Ina Brandt

Eulenzauber

Der Ruf des Waldkauzes

In der Reihe Eulenzauber von Ina Brandt

sind im Arena Verlag erschienen:

Eulenzauber. Ein goldenes Geheimnis (Band 1)

Eulenzauber. Rettung für Silberpfote (Band 2)

Eulenzauber. Eine wunderbare Freundschaft (Band 3)

Eulenzauber. Magie im Glitzerwald (Band 4)

Eulenzauber. Rätsel um die Goldfeder (Band 5)

Eulenzauber. Hilfe für das kleine Fohlen (Band 6)

Eulenzauber. Geheimnisvoller Edelstein (Band 7)

Eulenzauber. Ein neuer Freund für Goldwing (Band 8)

Eulenzauber. Der große Herzenswunsch (Band 9)

Eulenzauber. Der Kreis der Goldflügel (Band 10)

Eulenzauber. Flora und das Weihnachtswunder

Eulenzauber. Mein Freundebuch

Eulenzauber. Mein magisches Malbuch

Eulenzauber. Goldwings großer Rätselschatz

Ina Brandt

arbeitete nach dem Germanistikstudium einige Jahre als Lektorin, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Seitdem hat sie zahlreiche Kinderbücher veröffentlicht. Mit »Eulenzauber« erfüllt sie sich einen lang gehegten Traum, den ihr ein kleiner Waldkauz in vielen Nächten aus dem Garten zugerufen hat. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in der Nähe von Stuttgart.

Irene Mohr

wurde in Hamburg geboren und hat dort an der Fachhochschule für Gestaltung Grafikdesign studiert. Seitdem arbeitet sie als Illustratorin und Grafikerin für verschiedene Kinderbuchverlage. In ihrem Atelier hat sie eine Malschule gegründet und dort viele Jahre Kurse für Kinder und Erwachsene gegeben. Wenn sie keine Bücher illustriert, ist sie am liebsten in der freien Natur – zwar ohne Eule, aber dafür gerne mit Pinsel und Staffelei.

Ina Brandt

Der Ruf des Waldkauzes

Mit Illustrationen von
Irene Mohr

Für alle, die Mut haben
zu träumen

1

Die Neue im Stall

»Na, mein Kleiner, wie gefällt dir das?« Miri hielt Dusty das Zaumzeug über die Boxentür entgegen. Sie und Flora hatten den Stirnriemen mit lauter bunten Sternchen beklebt. Das sah richtig toll aus! Dusty streckte den Kopf vor, betrachtete interessiert das Geschenk der Mädchen und streckte dann … die Zunge danach aus!

Flora und Miri lachten.

»Nein, das ist nichts zum Fressen«, erklärte Miri. »Da würdest du nur Bauchschmerzen bekommen.«

Flora kramte in ihrer Jackentasche nach einer Karotte. »Nimm lieber das. Schmeckt garantiert besser.«

Die Karotte verschwand sofort in Dustys Maul. Kauend stupste er Flora in den Bauch. Hatte sie nicht noch mehr Leckerbissen dabei?

»Dusty weiß wohl nur fressbare Geschenke zu schätzen«, stellte sie grinsend fest. Dabei hatten sie sich richtig Mühe gegeben und waren stolz auf ihr Werk.

»Oh, war bei euch Bastelstunde?«, erklang es da hinter ihnen. Flora seufzte innerlich. Nathalie! Sie kannte diesen höhnischen Ton zur Genüge. Aber Nathalie war nicht allein, es stand noch ein Mädchen neben ihr. Auch sie betrachtete mit abschätzigem Blick Dustys Zaumzeug.

»Gibt doch viel Schöneres zu kaufen«, sagte sie.

»Aber gekauft ist nicht selbst gemacht«, erwiderte Miri und klang ein bisschen schnippisch.

»Na ja, so sieht’s dann auch aus«, meinte das Mädchen.

Klar, Flora musste zugeben, dass die Kleckse mit der Heißklebepistole manchmal ein bisschen dick geworden waren, aber das fiel ja kaum auf. Dieses Mädchen war ganz schön unverschämt, fand Flora. Irgendwie passte sie zu Nathalie, sie sah ihr fast ein bisschen ähnlich mit ihren dunklen Haaren. Nur waren ihre lockig und zu einem Pferdeschwanz gebunden.

»Komm, lass uns nach Crazy schauen«, sagte sie nun und zog Nathalie weiter. Kopfschüttelnd schauten Flora und Miri den beiden hinterher.

Da kam Lea in den Stall. »Ah, ihr hattet also auch schon das Vergnügen mit der Neuen«, stellte sie fest.

»Wer ist das denn?«, wollte Flora wissen.

»Victoria, genannt Vicky«, erklärte Lea in vielsagendem Ton. »Sie kommt von einem anderen Hof, der ihr aber nicht mehr gut genug war. Deswegen ist sie mit Crazy nun bei uns. Crazy ist natürlich ein suuuper Pferd und Vicky eine suuuper Reiterin. Wird sie euch bestimmt auch noch erzählen. Nathalie und sie kennen sich von ein paar Turnieren, bei denen Vicky, wie ihr euch sicher denken könnt, waaahnsinnig erfolgreich war.«

So wie Lea die Neue beschrieb, war klar, dass sie sie auch nicht leiden konnte. Wie zur Bestätigung fügte sie nun noch hinzu: »Wer Victoria heißt, kann ja nur gewinnen«, äffte sie Vickys Stimme nach. Sie verdrehte die Augen und machte das Victory-Zeichen. »Hat sie mir tatsächlich so gesagt.«

»Puh, scheint ja eine echte Bereicherung für den Reiterhof zu sein«, stellte Miri kopfschüttelnd fest.

»Du sagst es«, bestätigte Lea. »Ich kümmere mich lieber mal um Mamalus Stall.« Sie winkte den beiden zu und ging weiter.

Nathalie und Vicky – da hatten sich zwei gefunden!, dachte Flora. Bei Nathalie wusste Flora wenigstens, warum sie so war. Ihre Eltern verwöhnten sie total, weil Nathalie nicht ihr eigenes Kind, sondern adoptiert war. Doch das hatte Flora eher durch Zufall mitbekommen und lieber für sich behalten. Aber auch wenn es Erklärungen für Nathalies blöde Art gab, war das noch lange keine Entschuldigung für ihre fiesen Kommentare.

»Wen lädst du eigentlich zu deinem Geburtstag ein?«, erkundigt sich Miri, als sie Dustys Zaumzeug in die Sattelkammer brachten. »Nathalie ja wohl nicht, oder?«

Flora zögerte. »Ich weiß nicht«, gestand sie. Eigentlich hatte sie überhaupt keine Lust auf Nathalie. Andererseits hatte sie jedoch Angst davor, wie Nathalie reagierte, wenn sie sie nicht einlud, Lea dafür schon. Auch wenn Lea jetzt mehr mit Flora und Miri machte, war sie für Nathalie immer noch Teil ihrer Clique. Lea half ihr ja auch, Aurora zu versorgen. Würde Floras Einladung Lea vielleicht in Schwierigkeiten bringen?

Bestimmt würde Nathalie wieder tagelang böse Sprüche abfeuern. Andererseits hatte Flora keine Lust, sich die Party von ihr verderben zu lassen. Schließlich freute sie sich schon so auf den Nachmittag auf der Alpakafarm. Und darauf, sich morgen mit ihrer Mutter und Miri alles einmal anzuschauen.

»Also ich lade sie nicht mehr ein«, meinte Miri. »Nur weil wir das seit dem Kindergarten machen, heißt das ja nicht, dass das bis zum Ende der Schulzeit so weitergehen muss.«

Flora nickte. Da hatte Miri recht. Aber ob Flora so mutig war? Zum Glück hatte sie noch ein paar Tage Zeit zum Überlegen, denn sie wollte ihre Einladungskarten erst nach den Ferien verteilen. Und übermorgen, an ihrem Geburtstag, würde sie nur mit ihrer Familie feiern. Klar, natürlich auch mit Miri und Zoe! Zoe, ihre frühere beste Freundin aus der Stadt, würde extra kommen und durfte sogar übernachten. Flora zählte schon die Stunden. Das würde bestimmt ein toller Geburtstags-Tag werden!