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BTS

Die K-Pop Superstars

DIE INOFFIZIELLE BIOGRAFIE

ADRIAN BESLEY

Für Nora und Polly

Für die deutsche Ausgabe:

Übersetzung: Alexandra Hecker, Hildesheim

Produktmanagement und Lektorat: Sandra Aichele

Satz: FSM Premedia GmbH, Münster

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 2018 unter dem Titel BTS. Icons of K-Pop. The Unofficial Biography by Michael O’Mara Books Limited.

Text © Adrian Besley, 2018

Cover design by Ana Bjezancevic

Cover images: Jason LaVeris/FilmMagic/Getty Images (front),

RB/Bauer-Griffin/GC Images/Getty Images (back)

Designed and typeset by Mark Bracey

Published in Great Britain in 2018 by Michael O’Mara Books Limited, 9 Lion Yard, Tremadoc Road, London SW4 7NQ

BITTE BEACHTEN SIE: Dieses Buch ist kein offizielles Lizenzprodukt und wurde weder von BTS, einen ihrer Verlage oder Lizenznehmer autorisiert, genehmigt oder lizensiert.

Angaben und Hinweise in diesem Buch wurden vom Autor und den Mitarbeitern des Verlages sorgfältig geprüft. Eine Garantie wird jedoch nicht übernommen. Das Werk und die darin gezeigten Modelle sind urheberrechtlich geschützt. Die Vervielfältigung und Verbreitung ist, außer für private, nicht kommerzielle Zwecke, untersagt und wird zivil- und strafrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für eine Verbreitung des Werkes durch Fotokopien, Film, Funk und Fernsehen, elektronische Medien und Internet sowie für eine gewerbliche Nutzung der gezeigten Modelle. Bei Verwendung im Unterricht und in Kursen ist auf dieses Buch hinzuweisen.

1. Auflage 2018

© 2018 frechverlag GmbH, Turbinenstr. 7, 70499 Stuttgart

ISBN ePub 978-3-7358-0241-5 • ISBN mobi 978-3-7358-0242-2 • ISBN PDF 978-3-7358-0243-9

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INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung: Die Welt von Bangtan

Eins: Die Anfänge

Zwei: Wir sind kugelsicher

Drei: Die Anfängerkönige

Vier: Kim Namjoon/RM: Das Monster in ihm

Fünf: American Hustlers

Sechs: Kim Seokjin/Jin: Schwarm der Welt

Sieben: Rote Kugeln

Acht: Min Yoongi/Suga: Der wilde Swagmaster

Neun: Schöne Momente

Zahn: Jung Hoseok/J-Hope: Der Sonnenschein von BTS

Elf: Rund um die Welt

Zwölf: Park Jimin: He’s got jams!

Dreizehn: Running men

Vierzehn: Kim Taehyung/V: Prinz der Dualität

Fünfzehn: BTS sind Feuer und Flamme

Sechzehn: Jeon Jungkook: Golden Maknae

Siebzehn: Daesang

Achtzehn: ARMY: Teamwork erfüllt Träume

Neunzehn: Wings over America

Zwanzig: Es ist jetzt eure Ära

Einundzwanzig: Mit Herz und Seoul

GLOSSAR

DANKSAGUNG

Fotonachweis

EINLEITUNG

DIE WELT VON BANGTAN

Als BTS im Mai 2018 die amerikanischen Billboard-Album-Charts eroberten, fragten sich viele, wer diese Band ist und woher sie kommt. Auf den ersten Blick sind es sieben sehr talentierte Jungs aus Südkorea, deren Musik die ganze Welt lieben gelernt hat. Doch diejenigen, die sich für K-Pop interessieren, wissen, dass mehr dahintersteckt.

BTS sind eine von vielen K-Pop-Bands, doch bemerkenswert ist, dass sie sich von anderen Gruppen in der koreanischen Musikindustrie unterscheiden. BTS sind einzigartig, da sie es ohne die Unterstützung einer großen Plattenfirma geschafft haben. Die Bandmitglieder wirken beim Schreiben und Produzieren ihrer Lieder mit und scheuen sich vor allem nicht davor, über ihre Ambitionen und Ängste zu sprechen und ihrer Generation eine Stimme zu verleihen.

Dieses Buch dokumentiert den Aufstieg von BTS: Angefangen bei sieben Jungs mit sieben Träumen, bis hin zu einer Gruppe junger Superstars mit weltweitem Erfolg. BTS: Die K-Pop Superstars zeigt, wie sie es geschafft haben, so erfolgreich zu werden und das, wo sie doch eigentlich in einer Sprache singen und rappen, die die meisten gar nicht verstehen. Die Lieder sind unwiderstehlich fetzig und emotional und ihre Tänze bringen einen zum Staunen. Es befasst sich mit den Hintergründen der Musik, wie es ist, BTS live zu sehen, und welche Stars die Gruppe schon kennengelernt hat. Und dann sind da natürlich noch die Frisuren und Klamotten. Willkommen in der Welt von Bangtan! Es geht auch um die unglaubliche Fangemeinde der Band. ARMY ist eine der – wenn nicht die – informiertesten, engagiertesten und vereinigten Fangemeinden der Welt. Die Fans sind nicht bloß lautstarke Vertreter ihrer Liebe zur Gruppe, sondern übersetzen auch Liedtexte und Interviews, halfen BTS, Awards zu gewinnen, und gründeten eine riesige Online-Community. Ihre Geschichte ist auch BTS’ Geschichte, und den einen gäbe es ohne den anderen nicht.

BTS sind auch bekannt für ihre große Online-Präsenz. Zu den Highlights gehören ihre Bangtan Bombs. Diese kurzen Videos stecken voller Witz oder gewähren Einblicke in das Leben und den Alltag von BTS. Ein paar von diesen Videos werden in diesem Buch vorgestellt.

Dahin zu kommen, wo sie jetzt ist, war für die Gruppe nicht leicht, und jedes Mitglied musste unglaublich hart dafür arbeiten. Die auszubildenden Teenager aus einfachen Verhältnissen probten, bis jede Note und jeder Schritt saß. Diese Entschlossenheit und Leidenschaft sind auch heute noch da, und in diesem Buch geht es auch um ihre Persönlichkeiten, Freundschaft, Momente des Selbstzweifels und Begeisterung für Erfolge. Sie sind weit gekommen, und wer weiß, wie weit sie es noch schaffen, doch was auch immer die Zukunft für sie bereithält, die Geschichte, wie die Jungs zu Superstars des K-Pops und der Welt wurden, ist faszinierend. Ich hoffe, euch gefällt sie, wie sie zum ersten Mal erzählt wird.

Adrian Besley

EINS

DIE ANFÄNGE

Habt ihr je zuvor schon mal so was wie BTS erlebt? Diese Choreografien und sowohl Rapper als auch Sänger in ein und der selben Band? Jungs, die jahrelang zusammen leben und trainieren, bevor sie das erste Mal auftreten? Die ständig in Musiksendungen präsent sind oder im Fernsehen verrückte und alberne Aufgaben erledigen müssen? Wenn man den K-Pop über die letzten zehn Jahre verfolgt hat, kommt einem das bekannt vor – auch wenn keine Gruppe das so gemacht hat wie BTS.

Die Geschichte von BTS ist eng mit der Kultur und den Traditionen des K-Pops verknüpft. Auch wenn sie heute ein internationales Phänomen sind, waren sie einst eine Gruppe von Jungs, die einfach gerne Musik machten. Als sie ihr erstes Lied aufnahmen und im koreanischen Fernsehen auftraten, war das das Größte für sie. Sie sind mit K-Pop aufgewachsen und wussten, was von ihnen erwartet wird und was man für das Leben eines Idols aufgibt. Dass sie es versuchten, trotz aller Widerstände erfolgreich waren und dem K-Pop neue Maßstäbe setzten, ist nur ein Aspekt, der diese Gruppe so bewundernswert macht.

Das, was wir K-Pop nennen, entwickelte sich 1992. Es begann mit einem Auftritt von Seo Taiji and Boys und ihrer Single „Nan Arayo“ („Ich Weiß“) in einer Talent-Show im Fernsehen. Sie wurden Letzter, doch ihre Single, ein innovativer Mix aus amerikanischem und koreanischem Pop, führte schon bald die Charts an – 17 Wochen lang. Seo Taiji and Boys (die Jahre später BTS zu deren Wiedervereinigung einluden) inspirierten eine Vielzahl von neuen Gruppen, koreanische Musik, die von amerikanischem Rock, Pop, R&B und Hip-Hop der 1990er Jahre beeinflusst war, zu machen.

Seo Taiji and Boys inspirierten eine Vielzahl von neuen Gruppen, die amerikanischem Rock, Pop, R&B und vor allem dem Hip-Hop der 90er einen einzigartigen koreanischen Touch verliehen.

Trotz des amerikanischen Einflusses entwickelte die koreanische Pop-Musik ihren eigenen Stil. Es herrscht der konservative Sittenkodex der koreanischen Gesellschaft vor, der Lieder über Sex, Drogen und Alkohol im Radio und Fernsehen verbietet. Gesellschaft oder Politik werden in der Musik nicht infrage gestellt. Von Künstlern wird erwartet, dass sie allzeit nett und unschuldig sind.

Dann wäre da noch das koreanische Fernsehen, das von Millionen Zuschauern gesehen wird und für den Erfolg von K-Pop-Bands entscheidend ist. Musiksendungen haben stark zugenommen und dank Inkigayo, Music Core, Music Bank, M Countdown, Show Champion und The Show Choice läuft auch an den meisten Tagen der Woche ein Pop-Programm im Fernsehen. Die meisten Fernsehshows zeigen Live-Auftritte anstelle von Musikclips, was dazu führt, dass die Performance im K-Pop äußerst wichtig ist. Eine perfekte Choreografie, Bühnenpräsenz, tolle Outfits und gutes Aussehen sind essenziell.

Die Bands nutzen diese Auftritte, um ihre „Debüt“- oder „Comeback“-Songs zu performen und jede von ihnen erhält wöchentlich eine Auszeichnung, die auf verschiedenen Kombinationen von Chart-position, Downloads und Zuschauerabstimmungen basiert. Diese Auszeichnungen sind heiß begehrt und Ziel ist es letztendlich, bei allen Shows abzusahnen. BTS’ „DNA“ ist nur eines von vier Liedern, die das bisher geschafft haben.

Neben Comedians, Schauspielern und anderen Künstlern wird auch von K-Pop-Künstlern erwartet, als Gruppe oder Solokünstler in den beliebten Fernsehshows des Landes aufzutreten. Diese Shows zeigen Interviews und Auftritte, doch immer häufiger müssen die Künstler auch alberne Aufgaben erledigen, die deren Persönlichkeit, Talent und Humor hervorheben sollen. BTS hinterließen mit Auftritten bei Knowing Bros und Weekly Idol einen tollen Eindruck und hatten danach ihre eigenen Fernsehshows Rookie King, Run BTS! und BTS Gayo. Es gibt sogar regelmäßig im Fernsehen übertragende Idol-Spiele (engl. Idol Games) und eine Mini-Olympiade, bei der K-Pop-Künstler in verschiedenen Sportarten gegeneinander antreten (BTS sind in der 4 mal 400-Meter-Staffel besonders stark).

Wenn sie sich einen Namen gemacht haben, warten K-Pop-Künstler gespannt auf die Zeit der Preisverleihung, die sich über Neujahr erstreckt. Es gibt viele Verleihungen, doch die renommiertesten sind die Golden Disc Awards, Melon Music Awards (MMAs), Mnet Asian Music Awards (MAMAs) und Seoul Music Awards. Sie verleihen bonsangs oder Preise an hochkarätige Acts, doch jeder Künstler sehnt sich letztendlich nach einem daesang, dem Hauptpreis für den „Künstler des Jahres“ und, abhängig von der Verleihung, manchmal auch das „Lied und Album des Jahres“.

Wenn man so in der Öffentlichkeit steht, wird von K-Pop-Künstlern erwartet, dass sie singen und tanzen können, gut aussehen und ihre Persönlichkeit zeigen. Das passiert nicht von selbst. Erinnert ihr euch an die Vorreiter Seo Taiji and Boys? Als sie sich 1996 trennten, gründete Yang Hyun-suk, einer der „Boys“, YG Entertainment, um K-Pop-Gruppen zu gründen, zu produzieren und zu managen. Etwa zur gleichen Zeit und mit derselben Zielsetzung wurden SM Entertainment und JYP Entertainment gegründet. Die „Big Three“, wie sie später genannt wurden, dominierten den K-Pop und brachten wie am Fließband erfolgreiche Künstler und Gruppen hervor, die „Idole“ genannt wurden.

Die erfolgreichen jungen Künstler, oft im Teenageralter oder noch jünger, werden als Auszubildende unter Vertrag genommen und kommen in Wohnheimen mit anderen Hoffnungsträgern unter. Sie alle erwartet ein knallhartes Training mit Tanz-, Gesangs- und Sportunterricht.

Zunächst veranstalten die Plattenfirmen hart umkämpfte Castings und nutzen Talentshows, um sich auf die Suche nach potenziellen Idolen zu begeben. Die erfolgreichen jungen Künstler, oft im Teenageralter oder noch jünger, werden als Auszubildende unter Vertrag genommen und kommen in Wohnheimen mit anderen Hoffnungsträgern unter. Sie alle erwartet ein knallhartes Training mit Tanz-, Gesangs- und Sportunterricht, Ernährungsplänen, Englisch- und Japanischstunden sowie Lektionen über das richtige Auftreten im Fernsehen und in der Öffentlichkeit. Außerdem müssen sie noch ihre Hausaufgaben machen!

Die Plattenfirma teilt seine Auszubildenden in Bands ein oder wählt sie als Solokünstler aus, tauscht die Bandmitglieder aus oder kündigt ihnen, wenn sie dem Standard nicht entsprechen oder die besonderen Anforderungen nicht erfüllen. K-Pop-Bands haben oft mehr Mitglieder als ihre westlichen Pendants, weil sie den Fans eine Vielfalt an Talent bieten möchten. Die Gruppen bestehen aus spezialisierten Rappern, Sängern, Tänzern und sogar „Visuals“ – Mitglieder, die wegen ihres Aussehens und ihrer Bühnenpräsenz ausgewählt wurden. Die Firma gibt den Namen, das Image, die Choreografie und die Lieder vor. Die Gruppe hat da meist nur wenig zu sagen.

Fast jede K-Pop-Gruppe hat einen Frontmann, meist der Älteste der Gruppe, obwohl das bei BTS’ RM nicht der Fall ist. Wenn sie in der Öffentlichkeit auftreten oder ausgezeichnet werden, fungiert dieser als Sprecher und ist der Vermittler, der die Anweisungen der Plattenfirma entgegennimmt und sie an die anderen Bandmitglieder weitergibt. Jede Gruppe hat auch einen Maknae. So heißt das jüngste Mitglied der Gruppe. Bei BTS ist das Jungkook. Der Maknae ist das Baby der Familie, süß und liebenswert. Da er meist sehr talentiert und hübsch ist, ist er sozusagen der Stolz einer jeden Gruppe.

Der erste Auftritt findet normalerweise in einer der wöchentlichen Musikshows statt. Das ist ihre sogenannte „Debüt-Phase“ – ein großer Moment für neue Bands. Die Plattenfirma bereitet diese seit Monaten vor, indem sie Fotos der Mitglieder veröffentlicht, ihnen Social-Media-Accounts einrichtet, Vorabeinblicke in Shows veröffentlichen und sogar Fanclubs gründet. Die Leidenschaft der K-Pop-Fans ist für einen langfristigen Erfolg einer Band überaus wichtig. Dank der Interaktion mit Fans über soziale Medien und Fan-Treffen gewinnen sie schnell die engagierteste und treueste Unterstützung. Diese Fans bekommen oft einen offiziellen Namen von der Gruppe, haben ihre eigenen Foren und schaffen eine unglaubliche Atmosphäre bei Konzerten. Die Gruppe Twice nannte ihren Fanclub Once, BIGBANG haben VIP und BTS haben natürlich ARMY.

K-Pop-Fans sind sehr einfallsreich. Sie geben sich mit simplem Geschrei und wildem Beifall nicht zufrieden (obwohl das passiert) und halten stattdessen Leuchtstäbe in der Farbe der Band hoch, manchmal sogar koordiniert in Wellenbewegungen, entwerfen riesige Banner zur Unterstützung und singen über die Intros und Pausen hinweg oder als Antwort auf Refrains.

Wenn eine neue Gruppe ein erfolgreiches Debüt aushandeln kann und eine Fangemeinde aufgebaut hat, haben sie die Chance auf ein „Comeback“. Dies bedeutet nicht, dass sie eine Zeitlang von der Bildfläche verschwinden oder eine Zwangspause einlegen müssen. Das ist nur der Begriff, der für die Veröffentlichung einer neuen Single oder eines neuen Albums verwendet wird, welche dann in den wöchentlichen Shows beworben werden. Nachdem vorher erneut Fotos und Vorabeinblicke in Shows veröffentlicht wurden, wird dem Comeback meist ein neues „Konzept“ verpasst: Image oder Sound werden auf subtile Weise oder im großen Stil verändert.

Hat sich eine K-Pop-Band einmal einen Namen gemacht, hat sie die perfekten Voraussetzungen, um auf der perfekten Welle zu reiten – die sogenannte „Koreanische Welle“, auch hallyu genannt. Die koreanische Kultur hat in den letzten zehn Jahren weltweit an Bedeutung gewonnen. Von Fernsehdramen über Kosmetik bis hin zu Popmusik: Die südkoreanischen Exporte liegen von Japan bis in die USA voll im Trend und sind beliebt. Psys Hit „Gangnam Style“ ist das offensichtliche Beispiel, aber BIGBANG, EXO und andere haben ebenfalls Einzug in die US-Billboard-Charts gehalten.

Um so weit zu kommen, bedarf es viel an Investitionen, Einfluss und Know-how des Entertainment-Unternehmens. Erfolg bringt Erfolg und die Big Three beherrschen und kontrollieren die K-Pop-Industrie. Einige Gruppen hatten bewiesen, dass es möglich ist, in der Branche Fuß zu fassen, aber es zu internationalen Superstars schaffen? Das ist sicher zu groß geträumt. Dazu bräuchte es jemanden, der sehr viel Erfahrung hat, ein wenig Glück und die Bereitschaft, dem K-Pop neue Maßstäbe zu setzen. Hier kommt Bang Si-hyuk ins Spiel.

Bang Si-hyuk war ein erfolgreicher Komponist und Produzent der Plattenfirma JYP, welche zu den Big Three gehört. Er hatte sich mit Gruppen wie g.o.d und Wonder Girls einen Namen als Hit-Macher gemacht und kam so zu seinem Spitznamen „Hitman“. 2005 verließ er JYP, um sein eigenes Entertainment-Unternehmen namens Big Hit zu gründen. Er hatte einige Erfolge mit der gemischten Jungs- und Mädels-Gruppe 8Eight und 2AM. 2010 plante er dann, eine Rap-Gruppe zu gründen. Dieser Plan war der Anfang dessen, was später zu einem K-Pop-Riesen wurde: BTS.

Kim Namjoon, der schon bald als Rap Monster (später RM abgekürzt) bekannt werden sollte, kam 2010 als Solo-Rapper zu Big Hit. Er hatte in der Untergrund-Szene gerappt, wo es rebellischer zugeht als beim Idol-K-Pop. Die Künstler sind unabhängig, aber treten vor verhältnismäßig kleinem Publikum auf. Als sich Bang Si-hyuk mit der Idee einer Rap-Band immer weiter anfreundete, steckte er RM und andere Untergrund-Rapper, wie Kidoh (der schließlich in der Idol-Gruppe Topp Dogg landete), Iron und Supreme Boi, zusammen in eine Band, die später um Min Yoongi (Suga) erweitert wurde.

Als sich Bang Si-hyuk mit der Idee immer weiter anfreundete, steckte er RM in eine Gruppe mit anderen Untergrund-Rappern.

Ende 2011 änderte Hitman Bang die Ausrichtung der Band, um einen weniger Rap- und mehr Mainstream-orientierten Sound mit Sängern und Rappern zu erzeugen. Tanz-Wunderkind Jung Hoseok (J-Hope), der sich im Jahr zuvor der Plattenfirma angeschlossen hatte, war ein möglicher Kandidat als Sänger (er wurde erst später Rapper). Daraufhin gingen einige der Rapper, weil sie unzufrieden mit dem Richtungswechsel waren. Supreme Boi blieb bei Big Hit, aber als Songwriter und Produzent. Er spielte eine wichtige Rolle für BTS – der achte Bangtan Boy in vielerlei Hinsicht. Pdogg, ein Big-Hit-Produzent (und immer noch ein wichtiges Mitglied des BTS-Produktionsteams), wurde damit beauftragt, diese Gruppe zusammenzustellen. Er hatte ungefähr 30 Auszubildende unter Vertrag und beobachtete sie, nahm sie auf, bewertete sie, unterteilte sie in Teams und gab ihnen Übungen.

Anfang 2012 hatten sich Jungkook, Taehyung (V) und dann Seokjin (Jin) beworben und traten dem Big-Hit-Team bei. Doch das Line-Up war immer noch nicht festgelegt. Mit dabei waren auch die Auszubildenden Jeong In-seong und Seung-Jun, die nun bei der Idol-Gruppe KNK sind, und Boys-Republic-Mitglied Suwoong. Für all diese Jungs, die sich dem anstrengenden Training unterzogen und dem Heimweh stellen mussten, war die Zukunft noch ungewiss: Vielleicht würden sie nicht in die Band kommen und selbst wenn sie es schaffen sollten, würde vor ihrem Debüt noch viel Zeit vergehen.

Im Frühsommer 2012 unterzeichnete Jimin, das letzte Mitglied der Gruppe, seinen Vertrag bei Big Hit. BTS nahmen endlich Form an. Vier der Mitglieder bildeten das, was K-Pop-Fans die „Rap Line“ nennen (Kidoh verließ die Gruppe Ende des Jahres), und vier die „Vocal Line“. Als Bandname kamen Big Kids und Young Nation mit in die engere Auswahl, doch Bangtan Sonyeondan, was übersetzt „Kugelsichere Pfadfinder“ (engl. „Bulletproof Boy Scouts“) heißt, war die bevorzugte Variante – zumindest von den Big-Hit-Bossen, deren Meinung am meisten zählte.

Bang Si-hyuk hatte endlich seine Gruppe zusammengestellt. Er hatte mit Rap Monster, dem Ersten, der sich Big Hit angeschlossen hatte, einen Frontmann, der intelligent und wortgewandt war und den Vorteil hatte, dass er fließend Englisch sprach. J-Hope war sein Haupttänzer und ein nationaler Tanzwettbewerbsgewinner. Jungkook war sein Maknae und hätte bei den Big Three unter Vertrag genommen werden können. Die anderen hatten gezeigt, dass sie bereit waren, die notwendigen Stunden harter Arbeit zu investieren und erschienen als vielversprechend. Doch vor allem waren sie eine charmante Gruppe von Jungs, die gegenseitig das Beste aus sich rausholten.

Bang Si-hyuk hatte eine Vision für seine neue Band. Er hatte ihnen einen Namen gegeben, der versprach, dass sie die Vorurteile und Nöte ihrer Generation bekämpfen würden. Sie würden sich für Teenager und junge Erwachsene einsetzen. Damit das funktionierte, befreite er den K-Pop von einigen seiner Fesseln. Angefangen bei der Rap Line, gab er der Gruppe die Möglichkeit, Beiträge zu den Texten zu leisten. Er ermutigte sie, frei über Themen zu sprechen, die junge Menschen beschäftigte, und ermöglichte ihnen den Austausch mit ihren Fans über jeden verfügbaren Social-Media-Kanal.

Bang Si-hyuk hatte endlich seine Gruppe zusammengestellt. Es gab einen Frontmann, einen Haupttänzer, und einen Maknae.

Bangtan Sonyeondan (schon bald nannten sie viele BTS) standen vor einer enormen Aufgabe. Ihre Plattenfirma hatte sehr wenig Geld, um sie zu unterstützen und die Vormachtstellung von EXO und Girls’ Generation (SM Entertainment) oder BIGBANG und G-Dragon (YG Entertainment) einzudämmen. Ihre Songs basierten auf US-Rap aus den 1990ern, der in Korea an Popularität verlor, und die rebellische Haltung ihrer Songs sorgte für hochgezogene Augenbrauen. Die Gruppe hatte bereits einen Berg zu bewältigen, bevor sie überhaupt angefangen hatten. 2013 rückte näher und sie wagten ihre ersten Schritte auf diesen Berg.

ZWEI

WIR SIND KUGELSICHER

Wisst ihr noch, wo ihr am 13. Juni 2013 wart? Das war ein Donnerstag und während ihr wahrscheinlich gerade schön in euren Betten vor euch hinträumtet, betraten in einer Fernsehmusikshow auf der anderen Seite der Welt, in Seoul, Südkorea, sieben Jungs die Bühne. BTS stand auf dem Programm.

Eines Tages wird der 13. Juni ein internationaler Feiertag sein, aber spulen wir ein wenig zurück … In Korea kursierten schon seit einiger Zeit interessante Fotos einer neuen Gruppe. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung im K-Pop-Geschäft wusste Bang Si-hyuk, Geschäftsführer von Big Hit Entertainment, genau, wie man für Vorfreude auf einen neuen Act sorgte. 2012 ging Big Hits Blog online, der Bangtan Sonyeondan ankündigte, die Bandmitglieder vorstellte und den ersten Followern Fotos von ihnen präsentierte. Es war offiziell: Big Hit brachte eine Idol-Gruppe raus.

Es war offiziell: Big Hit brachte eine Idol-Gruppe raus.

Am 17. Dezember 2012 wurde ein YouTube-Account erstellt, über den zum ersten Mal etwas über BTS ausgestrahlt wurde: ein Video von Rap Monsters Version von Kanye Wests „Power“. Kurz darauf folgte ein weiterer RM-Rap: „Let’s Introduce BANGTAN ROOM“. Diese beiden Videos sind immer noch auf YouTube zu sehen – schaut euch das letztere an, wenn ihr Jin in einer coolen Nebenrolle sehen wollt. Im Anschluss daran kam ein Weihnachtsgeschenk, indem Big-Hit-Boss Bang Si-hyuk seinem Spitznamen Hitman Bang mit „A Typical Trainee’s Christmas“ alle Ehre machte. Es handelte sich dabei um ein halbes Lied mit einem selbst geschnittenen Video und war ein Teaser auf seine nächsten Big-Hit-Castings. Wieder ergriff Rap Mon das Mikrofon, doch diesmal durften Jin und Suga, die bei einem früheren Casting rekrutiert worden waren, auch mal ran.

Wenn man sich das Video anschaut, wird klar, dass diese Jungs nicht nullachtfünfzehn sind. Es handelt sich um eine Gruppe, die keine Angst hat, ihrer Plattenfirma die Meinung zu sagen; eine Gruppe, die genau aufzeigt, wie das Leben eines sich in der Ausbildung befindlichen Idols ist. Während Jin Wham!s Hit „Last Christmas“ zum Besten gab, klagte die Rap Line über ein einsames Weihnachtsfest und warf die Frage auf, wie die Gruppe Liebeslieder schreiben solle, wenn sie keine Freundinnen haben dürfen.

Am selben Tag, an dem der YouTube-Account erstellt worden war, meldeten sich BTS auf Twitter an und versprachen, die Zeit bis zu ihrem Debüt mit lustigen Posts zu versüßen. Wer hätte gedacht, dass sie in ein paar Jahren Twitter dominieren würden? 2013 stand vor der Tür und BTS waren überall – wenn man K-Pop-Fan und aufmerksam war.

Im Januar 2013 erschien ein neues Lied auf YouTube. Ein simpler, aber kunstvoll gedrehter Film mit schwarzem Hintergrund und extremen Nahaufnahmen von RM, Suga und Jin, wie sie rappten. Für „School of Tears“ wurden die Beats und der Flow von Kendrick Lamars „Swimming Pools“ verwendet, aber das Trio sang seine eigenen sehr persönlichen Texte. Es ging um die Schattenseiten des Schullebens: Mobbing und die Ängste der Nicht-Gemobbten davor, dass ihnen dasselbe widerfahren könnte. Rap Mon trug die Dreadlocks, die er sich für das neue Jahr hatte machen lassen (Ende Januar ließ er sie sich dann wieder abschneiden), und er wurde im September 2016 wieder an dieses Video erinnert, als die anderen ihn überraschten und es ihm im Rahmen seiner Geburtstagsfeier vorspielten.

Sie waren bereit, mit ihren Fans über alles zu sprechen – auch über ihre Unsicherheiten und ihre Ängste.

In den ersten Monaten des Jahres kamen die BTS-Mitglieder regelmäßig ins Studio, um ihre Tagebucheinträge aufzunehmen. In diesen VLogs (Video-Blogs) werden sie normalerweise alleine gezeigt, doch man erfuhr später, dass die anderen Gruppenmitglieder natürlich auch da waren, nur hinter der Kamera, und dort Grimassen zogen und herumalberten. Auf eine ehrliche und offene, witzige und sensible Weise zeigten BTS, dass sie bereit waren, mit ihren Fans über alles zu sprechen – auch über ihre Unsicherheiten und ihre Ängste.

In einem seiner Videos erzählt uns RM, dass er enttäuscht darüber sei, dass Big Hit nicht glaubte, dass er es als Solo-Rapper schaffen würde. Am 8. Januar beschwerte er sich, dass ihm keine Raps mehr einfallen würden – er sei erschöpft, friere, wolle nach Hause und fühle sich nicht inspiriert – aber er wisse, dass die Plattenfirma erwarte, dass er sich etwas einfallen lasse. Jin erzählt in seinem VLog, wie es sei, von zu Hause weg zu sein und für sich selbst sorgen zu müssen, aber wir können auch die ersten Anzeichen seines Interesses am Kochen erkennen. Im ersten VLog des wirklich hinreißend schüchternen Jimins fiel ihm, nachdem er sich über die anderen bei ihren Aufnahmen lustig gemacht hatte, nichts ein, was er sagen könnte. Anfang Februar führte Jungkook das erste Mal Videotagebuch. Es war der Tag seines Schulabschlusses und er sagte, dass er wüsste, dass er glücklich sein sollte, doch gerade als der Maknae (der Jüngste in der Gruppe, immer noch erst 15 Jahre alt) werde er von Heimweh geplagt – es ist ein herzzerreißender Auftritt. J-Hope war optimistischer und erzählte, was er sich vor ihrem Debüt für Ziele gesetzt hatte, wie er sein Rappen cooler und sein Tanzen professioneller machen wolle, doch seine ersten Aufnahmen fanden oft spät in der Nacht oder früh morgens nach einem langen Arbeitstag statt. Die Jungs waren sehr müde, ziemlich schüchtern und überwältigt von dem, was sie machen.

Die Veröffentlichung des fröhlichen „Graduation Song“-Videos kam daher sehr gelegen. Jungkook, Jimin und J-Hope traten ins Rampenlicht. Oh Mann, wie sie strahlten – mit und ohne Schuluniform! Ihr frecher, leicht rappiger Song war ein Cover von Snoop Doggs, Wiz Khalifas und Bruno Mars’ „Young, Wild & Free“. Der witzige und fröhliche Ersatztext, geschrieben von J-Hope und Produzent Supreme Boi, feierte das Ende der Schulzeit und die Freiheiten des Erwachsenenlebens. Aber selbst dann beschäftigte sie ihr Debüt. Einmal fragte J-Hope seinen Chef, ob die Zeit bis zum Debüt wirklich so hart sein soll. Dieses Lied und die VLogs weckten Interesse – es war wichtig, dass sie vor ihrem ersten öffentlichen Auftritt eine Gruppe von Followern aufgebaut hatten.

Das Mond-Neujahr ist in Korea sehr wichtig. 2013 fiel es auf den 10. Februar. Wie bei uns an Weihnachten verbringt man traditionell die Zeit mit seiner Familie, und es hätte für sieben Jungs, die völlig erschöpft waren, zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Nachdem sie nach Hause gefahren waren, ihre Familien gesehen, gut geschlafen und gegessen hatten, kehrten sie erfrischt zurück. Ihr Debüt stand endlich kurz bevor, und das kam auch in ihren VLogs rüber: Sie waren begeistert und standen wieder voll hinter ihrer Band. Das Mantra lautete harte Arbeit: Wir werden noch härter arbeiten, um Bangtan besser zu machen!

Im April und Mai verpassten die erschöpften Bangtan Boys ihrer Choreografie den letzten Schliff für ihr Debüt, nahmen Tracks für ihre Single auf und drehten ihr Musikvideo. Ihr Debüt rückte näher! In seinem VLog vom 14. Mai bezeichnete RM die Dreharbeiten zu seinem allerersten Musikvideo als das Ende einer langen Ausbildung. Ein paar Tage später erschienen sie dann alle zusammen zum ersten Mal in einem Gruppen-VLog, sprachen über ihre Filmaufnahmen, lasen Fanpost vor und erklärten, dass das der vorerst letzte VLog vor ihrem Debüt sei, auch wenn das noch fast einen Monat hin sei.

Okay, es war ein Gruppen-VLog, doch aufmerksame ARMY-Fans wissen, dass ein ganz wichtiges Mitglied fehlte. Taehyung, auch V genannt, fiel durch seine Abwesenheit in den VLogs und Videos auf. V war seit über zwei Jahren bei BTS. Er trainierte, sang und tanzte mit den anderen, doch wurde nie als Mitglied vorgestellt. Er durfte keinen VLog posten und die anderen durften ihn nicht erwähnen. Armer V! Er war Big Hits Geheimwaffe. Die Plattenfirma hielt ihn absichtlich im Hintergund, um später maximale Wirkung zu erzielen.

Für K-Pop-Gruppen ist das Debüt entscheidend und der Druck wuchs. Für einige ist dies der befriedigende Höhepunkt von drei Jahren unerbittlicher harter Arbeit, für andere ist es einfach unglaublich nervenaufreibend, doch als der große Tag kam, gab ihnen der Geist und Zusammenhalt der Gruppe Kraft.

Am 21. Mai 2013 gab es auf der Webseite einen Countdown bis zum Debüt sowie einen Debüt-Trailer. Es war eine fünfundvierzigsekündige Schwarz-Weiß-Montage der Namen der Mitglieder und einer Reihe schonungsloser Aussagen, aus denen sich ein Revolver formte. Am 2. Juni veröffentlichte Big Hit auf seiner BTS-Webseite und Facebook erste Bilder von Taehyung, der mit zotteligen, kurz geschnittenen, blonden Haaren den Umständen entsprechend launisch dreinblickte. Big Hits Plan ging auf und bis zum Tag des Debüts, weniger als zwei Wochen später, hatte V bereits fünf eigene Fanclubs!

Unten auf der Homepage gab es neben der Countdown-Uhr eine einfache Frage: Wer ist der Nächste? Die Antwort gab es am nächsten Tag in der Gestalt von Jin, Jimin und Jungkook – was K-Pop-Fans wild spekulieren ließ. Einen Tag später erschien endlich die Rap Line. Die Fans kannten RM, J-Hope und Suga bereits durch ihre Tracks, Videos und VLogs, doch nun hieß es Showtime – und sie sahen gut aus!

Alle Bilder zeigten die Mitglieder in ihren Hip-Hop- und Bad-Boy-Outfits: Alles war aus Leder, mit Logos versehen, Skater- und Sportkleidung. J-Hope trug einen durchlöcherten Mundschutz, RM eine Sonnenbrille, ein Medaillon und eine Kette mit Dollarzeichen, Suga hatte ein Skateboard dabei, Jungkook trug eine Hockeymaske und goldene Handknochenkette, Jimin sah in seinem Basketball-Outfit süß und Jin mit seiner falschrum aufgesetzten Baseballmütze und den ausgebeulten Shorts megalässig aus und V posierte in seinem schwarzen Leder, als sei er der Coolste der Schule. Ein Outfit, das wir später noch mal sehen würden.

Die Ausbildung war fürs Erste beendet. Es war fleißig Werbung gemacht worden. Der Countdown war vorbei und die Zeit war gekommen. Darf ich vorstellen: BTS, die Welt, die Welt, BTS. Ihr Debüt fand am 12. Juni in der Ilchi Art Hall in Cheongdammdong im Stadtteil Gangnam statt. Doch der folgende Tag war ausschlaggebend, als die Band zum ersten Mal in den TV-Shows M Countdown und Music Bank live auf der Bühne erschien.

Der Countdown war vorbei und die Zeit war gekommen. Darf ich vorstellen: BTS, die Welt, die Welt, BTS.

Das BTS-Debüt-Video ist immer noch auf YouTube zu sehen, und es zeigt sieben unglaublich junge Bangtan Boys bei ihrem ersten Live-Auftritt vor Publikum. Sie waren verständlicherweise nervös, aber überspielten das, indem sie ein letztes Mal ihre Routine probten, rumalberten oder einfach nur ruhig dasaßen. Das zeigt, wie engagiert diese Jungs waren. Wie sagte V so schön? „Wir haben nur eine Chance!“

Sobald sie auf der Bühne bei „No More Dream“ alles gaben, lief natürlich die ganze Show wie am Schnürchen. Danach brach Perfektionist Jin aber in Tränen aus, weil das Mikrofon seine Hose hatte runterrutschen lassen, doch seine Bandkollegen trösteten ihn. Er hatte keine Zeit, lange zu weinen, da sie kurz darauf für ihr zweites Lied „We Are Bulletproof Pt. 2“ wieder auf die Bühne mussten.

In dem YouTube-Clip ist anhand ihrer Gesichtsausdrücke schön zu sehen, dass sie an dem Tag alles gegeben hatten, doch auch, dass sie wussten, dass sie es geschafft hatten. Ihre Energie, ihr Rap-Stil und ihre Tanzbewegungen, besonders Jungkooks Hut, den er durch die Luft wirbeln ließ, und Jimins Sixpack-Blitzer, hatten Aufmerksamkeit erregt. Wie die meisten Debütgruppen hatten BTS ein Forum eingerichtet, das „Fan-Café“ hieß – dieses war schnell auf 55.000 Mitglieder gewachsen.

Drei Jahre lang hatten sie von dem Moment geträumt, in dem sie die Bühne betreten würden. Kein Wunder also, dass sie so nervös gewesen waren. Sie alle sagten, dass, als sie fertig waren und den Jubel hörten, sie fast in Tränen ausgebrochen wären – V gestand sogar, dass er tatsächlich geweint hatte. Sie waren stolz, gaben aber zu, Fehler gemacht zu haben und RM bemerkte, wie schwer seine Beine auf der Bühne gewesen waren, im Vergleich zu den Trainingseinheiten, aber sie wussten auch, dass sie in dieser kurzen Debützeit schon so viel gelernt hatten.

In der Zwischenzeit war am Tag vor ihrem Debüt ihr erstes Musikvideo „No More Dream“ veröffentlicht worden. Das Hip-Hop-Idol-Thema und die Einstellung passten zu ihren Teasern und Debüt-Auftritten. Im Video geht es um Aufruhr und Rebellion. Die in schwarz und weiß dargestellte Gruppe fuhr einen Schulbus und baute einen Unfall, BMX-Fahrer machten die Straßen unsicher und in einem aufgemotzten Klassenraum gab es eine Skate-Rampe und mit BTS-Graffiti beschmierte Wände. Die Choreografie war vom Hip-Hop geprägt, mit tiefen Kniebeugen, Hüftschwüngen und blitzschnellen Bewegungen, und dank scharfer Schnitte wirkten sie so lebendig wie bei ihren Live-Auftritten. Diejenigen, die die Debütshows gesehen hatten, kannten schon die Stelle, an der Jungkook Jimin über die Rücken der anderen hinweg trug, und natürlich die Jimin-Six-Pack-Blitzer, die das Live-Publikum hatte dahinschmelzen lassen.

BANGTAN BOMB

VJ [DIE ERSTE BANGTAN BOMB]

Am 19. Juni 2013 veröffentlichte Bangtan TV ein dreißigsekündiges Video auf YouTube, wie Jungkook Jimin filmte. In der Ecke war ein kleines Logo: eine Cartoon-BTS-Bomb. Das war die erste von vielen „Bomben“ – kurze Videos mit Szenen hinter den Kulissen, Aufgaben, die sie erfüllen mussten, oder den Jungs, wie sie einfach nur süß waren oder rumalberten. Sie sind unterschiedlich lang und liefern den Fans faszinierende Einblicke in das Leben von BTS abseits der Bühne.

Dieser Track erschien auf der ersten BTS-CD 2 Cool 4 Skool, die an ihrem Debüt-Tag am 12. Juni 2013 veröffentlicht wurde und in einer schicken schwarz-goldenen Hülle erschien. Ein Fotobuch war mit dabei, das Hochglanzbilder enthielt, die denen ähnelten, die vorher als Teaser veröffentlicht worden waren, Texte (auf Koreanisch), eine Postkarte und einen Flyer, der die nächsten Big-Hit-Castings ankündigte. Das „Single-Album“ mit sieben Tracks war die Erste von drei CDs, die davon handelten, wie man vom Schulsystem zermürbt wird, dass man auf sich selbst stolz sein sollte und sich den Herausforderungen des Jungseins stellen muss.

In diesem Album erklärte RM die Absicht der Gruppe, mit Teenagern und jungen Menschen zu reden. Das ist das, was sie von den meisten anderen K-Pop-Bands unterscheidet. BTS machten sich nützlich und zeigten, dass sie dieselben Ziele und Ängste haben wie andere ihrer Generation.

BTS machen sich nützlich und zeigen, dass sie dieselben Ziele und Ängste haben wie andere ihrer Generation.

Das komplette Album begann mit „We Are Bulletproof Pt. 2“. Direkt wird klar, dass die Band besser rappt als andere Idol-Bands und so authentisch ist wie koreanische Untergrund-Rapper. Danach kam „Skit: Circle Room Talk“ („skit“ bedeutet so viel wie „Leute, die reden“ – bekannt aus amerikanischen Hip-Hop-Alben von De La Soul bis Eminem). Durch diesen Track konnten die Jungs über ihre Ideen und die Themen des Albums diskutieren, bevor es mit „No More Dream“ weiterging, ihrer Debütsingle und der Haupttrack des Albums. Wäre es BTS’ Mission, mit und für Teenager und junge Erwachsene zu reden, träfe dieser Song den Nagel auf den Kopf – er ist überzeugend, unverblümt und ein absoluter Ohrwurm.