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Hinweis zum Urheberrecht

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Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH, Stuttgart

Prof. Dr. Dr. h. c. Helmut Schmalen lehrte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Absatzwirtschaft und Handel an der Universität Passau.

Prof. Dr. Hans Pechtl ist Inhaber des Lehrstuhls ABWL, insbesondere Marketing, an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.

Dozenten finden PowerPoint-Folien für dieses Lehrbuch

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Print ISBN 978-3-7910-4198-8 Bestell-Nr. 20514-0002
EPUB ISBN 978-3-7910-4200-8 Bestell-Nr. 20514-0100
EPDF ISBN 978-3-7910-4199-5 Bestell-Nr. 20514-0151

Helmut Schmalen / Hans Pechtl

Grundlagen und Probleme der Betriebswirtschaft

16., überarbeitete Auflage, August 2019

© 2019 Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH

www.schaeffer-poeschel.de

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Lektorat: Bernd Marquard, Stuttgart

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1 Betriebswirtschaftliche Grundbegriffe und Grundtatbestände

LERNZIELE

1.1 Einführung

Jede Wissenschaft besitzt ein Erfahrungs- und ein Erkenntnisobjekt sowie Erkenntnisziele: Das Erfahrungsobjekt kennzeichnet den wahrnehmbaren Realitätsausschnitt, der den Hintergrund bzw. Ausgangspunkt des Erkenntnisstrebens darstellt, bzw. innerhalb dessen sich die Erkenntnisobjekte manifestieren. Das Erkenntnisobjekt beschreibt dann Tatbestände innerhalb des Erfahrungsobjekts, worüber Wissen gewonnen werden soll. Welcher Art dieses Wissen ist, beinhalten die Erkenntnisziele.

In einer abstrakten Definition ist das Erfahrungsobjekt der Wirtschaftswissenschaften der Tatbestand der Knappheit von Ressourcen und das hieraus folgende Erfordernis des Wirtschaftens: Allgemein stehen einem Akteur nur begrenzte Mittel zur Erreichung seiner Ziele zur Verfügung. Eine Person hat ein begrenztes Zeitbudget für ihre verschiedenen Freizeitaktivitäten; das begrenzte Einkommen des Nachfragers verhindert, dass er die Summe seiner Konsumwünsche erfüllen kann. Ein Unternehmer hat nicht das »Geld« (Kapital), all seine Investitionsprojekte zu finanzieren, bzw. nicht genügend eigenes Kapital, den geplanten Produktionsprozess durchzuführen. Charakteristik des Wirtschaftens ist hierbei das Treffen von Entscheidungen (wirtschaftliches Handeln), um

Tatbestand der Knappheit: Den Zielen, die ein Akteur hat, stehen nur begrenzte Mittel zur Erreichung der Ziele zur Verfügung.
Wirtschaften: das Umgehen mit dem Knappheitsproblem

In einer pragmatischen Sicht besteht das Erfahrungsobjekt der Wirtschaftswissenschaften im Marktprozess und seinen Akteuren. Da es – zum Glück – keine geschlossene Hauswirtschaft (»Robinson Crusoe«-Welt) gibt, bestehen zwischen den Akteuren (Wirtschaftssubjekten) ökonomische Austauschbeziehungen (Transaktionen). Der Markt ist hierbei der abstrakte Ort des Tausches, d. h. der Ort, an dem die Transaktionsbeziehungen stattfinden.

Charakteristik einer Transaktionsbeziehung ist, dass ein Akteur eine Leistung einem anderen Akteur anbietet und hierfür eine monetäre Gegenleistung (Preis) von ihm erhalten will.

Diese Charakterisierung führt zur prinzipiellen Unterscheidung von Anbieter und Nachfrager. Je nach Art der angebotenen Leistung lassen sich verschiedene Märkte unterscheiden: Auf dem Gütermarkt offerieren Betriebe Konsum-, Investitionsgüter oder Dienstleistungen, die sie gegen einen Preis privaten Haushalten (Konsumenten) für ihre Konsumzwecke oder anderen Betrieben für deren Produktionsprozesse überlassen. Auf dem Arbeitsmarkt bieten private Haushalte (Arbeitnehmer) gegen Lohn ihre Arbeitskraft an. Diesen »Faktor Arbeit« benötigen wiederum Betriebe, d. h. die Arbeitgeber zur Durchführung ihrer Produktionsprozesse. Auf dem Kapitalmarkt stellen Akteure (Investoren, Kapitalgeber) anderen Haushalten und Betrieben (Kapitalnehmer) »Geld« (Kapital) zur Verfügung, wobei sie als Preis hierfür Zinsen, sowie bei befristeter Überlassung des Kapitals dessen Rückzahlung erhalten wollen.

Der Betrieb ist eine planvoll organisierte Wirtschaftseinheit, in der Sachgüter und Dienstleistungen erstellt und an Nachfrager abgesetzt werden. Dies konstituiert den betrieblichen Transformationsprozess.

Während das Erfahrungsobjekt für Betriebs-und Volkswirtschaftslehre, die beiden großen Teilbereiche der Wirtschaftswissenschaften, identisch ist, unterscheiden sich beide Disziplinen in ihrem jeweiligen Erkenntnisobjekt: Die Betriebswirtschaftslehre will Erkenntnisse über wirtschaftliches Handeln, d. h. ökonomische Entscheidungen und Prozesse in Betrieben gewinnen.

Jedes Unternehmen ist ein Betrieb, aber nicht jeder Betrieb ist ein Unternehmen.

Umgangssprachlich werden die Begriffe »Betrieb« und »Unternehmen« (»Unternehmung«) synonym verstanden. Die Betriebswirtschaftslehre differenziert hingegen: Unternehmen (Unternehmungen) sind marktwirtschaftlich orientierte Betriebe, die sich durch folgende Merkmale auszeichnen:

Unternehmen folgen dem Autonomieprinzip, dem erwerbswirtschaftlichen Prinzip und unterliegen dem Prinzip des Privateigentums.
Gemeinnützige Betriebe arbeiten nach dem Kostendeckungsprinzip, öffentliche Betriebe mitunter sogar nach dem Zuschussprinzip.

Neben Unternehmen gibt es gemeinnützige oder öffentliche Betriebe: Gemeinnützige Betriebe (Non-Profit-Organisationen) verfolgen aufgrund externer Auflagen oder ihrer Satzung keine Gewinnerzielung, sondern streben lediglich eine langfristige Kostendeckung an: Der erzielte Umsatz aus dem Verkauf der Leistungen deckt die Betriebskosten ab. Bei öffentlichen Betrieben ist wesentlicher Eigentümer die öffentliche Hand, wobei diese Betriebe zumeist auch nach dem

Kostendeckungsprinzip (z. B. städtische Versorgungsbetriebe) oder sogar nach dem Zuschussprinzip (z. B. Museen, Theater, Sozialeinrichtungen) agieren. Im letzteren Fall muss die öffentliche Hand einen Zuschuss aus ihrem Haushalt zur Abdeckung der »Betriebskosten« leisten, da der Betrieb selbst über den Verkauf seiner Leistungen keinen hierfür ausreichenden Umsatz erzielt. Wenngleich alle Arten von Betrieben Erkenntnisobjekt der Betriebswirtschaftslehre sind, konzentriert sich das Forschungsinteresse auf die Unternehmen, für öffentliche Betriebe hat sich die Spezialdisziplin der »Öffentlichen Betriebswirtschaftslehre« herausgebildet.

Weitere zum Betrieb verwandte Begriffe sind: »Firma« beinhaltet den juristischen Begriff für den Namen, unter dem ein Unternehmer (»Kaufmann«) seinen Betrieb im Handelsregister eingetragen hat (Unternehmensname). »Fabrik« bzw. »Werk« kennzeichnen physische Produktionsstätten. Das Steuerrecht verwendet ferner den Terminus »Gewerbebetrieb« (§ 15 Abs. 2 Einkommensteuergesetz, EStG: selbstständige, auf Dauer angelegte Beteiligung am wirtschaftlichen Verkehr mit Gewinnerzielungsabsicht).

Das Erkenntnisziel beschreibt, welche Art von Wissen über das Erkenntnisobjekt gewonnen werden soll. Für die Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft lassen sich diese Erkenntnisziele wie folgt charakterisieren:

Erklärungsziel: Die Praxis ist nicht der Feind der Theorie, sondern ihr größter Anreiz.

UNTER DER LUPE

Die Transaktionskostentheorie als Beispiel für eine Typologisierung betriebswirtschaftlicher Sachverhalte

Transaktionskosten sind »Betriebskosten des Wirtschaftssystems« (Kenneth J. Arrow, Nobelpreisträger 1972) bzw. die »Kosten der Markttransaktionen« (Ronald H. Coase, Nobelpreisträger 1991). Sie entstehen in allen »Phasen« einer Transaktion:

Transaktionskosten müssen nicht nur monetären Charakter haben (z. B. Zeitaufwand für das Auffinden eines geeigneten Transaktionspartners), sie lassen sich aber in der Regel monetär bewerten. Folge von Transaktionskosten ist, dass sie aus Sicht des Nachfragers als »Kostenbestandteile« auf den Produktpreis aufgeschlagen werden bzw. aus Sicht des Anbieters die Produktionskosten erhöhen. Aus Sicht einer Transaktionsbeziehung verringern sie den »Einigungsbereich« zwischen beiden Transaktionspartnern. Zielsetzung ist es, intelligente Transaktionsdesigns zu schaffen, um Transaktionskosten zu reduzieren. Dies ist das Gestaltungsziel der Transaktionskostentheorie.

1.2 Der betriebliche Transformationsprozess

1.2.1 Die Inputfaktoren

Aufgabe eines Betriebes ist, Input aufzunehmen, diesen umzuwandeln und als Output abzugeben (Abbildung 1-1). Diese Umwandlung konstituiert den betrieblichen Transformationsprozess. Mit ihm wird ein wirtschaftlicher Zweck verfolgt: die Produktion und der Verkauf von Gütern oder Dienstleistungen.

Abb. 1-1

Grundstruktur des betrieblichen Transformationsprozesses

Abbildung

Input sind die betrieblichen Produktionsfaktoren, der Output konkretisiert sich in Produkten (Güter, Dienstleistungen). Die Aufnahme des Inputs bzw. Abgabe des Outputs konstituiert die Transaktionen des Betriebs auf den Beschaffungs- bzw. Absatzmärkten.

Die betrieblichen Inputfaktoren sind Betriebsmittel, Betriebs-und Werkstoffe sowie objektbezogene und dispositive Arbeitsleistungen.

Ein traditionelles System der betrieblichen Produktionsfaktoren geht auf E. Gutenberg (1897– 1984) zurück. Er unterscheidet »elementare Produktionsfaktoren« (Elementarfaktoren) und »dispositive Arbeitsleistungen« (Abbildung 1-2). Zu den Elementarfaktoren zählt der gesamte sachliche Input des Betriebs:

Arbeitsleistungen lassen sich nach der Art der Arbeit in objektbezogene (ausführende) und dispositive (leitende) Arbeitsleistungen gliedern.

Entscheidungen als »Herzstück« der dispositiven Arbeitsleistungen weisen eine unterschiedliche Tragweite für das Unternehmen auf:

Abb. 1-2

Das System der betrieblichen Produktionsfaktoren

Abbildung
Die Managementaufgaben: Planen, Entscheiden, Durchführen, Kontrollieren, Dokumentieren und Führen.

UNTER DER LUPE

Unternehmertum

Die Wirtschaftsgeschichte kennt eine Vielzahl von Unternehmerpersönlichkeiten, und mancher Name findet sich noch heute in der Firmenbezeichnung renommierter Anbieter (z. B. Siemens, Daimler-Benz, Porsche). Dass man Unternehmertum »nicht erlernen könne, sondern hat«, ist weithin akzeptiert. Über die Persönlichkeitsmerkmale des Unternehmers gehen die Ansichten allerdings auseinander.

So brachte ihn Max Weber (1864–1920) mit der protestantischen Ethik in Verbindung und ordnete ihm die Merkmale Kalkulation und Askese zu. Werner Sombart (1863–1941) sah hingegen Wagemut und Abenteuerlust als seine herausragenden Charaktereigenschaften an. Joseph A.

Schumpeter (1883–1950) hob bei seinem »dynamischen Unternehmer« vor allem den Entdecker- und Pioniergeist hervor. Heutzutage werden Sozialverantwortung und Nachhaltigkeit im Handeln als weitere wesentliche Merkmale eines »guten« Unternehmers angesehen.

Zu den Persönlichkeitsmerkmalen müssen aber in jedem Fall noch günstige gesellschaftliche Rahmenbedingungen und persönliche Leistungsbereitschaft hinzutreten: Die Aussicht auf Gewinne hält die »Unternehmergesellschaft« hellwach und verleiht ihr eine Dynamik und Flexibilität, die keine andere Wirtschaftsform aufzuweisen hat und selbst Schumpeter in dieser Kraft nicht voraussah.

Diese Mitarbeiter zählen zumeist zum »mittleren Management« des Betriebs.

Die Leitung und Lenkung der betrieblichen Vorgänge erschöpft sich nicht im Treffen von Entscheidungen: Weitere, die Entscheidungen vorbereitende bzw. ihnen folgende Aufgaben sind:

Moderne Arbeitstätigkeiten sind eine Mischung aus derivativen und objektbezogenen Arbeitsleistungen.
Humankapital: die Fähigkeiten und das Wissen der Mitarbeiter.

Für Planung, Organisation, Kontrolle und Dokumentation ist häufig ebenfalls das »mittlere Management« zuständig, damit die Geschäftsführung »frei« für die Führungsentscheidungen ist.

Die Unterscheidung von objektbezogenen und dispositiven Arbeitsleistungen hat vor allem typologischen Charakter. In der betrieblichen Realität erfüllen viele Mitarbeiter sowohl objektbezogene wie dispositive Tätigkeiten, wenn auch in einem unterschiedlichen »Mischungsverhältnis«: So wurden im Zug der Reorganisation der Produktionsprozesse zahlreiche Steuerungs- und Kontrollaufgaben »an das Band« verlagert. Dadurch werden ursprünglich (reine) objektbezogene Arbeitstätigkeiten durch dispositive Komponenten erweitert (qualitativ erhöht: Job-Enrichment). Dies erfordert aber entsprechend (hoch) qualifizierte Mitarbeiter. Umgekehrt haben manche Arbeitsstellen im unteren Management nur sehr wenige Entscheidungsmöglichkeiten im Sinne der Gestaltung des Transformationsprozesses. Sie sind reine »Verwaltungsstellen« (Sachbearbeiter) und ähneln damit Betriebsdiensten.

Die betrieblichen Produktionsfaktoren der Abbildung 1-2 lassen sich noch in einer anderen Hinsicht aggregieren:

Das System der betrieblichen Produktionsfaktoren hat einige Erweiterungen erfahren: So werden die Umwelt oder die Infrastruktur (z. B. Verkehrs- oder Kommunikationsnetz) ebenfalls als Inputfaktoren im betrieblichen Transformationsprozess (Zusatzfaktoren) gesehen, wenngleich der Betrieb diese Produktionsfaktoren nicht über Transaktionen erwirbt, sondern an seinem Standort »von alleine« (Umwelt) bzw. durch staatliche Leistungen gestellt bekommt. Auch Dienstleistungen Dritter, die finanzielle Transaktionen erleichtern (z. B. Banken) oder Versicherungsschutz (Versicherungen) bieten, zählt man zu den Zusatzfaktoren. Umstritten ist, ob Informationen einen eigenständigen Inputfaktor im betrieblichen Transformationsprozess darstellen oder ob sie in den Betriebsmitteln (z. B. Datenbank) und im Humankapital integriert sind.

1.2.2 Die Teilaufgaben des betrieblichen Transformationsprozesses

Zwischen der Aufnahme von Input und der Abgabe von Output sowie parallel dazu laufen in einem Betrieb zahlreiche Aktivitäten (»Aufgaben«) ab, die erst in ihrer Gesamtheit den betrieblichen Transformationsprozess vollständig beschreiben (Abbildung 1-3). Die detaillierte Behandlung der hier zunächst nur kurz charakterisierten Teilaufgaben des betrieblichen Transformationsprozesses ist Hauptgegenstand der vorliegenden Schrift.

Merke

Der betriebliche Transformationsprozess setzt sich aus den Teilaufgaben Beschaffung, Lagerung, Erzeugung, Absatz, Finanzierung, Personal- und Technologieentwicklung sowie Leitung zusammen.

»Es gibt Leute, die halten den Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse. Andere meinen, der Unternehmer sei eine Kuh, die man ununterbrochen melken könne. Nur wenige sehen in ihm ein Pferd, das den Karren zieht.« (Winston Churchill)

Abb. 1-3

Die Teilaufgaben des betrieblichen Transformationsprozesses

Abbildung
Aufgabe der Finanzplanung ist es, unter Wahrung der Zahlungsfähigkeit Kapital mit möglichst geringen Kapitalkosten zu beschaffen und frei verfügbare Finanzmittel unter Beachtung des Risikos möglichst ertragreich anzulegen.

Zur Beschaffungsaufgabe gehören der Ankauf oder die Anmietung (Leasing) von Betriebsmitteln, der Einkauf von Werkstoffen (bei Sachleistungsbetrieben) und die Anstellung von Mitarbeitern.

Die Lagerungsaufgabe betrifft alle betrieblichen Arbeiten, die vor dem eigentlichen Produktionsprozess mit der Lagerung von Betriebsmitteln und Werkstoffen und nachher mit der Lagerung der Fertigfabrikate anfallen.

Bei der Erzeugungsaufgabe geht es um die betrieblichen Arbeiten im Rahmen des eigentlichen Produktionsprozesses. Im Einzelnen ist festzulegen, wann welche Produkte in welchen Mengen mit welchen Produktionsfaktoren hergestellt werden sollen (»Produktionsplanung«). In den Sachleistungsbetrieben sind die Produktionsprozesse weitgehend technologisch durch entsprechende Betriebsmittel bestimmt, in Dienstleistungsbetrieben spielen (objektbezogene) Arbeitsleistungen oftmals die entscheidende Rolle.

Die Absatzaufgabe befasst sich mit der Erkundung des Absatzmarktes, seiner Beeinflussung (z. B. durch Werbung) und dem Verkauf oder der Vermietung der betrieblichen Produktion.

Die Finanzierungsaufgabe steht zwischen Absatz und Beschaffung: Mit dem Verkauf von Output verdient man Geld, und die Beschaffung von Input kostet Geld. Nun sind aber häufig Geldzu-und -abflüsse nicht deckungsgleich. So können z. B. größere Investitionen nicht aus den laufenden Verkaufserlösen bestritten werden. Daher ist in der Finanzierungsaufgabe dafür zu sorgen, dass das Unternehmen über die benötigten finanziellen Mittel (»Geld«) verfügt, um den laufenden betrieblichen Transformationsprozess zu bestreiten, Investitionen zu tätigen oder Investoren zustehende Zahlungen (z. B. Zinszahlungen an Kreditgeber; Rückzahlung von Krediten) leisten zu können. Die Wahrung der Zahlungsfähigkeit erfordert eine entsprechende Liquiditätsplanung. Fehlen dem Unternehmen für die anstehenden zu leistenden Zahlungen (Auszahlungen) finanzielle Mittel, ist dem Unternehmen frisches Geld (Kapital) durch Aufnahme von Fremd- oder Eigenkapital am Kapitalmarkt bzw. bei Investoren zuzuführen. Zielsetzung hierbei ist es, das benötigte Kapital zu möglichst geringen Kapitalkosten (Finanzierungskosten) zu beschaffen. Ferner sind derzeit überschüssige Geldmittel, die z. B. aus Verkaufserlösen stammen und nicht für anstehende Auszahlungen benötigt werden, am Kapitalmarkt anzulegen, um Zinsen zu erwirtschaften (Finanzinvestitionen). Hinzu kommt oftmals noch im Rahmen des Beteiligungsmanagements der Erwerb bzw. die Veräußerung von Beteiligungen an anderen Unternehmen über den Kapitalmarkt.

Die Personal- und Technologieentwicklung soll sicherstellen, dass die Qualifikation der Mitarbeiter (Mitarbeiterkompetenzen) und die eingesetzten Technologien »auf dem neuesten« Stand sind. Daher müssen die eingesetzten Technologien, die im Unternehmen Innovationen ermöglichen, weiterentwickelt, aber auch neue, interessante Technologien entdeckt werden. Bezogen auf die Mitarbeiter sorgen Weiterbildungsmaßnahmen und die Gewinnung neuer Mitarbeiter dafür, dass das Unternehmen über das »geeignete Humankapital« verfügt, um die in der Zukunft auftretenden Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können.

Aufgabenstellungen »rund um den Faktor Arbeit« werden häufig unter das Human Ressource Management gefasst. Hierzu zählen zum einen die administrativen Aufgaben der Personalverwaltung (Erfassung und Pflege der relevanten Personaldaten, Arbeitsverträge usw.), zum anderen die Personaleinstellung, Personalbewertung, die Personalvergütung (Arbeitsentgeltgestaltung) sowie das Kompetenzmanagement, das die benötigte Qualifikation der Mitarbeiter sicherstellen soll.

Die Leitungsaufgabe verantwortet das Vorbereiten und Fällen von Führungsentscheidungen zum Zweck der Leitung und Lenkung aller anderen betrieblichen Arbeiten. Dies sind die originären und derivativen Arbeitsleistungen.

Die Teilaufgaben des betrieblichen Transformationsprozesses beinhalten eine Vielzahl einzelner Aktivitäten. Die Folge von zusammenhängenden Aktivitäten, die zur Erfüllung einer betrieblichen Teilaufgabe notwendig sind, wird auch als Geschäftsprozess bezeichnet. Je nach ihrem Umfang lässt sie sich als Haupt- oder Teilprozess verstehen, wobei sich ein Hauptprozess in mehrere ineinandergreifende bzw. aufeinander folgende Teilprozesse unterteilt. Aus inhaltlicher Sicht hat sich eine Unterscheidung in primäre und sekundäre Geschäftsprozesse durchgesetzt: Primäre Geschäftsprozesse beziehen sich unmittelbar auf die Beschaffung des benötigten Inputs, die Produktion, Lagerung von In- oder Output oder die Vermarktung des erstellten Outputs. Sekundäre Geschäftsprozesse unterstützen die primären Geschäftsprozesse (Supportprozesse wie Technologie- oder Personalentwicklung, Finanzierungsaufgabe) oder übernehmen deren Lenkung und Leitung (Managementprozesse). Die Bezeichnungen »primär« und »sekundär« sind damit nicht im Sinne einer Wertung ihrer Wichtigkeit zu verstehen. Vielmehr kann nur durch das (optimale) Zusammenspiel von primären und sekundären Geschäftsprozessen der betriebliche Transformationsprozess erfolgreich gestaltet werden. Dies gilt auch für die Strukturierung eines Hauptprozesses in seine Teilprozesse bzw. die Abstimmung dieser Teilprozesse.

1.2.3 Wertkette und Wertschöpfung

Abbildung 1-1 interpretiert den Transformationsprozess als technischen (materiellen) Vorgang. Hierfür wird auch der Begriff Wertkette verwendet, die die Summe aller physisch und technisch abgrenzbaren Aktivitäten in einem Betrieb, um Input in marktfähigen (vermarktungsfähigen) Output umzuwandeln, umfasst. Die Wertkette bildet damit die Summe der betreffenden primären Geschäftsprozesse zur Erstellung des Outputs ab.

Ein Produkt benötigt zumeist eine große Anzahl an verschiedenen technischen Bearbeitungsschritten und Werkstoffen, bis es »fertig« ist (»von den Rohstoffen bis zu einem fertigen Auto«). Das Prinzip der Arbeitsteilung zwischen Betrieben – einem Kennzeichen modernen Wirtschaftens – impliziert hierbei, dass ein Betrieb nur bestimmte Aktivitäten im gesamten Erstellungsprozess eines Produktes übernimmt (Kapitel 11 und 12): Er bezieht von Zulieferern Werkstoffe oder Dienstleistungen bzw. liefert sein Leistungsergebnis des betrieblichen

Abb. 1-4

Entstehungsprozess eines Produkts

Abbildung
Die im betrieblichen Transformationsprozess ablaufenden Aktivitäten bilden eine Wertkette.

Transformationsprozesses an weiterverarbeitende Betriebe, was bei ihnen wiederum Input darstellt. Erst der »letzte« Betrieb in dieser Abfolge vollendet dann das fertige (konsumfähige) Produkt. Der gesamte Erstellungsprozess eines Produkts setzt sich damit aus der Summe der betrieblichen Wertketten bzw. den einzelnen betrieblichen Transformationsprozessen zusammen (Abbildung 1-4). Je »besser« die einzelnen betrieblichen Wertketten der vor- und nachgelagerten Stufen aufeinander abgestimmt sind (Wertverbundsystem), desto effizienter (kostengünstiger und/oder qualitativ besser) verläuft der Erstellungsprozess des Produkts. Das Wertverbundsystem ist damit das überbetriebliche Analogon zur optimalen innerbetrieblichen Abstimmung der Geschäftsprozesse.

Eine Wertschöpfung im Betrieb liegt vor, wenn der Preis, den der Anbieter für sein im betrieblichen Transformationsprozess entstandenes Leistungsergebnis (Output, Produkt) erhält, höher als der Wert des von anderen produzierenden Einheiten (z. B. Zulieferer) bezogenen und im Transformationsprozess verbrauchten sachlichen Inputs ist.

Bewertet man den betrieblichen Transformationsprozess bzw. die betriebliche Wertkette monetär, kommt man zum Begriff der Wertschöpfung.

Der physische Erstellungsprozess eines Produkts setzt sich aus der Summe der betrieblichen Wertketten zusammen.
Der Gewinn ist die Residualgröße in der Wertschöpfung.

Die Wertschöpfung zeigt an, welche »Werte« durch den betrieblichen Transformationsprozess (Wertkette; Geschäftsprozesse) geschaffen werden. Diese betriebliche Wertschöpfung steht zur Verteilung an: Arbeitnehmer erhalten hieraus ihren Lohn, Kapitalgeber ihre Zinsen, der Staat seine Steuern und der Unternehmer als Residualgröße, d. h. sofern noch etwas von der Wertschöpfung »da« ist, seinen Gewinn.

1.3 Die Eckwerte der Unternehmensführung