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Greta R. Kuhn

Saarperlen

Veronika Harts erster Fall

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Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2019

Lektorat: Teresa Storkenmaier

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © TT262 / photocase.de

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

ISBN 978-3-8392-6138-5

Widmung

Für Stefan, der in jeder Sekunde an mich und diese Geschichte geglaubt hat, und für meine Vierbeiner Emil, Lola und Betty, die mit ihrer Zuneigung eine echte Stütze sind.

A

Der Schock:

 

Heftige seelische oder körperliche Reaktion auf ein unerwartetes, emotional belastendes Geschehen, welche jegliches Handeln der betroffenen Person unkontrollierbar macht.

–1–

Kornblumenblau erstreckte sich der Himmel über den vollen Knospen der Herbstfelder, die ihre prallen Köpfe langsam im zarten Wind hin- und herwiegten. Hier und da zog noch ein verspäteter Schwarm Zugvögel am Horizont vorbei und aus der Ferne war der Glockenschlag des Perler Kirchturms zu hören. Der Duft von Erde, Staub und frisch gemähten Feldern, den er so liebte, überlagerte allmählich den feinen süßlichen Geruch des Apfelkuchens, den seine Frau vor seiner Abfahrt gerade heiß und dampfend aus dem Ofen geholt hatte. Er konnte es kaum erwarten, in wenigen Stunden den noch frischen Teig mit dem saftigen Belag zu kosten. Doch bis dahin musste noch die Ernte eingefahren werden. Er liebte diese Fahrten über seine Felder, bei denen er endlich das einholte, was er über Wochen gesät, gehegt und gepflegt und nach Schädlingen untersucht hatte. Immer wieder war er mit seinem treuen Labrador das Feld in der hügeligen Landschaft am Rande der Mosel abgelaufen. Gunnar war schon in fünfter Generation Landwirt und er genoss es, diesen Beruf auszuüben und den Hof ganz in der Nähe der idyllischen Weinberge zu bewohnen, auf dem er geboren und aufgewachsen war.

Die Zeiten hatten sich geändert und die Preise gingen immer weiter in den Keller. Er hatte viel investiert und lebte für seinen Beruf – er war mit ihm, seinem Land und seinem Vieh eng verbunden. Und er war froh, dass er in Magda eine Frau gefunden hatte, die dieses Leben mit ihm teilen wollte. Auch wenn das mit dem Nachwuchs noch nicht recht klappen wollte. Sie waren ja noch in einem guten Alter, er 41 und sie 32 Jahre alt. Dennoch machte er sich Sorgen. In seiner Familie hatte man stets früh für einen Nachfolger gesorgt. Sein eigener Vater war nur 15 Jahre älter als er heute, als er vor fünf Jahren einem Herzinfarkt erlag. Es konnte also jederzeit zu spät sein. Magda spürte, wenn sein Vater ihm fehlte, und umsorgte ihn dann besonders liebevoll. Er hatte sie vor acht Jahren bei einem Dorffest kennengelernt. Sie war als Erntehelferin aus Polen nach Deutschland gekommen, um über den Sommer Geld für ihre Familie zu verdienen. An diesem Tag hatte sie sich mit zwei anderen jungen Frauen aus dem Containerdorf weggeschlichen, um nach der Schinderei ausgelassen zu feiern. Gunnar war sie sofort aufgefallen, als sie den Festplatz betrat. Es war weder ihre Kleidung noch ihre Frisur – es war die Anmut, mit der sie ging. Den Rücken gerade, den Kopf hoch, aber mit einem scheuen Blick, der ihn sofort verzauberte. Und einem strahlenden Lächeln, als er sie endlich ansprach. Das war einer der schönsten Momente in seinem Leben gewesen. Denn er wusste, dass sie es sein würde. Die Eine. Und seit diesem Tag war sie bei ihm geblieben und er wüsste heute nicht, was er ohne sie machen würde.

Gedankenverloren saß er nun hoch oben auf seinem Mähdrescher und bog schließlich in den Feldweg ein, der ihn zu seiner letzten Aufgabe für heute führen sollte: das Feld nördlich des Dorfes, knapp eineinhalb Kilometer entfernt von seinem Hof.

Ein dunkler Transporter mit ausländischem Kennzeichen raste auf ihn zu und er erschrak. »Immer diese Touristen«, ärgerte er sich, »die kapieren einfach nicht, dass hier nur landwirtschaftlicher Verkehr erlaubt ist.« Wütend blinkte er auf und machte wilde Handzeichen. Der Transporter bremste nicht, sondern gab Gas und wich kurz vor Gunnars imposantem Mähdrescher nach rechts auf das bereits gemähte Feld aus. Mit Vollgas, sodass Erde, Strohhalme und Steine aufgewirbelt wurden, umrundete er ihn und fuhr von einer Staubwolke verfolgt auf dem Feldweg hinter Gunnar weiter.

»Idiot!«, schrie der laut, doch der Schrei ging im Getöse seines Motors unter. Den Fahrer hatte er von seiner Sitzposition aus nicht erkennen können, das Kennzeichen hatte er sich nicht gemerkt. »Na ja, was soll’s!« Gunnar war nicht der Typ, der sich lange über etwas aufregen konnte. Seine Freunde beschrieben ihn als gelassen und heiter, immer für einen Spaß zu haben. Noch ahnte er nicht, dass er sich dieses Fahrzeug hätte besser einprägen sollen. Schließlich bog er in sein Maisfeld ein und begann mechanisch seine Runden zu drehen. Er hielt dabei den Blick starr auf das jeweilige Ende des Feldes gerichtet, um sein Gefährt auf dem leicht unebenen Boden möglichst gerade zu lenken.

Ab und zu schien sich etwas in der Klingentrommel seines Feldhäckslers zu verfangen, meistens waren es Steine oder Holzstücke, welche irgendwie auf den Acker gelangt waren. Ein Steindetektor war bei seinem John Deere 7300, den er vor vier Jahren gebraucht gekauft hatte, leider nicht verbaut gewesen. Und zum Nachrüsten war er bisher nicht gekommen. So schaute er bei jedem ungewöhnlichen Geräusch instinktiv in seinen Rückspiegel, um die jeweilige Quelle ausmachen zu können. Obwohl er in seiner Kabine knapp dreieinhalb Meter über dem Feld thronte, war die Sicht auf den Boden bei dem dichten Bewuchs sehr schlecht. Bisher waren es lediglich ein paar Äste gewesen, die die nachgelagerte Häckseltrommel zum Klingen gebracht hatten.

In sein Blickfeld fiel gerade ein niedergetrampelter Pfad, den irgendwelche Wanderer in sein Feld geschlagen haben mussten, um sich zu erleichtern, als ein merkwürdiger Ruck sein Fahrzeug durchfuhr. Als wäre er über eine breite Schwelle gefahren. Dass diesmal etwas nicht stimmen konnte, merkte er am dumpfen Geräusch der Häckslerklingen, das ihn aufhorchen ließ. Er schaltete sofort den Motor ab und der Häcksler rollte noch einige Meter vor, bevor sich bewegungslose Stille über das Feld legte.

An den Anblick, der ihn erwartete, als er sich langsam auf seiner erhöhten Sitzposition umdrehte, würde er sich sein Leben lang erinnern können. Es dauerte mehrere Sekunden, bis sein Gehirn verarbeiten konnte, was seine Augen sahen. Bis er erkannte, was dort auf dem Feld verstreut lag. Er konnte den Blick nicht abwenden. Zunächst dachte er an einen Wildunfall, wie sie leider passierten, wenn sich Rehkitze in den Schutz der hohen Halme zurückzogen. Auch wenn er seine Runden stets vorschriftsmäßig von innen nach außen fuhr. Aber das passte nicht zu der Farbe des Fleisches und zur Menge, die durch die Messer gejagt worden war. Sein Kopf arbeitete weiter auf Hochtouren auf der Suche nach einer passenden Erklärung.

Vielleicht eine Wildschweinrotte oder eine Sau, die von einem der umliegenden Höfe ausgebüxt war?

Der Würgereflex und der kalte Schauer über seinen Rücken kamen zeitgleich, als sein Blick schließlich auf einen Fuß fiel. Einen menschlichen Fuß, der bis zum Rande seiner Fahrbahn geschleudert worden war. Er wendete den Blick ab und übergab sich in sein Führerhaus. Er hatte jemanden umgebracht. Wie in Trance fingerte er nach seinem Handy und wählte die Notrufnummer. An das Gespräch würde er sich später nicht erinnern können. Auch nicht daran, was er getan hatte, bis ihn die herbeigerufenen Sanitäter fast bewusstlos aus dem Führerhaus zogen und er erst im Krankenwagen langsam wieder zu sich kam. »Wie soll ich das Magda erklären?«, dachte er noch, bevor er schließlich ohnmächtig wurde.

–2–

Veronika kam knapp 40 Minuten nach dem eingegangenen Anruf am Fundort der Leiche an. Die örtliche Polizei hatte bereits alles vorbildlich abgeriegelt und war damit beschäftigt, Schaulustige, die sich an der Absperrung drängten, abzuwehren. Bei dem Anblick musste sie an ihre ersten Jahre als Polizeianwärterin bei einer kleinen Polizeidienststelle im Osten Hessens denken. Damals war kaum etwas Spektakuläres passiert, mit den Kollegen hatte sie die Ernstfälle lediglich in Gedanken durchgespielt. Das hatte ihr nie gereicht, deswegen hatte sie sich früh für eine Karriere bei der Kriminalpolizei entschieden, weg vom Dorf und den Klüngeleien, raus in die Großstadt, raus in die große, weite Welt. Von ihren damaligen Kollegen hatte das niemand verstanden. Die waren mit Leib und Seele »Dorfpolizisten«, und das war auch gut so. Situationen wie diese, in denen sich junge Kolleginnen und Kollegen, alle recht blass um die Nase, bemühten, nach einem solchen Anblick professionellen Abstand zu wahren, erinnerten sie an die alte Zeit. Na ja, alte Zeit – sie war jetzt 36 Jahre alt und erst vor einigen Monaten nach Saarbrücken gezogen. Was zwar die saarländische Landeshauptstadt war, aber den Traum von der Großstadt nicht ganz erfüllt hatte. Sie hatte zuvor zunächst in Frankfurt gearbeitet und dann in Wiesbaden eine Ausbildung zur Profilerin machen dürfen, ihr großes Ziel. Dann war ihr diese Stelle bei der saarländischen Kripo als Hauptkommissarin angeboten worden. Eine einmalige Chance. Die saarländische Polizei war gerade dabei, sich zu modernisieren, und in diesem Rahmen hatte das Innenministerium ein Frauenförderprogramm auf die Beine gestellt und sogar deutschlandweit nach Bewerberinnen gesucht. Sie mochte solche geschlechtsspezifischen Förderprogramme nicht, dennoch hatte sie diese Möglichkeit nicht ausschlagen können. Ihr Papa wäre stolz auf sie gewesen, hätte er das noch erlebt.

Deshalb war sie jetzt hier. Die jüngste Hauptkommissarin in der saarländischen Polizeigeschichte. Sie begrüßte die örtlichen Kollegen knapp mit einem Kopfnicken und zeigte ihre Marke, bevor sie sich unter der Absperrung durchduckte. Das lenkte die Schaulustigen ab, weil sich jeder fragte, wer sie war und warum sie einfach passieren durfte. Sie musste schmunzeln, verkniff sich dies aber angesichts der Situation.

Einige Kollegen vom LKA waren schon da, allen voran die Spurensicherung, die gerade ihr Equipment aus dem Auto lud. Wieder einmal fragte sie sich, wie es Peter Thiel, dem Gerichtsmediziner, mit seinem Team jedes Mal gelang, so schnell am Tatort zu sein. Ob er stets im Auto mit laufendem Motor auf den nächsten Anruf wartete?

Thiel deutete ihren Blick und murmelte im Vorbeigehen: »Wir haben eine Fortbildung bei den Kollegen in Merzig gegeben, ist um die Ecke.«

Auf dem Weg hierher war ihr ein Krankenwagen entgegengekommen. Nach dem zu urteilen, was sie über Funk mithören konnte, hatte ein Zeuge den Fund der Leiche nicht gut überstanden. Armer Kerl, dachte sie. Wenn einen so etwas unvorbereitet traf, hinterließ das meistens tiefe Kratzer in der Seele.

Bevor sie zu den Kollegen von der Spurensicherung trat, ließ sie ihren Blick über die Umgebung schweifen. Das tat sie immer, wenn sie einen Tatort betrat. Landschaftlich war das hier ein Traum. Die Komposition aus dem Himmel, den Weinbergen im Hintergrund, den Feldern und vereinzelten Bäumen, die bereits ihr Herbstkleid angelegt hatten, war umwerfend. Es war kaum ein Geräusch zu hören, nur einige Vögel, die ab und an geschäftig umherflogen. Auch das Gemurmel der Menschen, die sich am Absperrband langsam gesammelt hatten, war hier nur noch leise zu hören. Die Sonne stand hoch und strahlte wohlige Wärme ab. Es musste um die Mittagszeit sein. Ein perfekter Herbsttag. Nur der metallische Geruch nach Blut, der nun langsam in ihre Nase kroch, je näher sie dem Fundort der Leiche kam, erinnerte sie daran, dass sie nicht zufällig an diesem Ort war. Jetzt begann ihre Arbeit.

Instinktiv speicherte sie jeden ihrer Eindrücke ab. Die Umgebung, in der die Toten gefunden wurden, gab häufig wichtige Hinweise auf das spätere Täterprofil. Auch wenn man hier noch nicht ganz ausschließen konnte, dass es sich um einen Unfall handelte.

Der Anblick, der sich Veronika bot, verschlug selbst ihr den Atem. Sie hätte es erahnen können, hätte sie den warnenden Blick, den ihr der Pathologe Peter Thiel eine Sekunde vorher zugeworfen hatte, schneller gedeutet.

Man konnte nicht von Leiche sprechen. Über mehrere Quadratmeter waren Körperteile, Gewebefetzen, Knochen und eine unbestimmbare Masse verteilt. Diese landwirtschaftliche Maschine, die noch drohend mitten im Feld stand, hatte ganze Arbeit geleistet, die Identifizierung würde einem Puzzle gleichen – im wahrsten Sinne.

Veronika runzelte die Stirn, irgendetwas stimmte hier nicht. Sie schaute Peter fragend an. »Ich habe dasselbe gedacht«, raunte er ihr zu, als könne er ihre Gedanken lesen. »Es ist irgendwie, irgendwie – wie soll ich sagen – zu viel.« Beide versuchten erneut, das Ausmaß der Katastrophe zu erfassen.

Thiel atmete tief durch. Man hörte dabei, dass mit seiner Lunge etwas nicht stimmte, denn es rasselte leicht. Veronika hatte von Kollegen gehört, dass sie sich Sorgen machten, aber mit Sicherheit wusste niemand genau, was ihm fehlte – und sie hatte sich bisher nicht getraut, ihn zu fragen. Irgendwann würde er es sagen, wenn er es für notwendig erachtete.

»Gut, an die Arbeit. Das wird ein hartes Stück«, sagte er nun, etwas lauter, als er geplant hatte, aber mit fester Stimme. Und leiser zu ihr: »Ich kann es mit Bestimmtheit erst sagen, wenn wir alles eingesammelt und in die Gerichtsmedizin gebracht haben. Mein Instinkt sagt mir, dass das ein sehr großer oder sehr dicker Mensch gewesen ist. Vielleicht sogar zwei Menschen. Aber wie gesagt, dazu mehr, wenn die Analysen abgeschlossen sind.« Dann drehte er sich um und wies sein Team mit knappen Worten ein.

Obwohl sie in ihrem Beruf schon einiges gesehen hatte, blieb sie irritiert zurück. Die Landschaft und der Anblick des zerfetzten Körpers, beides schaffte sie nur schwer, in Einklang zu bringen.

Aus dem Augenwinkel sah sie, dass ihre beiden Mitarbeiter aus dem Präsidium eingetroffen waren. Irgendwie war sie erleichtert, sich aus ihrer Starre lösen und zu ihrem professionellen Ich zurückkehren zu können.

»Okay, was haben wir?«, fragte Max Langner, der seit einem Jahr als Kommissar ihr Team verstärkte.

»Wir besprechen gleich die nächsten Schritte. Machen Sie sich erst ein eigenes Bild von der Situation. Vorsicht, das ist kein schöner Anblick«, warnte sie und überließ die beiden dem grausigen Fund.

–3–

»Gunnar, dieser Idiot! Der war aber früh dran heute. Was muss der gerade dann aufkreuzen, wenn ich da entlangfahre? Das war vielleicht knapp«, ärgerte er sich, als er in der Scheune hinter seinem Haus den schwarzen Lieferwagen mit einer Plane abdeckte. Seit er ihn vor sieben Monaten beim Poker von einem Rumänen gewonnen hatte, war er mit ihm nur wenige Male nachts unterwegs gewesen. Es war also unwahrscheinlich, dass jemand das Auto kannte. Der Erntehelfer hatte damals nicht so entspannt reagiert, aber Spielschulden sind Ehrenschulden, sagte er sich immer. Er hatte ihn beseitigen müssen, als er zu unbequem wurde. Schließlich war das Spiel illegal gewesen und er hatte zu viel zu verlieren. Warum musste sich der Depp mit ihm anlegen? Es war sein erster Mord gewesen, aus dem Affekt. Eher Totschlag. Reue hatte er bis heute nicht empfunden. Warum auch? Er war sich sicher, dass niemand sein Opfer vermisste, und wenn doch, sollte man ihn ruhig suchen, die Chancen standen gut, im Kofferraum von einem der entsorgten Autos auf dem Schrottplatz fündig zu werden, die längst in der Schrottpresse gelandet waren. Er lachte leise – man sollte ihn einfach nicht unterschätzen.

Er wusste damals schon, dass er den Lieferwagen für einen bestimmten Zweck brauchen würde, also hatte er ihn sich besorgt. Er war durch die dunkelsten Kneipen gezogen und hatte sich die Personen gut ausgesucht, die ihm dabei helfen würden. Und jenes Fahrzeug hatte er jetzt für diesen Ausflug tagelang vorbereitet, mit Matten und Folien ausgelegt und eine Rampe aus Holzresten gebaut. Wie hätte er diesen Koloss denn sonst bewegen sollen? SIE würde stolz auf ihn sein, auch wenn es sicher mehr Aufruhr gab als vorgesehen. Er hatte sich mit dem Effekt leicht verrechnet. Er war davon ausgegangen, dass Gunnar das nicht merken würde, mit diesen riesigen Mähmaschinen heutzutage. Er wollte einfach, dass so wenig wie möglich von ihr übrig blieb. Und der Trottel Gunnar sollte das mit seinem Fahrzeug und den Häckslern erledigen. Als er die vielen Polizeisirenen hörte und sah, wie sich die ersten kleinen Gruppen Schaulustiger aus dem Dorf in Richtung Feld bewegten, war ihm klar, dass es anders laufen würde. Also machte er sich selbst auf den Weg zur Absperrung, um sich ein Bild von der Situation und den kursierenden Gerüchten zu verschaffen. Mit ihm traf die junge Hauptkommissarin ein, die man regelmäßig in der Saarbrücker Zeitung sah. Von ihr hatte er zuerst von einem dieser Möchtegern-Dorf-Cowboys gehört – vom Polizeiposten hier in Perl –, der nach ein paar Gläsern Riesling im Feierabend gerne zu viel quatschte. Sie war nicht aus dem Saarland und wurde vor einigen Monaten zur jüngsten Hauptkommissarin des Landes ernannt. Das Saarland war echt ein Dorf. Und diese Dorfdeppen gingen natürlich davon aus, dass sie den Weg über die Besetzungscouch genommen hatte. Aber so sah sie irgendwie gar nicht aus. Eher burschikos, drahtig, verbissen – also überhaupt nicht sein Fall. Desinteressiert ließ er den Blick schweifen. Gunnar, den Einfaltspinsel, hatten sie ins Krankenhaus schaffen müssen. So munkelte zumindest die schnell gegründete Expertenrunde am Absperrband. Gerade diskutierte man, ob es wohl ein tragischer Unfall gewesen sei, zumindest wurde erzählt, dass der Häcksler einen oder sogar zwei Menschen überfahren hatte. Einer der blassen örtlichen Polizisten, der sich vor dem Absperrband übergeben hatte, war wohl etwas zu gesprächig gewesen. Alle waren sichtlich bestürzt und beteiligten sich engagiert an den hitzigen Diskussionen. Vielleicht ja ein junges Liebespaar beim Sex in freier Natur? Aber das hätte ja die Motoren gehört. Oder ein taubstummer Mensch, der nur mal eben im Feld pinkeln wollte. Ihm lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Der Stolz ließ ihn ein kleines bisschen aufrechter stehen als sonst. Das war sein Werk. Obwohl ihn die ganze Sache anfangs enorme Überwindung gekostet hatte, fand er es fast schade, dass er ihnen allen nicht hatte vorher zeigen können, was er für SIE geschaffen, ja sogar erschaffen hatte. Aber nun war er nicht sicher, ob IHR diese Aufmerksamkeit gefallen würde. Er hoffte, dass SIE irgendwann zumindest all die Mühe und Arbeit, die er investiert hatte, um es zu vollenden, anerkennen würde.

Er war müde, hundemüde. Der Tag war anstrengend gewesen. Es hatte ihn doch mehr Mühe als erwartet gekostet, sein Werk die 20 Meter ins Feld zu stützen. Sie konnte ja fast nicht mehr laufen, immerhin trug sie mittlerweile beinahe das Doppelte seines Körpergewichts mit sich rum. Und viel gelaufen war sie in den letzten Monaten auch nicht. Dass sie floh, war also unwahrscheinlich. Er hatte sie einfach liegen lassen und ihren flehenden Blick aus den kleinen Schweinsäuglein ignoriert. Sie war ihm egal. Alle waren ihm egal. Es zählte nur SIE.

–4–

Die Strapazen waren unvorstellbar gewesen. Wie lange hatte sie das Sonnenlicht nicht mehr gesehen? Und dann die frische Luft. Der Wind auf ihrer Haut, als er sie aus dem Fahrzeug gezerrt hatte. Die Wut und die Anstrengung in seinem Gesicht hatte sie wie durch einen Nebel wahrgenommen. Was passierte hier? Die vergangenen Monate waren ihr wie Jahrzehnte vorgekommen. Die Qualen, der Trichter, der Hass. Wenn sie sich die Hölle vorstellen würde, war sie das. Über die Zeit war ihr Körper, der jahrelang ihr Kapital gewesen war, zu ihrem Gefängnis geworden. Er erdrückte sie langsam, machte sie unbeweglich, nahm ihr jedes Lebensgefühl. Ihre letzten Schritte durch die hohen Halme des Maisfeldes erledigte sie in erschöpfter Trance. Wo gingen sie hin?

Dann ließ er sie los. Ihr Kopf schlug hart auf den Boden, als sie unkontrolliert zur Seite kippte. Ihre Arme konnte sie kaum bewegen und sie hätten ihren Körper auch nicht abfangen können. Ihre Augen kreuzten seinen hasserfüllten Blick, den er ihr zum Abschied zuwarf. Schweiß rann ihm über die Stirn. Sie erinnerte sich an den Moment, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Er war so ein attraktiver Mann, hatte sofort ein Kribbeln in ihr ausgelöst. Heute war er nur noch ein Monster für sie. Der Inbegriff des Bösen. Als er ging, hörte sie das Rascheln der Halme. Dann wurde es still. Sie hatte keine Kraft mehr. Sollte sie hier also sterben? Aus der Ferne hörte sie ein dumpfes Dröhnen. Es vermischte sich mit dem Rasseln eines riesigen Rasenmähers, kam näher, entfernte sich, kam dann wieder näher. Der Boden vibrierte bedrohlich, sie konnte nicht einordnen, was da auf sie zukam. Es rollte direkt auf sie zu. Feldmäuse flitzten an ihr vorbei und brachten sich in Sicherheit. Sie wollte schreien, doch es entwich kein Ton aus ihrem Hals. Sie hörte Halm um Halm knicken, der Boden bebte, das Geräusch mahlender Klingen war ohrenbetäubend. Sie blickte langsam in seine Richtung. Silberglänzende Klingen, Dornen und Rollen tauchten bedrohlich in ihrem Blickfeld auf. Sie hatte die letzten Monate in der Hölle verbracht und dieses Gefährt, das sich geradewegs auf sie zubewegte, erschien ihr ebenfalls diabolisch. Ihr stockte der Atem, ein letzter rauer Schrei kroch aus ihrer Kehle. Als sich die metallenen Werkzeuge wie scharfe Messer in ihren Körper krallten, war sie bereits ohnmächtig. So also sah Erlösung aus.

–5–

Magda beugte sich über ihren schlafenden Mann. Er sah zerbrechlich aus, zusammengefallen und grau in seinem Krankenhausbett. Als die Polizei bei ihr an der Tür geklingelt hatte, saß sie schon auf gepackten Koffern. Das Gerede der Leute war ihr zu viel. Nach dem fünften Anruf aus dem Dorf hatte sie das Telefon abgestellt. Sie hatte nie einen Führerschein gemacht, also hoffte sie, dass einer der Polizisten sie ins Krankenhaus bringen konnte. Von den beiden, die schließlich vor ihrer Tür standen, kannte sie einen. Es war Felix, der mit Gunnar jeden Dienstag bei der SG Perl/Besch Fußball spielte. Sie war froh, ein bekanntes Gesicht zu sehen, und ließ sich von ihm ins Kreiskrankenhaus nach Merzig fahren.

»Gunnar hat Schlimmes gesehen«, warnte Felix sie im Auto vor. »Es gab anscheinend einen Unfall auf dem Feld. Obwohl, man weiß noch nicht genau, ob es ein Unfall war. Ich meine, wer verläuft sich denn in ein Feld und reagiert dann nicht, sobald der Häcksler kommt. Also, wenn du mich fragst, war diese Person bestimmt schon tot, bevor er drübergefahren ist«, plauderte er unbedacht drauflos.

Magdas Hände fingen an zu zittern, ihr armer Gunnar, das klang ja schrecklich, was war bloß passiert? Wer war diese Person? Gunnar bemühte sich immer, kein einziges Tier bei seiner Arbeit zu verletzen, und stellte stets sicher, dass sich kein Wild in die Felder verirrt hatte, die er bearbeitete. Sie wollte ihn jetzt endlich sehen und in den Arm nehmen. Sie konnte auf Felix’ Ausführungen nichts erwidern, noch nicht einmal richtig zuhören, aber das schien ihn nicht zu stören. Er philosophierte weiter vor sich hin, von möglichen Opfern und Tätern, von Ermittlern und Theorien bis hin zu den vielen Einsätzen wegen der Saisonarbeiter, während sie abwesend aus dem Fenster schaute. Bei seinem Kommentar zu den Saisonarbeitern verstummte er kurz, weil er sich erinnerte, dass Magda ja ebenfalls als Erntehelferin nach Deutschland gekommen war. Als sie nicht reagierte, setzte er seinen Redeschwall fort. Sie atmete auf, als sie mit einem genuschelten Dankeschön das Fahrzeug vor dem Krankenhaus endlich verlassen konnte.

Jetzt war sie mit Gunnar allein im Zimmer, das monotone Piepsen eines Monitors begleitete ihr Schweigen. Er schlief, doch seine Lider zuckten wild. Was hatte er bloß gesehen? Eine Ärztin betrat leise den Raum.

»Sind Sie Frau Petersen?« Magda nickte. »Gut, momentan können wir noch nicht viel sagen. Er hat einen Schock erlitten und sein Bewusstsein hat sich dazu entschieden, eine kurze Auszeit zu nehmen. Das ist erst einmal okay. Wir kontrollieren seine Vitalfunktionen und versorgen ihn mit allem, was er braucht. Was er jetzt wirklich nötig hat, ist Ruhe und Schlaf. Sie können gerne bei ihm bleiben, er wird Ihre Nähe spüren. Aber ich denke nicht, dass er heute noch zu Bewusstsein kommt. Ich würde es seinem Körper gerne selbst überlassen, wie viel Schlaf er braucht. Das kann ein paar Tage dauern, auch wenn die Polizei das nicht gerne hört«, erklärte die Ärztin mit einer beruhigenden Stimme, die Magda gleich ein besseres Gefühl gab.

Sie verstand die Welt nicht mehr. Was passierte hier? Vielleicht war alles nicht so schlimm und er musste nur ein paar Tage schlafen, um wieder der Alte zu sein. Sie würde sich in der Zeit um alles andere kümmern. Er sollte sich keine Sorgen machen müssen. Sie würde für ihn da sein.

–6–

Veronikas Handy vibrierte in ihrer Hosentasche. Der Schriftzug »Na Süße, heute Lust auf ein bisschen Feiern?« und ein tanzendes Emoticon blinkten sie von ihrem Display an. Ella, eine ihrer besten Freundinnen, war eine der wenigen, die nicht lockerließen und sich immer wieder meldeten, obwohl Veronika wegen ihres Jobs kaum Zeit und noch seltener Lust auf Gesellschaft hatte. Sie hatte sie kurz nach ihrem Umzug nach Saarbrücken beim Yoga kennengelernt. Veronika war auf der Suche nach einem entspannenden Ausgleich zu ihrer Arbeit gewesen und hatte sich dann schwitzend und schnaufend in einer unmöglichen verrenkten Pose wiedergefunden. Gleich neben Ella, die ebenso verzweifelt ausgesehen hatte wie sie. Ihre Blicke trafen sich, kurz bevor sie prustend auf der Matte zusammenbrachen. Seitdem waren sie ein gutes Team.

Sie verdrehte leise lachend die Augen. Ella hatte ein geregelteres Leben als sie. Sie war Lehrerin an einer Grundschule und ihr größtes Problem bestand darin, sich mit einem Haufen Kinderkrankheiten herumzuschlagen – und mit einem ebenso anstrengenden Haufen Helikoptereltern. Der Gedanke daran, das Chaos hier hinter sich zu lassen und bei Pasta und einem guten Glas Rotwein bei ihrem Lieblingsitaliener Da Pino in der Saarbrücker Innenstadt den neuesten Gossip aus Ellas Lehrerkollegium zu erfahren, war einfach verlockend. Auch wenn es sicher wieder um Robert gehen würde, mit dem Ella sie verkuppeln wollte. Das war einer der Singles aus ihrem Kollegium, der ihrer Meinung nach hervorragend zu Veronika passen würde. Das führte regelmäßig zu peinlichen »zufälligen« Begegnungen, wenn Robert mit Ellas Freund Markus um die Häuser zog und man wie durch ein Wunder in der gleichen Bar im Nauwieser Viertel landete. Betretenes Schweigen oder peinliches Rumdrucksen war die Folge und so war der Funke bisher nicht übergesprungen.

»Wird eher schwierig heute«, schrieb Veronika schnell zurück. »Neuer Fall, muss erst mal sortieren. Melde mich, wenn ich Land sehe – sorry!« Und noch ein traurig schauendes Emoticon hinterher, weil sie wusste, dass Ella Nachrichten ohne Emoticon nicht ernst nahm.

Schnell packte sie ihr Handy wieder weg und drehte sich zu ihren Kollegen, die nervös blinzelnd vom Fundort zu ihr rüberkamen. Sie atmete tief durch. Jetzt galt es, schnell und präzise die Aufgaben zu verteilen – mit dem Ziel, Klarheit zu bekommen, was hier genau geschehen war.

»Langner, Sie sprechen mit den Personen da hinten am Absperrband. Vielleicht gibt es Zeugen. Nehmen Sie sich Kollegen von hier zur Unterstützung mit, die sollen die persönlichen Angaben erfassen. Wir müssen wissen, ob jemand etwas gesehen hat. Ob jemand vermisst wird. Das Übliche eben.« Langner nickte und drehte sich um. Er hatte sich daran gewöhnt, dass er die Basisarbeit machen musste – er war der Jüngste im Team. Aber es war okay, er lernte viel und sie kamen alle gut zurecht. Und unter einer Frau zu arbeiten war auch nicht so schlimm, wie all seine Kollegen vermuteten. Veronikas Ruf war nicht der beste. Das lag vor allem an den vielen Neidern im Präsidium – vorrangig die älteren Kollegen, die sie auf der Karriereleiter aufgrund des Förderprogramms überholt hatte. Man munkelte von Frauenquote und sonstigen Präferenzen seitens der oberen Chefs. Und sprach ihr dabei jegliche Fähigkeiten ab. Mittlerweile wusste er, dass sie einfach nur gut war. Und zielstrebig. Sie ging über Leichen, wenn es sein musste. Aber sie stand für ihr Team ein und ließ sich dank ihres dicken Fells von den Spitzen der Kollegen nicht aus dem Konzept bringen. Er war jedenfalls froh, mit ihr zu arbeiten, und machte sich auf den Weg zu den kleinen Grüppchen an der Absperrung.

Veronika wandte sich an Kriminaloberkommissar Sven Becker. Er war der Dritte im Bunde und mit Mitte 50 ein erfahrener Kollege. »Becker, können Sie ins Krankenhaus fahren und mit dem ersten Zeugen sprechen? Er ist diese Maschine hier gefahren – versuchen Sie, alles herauszubekommen, was irgendwie geht. Vielleicht gibt es eine Verbindung zu dem Opfer. Wir müssen herausfinden, wer es ist – und immer alle Optionen im Hinterkopf behalten.«

Er nickte ebenfalls. »Kein Problem, ich fahre gleich rüber. Sie werden ihn sicher auf direktem Weg nach Merzig gebracht haben. Das sind knapp 20 Kilometer. Ich prüfe das und halte Sie auf dem Laufenden, Chef.« Ohne eine Antwort abzuwarten, machte er auf dem Absatz kehrt und ging rüber zu seinem Auto. Sie waren ein eingespieltes Team, da brauchte man nicht viele Worte. Veronika ging zurück zu Thiel und seinen Leuten, die angefangen hatten, alles, was sie fanden, in transparenten Tüten zu verpacken und dann in ihren kühltruhenartigen Koffern zu verstauen. Hier würde sie nichts mehr tun können. Sie ließ den Blick noch ein letztes Mal schweifen. Der Landwirt hatte zwei Drittel des Feldes gemäht, bis das Unglück passiert war. Der Häcksler stand nun wie ein Mahnmal mitten im Feld. Die Vögel kreisten tief über dem frisch geschnittenen Boden. Aus der Ferne hörte man das leise Rauschen der Autobahn A 8, die bis nach Luxemburg führte, und das Murmeln der Personen, die sich in dieser schaurigen Idylle zusammengefunden hatten.

Sie nickte zum Abschied in die Runde und ging zielstrebig zu ihrem Auto. Auf der Fahrt zurück ins Präsidium ließ sie sich die gesammelten Eindrücke noch einmal durch den Kopf gehen. Im Büro würde sie gleich die Struktur für die Ermittlungen aufsetzen, um schneller ein Muster erkennen zu können, sobald alle Informationen vorlagen. Sie hatte das Konzept aus ihrer Weiterbildung mitgebracht und die Kollegen, anfangs skeptisch, hatten sich schnell an diese Methode gewöhnt. Sie hatte ihnen aber auch keine andere Wahl gelassen.

–7–

Er knipste das Licht im Keller an und B blinzelte träge aus ihrem Verlies in das flackernde Gas der Neonröhre. Als er A vor wenigen Stunden abgeholt hatte, hatte ihn das Miststück noch angefleht, sie nicht allein zu lassen. Als sie ihre Freundin dann im grellen Licht sehen konnte, wie sie schwankend und stinkend vor den Verschlägen zum Stehen kam, hatte sie nur noch leise gewimmert. Der Gestank war unerträglich, denn er hatte schon vor einigen Monaten aufgehört, sie richtig zu waschen, und sie nur noch ab und zu mit dem Schlauch abgespritzt. Warum auch? Dort unten störte das keinen.

Er hatte die beiden Verliese so gezimmert, dass er sie direkt sehen konnte, wenn er die Treppe herunterkam. Nur einander konnten sie nicht sehen, die Trennwand war dicht und stabil. Das war auch nicht nötig, denn nach einigen Wochen waren sie sowieso nicht mehr ansehnlich, wenn seine Behandlung allmählich ansetzte. Sexuell ansprechend waren sie in seinen Augen höchstens am Anfang, in den ersten Tagen. SIE suchte ihm nur die Schönsten für seine Mission raus. Aber sobald sie am Bauch und im Gesicht fett wurden, ihre Haut blass und teigig schimmerte und sie anfingen, erst süßlich, dann streng zu riechen, fand er sie nur noch abstoßend. Besonders schlimm war es, wenn sie ihre Tage bekamen. Er hatte sich vor den Blutungen so geekelt, dass er in diesem Punkt schließlich zu einem Kompromiss bereit war und ihnen Hygieneartikel im Internet bestellte. Natürlich im Namen seiner Schwester.

Ansonsten fühlte er nichts, wenn er sie betrachtete. In seinen Augen war es nur Vieh, welches er im Keller durchfüttern musste, um sie zu den Kreaturen zu machen, die SIE sich wünschte. Bis er SIE endlich treffen durfte. SIE hatte gesagt, es würden nur wenige sein. Es wäre wie ein Test, aber es müsse sein. Er mochte Herausforderungen und andere Menschen waren ihm in den meisten Fällen schon immer egal gewesen. Erst faszinierte es ihn, sie in seiner Macht zu haben. Wie sie bettelten und weinten, ihn anflehten und ihm alles anboten. Ihre wahre Persönlichkeit und ihr hässliches Ich zeigten. Fast hätte er einmal Mitleid aufgebracht. Die Geschichte von A am Anfang ihrer Zeit bei ihm war zu rührig gewesen. Als sie so allein vor sich hinvegetierte. Aber jetzt kotzten sie ihn nur noch an. Es war einfach nur widerlich, wie sie sich verhielten. Sein Muster war immer das gleiche. Er wunderte sich, wie naiv diese Weiber waren. Bei beiden Malen wusste er von IHR, auf welchen Internetplattformen sie unterwegs waren, wie sie sich dort nannten und worauf er achten musste. SIE schien seine Opfer gut zu kennen. Dann kontaktierte er sie dort, nicht zu aufdringlich, aber unmissverständlich und charmant. Er spielte diese Rolle mit Bravour. Über einige Tage hinweg fing er immer wieder kurze, unverbindliche Chats an, machte ihnen erste Avancen und gab sich als romantischer Typ aus, der sie, seine neuen Traumfrauen, nicht mehr aus dem Kopf bekam. Er manipulierte sie unbemerkt, stellte sicher, dass sie es als kleines Geheimnis ansahen und niemandem aus ihrem Umfeld von ihren kleinen Flirts erzählten, es sollte etwas Besonderes zwischen ihnen sein. Schließlich, nach mindestens zwei Wochen endlosen Gelabers über Liebe und Zukunft, überredete er sie zu einem Treffen mit ihm an einem neutralen Ort, meist einem Restaurant. Dann schlug er zu. Die K.-o.-Tropfen hatte SIE besorgt und ihm per Post geschickt. Alles Weitere war ganz einfach, denn jede dieser eingebildeten Schnepfen musste mindestens einmal beim Essen zum Frischmachen auf die Toilette. Das war sein Moment. Bis sie wieder zu sich kamen, war er meist schon in der Nähe seines Hauses. Und völlig realisierten sie die Situation erst, als sie auf der Pritsche in seinem Keller aufwachten. Und dann ging die Show los. Bei A war es besonders schlimm gewesen. Am Anfang hatte sie versucht, ihn zu bezirzen. Er wäre auch fast darauf reingefallen. Sie hatte ihre Modelqualitäten voll ausgespielt. Aber als er es IHR erzählt hatte, war SIE ausgerastet. Er solle einfach seinen Job machen, hatte SIE gesagt. Er wäre unfähig und nicht würdig, SIE zu treffen. Also hatte er weitergemacht wie geplant. Das war der Moment, in dem er auf die Idee mit den Buchstaben kam. Er wollte Distanz aufbauen. Zeigen, wie wenig sie ihm bedeuteten. Er kaufte im Internet Metallbuchstaben, die man zum Verzieren von Leder nutzte, erhitzte sie und brannte seinem Opfer ein A auf den Oberschenkel. Sie war gebrandmarkt, ihre Identität würde verblassen. Zu Beginn hatte sie tagelang geschrien und geweint, war bewusstlos geworden und hatte alles erbrochen, was er ihr verabreichte. Also zwang er sie, es wieder und wieder zu essen. Bis es drinblieb. Es war anstrengend und widerte ihn an, aber es musste sein. Und als A nach einigen Wochen endlich merkte, wohin die Reise gehen würde und dass sie keine Chance hatte, aus dieser Hölle zu entkommen, wich langsam der letzte Lebensmut aus ihren hellblauen Augen. Sie stierte ihn nur noch dumpf an, wenn er zum Füttern kam. Sie hatte aufgegeben und wehrte sich nicht mehr gegen die Rationen, die er ihr verabreichte.

In der ersten Woche hatte er noch gekocht, Pizza, Pommes, Nudeln, Hamburger, Waffeln, hatte ganze Eisbecher mit kiloweise Sahne garniert und sie mit Schlägen gezwungen, alles zu essen, was er ihr hinstellte. Aber das war ihm einfach zu viel Aufwand. Und er sah nicht ein, warum es ihr schmecken sollte. Vor allem, weil sie es gar nicht wertschätzte. Also hatte er sich im Internet umgeschaut und war auf Foren von sogenannten Feedern gestoßen. Das waren Menschen, die andere Menschen – ihre Feedees – mästeten. Schon verrückt, was es für kranke Charaktere gab. Und die fanden das sexuell auch noch antörnend. Für ihn unverständlich. Aber dort fand er wenigstens Tipps, wie man ohne Probleme mit der Zugabe von purem Fett in Shakes oder Fruchtsäften Menschen in kürzester Zeit mästen konnte. Mit diesen Weight Gainer Shakes war vieles einfacher. Er mischte einfach Sonnenblumenöl mit Shake-Pulver zusammen, der Hefegeschmack des Shakes überdeckte den Fettgeschmack nur wenig. Er konnte ihr einen nach dem anderen mit einem Trichter einflößen. Das ging schneller und über den Tag kamen sie, je nachdem wie er Zeit und Lust hatte, auf 10 bis 15 Shakes. Der einzige Nachteil war, dass die Trichter wohl mittelfristig Entzündungen im Rachen verursachten, weswegen die Schlampen immer wieder rumheulten. Aber es war effizienter und ihm war letztendlich egal, ob sie Schmerzen hatten.

Als er B sechs Monate nach A zu sich holte, spielte er A als Trumpf aus, um den Willen der Neuen schneller zu brechen. Er stellte sie ihr als das Monster vor, an dem er gerade arbeitete, und sagte ihr voraus, dass auch sie bald so aussehen würde, bevor er sie in ihr eigenes Verlies sperrte. Er musste jedes Mal schmunzeln, wenn er sich an ihr schockiertes Gesicht erinnerte. Erst die Verwirrung, die sich abzeichnete, fast mitleidig, dann der Blick auf die Kleidung, die A angehabt hatte, als er sie mitnahm. Sie hing fein säuberlich neben der durchgelegenen Pritsche und erschien puppenhaft klein. Der nächste Blick wieder auf den unförmigen Körper mit dem erloschenen, fahlen Gesicht. Ein Gesamtkunstwerk, das nur er erschaffen hatte – allerdings begleitet von unsäglichem Geruch, den er selbst am Anfang kaum ertragen hatte. Nach allem Möglichen, was der Körper von sich gab – am Anfang, wenn sie sich permanent übergaben, der Eimer in der Ecke, den er einmal am Tag leerte, die in Schweiß getränkten Laken, die er irgendwann nicht mehr wechselte. Doch er gewöhnte sich langsam an den Geruch und rieb sich zusätzlich diese Mentholsalbe unter die Nase, die er aus Filmen kannte. Der Moment, in dem diese Schlampe realisierte, was hier passierte und dass das auch ihr blühen würde, den hatte er bei B am meisten genossen. Er hatte sie innerlich zerbrechen hören. Bei A hatte es länger gedauert, doch B hatte sein Werk bei A gesehen. Noch nicht vollendet, aber auf einem guten Weg dahin.

Irgendwie fühlte er sich beschwingt heute, er war froh, es hinter sich gebracht zu haben. Dass A nicht mehr da war und ihn anstieren konnte – er fühlte, dass er seinem Ziel näher kam. Er würde SIE treffen. Endlich würden sie zusammen sein können. Er würde IHR beweisen können, wie sehr er SIE liebte. Wie sehr er SIE vergötterte. Er würde seinen Test bestehen, egal wie sehr es ihn anekelte – heute Abend würde er SIE fragen, wann es endlich so weit sein würde. Der Gedanke daran erregte ihn. Er mixte die abendlichen Portionen für B, routiniert, stoisch und akribisch, sie konnte nach ihren sechs Monaten bei ihm schon einiges in sich behalten. Es war halb sechs, er musste sich beeilen, in einer halben Stunde war es so weit. »Wehe, du zickst jetzt rum«, raunte er, bevor er mit dem Trichter in der Hand Bs Verlies aufschloss.

–8–

Eine Mischung aus Formalin und scharfem Reinigungsmittel hing in der Luft der mit grellem Licht beleuchteten Pathologie, in der Peter Thiel mit seinem Team mit der Obduktion begonnen hatte. Oder besser mit dem Zusammensetzen der Teile. Sie standen noch ganz am Anfang, denn es hatte bereits mehrere Stunden gedauert, auf dem Feld alles einzusammeln.

Die Gerichtsmedizin war im Winterbergklinikum in Saarbrücken untergebracht und gut ausgestattet, nur wenige Hundert Meter Luftlinie bis zum Präsidium. Sie hatten hier die Möglichkeit, mit modernster Technik zu arbeiten. Trotzdem war es eine Sisyphusarbeit und Thiel hatte bereits vor eineinhalb Stunden einige Mitglieder seines Teams nach Hause geschickt. Es war kurz vor acht Uhr abends, als er einen letzten Blick auf den Zwischenstand warf und die Stirn runzelte. Es blieben noch so viele Fragen offen. Sie konnten einige Fakten schnell feststellen, beispielsweise, dass es definitiv der Körper einer korpulenten Frau war. Sehr korpulent, wenn man die Dicke der Fettschicht von einigen Körperteilen beurteilte und vor allem die Hornhaut betrachtete, die sich zwischen Hautlappen, die sie zusammenhängend gefunden hatten, gebildet hatte. Ansonsten schien die Haut sehr dünn, fast durchsichtig, als hätte sie längere Zeit keine Sonne gesehen. Wie alt und wie schwer das Opfer gewesen war und woran es letztendlich gestorben war, konnten sie noch nicht feststellen. Sie hatten viel Blut am Tatort gefunden, welches großflächig in der Erde versickert war. Das deutete darauf hin, dass sie noch lebte, als die Landmaschine sie erreichte. Thiel hatte mehrere wunde Stellen an Körperteilen gefunden, die er noch nicht alle eindeutig zuordnen konnte.

Er wollte später noch runter zu Veronika Hart und den Kollegen fahren, um einen ersten Bericht zu erstatten. Bis dahin würde er sich erst mal kurz in seinem Büro hinlegen, der Arzt hatte ihm eigentlich Ruhe verordnet, zumindest sollte er nicht mehr so viel arbeiten. »Dann kann ich mich auch gleich hier zu meiner Kundschaft legen«, dachte er. »Solange es noch geht, geht es. Mein alter Körper wird sich schon melden, wenn er die Flinte ins Korn wirft.« Er wollte sich seiner Krankheit noch nicht geschlagen geben und vor allem wollte er nicht, dass sich das komplette Präsidium das Maul zerriss oder, noch schlimmer, ihn aus allen Ecken mitleidig anschaute. Es reichte, dass diverse Gerüchte zu seinem Gesundheitszustand herumgeisterten und die Rothaarige in der Kantine ihm immer einen Extranachschlag ihres Krankenhausfraßes auf den Teller schob mit dem Hinweis: »Damit Sie mir gesund bleiben, gell!«

Am liebsten würde er ihr jedes Mal ins Gesicht springen, aber den Eklat konnte er bisher noch vermeiden. Morgen war auch noch ein Tag, dann lagen ihnen vielleicht die anderen Befunde vor und er kam der Antwort auf die Frage, weswegen die Dame hier auf seinem Tisch lag und nicht zu Hause auf der Couch, ein kleines Stückchen näher.

–9–

Die Wanduhr im 70er-Jahre-Schick hatte 19 Uhr gezeigt, als Langner als Letzter in ihrem Büro eintraf. Becker und sie hatten bereits die ersten Ergebnisse zusammengetragen. Zumindest das, was sie in den wenigen Stunden an Informationen sammeln konnten. Der Obduktionsbericht war noch nicht fertig. Ohne zu wissen, mit wem sie es zu tun hatten, konnten sie nur auf das warten, was Thiel zu berichten hatte.

Er wollte gegen 21 Uhr mit ersten Erkenntnissen vorbeischauen, bis dahin war noch Zeit.

Langner hatte mit insgesamt 48 Personen gesprochen, fast alle aus dem Dorf, einige wenige Touristen. Der Bürgermeister hatte ihm den Gemeindesaal als Anlaufstelle angeboten und die Bürgerinnen und Bürger schienen sehr kooperativ – zumindest bildete sich vor dem Saal eine lange Schlange mit allen, die etwas mitzuteilen hatten. Man sah ihm an, dass er sich gefühlte hundert Mal das Gleiche hatte anhören müssen. Schwammige Vermutungen, versteckte Fragen, deutliche Anschuldigungen. Es war alles dabei. Alle hatten etwas Entscheidendes und letztendlich doch nichts mit Sicherheit gesehen. Es schien Probleme mit den Erntehelfern zu geben, denn das war das allgemeine Lieblingsthema. Jedes Jahr kamen Hunderte in die Gegend und jedes Jahr häuften sich die Gerüchte, dass es mehr Einbrüche gab als sonst, sich mehr Frauen prostituierten und dass häufiger Autos gestohlen wurden. Nachweisen konnte man nichts und so blieb die Unsicherheit vor dem Unbekannten.

Zwei Spaziergänger hatten Gunnar Petersen mit seinem Häcksler vom Hof fahren sehen. Ihnen war nichts Ungewöhnliches aufgefallen. »Ach ja, und weitere sechs Personen sind im Laufe des Morgens mit ihren Hunden an der Fundstelle vorbeigekommen und haben ebenfalls nichts bemerkt. Auch die Hunde, die allesamt frei gelaufen sind, haben nicht angeschlagen«, berichtete er. Er fand das ungewöhnlich, aber da alle Zeugen das unabhängig voneinander angegeben hatten, konnte man davon ausgehen, dass das Opfer noch nicht lange dort gelegen hatte. Sie hatten einen Zeitkorridor von einer halben Stunde, der zwischen dem letzten Passanten und Petersens Anruf bei der Polizei lag.

Während Langner weiter in seinen Aufzeichnungen blätterte, notierte Veronika auf ihrem Whiteboard in Stichworten alles, was sie bisher ermittelt hatten.

Becker hatte ihr bereits vorab berichtet, dass Petersen nicht ansprechbar war. Aufgrund seines schweren Schocks hatten die Ärzte entschieden, ihn erst einmal schlafen zu lassen. Aber er konnte mit dessen Frau, Magda Petersen, sprechen. Sie war völlig verschüchtert und neben der Spur gewesen. So als hätte sie überhaupt nicht verstanden, was da passierte. »Sie ist wohl erst seit acht Jahren in Deutschland und hat nicht viel Rückhalt hier«, erklärte er seinen Kollegen. »Sie macht sich große Sorgen um ihren Mann. Die Ärzte haben versucht, sie zu beruhigen, und sie nach Hause geschickt, um sich zu erholen. Ich habe die Gelegenheit genutzt und mich angeboten, sie auf ihren Hof zurückzufahren. Der Kollege, der sie gebracht hatte, war nämlich wieder abgedampft«, schnaubte er verächtlich. Auf dem Hof hatte er sich ein erstes Bild vom Umfeld des Bauers machen können – alles schien normal und geordnet. Selbst ein frisch gebackener Apfelkuchen stand fertig auf dem Tisch. Und sie hatte ihm sogar noch ein Stück angeboten. Mehr Klischee der ländlichen Idylle ging eigentlich nicht.

–10–

Der Kommissar, der sie nach Hause gefahren hatte, war sehr freundlich zu ihr gewesen. Sie war froh, das leere Haus nicht allein betreten zu müssen. Immer noch blieben so viele Fragen, aber der Kommissar, dieser Sven Becker, hatte versprochen, sie auf dem Laufenden zu halten und sich zu melden, sobald es Neuigkeiten gäbe. Außerdem hatte er ihr seine Karte gegeben, mit der Handynummer, falls etwas sein sollte. Das beruhigte sie, denn sie kannte solche Situationen nur aus dem Fernsehen. Doch jetzt, allein in dem großen Haus, nur mit der warmen Schnauze ihres Labradors Leon neben sich, fühlte sie sich hilflos. Und vor allem machtlos. »Was würde Gunnar jetzt machen?«, fragte sie sich leise. »Er würde sich Sorgen um die Ernte machen, um seine Maschine und darüber, was die Nachbarn sagen werden«, dachte sie weiter. Sollte sie etwa tagelang nur rumsitzen und nichts tun?

Der Polizist hatte gesagt, dass die Maschine erst noch von der Spurensicherung untersucht werden müsse – auch das klang wie im Fernsehen. Das Feld war nun ein Tatort und ebenfalls vorläufig gesperrt. Er hatte aber versprochen, herauszufinden, ob das für das gesamte Feld galt und was mit dem Mais war, der bereits eingefahren war. Konnte man den noch nutzen? Ihr wurde ganz schlecht, wenn sie an das dachte, was mit der armen Person da passiert war. Ob er oder sie … Sie durfte nicht daran denken. Es gab noch drei Felder einzufahren, das war wichtig. Und sie wusste, dass das sicher Gunnars erste Frage sein würde, wenn er aufwachte. Sie hoffte es zumindest. Dass er wieder der Alte sein würde. Sie wusste ja, dass er nichts falsch gemacht hatte. Es war sicher ein Unfall und das würde sich schnell klären lassen. Trotzdem fühlte sie sich nicht wohl, so allein auf dem Hof. Das war das erste Mal, dass Gunnar nicht hier war. Nur gut, dass Leon an ihrer Seite schlief und ihr ab und zu beruhigend den Kopf auf die Knie legte. Aber sie musste ja weitermachen. Für ihren Mann. Für ihren Hof. Für ihre Zukunft. Nicht auszumalen, was man im Dorf tratschte.