. Je nach Pflanzenart finden sich jedoch sehr unterschiedliche Pollenmengen im Honig. So zählen zum Beispiel Raps- und Edelkastanienhonige zu den pollenreichen, Robinien-, Linden- und Luzernehonige zu den pollenarmen Honigen. Die vorwiegend in Ungarn geernteten Honige der Seidenpflanze (Asclepias) enthalten gar keine Pollen des Haupttrachtspenders. Folglich kann die prozentuale Pollenbestimmung in den zumeist gewonnenen Mischhonigen zu Fehlschlüssen führen. Unter Berücksichtigung des absoluten Pollengehalts der reinen Sortenhonige, der im Ergebnis von Auszählungen bei einer Anzahl bedeutender Bienenweidepflanzen bekannt ist, sind deshalb Korrekturen vorzunehmen, wenn die Analyse der Pollen im Honig zur Untersuchung der Trachtbedeutung herangezogen werden soll. Abgesehen von den Haupttrachten bevorzugen die Bienenvölker eines Standortes die verschiedenen Nebentrachten in unterschiedlichem Maße.

WAAGSTOCKBEOBACHTUNGEN

Die Waagstockbeobachtung gibt dem Imker Auskunft über die Gewichtsveränderung eines oder mehrerer Bienenvölker im Verlauf einer Tracht oder eines Zeitraums und lässt Rückschlüsse auf Honigertrag, Pollenvorrat und Veränderungen der Stärke des Bienenvolkes zu. Um die Beteiligung der verschiedenen Bienenweidepflanzen einschätzen zu können, sind auch deren Vorkommen und Blühverlauf zu ermitteln. Viele Imker üben die ehrenamtliche Funktion des Waagstockbeobachters aus und verbinden diese Tätigkeit mit phänologischen und Wetterbeobachtungen. Zunehmend kommen elektronische Stockwaagen zum Einsatz, die zusätzliche Daten zu Witterung und Stocktemperatur erfassen und via Internet automatisch an eine Zentrale weiterleiten. In Verbindung mit dem Ziel von Voraussagen können sich auch alle Interessierten an dem Blühphasen-Monitoring „TrachtNet“ beteiligen.

BIENEN UND BLÜTEN

BAU DER BLÜTEN UND BESTÄUBUNGSMECHANISMEN

Die Blüten zahlreicher Pflanzen sind zu Blütenständen mit unterschiedlichem Aufbau vereinigt.

BLÜTENBAU

Die aus Kelchblättern, Blütenblättern, Staubblättern und Fruchtblättern bestehenden Blüten sind bei den verschiedenen Pflanzenfamilien unterschiedlich gebaut, während sich die Blüten innerhalb der Pflanzenfamilien meist ähneln.

Alle Samenpflanzen besitzen Blüten. Die Staubblätter der Blüten bestehen aus dem Staubfaden und dem Blütenstaub (Pollen) erzeugenden Staubbeutel. Die Fruchtblätter erzeugen die Samen. Sie sind bei den Bedecktsamern zu Fruchtknoten verwachsen. Der Fruchtknoten enthält einen oder mehrere Griffel. An dessen Ende befindet sich die unterschiedlich gestaltete, ein- oder mehrteilige Narbe.

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Besonders auffällige Blüten zeigen die beliebten Clematis-Hybriden.

BESTÄUBUNGSMECHANISMEN

Wie der Blütenbau, so ist auch die Vorrichtung der Blüte für ihre Bestäubung sehr unterschiedlich.

Unter Bestäubung versteht man die Übertragung von Pollen auf die Narbe als Voraussetzung für die Befruchtung. Manche Pflanzen können ohne Befruchtung Samen ausbilden, andere werden teilweise oder ausschließlich durch Selbstbestäubung befruchtet. Bei zahlreichen Pflanzen ist nur Fremdbestäubung – die Übertragung des Pollens von einer Blüte, Pflanze oder (bei Obst) einer anderen Sorte – erfolgreich. Die Fremdbestäubung erfolgt entweder durch den Wind (z. B. Haselnuss) oder durch Insekten. Insektenblüten sind häufig lebhaft gefärbt, auffällig gezeichnet oder sondern außer Nektar Duftstoffe ab und locken so die Insekten an. Unter den Bestäuberinsekten sind vor allem Bienen (Honigbienen und Wildbienen einschließlich der Hummeln) imstande, sich den verschiedenen Blütenformen anzupassen und die Blüten zu bestäuben. Einige Beispiele verschiedener Bestäubungsmechanismen werden im Folgenden beschrieben. 

VERSCHIEDENE BLÜTENSTÄNDE BEI SAMENPFLANZEN

Bezeichnung

Aufbau

Beispiel

Traube

verlängerte Hauptachse, gestielte Blüten, unverzweigte Blütenstiele

Raps

Ähre

verlängerte Hauptachse, zahlreiche ungestielte Blüten

Wegerich

Kätzchen

ährenähnlich mit oft hängender Hauptachse

Haselnuss

Rispe

zusammengesetzte Traube; die der Hauptachse seitlich ansitzenden Seitenachsen sind mehrblütig und verzweigt

Rosskastanie

Dolde

oben verkürzte Hauptachse; die Blütenstiele entspringen einem Punkt

Kirsche

Doppeldolde

Dolde, bei der jede Seitenachse wiederum mit einer kleineren Dolde, dem Döldchen, endet

Möhre

Scheintraube

Traube, bei der die von unten nach oben aufeinanderfolgenden Blütenstiele kürzer werden, so dass die Blüten in einer Ebene liegen

Schleifenblume

Scheinrispe

Traube, bei der die Blüten in einer Ebene stehen

Eberesche

Kopf

zahlreiche Blüten, die ungestielt oder kurz gestielt gedrängt auf dem Boden der Hauptachse sitzen

Grasnelke

Korb

Kopf mit zahlreichen Blüten, die auf dem meist scheibenförmig verbreiterten Ende der Hauptachse, dem Korbboden, stehen und von Hüllblättern umgeben werden

Sonnenblume

KREUZBLÜTENGEWÄCHSE (BRASSICACEAE)

Die Familie der Kreuzblütengewächse umfasst weltweit ca. 350 Gattungen. Viele Nutzpflanzen und Wildkräuter gehören ihr an. Die Blüte des Rapses mit seiner größten Trachtbedeutung möge als Beispiel dienen. Wie alle Kreuzblütengewächse besitzt die Rapsblüte vier Kelchblätter, die mit vier kreuzweise gestellten Blütenblättern abwechseln. Von den sechs Staubblättern sind zwei kürzer als die vier anderen. Der lang gestreckte Fruchtknoten trägt auf dem Griffel eine knopfförmige Narbe. Am Grunde der zwei kurzen und zwei Paar langen Staubgefäße befinden sich vier grüne Nektardrüsen (Nektarien). Nur die am Grunde der beiden kurzen Staubgefäße liegenden Nektarien sondern reichlich Nektar ab und werden von den Bienen genutzt. Die Honigbiene setzt sich beim Anflug auf ein Blütenblatt und schiebt ihren Rüssel zwischen einem kurzen Staubgefäß und dem Stempel zum Nektarium vor. Dabei streift sie mit ihrer von anderen Blütenbesuchen her pollenbeladenen Stirn die Narbe und bestäubt diese. Während des Saugvorgangs streift die Biene mit ihrer Bauchseite von dem unter ihr befindlichen Staubgefäß Pollen ab. Danach kriecht sie über die Narbe hinweg auf die andere Seite der Blüte und bringt nun mit der Unterseite außer blütenfremdem auch blüteneigenen Pollen auf die Narbe. Während sie den Rüssel zum anderen Nektarium zwischen Fruchtknoten und kurzem Staubgefäß vorstreckt, streift ihre Stirn das zweite Staubgefäß und belädt sich aufs Neue mit Pollen, der nun auf die Narbe der nächsten Blüte übertragen werden kann. Zu den Kreuzblütengewächsen zählen auch Rübsen, Senf, Rettich, Ölrauke und die Kohlarten, unter den Zierpflanzen z. B. Gänsekresse, unter den Wildkräutern z. B. Hederich.

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Kreuzblütengewächse wie hier der Hederich zeigen relativ einfach gebaute Blüten.

HÜLSENFRÜCHTLER (FABACEAE)

Zahlreiche Bienenweidepflanzen gehören dieser weltweit etwa 750 Gattungen umfassenden Pflanzenfamilie an. Charakteristisch für alle von ihnen ist die zweiseitig-symmetrische Blüte mit fünf Kronblättern. Das obere große Blatt ist die Fahne, die beiden seitlichen heißen Flügel. Die beiden unteren Blütenblätter sind im Allgemeinen zusammengewachsen und bilden das Schiffchen. Dieses umschließt Staubgefäße und Griffel, die oft zu einer Röhre oder Säule verwachsen sind. Wenn sich eine Biene auf die Blüte setzt, betätigt sie eine Bestäubungsvorrichtung, die aus einer Klapp-, Schnell-, Pump- oder Bürstenvorrichtung bestehen kann.

Klappvorrichtung Sie ist der einfachste Bestäubungsmechanismus. Beim Niederdrücken des Schiffchens treten Stempel und Staubblätter daraus hervor und kommen mit der Unterseite des Insekts (z. B. des Kopfes) in Berührung. Blüten mit einer Klappvorrichtung haben Rot-, Weiß-, Schweden- und Inkarnatklee, Steinklee, Serradella und Esparsette.

Schnellvorrichtung Die zu einer Säule verwachsenen Staubblätter und der Stempel liegen wie eine Feder gespannt im Schiffchen, das durch zwei von den Flügeln ausgehenden Bügeln niedergehalten wird. Wenn ein Insekt beim Eindringen in die Blüte die Flügel hinunterdrückt, dann schnellt die Geschlechtssäule aus dem Schiffchen hervor, drückt gegen die Fahne und kommt dabei in enge Berührung mit der Körperunterseite des Insekts. Die ausgelöste Geschlechtssäule kehrt nicht wieder in die ursprüngliche Lage zurück. Blüten mit Schnellvorrichtung besitzen Luzerne, Gelbklee und Ginsterarten.

Pumpvorrichtung Hier schütten die Staubbeutel den Pollen im Inneren der Blüte aus; danach schwellen fünf der zehn Staubfäden keulenförmig an. Wenn nun eine Biene das Schiffchen der Blüte niederdrückt, pressen die Staubfäden wie der Kolben einer Pumpe einen Teil des klebrigen Pollens aus der Blüte hervor und beladen damit das Insekt an der Körperunterseite. Danach kehren die Blütenteile in die ursprüngliche Lage zurück. Wenn der blüteneigene Pollen herausgepumpt und abgeholt ist, wird die Narbe für Blütenstaub empfänglich und kann bei weiteren Blütenbesuchen durch mitgebrachten Fremdpollen bestäubt werden. Blüten mit Pumpvorrichtung weisen Hornklee, Lupinen und Hauhechel auf.

Bürstenvorrichtung Unter der Narbe befindet sich eine Griffelbürste, auf der die reifen Staubgefäße im Blüteninneren den Pollen abladen. Wenn eine Biene das Schiffchen der Blüte niederdrückt, tritt die Griffelbürste aus der Spitze des Schiffchens hervor und versieht die Körperunterseite des Insekts mit Pollen. Bei späteren Blütenbesuchen wird von der Biene mitgebrachter Blütenstaub mit der Bürste abgestreift. Schmetterlingsblüten mit Bürsteneinrichtung haben Wicken, Ackerbohne, Platterbse, Robinie und Glyzine.

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Ein häufiger Vertreter der Hülsenfrüchter: der Weißklee

ROSENGEWÄCHSE (ROSACEAE)

Viele Bienenweidepflanzen gehören zu dieser Familie, die weltweit, vor allem auf der Nordhalbkugel, ca. 130 Gattungen umfasst. Ihre Blüten besitzen je fünf Kelch- und Blumenblätter. Am Beispiel von drei Obstarten sei der unterschiedliche Blütenbau von Kern- und Steinfrucht- sowie von Rosenartigen Gewächsen beschrieben.

Kernfruchtgewächse Der aus fünf Fruchtblättern bestehende Fruchtknoten ist mit dem Blütenboden verwachsen und wird deshalb als unterständig bezeichnet. Aus dem Blütenboden ragen fünf Griffel hervor. Um die Griffel stehen im Kreis etwa 20 Staubblätter. Zwischen Griffel und Staubfäden befindet sich eine ringförmige Nektardrüse. Insekten, die zum Nektar vordringen wollen, und Pollensammler kommen beim Blütenbesuch mit Narben und Staubgefäßen in Berührung. Zu den Kernobstgewächsen zählen Apfel, Birne, Weißdorn, Eberesche und Mispel.

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Wie Apfel und Birne zählt auch die Eberesche zu den Kernobstgewächsen.

Steinfruchtgewächse Der Fruchtknoten besteht aus nur einem Fruchtblatt. Er steht frei auf dem Grunde des becherförmigen Blütenbodens und heißt deshalb oberständig. Die Nektarien der Steinobstgewächse sind an der Innenwand des Blütenkelches verteilt. Insekten, die aus der Tiefe der Blüte den Nektar holen oder Pollen sammeln, kommen mit den zahlreichen Staubgefäßen sowie mit der Blütennarbe in Berührung und vollziehen die Bestäubung. Zu den Steinobstgewächsen zählen Kirschen, Pflaumen, Pfirsich und Aprikose.

Rosenartige Gewächse Zahlreiche aus je einem Fruchtblatt bestehende Fruchtknoten stehen frei oberständig auf dem Blütenboden. Zwischen den hervorragenden Griffeln und den ebenfalls zahlreichen Staubgefäßen befindet sich ringförmig das Nektarium. Auch hier kommen die Bienen beim Aufsuchen der Nektarien und beim Pollensammeln mit Staubgefäßen und Narben in enge Berührung und vollziehen die erforderliche Fremdbestäubung. Zu den Rosenartigen Gewächsen gehören Hagebutten- und Edelrosen, Himbeere, Brombeere, Erdbeere und die Fingerkräuter.

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Aus den zahlreichen, einzeln stehenden Fruchtknoten entwickelt sich später die „Brombeere“.

KORBBLÜTENGEWÄCHSE (ASTERACEAE)

Weltweit bestehen ca. 350 Gattungen. Unter ihnen gibt es sehr viele Bienenweidepflanzen. Hier sind viele Einzelblüten zu einem Blütenkorb zusammengefasst. Sie blühen nacheinander von außen nach innen ab. Man unterscheidet Arten mit Zungen- und Röhrenblüten und solche, die nur Röhrenblüten oder nur Zungenblüten besitzen.

Zungen- und Röhrenblüten Als Beispiel sei die Blüte der Sonnenblume beschrieben. Abgesehen von den am Rande stehenden Zungen- oder Strahlenblüten, die nur dem Anlocken von Insekten dienen, haben die Einzelblüten eine röhrenförmige, unten kugelig erweiterte Blumenkrone, die oben in fünf Zipfel gespalten ist. Am Grunde der Erweiterung sitzen die Fäden der fünf Staubblätter, die zu einer Röhre verwachsen sind. Durch diese schiebt sich der Griffel, dessen beide Narbenäste eng beieinanderliegen. Danach öffnen sich die Staubbeutel nach innen, so dass die Röhre mit Pollen angefüllt ist. Der emporwachsende Griffel dringt wie ein Kolben in der Staubbeutelröhre vor und schiebt den Pollen vor sich her. Nun öffnet sich die Blütenkrone. Der Griffel hebt die Staubbeutelröhre heraus und drängt den Pollen aus ihr hervor. An einer wulstförmigen Verdickung am Grunde des Griffels wird Nektar abgesondert, der den unteren Teil der Blütenröhre füllt. Beim Besuch der Blüten durch Insekten wird Pollen mit der Körperunterseite abgestreift. Wenn der Blütenstaub abgeholt ist, spreizen die Äste der Narbe auseinander, die nun durch Nektarsammler mit Pollen der noch im männlichen Stadium befindlichen Nachbarblüten derselben Pflanze oder anderer Pflanzen bestäubt wird. Weitere Vertreter der Korbblütengruppe mit Zungen- und Röhrenblüten sind Topinambur, Goldrute, Pestwurz, Huflattich, Sonnenhut, Astern und Dahlien.

Röhrenblüten Die Blüten am Rand des Blütenkorbes sind trichterförmig erweitert und dienen nur der Anlockung von Insekten. Bei den übrigen Röhrenblüten entleeren die Staubbeutel ihren Pollen in die Staubfadenröhren. Wenn ein Insekt einen Staubfaden berührt, verkürzt sich die reizbare Staubfadenröhre, und der in ihr lagernde Pollen wird durch den Griffel ins Freie gedrückt. Später spreizen die Narbenäste auseinander und werden empfängnisfähig für Pollen anderer Blüten. Zur Gruppe der röhrenblütigen Korbblütengewächse gehören Kornblume, Flockenblume, Disteln und Kletten.

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Die Sonnenblumenblüte: Röhrenblüten, umgeben von einem „strahlenden“ Kranz Zungenblüten.

Zungenblüten Die Körbchen haben nur Zungenblüten aufzuweisen. Sie besitzen im Gegensatz zu den Strahlenblüten der Sonnenblume im röhrenförmigen unteren Teil Staubblätter und einen entwickelten Stempel. Der Fruchtknoten setzt sich in einem Stielchen fort, das außer der Blumenkrone eine Federkrone trägt. Diese hat die Aufgabe, später die Frucht mit Hilfe des Windes davonzutragen. Zur Gruppe mit zungenförmigen Blüten gehören Löwenzahn, Huflattich, Wegwarte und die Habichtskräuter.

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Das Blütenkörbchen des Löwenzahns setzt sich nur aus Zungenblüten zusammen.

LIPPENBLÜTENGEWÄCHSE (LAMIACEAE)

Zu dieser weltweit etwa 200 Gattungen umfassenden Familie gehören zahlreiche wertvolle Bienenweidepflanzen, vor allem Nektarspender. Wegen ihres Gehalts an ätherischen Ölen finden viele von ihnen Verwendung als Küchenkräuter, Arzneipflanzen oder Grundstoff für Parfüme.

Ein bekannter Vertreter dieser Pflanzenfamilie ist der Salbei. Blütenkelch und Blütenkrone sind zweiseitig-symmetrisch. Der untere Teil der fünfblättrigen Blütenkrone ist zu einer Röhre verwachsen. Der zweiblättrige Fruchtknoten ist oberständig. Sein drüsiger Sockel ist das Nektarium. Die Hinterwand der Blütenröhre geht in die helmförmige Oberlippe über. Sie bedeckt zwei Staubblätter und den Griffel. Die Vorderwand der Blütenröhre geht in die herzförmige Unterlippe über. Diese bietet den Insekten, meist Bienen, einschließlich Hummeln, Anflugsmöglichkeit und Sitzfläche. Die vier Staubblätter, davon zwei verkümmerte in der Unterlippe, stehen mit Platten in Verbindung. Nektar suchende Insekten kommen zuerst mit der hervorragenden Narbe in Berührung, drängen dann die den Blüteneingang versperrenden Platten beiseite und setzen damit einen Hebelmechanismus in Bewegung. Die zwei fruchtbaren Staubbeutel werden auf den Rücken des Insekts gedrückt und entleeren nach unten den Pollen. Wenn der Pollen abgeholt ist, wird die Narbe durch Öffnen der Äste für die von weiteren Insekten mitgebrachten fremden Pollen empfängnisfähig.

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Die Blüten des Lavendel sind typische Lippenblüten.

GRENZEN DER ANPASSUNG

Die Honigbiene kann die Blüten zahlreicher weiterer Pflanzenfamilien als Blütenbestäuberin sowie zum Gewinnen von Nektar und Pollen besuchen. Ihrer großen Anpassungsfähigkeit sind jedoch Grenzen gesetzt. So wird die bestäubende Honigbiene beim Auslösen der Schnellvorrichtung der Luzerne eingeklemmt und kann sich nur mit Mühe wieder befreien. Nach einer Anzahl von Blütenbesuchen lernt sie es, den Nektar durch seitliches Einschieben des Rüssels zu entnehmen, ohne den Bestäubungsmechanismus unmittelbar auszulösen. Im Ergebnis von Käfigversuchen und zahlreicher Ertragsermittlungen wurde jedoch nachgewiesen, dass die Honigbiene allein durch die Häufigkeit der Blütenbesuche ein leichteres Auslösen der Blütenmechanismen – zum Beispiel bei gegenseitigem Berühren der Pflanzen infolge Windbewegung – bewirken und damit auch bei Luzerne entscheidend zur Steigerung der Samenerträge beitragen kann. Eine Anzahl von Pflanzenarten wird von Bienen nicht beflogen, da der Nektar wegen einer zu langen Blütenröhre nicht erreichbar ist (zum Beispiel Waldgeißblatt).

UMWEGE ZUM NEKTAR

Bei einigen Pflanzenarten wie Winterwicke und Rotklee ist der Bestäubungsmechanismus leicht, der Nektar für manche Honigbienenherkünfte wie die Unterart Apis mellifera mellifera wegen der Blütenröhrenlänge schwerer erreichbar. Hier beißen kurzrüsselige Hummeln, vor allem Erdhummeln, die Blütenröhren seitlich oberhalb des Kelches an, um durch die Bissöffnung den Nektar zu entnehmen. Honigbienen auch kurzrüsseliger Herkünfte besitzen nicht den Trieb, Blüten anzubeißen, nutzen jedoch Hummelbisslöcher, um ebenfalls auf bequemere Weise zum Nektar zu gelangen. Auf Grund der Züchtung vorwiegend langrüsseliger Bienen sind seitliche Blütenbesuche durch Honigbienen nur noch selten zu beobachten.

Bei Winterwicken lernen es manche Bienen, auch in nicht angebissene Blüten ihren Rüssel seitlich zwischen die Blütenblätter zu schieben und zum Nektar zu gelangen, ohne die Blütenröhre zu beschädigen. Die Mehrzahl der Honigbienen führt bestäubende Blütenbesuche durch.

DIE BEDEUTUNG DER BIENEN ALS BLÜTENBESTÄUBER

Erträge und Qualität vieler Nutzpflanzen, besonders der Obstgewächse, Ölfrüchte sowie die Samenerträge einer Anzahl von kleeartigen Futterpflanzen sind stark von der Blütenbestäubung durch Insekten abhängig oder werden durch Insektenbestäubung wesentlich gesteigert.

WILDINSEKTEN

Unter den vielen Insekten kommen als wesentliche Blütenbestäuber nur wenige, vor allem die Bienenarten, zu denen auch die Hummeln gehören, ferner die Schwebfliegen, in Betracht. Sie besitzen ein dichtes, aus Chitinfiederhaar bestehendes Haarkleid, in dem der Pollen leicht haften bleibt und auf andere Blüten übertragen werden kann. Ihre Ernährungsweise ist auf Nektar bzw. Honig und auf Pollen eingestellt, die sie zu regelmäßigen Blütenbesuchen veranlasst. Die Bestände der wild lebenden Nutzinsekten sind in Abhängigkeit landwirtschaftlicher Maßnahmen unterschiedlich. Zudem schwankt ihr Auftreten witterungsbedingt von Jahr zu Jahr. Selbst unter guten Entwicklungsbedingungen reicht die Anzahl von Wildinsekten für eine optimale Blütenbestäubung größerer Flächen und bei Fruchtwechsel meist nicht aus. Man sollte sich deshalb auf die Bestäubung unserer Nutzpflanzenkulturen durch Wildinsekten nicht verlassen, sondern ihr Vorkommen als willkommene Beigabe ansehen.

HONIGBIENEN

Den Anforderungen eines konzentrierten Einsatzes wird hingegen die Honigbiene gerecht. Auf Grund ihrer Haltungsweise sind Honigbienenvölker transportabel und können termingerecht eingesetzt werden. Zudem besitzt die Honigbiene weitere für die Blütenbestäubung günstige Eigenschaften, auf Grund derer ihr unter allen Insekten die größte Bedeutung als Blütenbestäuber zukommt.

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Durch den Einsatz von Honigbienen können beim Raps Ertrags- und Qualitätssteigerungen erreicht werden.

ABHÄNGIGKEIT DER NUTZPFLANZEN VON DER FREMDBESTÄUBUNG

Seit Jahrzehnten werden von Wissenschaftlern und Praktikern Untersuchungen und Beobachtungen über die Abhängigkeit der verschiedenen Nutzpflanzenarten von der Blütenbestäubung durch Insekten durchgeführt. Dabei wurden verschiedene Methoden angewendet. Grundlage waren Beobachtungsergebnisse über die Samenertragsunterschiede bei Anwesenheit oder Nichtvorhandensein von Bienenvölkern.

ISOLIERVERSUCHE

Die meisten Versuche beziehen sich auf den Ertragsvergleich zwischen isolierten und frei abgeblühten bzw. unter Käfigen mit und ohne Bienen abgeblühten Pflanzen oder Pflanzenteilen. Zum Teil wurde weitmaschige Drahtgaze verwendet, die es kleineren Wildinsekten als Honigbienen ermöglichte, durch die Maschen der Gaze zu den überkäfigten Pflanzen zu gelangen, womit noch abgegrenzter die ertragssteigernde Wirkung der Honigbienen gegenüber Wildinsekten erfasst werden konnte. Bei Isolierversuchen werden unter den Käfigen – besonders bei Pflanzenarten mit langen Blütezeiten – ungünstige kleinklimatische Faktoren, wie Mangel an Licht und Luftbewegung, wirksam. Deshalb hat dort der Vergleich zwischen den Erträgen mit und ohne Honigbienen die größte Aussagekraft.

Die Versuchsergebnisse (Tabelle 4) zeigen, dass bei Pflanzen, die frei abblühen konnten, und solchen mit Honigbienen unter Käfigen die Erträge am höchsten waren. Bei Ausschluss der Honigbienen, aber freiem Zugang für kleinere Insekten sind die Erträge deutlich niedriger. Die geringsten Erträge ergaben sich bei Ausschluss aller Insekten. Die Ergebnisse aus Isolierversuchen werden erhärtet durch zahlreiche Belege über das Absinken der Erträge bei zunehmender Entfernung der zu bestäubenden Pflanzenbestände von Bienenständen. Sie unterstreichen die Empfehlung, Bienenvölker möglichst nahe an die zu bestäubenden Kulturen zu bringen.

Aus allen Ergebnissen ist der Schluss zu ziehen, dass zahlreiche Nutzpflanzen, zu denen auch Heil-, Gewürz- und Zierpflanzen zu zählen sind, der Fremdbestäubung durch Insekten bedürfen. Die Erträge einer Anzahl von Nutzpflanzen wie Rotklee und mehrerer Obstarten sind von der Fremdbestäubung ganz abhängig. Zahlreiche andere Arten wie z. B. Raps, die selbstfertil sind, erfahren durch Fremdbestäubung Ertrags- und Qualitätssteigerungen.

Isolierversuche bestätigen die Bedeutung von Honigbienen für die Bestäubung von Nutzpflanzen. Hier werden Bienenvölker zur Blütenbestäubung bei Rotklee eingesetzt.

LANDWIRTSCHAFT UND IMKEREI

Um optimale Hektarerträge zu sichern, ist es deshalb empfehlenswert, auf Grund von Vereinbarungen zwischen Landwirten oder Obstbauern und Imkern Bienenvölker zur Blütenbestäubung einzusetzen.

Auf der Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse und praktischen Erfahrungen gibt es weltweit Empfehlungen zum Einsatz von Bienenvölkern zur Steigerung der Obst-, Ölfrucht- und Samenerträge. In verschiedenen Ländern bestehen Einrichtungen, die den Bestäubungseinsatz zwischen wanderbereiten Imkern und Anbaubetrieben vermitteln.

Im Allgemeinen erhält der Imker Entgelte für den Bestäubungseinsatz oder Transporthilfe. Bei der Höhe der Vergütung spielen Abhängigkeit der Pflanzenart von der Bestäubung durch Honigbienen und Bienenweidewert eine wesentliche Rolle.

Bienenstöcke auf einer vollautomatischen elektronischen Stockwaage, die die Daten per Internet an ein Bieneninstitut übermittelt.

BIENENWEIDEGEMISCHE