Die Autorin

Nadja von Saldern – Foto © Lumentis

NADJA VON SALDERN hat als Rechtsanwältin gearbeitet, bevor sie sich als Paartherapeutin und Mediatorin ausbilden ließ. Sie betreibt mit ihrem Ehemann eine Praxis für Paartherapie und Scheidungsmediation in Berlin und Potsdam. Heute ist sie eine gefragte Expertin zum Thema Trennung. Sie ist seit über 25 Jahren verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Sie lebt mit ihrem Mann in Potsdam.

www.praxis-saldern.de

Das Buch

»Bleiben oder gehen? Wer sich diese Frage stellt, dem geistert die Trennung schon im Kopf herum. Das heißt, es ist ein Punkt erreicht, der nach Veränderung ruft. Wohin die Veränderung das Paar führt, ist vielleicht noch off en. Wird der Tiefpunkt zu einem Neuanfang führen oder bedeutet er das Aus der Beziehung? « NADJA VON SALDERN
Paare, die sich trennen, sind oft in einem Kreislauf aus Wut, Ohnmacht und Verletzungen gefangen. Viele von ihnen wünschen sich eine friedliche Trennung und fragen sich, wie das gehen soll. Die erfahrene Paartherapeutin und Mediatorin Nadja von Saldern holt Trennungswillige in ihrer Hilflosigkeit und ihrer Angst vorm Loslassen ab. Sie zeigt, wie wesentlich es ist, dass beide Partner sich verstanden fühlen. Anhand zahlreicher Fallbeispiele beschreibt sie anschaulich, wie das, was einmal liebevoll begann, auch respektvoll enden kann. Mit diesem modernen und partnerschaftlichen Ansatz leistet von Saldern einen wichtigen Beitrag im Bereich der Beziehungspsychologie. Sie gibt Betroffenen die Möglichkeit, Wege zu finden für ein achtsames Miteinander. Ihr Buch lässt das Licht am Ende des Tunnels aufscheinen.

Nadja von Saldern

Glücklich getrennt

Wie wir achtsam miteinander umgehen, wenn die Liebe endet

Ullstein

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Ullstein leben ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH

ISBN 978-3-8437-1839-4

©2018 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
Lektorat: Barbara Krause
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München
Umschlagmotiv: GettyImages/Martin Barraud Autorenfoto: © Lumentis
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Widmung

Für meinen Mann, Clemens

Vorwort

Jede Paarbeziehung ist so einzigartig wie die beiden Menschen, die sie eingehen, denn jeder bringt seine eigene Geschichte und seine Charaktereigenschaften mit. Genauso einzigartig wie die Beziehung selbst ist ihr Gelingen oder Scheitern. Und dennoch: Aus meiner langjährigen Erfahrung mit Paaren weiß ich, dass das Gelingen oder Scheitern einer Beziehung Mustern folgt, die man gut benennen kann. Denn unseren Verhaltensmustern liegen Werte und Vorstellungen zugrunde, die wir von dem Kulturkreis vermittelt bekommen, in dem wir groß geworden sind. Während wir in geschäftlichen Angelegenheiten Entscheidungen treffen, die auf Zahlen, Daten und Fakten und nur manchmal auf intuitivem Verhalten beruhen, treffen wir in ganz persönlichen Dingen wie der Partnerwahl Entscheidungen mehr nach reinem Bauchgefühl – oft beseelt von unerfüllten Wünschen, Sehnsüchten und Erwartungen. Die Erkenntnis, dass viele dieser Erwartungen vom anderen nicht erfüllt oder gar enttäuscht werden und wir an der Seite des erwählten Partners nicht glücklich werden, trifft uns hart. Und irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem wir uns fragen, ob uns die Beziehung, in der wir leben, überhaupt noch in irgendeiner Hinsicht guttut oder uns – und dem anderen – nicht vielmehr schadet.

Bleiben oder gehen? Wer sich diese Frage stellt, dem geistert die Trennung schon im Kopf herum. Das heißt, es ist ein Punkt erreicht, der nach Veränderung ruft. Wohin die Veränderung das Paar führt, ist vielleicht noch offen. Wird der Tiefpunkt zu einem Neuanfang führen, oder bedeutet er das Aus der Beziehung? In meiner Praxis erlebe ich beides: Paare, die noch nicht wissen, wohin die Reise geht, und die um den Erhalt ihrer Beziehung kämpfen oder um ein friedliches Ende bemüht sind. Ich lerne ihre Sorgen, Nöte und Bedürfnisse kennen. Ich begleite sie auf ihrem Weg der Befriedung und Veränderung der Situation.

Und sollte es tatsächlich zur Trennung kommen, dann stehen beide vor großen Herausforderungen. Zum einen müssen sie mit den Schmerzen und dem Verlust umgehen und zum anderen viele sachliche Themen klären. Ein Paar, das sich trennt, führt in der Regel bestehende Beziehungsmuster fort und versucht, seine Ziele mit dem altbewährten und einstudierten Paartanz zu erreichen. Dadurch kann es schnell zu einem nervenaufreibenden Rosenkrieg der Parteien kommen, der sich zur schlimmsten Zeit im Leben entwickeln kann. Mein Anliegen ist es, dies zu verhindern. Die Trennungsmediation ist dafür ein idealer Rahmen. Hier werden die sachlichen Themen, die in einer Trennungssituation besprochen werden müssen, begleitet, aber auch den Emotionen wird wichtiger Raum gegeben. Dabei ist die Trennungsmediation eng mit der Paartherapie verwoben.

Ich werde aus meiner Praxis und meinen Erfahrungen als Mediatorin berichten. Anhand vieler Fallbeispiele werde ich Ihnen erklären, worauf es im Trennungsprozess ankommt und was beachtet werden muss, damit dieser achtsam und friedlich verlaufen kann. Dabei ist mir natürlich bewusst, dass es überaus schwierig und manchmal sogar unmöglich ist, eine Trennung achtsam und friedlich zu gestalten. Aber es gibt Möglichkeiten und Lösungen, selbst wenn die Lage noch so verzwickt erscheint.

Dieses Buch ist für Menschen geschrieben, verheiratet oder zusammenlebend, die eine Trennung in Erwägung ziehen. Und auch für diejenigen, die befürchten, dass es dazu kommen könnte, oder die sich einfach nur informieren möchten, wie eine Trennung ablaufen könnte. Und dieses Buch wird sicher auch von Menschen gelesen, die schon mitten in einem Kampf mit dem Expartner stehen. Auch hier werden Sie immer wieder Hilfestellungen finden und davon profitieren, auch wenn es viel weniger Möglichkeiten gibt, wenn die Eskalation schon einmal auf die Spitze getrieben ist. Umso wichtiger ist es, es gar nicht so weit kommen zu lassen. Es geht mir nicht um die Aufarbeitung der ganzen Beziehung, sondern vielmehr um eine Bejahung der Trennungssituation. Denn wenn wir zur Trennung Ja sagen können, dann können wir dem Partner auch in Würde begegnen.

Dieses Buch sollte von Anfang bis Ende gelesen werden. In jedem Kapitel stecken wertvolle Informationen, die nur chronologisch Sinn ergeben. In meiner Praxis wollen die Parteien häufig das vermeintlich Wichtige, also das Sachliche und Juristische, zuerst in Angriff nehmen. Doch erst wenn Sie sich darauf einlassen, auch Ihre Beziehung und die Trennungsgründe zu beleuchten und zu befrieden, entwickelt sich die Bereitschaft für eine friedliche Trennung und den guten Umgang miteinander. Lassen Sie sich überraschen, Sie werden erstaunt sein, dass ganz andere Dinge Sie weiterbringen, als Sie im Moment noch für möglich halten.

»Stell dir vor, es ist Rosenkrieg
und keiner geht hin …«

1
Vom Paradoxon der Paarbeziehung

Irgendwann im Leben begegnen wir dem Menschen, mit dem wir unser Leben teilen und eine Familie gründen wollen. Wir verlieben uns und erleben das schönste aller Gefühle, das wir Menschen kennen. Die Verliebtheit verleiht uns Flügel und befähigt uns, das Glas halb voll statt halb leer zu sehen. Wir fühlen uns rundum großartig und sehen auch den anderen in einem durchweg positiven Licht. Wir trauen uns! Alles scheint leicht und einfach zu gehen. Wir können es kaum glauben, wenn sich Freunde etwa darüber beklagen, seit der Geburt ihrer Kinder keinen Sex mehr zu haben, und verwundert reiben wir uns die Augen angesichts älterer Paare, die sich im Restaurant wortlos gegenübersitzen und sich ganz offensichtlich nichts mehr zu sagen haben. Wir sind blauäugig und meinen, uns würde es anders ergehen. Leider weit gefehlt, denn jedes Paar geht irgendwann durch schwierige Zeiten.

Das Leben in einer festen Beziehung ist nichts anderes als ein fortwährendes Paradoxon aus widersprüchlichen Bedürfnissen. Auf der einen Seite wollen wir frei, autonom und unbeschwert sein, auf der anderen Seite sehnen wir uns nach Gemeinsamkeit, Intimität und übernehmen freiwillig die Verantwortung für eine Familie. Das alles unter einen Hut zu bekommen stellt eine große Herausforderung dar. Denn was der eine als Freiheit definiert, löst beim anderen unter Umständen Verlustängste aus. Und was der eine als Intimität betrachtet, das empfindet der andere möglicherweise als Einschränkung. Zudem bringen wir Themen und Verletzungen in unsere Beziehung mit, die uns schon lange begleiten. Da gibt es viele unerfüllte Bedürfnisse aus unserer Kindheit, auf deren Erfüllung wir auch im Erwachsenenalter noch sehnsüchtig hoffen. Haben wir etwa von unseren Eltern zu wenig Lob erfahren, dann erwarten wir ein solches von unserem Partner umso mehr. Erfahren wir das Lob jedoch nicht, dann fühlen wir uns schnell »ungeliebt«. Streit und Missverständnisse sind vorprogrammiert.

Dabei wünschen wir uns einen Partner, der mit uns durch dick und dünn geht, einen Komplizen für dieses Leben, mit dem wir vielleicht auch irgendwann einmal eine Familie, ein Familienunternehmen gründen wollen. Denn dies soll der Hafen sein, in den wir immer wieder einfahren können, der uns Kraft spendet, uns glücklich macht und uns vor Einsamkeit bewahrt. Zudem wollen wir auch Spaß haben, eine erfüllende Sexualität erleben und vom anderen in Krisenzeiten aufgefangen werden. Und am Ende träumen wir davon, bis ins hohe Alter Händchen haltend auf einer Bank zu sitzen und versonnen in die Weite zu schauen. Das alles, und nicht weniger, soll uns eine Partnerschaft ermöglichen. Puh! Was für Erwartungen!

Vertrag ohne Worte

Das Eingehen einer Ehe oder Lebensgemeinschaft – ganz nüchtern betrachtet – ist ein Vertrag. Ein Vertrag zwischen zwei Menschen, die vorhaben, das Leben miteinander zu teilen. Juristische Eheverträge werden nur dann abgeschlossen, wenn sich einer davon einen Vorteil verspricht. Der andere stimmt zu, weil er die Möglichkeit einer Trennung in dem Moment ausblendet. In der Praxis gestalten sich Eheverträge jedoch schwierig, weil man sich beim Aufsetzen eines Ehevertrags quasi schon in die mögliche Scheidung hineinversetzen muss. Niemand spricht gerne über die Möglichkeit, dass die Beziehung vielleicht auch auseinandergehen könnte. Das sind Gedanken, die wir uns im Hoch der Gefühle füreinander nicht gestatten. Zu groß ist die Angst, die Beziehung ihrer Romantik zu berauben, dem anderen das Gefühl zu geben, ihm nicht genügend zu vertrauen oder es nicht ernst zu meinen. Manches wird vielleicht mündlich besprochen und auch explizit geäußert, der Großteil wird aber stillschweigend vereinbart. Was der eine darunter versteht, davon weiß der andere nicht viel, ahnt es nur und hegt seinerseits insgeheim Erwartungen. Vieles wird nur angenommen, aber nicht ausgesprochen und schon gar nicht schriftlich festgehalten.

In den heutigen Beziehungen gibt es auch kaum Selbstverständlichkeiten mehr, auf die man sich früher noch einstellen konnte. Heute ist alles Verhandlungssache. Auch wissen wir noch nicht, was uns erwartet oder wie wir uns selber entwickeln werden. Daher ist es in vielen Fällen nicht möglich, über Eventualitäten zu reden und Vereinbarungen zu treffen. Also lässt man es lieber sein. So bleibt die Romantik bestehen und die Hoffnung, dass schon alles gut werden wird.

Dabei gehört dieser Vertrag zu den folgenschwersten Vereinbarungen, die wir im Leben treffen. Zugleich aber ist es ein Vertrag, über den – aus oben genannten Gründen – am wenigsten gesprochen und verhandelt wird. Wir gehen davon aus, dass der andere so herausragend ist, wie wir vermuten. Aufrichtigkeit, Treue, Fleiß, gegenseitige Unterstützung, Zugewandtheit, Offenheit, Fairness, Schutz der Beziehung, Hilfs- und Kommunikationsbereitschaft werden als Werte vorausgesetzt. Auf dieser stillschweigenden Vertragsbasis gründen wir nun unser neues, gemeinsames Leben. Wir verlassen uns ganz auf den anderen und die Einhaltung der unausgesprochenen Regeln. Und wir glauben, uns auf uns selber verlassen zu können. Wir ziehen zum anderen, geben vielleicht unseren Job auf, bekommen Kinder, entscheiden gemeinsam, wer unsere Freunde sein sollen, und bauen auf den anderen. In guten wie in schlechten Zeiten.

Anders als gedacht

Doch schon bald kommt es zu den ersten »Vertragsverletzungen«. Der Partner verhält sich nicht so wie gedacht, oder wir selbst tun nicht, was der andere von uns erwartet. Sogenannte weiche Faktoren – wir schreien uns niemals an usw.  – werden verletzt. Aber auch stillschweigende Vereinbarungen wie etwa häufiger oder regelmäßiger Sex werden nach der Geburt des ersten Kindes nicht eingehalten. Dies jedoch wird als »Ehebruch« wahrgenommen, und dann ist es zum tatsächlichen Ehebruch durch eine Affäre nicht mehr weit.

Eine Vertragsverletzung zieht die andere nach sich. Wir hinken der Erfüllung des Vertrages hinterher, beklagen uns, dass der Partner nicht so ist wie angenommen, sind sauer, dass die Beziehung nicht unseren Erwartungen entsprechend funktioniert. So steht der eine plötzlich nicht mehr dazu, alleine für die finanzielle Versorgung der Familie verantwortlich zu sein. Oder der andere möchte jetzt doch keine Kinder mehr, oder einer nahm sich vor, eine ganz innige, nahe Beziehung zu leben, und stellt irgendwann fest, dass er doch mehr Freiheiten braucht, als er dachte.

Wir reagieren enttäuscht, verärgert, traurig, frustriert und oft auch wütend. Vor allem aber wollen wir, dass sich in unserer Beziehung etwas ändert – am liebsten wäre uns, der Partner würde sich ändern, denn wenn dieser sich an die stillschweigend vereinbarten Regeln halten würde, wäre alles doch einfacher. Der Partner verändert sich aber nicht. Es sind daher Veränderungen auf beiden Seiten nötig, auf den neuen Grundlagen, den unterschiedlichen Charaktereigenschaften und Gegebenheiten.

Jetzt heißt es, den Vertrag langsam, aber sicher auszuarbeiten, miteinander zu reden, sich den Veränderungen anzupassen. Immer wieder sind kleine Verträge und Absprachen notwendig, die sachlich ausdiskutiert werden müssen, auch wenn sie auf Emotionen beruhen. So lernen wir uns selber und den anderen kennen und sehen, wie wir unser Zusammenleben weiter gestalten können. Denn wir sind wohl doch nicht Topf und passender Deckel füreinander, sondern vielmehr zwei ganz unterschiedliche Wesen, die nun gemeinsam etwas Neues erschaffen müssen.

In jeder Beziehung passieren Veränderungen, die immer wieder aufs Neue verhandelt werden müssen. Gelingt dies nicht, so kommt irgendwann die große Veränderung, die Trennung.

Die Trennung ist wieder ein Vertrag. Dieser Vertrag kündigt den Ehevertrag auf. Er ist einseitig kündbar. Das klingt ganz einfach und zeitgemäß. Dennoch sieht die Realität anders aus.

Eine der häufigsten Fragen in meiner paartherapeutischen Praxis lautet: »Soll ich mich trennen oder nicht?« Vielen scheint es schlicht unmöglich, diese Entscheidung zu treffen.

Stattdessen verstricken sie sich jahrelang in dieser Ambivalenz und kommen da nicht raus. Täglich wechseln die Sichtweisen, ständig legt man andere Werte oder Maßstäbe an. Man spricht mit dem Partner, versucht, ihn ins Boot zu ziehen, doch dieser übernimmt das Ruder nur, um in die andere Richtung zu steuern. Was es nur noch schwerer macht. So viele Gründe sprechen gegen eine Trennung: gemeinsame Kinder, gemeinsames Eigentum, in das man viele Jahre investiert hat, sowie diverse Ängste, Abhängigkeiten und – nicht zu vergessen – die Restliebe, die trotz allem noch da ist. Und diese Liebe muss förmlich abgetötet werden, will man die Trennung schaffen. Vielen gelingt das nur durch eine Affäre, und in der Regel dauert es mehr als zwei Jahre, bis die Entscheidung zur Trennung endgültig getroffen ist. Die Schmerzen und Verletzungen dauern in der Regel schon viel länger. Eine schwere Zeit. Oft ahnt der Partner nichts davon oder blendet es noch aus. Dies alles belastet den Trennungsvertrag empfindlich.

Alles hängt mit Kommunikation zusammen. Stimmt die Kommunikation in der Ehe nicht, können die Bedürfnisse und Veränderungen nicht genügend gewürdigt und bearbeitet werden. Und an der Kommunikation hapert es oft. Daraus entstehen Probleme, die sich wie Viren in der Beziehung ausbreiten und sich in Symptomen (Zahnpastatube) niederschlagen. Finden die Themen dann immer noch keine Beachtung, werden sie größer, das Virus breitet sich zusehends aus. Der Teppich, unter den alles gekehrt wird, wölbt sich, und irgendwann stolpert man darüber und fällt. Und der Schmerz ist heftig. Denn jetzt wird einem bewusst, was man versäumt hat und was sich auch nicht mehr wiedergutmachen lässt. Die Liebesbeziehung geht zu Ende.