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Cover

Nr. 350 – Robot-Patrouille

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 351 – Der versklavte Riese

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 352 – Der Planet des tödlichen Schweigens

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Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 353 – Brutstation im Pararaum

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 354 – Experimente mit der Zeit

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 355 – Der Doppelagent von Rumal

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 356 – Ein Zeitpolizist desertiert

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 357 – Die Arenakämpfer

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 358 – Begegnung in M 87

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 359 – Die Korvette der Todeskandidaten

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 360 – Im Reich der Teleporter

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Die Hauptpersonen des Romans

Nr. 361 – Der Turm des ewigen Lebens

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 362 – Der Irre und der Tote

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 363 – Nacht zwischen den Sonnen

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 364 – Die grüne Bestie

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 365 – Das strahlende Netz

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Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

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Epilog

Nr. 366 – Das Rätsel der Biostation

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 367 – Im Zentrum der Riesensonne

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Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

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Nr. 368 – Von Galaxis zu Galaxis

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 369 – Auf Dolan-Jagd

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 370 – Verrat auf OLD MAN

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 371 – Attentat auf die Sonne

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 372 – Expedition zur verbotenen Welt

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 373 – In der Todeszone

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 374 – Die Macht des Sepulveda

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Nr. 375 – Verschwörung in Andromeda

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 376 – Stimmen aus der Vergangenheit

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Nr. 377 – Die Wüste der strahlenden Steine

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Nr. 378 – Planet der Ungeheuer

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 379 – Das Tor zur Hölle

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 380 – Das Zeitkommando

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 381 – Unternehmen Südsee

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 382 – Planet der Ruinen

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 383 – Die phantastische Reise der FD-4

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 384 – Die Welt der Unsichtbaren

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 385 – Die Letzten von der FRANCIS DRAKE

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 386 – Hilfe von Sol

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 387 – Spur zwischen den Sternen

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 388 – Götter aus dem Kosmos

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 389 – Mond der Rebellen

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 390 – Die CREST im Strahlensturm

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 391 – Tödliche Ernte

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 392 – Das Schiff der grünen Geister

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 393 – Die Schwelle zum Nichts

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 394 – Die Bestie erwacht

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 395 – Die Hyperseuche

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 396 – Das Versteck in der Zukunft

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 397 – Das System der 13 Monde

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 398 – Das Ende der Dolans

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 399 – Alarm für die Galaxis

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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4.

Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Die Welt des Perry Rhodan

Vorwort

Die Welt des Perry Rhodan

Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums

Häufig gestellte Fragen

Neu im PR-Universum?

Die PR-Produktpalette

Impressum

Impressum

 

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Nr. 350

 

Robot-Patrouille

 

Der Großangriff auf Terra beginnt – und die Invasoren aus dem Hyperraum treffen auf den Paladin der Menschheit

 

von K. H. SCHEER

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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An Bord der CREST IV, des in den Weiten der Kugelgalaxis M 87 verschollenen Flaggschiffs der Solaren Flotte, schreibt man Mitte April des Jahres 2436 irdischer Zeitrechnung. Dabei weiß niemand von den Terranern, die zusammen mit Perry Rhodan, Icho Tolot und Fancan Teik, den beiden Halutern, mehr als 30 Millionen Lichtjahre weit aus ihrer heimatlichen Galaxis verschlagen wurden, ob die Erde und das Solare Imperium überhaupt noch bestehen. Schließlich wurde die CREST IV zu einem Zeitpunkt aus der Galaxis geschleudert, als die Schwingungswächter mit dem Riesenrobot OLD MAN Kurs auf das Solsystem nahmen, um die angeblichen »Zeitverbrecher« zu vernichten.

Die Verantwortlichen hingegen, die während Perry Rhodans Abwesenheit das Solare Imperium lenken, wissen überhaupt nicht, ob die CREST IV noch existiert. Sie hoffen es nur, und sie hoffen inbrünstig, dass Perry Rhodan bald zurückkehren möge, denn in der Stunde der riesengroßen Gefahr, die der Menschheit droht, wird der Begründer der Dritten Macht und Schöpfer des Imperiums dringender denn je benötigt.

Nach der Zerschlagung der arkonidischen Geheimzentrale, nach der Abwehr des ersten Dolan-Angriffs durch das neue FpF-Gerät, nach Heiko Anraths, des Rhodan-Doppelgängers erfolgreichem Debüt und nach der Eroberung des Riesenrobots OLD MAN ist zwar Ruhe in das Solsystem eingekehrt, aber diese Ruhe ist trügerisch.

In eingeweihten Kreisen rechnet man stündlich mit dem Auftauchen einer großen Dolan-Flotte. Und ob die wenigen bisher mit FpF-Geräten ausgerüsteten Solaren Einheiten einen massierten Angriff der Schwingungswächter werden abweisen können, ist eine offene Frage.

Doch sollte es zum Schlimmsten kommen und Terra direkt angegriffen werden, so steht die ROBOT-PATROUILLE bereit ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Reginald Bull – Staatsmarschall des Solaren Imperiums und Perry Rhodans Stellvertreter.

Major Jano Orloff – Leiter der Robotwaffen-Schule von Quinto-Center.

Leutnant Tim Fegeman – Major Orloffs Assistent.

Harl Dephin – Gefühlsingenieur von Siga.

Drof Retekin, Amos Rigeler, Mirus Tyn, Cool Aracan und Dart Hulos – USO-Spezialisten des Thunderbolt-Teams.

Tro Khon – Anführer der Invasoren des Solsystems.

Tako Kakuta und Jumpy – Die Teleporter transportieren ein Ungeheuer.

1.

 

Major Jano Orloff, Leiter der Robotwaffenschule im USO-Hauptquartier Quinto-Center, hatte schon sehr viel erlebt und noch mehr gesehen.

So war er beispielsweise der einzige Mensch, dem es gelungen war, den Angriff eines fehlprogrammierten Kampfroboters zu überstehen, ohne dabei mehr zu verlieren als seine natürliche Schädeldecke. Seitdem trug Orloff eine schalenähnliche Prothese aus Terkonit-Edelstahl.

Spötter behaupteten, der Major wäre nach seiner Entlassung aus der Klinik selbst zu einem Roboter geworden. Orloff hielt es für unangebracht, auf derartige Behauptungen einzugehen. Ihm genügte es zu wissen, dass er an periodisch auftretenden Kopfschmerzen und Schwindelanfällen litt. Nach Orloffs Meinung war das Erkennen dieser Symptome ein eindeutiger Beweis dafür, dass er geistig noch in Ordnung war.

Seine künstliche Schädeldecke begann dort, wo sich früher sein Haaransatz befunden hatte. Sie endete dicht über dem Nacken.

Orloff legte keinen Wert auf einen kunstvollen Haarersatz. Nur wenn die Sonne eines Planeten gar zu heftig das Metall bestrahlte, setzte er eine leichte Dienstmütze auf.

Der Planet, auf dem Orloff am 22. April des Jahres 2436 dienstlich tätig war, wurde sogar von etwa zweihundert Sonnen bestrahlt. Man nannte ihn daher »Hundertsonnenwelt«.

Poetisch veranlagte Menschen hatten für die Hundertsonnenwelt, Sitz des Zentralplasmas, viel schönere und wirkungsvollere Bezeichnungen gefunden. Orloff dagegen genügte es, dass man ihn über die technische Funktion der vielen Kunstsonnen aufgeklärt hatte.

Das Zentralplasma benötigte Licht und Wärme. Da der Planet weit draußen im Abgrund des interkosmischen Leerraums stand, war es erforderlich gewesen, ihn künstlich aufzuheizen und zu beleuchten.

Jano Orloff, ein wenig umgänglicher Mann mit nüchterner Ausdrucksweise, war es gleichgültig, wo er sich befand, wenn er sich nur mit Robotern beschäftigen konnte. Dann vergaß er Zeit und Umwelt.

Er hatte noch niemals das irrlichternde Farbenspiel auf den Wasserflächen der Teiche und Binnenmeere bemerkt. Ihm war lediglich aufgefallen, dass sein Körper einen strahlenförmigen Schattenkranz warf. Das war ihm unangenehm, weil die ungewöhnlichen Lichteffekte bestimmte optische Messungen erschwerten.

Die Hundertsonnenwelt besaß keine Rotation. Selbst wenn sie sich um ihre Polachse gedreht hätte, wäre es niemals dunkel geworden. Die im freien Raum stehenden und feldverankerten Atomsonnen waren relativ gleichmäßig über die planetarische Oberfläche verteilt.

Orloff hatte sich darüber beschwert. Er benötigte für einige Experimente die Anonymität der Nacht. Diesen Wunsch hatte das Zentralplasma der positronisch-biologischen Roboter, in Kurzform Posbis genannt, nicht erfüllen können. Das Leben auf einem Planeten, der 289.412 Lichtjahre vom Rande der Milchstraße entfernt in der ewigen Düsternis des Leerraums stand, konnte nur mit einer exakt ausgefeilten Technik erhalten werden.

Jano Orloff sah blinzelnd zu den fünf Kampfrobotern hinüber. Die vierarmigen Giganten waren zweieinhalb Meter hoch und besaßen eine Bewaffnung, die Orloff als derzeitiges Maximum bezeichnete.

Da er historische Vergleiche schätzte, ließ er sich im Freundeskreis immer wieder zu Berechnungen verleiten, die bewiesen, dass die fünf modernen Kampfmaschinen in der Lage gewesen wären, eine schlagkräftige Armee des späten 20. Jahrhunderts zu vernichten.

Nun aber wartete Orloff ungeduldig auf das Erscheinen eines Mannes, der ihm mehr als einmal ein ungläubiges Kopfschütteln abgenötigt hatte.

Sein Name war Harl Dephin, Spezialist und Major der USO, der »United Stars Organisation« unter dem Oberbefehl von Lordadmiral Atlan.

Leutnant Tim Fegeman, Orloffs Assistent und Schüler, beschäftigte sich mit dem neukonstruierten Symbol-Programmierer. Das Gerät konnte bequem in der Tasche getragen werden, aber seine Leistung war erstaunlich.

Knapp drei Millionen Symbolgruppen, die durch einen wörtlich gesprochenen Befehl abberufen werden konnten, beinhalteten jeden bisher bekannt gewordenen Einsatzvorgang. Dazu kamen noch einige hunderttausend theoretisch denkbare Extremsituationen.

Ein siganesischer Spezialtranslator wandelte das gesprochene Wort in Abrufimpulse um, die anschließend die gespeicherten Symbolgruppen abtasteten und die richtigen Daten auswählten.

Die neuen Kampfroboter konnten somit unter Umgehung der veralteten Tastensteuerung in Sekundenbruchteilen auf Vorgänge umprogrammiert werden, die normalerweise lange Zeit in Anspruch genommen hätten.

Tim Fegeman nahm bei seinem Test die Explosion einer vorher nicht zu erkennenden Grundmine in zweitausend Meter Tiefe an. Er sprach lediglich ein Wort in das Mikrophon seines Symbolgerätes.

Orloff beobachtete fasziniert, wie die fünf Maschinen sofort umschalteten und mit ihren hochwertigen Positronikgehirnen die Sachlage berechneten.

Noch ehe Fegeman den Mund schließen konnte, flammten bereits die grünen Hochenergie-Überladungsschirme der Roboter auf. Ein wildes Aufheulen der Körpertriebwerke; eine heiße Druckwelle; aufgewirbelte Sandmassen – und die fünf Metallriesen waren verschwunden.

Orloff sah angestrengt in den violettstrahlenden Himmel der Hundertsonnenwelt. Bizarre Wolkentürme, an den Rändern blutrot leuchtend, zogen unter dem Druck des klimatisch gesteuerten Höhenluftstroms über die weite Savanne hinweg.

Weiter rechts weideten einige Tiere, in denen Orloff importierte terranische Gnu-Antilopen erkannte. Sie standen reglos mit weitgespreizten Beinen und starrten ebenfalls nach oben.

Als das Heulen der im Alarmstart abgeflogenen Roboter verstummte, senkten sie wieder die Köpfe und begannen zu weiden.

Orloff strich gewohnheitsmäßig über seine stählerne Schädeldecke. Das Material hatte sich erhitzt; aber noch sorgte die ausgezeichnete Schichtisolation dafür, dass Orloffs empfindliches Gehirn nicht belästigt wurde. Eine so geringe Oberflächenerwärmung war in der Praxis bedeutungslos.

Der USO-Major winkelte den Arm an und sah auf die Uhr. Noch vierzehn Minuten.

»Tim ...!«

Der Ruf hallte über das weite Land. Leutnant Fegeman wandte den Kopf, winkte und kam gemächlich auf seinen Chef zu.

Orloff lehnte sich in dem einfachen Klappstuhl zurück und streckte die Beine aus. Hinter ihm wölbte sich die Kuppel eines Abwehrforts. Es war auf seinen Wunsch hin ausgefahren und feuerklar gemacht worden.

Tim Fegeman bemühte sich vergeblich, eine schattige Stelle zu finden. Seine sommersprossige Stirn war schweißbedeckt.

»Sie sollten wirklich eine Klimaanlage tragen«, nörgelte Orloff. »Besser noch einen Klimaanzug. Sie sehen aus, als würde Sie jeden Augenblick der Schlag treffen.«

Fegeman verzog seinen breiten Mund zu einem Grinsen. Seine abwehrende Handbewegung drückte aus, was er über die Vorhaltungen dachte.

»Dann also nicht«, resignierte Orloff. »Haben Sie auch daran gedacht, dass wir unsere fünf stolzen Roboter in wenigen Minuten benötigen? Es war ja sehr beeindruckend, wie Sie die Metallkrieger verschwinden ließen; aber das entbindet uns nicht von unserer Verpflichtung, sie für einen Test bereitzustellen. Haben Sie daran gedacht?«

Orloff richtete sich etwas auf und bedachte Fegeman mit argwöhnischen Blicken.

»Welche Symbolgruppen haben Sie überhaupt abberufen?«

Fegeman versuchte, mit den Spitzen seiner dürren Finger die Stiefelschäfte anzulüften. Es gelang ihm. Das hagere Gesicht schmerzhaft verzogen, kratzte er seine rechte Wade.

»Könnte es hier Flöhe geben, Sir?«

Orloffs Blick drückte Missbilligung aus.

»Werden Sie nicht albern, Tim! Flöhe auf der Zentralwelt der Posbis – das können Sie nur einem Mann erzählen, der Ihren jugendlichen Übereifer mit unbegreiflichem Wohlwollen duldet. Also, welche Programmierung haben Sie gesendet?«

»Mit dem Mann meinen Sie sich, nicht wahr?«

»Hellseher. Welche Programmierung? Reizen Sie mich nicht, Tim. Wenn Harl Dephin mit der Geschwindigkeit eines Rennwagens über die Savanne kommt, und die Roboter sind nicht da, erleben Sie einen kleinen Weltuntergang.«

Orloff hob dozierend den Zeigefinger.

»Moralisch, meine ich. Nun ...?«

Tim Fegeman grinste erneut und sah auf die Uhr.

»Die fünf geistlosen Plebejer umkreisen zur Zeit den angenommenen Explosionsort einer atomaren Grundmine in fünfzig Kilometer Höhe. Das nehme ich wenigstens an.«

»Wieso?«

»Die Programmierung sah eine Energieentwicklung von nur zehn Kilotonnen TNT vor. Ein Sicherheitsabstand von fünfzig Kilometer müsste genügen. Ich werde es kontrollieren. Sind sie weiter ausgewichen, taugen ihre Gehirne nichts.«

Orloff zwängte seinen korpulenten Körper zwischen den Armlehnen des Klappstuhls hervor und stand auf.

»Sie sind ein großes Kind. Rufen Sie die Roboter in spätestens drei Minuten an. Woher kennen Sie überhaupt den Begriff ›Plebejer‹?«

»Von Ihnen, Sir. Sie nannten mich einmal so, als ich – natürlich gegen meinen Willen! – von zwei USO-Spezialisten in den Zustand der Trunkenheit versetzt wurde. Ich glaube, ich machte damals eine kleine Dummheit.«

Orloff holte tief Luft.

»Wenn Sie damit die unglaubliche Frechheit verniedlichen wollen, Lordadmiral Atlan eine tonnenschwere Ertruserin als Gattin offeriert zu haben, dann sind Sie auf dem richtigen Wege. Die umweltangepasste Dame war überdies zweihundert Jahre alt. Tim, ich möchte mir doch Ihr unverschämtes Feixen verbitten! Zum Teufel, rufen Sie endlich die Roboter an. Sie sollen sofort landen.«

Ehe Major Jano Orloff ernstlich wütend werden konnte, begann es hoch über den Männern zu heulen. Augenblicke später standen die fünf Kampfmaschinen wieder an Ort und Stelle, als wäre nichts geschehen. Nur die Düsenöffnungen der Antriebsaggregate leuchteten noch in heller Weißglut.

Tim sah schon wieder auf die Uhr.

»Erstklassig, Sir. Sie waren nur fünf Minuten unterwegs. Das bedeutet, dass sie sich wirklich nicht weiter als fünfzig Kilometer entfernt haben. Ich frage mich, ob der neue Symbol-Programmierer nicht besser ist als Dephins sagenhafte Steuertechnik.«

Orloff winkte besänftigt ab.

»Gedulden Sie sich. Ich denke schon jetzt mit Grauen daran, dass meine schönen Maschinen vernichtet werden könnten. Wenn man berücksichtigt, was uns dieser Mann schon alles vorgeführt hat ...!«

»Mann ...?«, unterbrach Fegeman stirnrunzelnd.

»Beherrschen Sie sich, oder Sie bekommen Unannehmlichkeiten. Harl Dephin lässt nicht mit sich spaßen. Außerdem kann wohl keine Sekunde lang daran gedacht werden, ihm seine Menschlichkeit und seine Menschenrechte abzustreiten, oder?«

»Sicherlich nicht, Sir. Aber er wird doch wohl einen Scherz verstehen? Was denken Sie wohl, was ich auf Grund meiner Figur auszustehen hatte und habe? Die beiden Spezialisten, die mich seinerzeit betrunken machten, nannten mich Bohnenstange. Wissen Sie eigentlich, was das Wort bedeutet?«

Orloff zuckte mit den Schultern und murmelte etwas, das wie »Begriff aus historischer Zeit« klang.

Eine halbe Minute später meldete sich die steuernde Hyperinpotronik des Abwehrforts. Sie diente jedoch nur als Relaisstation für eine Mitteilung des biologisch lebenden, hochintelligenten Zellplasmas, das einige hundert Kilometer entfernt in riesigen Silos gespeichert lag.

»Zentralplasma spricht. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl. Ich würde es unendlich bedauern, meine Gäste betrüben zu müssen. Die Hyperinpotronik ortet soeben den Angreifer. Er kommt auf Ihren Standort zu. Bitte, halten Sie sich bereit. Haben Sie unterdessen Nachrichten aus Ihrem Heimatsystem erhalten?«

»Noch keine«, sprach Orloff in Richtung der Aufnahmemikrophone. Er wusste, dass jedes Wort durch die Symboltransformer der Posbis übersetzt wurde.

»Es tut mir sehr leid«, entgegnete das Zentralplasma. »Wollen wir hoffen, gemeinsam zur Rettung des Imperiums beitragen zu können. Zwanzigtausend Fragmentraumschiffe mit sorgsam instruierten Posbibesatzungen werden mit Ihnen zum Solarsystem abfliegen. Die Raumschiffe werden dem Kommando meines alten Freundes Reginald Bull unterstellt. Wissen Sie wirklich nicht, wo sich Perry Rhodan aufhalten könnte?«

Orloff wurde noch ernster, als er es ohnehin schon war.

»Leider nicht. Der Großadministrator ist seit dem 12. Januar mit der CREST IV verschollen. Es ist eine Tragik, Sir.«

Orloff fiel zu spät ein, dass die Anrede »Sir« an dieser Stelle wohl unangebracht war. Er verzichtete jedoch auf eine Korrektur.

»Es tut mir sehr leid. Demnach bleibt mir keine andere Wahl, als Sie zu bitten, der vereinten Menschheit nochmals meine unverbrüchliche Treue und Freundschaft zuzusichern. Jetzt halten Sie sich aber bereit. Das Experiment verspricht interessant zu werden.«

Das Zentralplasma schaltete ab, Orloff fing einen Blick seines Schülers auf.

»Wollten Sie etwas sagen, Tim?«

»Ja, Sir. Ich glaube, dass die Menschheit keinen besseren Bundesgenossen hat als diese riesigen, so nichtmenschlich aussehenden Plasmamengen, die sich nur mit allerlei Kunstgriffen am Leben erhalten können.«

»Woraus wieder einmal zu folgern wäre, dass nur Anstand, ethische Reife, Toleranz und Intelligenz bewertet werden sollten. Die äußere Erscheinungsform eines Lebewesens ist demgegenüber absolut unbedeutend. Kommen Sie nun. Wir gehen besser in die Panzerkuppel. Es wird etwas heiß werden. Dephin ist ehrgeizig.«

2.

 

Die Bildschirmgalerie der Erfassungsoptik war ein Meisterwerk ihrer Art. USO-Spezialist Harl Dephin sah die Umwelt dreidimensional und farbig. Eine Spezialpositronik sorgte dafür, dass selbst geringfügigste Farbunterschiede augenblicklich korrigiert wurden. Optische Täuschungen, denen jeder Mensch unterlegen wäre, wurden durch die Automatik ebenfalls ausgeglichen.

Der Paladin raste mit seiner Maximalgeschwindigkeit von einhundertzweiundsechzig Kilometern pro Stunde über das von sanften Bodenwellen durchzogene Gelände.

Theoretisch entsprach dieser Wert der Dauerleistung. Wie alle Theorien besaß jedoch auch diese einige schwache Stellen.

Die Schnelligkeit eines bodengebundenen Körpers hing immer von der jeweiligen Beschaffenheit des Geländes ab. Selbst ein Paladin konnte nicht dazu gebracht werden, Steilhänge oder Flussläufe mit seinem Spitzentempo zu überwinden. In der relativ ebenen Südsavanne der Hundertsonnenwelt lag die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 101,012 Kilometer pro Stunde. Das war ein beachtlicher Wert.

»Energieortung«, gab der Mathelogiker Drof Retekin über die Bordverständigung durch. Der USO-Spezialist fungierte als Chef der Rechen- und Ortungszentrale.

»Welche Energieortung?«, fragte Harl Dephin ärgerlich zurück. »Drücken Sie sich genauer aus, Drof. Sind es die fünf Roboter?«

»Jawohl, Sir. Auswertung läuft soeben erst ein. Fünf Kampfmaschinen vom USO-Typ AT-10/BEROS. Gefährliche Konstruktionen, Sir.«

»Wir werden sehen. Captain Rigeler, ist Ihre Bewegungsmechanik eindeutig in Ordnung? Keine schwachen Stellen. Vielleicht nicht gemeldete Fehler, weil Sie annahmen, sie wären vernachlässigbar?«

»Keine, Sir. Der Paladin reagiert auf jeden Ihrer Impulse.«

Harl Dephin nickte. Die SERT-Haube, die seinen Schädel bis zur Nasenwurzel bedeckte, machte die Bewegung mit. Sie war hochelastisch mit dem Kopf des Spezialisten verbunden.

Harl Dephin war der einzige Mensch seines Volkes, der über eine parapsychische Fähigkeit verfügte. Man nannte ihn »Gefühlsingenieur«.

Fachwissenschaftler hatten eine genauere Definition gefunden. Sie bezeichneten Harl Dephins Gabe mit dem Begriff »Simultane Emotio- und Reflex-Transmission«. Daraus war die Abkürzung SERT entstanden.

Niemand außer Major Harl Dephin war in der Lage, mit Hilfe einer technisch ausgereiften Abnehmerhaube die Befehlsgebung seines Gehirns so exzellent auf eine Bewegungsmechanik zu übertragen, dass sie ebenso schnell und rasch reagierte, wie es Dephin ebenfalls getan hätte.

Der Vorgang umschloss ein Phänomen, das in der Geschichte der neuen Menschheit einmalig war.

Wenn Dephin auf seiner Bildschirmgalerie eine bestimmte Situation mit den Blicken erfasste, dann vergaß er, dass er angeschnallt und nahezu reglos in einem weich gepolsterten Spezialsessel seiner Zentrale saß.

Dennoch handelte er allerdings mit dem bemerkenswerten Unterschied, dass lediglich sein Gehirn zum Einsatz gebracht wurde.

Es dachte, wertete die Situation aus und gab entsprechende Handlungsimpulse an Nervenleiter und Muskelbündel.

Intensives Training hatte Dephin dazu befähigt, dieser Befehlsgebung nicht mehr mit seinem Körper folgen zu müssen. Dafür aber wurden die Hirnschwingungen der SERT-Haube abgenommen, lichtschnell zur vollpositronischen Transmissionsanlage geleitet, dort in einer Vielfach-Weichenschaltung aufgespalten und als direkter Steuerimpuls an die energetisch-mechanische Bewegungsanlage gegeben.

Das Resultat des ungewöhnlichen Steuervorgangs für einen gepanzerten Körper von großer Masse und hohem Gewicht bestand in einer Reaktionsgeschwindigkeit, die der von Harl Dephins Körper entsprach; und – der USO-Spezialist war enorm schnell!

Dephin fühlte sich schon seit Wochen nicht mehr versucht, während eines Gefechtes die von seinem Gehirn ausgewählten und befohlenen Bewegungen mitzumachen. Das überließ er allein dem Paladin, der sofort auf jeden Impuls reagierte.

Der parapsychische Übertragungsvorgang lichtschneller Hirnimpulse in mechanische Bewegungen hatte naturgemäß technische Probleme von besonderer Rangordnung aufgeworfen.

Dephins Paladin war mit zwei verschiedenartigen Mechanismen ausgestattet worden. Der feldmagnetische Hochenergiebetrieb der Glieder erfolgte mit einem Tempo, das selbst phantasiebegabte Fachingenieure beim Studium der Berechnungsgrundlagen als unglaubhaft verworfen hatten.

Die hydropneumatische Steueranlage war wesentlich langsamer, dafür im harten Dauerbetrieb zuverlässiger. Das Hochdruck-Pumpensystem hatte bisher, abgesehen von einem Ventilbruch im Hauptverteilerblock II, noch niemals versagt.

Die Störanfälligkeit steigerte sich jedoch um dreihundert Prozent, sobald der Paladin im Gefecht schweren Erschütterungen ausgesetzt wurde.

Dephin hatte deshalb anhand seiner Erfahrungswerte den Ausbau der starren Rohrverbindungen gefordert und statt dessen flexible Leitungen mit weiteren Querschnitten und dreifach höherer Druckbelastungsgrenze installieren lassen.

Das neue System wurde seit einer Woche Standardzeit getestet. Bisher hatte es keine Komplikationen gegeben, obwohl der Paladin mit der Hydropneumatik zehntausend Kilometer zurückgelegt hatte.

Harl Dephins Hände umklammerten in instinktiver Abwehrreaktion gegen die Befehlsimpulse seines Hirns die Sessellehnen. Wenn ein blitzschnelles Zugreifen oder Zuschlagen erforderlich war, so hatten allein die Arme des Paladins zu arbeiten. Dephins Körper hatte nichts anderes zu tun, als reglos im Steuersessel zu ruhen. Nur seine Sinnesorgane mussten arbeiten.

Auf den Bildschirmen schien sich das Gelände teppichartig aufzurollen. Die Laufhaltung des Paladins ließ einen anderen optischen Eindruck nicht zu.

Ohne den Blick von den Bildschirmen zu wenden, ohne jemals zu vergessen, dass der Panzerkörper emotionell gesteuert über die Savanne raste, drückte Dephin auf den Knopf der Sprechverbindung. Das Mikrophon klappte vor seine Lippen. Die Lautsprecher der Außenbordaufnahme übertrugen das rhythmische Stampfen des Paladins.

Berstende Steinplatten und aufgewirbelte, gegen den Panzer peitschende Sandmassen erzeugten Geräusche, die dem Trommeln eines Titanen glichen.

Direkt unter Dephins Steuerzentrale jaulten die Turbopumpen auf Hochtouren. Auf eine energetische Druckerzeugungsanlage hatte man wegen der Störanfälligkeit verzichtet.

Dephin vernahm auch das Schnattern der Rotationsventile im koordinierenden Druckverteilungssystem. Das alles überlagernde Donnern der Hochenergieumformer in Deck vier zeugte davon, welche Kräfte aufgewendet werden mussten, um den riesigen Paladin über das Land jagen zu lassen.

»Dephin an Deck drei. Immer noch kein Druckabfall?«

Captain Amos Rigeler saß angeschnallt vor seinem Kommandostand. Der Spezialist war Herr über die Bewegungsmechanik. Er vernahm Dephins Anfrage aus den Muschellautsprechern seines Gefechtshelms.

»Kein Verlust, Sir. Konstanter Wert bei Spitzengeschwindigkeit und ohne Kampfhandlung liegt mit Toleranzschwankungen von plus-minus null-null-vier Prozent bei dreihundertvierundachtzig atü

»Sehr gut. Was sagen Sie nun zu dem neuen Leistungssystem?«

»Phantastisch gefährlich, Sir. Hinter mir, in Höhe meines Gesichts, steht die Hauptversorgungsleitung Rot so steif und bolzengerade wie der ausgestreckte Waffenarm eines Kampfroboters. Wenn die Leitung bricht, können Sie mich mit der Lupe suchen.«

»Welcher Narr hat Ihnen auch geraten, Maschineningenieur und obendrein noch USO-Spezialist zu werden!«, entgegnete Dephin ungerührt. »Binden Sie sich für alle Fälle einen Schal um den Hals.«

»Ha-ha! Danke für die Rettungsanweisung. Wie kommen Sie hin, Sir? Noch keine Ermüdungserscheinungen?«

»Unsinn. Ich laufe nur im Geiste.«

»Ein typischer Mitläufer«, kicherte jemand. Die fünf Spezialisten des Thunderbolt-Teams, wie sie sich nannten, brachen in schallendes Gelächter aus.

Harl Dephin grinste und schaltete die Bildschirme ein, um seine Männer beobachten zu können. Das war normalerweise nicht üblich, da ihn die Übertragung störte.

»Euch wird das Lachen noch vergehen. In vierundzwanzig Stunden will ich mit einem Fragmentraumer zur Erde starten. Wir ... Deck eins, was hat da bei Ihnen gepoltert?«

Einige Verwünschungen waren die Antwort. Dephin blickte beunruhigt nach oben.

»Es poltert immer noch. Darf ich um Auskunft bitten, Herr Leutnant?«

Dart Hulos, Fachingenieur für hochenergetische und mechanische Waffensysteme, meldete sich atemlos. Sein Gefechtsstand lag über der Zentrale.

»Harmlos, Sir. Eine Fünfhundert-Megatonnen-Rakete hatte sich aus der Halterung gelöst. Die Klemmen im Magazinzuführer müssen nachgestellt werden.«

»Sagten Sie harmlos?«, erkundigte sich Dephin.

»Alle guten Geister mögen ihm beistehen«, meldete sich Captain Mirus Tyn, Chefingenieur des Paladins und verantwortlich für die Stromerzeugung in Deck vier.

»Wenn ich durch Ihr Verschulden umkomme, Dart, lernen Sie mich kennen. Haben Sie Unglücksmensch es wenigstens geschafft, die Bombe wieder zu befestigen? Wir bewegen uns bekanntlich ziemlich heftig. Übrigens – war die Rak-Bombe scharf?«

»Ach wo. Die letzte Sicherung war noch drin.«

»Schreikrämpfe könnte man kriegen«, beschwerte sich der Kybernetiker, Leutnant Cool Aracan. Sein Gefechtsstand lag ebenfalls in Deck drei. »Wie haben Sie sich eigentlich Ihr Diplom erschwindelt?«

»Schluss, meine Herren«, klang Harl Dephins Stimme auf. »Wir nähern uns dem Testgebiet. Dart, Sie feuern nur dann, wenn ich Sie dazu auffordere. Haben wir uns ganz klar verstanden?«

»Ganz klar, Sir.«

»Kommen Sie bitte auch nicht auf die Idee, mit Fünfhundert-Megatonnen-Raketen auf die Roboter zu feuern. Zwei Männer namens Jano Orloff und Tim Fegeman haben sich nämlich vorgenommen, den Vorgang aus nächster Nähe zu beobachten.«

Dart Hulos, der jüngste Mann unter den Spezialisten des Thunderbolt-Teams, kicherte erneut. Er war erst hundertundacht Jahre alt. Man musste ihm seine Jugend zugute halten.

3.

 

Ein schwarzhäutiges Ungeheuer raste über die Savanne. Es trug einen dunkelgrünen Kampfanzug mit Falthelm, Energietornister und allen Gerätschaften, die ein Haluter im Kampfeinsatz mitzuführen pflegte.

Die drei großen Augen glühten in rotem Feuer. Die beiden Paare der Stütz- und Sprungbeine peitschten den Boden mit solcher Wucht, dass losgerissene Grasstücke und umherliegende Steine mit der Mündungsgeschwindigkeit einer historischen Vorderladerkanone hinweggeschleudert wurden.

Die langen Handlungsarme, besonders kräftig und an den Gelenken umfangreicher als der Oberschenkel eines terranischen Preisringers, waren weit nach vorn ausgestreckt.

Es war, als suchten sie Halt für einen eventuellen Sturz. Das Ungeheuer fiel aber nicht. Es übersprang Bodenhindernisse mit weiten Sätzen; überwand Schluchten mit der Eleganz eines Wildpferdes und durchfurchte Wasserläufe wie ein atomgetriebenes U-Boot mit dreimal äußerster Kraft voraus.

Es gab nichts auf dieser Welt, das die bestienhafte Erscheinung hätte aufhalten können.

Major Jano Orloff stockte der Atem. Er war fasziniert.

Tim Fegeman war in dieser Hinsicht nüchterner.

»Da kommt er an in seinem Schweinsgalopp. Schauen Sie sich das an, Sir!«

»Ja!«

Fegeman wappnete sich mit Geduld. Er kannte seinen Chef. Die Bildschirme des Abwehrforts lieferten eine hervorragende Fernaufnahme. Fegeman las die Daten ab.

»Geschwindigkeit beinahe maximal, und das nach einem Dauertest von zehntausend Kilometern. Er kommt rasch näher. Soll ich unsere Roboter programmieren?«

»Abwarten.«

Fegeman zog trotzdem den Impuls-Programmierer aus der Tasche seiner Arbeitskombination.

»Jetzt!«, sagte Major Orloff mit seltsam tonloser Stimme.

Fegeman hielt das Mikrophon vor die Lippen. Die grüne Lampe flackerte.

»An Robotkommando Beros. Angriff eines Zweitkonditionierten. Bewaffnung wie bekannt. Abwehren, vernichten.«

Das war alles, was der Robotspezialist in seinen Impulsgeber sprach. Die angetasteten Symbolgruppen wurden den Robotern über Funk bekanntgegeben. Noch ehe Fegeman das Gerät absetzen konnte, sprachen die fünf Kampfmaschinen bereits an.

Noch schneller reagierte jedoch das Ungeheuer, das sich den Robotern mittlerweile bis auf zwei Kilometer genähert hatte.

»Kernschussweite für unsere Waffen«, erklärte Orloff. »Er ist leichtfertig.«

Wie »leichtfertig« das als Zweitkonditionierter angekündigte Monstrum war, erlebte Orloff sofort darauf.

Der vier Meter hohe und in den Schultern zwei Meter neunzig breite Gigant verhielt im schnellsten Lauf, als wäre er gegen eine Stahlmauer gerannt. Zwei der Roboter kamen nicht mehr dazu, ihre Waffen einzusetzen. Das Ungetüm war schneller, obwohl ein Fachmann wie Orloff seinen Kopf gewettet hätte, dass nichts im bekannten Universum rascher reagieren könne als ein hochwertiger Spezialroboter der USO.

Ultrahell flammende Impulsstrahlen zuckten aus beiden Handlungsarmen des Giganten. Die Energiebündel besaßen die achtzigfache Intensität eines schweren Roboterstrahlers.

Gleichzeitig mit dem Röhren der Abschüsse flammte der grüne Hochenergie-Überladungsschirm des Angreifers auf. Im Schutze dieses Abwehrfeldes war er kaum noch angreifbar.

Orloff erlebte wieder einmal eine Niederlage. Das Ungeheuer hatte im Bruchteil einer Sekunde die beiden Ziele erfasst und sie mit solcher Genauigkeit getroffen, als hätte es stundenlang von einem festen Standort aus den Gegner anvisieren können.

Die Abwehrschirme der beiden Roboter brachen zusammen. Sie explodierten in blendenden Stichflammen. Orloff hörte die Trümmerstücke gegen die Panzerung der Abwehrfestung schlagen.

Die drei anderen Roboter rasten in verschiedenen Richtungen davon. Ihre Programmierung sah vor, sich dem Feuer eines Zweitkonditionierten niemals im geschlossenen Verband auszusetzen.

Eine Sekunde später explodierte die nächste Maschine. Sie war im Schnelllauf von zwei scharfgebündelten Impulsstrahlen getroffen, durch die Aufschlagwucht zur Seite geschleudert und anschließend von zwei weiteren Schüssen vernichtet worden.

Das Ungeheuer gab seine aufrechte Haltung auf. Es fiel nach vorn. Das mittlere Armpaar diente nun zur Fortbewegung. Die beiden ersten Energieschüsse der Roboter schlugen vor und neben dem Angreifer ein. Der Boden wölbte sich auf und schleuderte glutflüssige Materiemassen gegen den Schutzschirm des Fremden.

»Er wird nicht einmal aus dem Anlaufkurs gewirbelt!«, schrie Orloff erregt. »Wieso nicht?«

Fegeman gab keine Antwort. Er wusste schon jetzt, dass die beiden noch intakten Kampfroboter keine Chance mehr hatten. Sie durften sich nicht in Sicherheit bringen, sondern hatten bis zum bitteren Ende zu kämpfen. So sah es die Programmierung vor.

Das Ungeheuer erreichte in wenigen Augenblicken seine Höchstgeschwindigkeit. Hakenschlagend wie ein Hase rannte es auf die beiden Roboter zu.

Die vierte Maschine verging im zermürbenden Jaulen eines Hyperschallgenerators. Die Panzerschale des Roboters brach auseinander. Dunkle Qualmwolken schossen aus dem Körper hervor. Eine Explosion beendete sein mechanisches Dasein.

Der fünfte USO-Beros verteidigte sich mit allen Waffen, die er zur Verfügung hatte. Auf dem HÜ-Schirm des Angreifers brachen sich die Energiefluten der schweren Robotstrahler, schlugen zurück und brachten den Boden zum Kochen.

Nur eine Sekunde später hatte das Ungeheuer den standhaften Roboter erreicht.

»Mein Gott – er greift ihn mit bloßen Händen an!«, stammelte Fegeman.

Als sich der Zweitkonditionierte aufrichtete, überragte er den großen Kampfroboter um zweieinhalb Meter.

Fegeman und Orloff sahen zwei wirbelnde Armpaare. Die Bewegungen waren so schnell, dass die Augen der beiden Terraner nur noch Kreise bemerkten.

Dem Roboter wurden beide Waffenarme abgeschlagen. Der HÜ-Schirm des Angreifers neutralisierte das Abwehrfeld der Kampfmaschine und brachte es zum Zusammenbruch.

Wieder wurden die rasenden Wirbel turbinenartig bewegter Arme erkennbar. Als sie zum Stillstand kamen, glich der Kampfroboter einer Konservenbüchse, die unter Schmiedehämmern gelegen hatte. Der Kopf mit dem empfindlichen Positronikgehirn war völlig verschwunden.

Das Ungeheuer ließ sich auf seine Laufarme fallen und trabte gemächlich auf die Kuppel zu.

Orloffs Bildsprechgerät summte.

»Leben Sie noch, Jano? Wenn ja, sagen Sie es.«

Tim Fegeman sah in das blasse Gesicht seines Vorgesetzten. Er räusperte sich.

»Sir, wir werden angerufen.«

Major Orloff schüttelte den Kopf. Sein erster Blick galt der Uhr.

»Zweiunddreißig Sekunden hat er benötigt, um fünf unserer besten Kampfroboter zu vernichten. Zweiunddreißig Sekunden! Tim, träume ich?«

»Keineswegs«, klang die fremde Stimme aus den Lautsprechern der Übertragungsanlage. »Ich habe mich nicht sonderlich anstrengen müssen. Können wir den Test als beendet ansehen?«

Orloff packte wortlos seine Messinstrumente zusammen, drückte den Koffer in Fegemans dürre Hände und schritt auf den Ausgang zu.

Tim betrachtete missbilligend das schwere Gepäck und knurrte vor sich hin: »Die Unterdrückten mussten zu allen Zeiten Lasten schleppen und niedere Dienste verrichten. Pfui!«

Da niemand seine Worte beachtete, schritt er schulterzuckend hinter seinem Vorgesetzten her.

»Ich gratuliere«, ertönte die modulationslose Translatorstimme des Zentralplasmas. »Unsere Gemeinschaftsproduktion hat sich ausgezeichnet bewährt. Ich gebe die Konstruktion frei für den Kampfeinsatz. Bitte, finden Sie sich baldigst zur Endkontrolle ein.«

Orloff nickte abwesend und murmelte etwas, was niemand verstand. Die Panzertore des Abwehrforts schwangen auf. Sie waren etwa zwei Meter hoch.

Orloff bemerkte zwei riesige Pranken. Sie waren am oberen Rand der Schleuse zu sehen, waren schmutzverkrustet und strahlten eine derartige Drohung aus, dass der Robotspezialist unwillkürlich zurückwich.

»Lassen Sie den Unsinn, Harl. Eine unbedachte Bewegung, und mir fehlt der Kopf. Der hat schon genug aushalten müssen.«

Ein Lachen ertönte. Der vier Meter hohe Körper schritt im wiegenden Gang eines Haluters zurück und kam wenige Meter vor der Schleuse zum Stillstand.

Die hautähnliche Kunststoffverkleidung des Giganten wirkte täuschend echt. Auch der dunkelgrüne Kampfanzug ließ für den Betrachter keine Zweifel aufkommen, dass man es mit einem besonders riesenhaft gewachsenen Haluter zu tun hatte.

Das Ungeheuer öffnete seinen rachenartigen Mund und stieß ein Brüllen aus, das dem Röhren eines gereizten Sauriers glich.

Fegeman ließ den Koffer fallen und presste die Handflächen gegen die Ohren. Orloff ertrug den Geräuschorkan mit der stoischen Geduld eines Mannes, den nichts mehr überraschen kann. Als das Brüllen aufhörte, stocherte er in den Ohren herum.

»Dumme Scherze, würde ich sagen. Sie haben gewonnen. Wollen Sie den Roboter nun verlassen?«

Harl Dephin schwenkte die SERT-Haube zurück, schob den Zentralehauptschalter auf Null und stand auf. Über ihm öffnete sich das Mannluk zum oberen Kopfdeck. Dart Hulos Gesicht wurde erkennbar.

»Endstation, Sir?«

Dephin nickte nur. Spezialist Hulos kam behände die Wendeltreppe herunter. Die Aufzugschächte endeten im zweiten Kopfdeck, also in Dephins Zentrale.

Der Lift summte. Mirus Tyn und Drof Retekin kamen zusammen an. Anschließend erschienen Amos Rigeler und Cool Aracan.

Oberleutnant Retekin riss gähnend den Mund auf und reckte sich.

»Brüder, das war ein Schlag gegen Orloffs persönlichen Stolz. Trösten wir ihn. Fegeman der Dürre dürfte dazu nicht mehr in der Lage sein.«

Harl Dephin setzte die Dienstmütze auf und schnallte sich den Kombigürtel mit der Waffentasche um.

Chefingenieur Mirus Tyn öffnete die große Ladeschleuse des Paladins. Sie war mit dem riesigen Rachen identisch.

Strahlend helles Licht zahlreicher Atomsonnen fiel in die Zentrale. Von außen betrachtet, wirkte der Anblick abenteuerlich und drohend.

Orloff, knapp ein Meter siebzig groß, legte den Kopf in den Nacken und schaute an dem haluterähnlichen Spezialroboter hinauf.

Major Harl Dephin wurde in der Rachenöffnung sichtbar. Er konnte bequem aufrecht stehen. Der Gefühlsingenieur war 16,43 Zentimeter groß, hundertdreißig Jahre alt und 809,14 Gramm schwer. Diese Daten konnten den umweltangepassten Siganesen aber nicht negativ beeindrucken.

Weder Harl Dephin noch die »Männer« des Thunderbolt-Teams hatten jemals an den ausgeprägten Minderwertigkeitskomplexen gelitten, die viele Siganesen auszeichneten.

Ganz im Gegenteil dazu galt Dephin als harter, kompromissloser Kämpfer, der seine fehlende Körpergröße durch eine Reaktionsschnelligkeit wettmachte, die sich proportional zum biochemischen Schrumpfungsprozess junger Siganesen gesteigert hatte.

Dephins Bewegungen konnten von den Augen eines Terraners kaum noch verfolgt werden. Sie glichen dem flirrenden Flügelschlag eines irdischen Kolibris.

Ebenso schnell waren seine anderen Körperbewegungen. Sein Sprungvermögen hatte sich im Verlauf der Umweltanpassung ebenfalls kontinuierlich auf die Körpergröße eingestellt.

Harl Dephin übersprang eine Distanz, die das Zwanzigfache seiner Körperlänge betrug. Seine größte Weite hatte er mit drei Meter achtundzwanzig erreicht.

Terraner gebrauchten gerne den Vergleich mit einem irdischen Floh, der ebenfalls erstaunliche Leistungen in dieser Beziehung vollbringen könne.

Zur natürlichen Fähigkeit eines derartigen Lebewesens kam bei Siganesen von Dephins Wachstumsordnung noch die Tatsache einer intensiven Schulung hinzu. Die Männer des Thunderbolt-Teams wurden durchaus nicht verlegen, wenn sie den Begriff »Hochleistungssportler« gebrauchten.

Nach der Auffassung einschlägiger Wissenschaftler waren diese rein physischen Dinge aber nicht so wichtig, wie das ausgeprägte Selbstbewusstsein junger Siganesen. Sie kümmerten sich nicht darum, ob sie nun nach den Maßstäben hochgewachsener Terraner als Mikromenschen angesehen wurden oder nicht. Entscheidend für ihre Moral und ihren gesunden Selbsterhaltungstrieb war ihr Drang, sich bestätigt zu sehen.

Harl Dephin, den man auf Siga den »Einsamen« nannte, war ein typischer Vertreter dieser neuen Richtung. Er konnte alles ertragen und tolerieren; nur keine Verhöhnung oder Missachtung seines Menschentums.

Jano Orloff war über die Mentalität der kleinsten Spezialisten im Bereich der USO genau informiert. Er hütete sich prinzipiell, ironisch oder gar herablassend zu werden.

Tim Fegeman dagegen konnte es selten unterlassen, die Siganesen »auf den Arm zu nehmen«. Allerdings machte auch hier der Ton die Musik. Man wusste auf Siga sehr genau und mit präziser Feinfühligkeit zwischen echter Missachtung und freundschaftlicher Ironie zu unterscheiden.

Fegeman kam mit seinem schweren Koffer näher.

Harl Dephin zog das Mikrophon der Sprechanlage an die Lippen. Der Lautstärkeregler stand auf Minimumwert. Trotzdem grollte und donnerte der Paladin-Roboter wie ein Haluter.

»Hei, Tim, sollen wir dir helfen? Du siehst nicht sehr würdevoll aus.«

»Schwächlich gebaut, sehr schwächlich!«, lachte Dart Hulos. »Man sollte ihm siganesische Nährkonzentrate geben. Mensch, Timy, wir haben eure fünf Roboter in zweiunddreißig Sekunden erledigt. Was ist dagegen ein Instrumentenkoffer.«

»Diese Terraner können es eben nicht unterlassen, wie Steinzeitmenschen zu bauen«, nörgelte Mirus Tyn. »Ihre so genannten Präzisionsinstrumente besitzen eine Fertigungsqualität wie die ersten Holzscheibenräder im Nilgebiet der Mutterwelt Terra.«

Tim schaute nach oben und knallte den Kunststoffkoffer auf die riesigen Füße des Roboters.

»Rasselbande! Wenn ich euch aus der Schleuse hole, werdet ihr so zahm wie sechs winzige Fische auf dem Trockenen.«

»Beherrschen Sie sich, Tim«, fuhr Orloff dazwischen.

»Wie Sie meinen, Sir. Hallo, ihr da oben – wollt ihr mir den Kasten bis zum Schweber tragen?«

Harl Dephin sah sich im Kreise seiner Kollegen um.

»Wollen wir dem Dürren den Gefallen tun? Er kippt gleich um.«

Fünf selbstbewusste Menschlein nickten wohlwollend. Tim Fegeman durfte den Koffer an die Pranke des rechten Handlungsarms hängen. Der Paladin rührte sich nicht.

»Der Test ist beendet«, erklärte Jano Orloff. »Sie haben phantastisch gearbeitet. Das Zentralplasma gibt den Paladin zum Einsatz frei. Sie möchten zur Endkontrolle kommen. Haben Sie irgendwelche Fehlerquellen feststellen können?«

Dephin wurde sofort sachlich. Er schaltete den Lautstärkeregler herunter.

»Keine.«

»Gefechtsschäden?«

»Woher?«

»Nun, Sie haben sich immerhin mit fünf modernen Kampfrobotern herumgeschlagen. Hatten Sie wirklich keine Schwierigkeiten? Bitte, Harl, geben Sie jetzt keinen der Begeisterung entspringenden Bericht, sondern eine sachlich korrekte Darstellung.«

»Ich bin immer korrekt. Die Roboter reagierten zu langsam. Außerdem sind sie zu schwach bewaffnet, begriffsstutzig wie jede Maschine und bar jeder echten Reflexhandlung. Ihr Körperbau ist für die Bewegungsaggregate zu massig. Die positronischen Gehirne dürften in der Auswertung einer bestimmten Situation durchaus nicht langsamer sein als ich; aber es ist ein Unterschied, wie lichtschnelle Steuerimpulse in Bewegungen umgesetzt werden. Ich habe den letzten Rob der Beros-Serie mit den Paladin-Gliedern angegriffen, um festzustellen, wie rasch seine Abwehrreaktionen sind.«

»Kein Mensch könnte schneller sein«, erklärte Orloff resignierend. Er kam sich wie deplaciert vor.

Dephin erfasste mit seiner anomalen Feinfühligkeit die Stimmung jenes Mannes, den man unverhofft mit einer Spezialkonstruktion konfrontiert hatte. Als Orloff von einem USO-Kreuzer auf der Hundertsonnenwelt abgesetzt wurde, hatte er infolge der strengen Geheimhaltung noch nicht gewusst, was er dort testen sollte.

Der Paladin war eine Gemeinschaftsproduktion der siganesischen Mikrotechnik und der besten Robotkonstrukteure der Galaxis – der Posbis von der Hundertsonnenwelt.

Siga hatte die komplette Innenausstattung geliefert. Das Zentralplasma hatte den ungeheuren Erfahrungswert des ihm unterstellten hyperinpotronischen Robotgehirns eingesetzt und die Körperzelle sowie wesentliche Teile der Bewegungsanlage erschaffen.

Siganesische Präzisionsarbeit begann mit einem rechnerischen Toleranzwert von einem hunderttausendstel Millimeter. Keine anderen Lebewesen der Galaxis wären in der Lage gewesen, die Positronik des Paladin-Roboters zu bauen. Allein die Sichtortung war ein Meisterwerk, dessen Einzelheiten Terraner mit dem Mikroskop suchen mussten.

Teile, die für siganesische Begriffe klein waren, besaßen die Größenordnung einer Bakterie.

An all diese Dinge musste der Robotspezialist Jano Orloff denken. Harl Dephin unterbrach seinen Gedankenflug.

»Mein Freund, Sie haben uns bei der Erprobung des Roboters in hervorragendem Maße geholfen. Wenn diese SERT-gesteuerte Maschine jemals in den Einsatz kommen sollte, den wir uns erhoffen, werden Sie an der tadellosen Funktion Ihre Freude haben. Denken Sie aber bei kommenden Robotkonstruktionen immer daran, dass eine emotionelle Gefühlssteuerung einmalig ist. Sie müssen wohl oder übel mit mechanischen Gehirnen vorliebnehmen. Sie können es sich auch nicht leisten, eine Normalmaschine mit Bewegungsaggregaten auszurüsten, wie wir sie haben.«

Orloff nickte unwillkürlich. Das Problem lag nicht in den Dimensionen der Aggregate, sondern vielmehr in dem Material, aus dem sie im Falle des Paladins hergestellt worden waren.

Für die terranische Industrie galt Terkonitstahl in bester Ausführung nach wie vor als der Wirkstoff, mit dem man alles machen konnte.

Der Paladin war aus einem Material gefertigt worden, das man auf Terra zwar seit sechsunddreißig Jahren kannte, aber kaum verwenden konnte, da ein Kilogramm vierhunderttausend Solar kostete.

Super-Atronital-Compositum war eine »Synthoplastexotische Verbundlegierung mit partikularer Beschussverdichtung«.

Keine Macht der Galaxis, auch das Solare Imperium nicht, konnte es sich erlauben, für Roboter, Raumschiffe oder andere, verschleißbedingte Serienfabrikate derartige Summen aufzuwenden. Es hätte zum baldigen Ruin des Etats geführt.

Nur wenige Spezialgeräte von geringem Gewicht wurden aus SAC hergestellt.

Siga, der Planet der kleinsten Menschen innerhalb des Imperiums, hatte sich die Konstruktion des haluterähnlichen Spezialroboters etwas kosten lassen.

Der Paladin wog unter Schwerkraftverhältnissen von einem Gravo 3,45 Tonnen. Allein die Aufwendungen für den mächtigen Panzerkörper hatten die Finanzen des autarken Planeten erheblich belastet. Hinzugekommen waren noch die kostspieligen Spezialentwicklungen für die Transmissions- und Bewegungsanlage.

Orloff wusste daher zu genau, dass er niemals über solche Roboter verfügen konnte. Der Paladin würde wahrscheinlich ein Prototyp bleiben.

»Schade«, resignierte der USO-Major. »Können wir nun gehen? Bitte, beschädigen Sie nicht den Luftgleiter. Auf der Hundertsonnenwelt kennt man zwar kein Geld in unserem Sinne, aber der Bedarf an Rohstoffen aller Art und die Unterhaltung der Dunkelplaneten wirkt sich auf andere Weise sehr kostspielig aus. Das Zentralplasma wird dem Imperium zwanzigtausend moderne Fragmentraumschiffe zur Verfügung stellen.«

Orloff hörte das Piepsen von sechs Stimmchen. Diesmal sprachen die Siganesen ohne Verstärkeranlage.