NOTE

Von Gottes Gnaden

[1] Die Angabe bezieht sich auf das Referenzjahr 2020. Auch in den folgenden Kapiteln wird das gegenwärtige Alter der Familienunternehmen auf dieser Basis angegeben.

Mit spitzem Bleistift gerechnet

[2] Faber-Castell (2013): Faber-Castell since 1761, S. 188.

Verachtet mir die Meister nicht

[3] »Franz Schott«, Wikipedia, online verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Schott.

Im Gartenreich der Kameliendamen

[4] Haikal (2010): Der Kamelienwald, S. 30.

Weltliteratur im Westentaschenformat

[5] Bode (2003): Reclam, S. 8 f.

[6] Bode (2003): Reclam, S. 15.

[7] Zitiert nach Bode (2003): Reclam, S. 23.

[8] DIE ZEIT Nr. 19 vom 3. Mai 1991 »Morgen in Frankfurt«

ANHANG I

FIRMENGRÜNDUNGEN NACH 1900
BIS ZUM ERSTEN WELTKRIEG

Natürlich endet die Geschichte der Firmengründungen nicht am 31. Dezember 1899 – ganz im Gegenteil. Sie setzt sich mit einer bekannten Firmengründung bereits am 1. Januar 1900 nahtlos fort.

Autor und Verlag haben sich hinsichtlich der Vorstellung der ältesten Familienunternehmen für diese klare Begrenzung an der Jahrhundertwende entschieden. Auch weil es darum ging, ein für die Leser handhabbares, sinnvolles Format zu finden. Dieses Buch konnte und sollte nicht zu einer Art Enzyklopädie der Familienunternehmen werden.

Nachfolgend in aller Kürze noch ein kleiner Ausblick auf Gründungen von Familienunternehmen in der Zeit von 1900 bis zum Ersten Weltkrieg. Die Unternehmen dieser Jahrgänge sind heute überwiegend im Besitz der vierten Generation. Sofern nicht anders angegeben, befinden sie sich zu 100 Prozent in Familienbesitz.

1900

J. WECK GMBH U. CO. KG

WEHRFLINGEN IN SÜDBADEN

NACHKOMMEN DER FAMILIE VAN EYCK

Gegründet wurde das Unternehmen am 1. Januar 1900 in Öflingen. »Weck-Glas« oder »Einweck-Glas« ist im Deutschen zum Gattungsbegriff für gewindelose Gläser zum Aufbewahren von eingekochten Lebensmitteln geworden. Sogar der Begriff »einwecken« ist davon abgeleitet. Die Firma beziehungsweise der Gründer haben das Einweck-Verfahren aber nicht erfunden. Der Gründer, Johann Weck (1841–1914, er war Vegetarier und Antialkoholiker), hatte 1895 das einschlägige Patent aus dem Jahr 1892 von dem Erfinder, dem Chemiker Rudolf Rempel (1892), erworben. Gemeinsam mit dem Partner Georg van Eyck bereitete er dann die Gründung des Unternehmens zum 1. Januar 1900 vor. Schon ein Jahr später verließ Weck die Firma, der er seinen Namen gegeben hatte.

Heute werden bei Weck auch Glasbausteine, Kerzenlichtglas und Verpackungsglas produziert.

RICHARTZ GMBH

SOLINGEN

FAMILIE RICHARTZ

In der »Klingenstadt« Solingen sind mehrere Schneidwerkzeug-Hersteller als Familienunternehmen ansässig. Hauptprodukte von Richartz sind in der Tat Messer: Taschenmesser, Küchenmesser, Multifunktionsmesser und Pocket Tools.

1901

HANSGROHE SE

SCHILTACH/SCHWARZWALD

32 PROZENT FAMILIENBESITZ; MEHRHEIT (68 PROZENT) BEI DER AMERIKANISCHEN MASCO CORP.

Hersteller von Sanitärarmaturen. Vier »junge« Söhne der dritten Generation sind mit einem Sitz im Aufsichtsrat vertreten. Ansonsten gibt es aber keine aktive Beteiligung der Familie mehr im Unternehmen.

WEBASTO SE

STOCKDORF BEI MÜNCHEN

FAMILIE BAIER

Gegründet als »Eßlinger Draht- und Eisenwarenfabrik« zog das Unternehmen 1908 nach Stockdorf. Webasto bedeutet Wilhelm Baier Stockdorf. 1937 entstand das erste Faltdach für einen Mercedes. Seitdem liefert Webasto die Stahlschiebedächer für Daimler-Benz und produziert weitere Fahrzeugtechnik, vor allem Heizungen.

1902

BERGADER PRIVATKÄSEREI GMBH

WAGING AM SEE

FAMILIE WEIXLER (HEUTIGER FAMILIENNAME KRESS)

In seiner 1902 gegründeten Dorfkäserei entwickelte Basil Weixler einen roquefort-ähnlichen Blauschimmelkäse, der unter dem Markennamen »Bavaria blu« angeboten wird. Weitere Marken der heute von seiner Enkelin geleiteten Firma sind »Bergader Almkäse« und »Bonifaz«.

DIEHL STIFTUNG & CO. KG

NÜRNBERG

FAMILIENSTIFTUNG

Das umsatzstarke, bedeutende Unternehmen wurde als Kunstschmiede gegründet; seit den 1930er-Jahren wurden auch Feinmechanikteile und Halbzeug hergestellt und gleich nach dem Krieg auch Uhren. Diehl ist heute einer der größten deutschen Rüstungskonzerne (bspw. Lenkflugkörper) und technischen Luftfahrtausrüster.

VINZENZMURR VERTRIEBS GMBH

MÜNCHEN

FAMILIE BRANDL (NACHKOMMEN VON V. MURR)

Es handelt sich um ein in Süddeutschland bekanntes Leberkäs- und Weißwurst-Imperium. Zur Firma gehören hauptsächlich eine Fleischfabrik und eine Metzgereikette mit über 200 Filialen. Sie wird von der Inhaberfamilie aktiv geführt.

1903

HUBERT BURDA MEDIA HOLDING KG

OFFENBURG

FAMILIE HUBERT BURDA

Der Bunte-Medienkonzern (u. a. Focus, Superillu, Freizeit Revue, chip, XING) entstand aus einer Drei-Mann-Druckerei von Franz Burda sen. (1873–1929) in Philippsburg bei Karlsruhe. 1950 startete die Verlegergattin Aenne Burda die höchst erfolgreiche und rechtlich und wirtschaftlich völlig unabhängige Zeitschrift Burda Moden mit ihren Schnittmustern.

HASENKAMP HOLDING GMBH

KÖLN

FAMILIEN ZIEGLER UND ZÖGER

Die Speditionsfirma ist heute auf Kunst- und Kultur- sowie Hightechtransporte spezialisiert. Sie fand vor allem durch den Wiederaufbau der Kölner Museen nach dem Krieg zu ihrem Spezialgeschäft.

LÖWENSENF GMBH

DÜSSELDORF

SEIT 2001 FAMILIE DURACH

Als »Erste Lothringische Essig- und Senffabrik« von Otto Frenzel im damaligen Elsaß-Lothringen gegründet, wurde die Firma nach dem Ersten Weltkrieg, nach dem Verlust dieses »Reichsgebiets« 1920 nach Düsseldorf verlegt. Nach dem Tod des Gründers 1936 von der Witwe Frieda Frenzel als »Düsseldorfer Senfindustrie O. Frenzel« weitergeführt. Zwei Söhne der Frenzels starben an Tuberkulose; der dritte fiel im Krieg. Weil keine Erben vorhanden waren, kam es 2001 zu einem Austausch von Firmenanteilen mit der Firma Develey bei München. Develey, ebenfalls ein 1845 gegründeter Familienbetrieb und der Erfinder des süßen Weißwurstsenfs, ist seit 1975 im Besitz der Familie Durach.

AUGUST STORCK KG

BERLIN

FAMILIE OBERWELLAND

Die Werther’sche Zuckerwarenfabrik in Werther in Westfalen war die erste Gründung von August Storck (Vier-Mann-Betrieb). Die Familie nannte sich auch Oberwelland nach ihrem Besitz Oberwellandhof. Erstes Erfolgsprodukt waren die »1 Pfennig RIESEN«-Bonbons ab 1934. Die wichtigsten Marken (seit 1962) sind nimm2, Merci, Campino, Werther’s Original (Werther’s Echte) und Toffifee.

1905

PEMA VOLLKORN-SPEZIALITÄTEN HEINRICH LEUPOLDT KG

WEISSENSTADT IN OBERFRANKEN

FAMILIE LEUPOLDT

Im Firmennamen ist über Branche, Hauptprodukt (gemeint ist vor allem der haltbare Pumpernickel) und Inhaberfamilie alles gesagt.

DR. WOLFF-GRUPPE GMBH

BIELEFELD

FAMILIE WOLFF

Die chemisch-pharmazeutische Fabrik von Dr. August Wolff ist im Grunde auch aus einer Apotheke hervorgegangen, wie viele bedeutende Unternehmen dieser Branche. Hergestellt wurden anfangs Hautmittel, seit 1930 Alpecin-Haarshampoo. Seit Mitte der 1930er-Jahre Alcina-Kosmetikprodukte. Nach dem Tod des Gründers hat der Sohn Dr. Kurt Wolff die Firma weitergeführt, der Linola als Hautpflegeprodukt selbst entwickelt hat. Nach dem Krieg wurde die Firma auch ein wichtiger Insulin-Hersteller. 2004 wird von dem Alpecin-Forscherteam um Dr. Klenk Coffein als Wirkstoff gegen Haarausfall entdeckt. Die entsprechenden Produkte erweisen sich als sehr erfolgreich. Das Unternehmen ist inhabergeführt.

1906

BERNARD KRONE HOLDING SE & CO. KG

SPELLE

FAMILIE KRONE

Das Unternehmen hat sich aus einer Schmiede nebst landwirtschaftlichem Gerätehandel entwickelt, zu dem auch sonstige Eisenwaren für den Haushalt, einschließlich Kochherden, gehörten. Daraus entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Landmaschinenproduktion und der Nutzfahrzeugbau.

WILHELM ALTENDORF GMBH & CO. KG

MINDEN

FAMILIE ALTENDORF

Altendorf ist Weltmarktführer für die Herstellung von Formatkreissägen. Der Gründer Wilhelm Altendorf, ein Tischlermeister, entwickelte die Formatkreissäge selbst, weil ihm damals gängige Geräte zur Holzbearbeitung nicht genügten. Bei Formatkreissägen wird das Schnittgut auf einem Sägetisch durch die feststehende Säge geführt und nicht die Säge durch das Holz. Außerdem kann der Winkel der Säge verstellt werden. Auf diese Weise werden heute nicht nur Holz, sondern auch Kunststoffplatten und Nichteisenmetalle gesägt. Das Unternehmen konzentriert sich ganz auf dieses Produkt, das technisch ständig verbessert wird.

1907

OHROPAX GMBH

WEHRHEIM (TAUNUS)

FAMILIE NEGWER, 3. GENERATION

Aus einer Drogerie in Berlin-Schöneberg ging zunächst eine Fabrik hervor, in der verschiedene »pharmazeutische und kosmetische Spezialitäten« hergestellt wurden. Der zuerst »Antiphon« genannte Geräuschschutz wurde als Schalldämpfer für die Soldaten gegen den Geschützdonner im Ersten Weltkrieg rasch bekannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma aus Potsdam zuerst nach Bad Homburg verlegt. Heute werden auch Silikon- und Lamellenstöpsel produziert.

OSTFRIESISCHE TEE GESELLSCHAFT
HEUTE IN: LAURENS SPETHMANN HOLDING AG & CO. KG

INHABERFAMILIE SPETHMANN

SEEVETAL

Vom Teeimporteur entwickelte sich das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg zum Markenartikelproduzenten, vor allem der Marke Milford sowie durch Markenzukäufe wie Meßmer und OnnO Behrends. Gründer war Laurens Jannsen. Alle Beteiligungen sind seit 1996 unter dem Dach der Holding zusammengefasst.

WILKHAHN WILKENING + HAHNE GMBH & CO. KG

BAD MÜNDER AM DEISTER

FAMILIEN HAHNE UND WILKENING

Der Firmenname des Büromöbelherstellers ist eine Zusammensetzung der beiden Gründernamen Friedrich Hahne und Christian Wilkening, die zunächst Sitzmöbel aus Buche produzierten. In der Nachkriegszeit begann eine enge Zusammenarbeit mit namhaften Gestaltern moderner, langlebiger Möbel und auch die Fertigung mit weiteren Materialien neben dem Holz. Wilkhahn ist ein führender Anbieter ergonomischer Bürostühle. Bei Wilkhahn sind die Mitarbeiter zu 50 Prozent am Ergebnis beteiligt. Das Unternehmen wird von Jochen Hahne in der dritten Generation geführt.

ANDECHSER MOLKEREI SCHEITZ GMBH

ANDECHS-ERLING

FAMILIE SCHEITZ

Ganz nahe beim Berg Andechs, einem der heiligsten von vielen heiligen Bergen in Bayern, betrieb der Urgroßvater der heutigen Inhaberin aus der Familie Scheitz früher eine Käsereiferei für den Käse der Andechser Mönche, die bekanntlich auch Andechser Bier und Andechser Senf erfolgreich vermarkten. Seit 1976 wurde dieser kleine Betrieb in der dritten Generation von Georg Scheitz zur Molkerei ausgebaut. Ab 1980 boten die Scheitz in Zusammenarbeit mit zunächst fünf Biobauern auch erstmals Biomilch an und 2009 wurde die Andechser Molkerei komplett auf Bio umgestellt. Die Zertifizierungsansprüche von Andechser an die mittlerweile 642 Zulieferer (2018) aus dem Umland sind mittlerweile sehr hoch und die Andechser sind die einzige reine Bio-Molkerei in Bayern. Mittlerweile werden aus jährlich 130 Millionen Kilogramm Milch 250 verschiedene Produkte hergestellt: Milch, Butter, Käse, Sahne, Quark, Joghurt bis hin zu Lassi.

1908

BROSE FAHRZEUGTEILE GMBH & CO. KG

COBURG

FAMILIEN STOSCHEK UND VOLKMANN

Der Erfinder des Kurbelfensterhebers in Autotüren ist der in Osnabrück geborene Firmengründer Max Brose. Das Patent wurde 1926 erteilt. Das wesentliche Element ist die »Schlingfederbremse«, welche die Scheibe in jeder gewünschten Position hält. Brose war Sohn eines Karosseriebauers in Wuppertal. Die eigene Firmengründung erfolgte 1908 mit der Eröffnung eines Automobil-Zubehörhandels in Berlin. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Unternehmen mit einem Partner um ein Metallwerk für die Herstellung von Autoteilen erweitert. Das ist nach wie vor das Hauptgeschäft des Multimilliarden-Unternehmens mit rund 26.000 Mitarbeitern. Die Serienfertigung für die Fensterheber begann 1928 in Coburg. Brose beliefert sehr viele Automobilhersteller mit Schließmechanismen für Türen, Heckklappen, Sitz- und Lenkradeinstellungen, Bremssystemen, Heizungen und Lüftungen. Heute beinhalten diese Produkte natürlich überwiegend elektrisches und elektronisches High-Tech. 1971 ging die Firmenleitung von der Tochter Max Broses, Gisela, an den damals 23-jährigen Neffen und Max-Brose-Enkel Michael Stoscheck über. Dieser entwickelte die Firma zum international aufgestellten Großunternehmen. Christine Volkmann ist seine Schwester. Brose ist der viertgrößte Automobilzulieferer in Familienbesitz weltweit.

GAFFEL KÖLSCH – PRIVATBRAUEREI
GAFFEL BECKER & CO. OHG

KÖLN

FAMILIE BECKER

Am Eigelsteintor, einem nördlichen Stadttor von Köln, wurde seit dem Mittelalter an mehreren Stätten Bier gebraut; Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in dieser Gegend 18 Brauereien. Am Eigelstein 41 befand sich nachweislich seit 1302 eine Braustätte, die im 19. Jahrhundert mehrmals den Besitzer wechselte, bis sie 1908 an die Gebrüder Becker gelangte, in deren Familie sie bis heute verblieb. Hier wurde »In der Gaffel« das obergärige »Qualitätskölsch direkt vom Fass« ausgeschenkt. Gaffel ist inzwischen der Marktführer für Kölsch. Der Begriff »Gaffel« steht im Zusammenhang mit dem Zunftwesen. Es gab in Köln 22 Gaffeln; Gaffeln waren in der Regel Zusammenschlüsse von Zünften, aber nicht alle Zünfte gehörten zu den Gaffeln; die Gaffeln waren im Rat repräsentiert. Was diese Biermarke anbelangt, ist »Gaffel« aber in erster Linie einfach ein typisch Kölnischer »mittelalterlicher« Begriff.

MELITTA UNTERNEHMENSGRUPPE BENTZ KG

MINDEN

FAMILIE BENTZ

Melitta Bentz erhielt am 20. Juni 1908 ein Patent auf den von ihr erfundenen Kaffeefilter, den in Deutschland jeder kennt. Ihr Mann betrieb bereits ein Haushaltwarengeschäft in Dresden. Daraus entstand der Vertrieb für den Kaffeefilter, der rasch ein großer Erfolg wurde. Bereits 1929 wurde die Firma nach Minden in Westfalen verlegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam eine Porzellanfabrikation dazu und vakuumverpackter gemahlener Kaffee als Neuheit in Deutschland. Trotz weiterer Aktivitäten und Marken (Cilia, swirl, Toppits) im Bereich Haushaltwaren ist das Geschäft rund um den Kaffee das Kerngeschäft geblieben. Aktuell gehört auch ein junges Mitglied der Gründerfamilie zur Geschäftsführung.

1909

KARWENDEL-WERKE HUBER GMBH & CO. KG

BUCHLOE

FAMILIE HUBER

Gegründet 1909 in Wessobrunn, seit 1926 in Buchloe ansässig, zählt dieser Lebensmittelhersteller zu den größten Molkereiunternehmen in Deutschland. Die Familie Huber produziert hauptsächlich Weichkäse (Karwendel) und Frischkäse (Exquisa). Der heutige Markenname »Karwendel« wurde erst Anfang der 1950er-Jahren von den beiden Gründersöhnen erfunden.

LEYSIEFFER GMBH & CO. KG

OSNABRÜCK

FAMILIE LEYSIEFFER

Eine Konditorei mit Café von Ulrich Leysieffer steht am Anfang der mittlerweile deutschlandweit bekannten, innovativen Pralinen-Manufaktur und Confiserie. Insbesondere Sylt-Besucher sind mit dem 1985 eröffneten Bistro-Café und seiner roten Grütze vertraut. Diese Filiale wirkte imageprägend und hat Leysieffer sehr dabei geholfen, bekannt zu werden. Leysieffer hat inzwischen 20 eigene Standorte in deutschen Großstädten sowie in Rottach-Egern, Westerland und auf vier Flughäfen.

1910

HESSE GMBH & CO. KG

HAMM

FAMILIE HESSE

Das Unternehmen ist ein führender Hersteller von Lacken und Beizen, ferner Öle und Wachse für Möbel, Parkett sowie Folienbeschichtungen für die Großindustrie. Der Markenname lautet Lignal. Produziert wird auf der Basis von 45.000 verschiedenen Rezepturen. Entsprechende Holzprodukte, die behandelt werden, finden sich nicht nur in Haus und Heim, sondern auch in Büros, Hotels oder im Schiffsinnenbau. Die international aufgestellte Firma mit über 400 Mitarbeitern wird heute von Vater und Sohn Hesse geführt.

PORZELLANFABRIKEN CHRISTIAN SELTMANN GMBH

WEIDEN

FAMILIE SELTMANN

Christian Wilhelm Seltmann war ein Porzellandreher und Porzellanmaler. Im Alter von 31 Jahren gründete er schon 1901 zusammen mit seinem Bruder eine Porzellanfabrik, die sehr rasch erfolgreich wurde. Wegen einer Auseinandersetzung mit dem Bruder über die Rechtsform des Unternehmens kam es 1910 zur Neugründung in Weiden. Nach dem Krieg erfolgten Erweiterungen durch Unternehmenszukäufe unter dem Sohn Wilhelm Seltmann. Nach der Wende konnten noch vier Porzellanunternehmen in Thüringen erworben werden. Die Firma wird heute in der vierten Generation von der Familie geführt.

1912

BRANDT BACKWAREN VERTRIEBS GMBH

HAGEN

FAMILIE BRANDT

Die Zwieback- und Keksfabrik ist eine Gründung zweier Bäckermeister-Brüder. Vor allem der ältere, Carl Brandt, hatte als Schiffskonditor auf Passagierschiffen die Bedeutung von »Trockennahrung« erkannt und setzte von Anfang an auf Zwieback und industrielle Produktion. Eine selbstentwickelte und patentierte Schneidemaschine trieb seit 1929 die Mechanisierung der Zwiebackherstellung voran. Schon 1940, und erst recht nach dem Krieg, expandierte die Firma in andere Sparten von Gebäck und Süßigkeiten, die dann aber an Bahlsen abgegeben wurden. Die Herstellung befindet sich seit 2002 in Ohrdruf in Thüringen. Nur die Verwaltung verblieb in Hagen.

ALFRED RITTER GMBH & CO. KG

WALDENBUCH

FAMILIE RITTER

Das erste Produkt der vom Ehepaar Ritter in Cannstadt gegründeten Schokoladen- und Süßwarenfabrik hieß »AlRiKa« (Alfred Ritter Kannstadt). 1932 hatte Clara Ritter die Idee zur quadratischen »Sport-Schokolade«, damit die Tafel »in jede Sportjacketttasche passt, ohne dass sie bricht« bei gleichem Gewicht wie eine Langtafel. Der wirklich große Erfolg kommt in den 1960er-Jahren mit der Konzentration auf dieses Produkt: »Quadratisch. Praktisch. Gut.« Seit den 1970er-Jahren gibt es die farbigen Verpackungen für die verschiedenen Sorten und die Minis in den Knick-Packs. Ritter erwirtschaftet einen hohen Exportanteil. Die Firma wird heute von zwei Geschwistern der Enkel-Generation geführt.

1913

DEICHMANN SE

ESSEN

FAMILIE DEICHMANN

Im Arbeiterstadtviertel Essen-Borbeck eröffnete Heinrich Deichmann mit seiner Frau Julie einen Schuhmacherladen. Heute hat das Unternehmen 4053 Filialen in 30 Ländern und beschäftigt über 40.000 Menschen. Die Expansion begann erst in den 1970er-Jahren unter dem Sohn Horst-Heinrich Deichmann, einem promovierten Arzt, der 1956 ins elterliche Unternehmen einstieg. 1985, 1988 und 1992 werden die ebenfalls inhabergeführten Schuhfilialisten van Haren in den Niederlanden, Roland und die schweizerische Kette Ochsner übernommen. Die Internationalisierung vor allem in Richtung Osteuropa vollzog Horst-Heinrich Deichmanns Sohn Heinrich seit den 1990er-Jahren.

1914

WACKER CHEMIE AG

MÜNCHEN

MEHRHEITLICH FAMILIE WACKER

Peter-Alexander Wacker ist der Aufsichtsratsvorsitzende des bedeutenden Chemie-Unternehmens, das von seinem Urgroßvater Alexander Wacker gegründet wurde. Die AG betreibt 23 große Industrieanlagen, davon sieben in Deutschland, mehrere in den USA und an verschiedenen Standorten in Asien, davon drei in China. Produziert werden beispielsweise Polysilizium für Halbleiter- und Solartechnik, Silikone und Silikonprodukte für die Automobil-, Bau-, Papier- und Textilindustrie, Dispersionen (unter anderem für Farben und Lacke) sowie neuerdings biotechnologisch hergestellte Produkte für die Nahrungsmittelindustrie und Biopharmazeutika. Die erste Produktionsanlage war das Werk in Burghausen in Ostbayern zur Herstellung von Aceton (ab Winter 1916/17).

1917

VIESSMANN WERKE GMBH & CO. KG

ALLENDORF (EDER)

FAMILIE VIESSMAN

Heizanlagen, Wärmepumpen, Klima- und Kühltechnik (auch für Industrieanlagen) sind die Domäne des nordhessischen Geräteherstellers. Seit 1917 betrieb Johann Vießmann eine Schlosserwerkstatt im oberfränkischen Hof an der Saale. Wegweisend für das Unternehmen wurde ein Auftrag für einen Stahlheizkessel, den sich Vießmann 1936 patentieren ließ. 1938 zogen die Firma und die Familie nach Allendorf. Der im Gründungsjahr der Firma geborene Sohn Hans absolvierte eine Maschinenschlosserlehre und erweiterte mit finanzieller Unterstützung seines Schwiegervaters den väterlichen Betrieb in der Nachkriegszeit beträchtlich. Der Enkel des Gründers, Martin Viessmann, hat das Familienunternehmen mit seinen heute 12.000 Mitarbeitern in bedeutender Weise internationalisiert. Unter dem jungen Enkel Max Viessmann, der bereits in der Geschäftsführung mitarbeitet, gilt es heute, die Herausforderungen der Digitalisierung und des tiefgreifenden Wandels und ganz neuer Anforderungen und Erwartungen im Energiesektor zu bewältigen.

ANHANG II

BRAUERFAMILIEN

Das Bierbrauen ist, ähnlich wie der Weinbau, ein sehr altes, weitverbreitetes Gewerbe – schließlich mussten alle Menschen trinken. Frisches, sauberes Trinkwasser, wie wir es heute gewöhnt sind, gab es früher so gut wie nicht. (Mehr dazu in den Kapiteln Warsteiner und Barth in diesem Buch.) Deshalb musste überall lokal Bier gebraut werden. Weite Transporte des Biers waren ohnehin im Mittelalter und in der Barockzeit mangels LKW nicht möglich. Durchaus verbreitet war auch der Hausbrau. Aber das versuchte die Obrigkeit wegen der Brandgefahr vor allem in den eng bebauten Städten des Mittelalters mit ihren Fachwerkhäusern aus Holz einzuschränken, indem nur erfahrenen Brauern »Brauprivilegien« oder »Braugerechtigkeiten« (also Braurechte) erteilt wurden.

Auch waren die klimatischen Verhältnisse früher ganz anders. So war Altbayern aufgrund des viel wärmeren Klimas im Mittelalter ebenfalls ein Weinanbaugebiet, so wie das heutige »Nordbayern«, das Frankenland. Das hat sich erst seit der Kleinen Eiszeit geändert, die im 16. Jahrhundert begann und bis in die Goethezeit andauerte. Damals froren Flüsse und Seen im Winter regelmäßig zu. Bekanntlich sind die wärmeren Länder südlich der Alpen im Prinzip immer Weinländer geblieben. Erst die Klimaverschlechterung hat einigen Landstrichen nördlich der Alpen sozusagen die Rohstoffbasis für den Weinanbau entzogen.

Allerdings sind wir heute trotz »Erderwärmung« vom Weinanbau an den bayerischen Isar- und Donauhängen oder in Potsdam noch weit entfernt. Bayern jedenfalls wurde erst im Zuge der Klimaverschlechterung im Lauf der Renaissance ein Bierland, und zufällig fiel in diese Zeit auch der Erlass des viel zitierten Reinheitsgebots. Dass es sich so stark ins bayerische Geschichtsbewusstsein eingebrannt hat, hat vielleicht auch damit zu tun, dass das Bierbrauen hier nun in den Vordergrund trat.

Aber wir wollen nicht allein von Bayern sprechen. Die uralte Kunst des Bierbrauens war in der ganzen europäischen Geschichte immer und überall präsent. Das zeigen die Beispiele weiterer traditioneller Brauerfamilien aus ganz Deutschland.

Vorgestellt werden Brauerfamilien, die seit mehreren Generationen bis heute aktiv sind. Manchmal sind die Brauereien, die sie betreiben, wesentlich älter. Das ist eine schöne Tradition. So brauten beispielsweise die Fürsten von Fürstenberg in Donaueschingen seit 1283, und wir hätten ihre Brauerei als zweitältestes Familienunternehmen vorgestellt, wenn sie nicht 2005 an die heutige Paulaner Brauerei Gruppe verkauft hätten. Aber wie stets in diesem Buch wollen wir vor allem die bis heute aktiven Unternehmerfamilien in den Vordergrund stellen. Die älteste uns bekannte Brauerei durchgehend in Familienbesitz und inhabergeführt ist Warsteiner (Familie Cramer). Über sie wird im Hauptteil berichtet.

1753

PRIVATBRAUEREI BOLTEN

KORSCHENBROICH

GEGRÜNDET 1266; FAMILIE BOLTEN 1753 BIS 2005

Wegen ihres verbürgten hohen Alters und der langen Familientradition sei diese älteste Altbierbrauerei kurz erwähnt. Der Namensgeber Peter Bolten pachtete 1753 (im gleichen Gründungsjahr wie Warsteiner) die damals bereits 500 Jahre alte Brauerei, die in dem Ort am Niederrhein sieben Generationen lang in Familienbesitz blieb.

1800

NEUMARKTER LAMMSBRÄU

NEUMARKT IN DER OBERPFALZ

GEGRÜNDET 1628; SEIT 1800 FAMILIE EHRNSPERGER

Das Gründungsdatum bezieht sich auf die erste urkundliche Erwähnung der Brauerei. Das »Gasthaus zum Goldenen Lamm« mit der zugehörigen Brauerei wurde im Jahre 1800 von der Familie Ehrnsperger aus dem benachbarten Lauterhofen erworben. Sie waren auch dort schon als Gastwirte und Brauer tätig.

Heute wird Neumarkter Lammsbräu von Johannes Ehrnsperger in der siebten Generation geführt. Die Inhaberfamilie hat sich ganz dem »ökologischen Reinheitsgebot« verschrieben, produziert also nur aus entsprechend einwandfreien Rohstoffen ohne Pestizide, nicht aus gentechnisch veränderten Pflanzen, ohne chemische Dünger oder künstliche Hilfsstoffe. In dem Zusammenhang wurde 2006 zusammen mit der Brauerei S. Riegele (siehe unten) und der Störtebeker Braumanufaktur (Stralsunder Bier) ein dementsprechendes Manifest veröffentlicht, dem sich 420 Brauereien angeschlossen haben. Neben Bier werden heute auch Bio-Limonaden aus ökologischem Anbau und Bio-Mineralwasser abgefüllt.

1811

BRAUEREI ALDERSBACH FREIHERR
VON ARETIN GMBH & CO. KG

ALDERSBACH

GEGRÜNDET 1268; SEIT 1811 FAMILIE VON ARETIN

Aldersbach ist das exemplarische Beispiel geradezu uralter Klosterbrauereien, die nach der Säkularisation der Klöster im Zuge der Auflösung des Heiligen Römischen Reichs zuerst vom Staat übernommen und dann in private Hände weitergegeben wurden. In dem Zisterzienser-Kloster Aldersbach, das an die Stelle eines noch älteren Augustiner-Chorherrenstifts trat, wurde sicherlich schon bald nach seiner Gründung 1146 Bier gebraut. Man bewegt sich hier in der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas. Das Gründungsdatum 1268 markiert den ersten urkundlichen Beleg für die Brautätigkeit. Trotz der alten Braugewohnheiten wurde auch rund um Aldersbach (bei Passau) bis ins 16. Jahrhundert hauptsächlich Wein angebaut und getrunken, wie eingangs vermerkt.

Johann Adam von Aretin (1769–1822), als »Generalkommissär« selbst an führender Stelle mit der gesamten Säkularisation in Bayern befasst, erwarb 1811 nicht nur die Brauerei, sondern das gesamte Kloster. Es war sogar eher umgekehrt: Er erwarb das Kloster und damit auch die Brauerei Aldersbach. Den Aretins gehörte bereits das nahe gelegene Schloss Haidenburg mit zugehörigem Wald- und Grundbesitz, wo der Freiherr auch geboren wurde. Die Aretins arrondierten im Lauf der folgenden 150 Jahre ihren Brauereibesitz durch den Aufkauf vieler kleinerer Brauereien in der Umgebung. Aldersbach ist heute eine der erfolgreichsten Privatbrauereien.

1813

PRIVATBRAUEREI M. C. WIENINGER GMBH & CO. KG

TEISENDORF

GEGRÜNDET UM 1600; SEIT 1813 FAMILIE WIENINGER (HEUTE MEHRHEITLICH)

Im Prinzip verlief der Erwerb der Brauerei aus Kirchenbesitz nach der Säkularisation ähnlich wie im Falle Aldersbach. Viele alte Klosterbrauereien gingen auf diese Weise in private Hände über. In Teisendorf war der Veräußerer das Fürstbistum Salzburg. Teisendorf bei Berchtesgaden gehörte damals zu Salzburg, und die Brauerei war noch nicht ganz so alt wie Aldersbach. Der Gastwirtssohn Philipp Wieninger aus einer bekannten Glasmacherfamilie musste dafür immerhin etwas über 40.000 Gulden erlegen. Später kaufte er noch eine weitere Klosterbrauerei samt Kloster (Höglwörth), in der aber heute nicht mehr gebraut wird. Benannt ist die Firma nach Wieningers Sohn Max Christian. Bei Wieninger werden, wie bei vielen anderen Brauereien auch, Limonaden, Mineralwässer oder andere Getränke abgefüllt; entweder Eigenmarken (wie bei Neumarkter Lammsbräu) oder in Lizenz.

1817

BITBURGER BRAUGRUPPE GMBH

BITBURG

GEGRÜNDET 1817; SEIT 1842 DURCH EINHEIRAT FAMILIE SIMON

Bitburg liegt im Süden der Eifel. Gründer war der Braumeister Johann Peter Wallenborn. Nach seinem Tod führte seine Witwe die Brauerei fort. 1842 heiratete die Tochter und Brauereierbin Ludwig Bertrand Simon. Die Brauerei blieb also immer in der Familie. Wie bei Warsteiner eröffnete der Anschluss an die Eisenbahn neue Absatzmärkte. In diesem Fall war es die Strecke Trier–Köln; zunächst ab dem sechs Kilometer entfernten Erdorfer Bahnhof. Noch 1907 hielt man für diesen Transport der Bierfässer allein 30 Pferde. Der Slogan »Bitte ein Bit« stammt aus dem Jahr 1951. Bitburger zählt heute zu den bekanntesten Biermarken Deutschlands. Zur Bitburger Braugruppe gehören außerdem weitere bekannte Marken wie König Pilsener (»Heute ein König«), Wernesgrüner, Köstritzer und Licher.

1824

C.&A.VELTINS GMBH & CO. KG

MESCHEDE-GREVENSTEIN

GEGRÜNDET 1824; SEIT 1852 FAMILIE VELTINS

Alleineigentümerin ist Susanne Veltins. Begonnen hat das Unternehmen als kleine Gastwirtschaftsbrauerei des Wirtes Franz Kramer in Grevenstein, der sein Bier auch an andere Gastwirte in der Umgebung verkaufte. 1852 übernahm Clemens Veltins (1822–1905) diesen gesamten Betrieb. Der vollständige Firmenname geht auf die beiden Söhne Carl und Anton zurück, die Zwillinge waren und die Brauerei 1893 übernahmen. 1964 trat mit Rosemarie Veltins die erste Frau an die Spitze des Unternehmens (4. Generation). Sie machte aus der Regionalbrauerei eine nationale Biermarke. Susanne Veltins ist eine ihrer drei Töchter.

1842

PRIVATBRAUEREI ERNST BARRE GMBH

LÜBBECKE

GEGRÜNDET 1842; FAMILIE BARRE

Bei Barre in Lübbecke in Ostwestfalen sind die vom Gründer der Brauerei, Ernst Johann Barre, aus Kalksandstein und Brandziegeln errichteten Gär- und Lagerkeller sehr lange, bis in die 1980er-Jahre, für den Braubetrieb genutzt worden. In dem denkmalgeschützten Gebäude befindet sich heute das Brauereimuseum. Barre waren die ersten, die in Norddeutschland Pils gebraut haben. Die Brauerei wurde klassisch vom Vater auf den Sohn weitergegeben und wird heute in sechster Generation vom Inhaber Christoph Barre geführt.

1855

BRAUEREI FRIEDRICH GUTMANN

TITTINGEN

GEGRÜNDET 1707; SEIT 1855 FAMILIE GUTMANN

In Tittingen, in der Nähe der Bischofsresidenz Eichstätt, steht ein altes Wasserschloss, das in der Zeit um 1707 vom damaligen Fürsterzbischof bewohnt wurde, der darin eine Brauerei errichten ließ. Nach der Säkularisation ging diese Brauerei durch mehrere Hände, bis sie 1855 von Michael Gutmann ersteigert wurde (49.000 Gulden). Diese Brauerei ist vor allem für ihr Weißbier bekannt. Der junge Michael Gutmann führt sie in der sechsten Generation.

1858

BRAUEREI ZUR MALZMÜHLE SCHWARTZ GMBH & CO. KG

KÖLN

GEGRÜNDET 1858; FAMILIE SCHWARTZ

Diese Brauerei gelangte nicht als Übernahme einer Klosterbrauerei in den Besitz der Familie, sondern es handelt sich um eine Neugründung als Kölsch-Brauerei am Heumarkt. Wie der Name andeutet, befindet sich die Gaststätte am Standort der ehemaligen Rats-Malzmühle der Stadt, die »anno 1572« errichtet worden war. Der Heumarkt war erstens der zentrale Getreidehandelsplatz Kölns und zweitens versorgte die Malzmühle bis 1813 die Brauer der gesamten Umgebung fast 250 Jahre lang mit Weizen- und Gerstenmalz. Hier verlief ein Stadtbach, der Mühlenbach, zwischen Waidmarkt Richtung Filzengraben und von dort aus entlang am Malzbüchel zum Antrieb der Mühle. Diese wurde 1853 abgerissen.

Gründer der Brauerei und der bekannten Traditionsgaststätte war Hubert Koch, und die Brauerei trug zunächst seinen Namen. Dessen Sohn Jakob verkaufte die Firma 1912 an seinen Neffen G. J. Schwartz. Nach der völligen Zerstörung der Malzmühle durch einen Bombentreffer führte Sybille Schwartz das Unternehmen nach dem Krieg in der dritten Generation weiter. Heute wird die Brauerei von der fünften Generation der Familie Schwartz geleitet.

1866

SCHLENKERLA - HELLER BRÄU TRUM GMBH

BAMBERG

GEGRÜNDET 1866; FAMILIE GRASER/TRUM

Das »Wirtshaus zum Schlenkerla« ist eine weitere berühmte Brau- und Gaststätte. Berühmt ist Schlenkerla vor allem für sein Rauchbier. Rauchbiere waren früher weiter verbreitet, als man – in eher feuchten Regionen – die Trocknung des Malzes auf der Darre durch offenes Holzfeuer beschleunigt hat. Diese Vorgehensweise wurde später durch neue Trocknungstechniken ersetzt, hat sich aber in Bamberg erhalten und ist in Craft-Brauereien auch wieder beliebt. Rauchbier ist heute also eher eine Bier-Spezialität und in Bamberg und vor allem im Schlenkerla in ungebrochener Tradition.

Das Schlenkerla befindet sich in einem Fachwerkhaus im oberfränkischen Bamberg, das 1405 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Hier befanden sich schon seit 1538 Gaststätten mit Brauprivileg verschiedener Eigentümer. Der Vorbesitzerfamilie Heller gehörten die Brauerei und das damals »Zum blauen Löwen« genannte Wirtshaus seit 1738. Daher die Bezeichnung »Heller Bräu«. Der »Schlenkerla« war der Sohn des Begründers der heutigen Inhaberfamilie, der Braumeister Andreas Graser. Nach einer Unfallverletzung soll er beim Gehen mit den Armen auffallend geschlenkert haben; so jedenfalls die Familienüberlieferung. Dessen Enkelin heiratete in der vierten Generation Jakob Trum. Wiederum der Enkel dieser beiden ist der heutige Inhaber Matthias Trum mit seiner Frau Sandra (6. Generation).

1871

GRÄFLICHE BRAUEREI ARCO-VALLEY GMBH & CO. KG

EICHENDORF-ADLDORF

ÜBERNOMMEN 1871 AUF DER GRUNDLAGE EINES BRAURECHTS AUS DEM JAHR 1450; FAMILIE DER GRAFEN ARCO AUF VALLEY

Die Tiroler Uradelsfamilie der Grafen Arco stammt aus dem Gebiet zwischen Trient und dem Gardasee. Ein berühmtes Aquarell von Albrecht Dürer zeigt die Stammburg. 1614 wanderte die Familie nach Bayern ein. Im 19. Jahrhundert teilte sie sich in zwei Äste: die Grafen von Arco auf Valley und die Grafen von und zu Arco-Zinneberg.

Max Graf Arco erbte 1821 das Schloss Valley südöstlich von München und damit auch ein mindestens seit 1630 bestehendes Braurecht. 1871 erwarben die Grafen Arco auf Valley auch die Herrschaft Baumgarten in Niederbayern mit Schloss Birnbach und eine bereits seit 1450 damit verbundene Schlossbrauerei. Sie produzieren die Biermarke »Graf Arco«.

ARCOBRÄU

FAMILIE GRAF VON UND ZU ARCO ZINNEBERG

Arcobräu firmierte bis 1960 als »Schlossbrauerei Moos«. Diese Schlossbrauerei war bis 1940 im Besitz der gräflichen Familie Preysing, die aber nicht in erster Linie Bierbrauer waren. Deren Erbe fiel durch Heirat und im Erbgang 1940 an die Familie Arco-Zinneberg. Sie führten die Brau-, Familien- und Unternehmenstradition der Brauerei fort.

Die Brauerei wurde 1567 bei der Übernahme von Schloss Moos durch die Familie Preysing erstmals erwähnt. Die Brauerei bestand also wohl schon länger. Johann Kaspar Graf von Preysing legte 1789 die Brauereien Aholming und Moos zusammen. 1887 veranlasste die Inhaberfamilie Preysing eine Mechanisierung der Brauerei. 1922 errichtete die »Schlossbrauerei Moos« erstmals ein Festzelt auf dem Straubinger Gäubodenfest. Der letzte Preysing starb 1940 im Alter von 21 Jahren.

Dadurch fiel der Besitz an seine Schwester Theresia, die Ludwig Graf von und zu Arco-Zinneberg heiratete. Graf Ludwig fiel zwei Jahre nach der Eheschließung im Zweiten Weltkrieg. 1943 ehelichte die Gräfin den Bruder ihres ersten Mannes, Ulrich Philipp Graf von und zu Arco-Zinneberg. Aus dieser Ehe ging Graf Riprand von und zu Arco-Zinneberg hervor, der heute die Geschicke der Brauerei lenkt.

Sein Vater, Graf Ulrich Philipp fasste im Jahr 1960 sämtliche Brauereien im Besitz der Familie Arco-Zinneberg unter der neuen Bezeichnung »Arcobräu« zusammen. Ab 1992 wurden weitere lokale Brauereien dazu gekauft.

1877

ALPIRSBACHER KLOSTERBRÄU GLAUNER GMBH & CO. KG

ALPIRSBACH

GEGRÜNDET 1877; FAMILIE GLAUNER

Weil die neu gebaute Eisenbahn zunehmend Kurgäste nach Alpirsbach brachte, entschied Johann Gottfried Glauner, die stillgelegte »Löwenbrauerei« des Ortes zu reaktivieren und schickte seinen Sohn zur Ausbildung zum Brauereimeister nach Weihenstephan. 1880 kam hier das Bierbrauen wieder in Gang; 1906 erfolgte die Umbenennung in »Alpirsbacher Klosterbräu« in Anlehnung an die ältere Brautradition vor Ort. Alpirsbach in der Nähe von Freudenstadt im Nordschwarzwald hat ein gut erhaltenes romanisches Kloster.

1884

BRAUEREI S. RIEGELE

AUGSBURG

GEGRÜNDET 1386; SEIT 1884 FAMILIE RIEGELE (19 GESELLSCHAFTER ZWEIER FAMILIENSTÄMME MIT ANTEILEN VON 2 BIS 12 PROZENT)

Sebastian Riegele sen. erwarb 1884 die damals kleine Brauerei samt Wirtshaus »Zum Goldenen Roß«, die auf eine lange Brautradition seit 1386 zurückblicken konnte. Daher spricht die Familie heute von der 28. Brauergeneration und der fünften Familiengeneration an dieser Stelle. Unter der Leitung des jüngeren Sohnes Sebastian Riegele jun. entwickelte sich das Unternehmen sehr erfolgreich zur größten Privatbrauerei Augsburgs. 1912 entstand das stattliche Riegelehaus als neuer Firmensitz am Königsplatz. In der dritten Generation heiratete Johanna Riegele den ehemaligen Jagdflieger Josef Priller, der das Braumeisterhandwerk erlernte, allerdings früh verstarb. Ihr Sohn Dr. Sebastian Priller und ihr Enkel Sebastian Priller-Riegele führen die Brauerei heute.

1887

BRAUEREI GEBR. MAISEL KG

GEGRÜNDET 1887; FAMILIE MAISEL

BAYREUTH

Zwei Brüder stehen am Anfang der Brauerei in der Wagner-Stadt: Hans und Eberhardt Maisel. Es war eine Verbindung von Geist und Geld: Der eine hatte die Idee, der andere das Kapital. Gemeinsam errichteten sie die Brauerei unmittelbar vor den Toren der Stadt, nahe der benachbarten Bayreuther Bierbrauerei, die heute auch zu Maisel gehört. Dort, über den Katakomben des Felsenkellers, auf dem sogenannten Herzog, befindet sich auch der schöne Herzogkeller-Biergarten. Die beiden Söhne und Nachfolger führten die Brauerei wieder zu zweit fort, Fritz Maisel später allein. Mit seinen beiden Söhnen Hans und Oscar fiel 1955 die Entscheidung, sich ganz auf Weißbier zu konzentrieren. Weißbier, in Süddeutschland meistens gleichbedeutend mit Weizenbier, zu brauen war in viel früheren Zeiten übrigens nicht erlaubt, weil der – im Anbau empfindliche Weizen – zu wertvoll war und nur als Brotgetreide verwendet werden sollte. Außer natürlich in fürstlichen Hofbräuhäusern, die sich dieses Monopol reservierten. Aber das war natürlich alles lange vor der Entscheidung der Maisels für das Weißbier. Dies ist bis heute das Leitprodukt der Brauerei, die in der vierten Generation vom Inhaber Jeff Maisel geführt wird.

1888

DINKELACKER-SCHWABEN BRÄU GMBH & CO. KG

STUTTGART

GEGRÜNDET 1888; FAMILIE DINKELACKER

Dinkelacker lautet tatsächlich der Familienname der Gründer und Inhaber; er ist kein Flurname für schwäbische Felder, auf denen ein besonderes Biergetreide wächst. Die Brauerei wurde von Carl Dinkelacker zentrumsnah in Stuttgart in der Tübinger Straße gegründet, wo sich nach wie vor ein Brauhaus der Gruppe befindet. Seit den 1970er-Jahren wurden einige lokale Brauereien dazu gekauft, beispielsweise Sanwald. In den 1990er-Jahren kam es über eine Vertriebskooperation zu einem Zusammenschluss mit Schwaben Bräu. Kurz zuvor hatte die mächtige Spaten-Franziskaner-Bräu-Gruppe die Mehrheit an Dinkelacker erworben, bis sie 2003 ihrerseits von dem belgischen Bierriesen Inbev geschluckt wurde. Gut zwei Jahre lang stand Dinkelacker-Schwaben Bräu nun unter der Leitung von Inbev, bis es dem Erben Wolfgang Dinkelacker (4. Generation) in einem finanziellen Kraftakt gelang, seine Familienfirma zurückzukaufen.

Übrigens war auch Schwaben Bräu ein Familienbetrieb, sogar schon 1878 von Robert Leicht in Vaihingen gegründet. Leicht gilt als Pionier moderner Brau- und Kellereitechnik. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wurde Bier noch überwiegen handwerklich hergestellt. Bei Schwaben Bräu gab es hingegen schon ab 1884 elektrisches Licht (aus eigener Dynamoanlage), künstliche Kellerkühlung, allerlei Transportbänder für die Kohle und das Getreide, eine Fasswaschmaschine und schon sehr früh (vor 1910) eine Flaschenabfüllanlage. Flaschenbier war erst um die Jahrhundertwende aufgekommen. Leichts Brauerei galt als moderner Musterbetrieb, der von Fachleuten aus der ganzen Welt besichtigt wurde. Sein Sohn Robert gründete 1930 die Vaihinger Fruchtsaft GmbH (heute unter dem Dach von Überkinger).

ANHANG III

VERLEGERFAMILIEN

Alte Verlagsnamen können als ehemalige Familiennamen und spätere Firmennamen sehr zählebig sein. So geht etwa der Kösel-Verlag auf eine Gründung von 1593 in Kempten zurück; 1794 wurde er vom Namensgeber Joseph Kösel übernommen, wanderte dann unter diesem Namen durch die Hände verschiedener Inhaberfamilien und gehört seit 2005 zur Verlagsgruppe Random House (Bertelsmann-Konzern) in München. Hier besteht also längst keine generationenalte Familienkontinuität mehr wie bei den anderen Beispielen in diesem Buch.

Vor allem im 19. Jahrhundert entstanden in Deutschland noch eine ganze Reihe weiterer Verlage und Medienunternehmen außer den im Hauptteil genannten, die sich nach wie vor im Besitz und teilweise unter Leitung der Gründerfamilien befinden.

1596

OSIANDERSCHE BUCHHANDLUNG GMBH

TÜBINGEN

SEIT 1925 FAMILIE RIETHMÜLLER

Das heute vor allem als Buchhandelskette in Südwestdeutschland und Bayern vertretene Unternehmen hat eine lange Tradition über mehrere Familiendynastien. Den Anfang machte 1596 Erhard Cellius mit einer zeittypischen Mischung aus Druckerei, Buchhandlung und Verlag. Schon unter dessen Sohn wurde der Verlag zu einem der bedeutendsten Süddeutschlands.

Der Namensgeber Christian Friedrich Osiander (*1789) heiratete 1813 in eine spätere Inhaberfamilie ein. Die Osianders führten Buchhandlung und Verlag während des ganzen 19. Jahrhunderts. 1925 erwarb Richard Jordan die Osiandersche Buchhandlung. Nach seinem Tod blieb sie in der Familie seiner Tochter Brigitte Riethmüller; heute mit mehreren Mitgliedern dieser Familie in der vierten und fünften Generation.

1801

VERLAG HERDER GMBH UND VERLAGSGRUPPE HERDER

FREIBURG IM BREISGAU

FAMILIE HERDER

Der Verlag ist Kernstück der Verlagsgruppe Herder, zu der noch einige weitere Verlage gehören, wie etwa Kreuz Verlag und Verlag Karl Alber und außerdem eine Verlagsauslieferung. Die Buchhandlungen Herder in Freiburg, Münster und Wien gehören heute nicht mehr zum Familienunternehmen, auch wenn der Traditionsname beibehalten wurde. Im Buchhandel ist Herder hingegen seit 2016 maßgeblich an der Thalia-Gruppe engagiert, einem der größten Buchhandelsfilialisten in Deutschland.

In seiner Gründerphase geht das Unternehmen zurück auf eine Schulbuchhandlung und Druckerei in Rottweil aus dem Jahr 1798. Darauf folgte 1801 die Ernennung von Bartholomä Herder zum Hofbuchhändler durch den Bischof von Konstanz, gleichzeitig mit der Begründung der Herderschen Verlagsbuchhandlung in Meersburg; sie wurde bereits 1808 nach Freiburg verlegt. (Der Breisgau gehörte damals, wie eh und je, noch zum Bistum Konstanz; das Erzbistum Freiburg wurde erst 1821 geschaffen.)

Dem Sohn des Gründers, Benjamin Herder (1818–1888), verdankt der Verlag seine Ausrichtung auf ein stark theologisches und kulturgeschichtliches Programm und seine bis heute bestehende katholisch-konservative Grundhaltung. Herder gilt, vereinfacht gesprochen, als größter katholischer Verlag Deutschlands. Ein großes Verlagsprojekt Mitte des 19. Jahrhunderts war ein fünfbändiges »Conversationslexikon«, später weiterentwickelt zum Großen Herder, eine der großen Enzyklopädien neben Brockhaus und Meyer. Ferner entstand ein zwölfbändiges Kirchenlexikon, an dem führende katholische Theologen der Zeit mitarbeiteten. Auch das Herdersche Staatslexikon hat eine große Bedeutung für Historiker, Politik- und Rechtswissenschaftler. Das in Freiburg bekannte »Rote Haus«, der sehr repräsentative Verlagssitz mit Druckerei, wurde 1912 eröffnet. Es wurde 1990 größtenteils an das Land Baden-Württemberg verkauft; der Verlag nutzt nur noch einen Teil des Gebäudes. Heutzutage erfolgreiche Bücher sind vor allem die von Pater Anselm Grün, vom Dalai Lama, sowie die Schriften von Benedikt XVI. sowie Bücher über den »deutschen Papst«. Die heutigen Inhaber sind drei Mitglieder der sechsten Generation der Familie Herder.

1807

FRIEDRICH HOFMEISTER MUSIKVERLAG

LEIPZIG

HOFMEISTER-ERBEN FAMILIE SCHWARZE – CLEMENT

Gegründet als Musikalienhandlung und Musik- und Buchverlag in der Musik- und Verlagsstadt Leipzig. Friedrich Hofmeister hatte eine Lehre bei Breitkopf & Härtel absolviert. Bei Hofmeister erschienen Werke vieler bedeutender Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts und speziell Etüdenwerke für den Musikunterricht. Ein berühmtes Verlagsprodukt war Der Zupfgeigenhansl (1909), ein Liederbuch der Jugend- und Wandervogelbewegung. Die Verlegung oder vielmehr Neugründung in Hofheim durch die Erben war eine Folge der Enteignung in der DDR 1952. Nach der Rückgabe des Verlages an die Erben (mit Familiennamen Schwarze) im Jahr 1992 kehrte der Verlag vollständig an seinen Gründungsort Leipzig zurück. Heutige Inhaberin und Geschäftsführerin ist Stefanie Clement aus der Familie Schwarze.

1810

CARL ED. SCHÜNEMANN KG

BREMEN

FAMILIE SCHÜNEMANN

Carl Heinrich Schünemann begann mit Spielkartendruck. In den folgenden Jahren um Buch- und Zeitungsdruck erweitert. Der Verlagsname ist der des Gründerenkels Carl Eduard Schünemann (1855-1921), der vor allem die Druckerei ausbaute und modernisierte. Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts druckte Schünemann sowohl die Bremer Nachrichten als auch die damalige Weser-Zeitung. Im Buchverlag wurden Autoren wie Manfred Hausmann, Ricarda Huch publiziert und bereits von Carl Eduard Schünemann der Schriftsteller Hermann Löns. Heute wird der Verlag von der siebten Generation im 1807 erworbenen Stammhaus Zweite Schlachtpforte geführt.

1820

FRIEDRICH PUSTET GMBH & CO. KG

REGENSBURG

FAMILIE PUSTET

Zur Friedrich Pustet KG in Regensburg gehören mehrere Buchhandlungen in Bayern, ein Verlag und eine Großdruckerei. Firmengründer ist der aus Passau stammende Friedrich Pustet (*1798). Nach dem frühen Tod seines Vaters Anton übernahm er 1820 dessen Buchbinderei. 1826 übersiedelte Pustet nach Regensburg und baute dort eine Buchhandlung mit Verlag auf. 1833 kaufte er ein geräumiges Haus in der Altstadt, wo sich bis nach dem Zweiten Weltkrieg der Firmensitz und die Buchhandlung befand. Im gleichen Jahr erwarb er außerdem eine leistungsfähige, moderne »Schnellpresse«, der Grundstein für die Druckerei. 1836 kam noch eine etwas außerhalb von Regensburg gelegene Papiermühle hinzu.