Edith Sitwell

Queen Victoria

Aus dem Englischen von Carl F. ‌W. Behl

Insel Verlag

Inhalt

Vorwort

Der Herzog von Kent stirbt

Erste Kinderjahre

Spätere Kinderjahre

Jungmädchenzeit

Zwei Tage im Juni

Frühzeit

Die junge Königin

Eine schwarze Wolke

Unruhige Zeit

Die Königin verlobt sich

Victoria und Albert

Zeichen der Zeit

Familienleben

Besuche und Besucher

Das neue Heim

Lord Palmerston und die Königin

Die Große Ausstellung

Modischer Geist

Zwei Todesfälle

Das Haus im Schatten

Die Königin und der Poeta Laureatus

Die Königin, Disraeli und Gladstone

Achtzehnhundertsiebzig

Zurückgefunden

Die Zeit vergeht …

Tag des Triumphes

Im hohen Alter

Letzte Ausfahrt

Lebensdaten von Königin Victoria

Die neun Kinder der Königin:

Stammbaum von Königin Victoria

Bildnachweis

 

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Königin Victoria in dem Kleid, das sie zu ihrem Jubiläums-Dankgottesdienst 1897 in der St. Paul's Cathedral trug

Vorwort

Mein Buch soll keineswegs eine umfassende Geschichte der Regierungszeit der Königin sein. Es will keine politischen Fragen erörtern, sondern nur ein Porträt der Königin und einiger ihrer Zeitgenossen zeichnen und bestimmte soziale Zustände schildern. Politische Fragen sind schon in anderen Werken von berufeneren Schriftstellern eingehend behandelt worden. Die Verfasserin ist dem verstorbenen Lytton Strachey zu großem Dank verpflichtet, da sein Buch notwendigerweise häufig benutzt wurde. Sie dankt den Verlegern seiner »Queen Victoria«, Chatto & Windus und Harcourt, Brace & Co., für die bereitwillig erteilte Erlaubnis, aus seinem Werke zitieren zu dürfen. Außerdem schuldet sie Hector Bolitho und seinem Verlag, R. Cobden-Sanderson Ltd., und Roger Fulford und seinem Verlag, Gerald Duckworth & Co. Ltd., großen Dank, da ihr die ausgezeichneten Werke »Albert the Good« und »The Royal Dukes« als wertvolle Quellen dienten, – nicht zu vergessen E. ‌F. Benson, dessen jüngstes Buch »Queen Victoria« (Longmans, Green & Co.) neues Licht auf verschiedene Ereignisse geworfen hat.

Obgleich die allen Darstellungen gemeinsamen Quellen auch für dieses Buch benutzt werden mussten, glaubt die Verfasserin doch, darauf Anspruch erheben zu dürfen, diese Quellen selbstständig und von anderen abweichend verwertet zu haben. Wer über die Königin Victoria schreibt, muss ständig ihr Tagebuch und ihre Briefe heranziehen, und so ist es selbstverständlich, dass gewisse Stellen aus ihren Briefen in allen Büchern über ihr Leben auftauchen. Die Verfasserin dankt im Besonderen dafür, dass sie »The Letters of Queen Victoria« und »The Queen's Journal«, beide bei John Murray erschienen, anführen durfte.

Sie dankt auch Owen Rattenbury und seinem Verlag, The Epsworth Press, für viele wertvolle Informationen aus dem Buch »Flame of Freedoom«. Sie dankt Walter Greenwood und seinem Verlag, Jonathan Cape Ltd., für die Genehmigung, aus »Love of the Dole« zu zitieren; ebenso Frank Hardie und der Oxford University Press für die Erlaubnis, »The Political Influence of Queen Victoria« benutzen zu dürfen. Für das Kapitel »Die Königin und der Poeta Laureatus« hat »Alfred, Lord Tennyson, A Memoir« von seinem Sohn Hallam Lord Tennyson als Quelle gedient. Das Buch »Modes and Manners of the Nineteenth Century« von Dr. Oskar Fischel und Max von Boehn (J. ‌M. Dent & Sons, Ltd.) ist besonders für das Kapitel »Modischer Geist« benutzt worden.

Einige Stellen aus Briefen des Prinzgemahls durften »The Life of His Royal Highness the Prince Consort« von Sir Theodore Martin entnommen werden. Die Zitate aus »The Creevey Papers« und »The Life of Benjamin Disraeli, Earl of Beaconsfield« von W. ‌F. Monypenny bzw. G. ‌E. Buckle sind vom Verleger, John Murray, genehmigt.

Es wurden außerdem folgende Quellen benutzt:

Sir Sidney Lee: Queen Victoria. A Biography (John Murray). – General Grey: The Early Years of the Prince Consort (John Murray). – The Greville Memoirs. – Leaves from the Journal of our life in the Highlands (John Murray). – More Leaves from the Journal of a Life in the Highlands (John Murray). – Lytton Strachey: Eminent Victorians (Chatto & Windus). – Walter Sydney Sichel: Disraeli. A Study in Personality and Ideas (Methuen & Co.). – André Maurois: Disraeli. A Picture of the Victorian Age (John Lane, The Bodley Head Ltd.). – Lord Morley: The Life of William Ewart Gladstone (Macmillan & Co.). – Letters of Lady Augusta Stanley 1849-1863 (Gerald Howe Ltd.). – Early Victorian England, edited by G. ‌M. Young (Oxford University Press). Verfassern und Verlegern spreche ich meinen verbindlichsten Dank für die freundliche Genehmigung aus, ihre Werke benutzen zu dürfen. Zu großem Dank bin ich Mr Arnold Freeman verpflichtet, der mir seine einzigartigen Kenntnisse der sozialen Fragen zur Verfügung gestellt hat; ebenso Mr Geoffrey Gorer und Dr. Peter Gorer, die mir viel Wissenswertes mitgeteilt haben.

Der Herzog von Kent stirbt

Es war am 22. Januar des Jahres 1820. Leise rauschte das trübe, graue Meer. Zu Sidmouth lag ein Mann von zweiundfünfzig Jahren auf dem Sterbebett. Sein einstmals volles, gerötetes Gesicht war jetzt gelb; seine dünnen Haare, einst glänzend schwarz gefärbt und stets sorgfältig gebürstet, waren wirr und verschwitzt; das Grau kam unter dem Schwarz zum Vorschein, und die Kopfhaut schimmerte durch.

Ein feuchter, heulender Wind blies durch ein offenes Fenster des Erdgeschosses und trieb Hunderte von ungeöffneten Rechnungen über den Boden. Oben im Zimmer war es ganz still, man hörte nur die Atemzüge des Sterbenden, die sich abmühten, so regelmäßig wie die Uhren zu gehen, deren Herstellung einst die Lieblingsbeschäftigung des Mannes gewesen war. Der Atem kam stoßweise und wurde immer schwächer. Bald würde die Zeit ganz stille stehen und mit ihr alle mathematische Genauigkeit. Unruhig wandte sich der Sterbende mit einer nur halb bewussten Bewegung zu der rundlichen, sonst so gesprächigen, pausbäckigen Frau, die jetzt blass und still an seinem Bette saß. Mit äußerster Kraftanstrengung flüsterte er: »Vergiss mich nicht!« Sagte er dies wohl aus Zärtlichkeit, die zum Teil wenigstens echt war, aus Heuchelei oder aus Mitleid mit sich selbst, das ihm so oft Trost und Ausflucht gewesen war?

So laut rasselte jetzt sein ringender Atem, dass alles andere ausgelöscht war. Nichts blieb als dieses Röcheln und dieser letzte, armselige Ausbruch von Ichsucht oder Zärtlichkeit. In den wenigen Augenblicken, die ihm noch vergönnt waren, schwanden auch Zucht und Ordnung, die Leitsterne seines Lebens. Längst vergessen lag in seinem blutbefleckten Grab der Soldat, dem der Herzog von Kent als Oberbefehlshaber einst für irgendeine unbedeutende Verfehlung neunhundertneunundneunzig Peitschenhiebe zudiktiert hatte. Längst vergessen war der Soldat Draper, den der Herzog wegen Fahnenflucht und Meuterei zum Tode verurteilt hatte, längst vorbei auch jener Trauerzug, der mit dem Herzog an der Spitze zwei Meilen vor die Tore von Quebec gezogen war. Der Soldat Draper musste damals hinter den anderen Soldaten und seinem eigenen Sarge aufrecht im Leichenhemd einhermarschieren, während die Militärmusik Grablieder spielte. Als der Zug beim Galgen angelangt war, trat der Herzog vor, kündigte dem Soldaten Draper an, dass nun der schlimmste Augenblick seines Lebens gekommen sei, dass er binnen weniger Minuten vor dem Richterstuhle seines Schöpfers stehen werde, und – begnadigte ihn am Schluss einer unmäßig langen Rede. »Das aber war«, so bemerkt der Biograph des Herzogs, Roger Fulford, »eine kostspielige Lektion: Sarg und Leichenhemd bildeten eine – übrigens recht grausige – Vermehrung der prinzlichen Schulden.«

Ich weiß nicht, was aus dem Soldaten Draper wurde, ob er die Fallsucht bekam oder in ein Irrenhaus gesperrt wurde.

In wenigen Stunden stand jetzt vielleicht das mit Blut besudelte Gespenst eines oder mehrerer Soldaten auf und mit ihnen die schauerliche Gestalt eines aufrecht im Leichenhemd Dahinschreitenden, um den kraftlosen Mann da auf seinem Bett anzuklagen.

Der Sterbende aber dachte an all dies nicht, nur das Uhrwerk in seiner Brust war ihm wichtig. Vergessen war auch seine seltsame Freundschaft mit Owen, sein Eintreten für dessen Weltverbesserungsideen und sein Interesse für die Baumwollspinnereien am Ufer des Clyde, wo die Arbeiter anständig wohnten, wo man für ihre Bildung sorgte und die Schrecken der Kinderarbeit zu mildern suchte. »Ich weiß«, soll sich der Herzog über die sozialistischen Theorien Owens geäußert haben, »dass eine Zeit größerer Gleichberechtigung für unser Menschengeschlecht anbrechen wird, eine Zeit der Gleichheit, die allen mehr Sicherheit und Glück bringen wird.« Bei einer späteren Gelegenheit sagte er: »Ich bin durchaus von den Grundsätzen, dem Geist und den praktischen Auswirkungen des Systems überzeugt, das Sie zur Umformung des menschlichen Charakters, soweit überhaupt möglich, und zur Umformung des Menschengeschlechtes empfehlen. Ich bekenne mich auch durchaus zu den Grundsätzen, dem Geist und der praktischen Anwendbarkeit Ihrer Philosophie. Aber«, so fuhr er bezeichnenderweise fort, »wir müssen mit Umsicht und Voraussicht vorgehen. Die Engländer sind ein ausgesprochen praktisches Volk, und die Gewohnheit hat großen Einfluss auf sie.«

Es mag stimmen, dass sich der Herzog einige hundert Pfund von Owen geborgt hatte. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass er mit ehrlichem Wohlwollen an seinen Plänen Anteil nahm und die Spinnereien bei Lanark sogar mit der Herzogin hatte besuchen wollen. Nun aber lag er auf dem Totenbett, und der Besuch sollte niemals stattfinden. Auch das geliehene Geld wurde nie zurückgezahlt, obgleich der Herzog nach Owens Bericht ihm mehrmals nach seinem Tode erschien, um ihm wichtige Dinge anzuvertrauen. »Der Verkehr seines Geistes mit mir war sehr schön«, versichert uns sein vertrauter Freund Owen. »Er bestimmte die Zeit der Zusammenkünfte selbst, und immer war der Geist auf die Minute pünktlich.«

Man könnte sich vorstellen, dass diese Geisterbesuche von der Vorliebe des Herzogs für Kleinigkeiten herrührten, denn außer der etwas unbestimmten Mitteilung, dass er »nicht nur einer einzelnen Klasse, Sekte, Partei oder irgendeinem Lande, sondern der ganzen Menschheit in aller Zukunft zu nützen wünsche«, scheinen sich seine Offenbarungen auf die Nachricht beschränkt zu haben, dass es in der Geisterwelt keine Titel gebe.

Der Herzog von Kent schenkte sein wohlwollendes Interesse nicht nur den Plänen Owens. Er förderte durch Stiftungen und tatkräftige Hilfe auch das Westminster-Hospital, die Hausfürsorge für bedürftige Wöchnerinnen, den Hilfsfonds für notleidende Schriftsteller und viele andere wohltätige Einrichtungen. Jetzt aber war er viel zu müde, um noch an die Wohltätigkeit denken zu können. Längst dahin, längst vergessen war auch die Wohnung in Montreal und das Haus in Ealing, in dem er siebenundzwanzig Jahre lang mit der treuen Madame St. Laurent gewohnt hatte. Nach dem Tode der Prinzessin Charlotte hatte er sie verabschieden müssen, um zu heiraten, einen Thronerben in die Welt zu setzen und sich von seinem dankbaren Vaterland die Schulden bezahlen zu lassen. Wie geregelt war das Leben des königlichen Schuldenmachers in dem Hause zu Ealing gewesen, inmitten all des heiteren Lärms aus Käfigen mit künstlichen Singvögeln, aus Spieluhren und kleinen Orgeln mit tanzenden Pferdchen. Springbrunnen und Rieselbächlein trieben in den Wassergrotten ihr Spiel. Alles war so nett, spießig und ordentlich, und alles ging wie am Schnürchen. Die Haare der Lakaien wurden täglich von einem Friseur gepudert, der im Nebengebäude wohnte und dem einzig und allein diese Verrichtung oblag. Jeden Morgen beim Frühstück öffnete der Herzog feierlich die Teebüchse. Dabei sagte er einmal zu einem Gast: »Lassen Sie sich von mir einen Rat geben, Sie fangen ja erst mit dem Leben an: Dünken Sie sich nie erhaben über die unbedeutenden Kleinigkeiten. Was sind denn Kleinigkeiten? Jedenfalls niemals Dinge, die etwas mit unserer Behaglichkeit, Unabhängigkeit und Ruhe zu tun haben.«

Trotz aller Behaglichkeit, Unabhängigkeit und Ruhe aber hatte der Herzog unendliche Schulden. Diese zwar sehr lästigen Schulden und sein Pflichtgefühl gegenüber seinem Lande veranlassten ihn noch zwei Jahre vor seinem Tode zu einer angenehmen Heirat. Prinzessin Charlotte, die Thronerbin, war tot; vom Prinzregenten war kein neuer Thronerbe zu erwarten; der Herzog von York war kinderlos, und der Herzog von Clarence schien nicht heiraten zu wollen. Musste sich da nicht der Herzog von Kent opfern und England zu einem Thronerben verhelfen, zumal wenn er berücksichtigte, dass der Herzog von York seit seiner Heirat jährlich 25 ‌000 Pfund bekam?

Unglücklicherweise wählte er sich für dieses Vorhaben als Vertrauensmann den schlauen, gehässigen und boshaften Creevey1, ich nehme an, weil er durch ihn die Angelegenheit in einflussreichen Kreisen verbreitet wissen wollte. Die Besprechung zwischen dem Herzog und Creevey fand in Brüssel statt. Der Herzog leitete sie mit einem Geplauder über Nichtigkeiten ein, wechselte dann plötzlich das Thema und kam auf den wichtigsten Punkt zu sprechen. Mit düsterer Stimme wies er darauf hin, dass die königliche Familie ihm das große Opfer, für einen Thronerben zu sorgen, wohl nicht ersparen werde. »Falls der Herzog von Clarence nicht heiratet, bin ich der nächste Thronanwärter. So bereit ich auch jederzeit bin, einem Ruf meines Landes zu entsprechen, so weiß doch nur Gott allein, welch großes Opfer es für mich wäre, dem Gebot der Pflicht zu folgen und zu heiraten. Seit siebenundzwanzig Jahren lebe ich nun schon mit Madame St. Laurent. Wir sind Altersgenossen und haben überall in Freud und Leid zusammengehalten. Sie können es mir vielleicht nachfühlen, Mr Creevey, wie schwer mir eine Trennung von ihr fallen würde. Stellen Sie sich doch nur einmal vor, Sie müssten sich von Mrs Creevey trennen. Was übrigens aus Madame St. Laurent wird, wenn ich zur Heirat gezwungen wäre, weiß ich nicht. Schon der bloße Gedanke daran hat sie aufs höchste erregt.« Eines Morgens, wenige Tage nach Prinzessin Charlottes Tod, konnte man beim Frühstück im »Morning Chronicle« eine Andeutung über eine Heirat des Herzogs von Kent lesen. Als der Herzog wie gewöhnlich Madame St. Laurent die Zeitung über den Tisch zugeworfen und sich dann daran gemacht hatte, seine Briefe zu lesen, wurde er, wie er zu Creevey sagte, durch ein krampfhaftes Schluchzen aufgeschreckt. »Einen Augenblick machte ich mir ernsthaft Sorge um Madame St. Laurents Gesundheit. Als sie sich wieder erholt hatte und ich mich nach dem Grund der Erregung erkundigte, zeigte sie auf die Notiz im ›Morning Chronicle‹.« Der Herzog hielt einen Augenblick inne, dann sprach er weiter, und aus seiner Stimme klang Pflichtbewusstsein und edle Selbstaufopferung: »Der Herzog von Clarence ist mein älterer Bruder und hat zweifellos das Recht zu heiraten, wenn es ihm passt. Ich würde ihm dabei gewiss nicht in die Quere kommen. Wenn er König werden, heiraten und Kinder in die Welt setzen will, der Ärmste, dann mag er es in Gottes Namen tun. Ich für mein Teil habe keinen Ehrgeiz und will bleiben, was ich bin … Ostern fällt in diesem Jahre wohl sehr früh, auf den 22. März. Falls der Herzog von Clarence bis dahin nichts unternimmt, muss sich Madame St. Laurent an den Gedanken gewöhnen, dass ich für kurze Zeit nach England gehen muss. Bin ich erst einmal drüben, so kann ich mit meinen Freunden die notwendigen Maßnahmen besprechen. Macht der Herzog von Clarence bis dahin keine Miene zu heiraten, so erachte ich es als meine Pflicht, selbst etwas zu unternehmen.«

Hinsichtlich seiner Brautwahl schien der Herzog noch unschlüssig, ob er die Prinzessin von Baden oder die Prinzessin von Sachsen-Coburg nehmen sollte. Letztere sagte ihm mehr zu, da ihr Bruder, der Witwer der Prinzessin Charlotte, beim englischen Volk sehr beliebt war. Aber, welche Braut er auch wählen mochte, er hoffte, nein, erwartete, dass die dankbare Nation Madame St. Laurent gerecht behandeln werde. Denn sie stammt, so versicherte er Creevey, aus sehr guter Familie und ist nie Schauspielerin gewesen. »Ich bin der erste und einzige, mit dem sie zusammengelebt hat«, sagte er. »Ihre Selbstlosigkeit war ebenso groß wie ihre Treue. Als sie zu mir kam, erhielt sie 100 Pfund jährlich. Dieser Betrag wurde später auf 400 und schließlich auf 1000 Pfund erhöht. Aber als ich für meine Schulden einen großen Teil meines Einkommens opfern musste, bestand sie darauf, dass auch ihre Bezüge wieder auf 400 Pfund jährlich herabgesetzt würden. Wenn Madame St. Laurent wieder unter ihresgleichen leben soll, muss sie äußerlich unabhängig sein, damit sie eine geachtete Stellung hat. Ich werde nicht viel für sie verlangen, aber einige Dienstboten und eine Equipage sind unbedingt nötig.« Nun kam der Herzog auf das wichtigere Thema, nämlich seine eigene Versorgung, zu sprechen. Er erklärte, dass die dem Herzog von York nach seiner Heirat gezahlte Summe als Richtschnur zu dienen habe, denn auch dieser habe im Interesse der Thronfolge geheiratet. »Er erhielt nur aus diesem Grunde ein zusätzliches Einkommen von 25 ‌000 Pfund jährlich. Ich würde mich mit der gleichen Regelung zufriedengeben und keinen Ausgleich für den Unterschied des Geldwertes von 1792 und heute verlangen. Was die Begleichung meiner Schulden anlangt«, setzte der Herzog hinzu, »so sind sie nicht erheblich zu nennen. Im Gegenteil: die Nation ist in hohem Maße meine Schuldnerin.«

Als er geendet hatte, schlug eine Uhr und erinnerte den Herzog an eine andere Verabredung. Er erhob sich, und Creevey eilte nach Hause, so schnell ihn seine Beine trugen. Er war ganz aufgeregt und seine Freude war grenzenlos. Hier hatte er wirklich einmal einen herrlichen Brocken höchst bedeutsamen Klatsches erwischt! Nachdem er dem Herzog von Wellington die Neuigkeit in aller Eile zugetragen hatte, schrieb er an Lord Sefton. Der Brief traf in dem Augenblick ein, als ein Wundarzt die Blase seiner Lordschaft nach Steinen untersuchte. »Nie habe ich jemanden so verdutzt gesehen, wie diesen Mann«, schrieb der Patient in seiner Antwort auf Creeveys aufsehenerregende Neuigkeit, »als ich gleich nach der Operation loslachte. Es geht doch nichts über die Naivität des erlauchten Eduard. Man weiß wirklich nicht, was man mehr bewundern soll, seine zärtliche Liebe zu Madame St. Laurent, seine edlen Gefühle für den Herzog von Clarence oder seine Uneigennützigkeit in Geldsachen.« Leider war der Herzog nämlich trotz all seiner selbstbewusst zur Schau getragenen Tugenden nicht beliebt. Der Herzog von Wellington konnte ihn nicht leiden und nannte ihn den »Korporal«. Seine Brüder mochten ihn noch weniger; sie nahmen es ihm übel, dass er, der von ihrer eigenen moralischen Haltung nur um ein Geringes abwich, dabei doch ständig hochtrabende Moralsprüche im Munde führte. Seine Schwestern teilten diese Gefühle. »Wissen Sie, wie seine Schwestern ihn nennen?« sagte laut wiehernd der Herzog von Wellington zu Creevey. »Joseph Surface2!« Der Prinzregent hatte diesen Spitznamen für seinen Bruder übernommen und nannte ihn außerdem: Simon Pure3.

Der Herzog heiratete pflichtgemäß, und die neue Herzogin geriet aus einer Armut in die andere. Die Hochzeit fand am 29. Mai 1818 zu Amorbach nach lutherischem Brauch statt. Eine zweite Feier wurde am 11. Juli in Kensington in Anwesenheit der Königin Charlotte, des Prinzregenten und anderer Mitglieder der königlichen Familie abgehalten. Es war ein seltsames Zusammentreffen, dass zwölf Tage nach der Hochzeit der Herzog von Clarence dem Beispiel seines Bruders folgte und die Tochter des Herzogs von Sachsen-Meiningen heiratete. Leider ist keinem der beiden aufopferungsvollen Männer die Märtyrerkrone zuteilgeworden: die im Unterhaus eingebrachten Anträge auf Erhöhung ihrer Bezüge wurden mit großer Mehrheit abgelehnt – zur Freude des Herzogs von Wellington, der aber durchaus nicht erstaunt darüber war. »Weiß Gott«, sagte er zu Creevey, »es ließe sich viel darüber sagen. Sie sind die verdammtesten Mühlsteine, die sich eine Regierung um den Hals hängen kann. Sie haben zwei Drittel aller englischen Gentlemen beleidigt, und zwar persönlich. Da ist es kein Wunder, dass diese sich im Unterhause rächen. Es ist ihre einzige Gelegenheit, und, weiß Gott, sie tun recht daran, sie auszunutzen.« Schließlich gab jedoch das Parlament nach und erhöhte die Bezüge des Herzogs von Kent um 6000 Pfund. Und noch ein Trost: Madame St. Laurent fiel keinem zur Last und kostete kein Geld. Sie verzichtete auf Equipage und Dienerschaft, zog sich hinter Klostermauern zurück und machte dem Herzog keine Sorgen mehr.

Der neue Haushalt begann nicht sehr vielversprechend. Die Herzogin Victoria Marie Luise, Prinzessin von Sachsen-Coburg-Saalfeld, war an Armut gewöhnt, aber an eine Armut anderer Art als die ihres zweiten Mannes, des Herzogs von Kent. Sie war eine Schwester des Prinzen Leopold, des Witwers der Prinzessin Charlotte, und hatte mit siebzehn Jahren den ältlichen, verarmten, aber großartig auftretenden Fürsten von Leiningen geheiratet. Ihr Vater und ihr Gatte waren beide gleich arm. Drei Jahre nach ihrer Heirat starb ihr Vater, ein durch seine Freigebigkeit und Verschwendungssucht völlig zugrunde gerichteter Mann. Unglück auf Unglück war über ihn hereingebrochen, und die Franzosen hatten sich des Herzogtums Sachsen-Coburg bemächtigt. Strachey berichtet in seiner »Queen Victoria«, dass die »herzogliche Familie an den Bettelstab gebracht war und fast verhungerte«. Prinz Leopold, der ebenso warmherzige wie vorsichtige, ehrgeizige und weitblickende Mann, hatte seit seinem 15. Lebensjahre für sich selbst sorgen müssen. Er tat es mit großem Erfolg und verband Liebe mit Ehrgeiz, als er die englische Thronerbin heiratete. Seine Schwester, die Fürstin von Leiningen, musste unter dem Druck der ärmlichen Verhältnisse und an der Seite eines untätigen, willenlosen Mannes große Charakterfestigkeit, um nicht zu sagen, Hartnäckigkeit an den Tag legen, mit der sie später König William IV. zur Verzweiflung brachte. Als ihr Gatte nach elfjähriger Ehe starb, blieb sie mit zwei Kindern zurück, der Prinzessin Feodora und dem Fürsten Karl. Da ihr bisheriges Leben Herrscherfähigkeiten in ihr entwickelt hatte, regierte sie das Fürstentum nicht ohne Erfolg. Nun aber wurde sie eine ebenso tüchtige Frau für den Herzog von Kent. Ohne zu klagen, zog sie mit ihm von Land zu Land, von Deutschland nach England, von England nach Belgien und wieder zurück, wie es gerade der Ehrgeiz oder die Schuldenlast des Herzogs verlangten, immer munter, rührig und redselig, eine kleine gedrungene Gestalt mit rosigen Wangen, braunen Augen und Haaren, in farbenprächtigen Samt und schönste Seide gekleidet. Sie kam in guter und in schlechter Stimmung stets wie ein Sturmwind mit flatternden Federn und raschelnder Seide dahergesaust und reizte damit in späteren Jahren ihren Schwager, König William, der sie sowieso nicht leiden konnte.

Das herzogliche Paar kehrte nach einigem Kreuz und Quer auf das Schloss der Herzogin in Amorbach zurück. Hier beschäftigte sich der Herzog damit, die englischen Arbeitertrupps zu beaufsichtigen, die das Schloss für ihn umbauen sollten (er hatte dafür ein Darlehen von 10 ‌000 Pfund aufgenommen). Nebenher erzog er die Lakaien zu militärischer Pünktlichkeit, machte Uhren, verschloß die Teebüchse und hatte andere wichtige Pflichten. Kaum hatte er sich an dieses geruhsame Leben gewöhnt, als die Herzogin ihm eines Tages eröffnete, dass sie ein Kind erwarte. Und nun begann das Umherziehen von neuem. Hatte nicht ein Zigeunerweib in Gibraltar prophezeit, dass der Herzog zwar ein Leben voller Wechselfälle führen, aber als glücklicher Mann sterben und dass sein einziges Kind dereinst eine große Königin sein werde? Wenn das aber stimmte, dann musste dieses Kind in England geboren werden. Die Herzogin von Clarence und die Herzogin von Cambridge mochten nur ruhig ihre Kinder in Hannover zur Welt bringen, sein Kind sollte in England das Licht der Welt erblicken.

Das Reisegeld war allerdings vorerst nicht vorhanden, denn der Regent trug kein Verlangen nach seinem Bruder, und Prinz Leopold konnte ihm nicht helfen. Schließlich schickte der Vermögensverwalter des Herzogs etwas Geld, das aber nicht dazu ausreichte, um auf der Reise standesgemäß aufzutreten. Ein Reisewagen wurde gemietet, und im April machte sich, wie ein englischer Augenzeuge schildert, eine »unglaublich seltsame Karawane« auf, knapp zwei Monate vor der Niederkunft der Herzogin. Auf dem Bock saß der Herzog und schwang die Zügel, drinnen befanden sich die Herzogin, ihre Tochter Feodora, eine Amme, eine Zofe und die heißgeliebten Schoßhündchen und Singvögel der Herzogin. So ging es holpernd über steinige Landstraßen weiter und weiter. Die Reise war langwierig, anstrengend und unbequem, die Gasthöfe waren unerträglich, die Überfahrt war sehr stürmisch. Mitte April aber langte man schließlich doch in Kensington an, wo der Empfang durch den Prinzregenten nicht gerade herzlich war.

Durch nichts aber war des Herzogs Vertrauen auf die Dankbarkeit seines Landes zu erschüttern, sosehr er sich über die Undankbarkeit seines Bruders beklagen mochte. »Ich hoffe«, schrieb er an einen Freund, »dass meine Landsleute das große Opfer und die große Anstrengung, die die Herzogin mit einer Reise so kurz vor ihrer Niederkunft auf sich genommen hat, zu würdigen wissen … Was die Glückwünsche von einer gewissen Seite, auf die Sie anspielen, betrifft, so ließe sich manches darüber sagen. Da ich aber Eintracht und Frieden wünsche, lasse ich lieber die Welt in dem Glauben, dass zwischen uns die größte Herzlichkeit herrscht.«

Am 24. Mai 1819 gebar die Herzogin von Kent eine Tochter. Der Herzog schrieb: »Die Tatsache, dass dieses Kind kein Sohn, sondern eine Tochter ist, veranlasst mich zu der Erklärung, dass ich Empfindlichkeiten deswegen nicht teile. Ich bin der Überzeugung, dass die Ratschlüsse der Vorsehung immer die weisesten und besten sind.«

Leider sollte der Herzog nie erfahren, ob ihm das Vaterland dankbar war oder nicht. Der Regent war nämlich erzürnt, dass ihm, so bald nach Prinzessin Charlottes Tod, seine Unfähigkeit, einen Thronerben zu liefern, vor Augen gehalten wurde. Wütend über die eitle Genugtuung seines Bruders, verbot er jede öffentliche Kundgebung. Bei der Taufe, die am 24. Juni im großen Saal des Kensington-Palastes stattfand, spielte er die Rolle der bösen Fee. Durch seine prunkvolle Kleidung und sein auffälliges Benehmen überstrahlte er das goldene Taufbecken, das aus dem Königsschatz im Tower herbeigeschafft worden war; auch die roten Samtvorhänge, die man eigens aus dem Ausland hatte kommen lassen, kamen neben ihm nicht zur Geltung. Man konnte aber sehen, dass er sich über irgendetwas ärgerte. Die Augen, mit denen er seinen Bruder und seine Schwägerin anstarrte, schienen mehr als sonst vorzuquellen, die Tränensäcke waren dicker und röter denn je – ein untrügliches Zeichen! Er hatte bereits ohne Rücksicht auf die Eltern angekündigt, dass auch Zar Alexander von Russland Pate sein werde, und erschien bei der Taufe in der festen Absicht, den Herzog auf jede erdenkliche Weise zu ärgern. Als der Erzbischof von Canterbury fragte, welchen Namen das Kind erhalten solle, antwortete der Regent: »Alexandrina«, worauf der Herzog schleunigst erwiderte, dass ein Name keineswegs ausreiche. Der Regent pflichtete ihm milde bei und setzte hinzu: »Georgina«: »Oder Elisabeth«, meinte der Herzog, wobei er an ein bestimmtes Zeitalter dachte. Das ging zu weit! Das Gesicht des Regenten sah unheildrohend aus. Wollte man auf diese dreiste Art etwa auf die Zukunft des Kindes anspielen? Es entstand eine peinliche Pause, dann sagte der Regent: »Also schön, nennt sie nach ihrer Mutter! Aber zuerst kommt Alexandrina!«

Der Zwischenfall war vorüber, nicht aber der Verdruss für den Herzog, denn der Prinzregent übersah weiterhin seine Ansprüche auf die Dankbarkeit des englischen Volkes. Das zeigte sich schließlich so deutlich, dass der fürsorgliche Prinz Leopold sich erbot, seiner Schwester, ihrem Gatten und ihren Kindern das Geld für die Rückreise nach Amorbach zur Verfügung zu stellen. Aber der Herzog wies dieses Anerbieten mit Entschiedenheit zurück. Seine Tochter war jetzt, nachdem das Kind der Herzogin von Clarence einige Stunden nach der Geburt gestorben war, die Thronerbin von England und sollte unter allen Umständen bis zu ihrer Entwöhnung in England bleiben. Er deutete an, dass sich die Familie dann voraussichtlich nach Deutschland zurückziehen würde, falls man bis dahin nicht mehr Verständnis für ihre Dienste aufbrächte.

Unterdessen erwartete fernab im gelben Schloss zu Rosenau, am Fuße der dunklen Tannenberge des Thüringer Waldes, die junge Herzogin von Sachsen-Coburg die Geburt eines Kindes. Wie friedlich und feierlich doch alles in dem lieblichen Augustlicht aussah, dachte die Herzogin. Sie blickte durch die blumenumrankten Fenster ihres Zimmers mit den nachgeahmten Empiremöbeln auf die von der späten Nachmittagssonne beglänzten Buchen, Rüstern und Eichen, sie sah den klaren Wasserfall und den Fluss, die Gärten mit üppigen Rosen, die stillen Felder und die gravitätischen Störche. Die Herzogin-Witwe schrieb an ihre Tochter in England: »Luise hat hier viel mehr Bequemlichkeit für ihre Niederkunft als in Coburg. Die Stille in diesem Hause, die nur vom Plätschern des Wassers unterbrochen wird, ist so wohltuend …, keiner hatte daran gedacht, wie laut es im Coburger Schloss ist, wie die Kinder dort schreien und die Wagen durch die Straßen rattern.«

Am 26. August 1819, um 6 Uhr früh, erblickte ein kleiner Junge »mit fröhlichen Augen« das Licht der Welt, und sieben Wochen später schrieb die Herzogin an ihre beste Freundin, Augusta von Studnitz, die Tochter des Präsidenten von Studnitz in Gotha: »Du solltest ihn nur einmal sehen! Er ist wie ein Engel, mit blauen Augen, einer schönen Nase, einem kleinen Mund und Grübchen in den Wangen. Er ist freundlich, lacht immerzu und ist schon so groß, dass ihm ein Mützchen, das Ernst mit drei Monaten trug, zu klein ist, und dabei ist er erst sieben Wochen alt.«

In ihrer Freude rief die alte Herzogin: »Er ist das Seitenstück zu seiner niedlichen Kusine!«

Die Zeit verging, während es in England für den Herzog und die Herzogin von Kent immer unerträglicher wurde. Anfang Dezember fand der Herzog, dass es klüger sei, mit seiner kleinen Familie nach Sidmouth in ein gemietetes Haus zu übersiedeln, damit »die Herzogin warme Seebäder nehmen und unser Kind die Seeluft genießen kann«. Außerdem aber – doch darüber schwieg er sich aus –, weil er sich den Blicken seiner Gläubiger entziehen wollte. Er selber hatte, so erklärte er, die Seeluft nicht nötig. Er fühlte sich so gesund, dass er von seinen Brüdern immer sagte: »Die überlebe ich alle. Die Krone wird mir und meinen Kindern zufallen.«

Das neue Jahr brach an, und der Herzog, der von jeher abergläubisch gewesen war, entsann sich einer anderen Weissagung der Zigeuner: dass nämlich im Jahre 1820 zwei Mitglieder der königlichen Familie sterben würden. Nun ja, der König war ein verlorener Mann; die Herzogin von York war schwerkrank, und seine Brüder hatten ein äußerst zügelloses Leben geführt. »Ich überlebe sie alle!« wiederholte er. An einem milden, trügerisch warmen und feuchten Januartage erstieg er Peak's Hill und genoß von oben die Aussicht. Seenebel stiegen auf, hüllten ihn ganz ein und legten sich ihm schwer auf die Brust. Konnte man von einem so überströmend lebensvollen und robusten Mann erwarten, dass er eine Erkältung ernst nehme? Der Herzog war dazu viel zu ungeduldig, die Erkältung wurde nicht beachtet und griff auf die Lunge über. Nun lag er in dem gemieteten Hause auf dem Sterbebett, und das unregelmäßige Ticken der Uhr in seiner Brust wurde immer schwächer. Prinz Leopold und sein treuer Freund, der junge Doktor Stockmar, waren an sein Krankenlager geeilt. Der Prinzregent schickte Scharen von Ärzten und Boten. Aber alles war vergebens. Alles war jetzt trübe und kalt wie der Seenebel. Nichts außer dem Uhrwerk in seiner Brust war dem Herzog von Kent wichtig, dies und der Wunsch, nicht vergessen zu werden »Vergiss mich nicht!« murmelte er, »Gott sei meiner Frau und meinem Kinde gnädig und vergebe mir meine Sünden!«

Im Laufe der Nacht verlor er das Bewusstsein. Beim Morgengrauen war der seltsame Mischling zweier Jahrhunderte tot. In ihm hatten sich warme Zärtlichkeit und kalte Selbstsucht, strenge Zucht, natürliche Hilfsbereitschaft, Fürsorge für die Armen, Sichgehenlassen, Selbstgerechtigkeit, Heuchelei und ein weiter Blick vereinigt.

Prinz Leopold bezahlte die Beerdigungskosten und den Umzug seiner verwitweten Schwester und seiner kleinen Nichte in den Kensington-Palast.