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Inhalt

Cover & Impressum

Karte Iran

Vorwort

Buntes Teheran

Urlaub in Iran – geht das denn?

Prunkvolle Paläste und funkelnde Diamanten

Ein Pulverfass explodiert

Hausbesuch beim Feind

Gastfreundschaft geht über alles

Isfahan – bunt gefärbte Küken zum Kuscheln

Duftende Kräuter, gewaltige Kuppeln

Kandovan – Wohnen in der Wabe

Durch die Gärten von Schiras

Persepolis – Iran und das persische Erbe

Sieben Glücksbringer mit »S«

Malerische Routen zum Kaspischen Meer

Abenteuer auf vier Rädern

Mit dem Zug quer durchs Land

Auf den Spuren von Imam Reza

Wunder aus Staub und Schlamm

Yazd – die Wüstenstadt aus dem Bilderbuch

Auf der Insel der kleinen Freiheiten

Wüsten aus Sand und Salz

Über alle Berge

Quo vadis, Iran?

Danksagung

Mehr über unsere Autoren und Bücher:
www.piper.de



Für meinen Mann Martin K. Burghartz



Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe 1. Auflage 2018

ISBN 978-3-492-99186-5
© Piper Verlag GmbH, München 2018
Karte: cartomedia, Karlsruhe
Covergestaltung: Birgit Kohlhaas
Covermotiv: Mansoreh Motamedi/Getty Images
Datenkonvertierung: Fotosatz Amann, Memmingen

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Vorwort

»Wie? Mit dem Auto nach Teheran?« Mein Gatte schaute mich überrascht an. Es war im Frühjahr 2015, als ich den Wunsch äußerte, einmal mit dem Auto nach Iran zu reisen. Er war – nach kurzem Nachdenken – begeistert von dieser Idee. Vier Monate brauchten wir für die Planung, bis wir dann im Juli mit einem vollgepackten Volkswagen Tiguan losfuhren. Sechs Wochen, vierzehn Länder, 10.000 Kilometer hin und zurück, unsere achtjährige Tochter Mina auf dem Rücksitz. Und um 15.000 Euro erleichtert, die wir als Sicherheit beim ADAC für ein »Carnet de Passage« hinterlegt hatten und die wir zurückkriegen sollten, wenn wir den Wagen nicht in Iran verkauften.

In unserem Freundeskreis stieß unser Vorhaben auf Fassungslosigkeit: Viel zu gefährlich, zu anstrengend, ganz schön mutig – so lauteten die Kommentare. Doch für uns wurde es eine der beeindruckendsten Reisen, die wir je unternommen haben. In Iran selbst hatten wir das Gefühl, als einzige Ausländer unterwegs zu sein, zudem noch als Einzige, die ein Dieselfahrzeug fuhren. Zu Hause verfolgten täglich Hunderte unseren Weg anhand der Bilder, die mein Mann auf Facebook postete. Noch heute werden wir auf unser Abenteuer angesprochen.

Ich habe mich bereits als Kind stark mit Iran verbunden gefühlt. Mein Vater hatte in Teheran Medizin studiert und war Ende der 1950er-Jahre nach Deutschland gegangen, um seine Facharztausbildung zu machen. Durch seinen Freund Ali lernte er meine Mutter kennen und lieben. Sie heirateten und beschlossen nach langem Hin und Her, in Deutschland zu bleiben. So kam es, dass ich hier aufgewachsen bin. Dennoch fühle ich mich in meiner zweiten Heimat – trotz der Einschränkungen und Repressionen dort – geborgen und zu Hause, was sicherlich ein Grund dafür ist, dass ich meinem Vater sehr verbunden war und es auch nach seinem Tod noch bin. Nach unserer Autoreise musste ich an eine in Iran gebräuchliche Redewendung denken: »Dein Platz war leer.« So sagt man auf Farsi, wenn man jemanden bei einem tollen Ereignis oder einer Reise sehr vermisst hat.

Mindestens einmal im Jahr fliege – oder fahre – ich in meine zweite Heimat, weil meine Sehnsucht einfach zu groß ist. Während des Ersten Golfkrieges von September 1980 bis August 1988 wurden die Reisen so gut wie unmöglich, und erst im März 2002 flog ich wieder hin – gemeinsam mit meinem Mann ging es auf Hochzeitsreise. Damals begegneten uns auf den Straßen noch viele Frauen im Tschador, inzwischen ist das Land bunter geworden, zumindest in der Hauptstadt Teheran. Die sozialen Netzwerke haben insbesondere die Jugendlichen verändert. Durch Smartphones, Facebook, Twitter und Imo haben sie neue Impulse bekommen. In den westlichen Medien wird das Land oft sehr einseitig dargestellt – es ist fast ausschließlich von den Mullahs, den Hasstiraden gegen die USA und Israel, von den unterdrückten Frauen die Rede. Tatsächlich ist vieles an der Islamischen Republik zu kritisieren, und wer dorthin reist, muss mit einigen Einschränkungen zurechtkommen. Auch Touristinnen müssen Kopftuch tragen und auf eng anliegende Kleidung verzichten. Ein Glas Wein oder ein kühles Bier sind auf legalem Weg nicht zu bekommen, Strandferien im Bikini sind undenkbar. Dafür sind die Menschen sehr aufgeschlossen, gastfreundlich und herzlich. Iraner freuen sich über ausländische Besucher und schließen gern neue Freundschaften mit Fremden.

Mit seinem schlechten Image lag das Land lange Zeit im Dornröschenschlaf. In den vergangenen Jahren ist jedoch ein kleiner Reiseboom nach Iran zu verzeichnen. Von fünf auf zwanzig Millionen soll die Zahl der jährlichen Besucher in den nächsten zehn Jahren steigen, prophezeien Tourismusexperten. Viele Besucher kommen aus den Nachbarländern wie der Türkei, Aserbaidschan oder Afghanistan. Sie kommen als Pilger, um die religiösen Stätten in Iran zu besuchen, oder als Patienten, die sich von gut ausgebildeten Ärzten zu preisgünstigen Konditionen behandeln lassen. Der klassische Kulturtourismus folgt bisher erst auf Platz drei – vor allem ältere Bildungsreisende oder junge Rucksacktouristen erkunden das Land. Iran ist also trotz des Booms noch immer ein touristisch eher unerschlossenes Land – was seinen Reiz ausmacht. Und unter den Vorzeichen der amerikanischen Außenpolitik unter Präsident Trump und der damit einhergehenden wieder repressiven Sanktionspolitik werden die ganz großen Touristenströme wohl noch auf sich warten lassen. Das ist schlecht für die Wirtschaft und die Menschen in Iran, aber gut für die Touristen, die sich für eine Hochkultur ohne Stress und Nepp interessieren.

In Iran ist der Basar noch der Basar, die unzähligen kulturellen Highlights sind mitnichten überlaufen, die Iraner freuen sich wirklich über Besuch. Kreuzfahrtschiffe und sich ungehörig benehmende Touristengangs sind praktisch unbekannt – kurz: Iran ist authentisch, ein Land, keine Kulisse. Es gibt hier so viele verkannte, so viele unbekannte Dinge, und ich hoffe, dass sich der ein oder andere Leser, die ein oder andere Leserin auf den Weg macht, sie zu entdecken. Es muss ja nicht gleich mit dem Auto sein.