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Inhalt

Cover & Impressum

Prolog

1. Es war ein ...

2. Der Club Rotes ...

3. »Der Tag fing ...

4. Violetta haderte mit ...

5. Grace, Violetta, Mirabella ...

6. Zur gleichen Zeit ...

7. Ebenfalls an jenem ...

8. Kurz nach dem ...

9. Da die einschlägigen ...

10. Quirin war indes ...

11. Zwei Stunden nachdem ...

12. Quirin befand sich ...

13. »Bitte fesseln Sie ...

14. »Es ist verdammt ...

15. Herbert Dollek saß ...

16. Hans Josef und ...

17. »Jetzt hätt ich ...

18. »Da vorn war’s« ...

19. »Willst noch mehr ...

20. Pünktlich um 19 Uhr ...

21. »Schön haben Sie’s ...

22. Verständlicherweise wachte Hans ...

23. »Wir müssen unbedingt ...

24. Die beiden Polizeibeamten ..

25. Um keine Zeit ...

26. Zwei Tage später ...

Epilog

Dank

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Für Vivian


ISBN 978-3-492-99139-1
© Piper Verlag GmbH, München 2018
Covergestaltung: www.buerosued.de
Covermotiv: www.buerosued.de
Datenkonvertierung: Fotosatz Amann, Memmingen

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Prolog

»Handentspannung ist im Preis inbegriffen«, sagte Violetta, während sie den hageren Mann in das luxuriös eingerichtete Zimmer mit dem Whirlpool und dem XXL-Bett führte. Sie trug mandarinenfarbene Reizwäsche und hochhackige schwarze Lackpumps.

»Wie alt bist du?«, fragte der etwa vierzigjährige Mann.

»Fünfundzwanzig.«

»Das ist das perfekte Alter. Kommst du aus Deutschland?«

»Ja, aus dem Ruhrgebiet.«

»Sehr gut.«

»Wie lange möchtest du bleiben?«

Violetta sah ihn mit ihren strahlend blauen Augen an. Sie war schon fast ein Jahr lang im Münchner Pink Bunny Club tätig und wusste meist ziemlich rasch, was der jeweilige Herr erwartete. Manche wollten nur ein schnelles Bedürfnis unkompliziert und anonym befriedigen, andere wünschten sich die Illusion echter Liebe, viele standen auf die harte Nummer, manche kamen nur zum Kuscheln. Dieser Mann wirkte so, als ob er verheiratet wäre und sich ein wenig Ablenkung in den Armen einer jungen Frau zu verschaffen suchte. Außerdem ließen sein Kleidungsstil, sein gepflegter Vollbart und sein gesamtes Auftreten darauf schließen, dass er gut verdiente, was ja immer interessant war. Violetta war kein Fan von »Kleingedrucktem«, also versteckten Kosten für irgendwelche Extras, sie spielte lieber mit offenen Karten.

»Eine Stunde Full Service kostet hundertvierzig Euro, da ist alles dabei, was ich im Internet angegeben habe, und du kannst innerhalb dieser Zeit so oft entspannen, wie du möchtest. Wenn du den einfachen Service wählst, kostet es hundert Euro die Stunde mit Französisch ohne Aufnahme, normalem GV und zwei Mal entspannen.«

Der Mann blickte ernst drein.

»Ist Küssen denn im einfachen Service inbegriffen?«, fragte er und neigte seinen Kopf erwartungsvoll nach vorne.

»Nein. Küssen biete ich nur Männern ohne Bart an, tut mir leid.«

»Schade«, brummte er. »Ohne Küssen macht es mir keinen Spaß.«

Damit hatte sie gerechnet. »Du bist mir sehr sympathisch. Ich würde eine Ausnahme machen, du müsstest aber vorher mit Mundspülung gurgeln, dann wäre Küssen für mich okay. Allerdings nur, wenn du Full Service nimmst.«

»In Ordnung«, willigte der Mann erfreut ein und holte seinen Geldbeutel aus der Innentasche seines Sakkos. Er nahm drei Fünfzigeuroscheine heraus und gab sie der schönen blonden Frau. »Das stimmt so«, ergänzte er. Sie lächelte, verstaute das Geld in einem kleinen Kästchen auf der Kommode, drehte sich zum Waschbecken um und füllte einen Plastikbecher mit blauer Mundspülung. Der Freier nahm ihn gehorsam entgegen und gurgelte, während Violetta seinen Nacken kraulte.

»Wollen wir zusammen duschen?«, hauchte sie verführerisch, wobei sie die Zungenspitze ganz leicht zwischen die strahlend weißen Zähne schob. Sie wusste genau, dass diese Geste jeden Mann erregte.

»Ja«, antwortete er und musterte sie erneut mit ernstem Blick.

Seine Art gefiel ihr, er strahlte eine gewisse Dominanz aus. Und auch sein Geruch war ihr sofort aufgefallen, er duftete nach dem Aftershave Vétiver von Guerlain, das sie sehr mochte. Violetta hatte ein Faible für Parfüms, mit ihrem feinen Näschen erkannte sie sowohl Herren- als auch Damendüfte meist auf Anhieb.

Langsam und ohne den Blick von ihrem Kunden abzuwenden, zog sie jetzt BH und Slip aus und half ihm beim Aufknöpfen seines Hemdes. Auch nackt gefiel er ihr sehr gut. Letztlich gehörte es natürlich zur »Show« dazu, dass sie jedem Kunden das Gefühl gab, er sei sexy. Allerdings waren ihr attraktive Männer natürlich lieber als hässliche. Gemeinsam stiegen sie unter die Dusche.

Violetta liebte ihren Beruf. Sie mochte Sex, gab gern Geld aus und hatte ihre Entscheidung noch nicht ein einziges Mal bereut. Weil sie außergewöhnlich hübsch war, fraßen die Männer ihr aus der Hand. Sie hatte viele Stammkunden und verstand es, sie jedes Mal voll und ganz zufriedenzustellen.

Während sie ihn zärtlich zu küssen begann, seifte sie ihren Kunden vom Scheitel bis zur Sohle ein, nicht nur damit sie sichergehen konnte, dass er sauber war, sondern weil ihr dieses sinnliche Ritual Freude bereitete. Er genoss ihre Berührungen mit geschlossenen Augen und streichelte sachte ihre Schultern mit den Fingerspitzen. Anschließend verließen sie die Dusche, und sie rubbelte erst ihn und dann sich selbst mit einem großen Frotteehandtuch trocken. Höflich zeigte er auf seine zuvor säuberlich zusammengelegten Kleider.

»Ich habe meine blauen Pillen noch nicht genommen.«

Violetta reagierte gelassen. Das war nichts Ungewöhnliches, viele ihrer Gäste benutzten potenzsteigernde Mittel. Die heutige Zeit mit ihren Möglichkeiten war eigentlich ein Segen, fand sie. Lieber medikamentös nachhelfen, als halbe Sachen machen. In der Rotlichtszene sprach man bei Potenzstörungen von »Herumeiern« oder, in Österreich, von »Wurschteln«. Violetta wusste, dass die Pillen in der Regel erst nach einer Dreiviertelstunde wirkten, sodass der Zeitpunkt der Einnahme in diesem Fall etwas spät gewählt war. Doch das könnte ihr durchaus in die Karten spielen.

»Wollen wir nicht lieber auf zwei Stunden verdoppeln?«, schlug sie vor, wobei sie ein sanftes Lächeln um ihre zartrosa glänzenden Lippen spielen ließ.

»Das braucht’s nicht«, erwiderte der Mann mit dem Vollbart. »Das Zeug wirkt bei mir ziemlich schnell.«

Er nahm eine blaue Tablette aus einer kleinen silbernen Dose, warf sie in den Mund, ging zum Waschbecken, beugte sich unter den Wasserhahn und spülte das Medikament die Kehle hinunter. Dann setzte er sich aufs Bett, zog die junge Frau zu sich und dirigierte sie dorthin, wo er ihre Liebkosungen wünschte. Erfreut tat sie wie ihr geheißen. Es gefiel ihr, wenn Männer wussten, was sie wollten, und wenn sie sich einfach den Fantasien ihrer Liebespartner hingeben konnte. Violetta brauchte gar nicht zu schauspielern, der Sex war einfühlsam und intensiv. Und der Mann hatte recht gehabt: Offenbar entfaltete die blaue Pille bei ihm von der ersten Sekunde an ihre Wirkung.

Nach etwa einer halben Stunde – Violetta saß gerade auf ihm und genoss die gemeinsamen rhythmischen Bewegungen – griff er erneut zu seiner Pillendose, öffnete sie und nahm eine weitere Tablette heraus, diesmal eine weiße. Violetta vermutete, es sei möglicherweise ein Blutdruckmedikament oder ein Schmerzmittel. Doch auf einmal verdrehte der Mann die Augen seltsam nach oben. Irritiert verlangsamte Violetta das Tempo. Dann begann er zu röcheln und zu zucken, und die junge Frau geriet in Panik. Sie befürchtete, dass er womöglich eine Überdosis erwischt hatte, und umschloss sein Gesicht mit beiden Händen. Es war totenblass. Aus seinem Mund quoll Schaum. Violetta stieg von ihm ab und versuchte verzweifelt, ihn durch eine Herzmassage zu reanimieren. Doch jede Hilfe kam zu spät. Der Mann hatte aufgehört zu atmen. Er war quasi in ihren Armen gestorben. Immerhin hatte er vorher zweimal »entspannt« …