Cover

Judith Andresen

Agiles Coaching

Die neue Art, Teams zum Erfolg zu führen

2., überarbeitete und erweiterte Auflage

Die Autorin:

Judith Andresen, Hamburg

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Print-ISBN:        978-3-446-46183-3
E-Book-ISBN:   978-3-446-46275-5
E-Pub-ISBN:     978-3-446-46281-6

Für Marie-Alix Herzogin zu Schleswig-Holstein

Mit tiefem Dank für Ihre vorgelebte Empathie,
Ihren großartigen Blick auf den Kontext und die Geschichte von Menschen
und Ihre Interpretation von Emotionen und Verhaltensweisen.

Danke für Ihre Begleitung. Und Danke für den Tee!

Inhalt

Titelei

Impressum

Inhalt

Vorwort zur 2. Auflage

1 Digital transformieren

1.1 Auf die Bedürfnisse der Kunden und Kundinnen fokussieren

1.2 Mutig handeln

1.3 Das Unternehmen echt entwickeln

1.4 Selbstreflexion „Digital transformieren“

2 Agil coachen

2.1 Agil mit agil einführen

2.2 Aufgabe agiler Coaches kennen und leben

2.3 Als agiler Coach wirksam werden

2.4 Selbstreflexion „Agil coachen“

3 Klare Haltung zeigen

3.1 Andere Wirklichkeitskonstruktionen anerkennen

3.2 Am System arbeiten

3.3 Autonomie der Coachees wahren

3.4 Empathisch handeln

3.5 Dissoziiertheit zum System wahren

3.6 Distanz zur Sache halten

3.7 Sekundär beraten

3.8 Coachen, nicht therapieren!

3.9 Vertrauen wahren

3.9.1 Nicht ins Boot einsteigen

3.9.2 Keine Informationen übermitteln

3.9.3 Assoziationsangebote wahrnehmen und ablehnen

3.10 Agile Coaches reflektieren regelmäßig ihren Auftrag

3.11 Systemerkenntnis der Coachees ermöglichen

3.12 Bewusst und reflektiert agieren

3.13 Nicht zur Scrum Mutti oder zum Papa Schlumpf werden

3.14 Selbstreflexion „Klare Haltung zeigen“

4 Coachinghypothesen entwickeln

4.1 Offene Fragen stellen

4.2 Aktiv zuhören

4.2.1 Emotionen anerkennen

4.2.2 Tabus in die Sprachfähigkeit bringen

4.2.3 Eine gute Bindung aufbauen

4.3 Feedback im Dreiklang geben

4.3.1 Methode „Feedback im Dreiklang“ nutzen

4.3.2 Lernen, Feedback zu geben und zu nehmen

4.3.3 Ressourcenorientiertes Feedback geben und nehmen

4.3.4 Feedback als Impuls nutzen

4.4 Coachinghypothesen aufstellen und nutzen

4.4.1 Coachinghypothesen reflektieren

4.4.2 Eigenanteile erkennen und damit umgehen

4.5 Selbstreflexion „Coachinghypothesen entwickeln“

5 Impulse, Interventionen und Sekundärberatung einsetzen

5.1 Anstöße passend zum Reifegrad formulieren

5.2 Impulse, Interventionen oder Sekundärberatung formulieren

5.3 Impulse geben

5.3.1 Feedback geben

5.3.2 Lösungsorientierte Fragen stellen

5.3.3 Konfrontieren

5.3.4 Paradoxer Impuls

5.3.5 Perspektivwechsel

5.3.6 Ressourcenorientiert fragen

5.3.7 Skalierungsfragen

5.4 Intervenieren

5.4.1 Spiele als Interventionen nutzen

5.4.2 Mittels „Hausaufgaben“ intervenieren

5.4.3 Paradoxe Interventionen

5.4.4 Absurde Interventionen

5.5 Sekundär beraten

5.6 Trainieren

5.6.1 Grob- und Feinlernziele definieren

5.6.2 Auf Basis des Reifegradmodells trainieren

5.7 Selbstreflexion „Impulse, Interventionen + Sekundärberatung“

6 Agiles Manifest einlösen

6.1 Agiles Manifest erfüllen

6.1.1 Manifesto for Agile Software Development

6.1.2 Principles behind the Agile Manifesto

6.2 Agile Reifegrade anstreben

6.2.1 SWBLM: So wie beim letzten Mal

6.2.2 AR-D: Echt im Team arbeiten

6.2.3 AR-C: Im großen Team liefern

6.2.4 AR-B: Führung an Teams ausrichten

6.2.5 AR-A: In und mit der Organisation lernen

6.3 Schritt für Schritt agilisieren

6.3.1 Transitionsdesign in Zyklen anlegen

6.3.2 Angemessenen Zielraum wählen

6.3.3 Am agilen Manifest ausrichten

6.4 Schritt für Schritt lernen

6.4.1 PDCA: Plan

6.4.2 PDCA: Do

6.4.3 PDCA: Check

6.4.4 PDCA: Act

6.4.5 Lösungen vor Ort suchen: gemba

6.5 Lernen ermöglichen

6.5.1 Experimentieren

6.5.2 Aus fehlgeschlagenen Experimenten lernen

6.5.3 Alle Kontakte im Coachingprozess nutzen

6.5.4 Lernen als agiler Coach

6.5.5 In eine Lernkultur kommen

6.5.6 Voneinander lernen

6.6 Erst die Prozesse finden, dann die Strukturen definieren

6.7 Ins Handeln kommen

6.8 Selbstreflexion „Agiles Manifest einlösen“

7 Den Coachingprozess aufsetzen und durchlaufen

7.1 PDCA auf drei Ebenen durchlaufen

7.2 Initial Anliegen, Zielraum und/oder Auftrag verstehen

7.2.1 Das Anliegen verstehen

7.2.2 Initialen Zielraum formulieren lassen

7.2.3 Den initialen Auftrag ableiten

7.3 Das notwendige Transitionsdesign ableiten

7.3.1 Initial Zielraum formulieren lassen

7.3.2 Unterschiedliche Aufträge im Dreiecksverhältnis erkennen

7.4 Den Auftrag annehmen

7.4.1 Formale Fragen rund um den Auftrag klären

7.4.2 Auftrag als Coach annehmen

7.4.3 Auftrag als Coachee annehmen

7.4.4 Auftrag im Dreieck annehmen

7.5 Coachingsitzung moderieren

7.6 Über Hausaufgaben intervenieren

7.7 Den Auftrag beenden

7.8 Ergebnisse nachhaltig sichern

7.9 Mit Störungen umgehen

7.9.1 Störungen Vorrang geben

7.9.2 Ausfallende Sitzungen als Symptom erkennen

7.9.3 Weinen

7.10 Selbstreflexion „Den Coachingprozess aufsetzen“

8 Den richtigen Hebel finden

8.1 Agile Transitionen gemba gestalten

8.2 Transitionen designen

8.3 Transitionsteammitglieder finden

8.4 Zielräume bestimmen

8.5 Transitionen starten

8.5.1 Just do it!

8.5.2 One Some Many

8.5.3 Rule of Three

8.5.4 Weniger ist mehr!

8.5.5 Ins Handeln kommen

8.6 Beispiele agiler Transitionen

8.6.1 AR-D anstreben

8.6.2 AR-C anstreben

8.6.3 AR-B anstreben

8.6.4 AR-A anstreben

8.7 Selbstreflexion „Den richtigen Hebel finden“

9 Den Auftrag klären

9.1 Den Auftrag herausarbeiten

9.2 Selbstbeauftragung vermeiden

9.3 Inhaltlichen Auftrag der Coachees klären

9.4 Auftrag an Zielräume koppeln

9.5 In der Rolle bleiben

9.6 Dreiecksbeziehungen managen

9.7 Einen formalen Auftrag einholen

9.8 Transition designen

9.9 Aufträge annehmen oder ablehnen

9.9.1 Fehlerwartungen begegnen

9.9.2 Den eigentlichen Auftrag ermöglichen

9.10 Aufträge beenden oder abbrechen

9.10.1 Den Auftrag beenden, wenn die Zeit gekommen ist

9.10.2 Aufträge abbrechen

9.11 Mit einer Globalbeauftragung umgehen

9.11.1 Konkrete Coachingaufträge aus Globalauftrag herauslösen

9.11.2 Sich weitere Aufträge abholen

9.12 Sich an Unternehmenswerten und -zielen ausrichten

9.13 Selbstreflexion „Den Auftrag klären“

10 Ergebnisse sichern

10.1 Das Vertrauen wahren!

10.2 Coachees visualisieren lassen

10.3 Für Dokumentation der Arbeitsergebnisse sorgen

10.4 Eigene Notizen machen

10.5 „Check“ des Zielraums durchführen

10.6 Selbstreflexion „Ergebnisse sichern“

11 Modellbasiert Beobachtungen interpretieren

11.1 Impulse, Interventionen und Sekundärberatung begründen

11.2 Agile Reifegrade nutzen

11.3 Status der Organisation erkennen

11.4 Defizitorientierung beantworten

11.5 Unterschiedliche Führungsfunktionen erkennen

11.5.1 Managementformen nach St. Gallen identifizieren und zuordnen

11.5.2 Unterschiedliche Führungsfunktionen identifizieren

11.5.3 Führungsleitfragen erkennen und zuordnen

11.6 Jedes Handeln ergibt Sinn

11.7 Ablauf der Innovationsannahme nutzen

11.8 Konflikte erkennen und lösen

11.9 Die Lernzone nutzen

11.10 Basis für Motivation legen

11.10.1 Motivation mit Gerald Hüther verstehen

11.10.2 Motivation nach Daniel Pink untersuchen

11.11 Mut dechiffrieren

11.12 Organisationskultur verstehen und verändern

11.13 Paradigmenwechsel gestalten

11.14 Richtung geben

11.15 Riemann-Thomann-Modell kennen und anwenden

11.16 Entscheidungen nachvollziehen

11.17 Selbstorganisation ermöglichen

11.18 Situatives Führen

11.19 Systemische Wiederholung erkennen und benennen

11.20 Teams bewusst entwickeln

11.20.1 Teamkriterien

11.20.2 Teamphasen nach Tuckman

11.20.3 Fünf Dysfunktionen eines Teams

11.21 Teamrollen verstehen und nutzen

11.21.1 Teamfunktionen nach Schindler

11.21.2 Teamrollen nach Belbin

11.22 Transaktionsanalyse: die Gesprächsebene erfassen

11.22.1 Im Erwachsenen-Ich kommunizieren

11.22.2 Dramadreiecke erkennen und aussteigen

11.23 Übertragungen und Projektionen erkennen

11.23.1 Übertragungen erkennen

11.23.2 Gegenübertragung

11.23.3 Projektion

11.24 Veränderungen attraktiv gestalten

11.25 Veränderungen kosten zunächst Produktivität

11.26 Das „Tal der Tränen“ wird kommen

11.27 Vier Seiten einer Nachricht identifizieren

11.28 Selbstreflexion „Modellbasierte Beobachtungen interpretieren“

12 Agile Methoden kennen und anwenden

12.1 Lernen

12.2 Delegationspoker

12.3 Entscheidungsformen im Team

12.4 Feedback geben und nehmen können

12.4.1 Feedback im Dreiklang

12.4.2 Kudokarten

12.5 Geschenk des Zuhörens machen

12.6 Kanban

12.7 Liberating Structures

12.8 Katas durchführen

12.9 Im „Pair“ arbeiten

12.10 Minimum Viable Product

12.11 Mit Nemawashi Veränderungen in die Organisation tragen

12.12 Open Reviews

12.13 Open Space als Basis nutzen

12.14 Produkte agil managen

12.15 Retrospektiven

12.16 Re-Briefings durchführen

12.17 Scrum

12.18 Slack verwenden

12.19 True North formulieren

12.20 Vom Kundennutzen her denken

12.21 Über Matrizen ins Handeln kommen

12.22 Zusammen an einem Ort arbeiten

12.23 Selbstreflexion „Agile Methoden kennen und anwenden“

13 Die Coachingleistung überprüfen

13.1 An den Fertig- und Fähigkeiten agiler Coaches arbeiten

13.2 Reflexion einpreisen

13.3 Unterschiedliche Reflexionsformen nutzen

13.3.1 Coaching agiler Coaches

13.3.2 Intervision: Fertig- und Fähigkeiten des agilen Coaches im Mittelpunkt

13.3.3 Kollegiale Fallberatung: Inhaltliches im Fokus

13.3.4 Reflecting Team

13.3.5 Supervision: Fertig- und Fähigkeiten des agilen Coaches im Mittelpunkt

13.3.6 Troika Consulting

13.3.7 Wise Crowds

13.4 Unterstützende Arbeitsformen

13.4.1 Arbeit im Tandem

13.4.2 Arbeiten im Team

13.5 Selbstreflexion „Die Coachinghaltung überprüfen“

14 Bewährte Impulse und Interventionen

14.1 Agiles Manifest überprüfen

14.2 Bedürfnisse in Teams klären

14.3 Critical Uncertainties benennen

14.4 Drei Begründungen liefern

14.5 Entscheidungsmatrix aufstellen

14.6 Entwicklung in Modellen vorwegnehmen und Maßnahmen entsprechend planen

14.7 Feedback üben

14.7.1 Bei der größten Herausforderung unterstützen

14.7.2 Einmal ins Feedbackkarussell, bitte!

14.7.3 Warmen Regen fürs Team spenden

14.8 Mission + Constraints für Transitionsteams ermitteln

14.9 Nachpokern von Entscheidungen

14.10 Papierflieger falten

14.11 Projekte in Cynefin einordnen

14.12 Retrospektiven im PDCA-Zyklus durchführen

14.13 Scrum Ball Game spielen

14.14 Teamuhr bestimmen und stellen

14.15 Teufelskreise visualisieren

14.16 Transaktionsanalyse überprüfen

14.16.1 Drei Ich-Zustände im Kommunikationsverhalten finden

14.16.2 Dramadreieck im Alltag identifizieren

14.16.3 Kommunikation mittels Transaktionsanalyse verstehen

14.17 . . . um was zu erreichen?

14.18 Was möchtest du lernen?

14.19 Werte-Entwicklungsquadrat aufstellen

14.20 Zielräume weiter verfeinern

14.21 Selbstreflexion „Bewährte Impulse und Interventionen“

15 Typische Stolperfallen vermeiden

15.1 Coachinghaltung verlieren

15.1.1 Empathie verlieren

15.1.2 Distanz zur Sache verlieren

15.1.3 Mit dem System assoziieren

15.2 Den eigentlichen Auftrag im initialen Gespräch hören wollen

15.3 Direktes Dankeschön erwarten

15.4 Konflikte nicht gehen

15.5 Kulturwandel zum Ziel erklären

15.6 Scrum-Master-Aufgaben mit agilem Coaching mischen

15.7 Sich über den eigenen Rollentitel selbst beauftragen

15.8 Sich der Meetingkultur der Organisation ergeben

15.9 Transitionsteam politisch besetzen

15.10 Verharren, weil der Konsens nicht kommt

15.11 „Wir waren schon immer agil!“

15.12 Zu viel planen

15.13 Zu vorsichtig sein, nicht führen

15.14 Selbstreflexion „Stolperfallen vermeiden“

16 Weitere Rollen annehmen

16.1 Coachen, trainieren und sekundär beraten

16.2 Ausbilden

16.3 Arbeitstreffen moderieren

16.4 Konflikte moderieren und mediatieren

16.4.1 Konflikte moderieren

16.4.2 Konflikte mediatieren

16.5 Disziplinarisch führen

16.6 Selbstreflexion „Weitere Rollen annehmen“

Die Autorin

Danke!

Quellenangaben und Literatur

Vorwort zur 2. Auflage

Liebe Leser und Leserinnen,

im Dezember 2016 veröffentlichte ich im Hanser Fachbuchverlag die erste Auflage des Buchs „Agiles Coaching“. Die Resonanz darauf war und ist groß. Ich bin sehr stolz, dass ich mit diesem Buch Teil eures Arbeitsalltags sein darf.

Die zweite Auflage habe ich ergänzt und überarbeitet.

Ihr findet hier vier Arten von Informationskästen, die euch unterstützen sollen, die jeweilige Information gut einzuordnen:

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Definitionen

In diesen Kästen stehen Begriffsdefinitionen.

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In diesen Kästen findet ihr typische Aussagen und/oder Impulse von agilen Coaches zu den beschriebenen Sachverhalten.

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Erklärungen

In diesen Kästen findet ihr weitergehende Erklärungen und prägnante Zusammenfassungen des jeweiligen Buchkapitels.

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Beispielfälle

In diesen Kästen findet ihr Beispielfälle, die im Verlauf der jeweiligen Kapitel weiter analysiert werden.

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Ihr habt mir viele Rückmeldungen inhaltlicher Natur gegeben, Fragen nach Konkretisierungen gestellt und mögliche Ergänzungen benannt.

Ich habe in diese 2. Auflage euer direktes Feedback einfließen lassen, und zudem nach Absprache mit Agile Coach-Ausbildern und -Ausbilderinnen entschieden, Themen rund um typische Lernhürden exakter zu erklären.

Es ergab sich für mich eine Aufgabenliste mit fast 30 Punkten. So habe ich unter anderem das Thema „Auftrag abholen“ und einige agile Methoden(-bausteine) ergänzt. Auch die agilen Reifegrade habe ich detaillierter erklärt. Gerade hierzu gab es viele Rückfragen. Der „Eigenanteil der agilen Coaches“ und „Coachinghypothesen bilden“ wird in der aktuellen Auflage präziser dargestellt.

Ihr sandtet mir auch Hinweise zu Rechtschreibfehlern und schwer verständlichen Sätzen. Ich hoffe, dass meine Lektorin und ich diese Ungenauigkeiten mit der zweiten Auflage ausgemerzt haben. Solltet ihr noch Fehler oder schwer verständliche Textpassagen finden, meldet euch bitte. Ich bin sehr dankbar für euer Feedback!

Und so habe ich auch für diese Auflage wieder Fragen an euch:

Image       Was findet ihr unklar?

Image       An welchen Stellen braucht ihr mehr Informationen?

Image       Welche Abschnitte sind euch zu ausführlich?

Image       Wo hättet ihr noch ein Beispiel gebraucht?

Image       Zu welchem inhaltlichen Punkt wünscht ihr euch eine Ergänzung oder eine Positionierung?

Dieser Text wird weiterleben. Feedback ist willkommen. Ihr erreicht mich über die Website der BERATUNG JUDITH ANDRESEN, http://www.judithandresen.com/.

Viel Vergnügen und gute Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

Judith Andresen

1 Digital transformieren

Wir leben mitten in einer Zeit großer Umwälzungen – in Organisationen jeglicher Art, insbesondere in Unternehmen und in der Gesellschaft. Die digitale Transformation ist da. Automatisierung und Digitalisierung verändern die Gesellschaft, Produkte und das Zusammenspiel aller Menschen. Das Internet erschien zu Zeiten der Erfindung „nur“ als ein weiterer Kommunikations- und Absatzkanal. In den 1990er-Jahren wurde das Internet in seinen revolutionären Auswirkungen noch unterschätzt. Doch schnell zeigte sich, dass die weltweite Vernetzung von Computern und eine ständige Verfügbarkeit von Informationen einen viel größeren Einfluss auf das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben haben würden.

Heute ist offenbar: Unser Leben verändert sich dramatisch. Das Internet verändert uns radikal. Diese Veränderung greift in allen Lebensbereichen. Mit dem Internet rücken Menschen an Menschen heran. Informationen und Services finden direkt im Smartphone statt. Viele Branchen stellen nur die Vermittlung zwischen den Produzenten und den Konsumenten sicher. Vor allem diese Branchen stehen in einem Sturm, der durch die digitale Transformation entfacht wird. Kunden rücken näher an Firmen heran. Menschen rücken aneinander. Einzelne bekommen eine Stimme. Viele können sich im Netz finden und Dinge bewegen.

Im Ergebnis zeigen Digitalisierung und Automatisierung extreme Auswirkungen. Dabei ist die einzelne Veränderung für sich häufig klein, in der Summe entsteht aber Großes. Unsere in Organisationen geübten Abläufe richten sich an planbaren Vorgängen aus. Die aktuelle Entwicklung ist nicht planbar. Organisationen benötigen einen veränderten Umgang mit diesen Herausforderungen jenseits des Plans.

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Bild 1.1 Die digitale Transformation bringt komplexe und chaotische Aufgabenstellungen (Cynefin-Framework).

Erschien die Produktentwicklung und -führung bisher kompliziert, ist sie inzwischen komplex geworden. Es gilt nicht mehr, das bestehende Produkt und die bestehende Idee weiterzuentwickeln und die Käuferschaft zu überzeugen. Es geht heute darum, echten Kundennutzen zu schaffen. Es geht darum, sich in der digitalen Transformation vollkommen neu zu erfinden. Warum sollten die Konsumenten einen komplizierten, althergebrachten Weg gehen, wenn sie eine schnelle, smarte und passende Lösung direkt nutzen können?

Um diese Lösungen zu finden, müssen Unternehmen neu denken. Sie müssen ihr bisheriges Geschäft in Frage stellen und neue Wege für sich finden. Die alten Prozesse und Vorgehensweisen reproduzieren bestehende Produkte und führen zu einer Verbesserung derselben. Mit der bisherigen Vorgehensweise und den bestehenden Strukturen ist es schwer, die Aufgabe des Unternehmens vollständig neu zu denken.

Das ist aber notwendig. Während dies geschieht, sind die bestehenden Produkte weiter zu pflegen. Häufig kannibalisieren sich alte Produkte und neue Ideen. Die Steuerung dieser Prozesse ist sehr komplex.

Das klassische Managementmodell setzt hier auf wenige strategische Köpfe, deren Ideen von der Belegschaft nach einem konzertierten Plan als Ziele umgesetzt werden. Die Operationalisierung der Ziele wurde in diesem Modell vom mittleren Management geleistet.

Die Herausforderungen wachsen für jedes Unternehmen weiter. Je komplexer ein Problem ist, desto unwahrscheinlicher wird es, dass ein einzelner Kopf diese Vision entwickeln und operationalisieren kann.

Komplizierte Aufgaben lassen sich nach dem Cynefin-Framework [Wikipedia 01] mit Sense – Analyse – Respond beantworten. Diese Aufgabenlösung korrespondiert mit dem Führungsmodell Command + Control. Die Lösungsstrategie im komplexen Feld lautet Probe – Sense – Respond. Teams und Unternehmen sind in diesem Feld mit Target + Track zu führen. Target + Track fordert eine Haltung als dienende Leitung in Abkehr von einem direktiven (Micro-)Management-Stil. Die Fragen, die sich aus der digitalen Transformation ergeben, sind mindestens komplexer, wenn nicht chaotischer Natur.

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Target + Track

Target + Track löst Command + Control in komplexen und chaotischen Umgebungen ab.

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Damit sind sowohl das eigentliche Vorgehen als auch die Entscheidungsstruktur jenseits des klassisch-hierarchischen Vorgehens gefordert.

1.1 Auf die Bedürfnisse der Kunden und Kundinnen fokussieren

Das agile Manifest stellt mit den ersten drei Prinzipien den Kundennutzen in den Vordergrund. Bereits das erste Prinzip stellt für viele Unternehmen eine Herausforderung dar: „Our highest priority is to satisfy the customer through early and continuous delivery of valuable software.“

In Zeiten der digitalen Transformation ist „valuable software“ nicht ein weiteres Feature. Es gilt, auf den Punkt den Kundenbedarf zu erfüllen. Dieser Bedarf ist häufig nicht direkt durch die Kunden und Kundinnen formulierbar. Henry Ford wird das Zitat „Wenn ich meine Kunden gefragt hätte, was sie brauchen, hätten sie gesagt, sie bräuchten schnellere Pferde.“ nachgesagt. [Vlaskovits 2011-01]

Viele Unternehmen sind erfolgreich geworden, weil sie neue Anforderungen effizient in bestehende Produkte integriert haben. Für viele Unternehmen war es eine gute Strategie, „das vom Mitbewerber, nur besser“ zu bauen. Der Markt funktioniert in Zeiten von Automatisierung und Digitalisierung anders. Täglich entstehen neue Produkte, die echte Bedürfnisse von Kunden und Kundinnen erfüllen – häufig, ohne dass diese das entsprechende Bedürfnis vorher hätten benennen können. Dabei werden vorhandene Produkte (und häufig die damit verbundenen Geschäftsmodelle) vollständig in Frage gestellt.

Wenn ein Unternehmen darauf ausgerichtet wurde, bestehende Produkte mit einem harten Blick auf Kosten/Nutzen zu optimieren, ist die Umstellung in eine kundenzentrierte Produktentwicklung komplex. Es gilt nicht nur, die Produktentwicklung mit einer neuen Denkweise zu betreiben. Es geht auch darum, bestehende Aufteilungen im Unternehmen zu überwinden und eine neue Form der Zusammenarbeit zu finden. Produkte entwickeln sich stets weiter und verbinden sich mit Services, die sich ebenfalls ständig weiterentwickeln. Diese langlebigen, sich fortwährend verändernden Produkte (und Services) werden häufig mit anderen Geschäftsmodellen betrieben, als in der komplizierten Welt üblich.

In vielen Fällen sind automatisierte und digitalisierte Produkte und Services als komplizierte Projekte planbar. Komplexität entsteht durch die Einführung des neuen Produkts und neuer Services sowie die Positionierung dieser Produkte und Services neben und an Stelle von bestehenden Produkten und Services.

Kundenzentrierte Produktentwicklung ist die Frage „nach dem Automobil“ (im Sinne des obigen Zitats) der jeweiligen Branche. Viele Unternehmen wurden dahingehend optimiert, schnelle Pferde zu züchten und zu vermarkten. Damit stehen den Unternehmen große Veränderungen ins Haus. Der Nukleus „Kundenzentriert Produkte entwickeln“ entpuppt sich schnell als komplexe Aufgabe. Agil einzuführen, heißt in letzter Konsequenz nicht nur die Umstellung von Umsetzungsteams auf eine neue Projektmethode. Mit der Einlösung des agilen Manifests verändern sich

Image       das Verständnis der Produktentwicklung,

Image       die Zusammenarbeit,

Image       insbesondere die Projektarbeit,

Image       der Anspruch an Qualität und Schnelligkeit der Produktentwicklung sowie

Image       das Zugehörigkeitsgefühl aller Beteiligten.

Veränderungen dieser Größenordnungen sind komplex. Das Cynefin-Framework zeigt ebenso deutlich auf, warum Entscheidungen und damit Projekte auch ins Trudeln kommen. Eine Veränderung dieser Größenordnung lässt sich nicht planen und nicht ansagen.

Wenn ein Problem komplex ist, ist die Entscheidung zum Vorgehen mit Probe – Sense – Respond zu treffen. Wenn diese Aufgabenstellung aber mit Sense – Analyse – Respond gelöst wird, gerät das eigentliche Unterfangen in Disorder. Disorder zeigt an, dass eine Entscheidung nicht mit dem richtigen Verfahren getroffen wurde.

Viele Teams und Unternehmen verharren in ihren althergebrachten Handlungsweisen und Strukturen. Sie versuchen, Antworten auf die komplexe Fragestellung der digitalen Transformation mit einem komplizierten Lösungsweg zu beantworten. Damit geraten die Teams und Unternehmen in Disorder.

Ein klassisches Vorgehen wäre es, einen großen „Change“ im Unternehmen auszurufen und ein entsprechendes Change-Projekt durchzuführen. In der klassischen Welt ergibt sich aus der Struktur des Unternehmens die Art der Zusammenarbeit in und unter den entsprechenden Bereichen. Klassisch folgt der Prozess der Struktur. Der Versuch, die Produktentwicklung mit einem Change-Projekt in eine Kundenzentrierung zu überführen, ist zum Scheitern verurteilt. Es wäre der Versuch, ein komplexes Vorhaben mit einem klassischen (also komplizierten) Vorgehen zu beantworten. Disorder ist vorprogrammiert.

Das Führungsmodell Command + Control wirkt gut bei offensichtlichen und komplizierten Vorgängen im Cynefin-Framework.

Die Bewältigung der digitalen Transformation ist in diesem Führungsstil in den meisten Fällen nicht möglich.

Es ist nicht zu erwarten, dass einzelne Köpfe alle richtigen, weil strategischen, Entscheidungen treffen. Im klassisch-hierarchischen Modell trennt sich die Arbeit zwischen strategischen Köpfen und operativen Händen auf. Eine Mittelschicht übersetzt die Strategie in konkrete Ziele und orchestriert die Ausführung phasenweise und meistens disziplinär getrennt. Mit einem klassischen Vorgehen im komplexen Umfeld lassen sich Geschäftsvorgänge gut elektrifizieren.

Elektrifizieren bedeutet, bestehende Geschäftsvorgänge 1:1 in eine digitale Version zu übernehmen.

Unternehmen brauchen aber eine Entwicklung jenseits einer Elektrifizierung. Doch nicht alle Teams und Unternehmen erkennen die Wichtigkeit der Situation. Viele begreifen nach wie vor das Internet als einen weiteren Kommunikations- und Informationskanal. Mit dieser Sicht stellt sich nur die Frage:

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„Welche Geschäftsvorfälle wollt ihr elektrifizieren?“

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Diese Frage ist mit der klassischen Lösungsform Sense – Analyse – Respond gut zu beantworten. Die bestehenden Vorgänge sind zu erkunden, zu analysieren und entsprechend in die vernetzte Welt zu übertragen.

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Bild 1.2 Thorsten Dirks, inzwischen bei der Eurowings, bringt die Aufgabe drastisch auf den Punkt [Huelsboermer 2015-01].

Die Frage der digitalen Transformation reicht aber weiter. Es ist die Frage zu stellen, welche Funktion das Produkt und damit das Unternehmen zukünftig hat. Dabei kann es nicht um eine reine Übertragung der bisherigen Funktionen ins Digitale gehen.

Die Frage, die sich stellt, ist eine andere: „Was macht uns im Kern aus?“ Wenn Unternehmen diese Frage beantwortet haben, können sie die Frage beantworten: „Auf welche Art benötigen heute unsere Kunden diesen Kern?“ Unternehmen merken schnell, dass diese Frage das Pferd von hinten aufzäumt. Die korrekte Frage lautet:

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„Was nützt den Kunden und Kundinnen wirklich?“

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Gestandene Unternehmen, die sich diese Frage stellen, erkennen schnell, dass sie diese Frage selbst und deren Beantwortung sehr komplex finden. Die Strukturen und Prozesse sind dafür optimiert, bestehende Produkte zu optimieren.

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Kundennutzen identifizieren

Unternehmen aus dem komplizierten Umfeld sind es nicht gewohnt, den echten Kundennutzen zu benennen. Diese Unternehmen sind darauf spezialisiert, bestehende Produkte weiterzuentwickeln und die sich ergebenden Vorteile im Markt anzupreisen.

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Es ist ein komplexes Vorhaben, die Produktentwicklung zu verändern. Die Entwicklung agiler Produkte bedeutet, in selbstorganisierten Teams schrittweise mit und für Kunden und Kundinnen zu lernen und zu liefern.

Viele Unternehmen sind darauf getrimmt, ein bestehendes Produkt weiterzuentwickeln und mit entsprechendem Marketing im Markt zu platzieren. Vor der digitalen Transformation war dies der perfekte Weg: Durch Rationalisierung und Standardisierung konnten Unternehmen gute Margen erwirtschaften.

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Bild 1.3 Die digitale Transformation macht die Wirtschaft komplex.

Viele Führungskräfte in Unternehmen haben die Einführung des Internets bewusst erlebt. Für sie gibt es eine Zeit vor dem Internet. Ihre Denkmuster und Annahmen wurden in dieser Zeit geprägt. Diese Führungskräfte treffen auf jüngere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, für die Vernetzt-Sein und die Frage nach dem Kundennutzen die einzig relevanten Fragen sind. Es sind Menschen, die intelligente und leicht zu nutzende Produkte bevorzugen. Doch auch diese Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bringen Annahmen mit, wie Unternehmen funktionieren. Diese Annahmen bestimmen ihren Wirkungsbereich.

Das agile Manifest (siehe Kapitel 6) richtet das Arbeiten im komplexen Umfeld aus: Das dritte Prinzip fordert schnelles Liefern. Mit dem zwölften Prinzip wird aus den schnellen Lieferungen gelernt. Aber wie genau wird das für das jeweilige Unternehmen funktionieren? Vorab sind das perfekte Verfahren und das perfekte Produkt nicht zu planen.

In der täglichen Führung entsteht durch den gesellschaftlichen Wandel eine Überforderung der Führungskräfte – genauso wie für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Die Industrialisierung setzte auf Standardisierung und Rationalisierung aller Geschäftsvorfälle. Command + Control basiert auf der Annahme, dass alle Geschäftsvorfälle im Wesentlichen plan- und kontrollierbar sind.

Das ist in einem komplizierten Umfeld mit einer komplizierten Aufgabe korrekt. Die digitale Transformation hat aber aus einem komplizierten Umfeld ein komplexes Umfeld gemacht. Und aus einer komplizierten Aufgabenstellung wurde eine komplexe Aufgabe.

Wer in einem komplizierten Umfeld komplexe Anforderungen umsetzt, wünscht sich die Abkehr von einem langwierigen Sense – Analyse – Respond und sucht nach einer Umsetzung im Sinne von Probe – Sense – Respond oder bei noch radikaleren Ideen nach Act – Sense – Respond. Niemand kann beschreiben, wie genau das neue Produkt aussehen wird. Niemand kann vorab sagen, wie genau die Teams ihre Zusammenarbeit ändern müssen (und wer die jeweiligen Teams besetzt). Niemand kann vorab sagen, wie die Organisation aussehen muss, damit Teams selbstorganisiert die neuen Produkte entwickeln und liefern. Niemand kann vorhersagen, wie die Interaktion mit den Kunden und Kundinnen in der Produktentwicklung organisiert sein sollte. Das alles gilt es herauszufinden und zu lernen.

Die Härte dieses Paradigmenwechsels wird jede Branche erreichen.

1.2 Mutig handeln

Neue Wege der Zusammenarbeit und in der Produktentwicklung zu finden, erfordert eine Abkehr von gewohnten Mustern und Annahmen. Das ist eine große Aufgabe.

Rat- und Mutlosigkeit zeigen sich in Unternehmen, die nicht aktiv auf die digitale Transformation reagieren. „Mein Muster funktioniert nicht mehr“, spüren viele Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Führungskräfte. Sie benötigen Unterstützung bei der Veränderung ihrer Verhaltensweisen für ein kompliziertes Umfeld hin zu einem komplexen Umfeld.

In der komplizierten Welt wurde in Zeiten von Rat- und Mutlosigkeit an die Führung appelliert: „Zeigt uns die Strategie, wir operationalisieren das dann durch.“ Wenn das nicht funktionierte, konnten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Inkompetenz anprangern: „Die wissen einfach nicht, was sie tun!“

Diese Forderung nach einer leicht zu operationalisierenden Strategie wird auch heute von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen erhoben. Sie führt aber ins Disorder. Korrekt wäre es, das Vorgehensmodell im Unternehmen an die komplexe oder chaotische Fragestellung anzupassen. Die Umstellung des Vorgehensmodells erfordert häufig eine Umstellung der Führungsarbeit.

Damit verlagert sich die Rat- und Mutlosigkeit in die Führungsebenen. Ein neues, weil komplexes Umfeld braucht neue Antworten. Wie funktioniert eine erfolgreiche Unterstützung der selbstorganisierten Teams? Was genau sollen die Führungskräfte tun, damit die Teams agil arbeiten können?

Wo Mut gebraucht wird, existiert auch Angst (siehe Kapitel 11.11): Angst vor Fehlern, Abstrafung und/oder Abwertung wird so handlungsleitend für Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Führungskräfte während der Umstellung auf agile Arbeitsmethoden und eine kundenzentrierte, iterative Produktentwicklung. Im Ergebnis werden keine oder nur wenige Entscheidungen getroffen.

Agile Projekt- und Managementmethoden beantworten komplexe und chaotische Fragestellungen. Führungskräfte, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können in einem sicheren Prozess auf allen Ebenen neue Vorgehensweisen (er-)finden, ausprobieren, verfeinern und/ oder ausrollen. Die Umstellung auf agiles Arbeiten ist ein großer Paradigmenwechsel. Aus vollständigem Planen wird strukturiertes Ausprobieren und Lernen.

Agile Coaches unterstützen Teams und Unternehmen in diesem Wandel. Sie nutzen dafür Coaching, Training oder Sekundärberatung.

Die erste Branche, die sich mit der digitalen Transformation auseinandersetzen musste, war die IT. Dort war als Erstes spürbar, dass das Internet mehr als ein Kommunikations- und Absatzkanal ist. Die Vernetzung von Rechnern und Informationen, die ständige Verfügbarkeit von Inhalten und die einfache Kombinationsmöglichkeit von Abläufen erschließen den Beteiligten einen großen Möglichkeitsraum.

So ist es nicht verwunderlich, dass dort zum ersten Mal die Forderung nach einer anderen, einer agilen, Zusammenarbeit (siehe Kapitel 6.2) formuliert wurde: „We are uncovering better ways of developing software by doing it and helping others do it.“ [Beck 2001-01]

Dabei formuliert das agile Manifest eine Zusammenarbeit,

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Die Betonung liegt auf dem Handeln. Agile Zusammenarbeit entsteht nicht durch das analytische Bestimmen von Werten, sondern durch Ausprobieren neuer Rituale und Vorgehensweisen.

Das zwölfte Prinzip [Beck 2001-02] erhebt das iterative Lernen zu einem festen Ritual eines agilen Teams: „At regular intervals, the team reflects on how to become more effective, then tunes and adjusts its behavior accordingly.“

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Anders handeln

Eine agile Transition löst die Forderungen und die Prinzipien des agilen Manifests für eine Organisation ein. Die Beteiligten handeln alle entsprechend.

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Agile Coaches wissen um die Mechanik agiler Methoden und Methodenbausteine und bieten diese in agilen Transitionen durch Sekundärberatung an. Agile Methoden werden in Kapitel 12 näher erläutert.

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Bild 1.4 Vier Wertepaare des agilen Manifests

1.3 Das Unternehmen echt entwickeln

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Bild 1.5 Mit Haltung die Veränderung der Coachees begleiten

Die Revolution durch das Internet, eine Digitalisierung aller geschäftlichen und gesellschaftlichen Vorgänge, erzeugt einen hohen Änderungsdruck auf Unternehmen. Dieser wirkt von außen auf die Unternehmen und führt zu einer Transformation der Unternehmen. Wenn sich Unternehmen aktiv entscheiden, auf diesen Druck zu reagieren, und ihre Verhaltensweisen, ihre Prozesse und ihre Struktur in Frage stellen, kann dies zu einer agilen Transition führen. Insbesondere die Verhaltensänderung aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wird eine andere Unternehmenskultur erzeugen.

Eine Transformation gibt Dingen eine neue Form. Dabei entsteht die Veränderung durch Druck von außen. Die inneren Prozesse geraten unter Druck. Um dem Druck zu entweichen, werden diese durch die Unternehmen angepasst. Dabei entstehen häufig sinnlose Prozesse, die für die Beteiligten zwar in dem Moment als entlastend empfunden werden können, aber nicht zielführend sind.

Eine Transition beschreibt eine Veränderung von innen. Durch die Veränderung von Verhaltensweisen verändert sich die Struktur des Unternehmens. So ändert sich auch die Form des Unternehmens. Und schließlich ist in der Gänze auch ein Kulturwandel spür- und erlebbar.

Um die Verhaltensweisen und nachfolgend die Strukturen anzupassen, benötigen viele Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Führungskräfte Unterstützung. Diese leisten agile Coaches. Dabei begleiten die agilen Coaches Teams und Unternehmen Schritt für Schritt in die Agilität.

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Agil mit agil einführen

Die Änderung des Unternehmens zu einer kundenzentrierten Produktentwicklung ist ein komplexes Vorhaben. Die Lösungsfindung erfolgt mit Probe – Sense – Respond. Agile Methoden und Strukturen bedienen dieses Vorgehen. Agile Coaches begleiten Teams und Organisationen auf diesem Weg.

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Coaches liefern keine Lösungen für die Probleme ihrer Klienten und Klientinnen: „Die Experten für das Problem sind auch die Experten für die Lösung.“ Sie setzen Impulse und Interventionen entsprechend ihrer Coachinghypothesen, um den Möglichkeits- und Lösungsraum der Coachees zu vergrößern.

Komplexe und chaotische Probleme sind nur Schritt für Schritt und unter Einbeziehung der gesamten Wertschöpfungskette gut zu lösen. Agile Coaches unterstützen Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Führungskräfte, ihren Produkt- und Unternehmenskern neu zu denken, zu entdecken, auszuprobieren und zu stabilisieren.

Zur Erweiterung des agilen Möglichkeitsraums der Coachees setzen agile Coaches auf Sekundärberatung (siehe Kapitel 3.7) oder Training.

1.4 Selbstreflexion „Digital transformieren“

Beantworte die folgenden Reflexionsfragen beziehungsweise bearbeite die skizzierten Übungen und Vertiefungen. Eine schriftliche Auseinandersetzung wird die Wirkung der Übung verstärken.

Image       Verwaltet deine Organisation bestehende Produkte, arbeitet ihr an evolutionären oder revolutionären Innovationen? Was wäre für euch sinnvoll?

Image       Seid ihr eine gute Projekt- oder Produktorganisation? Fehlen euch Kompetenzen und/ oder Mut, um Innovationen entwickeln zu können? Ist „Du hast keinen Plan“ eine Beschimpfung oder eine Feststellung in deinem Unternehmen?

Image       Ermittle die typischen Geschäftsvorfälle in deiner Organisation. Nach welchem Muster bearbeitet ihr diese? Sind die Zuordnungen aus Geschäftsvorfall und Musterbearbeitung korrekt?

Image       Welche Art von Entscheidungen dauert besonders lange? Sind die notwendigen Entscheidungen offensichtlich, kompliziert, komplex oder chaotisch?

Image       Wie häufig setzt deine Organisation Verfahren nach Probe – Sense – Respond auf? Wie vertraut ist dieses Vorgehen der Organisation?

Image       Steuert ihr als Organisation die Zielerreichung über monetäre oder über inhaltliche Vorgaben?

Image       Wie gestaltet ihr eure Organisationsentwicklung? Denkt ihr auf Ebene der Organisation in Plänen („Change“) oder nähert ihr euch iterativ-inkrementell-lernend?

Image       Beinhaltet dein Auftrag als agiler Coach in deiner Organisation die Stärkung der Innovationsfähigkeit deiner Organisation? Hast du diesen Auftrag angenommen? Wen begleitest du, um diesen Zielraum zu erreichen?

Image       Erwartet ihr von allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in der Organisation die Entwicklung von Innovation? Oder weist ihr die Ausarbeitung von innovativen Ideen be­stimmten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu?

Image       Wie lange dauert es in eurer Organisation, bis aus einer Idee ein erster Test mit Kunden und Kundinnen wird? Messt ihr die zugehörige Lead Time? Wie könntet ihr diese Lead Time reduzieren? Was könnte dein Beitrag dazu sein?

2 Agil coachen