Andrea Friese, Bettina M. Jasper
Denkspaziergang
Erlebnistouren – nicht nur draußen
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Illustrationen: Ekler, Adobe Stock
Satz: Heidrun Herschel, Wunstorf
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E-Book ISBN 978-3-86630-793-3
Andrea Friese, Bettina M. Jasper
Denkspaziergang
Erlebnistouren – nicht nur draußen
Inhalt
Vorwort
KOPFTRAINING ZU FUSS
Denkend unterwegs
Das ganzheitliche Rundumtraining
AUFBAU UND EINSATZ DER ÜBUNGEN
Gliederung des Praxisteils
Inhalte der Aufgabensammlung
Informationen zu verschiedenen Trainingsschwerpunkten
Tabelle | Übersicht nach Trainingsschwerpunkten
Verwendete Abkürzungen und Symbole
DENKSPAZIERGANG VON A – Z
Adleraugen
Alles mit E
Am Ententeich
Anagramm von Kopf bis Fuß
Anagramme unterwegs
Auf den Punkt
Auf zwei Beinen
Balanceakt
Bewegtes Anagramm
Bewegtes Memory
Bilderrahmen legen
Bingo-Spaziergang
Blattkonturen
Cross-Boccia
Der – die – das
Der Paradiesbaum
Ecke – Rose – Tor
Etagenwohnungen
Farbenspaziergang
Fotospaziergang
Gehen nach Zahlen
Geräuschebild
Groß – größer – am größten
Hase und Jäger
Hip-Hop
Hüpfekästchen
Hut – Stock – Regenschirm
Ich bin ein Baum
Ich sehe was
It’s Tea-Time
Klatschkreis
Koordinationsleiter
Kreativ mit Kennzeichen
Kunstwerk
Lachspaziergang
Laubenpieper-Tour
Mandala
Mauerball
Mein Baum
Meine Beine, deine Beine
Minutenlauf
Natürlich rund
Orientierungspfad
Pantomime
Parkour
Rechenball
Redensarten darstellen
Rühr mich an
Runde Wörter
Schritt für Schritt
Schüttelanagramme
Sehende Hände
Steine schnappen
Tierpaare
Verfolgen
Verse für die Fersen
Vogelalphabet
Von A bis Z
Von Z bis A
Waschbär, Wels und Wiedehopf
Wegbeschreibung
Wegesrand
Wolkenland
Würfel-Bingo
Zapfenkönig
Zielwerfen
Zum Schluss
SCHATZSUCHE & CO. – MIT ALLEN SINNEN AUF ENTDECKUNGSTOUR
Sinnes-Spaziergang im Garten
Auf Schnitzeljagd durch die Natur
Unterwegs auf Lauschtour
Rallye einmal anders: Geocaching und Letterboxing
REGELN FÜR ANLEITENDE PERSONEN
Gruppen- oder Einzelaktivität
Streckenauswahl
Dauer und Streckenlänge
Kleidung
Materialrucksack
Gangsicherheit
Aufbau der Denkspaziergänge
Individuell und situationsorientiert planen Körperliche Belastung dosieren
ANHANG
Literatur
Dank
Autorinnen
Vorwort
Nach den beiden Büchern „Bewegungshäppchen“ (JASPER 2017) und „Denkkonfekt“ (JASPER | FRIESE 2018) ergab sich aus unser beider ganzheitlichem Pflegeverständnis beinahe automatisch der Gedanke, das Training für alte Menschen mit einem Tapetenwechsel zu verbinden. Begünstigend kam hinzu, dass bereits in den 1990er-Jahren der Titel „Brainwalking“ (JASPER 1998, 2002 und 2011) erschienen war, damals in erster Linie für Zielgruppen im Sport entwickelt. Das war die erste Publikation, die sich einer umfassenden Darstellung der Kombination von Denken und Bewegen als Brainwalking widmete. Bereits damals wurde im Vorwort die Brücke geschlagen zu dem, was schon Jahre zuvor in der Denk-Werkstatt® unter dem Stichwort Denkspaziergang praktiziert worden war. Inzwischen ist die Zeit reif, um solche Gedanken in die Altenpflege einzubringen.
Schon in der Antike bewegten sich die Gelehrten beim Philosophieren durch die Wandelgänge der Klöster und Denkschulen. Intuitiv gehen bis heute Menschen aller Generationen beim Problemlösen oder Lernen umher. Zahlreiche Studien bestätigen, dass Gehen mit moderater Anstrengung die geistige Leistungsfähigkeit positiv beeinflusst. Das gilt unbedingt auch für Senioren.
Die Herangehensweise, bei der motorische und kognitive Anforderungen verbunden werden, passt zu der Idee des seit 2015 in Deutschland existierenden Präventionsgesetzes. Die nationale Präventionsstrategie strebt eine umfassende Förderung pflegebedürftiger und hochbetagter Menschen im Sinn von Vorbeugung und Gesundheitsförderung an. Ziel dabei ist, Einzelangebote so zu kombinieren, dass sie ein Gesamtkonzept zur umfassenden und systematischen Förderung ergeben.
Denkspaziergänge sind eine Möglichkeit, um Motorik und Kognition gleichermaßen zu fördern und zu trainieren. In einer Gruppe schaffen sie zusätzlich Gelegenheiten für Kommunikation und Interaktion. Sie sind kleine Highlights im Alltag alter Menschen, bieten sie doch eine Chance, Perspektivwechsel vorzunehmen, angestammte (Sitz-)Plätze zeitweise zu verlassen, die Umgebung bewusster wahrzunehmen, im eigenen Umfeld Neues zu entdecken, Schritte im eigenen Leben zu unternehmen, etwas in Gang zu bringen.
Andrea Friese & Bettina M. Jasper
Januar 2019
KOPFTRAINING ZU FUSS
Denkend unterwegs
Was sich genau hinter dem Begriff Denkspaziergang verbirgt, ist bisher nirgends eindeutig definiert. Gleiches gilt fürs Brainwalking, das deutschlandweit und darüber hinaus an vielen Orten betrieben wird. Wer sich auf dem Markt umschaut, erhält dennoch einigermaßen Klarheit beim Betrachten vorhandener Angebote unter diesem Titel. Dabei wird häufig mit dem Titel Brainwalking ein eher sportliches Angebot assoziiert, während beim Denkspaziergang viele an eine etwas gemächlichere Fortbewegung denken. In der Regel handelt es sich bei beiden Aktivitäten um generationenübergreifende Angebote, die von altersmäßig gemischten Gruppen wahrgenommen werden, häufig im Zusammenhang mit touristischen Programmen.
In der Altenpflege ist diese Form der Aktivierung bisher eher unbekannt und nicht verbreitet. Das sollte sich ändern, denn es ist eine ideale Fördermöglichkeit für alte Menschen im Sinn von Prävention und Gesundheitspflege. In diesem Zusammenhang erscheint uns der Begriff Denkspaziergang als der geeignetere, denn er drückt mit seinen zwei Wortteilen Denk-Spaziergang schon in dieser Bezeichnung aus, um was es sich handelt.
Der Begriff Denken signalisiert, dass es etwas mit geistigen Prozessen zu tun hat. Wahrnehmen, verarbeiten, steuern, entscheiden, merken … das sind nur einige der kognitiven Tätigkeiten, die dabei angeregt und gefordert werden. Bei einzelnen Übungen und Spielen gibt es viele Ähnlichkeiten mit denen, die gewöhnlich in geschlossenen Räumen beim Gedächtnis- oder Gehirntraining angeboten werden. Hier laden sie statt am Tisch unterwegs zur Aktivität ein.
Der Wortteil Spaziergang macht deutlich, dass es sich um Fortbewegung handelt. Beim Spaziergang bleibt niemand stehen. So viel ist klar. Wie die Fortbewegung allerdings aussieht, das ist von Ort zu Ort, von Einrichtung zu Einrichtung und von Teilnehmer zu Teilnehmer sehr unterschiedlich. Und das ist gut so, denn es lässt die Beteiligung zu, unabhängig von Lebensalter, Interesse, Neigungen und passt sich vor allem an die ganz individuellen körperlichen und geistigen Fähigkeiten der Teilnehmenden an.
Für die einen ist ein sehr gemächlicher Spaziergang – Schritt für Schritt mit vielen Pausen – das Richtige, für andere muss es zügigeres Gehen oder gar Marschieren über eine längere Strecke sein. Spaziert der eine selbstständig und trittsicher durch den Park, benötigt die andere ein Hilfsmittel oder Begleitung oder beides. Ob mit Gehstock, Gehbock oder Rollator, Hauptsache unterwegs. Selbst im Rollstuhl ist ein Denkspaziergang möglich – bei selbstständiger Fortbewegung oder mit Unterstützung einer schiebenden Begleitperson. Es kommt darauf an, Standorte zu wechseln, die Umgebung auf sich wirken zu lassen, mal einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Das ist wichtig, gerade für Menschen, die viel Zeit am selben Ort verbringen – sei es auf dem Wohnbereich, in der eigenen Wohnung oder im Zimmer.
Das ganzheitliche Rundumtraining
Ein Denkspaziergang bringt Wahrnehmung, mäßige körperliche Beanspruchung und Umwelt mit Impulsen für das Gehirn in Einklang und lässt alles zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen. Fortbewegungsart und körperliche Belastungsintensität sind in der Regel moderat und passen sich an die Voraussetzungen der Teilnehmenden an. Das kognitive Training findet wahlweise während der Fortbewegung oder in aktiven Pausen statt.
Grundsätzlich lassen sich Denkspaziergänge draußen wie drinnen durchführen. Doch die Effekte in freier Natur sind noch intensiver als im Gebäude.
– Das Bewegen in freier Natur bringt bei stoffwechselrelevanter Aktivität zusätzlichen Sauerstoff ins Gehirn und sorgt so für höhere Leistungsfähigkeit.
– Der fortlaufende Umgebungswechsel lässt ständig wechselnde Reize auf die „grauen Zellen“ einwirken.
– Immer andere Untergründe wie Asphalt, Kies, Gras, Sand usw. erfordern ständige Anpassung und sind so ein Stück Sturzprophylaxe.
– Sich ändernde Lichtverhältnisse bei einem Weg durch Sonne und Schatten geben den Augen immer neue Impulse.
– Unterschiedliche Temperaturen – hier ein laues Lüftchen, dort wärmende Sonnenstrahlen – stimulieren die taktile Wahrnehmung.
– Düfte aus der Natur – Rosenblüten, gemähtes Gras, erdige Gerüche und sogar zwischendurch unangenehme Gerüche wie von einem Misthaufen – bedeuten eine Abwechslung für das olfaktorische Wahrnehmungssystem, abseits von immer gleicher Wohnbereichs-Raumbeduftung. Das Geruchssystem reagiert mit Emotionen und sorgt für Stressabbau.
– Überhaupt beeinflusst Natur mit ihrer Ausstrahlung die Stimmung positiv.