Anke Höhl-Kayser

Eine Fee namens Johnny

 

 

Fantasy 30

 


Anke Höhl-Kayser

EINE FEE NAMENS JOHNNY

 

Fantasy 30

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

© dieser Ausgabe: November 2017

p.machinery Michael Haitel

 

Titelbild & Illustrationen: Alexandra Fröb

Layout & Umschlaggestaltung: global:epropaganda, Xlendi

Lektorat: Michael Haitel

Herstellung: global:epropaganda, Xlendi

 

Verlag: p.machinery Michael Haitel

Ammergauer Str. 11, 82418 Murnau am Staffelsee

www.pmachinery.de

 

ISBN der Printversion: 978 3 95765 114 3

 


 

Für Frauke

 


1. Ein Tag wie jeder andere?

 

 

 

Merret stellte ihren Schulrucksack eine Spur zu heftig auf den Tisch. Sie biss die Zähne zusammen. Sie musste jetzt unbedingt ein cooles Gesicht machen! Aber die Tränen bahnten sich einen Weg von tief unten, und sie konnte sie nicht mehr zurückhalten. Sie legte ihre Arme um den Rucksack, steckte ihr Gesicht in die Öffnung und schluchzte so leise wie möglich drauflos.

Niemand sollte sehen, dass es dem blöden Silas wieder gelungen war, sie zum Heulen zu bringen!

Der dicke Silas und sein Freund Olli ärgerten Merret dauernd. Die Gründe fürs Ärgern waren dermaßen dämlich, und Merret ärgerte sich über sich selbst, dass sie sich immer wieder darüber aufregte.

Silas und Olli sagten Sachen wie:

»Du hast Eulenaugen!«

»Du kannst dich überhaupt nicht wehren!«

»Du bist so blöd in Mathe!«

»Du siehst aus wie ein Zwerg!«

»Merret ist ein doofer Name, der klingt wie ein Jungenname!«

Manches davon stimmte halt. Merret war tatsächlich klein für jemand, der elf Jahre alt war und in die vierte Grundschulklasse ging. Sie hatte keine Ahnung vom Raufen oder Hauen, weil zu Hause nur mit Worten gestritten wurde. Merret konnte auch nicht so laut brüllen wie die anderen Kinder. Deshalb hörte niemand auf sie.

Merret konnte sehr schlecht sehen. Seit sie drei war, trug sie eine Brille, und das linke Auge wurde mit schicken Pflastern abgeklebt. Das war nichts Schlimmes, es lag nur daran, dass Merret stark auf dem rechten Auge schielte. Das gesunde Auge bekam die Pflaster drauf, damit das andere »sehen lernte«. Dazu ging Merret einmal im Monat in eine Sehschule. Dort wurde nicht, wie sie anfangs gedacht hatte, ihr schwaches Auge von Lehrern unterrichtet, sondern es wurde geprüft, ob Merret beim Sehen Fortschritte gemacht hatte. Inzwischen konnte Merret dank ihrer Brille beinahe so gut sehen wie alle anderen auch, und das Pflasterkleben sollte zum Wechsel auf die weiterführende Schule auch enden. Aber sie brauchte für manche Dinge länger Zeit als andere Kinder in ihrem Alter.

Der Rucksack war fertig gepackt. Die meisten anderen Kinder hatten den Klassenraum schon verlassen. Merrets Tränen versiegten, und sie wischte sich schnell mit einem Taschentuch das Gesicht ab. Niemand hatte etwas bemerkt.

Frau Heyder, die noch ihre Unterlagen ordnete, winkte Merret fröhlich zu.

»Ich wünsche dir einen schönen Nachmittag«, sagte sie.

Von draußen hörte Merret Olli hämisch lachen. Sie ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten.

In diesem Moment wehte hinter ihr der blaue Vorhang ganz hoch auf. Frau Heyder und Merret zuckten beide zusammen.

»Du meine Güte«, sagte Frau Heyder. »Das muss aber sehr windig sein da draußen. Das Fenster ist doch nur einen Spaltbreit offen!«

Merret ging durch das Treppenhaus nach unten. Die meisten Schüler waren schon weg. Auf dem Schulhof machten die Kinder des Ganztags ihre Pause.

Unten vor der Tür wartete Mama. Sie schien hellsehen zu können.

»Hattest du einen schlechten Tag, Merret?«

Merret war fest entschlossen, den Ärger nicht zuzugeben.

»Ach nein«, sagte sie achselzuckend. »Die haben mich nur ein bisschen geärgert.«

An den hochgezogenen Augenbrauen sah Merret, dass sie ihre Mutter nicht täuschen konnte.

»Wieder wegen Mathe?«, wollte Mama wissen.

Merret guckte auf den Boden. Mathe war ihre Schwachstelle.

Sie bekam Nachhilfe bei einer sehr netten Lehrerin, aber die Zahlen machten ihr einen Riesenschrecken. Sie wurden immer größer, je länger man zur Schule ging. In der ersten Klasse war es ja noch überschaubar gewesen, aber dann! Inzwischen gab es nicht nur Zahlen mit unendlich vielen Nullen, sondern auch Zahlen hinter einem Komma. Gehörten Kommas nicht eigentlich in den Deutschunterricht? Und wer konnte sagen, was in Mathe noch auf sie wartete!

»Denk einfach dran, wie gut du in Deutsch bist«, sagte Mama. »Du kannst am besten lesen von allen Kindern in deiner Klasse.«

Ja, wenn das Silas und Olli nur mal interessieren würde!

Merret sah über den Schulhof und entdeckte Ollis türkisblaues T-Shirt beim Klettergerüst. Die beiden schauten zu ihr und Mama rüber, sie hatten ihre Tornister geöffnet und alles um sich herum verstreut.

»Chaoten«, brummte Merret vor sich hin. Kein Wunder, dass Silas und Olli in Mathe nicht besser waren als sie und in Deutsch viel schlechter.

»Merret ist ein Jungenname«, blökte Silas und schaukelte am Seil im Klettergerüst hin und her. Dass Merrets Mama dabei war, störte ihn gar nicht. Er streckte ihnen beiden die Zunge raus.

»Jetzt reicht es aber«, murmelte Mama und ging geradewegs auf die beiden zu.

Merret ergriff panisch ihre Hand.

»Nicht, Mama, das hat keinen Zweck, komm, lass uns gehen«, flehte sie.

Aber Mama hörte nicht.

Silas und Olli sahen ihr herausfordernd entgegen. Sie hatten nicht die geringste Angst. Merret dafür umso mehr. Mamas Eingreifen machte alles nur noch schlimmer.

»Könnt ihr mir mal sagen, was für ein Problem ihr eigentlich mit Merret habt?«, fragte Mama die beiden Jungs ruhig.

Silas grinste spöttisch.

»Gar keins«, antwortete er. »Merret hat nur ein Problem mit uns.«

»Merrets Name kommt aus dem Friesischen«, erklärte Mama ruhig. »Es ist die alte norddeutsche Form von Marie. So ungewöhnlich ist der Name also gar nicht. Ihr habt Kinder in der Klasse, die viel ungewöhnlichere und fremdartiger klingende Namen haben, und die ärgert ihr ja auch nicht. Es wäre schön, wenn ihr nun auch Merret in Ruhe lassen würdet.«

Silas und Olli nickten eifrig und grinsten beide von einem Ohr zum anderen.

»Na klar«, antwortete Olli, »machen wir doch. Wir haben das nur nicht gewusst, das mit dem Frieschissen.«

Er tat so, als habe er sich versprochen, und entschuldigte sich, aber Merret wusste es besser.

Als Mama und Merret ihnen den Rücken zuwandten, lachten die beiden ihnen hinterher.

»Na, das hat ja nicht gerade viel geholfen«, bemerkte Mama. »Ich muss unbedingt noch mal mit Frau Heyder sprechen.«

Sie sah ganz traurig aus. »Süße, als Papa und ich uns entschieden haben, dir und Sönke eure friesischen Namen zu geben, war das für uns eine Erinnerung an die Zeit, als wir uns auf Sylt ineinander verliebt haben. Ich hätte niemals gedacht, dass du irgendwann einmal darunter leiden musst. Vielleicht war es keine gute Idee, schließlich leben wir nicht an der Nordseeküste, wo sicher mehr Kinder solche Namen kennen. Es tut mir so leid.«

»Muss es nicht, Mama«, antwortete Merret mit Nachdruck. »Ich mag meinen Namen. Gerade, weil niemand sonst so heißt. Ich fühle mich ja auch anders als andere.«

Mama strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

»Du bist etwas ganz Besonderes. So selten und einzigartig wie eine Sternschnuppe am Nachthimmel. Wenn man sie sieht, darf man sich etwas wünschen, und es geht in Erfüllung.«

Auf einmal waren Merret Silas und Olli egal. In diesem Jahr würde es besser werden. Merret wechselte von der Grundschule auf eine Gesamtschule. Sie freute sich sehr darauf. Dann war sie die beiden Quälgeister los.

»Je älter du wirst, desto leichter wird es dir fallen, Ellbogen zu entwickeln und dich nicht mehr in die Ecke drücken zu lassen«, hatte Frau Heyder gesagt.

Je näher Merret ihrem Zuhause kam, desto besser konnte sie sich das vorstellen. Der Schulkummer blieb hinter ihr zurück. Merret freute sich auf den Nachmittag.

»Ich hab Hunger. Was gibt es zu essen?«

»Ich habe Pizza gemacht. Es musste schnell gehen, denn heute Nachmittag haben wir einen Termin mit Freddie beim Tierarzt.«

Familienhund Freddie bellte schon, als sie die Haustür aufschlossen. Er hüpfte wie wild um sie herum und wollte gestreichelt werden. Er war ein bildhübscher weißbrauner Beagle, den die Eltern aus dem Tierheim geholt hatten, als Merret fünf Jahre alt gewesen war. Sie konnte sich an ein Leben ohne ihn gar nicht erinnern.

Als sie noch klein war, hatte Merret viel Blödsinn mit Freddie gemacht. Zum Beispiel hatte sie ihm ein Diadem ins Haar gesteckt. Und Mama erzählte gern die Geschichte mit dem Lippenstift: »Ich wollte meinen Lipgloss benutzen, aber er war voller Hundehaare. Da habe ich Merret gefragt, woher das wohl käme. Merret sagte: Mama, Freddie wollte auch mal schöne Lippen haben.«

Freddie liebte es, wenn Merret ihn zu sich holte. Merret durfte ihn sogar als Kopfkissen benutzen. Freddie sprang auf ihr Bett, und Merret lehnte sich mit ihrem Kopf an seinen Rücken, las ein Buch und genoss den Rhythmus seines Atems und seine Wärme.

Seit einiger Zeit aber stimmte irgendetwas mit Freddie nicht. Er wirkte unbeholfen, und manchmal stieß er mit dem Kopf gegen den Tisch oder den Türrahmen.

Wenn Merret Freddie so wie jetzt herumhüpfen sah, war sie eigentlich ganz beruhigt. Es konnte doch nichts Schlimmes sein.

»Muss er wirklich zum Tierarzt, Mama? Er sieht doch ganz munter aus!«

»Ja, aber wir wollen lieber nachschauen lassen, warum er manchmal so schlecht sieht«, antwortete Merrets Mutter.

»Na gut, dann gehe ich mit, wenn du nachher zum Tierarzt musst«, sagte Merret.

Mama nickte.

»Gut, mach das. Gleich nach dem Mittagessen machen wir uns auf den Weg.«

Als Merret schon am Tisch saß und sich die selbst gemachte Pizza in den Mund stopfte, kam Sönke nach Hause.

Sönke war zwei Jahre älter als Merret und ging schon aufs Gymnasium. Sönke ärgerte Merret auch oft, aber das war anders als mit Silas und Olli. Bei Sönke fühlte sie sich nicht unterlegen, sondern konnte mit ihm streiten, dass die Fetzen flogen. Mama und Papa fanden das nicht immer schön, aber Merret genoss es.

Der Stress mit Silas und Olli kam Merret wieder in den Sinn. Um den abzubauen, war ein Streit mit ihrem Bruder gerade richtig: »Heute möchte ich an deinem Computer spielen. Er ist der einzige Computer, auf dem mein Spiel läuft.«

Sönke knallte seinen Schulrucksack in die Ecke.

»Geht’s noch? Sonst hast du keine Wünsche?«

Sein Gesicht verfärbte sich dunkel, und seine fast schwarzen Augen wurden riesengroß. Fast standen ihm die Haare zu Berge.

»Ich bin gerade aus der Schule gekommen«, fuhr er sie wütend an. »Das ist mein Computer. Ich habe gleich noch jede Menge Hausaufgaben!«

»Na, das ist doch super – wenn du Hausaufgaben hast, kannst du eh nicht Computer spielen!«

»Denkst du! Ich lass dich nicht an meinen Computer!«

»Lässt du doch! Lässt du doch!«

Merret wusste: Wenn sie kreischte, fiel ihrem Bruder keine ruhige Erwiderung mehr ein. Beide standen einander gegenüber und brüllten sich an.

»He, ihr zwei! Schluss jetzt«, rief Mama dazwischen. »Denkt ihr bei eurem Geschrei auch mal an Freddie? Gleich haben wir eh einen Tierarzttermin. Du wolltest doch mitgehen, Merret. Zum Computerspielen bleibt heute Abend noch Zeit. Jetzt wird erst mal gegessen!«

Merret atmete tief durch. Sie fühlte sich nach dem Gekreisch gleich viel besser. Sönke setzte sich und aß seine Pizza, und sie unterhielten sich, als wäre gar nichts gewesen.

Nach dem Essen machten sie sich alle zusammen auf den Weg.

Bis zur Tierarztpraxis waren es nur zehn Minuten zu Fuß. Freddie wusste schon auf halbem Weg genau, wohin es ging, und sträubte sich gegen die Leine. Merret, Sönke und Mama hatten alle Mühe, ihn zu beruhigen, bis sie schließlich an dem alten Fachwerkhaus angekommen waren.

Mama meldete Freddie an der Rezeption an. Sönke und Merret setzten sich schon mal ins Wartezimmer. Sönke hielt Freddie auf dem Schoß und streichelte ihn. Dabei warf er Merret tröstende Blicke zu. Eigentlich ist Sönke ein toller Bruder, dachte Merret.

Das Wartezimmer war voll, sie mussten eine Dreiviertelstunde warten. Dann wurden sie ins Sprechzimmer gerufen.

Die Tierärztin, Frau Doktor Fischer, kannte Freddie, seitdem er als Welpe aus dem Tierheim zu den Giessners gekommen war. Er war bisher nicht oft krank gewesen, hatte nur geimpft und entwurmt werden müssen. Er ließ die Untersuchung brav über sich ergehen, obwohl er sich sichtlich fürchtete.

Frau Doktor Fischer untersuchte Freddie eingehend. Sie maß seine Temperatur, hörte Herz und Lunge ab, nahm eine Blutprobe, schaute ihm in den Rachen und leuchtete ihm mit einer speziellen Lampe in die Augen.

Sie machte ein nachdenkliches Gesicht.

»Es sieht so aus, als ob sich auf beiden Augen ein Grauer Star bilden würde«, sagte sie. »Ich fürchte, Freddie wird blind. Er muss operiert werden. Und auch die OP ist keine Garantie für die Erhaltung seines Augenlichts.«

Oh nein, dachte Merret entsetzt. Wie schrecklich! Das ist nicht nur wie bei mir, mit meinem Pflaster und dem einen Auge, auf dem ich gucken kann. Das bedeutet, dass er gar nichts mehr sehen wird.

»Gibt es nichts, was man sonst tun kann?«, fragte Mama. Sie klang genauso entsetzt, wie Merret sich fühlte.

»Warten wir erst mal die OP ab und schauen dann weiter«, beruhigte Frau Doktor Fischer.

Derweil stand Freddie da wie ein Lamm und machte dieses Gesicht, das besagte, ob sie nicht endlich wieder nach Hause gehen konnten.

Vor dem Schlafengehen nahm Merret Freddie ganz fest in die Arme.

»Bitte, werde nicht blind«, flüsterte sie in sein weiches Fell.

Freddie hob den Kopf und schnupperte an ihrem Ohr, dann pustete er schnaufend hinein. Es kitzelte, und Merret musste lachen. Es war so, als ob Freddie sie trösten wollte.

In der Nacht konnte Merret lange nicht einschlafen. Der Beagle ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie war gleichzeitig traurig und zornig, weil sie überhaupt nichts tun konnte.

Auf einmal wehte die Gardine vor dem Fenster ganz wild in die Höhe, so wie Merret es in der Schule auch schon beobachtet hatte.

Seltsam – dabei war es doch gar nicht windig?

Sie stand auf, um das Fenster zu schließen. Aber es war überhaupt nicht geöffnet.

Sie sprang zitternd ins Bett, machte ganz fest die Augen zu und schlief vor lauter Angst sofort ein.

 


2. Der Mann im lila Umhang

 

 

 

Eine Woche später war Freddies Operation. Am Abend vorher durfte er schon nichts mehr fressen. Das war schlimm. Immer wieder lief er zum Napf und schaute hinein, und dann kam er zu einem Familienmitglied nach dem anderen, um kundzutun, dass sein Magen leer war. Er verstand nicht, warum seine Schüssel nicht wie sonst aufgefüllt wurde, wenn die Familie mit dem Abendbrot fertig war. Er setzte sich vor Merret hin und sah sie kummervoll an. Schließlich hatte er eine Idee: Er hielt ihr sein Pfötchen hin.

»Wenn du mir jetzt nichts gibst, weiß ich es auch nicht!«, sagte sein Blick. Aber Merret konnte nichts anderes tun, als ihm den Kopf zu streicheln.

»Streicheln macht den Hundemagen nicht voll, nicht wahr, Freddie?«, fragte Merrets Papa. Freddie schien ihm recht zu geben und rollte sich schließlich resigniert auf seiner Decke zusammen.

Als Papa an diesem Abend mit Merret die Mathehausaufgaben machte, merkte sie, dass er auch besorgt um Freddie war.

Daran erkannte Merret erst recht, wie bedrohlich Freddies Zustand war.

In der Schule konnte sie sich kaum konzentrieren. Mama und Papa waren mit Freddie nach Duisburg in eine Tierklinik gefahren, wo die Operation gemacht werden sollte.

Merret wurde von Thérèse, der Mutter ihrer Freundin Anne, von der Schule abgeholt. Mama und Papa waren gerade nach Hause gekommen. Nur Freddie war noch in Duisburg.

»Er muss sich noch von der Narkose erholen und kann erst am nächsten Tag wieder nach Hause kommen«, erklärte ihr Mama. »Die OP war schwierig, und es ist nicht sicher, ob Freddie geheilt werden konnte.«

Es war Schlafenszeit. Merret durfte noch etwas lesen. Sie war schon im Schlafanzug und lag im Bett. Sie versuchte, sich auf ihr Buch zu konzentrieren. Aber ihre Gedanken wanderten. Zu Freddie. Und von da aus geradewegs zu der Sache mit dem fliegenden Vorhang. Die Geschichte fiel ihr dummerweise immer abends wieder ein, mit Vorliebe, wenn sie schlafen wollte.


Eine Fee namens Johnny - Anke Höhl-Kayser