Über das Buch:
Tom und Jojo wollen ihrem Freund Hannes gerade das abgefahrene Nintendo-Spiel Jabando zeigen — da kommt Julius, einer der großen Jungs, und schnappt ihnen das Spiel einfach weg! Erschüttert erzählen die Brüder ihrem Freund Herrn Munkel von dem Schlamassel, doch der ist zuversichtlich, dass Gott seinen Weg gehen wird, auch mit Julius.

Tatsächlich probiert Julius das Spiel aus und landet mitten in der Welt des Alten Testaments. Gleich das erste Level bringt ihn an seine Grenzen. Ist er Jabando überhaupt gewachsen? Und wird sich sein Leben durch das Spiel für immer verändern?

Zwei alternative Enden bieten dir die Möglichkeit, den Ausgang der Geschichte selbst zu beeinflussen!

Über die Autorin:
Annette Spratte lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen im Westerwald. Aus einer tiefen Liebe zum geschriebenen Wort heraus arbeitet sie als Autorin und Übersetzerin. Es ist ihr schon seit vielen Jahren ein Herzensanliegen, die Liebe Gottes als das lebendig gewordene Wort an andere Mesnchen weiterzugeben und damit Leben positiv zu verändern.

Über den Illustrator:
Daniel Fernández, geboren in Santiago de Chile, lebt seit 10 Jahren in Deutschland. Er hat als Art Director, Illustrator und Designer bei vielen großen Werbeagenturen gearbeitet. In Deutschland hat er bisher über 50 Titel illustriert.

Kapitel 8

Jojo rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her, während er darauf wartete, dass Julius in den Bus einstieg. Er hatte zwar behauptet, er hätte keine Angst mehr vor ihm, aber je näher er der Haltestelle kam, an der Julius zusteigen würde, desto nervöser wurde er. Nur noch eine Kreuzung, dann waren sie da. Jojo wäre am liebsten unter den Sitz gekrochen. Zum Glück stieg Julius immer allein ein, ohne irgendwelche Kumpels. Wenn er noch Freunde dabei hätte, würde Jojo keinen Pieps rausbekommen.

Der Bus hielt an und Jojo sah, dass Julius vorn einstieg. Die Plätze in den vorderen Reihen waren alle besetzt, nur neben ihm war noch etwas frei. Julius nahm ihn zunächst gar nicht wahr. Erst als er dabei war, sich neben ihn zu setzen, stutzte er und ließ sich dann langsam auf den Platz rutschen.

»Ist das Zufall?«, fragte er und musterte Jojo von oben bis unten.

»Ja, öhm, nee«, druckste Jojo herum und schluckte schwer.

»Aha«, machte Julius und zog sein Handy aus der Tasche.

Jojo beobachtete ihn eine Weile, während er überlegte, was er jetzt sagen sollte. Es war nicht mehr weit, bis sie aussteigen mussten. Jetzt bogen sie schon in die Straße mit der Haltestelle ein und Jojo hatte immer noch nichts gesagt. Er brachte es einfach nicht fertig, Julius nach seinen Erlebnissen mit dem Spiel zu fragen, wenn der sich so angestrengt auf sein Handy konzentrierte. Wer wusste schon, wie er reagieren würde, wenn er ihn einfach so störte. Außerdem saßen ja lauter Leute um sie herum, die alles mithören würden. Der Bus bremste ab und fuhr an die Haltestelle.

»Wenn du dich mit uns mal über das Spiel unterhalten willst, dann kannst du heute Nachmittag um vier in den Gebrauchtwarenladen auf der Hauptstraße kommen«, rief Jojo schnell und machte, dass er wegkam. Sobald die Bustüren sich öffneten, sprang er nach draußen und sauste davon. Er wurde erst langsamer, als er an Julius’ Haus vorbei war. Hoffentlich würde Tom ihn nicht anmaulen, weil er sich so blöd angestellt hatte.

* * *

Zu Hause öffnete Tom die Tür, bevor Jojo den Finger auf den Klingelknopf gelegt hatte.

»Und? Hast du mit ihm geredet?«, fragte er ohne Umschweife.

»Na jaaaa«, erwiderte Jojo gedehnt und schob sich an Tom vorbei in den Flur.

»Was soll das denn heißen?«, erwiderte Tom ungeduldig.

Jojo seufzte. »Ich hab ihm auf jeden Fall gesagt, wann und wo er mit uns reden kann, wenn er will. Aber ob er will, weiß ich nicht.«

Tom nickte. »Okay, besser als nichts.« Er klopfte Jojo anerkennend auf die Schulter. »Ich hatte schon befürchtet, du traust dich nicht. Aber wenn du ihm schon mal den Treffpunkt gesagt hast, ist das super. Wir werden ja sehen, ob er kommt.«

Jojo strahlte ihn an. »Echt? Du bist nicht sauer auf mich?«, fragte er.

Tom schüttelte den Kopf. »Quatsch, natürlich nicht. Der Typ ist ja nicht gerade ein Kuschelbär. Ich hätte auch so meine Probleme, den anzusprechen.«

»Ach, Jojo, du bist ja schon da! Ich hab dich gar nicht klingeln hören«, sagte ihre Mutter, die gerade in den Flur kam.

»Er hat nicht geklingelt. Ich hab ihm schon vorher aufgemacht«, erwiderte Tom und zwinkerte Jojo zu. »Was gibt’s denn zu Mittag?«

Ihre Mutter lachte.

»Ich dachte schon, ihr wärt krank. Sonst ist das doch immer das Erste, was ich von euch höre!«

Tom und Jojo drängten an ihr vorbei in die Küche.

»Pizza!«, riefen sie triumphierend.

* * *

Herr Munkel begrüßte jeden der Jungen mit einem Bonbongefüllten Handschlag.

»Na, ihr drei? Was führt euch denn heute zu mir? Irgendwie erweckt ihr den Anschein, als wärt ihr auf einer Mission.«

»Ja, Mission großer dicker Waldbär«, sagte Hannes und lachte laut. Tom gab ihm eine Kopfnuss.

»Blödmann«, schalt er ihn und wandte sich dann an Herrn Munkel. »Wir haben Julius hierher eingeladen, falls er über das Spiel reden will.«

»Julius? Wer ist denn Julius?«, fragte Herr Munkel verwirrt.

»Das ist der Jugendliche, der uns den Nintendo geklaut hatte«, informierte Jojo ihn. »Er hat ihn uns zurückgegeben und letzte Woche hat er uns sogar vor seinen Freunden beschützt!«

Herr Munkel zog überrascht die Augenbrauen hoch. »So?«

»Ja«, ergänzte Hannes. »Die wollten Zwergenweitwurf mit uns spielen. Was ist das eigentlich für ein Spiel?«

Tom rollte die Augen. »Das fragst du jetzt nicht wirklich, oder?«

Hannes zuckte nur mit den Schultern.

»Mann, die hätten dich gepackt und durch die Gegend geworfen!«

»Oh«, machte Hannes betreten und sagte erst einmal nichts mehr.

»Also jetzt mal langsam, Jungs. Ich komme ja gar nicht mit«, warf Herr Munkel ein. Also erzählten die Jungen ihm die ganze Geschichte von vorn bis hinten. Bis sie damit fertig waren, war es schon lange nach vier Uhr, aber von Julius war weit und breit nichts zu sehen.

»Glauben Sie, der kommt noch?«, fragte Tom mit einem Blick auf die Eingangstür.

»Wer weiß?«, antwortete Herr Munkel und wandte sich dann einem Regal zu, an dem eine Leiter lehnte. »Wo ihr doch gerade hier seid, Jungs, würdet ihr mir einen Gefallen tun?«

Die drei Jungen fingen an zu lachen. Es war jedes Mal das Gleiche. Herrn Munkel schien immer irgendetwas einzufallen, wobei sie ihm helfen konnten, wenn sie da waren. Jetzt durften sie einer nach dem anderen auf die Leiter klettern und einige sehr verstaubte Sachen vom obersten Regalbrett holen. Wie immer wurden sie mit Keksen und Kakao für ihre Mühen belohnt. Auch danach war Julius noch nicht aufgetaucht.

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»Ich glaube, der kommt nicht«, stellte Tom enttäuscht fest und schaute auf die Uhr. »Wir müssen jetzt auch nach Hause. Tschüss, Herr Munkel, bis zum nächsten Mal!«

Auf der Straße verabschiedeten Tom und Jojo sich auch gleich von Hannes, der nur wenige Häuser weiter wohnte. Gemütlich schlenderten die Brüder nach Hause. Bis zum Abendessen hatten sie noch genug Zeit und mussten sich nicht beeilen. Sie waren so in ihre Überlegungen vertieft, ob sie Jabando mit Hannes zusammen noch einmal spielen sollten oder lieber nicht, dass sie Julius erst bemerkten, als sie direkt vor ihm standen. Er hatte auf der Mauer vor ihrem Haus gesessen und anscheinend auf sie gewartet.

»Äh, hallo«, sagte Tom etwas verwirrt. Julius nickte nur einmal kurz.

»Woher weißt du, wo wir wohnen?«, fragte Jojo, dem irgendwie nicht ganz wohl war bei dem Gedanken.

»Bin dir nachgegangen«, meinte Julius, als wäre es das Normalste von der Welt.

Es entstand eine Pause, denn weder Tom noch Jojo wussten, was sie sagen sollten.

»Wo habt ihr dieses komische Spiel her?«, fragte Julius schließlich.

»Von Herrn Munkel«, antwortete Tom. »Ihm gehört der Gebrauchtwarenladen.«

»Und wo hat der das her?«, bohrte Julius weiter. Die Brüder zuckten nur mit den Schultern. Herr Munkel wusste es selbst nicht, er hatte es eines Tages irgendwo zwischen den Sachen gefunden, die die Leute ihm für seinen Laden brachten.

»Und ihr habt das Spiel gespielt.« Julius sah die beiden Jungen kritisch an. Anscheinend fiel es ihm schwer, das zu glauben.

»Ja«, sagte Tom und Jojo nickte.

»Bis zum Ende?«

Die Kinder nickten wieder.

»Du auch?«, fragte Jojo dann.

Julius zögerte einen Moment, bevor er antwortete.

»Nein«, sagte er dann, »ich hatte nach drei Leveln genug.«

»Was musstest du denn machen?« Jojos Augen glitzerten vor Neugierde.

»Wie meinst du das? Ich denke, ihr habt das Spiel gespielt.«

»Ja, schon«, erwiderte Tom, »aber das Spiel ist für jeden anders. Keiner bekommt die gleichen Level. Wir mussten zum Beispiel einen Fluss durchqueren und dann eine Stadt vor einem feindlichen Heer retten. Nur mit Krügen und Posaunen. Das war ziemlich aufregend.«

»Ja«, klinkte Jojo sich in die Erzählung ein, »und dann mussten wir in der Stadt Münzen an die Armen verteilen. Die hatten wir vorher in dem Lager des Heeres gefunden, das vor unserem Krach geflohen ist.«

»Ja, einem Armen was geben musste ich auch«, brummte Julius, aber mehr schien er nicht über seine Erlebnisse in dem Spiel sagen zu wollen.

»Bist du Jesus begegnet?«, fragte Tom ihn.

Julius räusperte sich. »Äh, ja. Zum Schluss.«

»Und?« Tom schaute ihn erwartungsvoll an.

»Nichts und«, erwiderte Julius schroff.

»Nichts? Aber er hat doch bestimmt was zu dir gesagt, oder nicht?«

»Tja, also, er wollte, dass ich mit ihm gehe. Aber ich wollte halt nicht. Ich hatte echt keinen Bock mehr auf dieses Spiel.«

Tom und Jojo warfen sich gegenseitig einen fragenden Blick zu, wussten aber beide nicht, was sie darauf antworten sollten.

»Danke, dass du uns neulich auf dem Spielplatz geholfen hast«, sagte Tom unvermittelt. »Und dass du uns den Nintendo und das Spiel wieder zurückgegeben hast.« Er holte noch einmal Luft, sprach dann aber doch nicht weiter. Eigentlich wollte er fragen, wieso Julius das getan hatte, aber er traute sich nicht. Der ältere Junge wirkte nach wie vor sehr verschlossen.

Plötzlich ging die Haustür auf und Toms und Jojos Mutter kam heraus.

»Ist alles okay bei euch, Jungs?«, fragte sie mit einem misstrauischen Seitenblick auf Julius. Der stand sofort auf und ging langsam weg, die Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben.

»Ja, alles in Ordnung, Mama«, rief Tom ihr so laut zu, dass Julius es hören musste. Er drehte sich nicht um.

»Ist das der Junge, der dich neulich aufgehalten hat, Jojo? Was wollte der?« Ihre Mutter stellte sich zwischen sie und legte jedem von ihnen einen Arm um die Schultern, während sie Julius hinterherschaute.

»Nur reden, Mama«, sagte Tom schnell. »Er hat uns neulich auf dem Spielplatz geholfen, als ein paar andere Jugendliche uns geärgert haben.«

»So? Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut«, bemerkte seine Mutter. »Na ja, jetzt kommt mal rein. Wo wart ihr denn den ganzen Nachmittag?«

Während sie ins Haus gingen, begann Jojo einen ausführlichen Bericht über den Inhalt des obersten Regalbretts in Herrn Munkels Laden.

Einschub

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie die Geschichte jetzt weitergehen kann. Nur zwei, denkst du? Eigentlich gibt es doch Hunderte Möglichkeiten, was jetzt passieren könnte!

Ja, da hast du sicherlich recht. Aber egal, in was für Situationen Julius geraten wird – er wird eine Entscheidung treffen müssen. Er ist Jesus begegnet. Er muss sich entscheiden, ob er in Zukunft mit ihm durchs Leben gehen will oder ohne ihn. Und auch wenn er die Entscheidung hinausschiebt, hat er bereits eine Entscheidung getroffen. »Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich«, sagt Jesus in der Bibel in Lukas 11,23.

Jeder Mensch muss diese Entscheidung treffen, ganz unabhängig davon, wann, wo oder wie er von Jesus erfahren hat. Wie hast du von ihm erfahren? Haben deine Eltern dir schon früh von ihm erzählt? Oder hast du in der Schule etwas über ihn gehört? Warst du vielleicht mal an Weihnachten in der Kirche? Hat ein Freund ihn mal erwähnt? Hast du ein Buch gelesen, in dem er vorkam?

Man muss nicht viel wissen, um sich für Jesus zu entscheiden. Es gibt Menschen, die nie eine Bibel gesehen haben, weil Bibeln in ihrem Land verboten sind. Aber Jesus ist ihnen im Traum erschienen und sie folgten ihm nach. Oder sie haben nur einen einzigen Bibelvers auf einer zerrissenen Buchseite gelesen und haben ein Leben mit Jesus begonnen. Für diese Menschen ist es ein wahr gewordener Traum, wenn sie endlich eine Bibel lesen dürfen. Sie ist für sie wie ein gefundener Schatz, wie der Brief eines lange verschollenen, geliebten Menschen.

Weil diese Entscheidung so unglaublich wichtig ist, hat dieses Buch zwei Enden. Du sollst mit Tom, Jojo und Julius zusammen erleben können, welche Auswirkungen diese Entscheidung haben kann.

Du darfst dir aussuchen, ob du beide Enden lesen willst oder dich für ein Ende entscheidest. Im ersten Ende wird Julius ohne Jesus weiterleben (ab S. 117), im zweiten mit ihm (ab S. 140).

Kapitel 9.1

Julius schloss die Wohnungstür auf, schlurfte direkt in sein Zimmer und warf sich aufs Bett. Er hatte Kopfschmerzen. Seit er dieses Spiel gespielt hatte, schienen seine Gedanken überhaupt nicht mehr stillzustehen. Es war schwer zu ertragen. Vorher hatte er sich so gut wie nie Gedanken über irgendetwas gemacht und jetzt ging in seinem Kopf alles kreuz und quer durcheinander. Wie in einem wirren, zusammenhanglosen Kinofilm schossen die Erinnerungen wahllos vor sein inneres Auge. Seine Wanderungen durch die staubigen Hügel, Josua und seine Familie bei der Arbeit, Lutzis freches Meckern, die Gemeinschaft der Männer auf dem Berg, die dankbaren Augen des Bettlers. Und dazwischen immer wieder der eindringliche Blick von Jesus und seine Aufforderung »Komm mit mir«.

In einem verzweifelten Versuch, das Gedankenkarussell anzuhalten, stand Julius auf und schaltete erst seine Stereoanlage und dann den Computer an. Zocken würde ihn auf jeden Fall ablenken und die Musik übertönte die Stimmen in seinem Kopf.

Es dauerte keine fünf Minuten, da wurde die Zimmertür aufgerissen und seine Mutter stand im Raum.

»Julius, mach sofort die Musik leiser«, brüllte sie über den Lärm der wummernden Bässe hinweg.

Julius hatte schon eine pampige Antwort auf den Lippen, aber dann fielen ihm die Fluchworte auf dem Berg wieder ein. »Verflucht sei, wer Vater und Mutter nicht ehrt.« Er drehte den Lautstärkeregler etwas herunter.

»Das ist immer noch zu laut«, schimpfte seine Mutter weiter. »Und überhaupt, wieso zockst du denn jetzt? Hast du schon Hausaufgaben gemacht? Ich glaube langsam, du machst gar nichts mehr für die Schule! Das geht so nicht. Mach dir mal bewusst, dass du dir in zwei Jahren eine Lehrstelle suchen musst. Was willst du denn anfangen mit einem Abschlusszeugnis voller Fünfer? Kein Mensch wird dich in die Lehre nehmen!«