MOONLIGHT
WOLVES

DAS GEHEIMNIS DER SCHATTENWÖLFE

CHARLY ART

KOSMOS

Umschlaggestaltung: Carolin Liepins, München unter Verwendung von Motiven von Kompaniets Taras/shutterstock, Anna Chelnokova/shutterstock, one AND only/shutterstock, Ant_art/shutterstock, prapann/shutterstock, mrjo/shutterstock

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© 2019, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

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ISBN 978-3-440-16675-8

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Prolog

»Bleibt zusammen!«, heulte ein riesiger grauer Wolf verbissen. Das Wolfsrudel hatte große Mühe, mit seinem Anführer Schritt zu halten. Das Gebirge, das es bei einem taifunartigen Wind überquerte, bot keinen Schutz und keine Beute.

»Rex!«, jaulte eine schöne schneeweiße Wölfin mit blauen Augen. »Sie brauchen eine Pause, willst du sie umbringen?« Sie nickte zu fünf kleinen Welpen, die ihr im Gänsemarsch folgten, vom Sturm jedoch fast weggeweht wurden. Das flauschige Fell der Jungen kräuselte sich im Wind, ihre kleinen Beine zitterten und sie schwankten auf ihren Pfoten, während sie dennoch tapfer versuchten, ihrer Mutter nachzulaufen. Sie waren erst eineinhalb Mondwechsel alt und damit die jüngsten des Rudels.

Rex bedachte seine Welpen mit einem warmen Blick, bevor er mit tiefer Stimme antwortete: »Die Höhle ist auf dem Gipfel, haltet durch!« Er wandte sich ab und stapfte weiter, wohl wissend, dass ihm der Rest seines Rudels folgen würde.

Die Pfoten der Wölfe fanden kaum Halt auf den glatten Felsen, und sie kamen nur langsam voran. Doch nach einer endlos scheinenden Zeit hatten sie es geschafft.

Die Höhle war groß und bot Schutz vor dem eiskalten Wind. Sie war überall mit kleinen Moosnestern ausgekleidet, die die Schlafplätze des Rudels bildeten. In der hintersten Ecke lag die weiße Wölfin und säugte ihre Jungen. Die drängten sich ungeduldig vor Durst und kraftlos zugleich an die Zitzen der Weißen und versuchten, sich gegenseitig die Milch streitig zu machen. Das größte von ihnen, ein graues Junges, hatte dabei am meisten Erfolg; drei seiner Geschwister, die alle das helle Fell ihrer Mutter geerbt hatten, hatte es bereits an die andere Seite des Bauches verdrängt. Ein weiteres Junges, ebenfalls grau, jedoch das schmächtigste der fünf, lag zitternd vor Kraftlosigkeit und Kälte da und beachtete die Machenschaften seines Bruders nicht weiter.

Die Wölfin blickte auf, sie musterten den groß gebauten Wolf einen Herzschlag, bevor sie antwortete: »Es geht ihnen gut, zum Glück. Ich mache mir nur Sorgen um Tamani.« Mit der Schnauze deutete sie auf das kleine graue Junge und schob es sanft näher an ihren Bauch, damit es auch endlich etwas trank. »Er ist so klein und zerbrechlich, wie soll er die Reise nur überleben?«, fuhr die besorgte Mutter fort und wandte sich wieder dem Alphawolf zu.

Rex’ Ausdruck war voller Liebe, als er zurücksah, und seine Ohren zuckten beruhigend. »Ach, Tara«, sagte er sanft, beugte sich vor und leckte ihr behutsam übers Ohr. »Er wird es schaffen, so wie jeder Welpe des Eisrudels!« Der Graue nickte zuversichtlich, während er vortrat, sich neben seine Gefährtin ins Moosnest sinken ließ und seinen dichten Pelz an ihr Fell presste. »Mach dir keine Sorgen!« Der Alphawolf schloss die Augen und legte seinen Kopf dabei auf Taras Schulterblätter. »Hoffentlich hast du recht«, murmelte die Weiße. Nun legte auch sie den Kopf auf ihre Pfoten. Sie sah noch ein letztes Mal besorgt auf ihre Jungen, dann schlief sie ein.

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1. Kapitel

»Na los, kommt schon, seid nicht so langweilig!«, rief Kora, die kleine schneeweiße Wölfin mit den blauen Augen, die das exakte Ebenbild ihrer Mutter war. Drei Mondwechsel nach der Wanderung zum Gebirge waren die fünf Welpen des Eisrudels, Kora, Tamani und ihre Brüder Talon, Ravi und Palamino viel größer und stärker geworden, doch Tamani war noch immer der schmächtigste von ihnen. Kora, die kleine, aufgeweckte und immer fröhliche junge Wölfin, war dem Rudel ein Stück vorausgerannt, die anderen Welpen folgten ihr mit großem Abstand. Der, der am nächsten bei ihr war, war Tamani. Lachend preschte er zu seiner Schwester, bis er auf dem Gipfel des Felshügels neben ihr stehen blieb. Er musterte die Umgebung und riss seine blaugrauen Augen vor Erstaunen weit auf. So etwas, wie das, was dort unten, in einiger Entfernung hell schimmernd vor ihm lag, hatte er noch nie gesehen! Es erinnerte ihn an einen See, aber welcher See war so gewaltig, dass er mindestens so groß wie das Revier des Eisrudels war? Er hörte, wie sein Vater Rex hinter ihm erklärte, dass dies ›das Meer‹ genannt wurde.

Seine Schwester hatte sich neben ihm schneller aus ihrer Starre gelöst und jaulte mit piepsiger Welpenstimme: »Wer als Erstes am Wasser ist, hat gewonnen!« Schon stürmte sie los und ließ Tamani in einer Schneewolke zurück.

»Na warte«, zischte er und kniff ehrgeizig die Augen zusammen. »Ich kriege dich!« Er wollte ihr gerade nachsetzten, als ihn eine strenge Stimme in der Bewegung stoppte.

»Halt!« Tamani wandte sich erschrocken um und sah seinen Vater Rex, das Gesicht vor Anspannung verzogen. »Das Blutrudel ist hier. Ich kann es riechen.«

Auch die anderen Welpen waren bei den Worten ihres Vaters sofort stehen geblieben und scharten sich nun, die Luft gierig einsaugend, um den Grauen. Trotz der Anspannung zuckten die Ohren des Alphawolfes amüsiert, als er die Jungen betrachtete. »Riecht ihr das?«, fragte er und seine Stimme hatte die Härte der Strenge verloren.

Der größere graue Welpe, der neben Tamani saß, reckte sofort den Kopf in die Höhe und verkündete stolz: »Du meinst diesen schrecklichen Gestank?«

Rex bedachte seinen Sohn mit einem ruhigen Blick, bevor er trocken antwortete: »Genau.«

Tamani musterte seinen Bruder unauffällig und wie immer verspürte er stechende Eifersucht. Talon war der Erstgeborene, der größte und stärkste der Welpen, und deshalb war er der Leitwelpe. Mit seinen Ansätzen von Muskeln und breiten Schultern sah er ja auch wirklich fast so aus wie sein Vater, nur eben als Welpe.

Rex ließ seinen Blick einmal über seine Jungen schweifen, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, und erklärte dann mit dem ruhigen Ton eines Anführers: »Das ist der Geruch des Blutrudels. Ihr werdet es heute kennenlernen, denn seine Welpen werden gemeinsam mit euch auf der Scholle zum Wächtergebirge reisen.«

Tamani stutzte und seine Ohren zuckten verwirrt. »Was für eine Scholle und welche Reise?«, platzte es aus ihm heraus.

Sein Vater blickte ihn aus blaugrauen Augen an, wartete aber, ob statt ihm eines seiner Jungen die Antwort geben konnte.

»Wie alle Welpen des großen Fjords müssen wir zum Wächtergebirge reisen. Dort wartet dann die Ausbildung zu einem richtigen Rudelwolf auf uns, die Wächter sind dabei unsere Ausbilder.«

Rex schmunzelte über den Eifer seiner Tochter Kora und zuckte gutmütig mit den Ohren. Da Kora sich stets voller Neugierde auf alles Unbekannte stürzte, hatte sie vermutlich bereits von den älteren Wölfen des Rudels von der Reise erfahren.

»Zu einem richtigen Eisrudelwolf werdet ihr erst in eurem zweiten Sonnenkreis, aber im Wächtergebirge werdet ihr die Grundlagen des Rudellebens erlernen.«

Kaum hatte er zu Ende gesprochen, merkte Tamani, wie sich die stählernen Muskeln seines Vaters strafften. Er folgte dem Blick des Alphawolfes zu einem Hügel, hinter dem sich, wie er nun sah, etwas hervorschob. Die Gestalten dunkler Wölfe, die einem riesenhaften Alphawolf folgten, der in der Größe sogar Rex überragen würde. Tamani spürte, wie sich seine Geschwister zusammendrängten, um nicht allein den Wölfen des fremden Rudels begegnen zu müssen. Tamani teilte ihre Aufregung und unwillkürlich stieg ein Knurren in seiner Kehle auf, das er bei Rex warnendem Blick jedoch sofort unterdrückte und beschämt seinen Kopf zu Boden wandte. Sein Vater war ebenfalls angespannt, doch er erwartete offenbar, dass seine Welpen dem konkurrierenden Rudel gutgesonnen entgegentraten.

Mittlerweile hatte sich auch der Rest des Eisrudels um Rex und seine Jungen versammelt, und Tara, die Alphawölfin, war neben ihren Gefährten getreten. Wie versteinert wartete das Rudel, bis die anderen Wölfe sich ihm näherten und schließlich vor ihm stehen blieben.

Tamani betrachtete das fremde Rudel interessiert. Er hatte noch nie Wölfe mit dieser Fellfarbe gesehen, dunkelgrau und schwarz, nur hinten in der Menge glaubte der Welpe einen hellen Pelz entdeckt zu haben. Ein merkwürdiges Gefühl beherrschte Tamani und erneut stieg ihm ein Knurren in die Kehle, das er jedoch sofort unterdrückte. Gespannt starrte er seinen Vater an, der nach vorne trat und dem riesigen schwarzen Alphawolf des Blutrudels als Begrüßung zunickte. Dieser entgegnete stumm den Gruß und trat dann wieder zurück zu seinem Rudel.

Die beiden Alphawölfe gaben ihren Rudeln einen Befehl, und als hätten sie das bereits erwartet, traten daraufhin alle Wölfe der Rudel vor, begrüßten einander und vermischten sich wie zu einem Rudel. Ein weiteres Zeichen und alle setzten sich in Bewegung.

In der Mitte der Menge liefen eingekesselt die Welpen des Eisrudels, an ihrer Spitze Talon mit erhobener Rute.

Tamani warf ihm einen neidischen Blick zu, versuchte seine Eifersucht zu unterdrücken und drängte seine Gedanken zu etwas anderem. Er spürte die Aufregung, die mit jedem Schritt in seinen Pfoten pulsierte, und er dachte an sein bevorstehendes Abenteuer. Plötzlich bemerkte Tamani, wie zwei Augen auf seinem Pelz brannten, und schon sprang eine hellgrau-weiße junge Wölfin, die in seinem Alter sein musste, neben ihn. Ihre smaragdgrünen Augen leuchteten warm.

»Sei gegrüßt! Ich bin Shira, der Leitwelpe des Blutrudels. Wie heißt du?«

Tamanis Ohren zuckten unwillkürlich verwundert, die Stimme der kleinen Wölfin klang so sanft und einfühlsam und irgendwie fürsorglich, wie er es von seinen Geschwistern nicht gewohnt war. Eine Wärme, die der Welpe noch nie gespürt hatte, kroch unter seinen Pelz und durchströmte ihn von der Rute bis zur Schnauze. Aufgewühlt von diesen Gefühlen antwortete er: »Tamani. Ich bin Tamani.«

Sofort plagten ihn Schuldgefühle. War es erlaubt sich in der Gegenwart eines konkurrierenden Wolfes so gut zu fühlen? Er verwarf den Gedanken. Bestimmt bewunderte jeder die selbstbewusste zukünftige Schülerin, die trotz ihrer für das Blutrudel ungewöhnlich hellen Fellfarbe der Leitwelpe ihres Rudels war. Das Aufjaulen der Wölfe vor ihm riss den Welpen aus seinen Gedanken.

»Oh nein! Sie ist gebrochen!«

Tamani sprang nach vorne, schob sich durch die Menge zu seinen Geschwistern und erblickte Kora, die entsetzt auf das schäumende Meer vor sich starrte. Es versetzte ihm einen Stich, als er in ihre vor Angst geweiteten Augen blickte. »Was ist los?«, fragte er.

»Die Eisscholle ist gebrochen!«, rief Kora entsetzt. »Zu früh! Auf ihr sollten wir bis zum Wächtergebirge reisen, doch sobald sie weg ist, schaffen wir es nicht! Dann werden wir niemals ausgebildet!« Verzweifelt blickte Kora auf ihre Pfoten, die im Schnee scharrten.

»Wieso schwimmen wir nicht einfach bis zur Scholle?«, fragte Tamani und diesmal antwortete ihm der Alphawolf des Blutrudels mit tiefer Stimme: »Das ist fast unmöglich! Die Strömung ist sehr stark und kann euch mühelos in den Tod reißen.« Er stockte und sagte dann mit bekümmertem Blick auf seine Welpen: »Ihr müsst es jedoch trotzdem versuchen. Das ist die einzige Möglichkeit.« Die Rute des Dunklen zuckte gebieterisch in die Höhe und sofort traten Wölfe nach vorne, die die Welpen der beiden Rudel sanft, aber unnachgiebig an den Rand einer Landzunge trieben.

»Springt und macht eure Rudel stolz!«, jaulte nun Rex in den Wind und sein Blick richtete sich auf seine Welpen.

Tamani spürte seine eigene Unsicherheit und die seiner Begleiter, als sie näher an den Rand der Landzunge geschoben wurden, das schäumende Wasser kaum mehr eine Schnauzenlänge entfernt. Der Welpe fühlte den Druck, der in ihm aufstieg, der Druck, dem Wunsch seines Vaters zu folgen, und wie auf ein stummes Zeichen hin stürzte er fast gleichzeitig mit Talon nach vorne ins Wasser.

Eiseskälte durchdrang Tamanis Pelz und schnürte ihm schmerzhaft die Lunge zu, doch nach dem ersten Schock hatte er sich an das Wasser gewöhnt und die strampelnden Stöße, mit denen er versuchte, sich über Wasser zu halten, wurden gleichmäßiger und geübter. Er spürte die Erfahrung seiner Vorfahren in seinen Adern pulsieren und eine simple Regelmäßigkeit stellte sich ein. Er bemerkte, dass er noch besser vorankam, wenn er die Kraft der Wellen zu seinen Gunsten ausnutzte. Mit kräftigen Pfotenstößen näherte sich der Welpe der Scholle und nutzte zusätzlich die Strömung, die ihn aufs Meer hinaus treiben wollte, geschickt aus, um schneller zu werden. Als er die Scholle fast erreicht hatte, warf er einen vorsichtigen Blick über die Schulter und entdeckte die anderen zukünftigen Schüler, die weit hinter ihm zurücklagen und mit der Strömung kämpften. Ohne zu zögern machte Tamani kehrt, paddelte auf seine Schwester Kora zu, die sich nur noch mit schwachen Pfotenstößen über Wasser hielt, und packte sie am Nackenfell. Gemeinsam schafften sie es zurück zur Scholle, wo Tamani zuerst seiner Schwester hinaufhalf, sich dann neben ihr hinaufzog und kraftlos zusammenbrach. Sein flauschiges Welpenfell triefte vor Nässe und entzog seinem Körper jegliche Wärme.

Langsam schafften es auch die anderen Welpen, zu ihnen zu kommen, und kletterten einer nach dem anderen vollkommen erschöpft auf die Scholle. Tamani hob den Kopf. Nun fehlte nur noch Talon, der in einiger Entfernung noch immer mit der Strömung kämpfte und drohte, an der Scholle vorbeizutreiben. Wie konnte es sein, dass sein viel kräftigerer Bruder als Letzter im Wasser schwamm? Und langsam wurde die Situation äußerst gefährlich. Viel länger würde Talon in dem eiskalten Wasser nicht überleben. Tamani zögerte kurz, bedachte seine eigene Kraftlosigkeit, doch der Gedanke, seinen Bruder sterben zu sehen, brachte ihn dazu, noch einmal ins Wasser zu springen und zu ihm zu paddeln.

Die Wellen waren nun höher geworden. Da sie jetzt weit entfernt von der Küste waren, zog die Strömung stark am kleinen Körper des Welpen, doch er versuchte, sich trotzdem zu seinem Bruder vorwärtszukämpfen. Das ängstliche Aufjaulen Shiras ließ ihn zusammenzucken.

»Pass auf, unter dir!«, bellte sie entsetzt.

Tamani warf einen angsterfüllten Blick nach unten und entdeckte den dunklen Schatten, der sich ihm näherte. Der Welpe erkannte die rasant schärfer werdenden Konturen als eine fischähnliche Gestalt, jedoch tausendmal größer als er es gewohnt war. Das riesige schwarz-weiße Meerestier riss das Maul auf, während es die Oberfläche des Wassers durchbrach, und die gezackten Zähne des Untiers blitzten vor Tamani auf. In letzter Sekunde schaffte es der Welpe sich zur Seite zu werfen und wurde so von den dornenspitzen Zähnen nur an der Flanke gestreift.

Die Welle des Wiederaufpralls des Untiers ließ Tamani im Wasser taumeln und er spürte den Schmerz an seiner Schulter. Ohne darüber nachzudenken, wirbelte er zu Talon herum, um ihm etwas zuzujaulen, doch er konnte ihn nicht entdecken. Plötzlich packte ihn etwas im Genick. Reflexartig wandte sich Tamani um und aus dem Griff seines Angreifers heraus. Vor Überraschung zuckte er zusammen, als er in die eiskalten Augen seines Bruders blickte. Der Leitwelpe hatte wütend die Zähne gefletscht. Es schien ihm egal zu sein, dass das salzige Wasser in sein Maul schwappte und die Strömung an seinem kräftigen Körper zerrte.

»Du bist ja so mutig! Der erste Wolf, der es bis zu Scholle schaffte!«, höhnte Talon knurrend.

»Was redest du denn da? Ich wollte nicht …«, fing Tamani an, doch sein Bruder unterbrach ihn zornig. »Ich bin der Leitwelpe des Rudels! Du bist im Omega-Rang, verhalte dich auch so und gehorche meinen Befehlen!« Ein weiteres Knurren drang aus Talons Kehle. »Wenn ich hier sterbe, stirbst du mit mir!«

Erneut schnellte der massige Körper seines Bruders nach vorn, um Tamani nochmals anzugreifen, doch dieser duckte sich rechtzeitig weg, wandte sich ab und strampelte los, zurück zur Scholle. Die war mittlerweile auf ihn zugetrieben und Tamani schaffte es, sich mit zitternden Pfoten festzukrallen. Sofort warf er den Kopf herum zu Talon, der mit wilden Pfotenschlägen versuchte, gegen die Strömung anzukommen, was ihm jedoch nicht gelang. Der blanke Hass stand in seinen Augen, dahinter der Stolz eines Wolfes, der in seiner Ehre gekränkt worden war.

Tamani zuckte zurück, als er etwas Dunkles im Wasser flimmern sah. Der Schatten des gigantischen Meerestiers kam zurück und schoss diesmal auf Talon zu. Voller Entsetzten beobachtete Tamani, wie das riesige Maul des Untiers die Oberfläche durchbrach und die Kiefer zuschnappten. Talon! Es hatte ihn gefangen! Mit einem lauten Platschen ließ sich das schwarzweiße Untier wieder zurück ins Wasser fallen. Nur die Kreise im Wasser verrieten, was hier eben geschehen war.

Auf der Scholle saßen die Welpen wie erstarrt da. Tamani schaffte es mit letzter Kraft, sich hinaufzuhieven. Er spürte den Schock des eben erlebten tief in sich. Sein Bruder, der Leitwelpe des Wurfs, war tot! Für immer verschwunden!

Plötlich ertönte lautes Jaulen und durchschnitt die Luft. Tamani blickte zum Ufer zurück und erkannte, dass die Wölfe der Rudel dort voller Entsetzen um den Verlust des Welpen trauerten. Er selbst brachte keinen Ton heraus.

»Maro, grab eine Kuhle für Tamani!« Shiras klare Stimme hallte über die Scholle und tröstete den Welpen ein wenig. »Tut deine Schulter sehr weh?«

Die helle kleine Wölfin war nach vorne getreten und musterte ihn besorgt. Scheinbar hatte der Schock Tamanis Sinne betäubt, denn erst jetzt spürte er den stechenden Schmerz der Wunde an seiner Schulter, deren Blut den Schnee unter ihm rot färbte. Unbewusst schüttelte Tamani den Kopf, während Shira begann, die Wunde vorsichtig mit der Zunge zu säubern. Tamani war noch immer völlig entsetzt über das gerade Erlebte.

Nach einer Weile brachte ihn Shira in die Kuhle, wobei sie ihn an der unversehrten Schulter stützte. Erstaunlicherweise war es hier viel wärmer als auf der ungeschützten Schollenoberfläche. Aufgrund seiner Verletzung fiel der Welpe bald in einen unruhigen Schlaf. Er hätte nicht sagen können, wie viel Zeit vergangen war, ehe ihn die Worte der schönen jungen Wölfin in die Wirklichkeit zurückholten.

»Welpen des Blutrudels und des Eisrudels«, hörte er Shira rufen. »Versammelt euch um den Schneehügel!«

Mit starken Schmerzen in der Schulter richtete sich Tamani benommen auf und schlich sich ungelenk zum Rand der Kuhle. Vorsichtig spähte er hinaus und erblickte Shira, die wie eine große Anführerin auf dem offenbar selbstaufgeschichteten Eishügel stand und die anderen Welpen zu sich rief. Die kleine hellgrau-weiße Wölfin wartete, bis alle still waren und zu ihr aufblickten, bevor sie fortfuhr: »Wir trauern um euren Leitwelpen Talon. Mitglieder des Eisrudels, nehmt euch etwas Zeit, mit dem Verlust fertig zu werden. Da Talon nicht mehr unter uns weilt, müsst ihr jedoch einen neuen Welpen ernennen, der euch von nun an vertritt!« Shiras Augen richteten sich auf Kora, die dastand und ihre Geschwister hilfesuchend anstarrrte. Nach ein paar Herzschlägen nickte sie, als hätte sie eine stille Botschaft von ihren Geschwistern erhalten, bevor sie aufstand und zu Shira hinaufsprang. Ihre hellen Augen leuchteten, als sie sich an die übrigen Welpen auf der Scholle wandte und feierlich verkündete: »Unser neuer Leitwelpe wird Tamani sein!«

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Er? Er, Tamani, der jüngste, kleinste und schmächtigste des Wurfes, der zuvor die Rolle des Omegas eingenommen hatte? Er sollte der Leitwelpe sein, den alle respektierten und der das Wort angab? Das konnte doch nicht ihr Ernst sein, oder? Fragen schwirrten in Tamanis Kopf herum, doch er schleppte sich aus der Kuhle und gesellte sich humpelnd zu seinen Begleitern.

»Wie soll das gehen? Ich bin zu schwach und zu klein, du solltest der Leitwelpe sein!«

Die Köpfe der anderen Welpen drehten sich zu Tamani um, doch er beachtete sie nicht, sondern richtete seine volle Aufmerksamkeit auf seine Schwester Kora, die ihn mit Verblüffung in den Augen entgegen blickte.

»Ich?« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Ich eigne mich nicht zum Leitwelpen, außerdem warst du der Erste von uns, der bei der Scholle war, und bist der vernünftigste des Wurfs.«

Bei diesem Lob schwoll Tamanis Brust an.

»Ich wäre auch enttäuscht, wenn du diesem Amt nicht zustimmen würdest!«, mischte sich Shira ein und ihre sanfte Stimme machte Tamani verlegen. In seinen Pfoten prickelte es und da war erneut diese Wärme.

»Nun gut, dann bin ich ab sofort euer Leitwelpe«, gab Tamani nach, spürte jedoch gleichzeitig Freude in sich aufwallen. Jubellaute ertönten von den Welpen, anfangs nur von denen des Eisrudels, doch dann fiel auch das Blutrudel ein. Talon war, im Gegensatz zu Tamani, bei seinen Geschwistern nie besonders beliebt gewesen. Und obwohl sein Tod natürlich ein riesiger Schock für alle gewesen war, schien die Aussicht auf Tamani als neuen Leitwelpen alle zu trösten und aufzuheitern.

Nach einer Weile stand Shira auf und sorgte mit einem Zucken der Rute für Ruhe. Ihr funkelnder Blick flog über die Welpen, bevor sie die Stimme erhob: »Rudel der ewigen Jagd!«, begann sie das uralte Ritual und Tamani erschauderte. Er hatte bisher erst einmal jemanden so direkt zu seinen verstorbenen Ahnen sprechen hören und das war kurz nach ihrer Geburt gewesen, als der Heiler des Eisrudels seine Vorfahren um Segen für ihn und seine Geschwister gebeten hatte. Er riss sich aus seinen Gedanken los, als Kora sich neben ihm fallen ließ und ihm mit einem Nicken signalisierte vorzutreten.

»Da das Eisrudel seinen Leitwelpen durch einen tragischen Unfall verloren hat, hat es einen neuen Welpen erwählt, es zu führen. Ich sage dies unter eurem Himmelszelt, auf dass ihr der Meinung dieser Welpen zustimmen mögt und Tamani als neuen Leitwelpen aufnehmt und akzeptiert!«, rief Shira.

Ihr Blick, den sie die ganze Zeit zum wolkenverhangenen Himmel gewandt hatte, richtete sich nun auf Tamani, der reflexartig vortrat, an den Fuß des Schneehügels. Plötzlich riss die Wolkendecke über der Scholle auf und ein einzelner Lichtstrahl fiel herab auf das graue Fell des neu ernannten Leitwelpen. Der Wind frischte auf und der Pelz des jungen Wolfes leuchtete, als wäre er ein Stern auf Erden. Und mit der Wärme, die die Sonne schickte, strömte auch Stolz in Tamanis Körper. Für einen Herzschlag fühlte er sich wie ein großer Anführer.

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»Ich habe Hunger und Durst«, murrte ein dunkelgrauer Welpe frech und durchbrach so die ehrfürchtige Stille, die eben noch geherrscht hatte. Seine blaugrünen Augen funkelten gleichgültig, als wäre ihm die Verbindung von Himmel und Erde egal. Mit einem strengen Blick brachte Shira ihren Bruder zum Schweigen, bevor sie sich an den Rest der Welpen wandte: »Asko hat recht. Wir brauchen Beute, wenn wir bis zur Ankunft beim Wächtergebirge nicht verhungert sein wollen.«

Tamanis Blick schweifte über die Scholle: Sie war groß genug, um die Welpen zu tragen, und die Tatsache, dass es möglich war, eine Kuhle in den Schnee des Bodens zu graben, bewies, dass die Scholle wesentlich dicker war, als von außen erkennbar.

Ein kleiner schwarzer Welpe jaulte überrascht auf. Er stand genau am Schollenrand und blickte mit ebenso grünen Augen wie denen seiner Schwester hinab ins Wasser. »Seht nur, dort unten! Fische!«

»Das ist es!«, entfuhr es Tamani unwillkürlich. Er sprang hinüber zu dem dunklen Blutrudel-Welpen und verkündete: »Wir bilden Jagdtruppen, die ins Wasser springen und Fische fangen. So machen es die Wölfe unseres Rudels auch immer.« Er blickte unsicher zu den Welpen des Blutrudels, ob ihr Rudel wohl ebenfalls fischte. Doch es erhob sich bereits zustimmendes Gemurmel, was ihn davon überzeugte, fortzufahren. »Während die einen jagen, halten die anderen Wache oder kümmern sich um das Graben von Schlafhöhlen.«

Shira sprang zu ihm hinüber, ihre Augen leuchteten voller Zuneigung. »Eine hervorragende Idee! Doch zuerst sollten wir uns vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben. Ich bin Shira, aber das wisst ihr ja bereits. Das ist meine Schwester Maja.« Sie nickte zu einer verlegen dreinblickenden kleinen Wölfin mit schwarzem Fell. »Der Schwarze dort ist mein Bruder Maro.« Sie meinte den Welpen, der die Fische entdeckt hatte. »Und das hier ist mein kleiner Bruder Asko.« Ihr smaragdgrüner Blick lag mahnend auf dem dunkelgrauen Welpen, der sie rebellisch anfunkelte.

Tamani spürte die Aufmüpfigkeit des Welpen und er betrachtete interessiert die erhabene Körperhaltung Askos, die eher auf die eines Leitwelpen oder im Rang hochgestellten Welpen hindeutete, als auf den jüngsten des Wurfes. Er beobachtete Asko noch ein wenig und wartete darauf, dass einer seiner Geschwister sie ebenfalls vorstellte, bis ihm bewusst wurde, dass das nun seine Aufgabe war.

Verlegen legte er die Ohren an bevor er diesmal schüchterner die Stimme erhob: »Ich bin Tamani. Meine Schwester heißt Kora.« Er deutete auf die Weiße. »Und das sind meine Brüder Ravi und Palamino.« Nacheinander nickte er zu einem weißen Welpen mit dunklen Pfoten und einem reinweißen Welpen. »Nennt mich Pala«, warf der Weiße ein und seine Ohren zuckten verlegen.

Shira nickte eine Begrüßung. »Pala, Kora, Asko und Maja, ihr bildet die Jagdtruppe. Ravi, Maro, Tamani und ich, wir werden uns um das Höhlengraben kümmern«, bestimmte sie.

Scheinbar hatte die junge Wölfin eine ausgesprochen große Autorität, denn sofort machten sich alle Welpen an die Arbeit, und während sich die Jagdtruppe am Schollenrand versammelte, tappte Tamani zu seiner Kuhle zurück.

Er ignorierte seine Schulter, die mit jeder Bewegung dumpfe Wellen des Schmerzes durch seinen Körper sandte, und begann, die Kuhle weiter zu vergrößern und tiefer zu graben. Als er endlich eine halbwegs anständige Höhle zustande gebracht hatte, ließ er sich erschöpft zu Boden fallen. Scheinbar kostete ihn seine Verletzung viel Kraft, denn trotz des kurzen Schlafs vorhin war er vollkommen geschwächt. Er wollte gerade den Kopf heben, um seine Schulter nochmals zu begutachten, als sich die Wand neben ihm auf einmal bewegte. Erschrocken sprang er auf und betrachtete das Loch im Schnee, das immer größer wurde, bis er erkannte, wer der Gräber war. »Shira?!«, stellte er erleichtert fest und ließ es zu, dass seine Hinterbeine unter ihm wegklappten und ihn so zum Sitzen zwangen.

»Das ist unser neuer Bau, der Bau der Anführer. Ravi und Maro graben bereits den Bau für die anderen.«

»Gut.« Tamani ertappte sich bei einem erfreuten Lächeln und trotz aller Erschöpfung sagte er sofort: »Dann werde ich eine kleine Kuhle für unsere Beute graben.«

Er sprang auf und schob sich durch die Höhlenöffnung ins Freie. Dort machte er ein paar kleine Sprünge und entschied sich dann, die Kuhle etwas mittig, nicht weit entfernt von dem Schneehügel zu positionieren. Kaum war er fertig, als auch schon Kora zu ihm stieß und einen kleinen schimmernden Fisch hineinfallen ließ. Ihr Fell tropfte und ihre Pfoten zitterten kraftlos, doch ihre Augen strahlten vor Aufregung.

»Das Fischen ist hier viel leichter als im See in unserem Revier! Sieh nur, da kommen schon die anderen.«

Wie die kleine Weiße hatten die restlichen drei Jäger ebenfalls Beute im Maul und vor Nässe triefendes Fell, und während sie die Fische in das Beuteloch fallen ließen, konnte Tamani ihre müden Bewegungen erkennen. Zwei der Welpen entfernten sich wieder, doch Pala blieb bei seinen Geschwistern zurück, seine Augen glänzten erschöpft und seine Stimme bebte, als er fragte: »Wo ist unser Bau?«

Tamani berührte ihn tröstend mit der Nase an der nassen Schulter und sagte dann: »Dort vorne, wo Ravi gerade herauskommt.«

Ohne ein Wort des Dankes wandte sich der Weiße ab und trottete zu der Öffnung, die dunkel im Schnee schimmerte.

»Maja, Ravi, ihr haltet Wache.« Shira kam über die Scholle gesprungen und gesellte sich zu Tamani und seiner Schwester. Der Graue entschied sich für einen kleinen Fisch, während sich Shira und Kora einen größeren mit auffällig gelber Zeichnung teilten.

»Wie geht es eigentlich deiner Schulter?«, brach Kora nach einer Weile das gefräßige Schweigen.

Tamani wollte ihr gerade antworten, als Shira ihm zuvorkam: »Das kann dir sicher Asko sagen. Er möchte später einmal der Heiler unseres Rudels werden und deshalb kennt er sich gut mit Verletzungen aus.« Sie wartete mit gespitzten Ohren auf die Reaktion der Welpen, bevor sie etwas lauter rief: »Asko, komm her!«

Sofort kam der Dunkelgraue angesprungen, die dunklen Augen interessiert leuchtend. »Was gibt es?«

Shiras Ohren zuckten. »Ich möchte, dass du dich um Tamanis Schulter kümmerst.«

Zum ersten Mal wirkte der Welpe willig, dem Befehl seiner Schwester Folge zu leisten, und er trat zu dem Grauen heran. Nun verstand Tamani auch Askos Aufmüpfigkeit gegenüber dem Leitwelpen. In einem Rudel standen der Alphawolf und der Heiler fast auf derselben Stelle im Rang, und deshalb ließ sich Asko von seiner Schwester nicht so leicht im Zaum halten.

Mit ernstem Blick begutachtete der junge Heiler die Wunde des Leitwelpen, bevor er nach wenigen Herzschlägen zurücktrat. »Du musst die Wunde kühlen und sie sauber halten, außerdem solltest du dich ausruhen.« Der Welpe zögerte kurz, bevor er hinzufügte: »Morgen solltest du eine Jagdtruppe begleiten, die leichte Bewegung im Wasser wird deiner Schulter guttun.«

Tamani nickte dem Welpen dankbar zu. »Willst du nicht auch etwas essen, Heiler Asko? Es ist genug da«, bot er dem Welpen an und seine Ohren zuckten freundlich.

»Vielen Dank.« Asko nahm sich einen kleinen Fisch und legte sich neben seine ältere Schwester.

»Wartet kurz hier«, entschied Tamani, sprang auf und trabte über den festgetretenen Schnee zu einer Stelle nicht weit entfernt des Schneehügels. Er spürte die verwunderten Blicke seiner Freunde, als er begann, sich in den Schnee hinein zu graben. Nach wenigen Herzschlägen tauchte er mit Schnee im Fell wieder auf. Die Kälte sickerte in seinen Körper, doch nachdem er sich geschüttelt hatte, wärmte ihn sein Pelz wieder. Trotz seiner schmerzenden Schulter setzte er zu den drei Welpen zurück und lächelte Asko an. »Dein neuer Bau Asko, der Bau des Heilers.«

Tamani nickte zu der Schneehöhle zurück, die er gerade gegraben hatte, und die Augen des jungen Heilers wurden groß vor Freude. Er stand auf, schob sich an Tamani vorbei, wobei er den Grauen dankbar mit der Nase an der Schulter berührte, und stolzierte schließlich mit aufrechter Haltung zu seinem neuen Bau.

Tamani blickte ihm einen Herzschlag lang nach, bevor er sich wieder Shira und Kora zuwandte. »Ich werde mich wohl mal ausruhen, wie der große Heiler Asko es mir befohlen hat«, sagte der Leitwelpe belustigt und trottete dann vollkommen erschöpft in den Anführerbau. Entkräftet ließ er sich zu Boden fallen und es dauerte nur wenige Herzschläge, bis er in tiefen Schlaf lag.

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»Land!« Ravis Stimme weckte Tamani. Der Graue schlug die Augen auf und entdeckte Shira, die mit gespitzten Ohren neben ihm lag. Das silberne Mondlicht, das in die Höhle sickerte, beschien ihr schönes Fell und ließ es ebenso leuchtend aussehen wie den Mond.

»Komm!« Die junge Wölfin erhob sich und schritt elegant zum Ausgang. Tamani folgte ihr müde und schob sich ungelenk hinter ihr hinauf auf die Schollenoberfläche. Im fahlen Licht erkannte er, dass all seine Gefährten aus ihren Bauen gekommen waren und einer gelb-braun-weißen Küste entgegenstarrten. Ravi und Maja standen am Rand der Scholle so dicht beieinander, dass sich ihre Pelze berührten, und ihre Ohren zuckten voller Aufregung.

Hatten sie das Wächtergebirge etwa schon erreicht? Aber wo war dann das Gebirge? Die Landschaft vor Tamani war zwar felsig und ausladend karg, aber Hügel oder gar ein Gebirge konnte er nirgends entdecken. Während sie von der Strömung näher an Land und somit weiter in die Bucht getrieben wurden, erkannte Tamani, dass am Ufer ein Wolfsrudel stand, auf das sie genau zusteuerten. Es dauerte eine Weile, bis die Eisscholle ans Ufer stieß, das dann aber mit solcher Wucht, dass die Welpen auf der Scholle schwankten und Tamani fast das Gleichgewicht verloren hätte.

»Hallo, wir heißen euch herzlich willkommen!«, erklang die tiefe, eindringliche Stimme eines sandbraunen Wolfes, der an der Spitze des Wolfsrudels stand. Zweifellos ihr Anführer.

Die Welpen auf der Scholle blieben still, bis sich Shira dazu durchrang, ein paar Worte vor den Fremden herauszubringen. »Wer seid ihr?«

Der sandbraune Wolf lächelte vergnügt, bevor er antwortete: »Wir sind das Wüstenrudel. Ihr nehmt unsere Welpen mit«, erklärte der große Wolf, während ihn Shira noch immer verwirrt ansah.

»Ich bin Telai, der Leitwelpe meines Rudels«, stellte sich der größte der drei Welpen vor. Er war stämmig und groß gebaut, einen ganzen Kopf größer als seine Geschwister.

»Ich bin Mila.« Eine graubraune kleine Wölfin trat vor, und Tamani erkannte mit kaum verhohlener Freude, dass sie wesentlich kleiner war als er selbst.

»Und ich heiße Pegas«, stellte sich der letzte der drei vor. Er sah aus wie sein Bruder: Sandbraun mit weißen Pfoten, doch abgesehen davon hatte er nicht wie Telai braune, sondern grüne Augen.

Der Alphawolf des Wüstenrudels nickte stolz, bevor er gebieterisch die Rute hob und jaulend befahl: »Bringt den Vorrat!«

Sofort traten drei Wölfe des Rudels nach vorne, sprangen geschmeidig auf die Scholle und ließen die Schneehasen, von denen jeder einen trug, in das Beuteloch fallen. Ohne die Welpen eines Blickes zu würdigen, verschwanden sie wieder in der Menge ihres Rudels.

»Macht Platz für die Neuen!« Shiras klare Stimme schallte durch die kalte Luft und sofort gehorchten die Welpen auf der Scholle und drängten sich zusammen. Telai nickte ihr dankbar zu, dann machte er einen großen Satz und sprang zu ihr hinüber, gefolgt von seinen Geschwistern.

Tamani sah aus dem Augenwinkel, dass der Alphawolf erneut ein Zeichen gab. Wieder stürzten einige Wölfe nach vorne und warfen sich mit aller Kraft gegen die Scholle. Beeindruckt beobachtete Tamani die Wölfe, die es nach einigen mühevollen Versuchen schafften, die Eisscholle vom Ufer abzustoßen, wo sie sofort von einer Strömung erfasst wurde und von der Küste wegtrieb. Am Ufer ertönte ein Jaulen, das Abschied verkünden sollte, und Telai und seine Geschwister blickten hinüber zu ihrem Rudel, von dem sie sich langsam entfernten.

»Pala, Kora, ihr übernehmt die erste Schicht der Wache«, wies Shira die beiden Welpen an, die sich sofort erhoben und in der Nähe des Schollenrandes niederließen. »Da ist das Beuteloch, da drüben ist der Bau des Heilers, dort der Bau der zukünftigen Schüler und dort ist der Bau der Leitwelpen.« Shira nickte nacheinander zu den Höhlen und erklärte dann weiter: »Wir haben Jagdtruppen, die fischen, und Wachschichten.«

Voller Eifer wollte sie weiterreden, doch Tamani unterbrach sie rasch: »Ich denke ihr solltet euch erst einmal schlafen legen, ihr könnt eure Kräfte morgen gut gebrauchen.«

Er warf Shira einen entschuldigenden Blick zu, den diese jedoch nur mit einem Zucken der Ohren abtat und zu ihrem Bau sprang. Tamani nickte Telai und seinen Geschwistern aufmunternd zu, dann trabte er Shira nach in seine Schlafhöhle. Die anderen Welpen taperten ebenfalls zu ihren Schlafplätzen.

Als er sich neben Shira zusammenrollte, hörte er vorsichtige Pfotenschritte, und einen Herzschlag später tappte Telai herein und legte sich mit einem respektvollen Abstand zu Shira und Tamani auf den Boden. Tamani war merkwürdig enttäuscht, er wäre lieber mit Shira allein im Bau gewesen, wusste aber, dass Telai ein Recht darauf hatte, hier zu schlafen. Seufzend drehte er sich um und fiel schon bald in einen tiefen Schlaf.

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»Nein, nicht! Nein, Solo! Nein!« Tamani zuckte erschrocken zusammen und wandte sich zu Telai um. Der braune Welpe bebte im Schlaf und seine Pfoten scharrten unruhig über den Boden. »Nein, Solo!«

Nun war auch Shira wach geworden und beobachtete den zitternden Welpen mit ihren hellen Augen. »Sollen wir ihn wecken?«, fragte sie leise und wandte ihren Blick Tamani zu.

Dieser nickte. »Ja, bevor er noch die anderen aufweckt«, antwortete er flüsternd.

Shira schob sich näher an den Sandbraunen heran und berührte ihn sanft mit der Pfote an der Seite. »Hey, Telai, wach auf!«

Erschrocken schlug der Welpe die Augen auf. Einen Herzschlag lang flog sein gehetzter Blick hin und her, als könnte er nicht erfassen, wo er sich befand, dann fixierte er Shira. »Was ist?« Seine Stimme zitterte, und sein Körper bebte noch immer.

»Du hast im Schlaf gesprochen«, erklärte ihm Tamani ruhig.

»Schon wieder? Oh nein!« Er schien einen Augenblick lang mit sich zu kämpfen, dann sagte er: »Kann ich euch etwas anvertrauen?«

»Natürlich kannst du das«, beruhigte ihn Shira.

»Und ihr sagt es niemandem weiter?«, hakte der Sandbraune nach.

»Leitwelpenehrenwort!«, versprach ihm Tamani, während er sich weiter nach vorne zu dem Welpen schob. Nun war sein Interesse geweckt und er fragte sich im Stillen, was als Nächstes kommen würde.

»Na gut …«, begann Telai und fuhr stockend fort: »Vor zwei Mondwechseln, als ich noch ein kleines Junges war, brach in meinem Rudel eine schreckliche Krankheit aus, an der viele Wölfe starben. Solo, meine große Schwester, wollte Heilerin werden, deshalb zog sie mit mir und meinen Geschwistern aus, um nach einem Gegenmittel zu suchen. Wir wussten jedoch nicht, dass sich in unserem Revier ein Verstoßener befand, und liefen ihm direkt in die Pfoten. Er brachte meine beiden Brüder um und … Solo nahm all ihren Mut zusammen und stellte sich ihm in den Weg, bevor er auch mich töten konnte. Sie war der Leitwelpe unseres Rudels, wisst ihr? ›Renn!‹, rief sie mir zu und ich gehorchte. Ich flüchtete hinter einen Eishügel und beobachtete das Geschehen. Ich dachte, Solo würde mir folgen, doch sie blieb, wo sie war. Der Verstoßene packte sie im Genick, sie wehrte sich, hatte aber keine Chance. Ich war so verzweifelt und voller Angst! Dennoch stürmte ich aus meinem Versteck und biss dem Wolf in die Rute. Ich sah seinen Pfotenschlag gar nicht kommen. Als ich auf dem Boden aufkam, drehte sich alles um mich herum und mein Kopf schmerzte. Ich war gegen einen im Schnee verborgenen Felsen geprallt und wurde kurz darauf ohnmächtig. Wie ihr seht, ist mein Pelz nicht besonders dicht, und wenn mich mein Vater nicht wenig später gefunden hätte, wäre ich sicherlich erfroren.«

Die Stimme des Welpen war nur noch ein Gemurmel, kaum lauter als das Säuseln des Windes. »Das Letzte, woran ich mich erinnere, bevor ich ohnmächtig wurde, ist, wie der Verstoßene mit Solo im Maul davonlief. Ihr schwarz-rotes Fell sehe ich jede Nacht im Traum und dann durchlebe ich die ganze Geschichte nochmals.«

Der Sandbraune saß zusammengekauert da und blickte auf seine Pfoten, sichtlich verstört davon, diesen Albtraum erneut gehabt zu haben. »Pegas und Mila sind übrigens aus einem anderen Wurf. Euch dürfte ja nicht entgangen sein, dass sie viel kleiner sind, als der Rest von uns Welpen.« Telais Stimme klang hohl und erstickt vor Trauer und zum ersten Mal blickte er zu Tamani und Shira auf. In seinen Augen glänzten Tränen, was Tamani sofort einen Stich versetzte.

»Leg dich ruhig noch etwas hin, ich wache über deinen Schlaf«, bot er an und versuchte, sich sein Entsetzen nicht anmerken zu lassen, sondern seiner Stimme einen tröstenden Klang zu verleihen.

Telai blickte ihn einen Augenblick lang an, als würde er abwägen, ob er das Angebot annehmen sollte, dann schüttelte er jedoch den Kopf. »Das ist nicht nötig, die Sonne geht ja bald auf.« Nun bemerkte auch der Graue die schwache Helligkeit, die sich in die Schneehöhle schlich, und er nickte zustimmend. Er akzeptierte Telais Entscheidung, auch wenn der Sandbraune unheimlich müde aussah.

Shira blickte die beiden anderen Leitwelpen an, bevor sie sich an den Sandbraunen wandte: »Wir danken dir für dein Vertrauen, Telai. Wenn irgendetwas sein sollte, kannst du jederzeit wieder mit uns reden.«

Auf das Gesicht des Welpen schlich sich ein vorsichtiges Lächeln. »Danke.«

Tamani nickte ihm zu und schob sich dann Shira hinterher, die gerade den Bau verließ. Als der Leitwelpe aus der Schneehöhle trat, sah er am Horizont einen kleinen leuchtenden Fleck, der bezeugte, dass die Sonne bald aufgehen würde. Er streckte sich und genoss die Ruhe, die auf der Scholle herrschten, da noch keiner der anderen Welpen aufgewacht war. Nach einer Weile flog sein Blick hinüber zu Telai, der ruhig dasaß und gedankenverloren der aufgehenden Sonne entgegenstarrte.

»Telai?«, er tappte zu ihm hinüber. »Hast du vielleicht Lust, ein wenig mit mir fischen zu gehen?«

In den braunen Augen des Welpen leuchtete ein kleiner Funke der Freude auf. »Sicher doch, gerne.«

»Darf ich auch mitkommen?«

Tamani wirbelte überrascht herum und entdeckte Mila, die ihn mit großen runden Welpenaugen anblickte. »Natürlich, kommt.«

Der Graue führte seine Gefährten zum Schollenrand und stürzte sich gemeinsam mit ihnen in die Fluten. Tamani spürte die Kälte des Wassers nur stumpf durch sein dichtes Fell, denn all seine Sinne hatten sich auf die Jagd konzentriert. Der Leitwelpe paddelte etwas durch die Wellen, bis er in einiger Entfernung zur Scholle war, und ließ sich dann ganz ruhig treiben. Er wartete regungslos, bis endlich ein dicker Fisch unter ihm hindurchschwamm. Einen Augenblick später bemerkte dieser ihn, wollte fliehen, doch der Graue war schneller. Sein Kopf tauchte unter und seine dornenspitzen Zähne bohrten sich in den Körper des Beutetiers. Voller Stolz hob Tamani seinen Kopf wieder und zog die Luft durch die Nase ein. Der salzige Geschmack des Meeres brannte unangenehm in seiner Kehle, doch er war stolz, einen Fisch gefangen zu haben.

Beim Zurückpaddeln erhaschte er einen Blick auf Mila, die mit einer unglaublichen Schnelligkeit unter Wasser schoss und wenige Herzschläge später mit zwei kleineren Fischen im Maul wiederauftauchte. Sie war eine gute Jägerin, egal wie klein und jung, das musste er zugeben. Zurück auf der Scholle trabte Tamani zuerst zu Asko, der vor seinem Bau lag und sich sonnte.

»Guten Morgen, Tamani, wie ich sehe hast du meinen Rat befolgt und warst jagen.«

Der Leitwelpe ließ den Fisch vor die Pfoten des Heilers fallen und lächelte ihn an. »Ja, hier, der ist für dich.«

Asko blickte kurz auf den Fisch, dann hob er den Kopf und sah Tamani an, in seinen Augen funkelte Überraschung. »Danke, aber nur weil ich euer Welpenheiler bin, müsst ihr nicht für mich jagen.« Seine Augen glommen noch heller auf, als wäre er in seinem Stolz verletzt, doch dann senkte er den Kopf und begann, den Fisch mit großen, gierigen Bissen herunterzuschlingen.

Die Welpen hatten gute Laune und nachdem sie gemeinsam gegessen hatten, fanden sie sich in kleinen Gruppen zusammen, erzählten sich gegenseitig Geschichten, die ihnen die Ältesten der Rudel erzählt hatten, oder veranstalteten spielerische Kämpfe. Nur Pala und Kora lagen neben dem Schneehügel und schliefen, da ihre Nachtwache sie sehr erschöpft hatte.

So lässt es sich leben, dachte Tamani und döste in der Sonne, während er mit einem Ohr Shiras Geschichte über das größte Unwetter anhörte. Doch plötzlich störte etwas seine Ruhe. Im ersten Moment wusste Tamani nicht, warum, doch dann verstand er: Weitestgehend vom Geruch des großen Wassers überdeckt, lag ein fremdartiger Duft in der Luft, scharf und bitter. Der Graue setzte sich auf, um besser riechen zu können, und nun nahm er es deutlicher wahr: Es war der Geruch eines anderen Rudels.

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2. Kapitel

Kaum hatte er den Geruch der fremden Wölfe wahrgenommen, als er auch schon zwei Köpfe sah, die, das Wasser durchpflügend, auf die Eisscholle zuhielten. Tamani sprang auf, sein Fell sträubte sich und seine Muskeln spannten sich kampfbereit an. »Fremde Wölfe!« Seine Stimme hallte erschreckend laut durch die Luft und ließ die Welpen aufhorchen.

Langsam kamen die anderen Welpen zusammen und sahen sich um, sichtlich verwirrt, was Tamanis Ausruf bedeutete.

Doch Shira verstand sofort und wusste auch, was zu tun war. »Maja, Mila, Pegas, in den großen Bau! Asko, du gehst mit ihnen!«, kommandierte sie mit hocherhobener Rute. »Wir anderen verteilen uns!«

Telai, der neben ihr stand, jaulte Zustimmung und schob sich an den Rand der Scholle heran, die Muskeln gespannt. Tamani folgte seinem Beispiel und trat neben ihn in die Reihe der Welpen, die bereit waren zu kämpfen, um sich zu verteidigen. Der Graue fletschte die Zähne und ließ ein wütendes Knurren hören, als er die Fremden näher kommen sah. Vor ihm im Wasser trieben ein dunkelbrauner und ein hellbrauner Welpe.

Tamanis Muskeln waren zum zerreißen gespannt und er war bereit zu springen, doch er blieb, wo er war, als der dunkelbraune Welpe jaulte: »Wir sind nicht gekommen, um zu kämpfen, aber bei einem Angriff eurerseits werden wir uns wehren!«

Trotz des abgestandenen Geruchs von Fisch und Wasser im Pelz der Fremden konnte Tamani doch auch ihre Angst riechen und das brachte ihn dazu, sich zu entspannen. Shira, die am Ende der Reihe stand, bellte einen Befehl, und die Welpen auf der Scholle traten zurück, um den anderen die Chance zu geben, sich hinaufzuhieven. Mit zitternden Pfoten kletterte der Dunkelbraune hinauf und brach, als er in sicher Entfernung zum Wasser war, kraftlos zusammen. Seine hellbraune Begleiterin wollte es ihm gleichtun, doch ihre Pfoten rutschten von der glatten Oberfläche ab und sie fiel wieder zurück ins Wasser. Nach einigen Versuchen ohne Erfolg trat Ravi nach vorne, ließ sich neben ihr ins Wasser gleiten, um ihr zu helfen, doch er war kaum eine Schnauzenlänge von ihr entfernt, als sie sich mit gefletschten Zähnen zu ihm umwandte. »Lass mich, ich schaffe das auch allein!«

Ravi zuckte zurück angesichts der Wut in ihrem Blick und nach einem kurzen Augenblick des Wartens zog er sich wieder hinauf auf die Scholle und nahm seinen Platz in der Reihe der Welpen ein. Erneut versuchte die Hellbraune, mit ihren Pfoten den Rand zu erreichen, doch auch diesmal glitten ihre Pfoten ab und sie fiel wieder zurück ins Wasser.

Nun schob sich Kora nach vorne und ließ sich neben der Hellbraunen ins Wasser fallen, um ihr zu helfen, doch sie wurde ebenfalls abgewiesen: »Von dir brauche ich auch keine Hilfe. Hast du keine eigenen Probleme, um die du dich kümmern kannst?«

Kora ignorierte die Feindseligkeit der Fremden und sagte mit sanfter Stimme, die fast der einer Mutter glich: »Doch, im Moment brauchst du meine Hilfe. Aber da du offenbar nicht willst, dass ich dich berühre, lass mich dir wenigstens zeigen, wo du leichter hinauf klettern kannst.«

Empört öffnete die Hellbraune das Maul, überlegte es sich dann jedoch anders und folgte Kora mit schwachen Stößen zu einer flacheren Aufstiegsstelle. Ebenso wie der Dunkelbraune brach auch die junge Wölfin kraftlos zusammen, kaum dass sie die Scholle erklommen hatte, und blieb zitternd und schwer atmend liegen.

»Asko!«, rief Shira nach ihrem Bruder, der sofort angerannt kam und sich zu den beiden Fremden schob. Der Heiler roch an den Welpen und ignorierte dabei gekonnt, dass die Hellbraune ihn aus zu schmalen Schlitzen verengten Augen anfunkelte und drohend knurrte.

Nach einer kurzen Untersuchung trat er zu seiner großen Schwester und erklärte in sachlichem Ton: »Es geht ihnen gut. Sie sind nur übermüdet und auch hungrig, sie sollten etwas zu fressen bekommen und sich dann ausruhen dürfen.«

Shira nickte ernst. »Gut, wir werden sie danach anhören.« Ihre Ohren zuckten in Tamanis Richtung und der verstand. Er sprang hinüber zum Beuteloch, schnappte sich zwei der Schneehasen und trug sie zu den Fremden.

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