IMG

CAMPING – ABENTEUER UND FREIHEIT ZUGLEICH

Meinen ersten Campingurlaub erlebte ich im Alter von 3 Jahren. Mit einem riesigen Wohnmobil ging es quer durch den Südwesten der USA. Meine Erinnerungen an diese Tage sind leider nur aufgrund von Fotos und Erzählungen meiner Eltern vorhanden. Da wir jedoch in den darauffolgenden Jahren diese Art zu reisen bevorzugten, bekam das Campen für mich eine große Bedeutung. Mit einem Haus auf vier Rädern zu bleiben, wo es schön war, und weiterzuziehen, wenn man Lust auf Neues bekam, im Camper zu schlafen, zu kochen und zu essen – für mich war dies das Größte!

Camping bedeutet auch heute noch für viele Abenteuer und ein Gefühl der Freiheit, sich mit der Natur verbunden zu fühlen und aus dem digitalisierten Alltag auszubrechen. Man beschränkt sich auf das Wesentliche und überlegt sich schon beim Packen: Was brauche ich überhaupt? Der Stauraum in einem Wohnmobil ist begrenzt, in einem Zelt quasi nicht vorhanden. Wohin mit den Klamotten, den Utensilien fürs Kind, den Sachen für den Hund – und nicht zuletzt alles rund um die Nahrungsaufnahme? Koche ich selber oder gehe ich essen, was mag der eine und was der andere, welche Kühl- und Kochmöglichkeiten habe ich überhaupt?

Trotz sorgfältiger Planung bedeutet Camping immer auch Improvisation. Die Gegebenheiten sind nie so wie zu Hause, fast immer passieren irgendwelche Dinge, die man nicht vorhersehen kann. Checklisten helfen zwar, aber nur, wenn auch alles auf den Listen steht, an das gedacht werden muss. Beim ersten Campingurlaub mit meiner eigenen Familie stellte ich zum Beispiel während des Kochens fest, dass wir zwar an alle Hauptzutaten, nicht aber an Salz und Pfeffer gedacht hatten. (Zum Glück kam der Nachbar zwei Stellplätze weiter zu Hilfe.) Oft muss man Gerichte auch anders kochen als gewohnt, etwa weil man eine Zutat im Ausland gar nicht bekommt. Und dann ist die eigene Kreativität gefragt, denn fast immer gibt es Ersatzmöglichkeiten.

Dieses Kochbuch soll Anregungen schaffen und Ideen liefern – für alle, die auch unter den einfachen Bedingungen einer Campingküche gerne frisch und lecker essen möchten. Dabei soll jeder voll auf seine Kosten kommen. Ich möchte nicht jeden Tag Nudeln mit Tomatensauce oder Kartoffelbrei und Fischstäbchen essen, nur weil meine Kinder dies am liebsten täten. Daher gibt es in diesem Buch nicht nur eine bunte Auswahl an Rezepten, sondern dazu auch praktische Tausch-Tipps und Variationsmöglichkeiten.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Schmökern, Nachkochen und natürlich beim Campen!

Sonja Stötzel

IMG

KÜCHENUTENSILIEN FÜR UNTERWEGS

Vor jedem Urlaub kommt das Thema auf, was alles eingepackt werden muss. Dabei ist es ganz egal, ob man nur 3 Tage wegfährt oder 3 Wochen. Reist man zudem mit Kindern, möchte man besonders gut organisiert und für alle Eventualitäten gewappnet sein. Insbesondere beim Camping betrifft das nicht nur Kleidung, Sonnencreme und Medikamente, sondern auch Lebensmittelvorräte und Küchenzubehör. Dazu sollte man sich im Vorfeld die ein oder andere Frage stellen, die beim Packen hilfreich sein kann:

  1. Welche Kochmöglichkeiten habe ich? In einem Camper oder Wohnwagen gibt es vielleicht einen Herd mit zwei, drei Flammen, während ich mich in einem Zelt wohl eher mit einem einfachen Gaskocher begnügen muss.

  2. Wie viel will ich kochen? Geht es nur um die Zubereitung des Frühstücks und eines Salats oder Sandwichs zu Mittag, während das Abendessen in einem Restaurant stattfindet? Oder möchte ich mich um alle Gerichte kümmern?

  3. Welche Gerätschaften brauche ich tatsächlich? Das 7-teilige Messer-Set ist zu Hause sicherlich sehr hilfreich, aber nur ein Messer aus dem Set, mit dem ich sowohl Obst und Gemüse wie auch ein Stück Fleisch schneiden kann, tut es im Campingurlaub garantiert allemal.

Grundsätzlich gilt beim Camping die Regel: weniger ist mehr. Hier eine Liste der Dinge, die ich gerne dabei habe und mit denen sich alle Rezepte in diesem Buch zubereiten lassen.

Außerdem hilfreich:

IMG
IMG

DIE SACHE MIT DER KÜCHENWAAGE

Campingküche bedeutet Improvisation. Natürlich kann man zum Campen auch eine Küchenwaage mitnehmen, wenn man es ganz genau halten möchte, aber mit den folgenden Tipps und Infos kommt man auch ohne prima zurecht:

Was die Amerikaner sehr schlau machen: Statt mit einer Küchenwaage wird oft mit sogenannten »Measuring Cups« gearbeitet. Das sind vorgefertigte Becher in meistens vier bis fünf unterschiedlichen Größen, mit denen man flüssige wie feste Lebensmittel abmessen kann. Praktische Alternative: einen leeren 150-g-Joghurtbecher ausspülen und als Maßeinheit verwenden. In diesen Becher passen dann in etwa:

IMG

VORRATSSCHRANK TO GO

Natürlich kann man heutzutage fast alles immer und überall kaufen. Einige Zutaten lassen sich aber auch problemlos von zu Hause mitnehmen, sodass man sich vor Ort nicht erst in fremden Supermärkten zurechtfinden muss und sich langes Suchen erspart. Hinzu kommt, dass manche Dinge bei uns günstiger sind als im Ausland oder dort vielleicht Lieblingszutaten nicht zu bekommen sind. Ein individuelles Abwägen ist hier sicherlich sinnvoll – auch unter dem Aspekt: Wohin geht die Reise? Bei einem Campingurlaub in Italien lohnt es sich garantiert nicht, Olivenöl und Balsamico einzupacken, bei einem Urlaub in Skandinavien kann dies hingegen durchaus sinnvoll sein. Dagegen gehören bei mir bestimmte Gewürze und getrocknete Kräuter jederzeit zur Grundausstattung. Sie lassen sich vielseitig einsetzen und sind – egal, was kommt – haltbar. Ich fülle sie in verschließbare kleine Dosen um. Das schafft Ordnung und verhindert das Umkippen von aufgerissenen Tütchen, die am Ende des Urlaubs für ein Potpourri an Gewürzen sorgen. Zum Süßen verwende ich meist Agavendicksaft oder Zucker. Der Dicksaft lässt sich aber auch prima durch Honig oder Ahornsirup ersetzen, falls man das lieber mag.

Hier meine All-Time-Favorites bzw. meine persönliche Grundausstattung:

IMG

ANKUNFTSESSEN

Bei uns wandern sämtliche verderbliche Lebensmittel aus dem Kühlschrank in eine große Kühltasche. Ich könnte sie natürlich auch an unsere Nachbarn verteilen, aber manchmal kommen wir zu irgendwelchen Tages- oder Nachtzeiten am Urlaubsort an, die es uns unmöglich machen, gleich einkaufen zu gehen. Und mit diesem Vorrat haben wir immer für ein Frühstück und / oder ein Abendessen vorgesorgt. In unserer Familie gibt es seit jeher ein traditionelles Gericht für den Ankunftstag am Campingplatz. Das Rezept ist einfach und schnell zubereitet – und es schmeckt allen.

IMG
Italienische Koteletts mit Spaghetti

Für 4 Personen in einer großen Pfanne 1 EL Olivenöl erhitzen. Darin 2 fein gehackte Knoblauchzehen und 250 g Champignons in Scheiben andünsten. 1 Dose stückige Tomaten (400 g) hinzufügen und mit 2 TL getrockneten italienischen Kräutern, Meersalz und Pfeffer würzen. Die Tomatensauce 10 Min. köcheln lassen, anschließend in eine Schüssel umfüllen und zur Seite stellen. Während die Sauce köchelt, 400 g Spaghetti in einem großen Topf mit Salzwasser nach Packungsanweisung bissfest garen. Inzwischen die Pfanne gut säubern und erneut 1 EL Olivenöl erhitzen. Darin 4 Schweinekoteletts (à ca. 150 g) von beiden Seiten kräftig anbraten, salzen, pfeffern. Tomatensauce zu den Koteletts zurück in die Pfanne geben. Über jedes Kotelett 1 EL geriebenen Parmesan streuen, den Deckel auf die Pfanne legen und die Koteletts bei kleiner Hitze ca. 5 Min. ziehen lassen. Mit den Spaghetti zusammen servieren.

Tausch-Tipp: Anstatt der Koteletts kann man auch Hähnchenbrustfilet oder Fisch (z. B. Heilbutt oder Rotbarsch) nehmen. Für eine vegetarische Version das Fleisch weglassen und dafür die Pilzmenge auf 400 g erhöhen, dabei die Champignons durch gemischte Pilze ersetzen.

IMG
IMG

 MUNTERMACHERFRÜHSTÜCK 

Morgens noch ganz verschlafen aus dem Zelt krabbeln, die erste Tasse Kaffee genießen und gleich mittendrin sein – im Urlaub, unter der Sonne, im Freien und in der Natur! Wenn dann noch ein herrliches Muntermacher-Frühstück dazukommt, kann später passieren, was will!

IMG

OVERNIGHT-OATS

Am besten die Lieblingsflocken und -nüsse in Transportboxen verpackt von zu Hause mitnehmen. Das spart Zeit, Stress und Einkaufsaufwand.

Für 4 Personen

Zubereitung: 10 Min.

12 Std. Einweichen

Pro Person 525 kcal

19 g E

17 g F

70 g KH

ZUBEHÖR

4 Schraubgläser (à 300–350 ml), 1 großes Schneidebrett, 1 Schneidemesser1 Esslöffel

 

300 g Haferflocken (fein oder grob)

500 ml Milch

4 EL Nusskerne (z. B. Haselnüsse, Mandeln)

1 (roter) Apfel

250 g Joghurt

250 g Beeren (z. B. Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren)

4 EL Ahornsirup

1 Die Haferflocken auf die Schraubgläser verteilen und die Milch dazugießen. Die Gläser verschließen und über Nacht kalt stellen.

2 Am nächsten Morgen die Nüsse hacken. Den Apfel waschen, vierteln, entkernen und in sehr feine Stifte schneiden. Mit dem Joghurt auf den eingeweichten Flocken in den Gläsern verteilen, die gehackten Nüsse darüberstreuen. Alles verrühren.

3 Die Beeren, nur falls nötig, vorsichtig waschen und dann auf den Overnight-Oats verteilen. Zum Schluss noch je 1 EL Ahornsirup darüberlaufen lassen.

Tausch-Tipp: Sehr fein schmeckt das Müsli auch mit Dinkelstatt mit Haferflocken. Das Obst und die Nüsse können nach Gusto ausgetauscht und nach Belieben auch noch ergänzt werden. Gute Kombinationen sind: Banane, Pekannusskerne und Schokosplitter, Himbeeren und Kokosraspel oder Birne und Walnusskerne. Wer keine frischen Früchte bekommt, nimmt einfach getrocknete (z. B. Rosinen, Aprikosen) und weicht sie über Nacht mit ein.

IMG