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Meike Schreiber Angelika Slavik - Money Queen - Der Geldplan für Chaos-Göttinnen - edition a

Alle Rechte vorbehalten

Cover: JaeHee Lee
Satz: Isabella Starowicz

E-Book-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
www.brocom.de

Inhalt

Einkommen

Die Lage

Wie man sein Einkommen erhöht

Die Vorzüge eines Nebenjobs

Wie man sein Einkommen einteilt

Papierkram

Die Notfallstrategie für Papierchaos

Wie man die Steuererklärung überlebt

Schulden

Geld und Liebe

Die Dynamik des Geldes beim ersten Date

Romantik zum Nulltarif

Wie man Streit ums Geld vermeidet

Ehe und Geld

Sparen

Essen

Kleidung

Konsumstrategien

Vermögen

Die Notfallreserve

Definieren Sie Ihre Ziele

Glossar

Aktien

Feiern

Partystrategien für Königinnen des kleinen Budgets

Immobilien

Finanzierung

Immobilien als Geldanlage

Vorsorgen

Versicherungen

Altersvorsorge

Ausgeben

Bildung

Reisen

Gesundheit

Geld und Familie

Was ein Kind kostet

Erben

VorwortVorwort

Das Leben hält auch für fantastische Frauen mitunter recht unglamouröse Momente bereit — und nur allzu oft ist daran die Sache mit dem Geld schuld. Man bekommt einen Rentenbescheid, der unverblümt mit Altersarmut droht, zum Beispiel. Man kassiert einen mitleidigen Blick von der Verkäuferin, wenn die Kreditkarte zickt. Man schaut in den Kühlschrank und erblickt nichts, außer zwei verschrumpelten Karotten und einer halb vollen Dose Ravioli.

Geld hat die spektakuläre Fähigkeit, sich auf wundersame Art und Weise immer dann zu verflüchtigen, wenn man es gerade brauchen könnte.

Allerdings kann Geld Ihnen auch die tollsten Dinge ermöglichen. Sie können fantastische Reisen unternehmen, sündteure Schuhe kaufen oder eine Firma gründen. Es kann ein Höchstmaß an Freiheit verschaffen: Freiheit zur Entfaltung, aber auch Freiheit von existenziellen Sorgen. Deshalb gibt es dieses Buch. Es soll Ihnen helfen, Ihre Finanzen zu einem Quell Ihres persönlichen Vergnügens zu machen.

Dabei ist es egal, wo Sie gerade stehen. Vielleicht haben Sie Ihren Alltag gut im Griff und interessieren sich einfach für die Frage, wie Sie Vermögen aufbauen können. Vielleicht sitzen Sie auf einem Berg unbezahlter Rechnungen und haben absolut keinen Überblick über Ihre finanzielle Lage. Möglicherweise haben Sie bislang auch Scheu gehabt, sich mit Finanzen zu beschäftigen, weil Sie das Gefühl hatten, von unverständlichen Begriffen erschlagen zu werden oder fürchteten, falsche Entscheidungen zu treffen.

Viele Menschen denken, Geld sei ein rationales, nüchternes Thema. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Geld ist immer auch eine emotionale Angelegenheit. Und das Höchste, das man erreichen kann, ist, sich mit seinem Geld wohlzufühlen. Darum geht es. Dieses Buch verspricht nicht, Sie zu einer Milliardärin zu machen (auch wenn Sie selbstverständlich eine werden können, wenn Sie das wirklich, wirklich möchten).

Stattdessen erfahren Sie hier, wie Sie in jeder Lebenslage das Beste aus Ihrem Geld machen können. Wie Sie stilvoll heiraten, auch wenn das Budget knapp ist. Und worauf Sie achten müssen, falls Sie sich wieder scheiden lassen möchten. Sie werden hier lesen, wie man eine fabelhafte Party schmeißt, ohne deshalb danach bis zum Monatsende Dosenravioli essen zu müssen.

Wir werden Ihnen zeigen, wie Sie sich einen Überblick über Ihre finanzielle Lage verschaffen oder wie Sie endlich Ordnung in Ihr Papierchaos bekommen. Wie Sie die Steuererklärung überleben, wie Sie günstig einkaufen, aber teuer aussehen.

Warum wendet sich dieses Buch speziell an Frauen? Weil Gleichberechtigung auch eine Frage des Geldes ist. Statistiken zeigen, dass Männer nicht nur im gleichen Job mehr verdienen, sondern in allen Bereichen des Lebens strukturell bevorzugt werden. Das beginnt sogar schon beim Taschengeld im Kindergarten. (Mehr zu diesen Zahlen später in diesem Buch.) Dazu kommt, dass sich Männer tendenziell intensiver um Finanzen kümmern. Das sollte sich dringend ändern — denn auf all die wunderbaren Dinge, die Geld eben auch bedeuten kann, haben Frauen und Männer den gleichen Anspruch, finden Sie nicht?

Geld allein macht nicht glücklich, heißt es. Das stimmt. Aber Ihre Finanzen entspannt im Griff zu haben, ist eine hervorragende Ausgangslage, um genau das Leben zu gestalten, das Sie sich wünschen.

Meike Schreiber, Angelika Slavik, im August 2019

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Einkommen

Es ist keine große Kunst, gelassen an Geld zu denken, wenn man es im Überfluss besitzt. Wenn Sie nun aber nicht zu den Glücklichen gehören, die zufällig eine Ölquelle geerbt haben, die Ihnen für die nächsten zweihundert Jahre praktisch unbegrenzte Einnahmen sichert, müssen Sie sich Ihr Geld einteilen. Das heißt nicht, dass Sie die Ausgaben für jedes Päckchen Kaugummi einzeln notieren müssen (auch wenn es tatsächlich Menschen geben soll, denen derart penible Buchführung ein beglückendes Gefühl verschafft). Es geht darum, sich einen grundsätzlichen Überblick über Ihre Situation zu verschaffen.

Möglicherweise finden Sie die Vorstellung, sich mit Ihrer finanziellen Situation zu beschäftigen, unbehaglich. Das ist normal, vor allem, wenn Sie bislang eher wenig oder gar keinen Überblick über Ihre Finanzen haben. Der Umgang mit Geld ist eine Entwicklung und egal, an welchem Punkt der Reise Sie sich befinden: Wenn Sie sich darauf einlassen, werden Sie Fortschritte machen. Vielleicht erinnern Sie sich daran, wie Sie das erste Mal versucht haben Coq au Vin zu kochen oder einen flüssigen Lidstrich zu ziehen. Beim Umgang mit Ihrem Geld gilt das Gleiche: Sie werden sehr schnell immer besser werden, wenn Sie erst einmal angefangen haben, es zu versuchen.

Also räumen Sie den Tisch frei: für eine Kanne fantastisch duftenden Tee, eine Lieblingspraline auf Ihrem schönsten Vintage-Teller und, genau, einen großen Block und einen Stift. Mehr brauchen Sie nicht, um die Herrscherin über Ihr Geld zu werden. Los geht’s.

Die Lage

Wenn von Einkommen die Rede ist, wird oft ein Jahresbetrag genannt. Die meisten Menschen können mit monatlichen Beträgen aber mehr anfangen, weil sie sich die Summe besser vorstellen können. Wir empfehlen daher auch für diese Rechnung eine monatliche Kalkulation. Jahresbeträge, zum Beispiel die Zahlungen für eine Versicherung, teilen Sie einfach durch zwölf und berücksichtigen Sie anteilig in Ihrer Monatskalkulation.

Nehmen Sie drei Blatt Papier. Auf das erste schreiben Sie Ihr monatliches Nettoeinkommen, zum Beispiel Ihr Gehalt. Falls Sie noch andere Einnahmequellen haben, kommen die Erträge daraus auch auf dieses Blatt. Das können Beihilfen sein, Kindergeld, Stipendien, eine Witwen- oder Waisenrente oder auch Einnahmen aus der Vermietung einer Wohnung. Es ist völlig okay, wenn auf diesem Zettel nur eine einzige Zahl steht.

Auf dem zweiten Zettel notieren Sie all Ihre monatlichen Ausgaben: Dazu gehören etwa die Miete, die Kosten für den Strom, gegebenenfalls auch Wasser- und Müllgebühren, falls die nicht über die Miete abgerechnet werden. Weiters die Kosten für das Internet und alle Handys, die Sie bezahlen. Die Gebühren für Rundfunk und Fernsehen, die Abokosten für Netflix, Sky, Spotify oder Amazon Prime, falls Sie dort Kunde sind. Kosten für Abos von Zeitungen und Magazinen oder kostenpflichtige Apps. Gebühren für Fitnessstudios — selbst wenn Sie niemals hingehen! — müssen auch auf die Liste. Außerdem anteilig alle Versicherungen, ob für Haus, Auto oder für Sie selbst. Zahlen Sie eine Mitgliedsgebühr für Carsharing, haben Sie ein Abo für den öffentlichen Personennahverkehr? Wenn Sie auch finanzielle Verantwortung für andere Menschen haben, gehören diese Kosten auch auf die Liste: Kitagebühren, Flötenunterricht, Kosten für eine Betreuung im Pflegeheim. Kalkulieren Sie außerdem einen Pauschalbetrag für Lebensmittel und, falls Sie ein Auto haben, für Benzin.

Das kann eine Zeitlang dauern, aber am Ende haben Sie einen guten Überblick darüber, wo Ihr Geld jeden Monat hinkommt und wie viel von Ihrem Einkommen dann noch übrig ist.

Widmen Sie sich nun dem dritten Zettel: Das ist das Blatt für Ihre Schulden. Wo und bei wem auch immer Sie in der Kreide stehen, jetzt ist es Zeit für die Wahrheit. Auf diesen Zettel kommt die offene Kreditsumme bei der Bank genauso wie überfällige Zahlungen ans Finanzamt. Haben Sie sich Geld bei Freunden geborgt oder schickt Ihnen ein Versandhändler schon die dritte Mahnung? Alles kommt auf diesen Zettel.

Vielleicht bleibt der dritte Zettel bei Ihnen glamourös leer, vielleicht ist er voll und Sie fühlen sich nun entsetzlich und geradezu körperlich erschöpft. Schulden sind oft eine emotionale Angelegenheit, aber sich den Überblick zu verschaffen, ist nicht nur der erste, sondern auch der wichtigste Schritt. Den haben Sie jetzt bewältigt. Ein Grund, stolz auf sich zu sein.

Egal, ob Sie nun also zwei oder drei beschriebene Zettel haben: Vielleicht fühlen Sie sich ganz wohl damit, vielleicht sehnen Sie sich gerade nach einem Erdloch, das Sie verschlucken möge. Machen Sie sich bewusst: Das ist Ihre Ausgangssituation. Sie sind schon dabei, die Lage zu verbessern.

Jetzt ist es übrigens Zeit für die Praline. Hochverdient.

Wie man sein Einkommen erhöht

Wenn Menschen ihre finanzielle Lage verbessern möchten (oder müssen), konzentrieren die meisten ihre Anstrengungen darauf, ihre Ausgaben zu reduzieren. Das ist klug und wir werden Ihnen in diesem Buch noch eine Reihe von Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie Ihre Kosten reduzieren können. Es lohnt sich aber auch zu überlegen, ob Sie nicht möglicherweise zusätzliches Einkommen generieren können.

Gehaltsverhandlungen

Mehr Geld für den Job zu bekommen, den man ohnehin schon hat, ist ohne Zweifel die komfortabelste Methode, seine Finanzen zu verbessern. Um Vorgesetzten eine Gehaltserhöhung abzuringen, gilt allerdings: Vorbereitung ist alles. Planen Sie diese Aktion akribisch, wie eine Geheimagentin. Gehen Sie wie folgt vor:

Recherchieren Sie die aktuelle Situation. Zunächst sollten Sie versuchen einzuschätzen, wo Sie, verglichen mit Ihren Kollegen, im Gehaltsspektrum derzeit stehen. Dabei spielen nicht nur die Position, sondern auch Lebensalter und Betriebszugehörigkeit eine Rolle. In den meisten Betrieben ist es unüblich, offen über sein Gehalt zu sprechen. Dennoch lassen sich Anhaltspunkte finden. Prüfen Sie den Tarifvertrag, checken Sie Gehaltsvergleiche im Internet, bitten Sie den Betriebsrat um eine Einschätzung.

Außerdem sollten Sie die wirtschaftliche Lage Ihres Unternehmens kennen: Läuft es überdurchschnittlich gut oder waren die letzten Zahlen schlecht? Wie geht es Ihrer Branche insgesamt? Wenn für Ihre Firma die Zeiten gerade nicht golden sind, heißt das keineswegs, dass Sie nicht um eine Gehaltserhöhung verhandeln können. Sie müssen nur vorbereitet sein.

Bereiten Sie Ihre Argumente vor. Schreiben Sie einen Überblick über Ihre Erfolge und Entwicklung in kurzen Stichpunkten auf. Überlegen Sie auch, was vielleicht nicht so gut geklappt hat. Das ist vor allem deshalb wichtig, damit Sie im Gespräch nicht davon überrascht und womöglich verunsichert werden. Wenn Sie auf die Liste blicken, sehen Sie hoffentlich, dass die Zahl der Erfolge deutlich größer ist, als die Ihrer weniger glorreichen Momente. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, um eine Gehaltserhöhung zu verdienen. Engagiert ist wichtiger als fehlerlos.

Skizzieren Sie, was das Unternehmen künftig von Ihnen erwarten kann. Dieser Punkt wird besonders von Frauen oft unterschätzt, weil sie denken, eine Gehaltserhöhung wegen ihrer Leistungen in der Vergangenheit zu bekommen. Das spielt natürlich eine Rolle, aber noch wichtiger ist die Vision, die Sie von der Zukunft verkaufen können: Aus der Sicht Ihres Arbeitgebers ist eine Gehaltserhöhung ein Investment, von dem er sich perspektivisch eine Rendite erhofft. Also demonstrieren Sie, dass es keine bessere Entscheidung gibt, als auf Sie zu setzen!

Die richtige Dosis Emotion. Überlegen Sie sich außerdem eine passende Formulierung für Ihre Gefühlslage, damit Sie sie im richtigen Moment parat haben. Oft wird davon abgeraten, in einem Gehaltsgespräch emotional zu argumentieren. Das stimmt nur insofern, als Sie Ihre Emotionen während des Gesprächs im Griff haben sollten. (Selbst wenn Ihr Gegenüber sich durch einen Mangel an Charme und ein Übermaß an Inkompetenz auszeichnet, ist Brüllen keine gute Strategie.) Die Frage, wie wohl oder unwohl, wie wertgeschätzt Sie sich fühlen, ist aber durchaus von großer Bedeutung für das Unternehmen. Ein Satz wie »aber dann bin ich nicht glücklich«, kann — im richtigen Moment und wohldosiert eingesetzt — erstaunliche Wirkung erzielen. Zum Ersten, weil es bei Gefühlsäußerungen kein Gegenargument gibt, anders als bei den klassisch sachlichen Argumenten rund um Ihre Erfolge und Perspektiven. Zum Zweiten, weil nur wenige Menschen so argumentieren — man damit also auch Vorgesetzte, die glauben schon alles gehört zu haben, mindestens kurzfristig aus dem Konzept bringen kann. Und drittens, weil das Ihren Arbeitgeber bei der Ehre packt: Sie sind eine talentierte, wichtige und engagierte Mitarbeiterin. Wer wollte Sie nicht glücklich machen?

Machen Sie einen Termin. Sich in dreißig Sekunden Aufzugfahrt mit dem Chef eine Gehaltserhöhung zu sichern, gibt es nur in schlechten Hollywoodfilmen. Auch Partys nach Büroschluss sind ungeeignet — allein schon, weil so ein Umfeld Ihrer Forderung nicht den nötigen Nachdruck verleiht. Jahresgespräche sind eine angemessene Gelegenheit, haben aber den Nachteil, dass in vielen Unternehmen die Gesprächstermine aller Mitarbeiter zu einer ähnlichen Zeit im Jahr stattfinden. Außer Ihnen werden dann also auch noch ein paar andere nach mehr Geld fragen. Am einfachsten: Machen Sie extra einen Termin aus, um mit Ihrem Vorgesetzten über Ihre Perspektiven im Unternehmen zu sprechen.

Wählen Sie ein Power-Outfit. Die größte Hürde für ein erfolgreiches Gehaltsgespräch ist nicht Ihr Chef oder Ihre Chefin, sondern Ihre eigene Unsicherheit. Die gilt es im Zaum zu halten. Deshalb ist der Tag Ihrer Gehaltsverhandlung die richtige Gelegenheit für Ihr frisch geduschtes und geföhntes Business-Ich. Der Tag, an dem Ihre Schuhe farblich zu Ihrem Oberteil passen und zwar nicht nur zufällig. Und nein, Ihren Vorgesetzten wird das nicht auffallen (es sei denn, Sie arbeiten in der Modebranche). Aber Sie werden es wissen und darum geht es. Die Spannung und die Disharmonie auszuhalten, die in so einem Gespräch zwischendurch zu erwarten ist, ist entscheidend für den Erfolg. Alles, was dabei hilft, Sie an Ihre eigene Stärke zu erinnern, ist willkommen.

Kennen Sie die strategischen No-Gos. Drohen Sie niemals, wirklich niemals mit Kündigung. Das kann schnell nach hinten losgehen und wenn so eine Dynamik erst mal entstanden ist, ist es schwer, sie ohne Schaden für Ihr Ansehen wieder zu stoppen. Es ist in Ihrem Interesse, dass das Gespräch immer konstruktiv und freundlich bleibt — herzlich im Ton und hart in der Sache.

Wenn Sie Ihre Argumente sortieren, sehen Sie sie immer aus der Sicht Ihres Arbeitgebers. Ihre privaten Lebensumstände sind kein Argument. »ich habe jetzt ein Kind«, »meine Miete ist gestiegen« oder »Ich brauche ein neues Auto«, funktionieren nicht und lassen Sie im schlimmsten Fall auch noch unprofessionell wirken. Sie haben ein berufliches Anliegen, deshalb bleiben Sie in Ihrer Argumentation in der Arbeitswelt.

Fragen Sie nach Extras. Überlegen Sie außerdem schon vor dem Gespräch, was das Unternehmen, abgesehen von einer Gehaltserhöhung, für Sie tun könnte. Ihr Arbeitgeber mag vielleicht gerade wenig Spielraum bei den Gehältern haben, das heißt aber nicht, dass Sie nicht trotzdem Ihre Einkommenssituation verbessern können. Unternehmen dürfen Mitarbeitern ganz legal einige Hundert Euro mehr netto zukommen lassen, ohne dass das Finanzamt davon etwas abbekommt. Zum Beispiel kann sich der Arbeitgeber an der Stromrechnung beteiligen, die Kita-Gebühren übernehmen oder einen Einkaufsgutschein für den Supermarkt ausgeben. Die Liste an steuer- und abgabenfreien Extras ist inzwischen relativ lang. Vielleicht möchten Sie einen Dienstwagen oder ein Mobiltelefon auf Firmenkosten? Eine Bahnkarte, die Ihnen günstigere Tickets auch bei privaten Reisen ermöglicht? Ein Jahresticket für die Öffis? Solche Optionen sind für Unternehmen oft leichter zu realisieren als eine Erhöhung Ihres normalen Gehalts — und mitunter kann Ihnen das mehr einbringen als eine mickrige Lohnsteigerung, die dann auch noch zur Hälfte von der Steuer aufgefressen wird.

Gesprächsablauf. Sagen Sie deutlich, was Sie wollen. Verabschieden Sie sich von dem Gedanken, dass Ihr Vorgesetzter Ihnen eine Gehaltserhöhung anbieten wird, ohne dass Sie sie direkt und offen fordern. Das gilt insbesondere dann, wenn Ihr Chef ein Mann ist: Wenn Sie es nicht klar sagen, wird er gar nicht verstehen, was Sie überhaupt wollen.

Die Gründe für die großen Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen haben neben anderem auch mit sprachlichen Unterschieden zu tun. Frauen neigen dazu, zurückhaltender zu formulieren, oft im Konjunktiv, ihre Erfolge weniger offensiv zu verkaufen. Das ist nicht grundsätzlich besser oder schlechter als die klassisch männlichen Kommunikationsmuster, aber so lange Entscheidungsstrukturen von Männern geprägt sind, ist es ein strategischer Nachteil. Das bedeutet nun nicht, dass Sie eine Rolle spielen müssen. Es reicht, wenn Sie darüber Bescheid wissen und sich deshalb ein kleines Stück weiter nach vorne wagen, als es Ihrer Komfortzone entspricht. Sie wollen schließlich nicht, dass die Komfortzone Sie arm macht, richtig?

Personalverantwortliche führen solche Gespräche unzählige Male und ein fester Bestandteil dieses Rituals ist, dass sie niemals sofort zustimmen. Sie werden Sie also fragen, warum Sie denken, dass Sie mehr Geld verdient hätten. Das kann freundlich sein oder provokativ im Tonfall, in jedem Fall gilt: Nehmen Sie Widerstand nicht persönlich und lassen Sie sich nicht davon verunsichern. Es gehört zum Spiel, also spielen Sie mit. Beginnen Sie mit zwei Ihrer drei stärksten Argumente, behalten Sie aber noch etwas in der Hinterhand, um auf den ersten Widerspruch reagieren zu können. Reden Sie nicht ohne Punkt und Komma und rechtfertigen Sie sich nicht. Bringen Sie Ihre Forderung vor und geben Sie dann Ihrem Gegenüber die Gelegenheit, zu antworten. Fürchten Sie sich nicht vor Gesprächspausen, halten Sie sie aus. Nichts ist ärgerlicher, als eine Gehaltserhöhung zu verpassen, weil Sie im entscheidenden Moment die Stille nicht ertragen und dann so etwas sagen wie: »Na gut, wenn das nicht geht, dann verstehe ich das natürlich, dann würde ich auch mit weniger…«.

Warten Sie auf einen Gegenvorschlag und nähern Sie sich dann einander an. Eine Gehaltsverhandlung ist dann erfolgreich, wenn beide Seiten das Gefühl haben, in Zukunft besser dran zu sein, als vorher.

Wenn wirklich gar nichts zu holen ist: Fragen Sie, wann Sie wieder darüber sprechen können. Wenn die Zeiten für das Unternehmen gerade schlecht sind, heißt das nicht, dass es in sechs Monaten immer noch so sein muss. Wenn Sie Ihre Vorgesetzten noch nicht ausreichend von Ihren Qualitäten überzeugt haben, kann das in einem halben Jahr anders aussehen. Sie haben dann zumindest Ihre Ambitionen deutlich gemacht, das kommt bei Vorgesetzten immer gut an. Achten Sie in Zukunft auf Ihre Präsenz, bringen Sie sich ein. Machen Sie ein bisschen mehr Wind um Ihre Erfolge als bisher und wagen Sie sich auch aus Ihrer Komfortzone, wenn es darum geht, mehr Verantwortung zu übernehmen. Auch wenn Sie auf die Gehaltserhöhung noch warten müssen, sind Sie garantiert ein großes Stück vorangekommen.

ChecklisteCheckliste

Was Sie bei Gehaltsverhandlungen beachten sollten

image Recherche: Wo stehe ich? Wie geht es dem Unternehmen?

image Termin ausmachen: Mehr Geld gibt es nicht im Vorbeigehen.

image Argumente vorbereiten: Welche Erfolge kann ich vorweisen? Wo sehe ich mich in der Zukunft?

image Ansprüche: klar formulieren

image Widerstand: nicht persönlich nehmen

image Spannung: einfach aushalten

image Fordern: geldwerte Extras

Die Vorzüge eines Nebenjobs

Vielleicht finden Sie die Idee, mehr zu arbeiten, um mehr zu verdienen, zunächst nicht besonders prickelnd. Tatsächlich aber kann ein Nebenjob Ihnen nicht nur ein zusätzliches Einkommen bescheren, sondern auch Abwechslung, Inspiration, eine zusätzliche Qualifikation und fantastische Begegnungen. Vielleicht knüpfen Sie großartige Kontakte, die Ihnen im Lauf Ihrer Karriere noch nützlich werden. Vielleicht lernen Sie zufällig Leute kennen, die die besten Partys Ihrer Stadt veranstalten.

Aber klar, ein Nebenjob passt nicht zu jeder Lebenssituation. Wenn Sie also ohnehin schon mit einer Vollzeitstelle, vier Kindern, einem Hund und einem Ehemann jonglieren, ist zusätzliche Arbeit gerade eher keine gute Idee — die Energie, die Sie haben, ist der wichtigste Motor, um das Leben zu gestalten, das Sie sich wünschen. Abend für Abend völlig entkräftet ins Bett zu fallen, wird Ihr Leben also keineswegs verbessern, sondern Sie, ganz unabhängig von Ihrem Kontostand, nur ärmer machen. Aber wenn Sie vielleicht gerade Single und in eine neue Stadt gezogen sind, oder wenn Sie noch studieren, in der Ausbildung sind oder Teilzeit arbeiten, wenn Sie also ein bisschen Zeit und Energie verfügbar haben, könnte ein Nebenjob in jeder Hinsicht eine Bereicherung sein.

Den richtigen Nebenjob auswählen

Überlegen Sie sich zunächst, ob sie dauerhaft nebenbei arbeiten möchten oder nur für einen begrenzten Zeitraum — wenn Sie zum Beispiel Schulden tilgen oder sich etwas Besonderes leisten möchten, können schon sechs Monate Nebenjob helfen, Ihr Ziel schneller zu erreichen. Vielleicht möchten Sie auch nur immer einmal wieder projektbezogen arbeiten, statt regelmäßig jeder Woche. Oder bevorzugen Sie Planbarkeit und wollen immer am gleichen Wochentag und zur gleichen Zeit arbeiten? Überdenken Sie Ihren Alltag und Ihr Zeitbudget. Denken Sie praktisch: Wenn Sie von Ihrem Nebenjob nichts weiter wollen, als ein zusätzliches Einkommen, achten Sie auf kurze Anfahrtswege: Vormittags drei Stunden irgendwo auszuhelfen lohnt sich nicht, wenn Sie sich dafür eine Stunde durch die Stadt quälen müssen. Anders sieht es aus, wenn Sie für einen Job nicht nur bezahlt werden, sondern er Ihnen eine nützliche Zusatzqualifikation einbringt, die sich im Lauf Ihrer weiteren Karriere doppelt auszahlen wird — dann ist auch ein wenig mehr Aufwand gerechtfertigt.

Wenn Sie in Ihrem Hauptberuf kreativ arbeiten, empfinden Sie einen Job, der diese Seite von Ihnen nicht beansprucht, möglicherweise als angenehmen Ausgleich. Wenn Sie sonst viel vor Ihrem Computer sitzen, bevorzugen Sie vielleicht einen Nebenjob, in dem Sie viel mit anderen Menschen zu tun haben.

Oder Sie schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Möglicherweise können Sie für Dinge bezahlt werden, die Sie ohnehin machen oder immer schon machen wollten. Vielleicht können Sie in einer Sportart, die Sie schon lange betreiben, auch Kurse geben, statt nur alleine zu trainieren? Wenn Ihnen soziale Arbeit liegt, gibt es in Ihrer Nähe vielleicht ein Krankenhaus oder ein Pflegeheim, das zusätzliches Personal sucht — oder Menschen, die Sie für ein paar Stunden in der Woche für Besorgungen anheuern möchten. Mögen Sie Tiere oder haben Sie sich vorgenommen, öfter an die frische Luft zu kommen? Vielleicht brauchen das Tierheim oder der Zoo bei Ihnen um die Ecke gerade Unterstützung. Zocken Sie gerne? Spielehersteller sind ständig auf der Suche nach Testern, die ihre neuen Erfindungen durchspielen und auf Programmierfehler prüfen.

Wir lieben Bürokratie

Der rechtliche Rahmen für Nebenjobs

Damit Sie aus Ihrem Nebenjob das Optimum rausholen, ist es wichtig, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu beachten. In Deutschland dürfen Sie mit einem sogenannten Minijob maximal regelmäßig 450 Euro im Monat oder 5.400 Euro im Jahr dazuverdienen. In Österreich lag die Obergrenze für geringfügig Beschäftigte zuletzt bei 446,81 Euro im Monat, dieser Wert wird jedes Jahr angepasst. Wenn Sie im Nebenjob den Mindestlohn verdienen, kommen Sie so auf etwa zehn bis zwölf Stunden Arbeit pro Woche, bei einem höheren Stundensatz ist die Arbeitszeit entsprechend geringer.

Wenn Sie diese Zuverdienstgrenzen beachten, arbeiten Sie praktisch brutto für netto. Das heißt: Sie zahlen in Deutschland keine Sozialversicherung (also keine Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung) und keine Steuern, sondern nur 3,6 Prozent des Verdienstes an die gesetzliche Rentenversicherung.

Theoretisch ist es auch möglich, sich von dieser Rentenversicherungspflicht befreien zu lassen. Andernfalls gehen von bis zu 450 Euro Verdienst im Monat 16,20 Euro für die Rente ab. Allerdings verzichten Sie damit auch auf wertvolle Rentenvorteile. Denn ein Jahr Minijob bringt ein normales Versicherungsjahr ein — unabhängig vom Verdienst. Das kann gerade für Studentinnen viel wert sein, um später einmal abschlagsfrei in Rente gehen zu können, oder um überhaupt eine gesetzliche Rente zu bekommen.

In Österreich sind geringfügig Beschäftigte nur unfallversichert, können sich aber günstig freiwillig kranken- und pensionsversichern — auch da gilt: Über zusätzliche Pensionsversicherungsjahre werden Sie sich im Alter vielleicht noch freuen, das kann also durchaus eine schlaue Entscheidung sein. Stellen Sie sich einfach vor, wie Sie drei Jahre früher als alle anderen schon nachmittags am See sitzen, Cocktails mit Schirmchen schlürfen und Sätze sagen wie: »Wissen Sie, in meinem Alter geht es nur noch ums Vergnügen!«

Und weil Deutschland nichts so schick findet wie Bürokratie, gibt es neben dem bekannten Minijob auch noch die Kategorie der Midijobs. Insgesamt darf man damit höchstens 1.300 Euro im Monat verdienen. Der Midijob ist als Niedriglohn-Job sozialversicherungs- und steuerpflichtig, die Beiträge sind aber reduziert.

Wenn Sie einen Mini- und einen Midijob kombinieren, zählt letzterer wie eine sozialversicherungspflichtige Hauptbeschäftigung, sodass der Minijob abgabenfrei ist. Mehrere Jobs innerhalb der gleichen Kategorie werden allerdings addiert: So gilt bei Minijobs die Sozialversicherungs- und Steuerfreiheit nur, wenn auch mehrere Minijobs zusammen die 450-Euro-Grenze insgesamt nicht überschreiten.