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WICHTIGE HINWEISE

Die Informationen und Empfehlungen in diesem Buch beziehen sich auf gesunde, normal entwickelte und charakterlich einwandfreie Hunde. Bei Hunden aus dem Tierheim können Pfleger und Tierheimleitung oft Auskunft über die Vorgeschichte des Vierbeiners geben. Trotz aller Sorgfalt und Genauigkeit können aber weder Verlag noch Autorin Garantien oder Haftungen für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden übernehmen, die durch die Anwendung der vermittelten Sachverhalte und Methoden entstehen könnten. Für jeden Hund ist ein ausreichender Versicherungsschutz zu empfehlen.

ADRESSEN UND LITERATUR

ADRESSEN

Verband für das Deutsche Hundewesen e. V. (VDH), Westfalendamm 174, 44141 Dortmund, www.vdh.de

Österreichischer Kynologenverband (ÖKV), Siegried-Marcus-Str. 7, A-2362 Biedermannsdorf, www.oekv.at

Schweizerische Kynologische Gesell-schaft (SKG/SCS), Brunnmattstr. 24, CH-3007 Bern, www.skg.ch

Deutscher Tierschutzbund e. V., In der Raste 10, 53115 Bonn, www.tierschutzbund.de

Österreichischer Tierschutzverein, erlagasse 36, A-1210 Wien, www.tierschutzverein.at

Schweizer Tierschutz (STS), Dornacherstr. 101, CH-4008 Basel, www.tierschutz.com

Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater e. V. (BHV), Auf der Lind 3, 65529 Waldems-Esch, www.hundeschule.de

LITERATUR

Arce, José: Meine 5 Geheimnisse für eine glückliche Mensch-Hund-Beziehung. Gräfe und Unzer Verlag, München

Hegewald-Kawich, Horst: Hunderassen von A bis Z. Gräfe und Unzer Verlag

Lenzen, Dirk/Brück, Sebastian: Wenn Hunde sprechen könnten und Menschen richtig zuhören. Gräfe und Unzer Verlag, München

→ Ruge, Nina/Bloch, Günther: Was fühlt mein Hund? Was denkt mein Hund? Gräfe und Unzer Verlag, München

Schlegl-Kofler, Katharina: So einfach geht Hundeerziehung. Gräfe und Unzer Verlag, München

→ Von der Leyen, Katharina: Angeleint! Gräfe und Unzer Verlag, München

ADRESSEN IM INTERNET

www.freud-und-hund.at

Hundetrainings und Coachings mit Alexandra Wischall-Wagner, Ausbildung von Therapiebegleit- und Assistenzhunden, Ernährungsberatung

www.hunde.com
Infos rund um den Hund

www.relaxopet.com
Beruhigung und Entspannung

www.adaptil.com/de
Entspannung für den Hund

www.gulahund.de
Gelbe Schleife für mehr Abstand

www.hundeadressen.de
Entspannung für den Hund, Infos zu Sport, Erziehung, Ausbildung

www.hundewelt.at
Alles Wissenswerte über Rassehunde

www.stadthunde.com
Community rund um den Hund für zahlreiche Großstädte

www.spass-mit-hund.de
Mit vielen Ideen rund ums Spiel

www.tierklinik.de
Informationsportal zur Tiermedizin, Erste Hilfe, Notdienstadressen u. v. m.

www.giftpflanzen.ch, www.botanikus.de
Informationen zu giftigen Pflanzen

QUELLENNACHWEIS

Bekoff, M./Horowitz, A. C.: Naturalizing anthropomorphism: Behavioral prompts to our humanizing of animals.

Anthrozoös, UK

Berridge, K. C.: Evolving Concepts of Emotion and Motivation. Frontiers in Psychology, USA

Birkenbihl, V. F.: Denk-Strategien. Dolby. Crest Movies. DVD

Csíkszentmihályi, M.: Flow. Das Geheimnis des Glücks. Nachfolger GmbH. Stuttgart

Del Amo, C./Theby, V.: Handbuch für Hundetrainer. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart

DiClemente, C.C. et al: The process of smoking cessation: an analysis of precontemplation, contemplation, and preparation stages of change. Journal of Consulting and Clinical Psychology

Duranton, G.: The perception of dogs behavioural synchronization with their owners depends partially on expertise in behaviour. Elsevier, Niederlande

Johnson, D. W./Johnson, F. P.: Joining together. Upper Saddle River. NJ

Johnson, D. W./Johnson, F. P.: Cooperation and Competition. Interactions. Book Company, Edina.

Keller, S. (Hrsg.): Motivation zur Verhaltensänderung. Das Transtheoretische Modell in Forschung und Praxis. Lambertus Verlag, Freiburg

König, O./Schattenhofer, K.: Einführung in die Gruppendynamik. Carl Auer Verlag, Heidelberg

Lang, K. C.: Outdoor motivation moderates the effects of accessibility on mobility in old age. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. Springer Verlag, Schweiz

Leitz, I.: Motivation durch Beziehung. Springer Verlag, Schweiz

Maslow, A.: Motivation und Persönlichkeit. Rowohlt Verlag, Reinbek

Maslow, A.: A Theory of Human Motivation. www.bnpublishing.com

McClelland, D./Burnham, D. H.: Power is the great motivator. Harvard Business review

Palagi, E./Nicotra, V./Cordoni, G.: Rapid mimicry and emotional contagion in domestic dogs. The Royal Society, UK

Protopopova, A./Wynne, C.: Improving in-kennel presentation of shelter dogs through response-dependent and response-independent treat delivery. Journal of Applied Bahavior, Analysis

Protopopova, A./Wynne, C.: Judging a shelter dog by its cover: Morphology but not training influences visitor behavior towards kenneled dogs. Anthrozoös, UK

Reiss, S: Multifaceted Nature of Intrinsic Motivation: The Theory of 16 Basic Desires. Review of General Psychology , APA. USA

Rheinberg, F./Vollmeyer, R.: Motivation. Kohlhammer Verlag, Stuttgart

Rugaas, T.: Calming signals. animal learn Verlag, Bernau

Rugaas, T.: On Talking Terms with Dogs. Dogwise, US

Schneider, H. J./Klaus, H. (Hrsg.): Mensch und Arbeit. Symposion Verlag, Düsseldorf

Seligman, M. E. P./Zimbardo, P.: Psychologie. Pearson Studium. München

Seligman, M. E. P: Erlernte Hilflosigkeit. Urban & Schwarzenberg, München/ Wien/ Baltimore

Wechsung, S.: Mensch und Hund. Beziehungsqualität und Beziehungsverhalten. Roderer Verlag, Regensburg

DANK

Mein Dank gilt an erster Stelle den Redaktions-Mitarbeiterinnen des Verlages, die viel Geduld bewiesen haben. Ebenso meiner Familie, die mir, wie immer, nervlich beigestanden hat, den Freunden Gabriele Hasmann, Dr. Carina Kriegl und Conny Blauensteiner sowie den Hunden Cleo, Linus, Zoe und Henry, die mich immer wieder zu neuen Ideen animieren.

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VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

in jeder Situation ruhig und gelassen zu bleiben, nachhaltig glücklich und zufrieden zu sein – wer wünscht sich das nicht?

Oft bringt der Alltag jedoch, trotz vieler schöner Momente, eine Menge Stress mit sich – für Sie und Ihren Hund.

Leider neigen die meisten Hundehalter dazu, erst dann etwas zu unternehmen, wenn Probleme aus dem Ruder laufen. Hat der Hund gebissen oder weist deutliche Krankheitsanzeichen auf, werden Tierärzte und Hundetrainer konsultiert, die es dann rasch richten sollen. Doch so weit sollten Sie es nicht kommen lassen.

Heute weiß man, dass weitaus mehr zur körperlichen und geistigen Gesundheit und zum Glücklichsein gehört als nur das Fehlen von Krankheiten. Ein gesunder Lebensstil und die Fähigkeit, Stress gut zu bewältigen, sind die Basis für ein glückliches Leben. Die gute Nachricht: Glücklichsein kann man lernen.

In diesem Ratgeber erhalten Sie neben wertvollen Informationen zur Stressverarbeitung bei Mensch und Hund auch Tipps und Tricks aus den Bereichen Entspannungstraining, Mentalcoaching und Teambuilding.
Sie bekommen einen prall gefüllten Werkzeugkoffer mit Entspannungsübungen für zwischendurch – oder wann immer Sie dazu bereit sind. Diese Übungen können Sie beispielsweise gemütlich nach Feierabend, während eines Spaziergangs mit dem Hund oder auch in der U-Bahn prima trainieren.
Viel Freude beim Entspannen!

 

Alexandra Wischall-Wagner

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ENTSPANNUNG IST LEBENSWICHTIG

Stress begegnet uns im Alltag überall und jederzeit. Das gilt für den Menschen ebenso wie für seinen geliebten Vierbeiner.
Sorgen wir also gemeinsam für die größtmögliche Entspannung auf beiden Seiten.

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SCHULDKOMPLEXE ABBAUEN

Hunde sind heute weitaus mehr als nur Freizeitpartner. Sie übernehmen heroische Aufgaben, wie blinde Menschen zu geleiten oder totkranken Kindern ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Sie werden als Helden gefeiert, solange sie gut funktionieren ...

Der gemeine Canis lupus familiaris – im Allgemeinen »Hund« genannt – ist allerdings eher ein Tier, das am Gartenzaun kläfft, friedliche Passanten anspringt und ableckt, die Wurst vom Brot klaut oder die wertvolle Einrichtung im Urlaubsdomizil zerlegt. Und wer ist schuld? Sie natürlich! Ihr Hund ist hyperaktiv? Ganz klar, es liegt an Ihrer eigenen inneren Unruhe. Ihr Hund hat Probleme mit Artgenossen? Wahrscheinlich sind Sie auch nicht gerade der verträglichste Zeitgenosse. Ihr Hund ist ängstlich? Ziemlich sicher sind Sie getrieben von Zweifeln und unbewussten Traumata. Wie auch immer, Sie sollten das laut Wissenschaftlern und Hundetrainern schleunigst ändern. Die Frage ist nur, wie.

Frust und Anspannung sind häufige Begleiter von Hundehaltern. Auch wenn es Ihnen schon sehr gut gelingt, im Gleichgewicht zu bleiben, gibt es vielleicht trotzdem Situationen, in denen Sie am liebsten laut schreien wollen. Ein Blick zu Ihrem Hund lässt den Wunsch meist im Keim ersticken, denn Sie haben ja gelernt, sich zu mäßigen. Dem Tier zuliebe. Auch die bekannte These »Zeige mir deinen Hund, und ich sage dir, wer du bist« beruhigt hier nur wenig und wird eine harmonische, verständnisvolle Beziehung zum eigenen Tier nicht unbedingt fördern. Doch die Annahme, das Befinden Ihres Vierbeiners hänge mit dem Ihrigen zusammen, ist nicht aus der Luft gegriffen. Studien von Wiener Verhaltensbiologen belegen, dass Hunde in der Lage sind, emotionale Informationen ihrer Halter aufzunehmen und sich diesen anzupassen.

Auch Belege über die optische Ähnlichkeit von »Herr und Gescherr« sind hinlänglich bekannt und weit über die amerikanischen Grenzen hinaus erforscht. Gleich und Gleich gesellt sich eben gern.

Schon erstaunlich, was unsere Hunde alles auf sich nehmen, um sich an unser Leben anzugleichen. Darum haben sie es ebenso verdient, von ihren Menschen gesehen und wahrgenommen zu werden. Als Individuen mit auch der einen oder anderen Eigenschaft, die vielleicht nicht so zu Ihnen passt oder momentan in der Gesellschaft nicht als heroisch gefeiert wird. Was Sie wissen sollten, ist, dass niemand schuld ist: weder Sie noch Ihr »unfolgsamer« Hund, der Sie spiegelt.

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Der Vierbeiner läuft ganz entspannt an lockerer Leine. So macht der gemeinsame Spaziergang Spaß.

SPANNUNG RAUSNEHMEN

Entspannung geht mit wachem Verhalten einher und spielt sich sowohl auf der gefühlsbezogenen (emotionalen) als auch auf der verstandsbezogenen (kognitiven) Ebene ab.

Erstrebenswert sind angenehme Gefühle wie etwa Gelassenheit oder »An-nichts-mehr-denken-Müssen«. Entspannung wird häufig auch mit Gesundheitserhaltung, Wellness und dem simplen Glücklichsein verbunden. Die Muskeln lockern sich, der Atemablauf wird ruhiger und tiefer, es wird mehr Sauerstoff aufgenommen, die Hauttemperatur steigt, und es tritt ein Gefühl des Ausgeruhtseins ein. Nebenbei – und dieser Punkt ist für das Zusammenleben mit Ihrem Hund besonders wichtig – erhöhen sich die Wahrnehmungsschwellen, und Sie können sich mehr auf innere Prozesse konzentrieren (→ Wissen extra, >). Sind Sie entspannt und ausgeruht, werden Sie kleine, tägliche Ärgernisse seltener aus der Bahn werfen, als wenn Ihr Nervensystem nur so vor sich hin brodelt.

Wenn »das Fass überläuft«

Vielleicht kennen Sie das Prinzip des »Tüpfelchens auf dem i«. Lange Zeit wird einiges geduldet, doch in einem ganz bestimmten Moment und eventuell sogar bei einer Kleinigkeit platzt dann der Kragen. Oftmals trifft die gesamte geballte Energie dann ein Individuum, das in dem Moment einfach da ist, aber eigentlich gar nichts dafür kann. So ein Individuum könnte zum Beispiel Ihr Hund sein. Nachdem dieser aber im Hier und Jetzt lebt, wird er Ihren Wutausbruch bestimmt nicht verstehen, Sie verständnislos mit großen Kulleraugen ansehen und dazu verlegen mit dem Schwanz wedeln. Dieses Verhalten löst höchstwahrscheinlich bei Ihnen wiederum ein Schuldgefühl aus, und der Kreislauf beginnt von Neuem. Sie entschuldigen sich bei Ihrem Tier und schieben die Schuldgefühle ein weiteres Mal in den Vorratskoffer für miese Laune.

Es ist wichtig, körperliche wie seelische Verspannungen regelmäßig abzubauen. Für Mensch und Hund gilt gleichermaßen, dass Seele, Körper und Geist passiv, aber auch aktiv aufgetankt werden sollten. Während Musik hören, sich massieren lassen, ein Nickerchen machen (Powernapping) und Sonne tanken der passiven Entspannung zugezählt werden, sind Sport treiben, bewusst lächeln oder meditieren aktive Formen der Entspannung.

IMG Übung für Sie und Ihren Hund

MUSKELPOWER

Beobachten Sie während eines Spaziergangs genau, wo überall Spannung im Sinne einer Verkrampfung bei Ihnen und Ihrem Hund liegt. Welche Körperteile aktivieren Sie besonders? Ist vielleicht die Leine gespannt? Und wenn ja, in welchen Situationen? Beißen Sie häufig die Zähne während des Spaziergangs zusammen? Wann scheint Ihr Hund sich zu versteifen, und an welchen Körperpartien sehen Sie dies? Jetzt geht es darum, ganz bewusst zu entspannen. Halten Sie zum Beispiel vor jeder Ecke den Atem an, weil Sie nicht wissen, wer Ihnen entgegenkommen könnte? Versuchen Sie beim nächsten Spaziergang, diese Körperstellen ganz bewusst zu entspannen. Atmen Sie vor Ecken tief aus und lassen Sie die Leine ein wenig lockerer. Mit etwas Übung werden Sie erkennen, dass auch Ihr Hund ruhiger läuft.

Entspannung durch Schlaf

Entspannungszustände sind nicht mit Schlafphasen gleichzusetzen. Wenngleich Schlaf selbstverständlich auch eine sehr elementare Funktion für das Wohlgefühl von Mensch und Hund darstellt. Während Hunde einen 24-Stunden-Tag mit mindestens 18 Stunden Schlaf verbringen sollten, um fit zu bleiben, reichen den meisten Menschen schon gute acht Stunden. Was in der vorletzten Generation noch Usus war und Kindern empfohlen wurde, ist für die leistungsmotivierten Erwachsenen heute längst nicht mehr schick. Der Mittagsschlaf scheint keinen Stellenwert mehr zu haben. Dabei belegen Studien – unter anderem die der NASA, dass die Aufmerksamkeit bei Piloten durch ein kleines Nickerchen, Powernapping genannt, um bis zu 100 Prozent gesteigert werden kann – natürlich nicht während des Fluges, sondern davor oder danach. Somit wäre auch belegt, was Hunde täglich vorleben. Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 sind die häufigsten Gründe für schlechten Schlaf beim Menschen Stress im Job, gefolgt von privaten und gesundheitlichen Problemen. Jeder fünfte Befragte der unter 30-Jährigen gab das Handy als Störquelle im Schlafzimmer an. Sicher ist, dass ein Schläfchen zwischendurch die Leistungsfähigkeit steigert, den Appetit zügelt, gegen Herzkrankheiten schützt, gute Laune macht und Erschöpfungszuständen vorbeugt.

IMG Tipp für Sie und Ihren Hund

POWERNAPPING

Das kurze Schläfchen zwischendurch, das Powernapping, will gelernt sein! Stellen Sie ungefähr fünf Minuten alles zusammen, was Sie für das Schläfchen brauchen. Bereiten Sie das Sofa vor und für Ihren Hund sein Kuschelkissen. Machen Sie leise Musik an und stellen Sie den Wecker auf zwanzig Minuten. Nach dem Schläfchen ist es wichtig, den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Bewegen Sie Arme und Beine, trinken Sie ein Glas Zitronensaft und gehen Sie dann kurz an die Luft.

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Gemeinsam »powernappen«. Das kurze Schläfchen zwischendurch lädt den Energietank auf.

UMWELTREIZE VERARBEITEN

Heute weiß man geanu, dass eine Stressreaktion ihren Höhepunkt nach 10 bis15 Minuten erreicht. Die Ausschüttung der Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol erreicht nach dieser Zeit ihren Höhepunkt. Die sogenannte Amygdala im Gehirn entscheidet darüber, ob man sich der Stresssituation stellt und »kämpft« oder besser vor ihr flüchtet. Je häufiger eine Stresssituation durchlaufen wird, desto mehr beschleunigt sich der Ablauf der Entscheidung.

Das Gehirn im Alarmmodus

Auch wenn Sie vielleicht nicht gerade zu den sportbegeisterten Menschen auf diesem Planeten zählen, sollten Sie wissen, dass Sie eines permanent trainieren: Ihr Gehirn. Hauptsächlich dann, wenn Emotionen mit im Spiel sind.

So wird jemand, der Angst vor Spinnen hat, jeden Raum erst gründlich nach möglichen Achtbeinern »abscannen«, bevor er sich beruhigt niederlässt. Eine Person, die mit einem Hund unterwegs ist, der sich gern einmal bellend in die Leine wirft, wird die Umgebung wahrscheinlich nonstop nach möglichen Kläff-Auslösern absuchen.

Das Gehirn ist damit fast ständig im Alarmmodus und lernt, noch schneller bereit zu sein, um im Notfall Mensch und Tier rascher angreifen oder flüchten zu lassen.

Heute wird der Mensch nicht mehr von Säbelzahntigern angegriffen oder der Stammesrivale lauert vielleicht mit der Keule um die Ecke – und so hat sich das Gehirn des modernen Menschen im Lauf der Zeit vielseitige andere Notfallsignale zugelegt.

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»Es ist nicht so wichtig für unseren Hund, was wir über ihn denken, sondern was er von uns hält.«

VERFASSER UNBEKANNT

Verzögerte Reaktion

Eine Stressreaktion erreicht ihren Höhepunkt erst 10 bis 15 Minuten nach einem Vorfall. Das erklärt auch, warum einigen Menschen oder Hunden oft völlig unerwartet und scheinbar grundlos der Kragen platzt. Warum hat der Dackel Heinzi jetzt das Kind angeknurrt, obwohl gar nichts vorgefallen ist? Während sich die Familie noch voller Ratlosigkeit anblickt, wird die Reaktion klarer, wenn man von den vorangegangenen Ereignissen weiß: Vielleicht ist jemand Heinzi zuvor in der U-Bahn auf die Pfote getreten, oder er wurde durch die überfüllten Wartestationen geschleift und dabei mit Lärm und allen nur erdenklichen Gerüchen konfrontiert. Wichtig zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass der Körper eines Hundes weitere 0,5 bis 6 Tage benötigt, um wieder zum hormonellen Normalniveau zurückzufinden. Wird Heinzi also am Tag nach der unschönen U-Bahn-Erfahrung zum Tierarzt gezerrt und später auf eine laute Party mitgenommen, bleibt er weiterhin gestresst. Steht vier Tage später wieder ein negativ aufregendes Erlebnis an, ist es nicht verwunderlich, dass Heinzi nie wirklich entspannt. Zu all der Aufregung kann noch hinzukommen, dass Heinzis Wunsch nach mehr Ruhe und Distanz nicht berücksichtigt wird. Zeigt er etwa durch häufiges Kopfabwenden, Blinzeln, Naselecken oder Gähnen an, dass er jetzt nicht angefasst werden möchte, ist dieser Bitte unbedingt Folge zu leisten. Wird dies nicht respektiert, kann es vorkommen, dass Heinzi mit Knurren, Bellen oder Schnappen reagiert, denn manchmal äußern sich solche langen Episoden durch plötzlich auftretende Angst oder Aggression. Auch das Auftreten von Allergien oder allgemeiner Infektanfälligkeit ist keine Seltenheit. Wissenschaftler sind sich einig, dass länger anhaltender Stress das Immunsystem schwächt.

Wissen extra

STIMMUNGSRAUM

Glücklichsein kann man lernen! Dazu haben die beiden österreichischen Glücksforscherinnen H.-M. Smolka und K. Turecek ein »Modell des Stimmungsraums« entwickelt, das vier grundlegende Emotionsbereiche umfasst: Turbo, Muße, Jammertal und Wut. Ziel ist es, Menschen ihre Verhaltensmuster bewusst zu machen und, noch bevor es zu Spätfolgen wie Depression oder Burn-out kommt, selber aktiv und positiv gegenzusteuern Richtung Glück.
Wichtig dabei ist zu erkennen, zu welchem Emotionscharakter Sie gehören. Sind Sie hoch aktiviert und negativer Stimmung, wird Sie das wütend machen. Viel gejammert wird, wenn Sie wenig aufgeregt und schlechter Stimmung sind. Den Turbo können Sie zünden, sind Stimmung und Aktivierung im Hoch, während Zeit für die wundervolle Muße bleibt, wenn die Laune gut und die Aktivierung niedrig ist.

Wie bin ich heute drauf?

Diese einfache Frage ist nicht immer leicht zu beantworten, doch anhand von Modellen und dazugehörigen Selbsttests kann veranschaulicht werden, was Sie für ein Emotionscharakter sind und zu welchen Gefühlen Sie im Alltag neigen (→ Wissen extra, >