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ALEXEJ K. TOLSTOI

DIE FAMILIE DES WURDALAKEN

 

 

 

 

DIE FAMILIE DES WURDALAKEN wurde zuerst (russisch) veröffentlicht in der Zeitschrift Russki Westnik, 1884.

 

Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von: apebook

© apebook Verlag, Essen (Germany)

 

www.apebook.de

 

1. Auflage 2019

 

Anmerkungen zur Transkription: Der Text der vorliegenden Ausgabe folgt der Übersetzung von Herbert von Hoerner (1884-1946) (Erich Mathes Verlag, Leipzig 1924). Zeichensetzung und Rechtschreibung der Erstübertragung wurden weitestgehend beibehalten.

 

Die Illustrationen im Buch stammen von Karl Mahr (1890-1945).

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.

 

 

 

Dieses Buch ist Teil der ApeBook Classics (Nr. 0062): Klassische Meisterwerke der Literatur als Paperback und eBook. Weitere Informationen am Ende des Buches und unter: www.apebook.de

 

ISBN 978-3-96130-158-4

 

Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de

 

Alle verwendeten Bilder und Illustrationen sind – sofern nicht anders ausgewiesen – nach bestem Wissen und Gewissen frei von Rechten Dritter, bearbeitet von SKRIPTART.

 

Alle Rechte vorbehalten.

© apebook 2019

 

 

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Inhaltsverzeichnis

DIE FAMILIE DES WURDALAKEN

Impressum

Die Erzählung

Eine kleine Bitte

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Zu guter Letzt

Das Jahr 1815 vereinigte in Wien alles, was es im damaligen Europa an Berühmtheiten, Salonhelden und bedeutenden Politikern gab. Dis Stadt war voller Leben, Buntheit und Fröhlichkeit. Der Kongreß ging zu Ende. Die französischen Emigranten reisten nach und nach ab, heimkehrend in die ihnen wiedergegebenen Schlösser. Die russischen Krieger rüsteten gleichfalls zur Heimkehr, zurück zum verlassenen häuslichen Herd. Nur einige unzufriedene Polen wanderten mit ihren Freiheitsträumen nach Krakau aus, beschenkt mit jener fragwürdigen Selbständigkeit, die ihnen die dreifache Fürsorge von Seiten der Fürsten Metternich und Hardenberg und des Grafen Nesselrode bereitet hatte. Wie wenn ein rauschendes Fest zu Ende geht, die Flut der Gäste sich schnell verläuft, es plötzlich still wird und nur noch einige Unermüdliche nicht aufhören können, das Vergnügen zu verlängern, – so blieben auch hier einige Wenige nach, die sich nicht entschließen konnten, ihre Koffer zu packen, und, bezaubert von den Reizen der schönen österreichischen Frauen, die Abreise von einem Tag zum andern hinausschoben. – Diese Gesellschaft, zu der auch ich gehörte, traf sich zweimal in der Woche im Schlosse der verwitweten Fürstin Schwarzenberg, einige Meilen von der Hauptstadt entfernt, in der Nähe der Ortschaft Hietzing. Das glänzend herrschaftliche Leben, das die Herrin des Hauses führte, ihre graziöse Liebenswürdigkeit und ihr feiner Verstand übten auf alle ihre Gäste eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus.

Der Morgen war meistens irgend einem kleineren oder größeren Spaziergang geweiht. Zum Essen versammelte man sich entweder im Schloß oder in der nächsten Umgebung desselben. Und Abends saß man vereint am glimmenden Kamin und erzählte einander Geschichten. Über Politik zu sprechen war streng verboten, man hatte sie satt. Den Stoff der Unterhaltung entnahm der jeweilige Erzähler den Überlieferungen seiner Heimat oder seinen persönlichen Erinnerungen.

An einem solchen Abend, als jeder von uns schon irgend etwas erzählt hatte und die Phantasie aller sich in jenem gespannten Zustande befand, den die Dämmerung und ein plötzlich eingetretenes allgemeines Schweigen noch verstärken, da nahm sich diesen günstigen Augenblick der Marquis d'Ursé wahr, um eine seiner Geschichten, die wir noch nicht kannten, zu erzählen. Der Marquis d'Ursé war ein alter Emigrant, den wir alle seiner fast jünglinghaften Fröhlichkeit und seines Witzes wegen liebten. –

»Ihre Erzählungen, meine Herren,« begann er, »sind gewiß sehr ungewöhnliche, es fällt mir aber auf, daß in ihnen die Hauptsache fehlt; nämlich, Ihr persönliches daran Beteiligtsein. Ich weiß es nicht, hat einer von Ihnen mit eigenen Augen jene übernatürlichen Erscheinungen gesehen, von denen soeben die Rede war, und kann er ihre Wahrhaftigkeit mit seinem Ehrenwort bekräftigen?«

Wir mußten zugeben, daß keiner von uns dazu imstande war, und der Alte, sein Jabó zurechtrückend, sprach weiter: »Was mich betrifft, meine Herren, so kenne ich nur einen Fall dieser Art, dieser Fall aber ist so eigentümlich, so furchtbar, daß er wohl geeignet ist, die Phantasie selbst des größten Skeptikers in Schrecken zu versetzen. Und außerdem ist er authentisch. Ich selbst habe darin, unglücklicherweise, sowohl den Zuschauer, als auch eine der handelnden Personen gespielt, und obwohl ich mich eigentlich nicht gern daran erinnere, so will ich diesen Fall doch erzählen, das heißt, wenn unsere reizenden Damen mir die Erlaubnis dazu erteilen.«

Dis Erlaubnis wurde ihm bereitwilligst erteilt. Allerdings richteten sich einige ängstliche Blicke auf jene seltsam leuchtenden Figuren hin, die der hereinscheinende Mond auf das glatte Parkett des Fußbodens malte, jedoch unser kleiner Kreis rückte noch enger zusammen und alles schwieg erwartungsvoll. Der Marquis entnahm seiner goldenen Schnupftabaksdose eine kleine Prise, schnupfte mit Bedacht und begann folgendermaßen:

»Zunächst, mesdames, muß ich um Entschuldigung bitten, wenn ich im Verlaufe meiner Geschichte gezwungen bin, von meinen Herzensangelegenheiten öfter zu reden, als einem Manns meines Alters geziemt. Ich kann sie aber, soll meine Erzählung klar und verständlich sein, nicht unerwähnt lassen. Übrigens dem Alter wird man es verzeihen, wenn es zuweilen sich selbst vergißt, und niemand wird schuld daran sein, als Sie, mesdames, daß ich in Ihrem Kreise mir für Augenblicke wieder jung vorkomme. So will ich Ihnen denn also ohne weitere Umschweife sagen, daß ich im Jahre 1769 leidenschaftlich verliebt war in die schöne Herzogin de Gramont. Diese Leidenschaft, die ich damals für eine unwandelbare und tiefe hielt, beraubte mich aller Ruhe des Tages sowohl wie der Nacht. Und die Herzogin, wie nun einmal die schönen Frauen sind, fand ihre Freude daran, meine Qual zu mehren. – So daß ich schließlich in einer Anwandlung von Ärger und Überdruß beschloß, um eine diplomatische Entsendung nach der Moldau nachzusuchen, die ich denn auch erhielt. Der Hospodar der Moldau verhandelte damals mit dem Versailler Kabinett über Angelegenheiten, die für Frankreich von einiger Wichtigkeit waren. Am Vorabend meiner Abreise begab ich mich zur Herzogin. Sie empfing mich weniger spöttisch als sonst, schien beunruhigt, ja erregt.