Walter-Jörg Langbein

 

 

 

Monstermauern, Mumien und Mysterien 3

 

Reisen zu geheimnisvollen Stätten unseres Planeten

 

 

Impressum

 

© NIBE Media © Walter-Jörg Langbein

 

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Ich widme dieses Buch

meiner wundervollen Frau

Barbara Kern

 

 

Inhaltsverzeichnis:

 

Vorwort:

1. Die »Wolkenkrieger« der Anden

2. Mysteriöse stehende Särge und Mumien

3. Der unheimlichste Friedhof der Welt

4. Warum ich von »Zombies« träumte

5. Mahabalipuram (Indien) und Raumschiffe in Stein

6. Eine Prophezeiung in Stein

7. Die Götter kamen in Raumschiffen

8. Ein enttäuschender Besuch einer Palmblattbibliothek

9. Die Unterwelt von Cusco

10. Altäre für die Inkagötter

11. Geheimnisse aus der Vorinkazeit

12. Dr. Cabreras umstrittene Sammlung

13. Unmögliche Gravuren auf Dr. Cabreras Steinen

14. Plumpe Fälschungen oder Fantastische Funde?

15. Bis heute ungelöst: das Wüstenwunder Nazca

16. Bilder für die Götter?

17. 7 Erklärungen für das Mysterium Nazca

18. Pisco und ein riesiges Himmelszeichen

19. Der Riesendreizack und der Gigant in der Atacamawüste

20. Viele kleine „Nazcas“ in England?

21. Geheimnisvoller Pazifik

22. Von Make-Make zu John Frum

23. Gab es Gott John Frum?

24. Zwei Messiasse werden einer

25. Der Pseudo-Gott und ketzerische Gedanken über die Göttin

26. Ein Götterberg und mysteriöse Statuen

27. Welches Geheimnis hütet die Pyramide auf dem Nemrud Berg?

28. Uralte Städte tief unter der Erde

29. Abstieg in Städte unter der Erde

30. Miniatur einer Rakete aus uralten Zeiten?

31. Das Geheimnis der unvollendeten Grabkammer unter der Cheops-Pyramide

32. In der Kammer unter der Pyramide

33. Für wen oder was waren die Monstersärge gedacht?

34. Heilige Stiere in steinernen Monstersärgen?

35. Die Externsteine und ihre Geheimnisse

36. Eine mysteriöse Kreuzabnahme in Stein

37. Vom Wächter bis zum leeren Grab

 

 

Vorwort:

 

»Wo Punkt ist, soll Fragezeichen werden!«, das forderte Dr. phil. Manfred Hinrich (1). Tatsächlich werden in der Schulwissenschaft zu viele Behauptungen als Fakten hingestellt und zu wenig hinterfragt. Fragen bringen uns weiter. Fragen sind so etwas wie Leitern, mit deren Hilfe man über den Tellerrand der heutigen Schulwissenschaft schauen kann.

Francis Bacon (2): »Wir dürfen das Weltall nicht einengen, um es den Grenzen unseres Vorstellungsvermögens anzupassen, wie der Mensch es bisher zu tun pflegte. Wir müssen vielmehr unser Wissen ausdehnen, so dass es das Bild des Weltalls zu fassen vermag

Edgar Allan Poe schließlich machte Mut, sich selbst auf die Suche nach Antworten zu machen (3): »Die wirklich großen Erkenntnisse, sie liegen in ungeheuren Abgründen, wo man sie sucht, nicht an jenen sichtbaren und greifbaren Örtlichkeiten, wo man sie zu finden meint.« Wir müssen Antworten auf Geheimnisse unserer Welt nicht »in tiefen Abgründen« suchen, wie der große Edgar Allan Poe es formulierte. Das vermeintlich Fantastische, dabei aber höchst Reale, liegt oft direkt vor unseren Augen. Wir müssen das vermeintlich »Unglaubliche« nur für möglich halten, dann können wir es plötzlich auch sehen.

Scharfzüngig kritisierte der streitbare Theologe Adolf Holl (4): »Je religiöser ein Mensch, desto mehr glaubt er; je mehr er glaubt, desto weniger denkt er; je weniger er denkt, desto dümmer ist er; je dümmer er ist, desto leichter kann er beherrscht werden. Das gilt für Sektenmitglieder ebenso wie für die Anhänger der großen Weltreligionen mit gewalttätig intolerantem ›Wahrheits‹-Anspruch. Dagegen hilft, auf Dauer, nur Aufklärung.«

Für viele Zeitgenossen sind an die Stelle der Doktrinen der Theologen die oft nicht minder doktrinären Lehren der Schulwissenschaftler getreten.

Akzeptieren wir nicht einfach und unüberlegt, was uns vorgesetzt wird. Fragen wir nach! Hinterfragen wir! Haben wir keine Angst vor kühn anmutenden Antworten.

Georges Braque (5) Maler, Grafiker und Bildhauer, Mitbegründer des Kubismus: »Wir sollten nur danach trachten, die Menschen zum Nachdenken anzuregen, nicht sie zu überzeugen.«

Als Reisender in Sachen »Mysterien und Geheimnisse« unseres Planeten habe ich viel gesehen, was mich die Antworten von gestern und vorgestern anzweifeln lässt. Wenn es mir gelingt, Sie, liebe Leserinnen und Leser, zum Nachdenken anzuregen, dann freut mich das.

Folgen Sie mir auf eine Reise durch Raum und Zeit: Von Ägypten und seinen unterirdischen Geheimnissen bis zu den Südseeinseln Vanuatus, von den Altären der Inkas zu den Ballestas-Inseln mit einem riesigen Himmelszeichen. Untersuchen wir gemeinsam das Antlitz des fliegenden Gottes Make-Make auf der Osterinsel und suchen wir nach der rätselhaften steinernen Fratze, die vor vielen Jahrhunderten hoch oben auf einem der Externsteine in den Stein gemeißelt wurde. Sie wird von fast allen Besuchern übersehen.

Fjodor Michailowitsch Dostojewski (6) schrieb: »Vieles auf Erden ist uns verborgen.« Suchen wir gemeinsam! Es lohnt sich! Denn wir werden »das Schönste, was wir erleben können« finden, nämlich »das Geheimnisvolle«. Davon war kein Geringerer als Albert Einstein überzeugt (7). Und um noch einmal Dr. phil. Manfred Hinrich zu zitieren (1): »Den Freiheitsdrang des Geistes hält niemand auf.« Also nur Mut! Keine Angst vor kühnen Gedanken!

Machen wir uns auf zu Monstermauern (z.B.: Kapitel 1), Mumien (z.B.: Kapitel 2 und 3) und Mysterien (z.B.: Kapitel 11 und 36)!

 

Fußnoten:

 

1) *1926; †2015

2) *1561; †1626

3) *1809; †1849

4) *1930

5) *1882; †1963

6) *1821; †1881

7) *1879; †1955

 

 

1. Die »Wolkenkrieger« der Anden

 

Von Cuenca in Ecuador fliegen wir nach Piura im Norden Perus. Von der Wüstenmetropole Piura – fast 300.000 Einwohner – bekommen wir nichts zu sehen. Unser Zeitplan ist zu knapp. Die Gluthitze der »Desierto Sechura«-Wüste macht uns zu schaffen. Wir werden in den winzigen »VIP-Bereich« des Flughafens geführt. Angenehme Kühle umfängt uns. Freundliche Angestellte erledigen die Passformalitäten. Flüchtig wird unser Gepäck kontrolliert. »Ihr habt Glück!«, lacht eine Stewardess. »Im Augenblick vertragen wir uns mit Ecuador, sonst würde sich die Einreise aus Ecuador höchst kompliziert erweisen.« Kopfschütteln ernten wir für unsere Reise um den halben Globus in den Norden Perus. Da gibt es doch nur alte Ruinen. Für die Regierenden sind Bodenschätze sehr viel wichtiger. Sie verheißen Reichtum. Und deshalb streiten sich Ecuador und Peru seit vielen Jahren immer wieder um den Grenzverlauf.

Per Bus geht es weiter bis nach Olmos. 168 Kilometer auf der imposanten Pan Americana legen wir in zwei Stunden zurück. In Olmos warten bereits fünf Geländewagen auf uns. »Nur« 302 Kilometer liegen noch vor uns. Aber die Straßen machen das Weiterkommen mehr als mühsam. Nach acht Stunden (!) kommen wir endlich in »Laguna Pomacochas« an: Um 1.30 nachts stehen wir vor unserem Hotel. Wir sind erschöpft und übermüdet. Endlich gelingt es uns, auf uns aufmerksam zu machen. Einige Hotelangestellte lassen uns ein.

Laguna Pomacochas liegt im Tal des Rio Utcumbamba. Es ist traumhaft schön. Wir haben aber leider keine Zeit, die herrliche Andenlandschaft zu erkunden, denn am Morgen geht es schon wieder weiter: nach Chillo bei Tingo. Die Fahrt bis nach Magdalena ist abenteuerlich. Die Straße ist wesentlich schlechter als man das in heimischen Gefilden von Feldwegen gewohnt ist. Wir haben März, und somit Regenzeit. Gewaltige Schlaglöcher, sie ähneln manchmal eher Kratern, machen die Fahrt zur Tortur. Die Straße schlängelt sich an steil emporragenden Felswänden entlang. Zum Glück sind wir mit geländegängigen Vehikeln unterwegs. Eigentlich hätten es auch drei getan. Wir wollen aber möglichst kein Risiko eingehen. Falls zwei der wendigen Fahrzeuge ausfallen, muss die Reise nicht unterbrochen werden. Tatsächlich haben wir mehrfach Autopannen. Wir fahren mit den fahrtüchtigen Autos weiter, die defekten bleiben zurück. Sie werden notdürftig repariert und holen uns wieder ein!

Mitten in den Anden wartet das spartanische »Hostal el Chillo« auf uns. Es besteht aus zwei Haupthäusern und bungalowartigen kleineren Gebäuden. Mehrere Bungalows teilen sich eine Dusche. Der Chef, Oscar, hat die kleine Anlage mit seiner Familie selbst gebaut. Schon das Heranschaffen der Steine war eine Meisterleistung in der abgelegenen Region. Man sieht es den einzelnen Gebäuden an, wann sie gebaut wurden. Haus Nr.1 ist inzwischen baufällig. Der Frühstücksraum ist noch intakt.

Oscar reicht zur Begrüßung einen selbstgebrannten Zuckerrohrschnaps… ein wahres Feuerwasser! Selbst gebaut ist auch ein Wasserrad, angetrieben von einem eisigen Gebirgsbach. So erzeugt Oscar eigenen Strom. Eiskalt sind auch die Duschen. Aber wir suchen keinen Luxus, wir möchten Kuelap, eine geheimnisvolle Ruinenstadt, besichtigen. Gebaut wurde sie als gewaltige Wehranlage von dem Volk der »Chachapoyas«. Der Name stammt von den Inkas, den Feinden der Erbauer der Monstermauern hoch in den Anden.

 

Ob die archäologischen Funde in Oscars Sammlung aus Zeiten der »Chachapoyas« echt sind? Wir wissen es nicht. Echt ist jedenfalls die warmherzige Freundlichkeit, mit der wir von Oscar und seiner Familie behandelt werden. »Fremde kommen selten in unsere Gegend.«, meint ein wenig enttäuscht Oscar. Er hat auf Touristenströme gehofft. Vielleicht wird ja Kuelap eines Tages touristisch erschlossen und Oscar weiß nicht, wohin mit den Gästen.

Unser Ziel: Kuelap, die Festung der »Wolkenkrieger«. Mit unseren Geländewagen versuchen wir so weit wie möglich an die mysteriöse Anlage heranzukommen. Fast dreitausend Meter über dem Meeresspiegel wurde die wahrhaft gewaltige Anlage errichtet. Die Luft ist dünn und eiskalt. Die Kameratasche wird zur Qual. Schritt für Schritt kämpfen wir uns voran. Es geht bergan.

Auf einem schmalen Fußweg ächzen wir vorbei an unscheinbaren Mäuerchen. Sie sind Jahrhunderte alt. Wackelige kleine Holzbänkchen laden zur Rast ein. Wir stolpern an ihnen vorbei. Längst frieren wir nicht mehr, wir schwitzen wie die Bären. Und unser »kleines Gepäck« wird immer schwerer. Merkwürdige Steinmauern mit seltsamen Mustern verraten uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Irgendwo muss die geheimnisvolle Ruinenstadt sein. Wir schleppen uns weiter über Wurzeln und seltsam behauene Steinbrocken. »Bald sehen wir Kuelap!« macht uns unser Guide Mut. Von der mysteriösen Stadt aber – keine Spur. Plötzlich wird es ungemütlich: »Nebelbänke« tauchen auf, als wollten sie ein Geheimnis vor uns verbergen. Man fühlt sich in den Roman »2010«, verfasst von Ursula Prem, versetzt. Im Thriller von Ursula Prem spielen Nebelbänke eine ganz zentrale, unheimliche Rolle.

Doch die wattig-weißen wabernden Schwaden verschlingen uns nicht, so gespenstisch sie auch wirken. Sie stimmen aber nicht gerade optimistisch: Werden wir überhaupt etwas Interessantes zu sehen bekommen?

Plötzlich reißt die alles verbergende Wolkendecke auf, gibt den Blick auf eine fantastisch anmutende Anlage frei. Eine wuchtige Steinmauer taucht aus dem Nichts auf. Sie ist gut zwanzig Meter hoch. Wir staunen. Die Meisterleistung der Baumeister der »Wolkenkrieger« macht uns sprachlos. Bis zu 200 Kilogramm wiegen die Granitblöcke, aus denen die Mauer aufgetürmt wurde. Wir gehen an diesem monumentalen Bauwerk vorbei. Aus den Steinen, so hat man berechnet, hätten leicht mehrere »Cheops-Pyramiden« gebaut werden können! 1.500 Meter lang ist die Mauer. Sie umschließt das Oval der Stadt »Kuelap«.

 

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Mächtige Mauern …

 

Im Schutz der Mauer lebte ein geheimnisvolles Volk, das der Chachapoyas. Bisher wurden in verschiedenen Regionen von »Kuelap« die Fundamente von rund 400 meist ovalen Gebäuden freigelegt. Von ganz besonderer Bedeutung muss einst ein gewaltiger Turm gewesen sein. Wie groß mag er einst gewesen sein? Wie hoch mag er einst in den Himmel geragt haben? Niemand vermag das zu sagen. Heute ist nur noch ein zwölf Meter hoher Stumpf übriggeblieben. Er erinnert von seiner Form her an ein Tintenfass. Deshalb wird er »El Tintero« (Tintenfass) genannt.

Fiel das Bauwerk einem Angriff von Feinden zum Opfer? Oder verdankt es seinen erbärmlichen Zustand, in dem es sich heute befindet, dem Zahn der Zeit, der schon seit vielen Jahrhunderten an ihm nagt? Ein seltsames Gesicht wurde von den Erbauern von Kuelap sorgsam in einen der Steine geritzt. Wen oder was zeigt es? Einen Wolkenkrieger (andere Bezeichnung: Wolkenmensch), vielleicht einen besonders vornehmen oder wichtigen Bewohner der Stadt? Oder ist es eine Gottheit, die uns da stoisch anblickt. Sind wir störende Besucher aus dem fernen Europa für sie?

Welchem Zweck diente das kuriose Bauwerk? Angeblich war es einst eine Art Sternobservatorium. Von einem kleinen Raum im Inneren – so heißt es – sollen die Sterne durch einen zum Himmel ausgerichteten Schacht beobachtet worden sein. Waren die »Wolkenkrieger« Anhänger einer Religion, in deren Zentrum die Sterne standen? Wir wissen es nicht. Wir kennen ja nicht einmal den Namen, den sich das geheimnisvolle Volk der Andenbewohner selbst gab.

 

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… schützen Kuelap

 

Weitere Türme standen einst im Inneren der Anlage, an der Nord- und an der Südseite. Es soll sich um Wachtürme gehandelt haben. Von den Türmen aus konnte man offenbar alle weitaus tiefer gelegenen Dörfer beobachten. Fürchtete man Angriffe? Von astronomischer Bedeutung könnte ein anderes Bauwerk gewesen sein, vielleicht eine Art Observatorium? Das »Castillo« hatte, wie Ausgrabungen ergeben haben, einst ein rechteckiges Fundament und bestand aus drei plattformartigen Stockwerken. Oder war das »Castillo« eine Verteidigungsanlage, innerhalb des gewaltigen Mauerwerks? Das macht wenig Sinn: Befindet sich die vermeintliche »Verteidigungsanlage« eher im mittleren Bereich von Kuelap. Feinde, die erst einmal so weit in das Innere der Stadt vorgedrungen waren, konnten kaum noch abgewehrt werden, hatten sie doch dann das Zentrum von Kuelap bereits erobert! Die riesige Mauer um den Komplex herum, sie war ein riesiges Bollwerk zur Verteidigung, aber doch keine Gebäude im Zentrum!

Drei »Tore« führen in die Stadt, zwei an der Ostseite und einen an der Westseite. »Tore«... der Begriff führt in die Irre. Es sind eigentlich nur schmale Spalten in der mächtigen Steinmauer. Eine Vorrichtung zum Verschließen dieser Eingänge gab es nicht. Angreifer, die sich einem dieser »Risse« der Mauer näherten, konnten von den Verteidigern mit Steinen bombardiert werden. Hatten sie die schmalen Türen erreicht, mussten sie feststellen, dass sich kein offener Blick auf das Innere der Stadtanlage bot, sobald sie sich durch den schmalen Spalt gezwängt hatten. Vielmehr musste sie erkennen, dass sie sich einzeln und hintereinander gehend durch einen engen, steinernen Korridor quälen mussten, und zwar eine steinerne Treppe empor. Ein Ende dieses schmalen Gangs, der zudem in einer Kurve verläuft, war nicht auszumachen. Und Krieger, die sich durch diese Enge zwängten, ihre Waffen so gut wie nicht einsetzen konnten, wurden von oben bombardiert. Die Verteidiger von Kuelap konnten den Angreifern hart zusetzen, ohne selbst verwundbar zu sein.

Drei oder vier Tausend Menschen sollen einst in »Kuelap« gelebt haben. Wurde die Stadt trotz der gewaltigen und ausgeklügelten Verteidigungsanlage trotzdem von den Inkas eingenommen? Wurden die »Wolkenkrieger« getötet oder als Sklaven verschleppt? Oder wurden sie durch langanhaltende Belagerung ausgehungert? Wir wissen es nicht! So viele Fragen blieben bis heute unbeantwortet!

 

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Kuelap, Stadt der Wolkenkrieger

 

Im Inneren der Anlage hat man bis heute etwa 420 steinerne Fundamente runder Häuser nachweisen können. Sie sahen wie kleine Miniaturtürmchen aus. War Kuelap also eher ein Dorf als eine Stadt? Die riesenhafte Wehrmauer aber – eine Mammutleistung der Erbauer – scheint aber ganz und gar nicht zu einem Dörfchen eines südamerikanischen Völkchens á la »Asterix und Obelix« zu passen. Siedelten sich vielleicht die Dörfler erst an, als die Metropole der Chachapoyas längst gefallen war?

Vermutlich – aber auch das ist ungewiss – tauchte das rätselhafte Volk der Wolkenkrieger im 9. Jahrhundert im Norden Perus auf. Wir wissen nichts über die Herkunft dieser Menschen, auch nichts über ihre Sprache. Warum bauten sie Kuélap? Als militärische Anlage? Als Verteidigungsbastion gegen Feinde? Bei den gewaltigen Ausmaßen der Mauer um Kuelap herum muss von sehr langer Baudauer ausgegangen werden. Die Monstermauer kann also nicht als Antwort auf eine aktuelle Krisensituation gebaut worden sein. So muss der eigentliche Zweck von Kuelap hinterfragt werden: War Kuelap kein militärisches Objekt, sondern ein religiöses Zentrum? Dienten die drei schmalen Gangkorridore ins Innere von Kuelap nicht der Abwehr von Feinden, sondern unbekannten religiösen Riten? War Kuelap so etwas wie ein Wallfahrtszentrum eines prä-inkaischen Volkes? Gehörte es zu mysteriösen Riten, sich mühevoll ins Innere von Kuelap vorzukämpfen, symbolisch für den harten Weg des religiös Suchenden zur Wahrheit?

Über die Religion der »Wolkenkrieger« wissen wir so gut wie nichts. Astronomische Beobachtungen gehörten anscheinend ebenso dazu wie die Verehrung von heiligen Schlangen. Betete man zu Muttergöttinnen? Frauen genossen bei den Chachapoyas großen Respekt. Bei Verhandlungen mit anrückenden feindlichen Truppen wurden stets Frauen zugezogen.

 

 

2. Mysteriöse stehende Särge und Mumien

 

Kuelap, die Stadt der Wolkenkrieger: Manchmal erstrahlt die mächtige Mauer der einstigen Metropole der Wolkenkrieger wie eine edle Krone aus unvergänglichem Stein hoch oben in den Anden. Manchmal leuchtet sie silbern oder kupferfarben, ganz nach Sonnenstand und Bewölkung. Stolz präsentiert sie sich dann wie ein Denkmal der Überlegenheit einer uralten rätselhaften Kultur, das sowohl die Inkas als auch die Horden der Spanier überdauert hat. Manchmal verschmelzen Wolken- und Nebelbänke mit Erde, Stein und Himmel. Dann fragt sich der Besucher, ob die mysteriöse Mauer mehr zum Himmel als zur Erde gehört. Kuelap, die wehrhafte Mauer mit den schmalen Eingängen trotzte nicht nur den Feinden der Chachapoyas, der Wolkenkrieger, sondern auch der Wissenschaft. Denn bis heute wissen wir so gut wie nichts über das geheimnisvolle Volk. Woher kam es? So manche Frage konnte bis heute nicht beantwortet werden. Warum? Weil die finanziellen Mittel fehlen.

Im Jahr 2000, wenige Monate vor unserer Reise ins Reich der Chachapoyas, wurden 35 Chachapoya-Mumien gefunden. Ihr Alter konnte mit Hilfe der C-14-Methode (Radiocarbontest) bestimmt werden. Sie stammten aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Nur acht der Mumien waren intakt. Es wurde eine genetische Untersuchung durchgeführt. Definitiv konnte festgestellt werden, dass die Chachapoyas keinerlei genetische Übereinstimmung mit den Indios des südamerikanischen Kontinents aufwiesen. Woher stammten sie dann, wenn nicht aus Südamerika?

 

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Mumiensärge der Wolkenkrieger

 

Die Chachapoyas waren nicht mit den Inkas verwandt. Sie verwendeten auch ganz andere Mumifizierungstechniken als die Inkas. Die Inkas ließen ihre Toten austrocknen. Die Chachapoyas entfernten die Innereien der Toten. Sie waren dabei bemüht, die äußere Hülle der Leichname so unberührt wie nur möglich zu lassen. Sie nutzten die natürlichen Körperöffnungen der Verstorbenen, um die Innereien aus ihnen herauszuholen. Offenbar sollten die Toten im nächsten Leben nach der Wiedergeburt wiederzuerkennen sein. Also stopfte man in die leeren Köpfe – das Gehirn war ja sorgsam entfernt worden – Baumwolle.

Kurios: Die Chachapoyas verwendeten eine Mumifizierungstechnik, die fremd war in Südamerika, aber wohl bekannt im Land der Pharaonen, in Ägypten. Eine Verbindung zwischen Ägypten und dem Reich der Chachapoyas mutet mehr als kühn an. Es gibt keinerlei Belege dafür, dass jemals Kontakte bestanden. Warum mumifizierten aber die Chachapoyas ihre Toten wie die Ägypter?

Wurde das Volk der Chachapoyas von wo auch immer von Feinden zur Flucht in die Anden gezwungen? Wohin verschwanden die Wolkenkrieger? Woran glaubten sie? Welche religiösen Ansichten teilten die Erbauer von Kuelap? Wir wissen es nicht. Und wir werden es wohl nie erfahren. Es sei denn, es würden noch schriftliche Zeugnisse der Chachapoyas gefunden, die Antworten auf unsere Fragen bieten.

Aber haben sie überhaupt jemals etwas Schriftliches hinterlassen? Wenn man die mächtige Mauer von Kuelap sieht, ist man höchst beeindruckt. Dieser gewaltige Komplex muss sorgsam geplant worden sein. Es muss Berechnungen und Baupläne oder Skizzen gegeben haben. Nichts dergleichen wurde bislang gefunden!

Kuelap, die steinerne Krone hoch oben in den Anden, war sie die Metropole der Chachapoyas? Oder ist die eigentliche Hauptstadt des verschwundenen Reiches noch irgendwo in den Bergen Nordperus versteckt? Einheimisch wissen von zahllosen Mauern zu berichten, die und nur unter Lebensgefahr zu erreichenden Gefilden längst von Gestrüpp überwuchert worden sind, kaum noch zu erkennen sind, selbst wenn man direkt vor ihnen steht.

Hoch oben an senkrechten Felswänden, gern in Felsspalten, wurden turmähnliche Steinbauten wie Schwalbennester an den Abgrund gesetzt. Wer die Felswände mit einem guten Feldstecher absucht und geduldig bleibt, wird immer wieder fündig. Waren es Totenhäuser? Oder lebten Auserwählte als Wächter bei den Toten? Wir wissen es nicht.

 

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Totentürme der Wolkenkrieger

 

»Ganz in der Nähe von Tingo erbauten wagemutige Wolkenkrieger die ›Türme von Macro‹.« So hatte ich bei meinen Vorbereitungen der Expedition ins Reich der Chachapoyas gelesen. Vor Ort zeigte es sich, dass der Begriff »in der Nähe« unterschiedlich interpretiert werden kann. Vor Ort erfahre ich: Die Grabtürme von Macro sind höchst interessant! Sie wurden einst besonders sorgsam gebaut, dienten sie doch Priestern und hohen Würdenträgern als vorerst letzte Ruhestätte. Die einzelnen Steine sind scheinbar fugenlos zusammengefügt. Geometrische Muster aus Stein beeindrucken in ihrer Schlichtheit.

Bis »Magdalena« im Distrikt Tingo fahren wir mit dem Jeep. Seit über vier Jahrzehnten begegnet mir bei meinen Recherchen immer wieder Maria Magdalena, so auch im Reich der Wolkenkrieger.

Einer uralten Legende zufolge lag einst die kleine Siedlung hoch oben auf dem Berg. Ein prophetischer Priester sah in einer Vision ein Erdbeben das Dorf auslöschen. Er warnte die Menschen, doch sie hörten nicht auf ihn. Ausgelassen feierten sie – es war der 20. Juli – das Fest der Maria Magdalena. Traurig holte der Priester die Statue der Maria Magdalena aus der Kirche und trug sie den Berg hinab. Auf halber Höhe entdeckte er eine schäbige Hütte. Dort fand der Gottesmann mit der Statue der Maria Magdalena Zuflucht. Kurz darauf schien die Welt unterzugehen. Ein gewaltiges Erdbeben apokalyptischen Ausmaßes brach über die Menschen aus, viele kamen um. Das Dorf wurde vollständig vernichtet. Die kleine Hütte aber blieb unversehrt. Die Überlebenden bauten an der Stelle, wo der Priester die Katastrophe überlebt hatte, eine Kirche zu Ehren der Maria Magdalena. Und rund um die Kirche entstand – der Überlieferung zufolge – das neue »Magdalena«.

Von »Magdalena« aus sei es »nicht mehr weit« bis zu den Grabtürmen von Macro. Das höre ich immer wieder. Und zu verfehlen sind sie auch nicht. Man muss nur Richtung Utcubamba marschieren, dann kommt man sicher ans Ziel. Immer wieder sieht man sie, die geheimnisvollen Bauten. Und solange man den Utcubamba-Fluss links liegen lässt, so lang kann nichts passieren! Voller Optimismus machen wir uns auf den Weg.

Ein sehr anstrengender Marsch von mehreren Stunden bergauf, häufig durch dichtes Gestrüpp, immer wieder an steil abfallenden Klippen vorbei, scheint kein Ende nehmen zu wollen. Das Rauschen des Flusses begleitet uns. Immer wieder sieht man ihn, tief unten. Ängstlich drückt man sich dann an die Felswand, um nicht abzustürzen. Rechts geht die steinerne Felswand steil nach oben, links geht es kaum weniger Steil senkrecht in die Tiefe. Und weit unten hört man das Tosen des Flusses.

Immer wieder glaubt man, endlich am Ziel zu sein, doch dann gilt es wieder, einen Steilhang hinab zu klettern, um gleich wieder emporzusteigen. Der schmale Pfad bringt uns schließlich und endlich an die geheimnisvolle Stätte.

 

Die Totentürme trotzen den Jahrhunderten. Millimetergenau sind die sauber bearbeiteten Steine an- und aufeinandergereiht. Dienten sie nur als Grabstätten? Oder wohnten besondere Würdenträger ganz in der Nähe der Mumien? Man konnte nachts mit den Bewohnern von Kuelap Nachrichten austauschen, heißt es: mit Feuersignalen.

 

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Übermenschengroß – die stehenden Sarkophage

 

Wir wissen, dass die Chachapoyas mehrere Meter hohe Sarkophage, meist aus Lehm und Astwerk, bauten. Diese »Särge« hatten Menschengestalt. Sie erinnern in ihrer stoischen Ruhe sehr stark an die Steinstauen der Osterinsel. Die »Sarg-Figuren« der Chachapoyas waren hohl. In ihrem Inneren kauerten in Embryohaltung die Toten. Ich sprach vor Ort mit Menschen, die voller Ehrfurcht der Chachapoyas gedenken. So erfuhr ich, woran die Chachapoyas vielleicht glaubten.

Nach mehr als vierzig Jahren intensiver Recherchen bin ich zur Überzeugung gelangt, dass die ältesten Kulturen Matriarchate waren. Die Religionen des Matriarchats handelten von der ewigen Wieder kehr des Lebens, vom zyklischen Ablauf des Weltgeschehens: Werden, Leben, Vergehen und neuerliches Geborenwerden, das war der endlose Kreislauf des Seins. Dachten die Chachapoyas ähnlich? Tote, die in Embryohaltung im Inneren von mächtigen Sarkophag-Statuen kauern, sie deuten darauf hin, dass der Tod als vorübergehendes Stadium angesehen wurde. Der Mensch stirbt, wird wieder zum Embryo, um in ein neues Leben geboren zu werden. Glaubten die Chachapoyas an die Wiedergeburt ihrer mumifizierten Toten: in einer »Geburt« aus den imposanten Sarg-Statuen?

Wir wissen, dass die Chachapoyas auf der Seite der Spanier kämpften. Fühlten sie sich den Christen im Glauben verbunden? Predigten doch auch die Christen die Auferstehung der Toten. Aber glaubten die Chachapoyas wirklich, dass die ausgetrockneten Mumien ohne »Innenleben« wieder auferstehen würden? Vielleicht wird es tatsächlich eines Tages gelingen, die eine oder andere Mumie zu neuem Leben zu erwecken, allerdings auf andere Art und Weise, als die Chachapoyas einst dachten. Per Cloning kann womöglich der eine oder andere »Zwilling« der einen oder anderen Mumie neu geboren werden, um wieder zum Erwachsenen zu werden.

 

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Die stehenden Särge erinnern an Osterinselstatuen

 

Im Verlauf der Jahrhunderte machten die Mumien viel mit. Die Sarkophage – sie erinnern an die Statuen der Osterinsel – wurden bald gesuchte Objekte von Grabräubern. Die harte Hülle solcher Grabfiguren wurde zerschlagen. Die Mumien wurden herausgezerrt und die Grabtücher, in die sie eingewickelt waren, brutal abgerissen. Die Grabräuber suchten – und fanden – wertvolle Grabbeigaben. Die Mumien ließen sie achtlos liegen. Die Geschichte der Grabräuber ist fast so alt wie die Mumien selbst. Und auch heute noch wird das Gewerbe betrieben. Todesmutig wagen sich die Plünderer in Steilwände, um an die Grabstätten heranzukommen. Wie vor Jahrhunderten werden auch heute noch Mumien zerstört, um an Schätze zu kommen.

Sehr häufig finden Archäologen verwüstete Grabstätten vor. Sie freuen sich, wenn die Diebe etwas übersehen haben. Gelegentlich werden in unseren Tagen Grabräuber auf frischer Tat ertappt oder vertrieben. Vielleicht wollen die Ordnungshüter auch nicht wirklich jemanden verhaften. Vielleicht sind es ja Verwandte oder Bekannte. Nicht immer handeln die Polizeikräfte im Sinne der Archäologen. Manchmal »schaffen sie Ordnung« in der Wüstenei, die die Grabräuber hinterlassen haben und zerstören weitere wichtige verwertbare Spuren, die den Archäologen weiterhelfen hätten weiterhelfen können.

In Leimembamba lagern zur Zeit unseres Besuchs 200 Mumien in einem angeblich »klimatisierten« Raum. Die vielleicht fast eintausend Jahre alten Mumien sollen nicht den Temperaturveränderungen ausgesetzt sein. Sie wurden im Jahr 1996 oberhalb der Bucht »Laguna de los Cóndores« (»Lagune der Kondore«) entdeckt. Die Aufbewahrung der sterblichen Überreste der legendären Chachapoyas kann ganz und gar nicht als pietätvoll bezeichnet werden. In Pappkartons, Kisten aus Sperrholz und in Säcken warten die Mumien darauf, wissenschaftlich untersucht und in einem Museum ausgestellt zu werden.

Einige kurze, kritische Anmerkungen seien gestattet: Ob aus Sicht der Chachapoyas der Unterschied zwischen Grabräubern und Wissenschaftlern wirklich so eklatant ist, wie wir uns das einreden? Die Toten wurden von wagemutigen Kletterkünstlern oftmals unter Lebensgefahr an möglichst unzugänglichen Steilwänden in Felsspalten zur letzten Ruhe gebettet: in Sarkophagen in Menschengestalt, manchmal auch in Holzsärgen. Bis zu ihrer Wiedergeburt sollten die Toten in Ruhe gelassen werden. Ohne Zweifel sind Grabräuber aus Sicht der Chachapoyas böse Frevler, denen nichts heilig ist. Ich glaube nicht, dass die Chachapoyas einen Unterschied zwischen Dieben und Wissenschaftlern gemacht hätten. Für sie waren sie alle Plünderer: jene, die wertvolle Schätze finden und verkaufen wollen und jene, die die Mumien aus wissenschaftlicher Neugier und mit Pedanterie sezieren. Dabei dürfte es keine Rolle spielen, dass Archäologen meinen, sorgsamer mit den Toten umzugehen. Die Ausstellung eines Verstorbenen im wohl klimatisierten Museum in einer gläsernen Vitrine entspricht mit Sicherheit nicht der Vorstellung der Chachapoyas vom würdevollen Umgang mit Verstorbenen. Und die »Zwischenlagerung« der Toten in einem klimatisierten Depot hätte die Chachapoyas sicher entsetzt.

Einst standen Särge in Menschengestalt in Felsenklippen, stolz, aber auch irgendwie drohend. In ihrem Leib lagen Mumien, oft in Embryohaltung, als warteten sie darauf, erneut in die Welt der Lebenden geboren zu werden.

 

 

3. Der unheimlichste Friedhof der Welt

 

Auf dem Friedhof von Chauchilla sollen, so hörte ich immer wieder, Zombies ihr Unwesen treiben. Für mich ist er der Unheimlichste seiner Art. Hier könnte die eine oder andere Folge von Horror-Serien wie »Ash vs. Evil Dead« gedreht werden. Besonders abends oder nachts sollten Ängstliche den wirklich unheimlichen Ort meiden.

Einst war die mysteriöse Hochebene von Nazca nur eine trostlose Einöde, in die sich Touristen so gut wie nie verirrten. Die gewaltigen, in den Erdboden gescharrten Zeichnungen und »Landebahnen« interessierten allenfalls einige wenige Experten.

Maria Reiche (geboren am 15. Mai 1903 in Dresden, verstorben am 8. Juni 1998) hat einen Großteil ihres Lebens in Nazca verbracht. Sie kämpfte wie eine Löwin für die Bewahrung der uralten Riesenbilder in der Wüste. Ihr ist es zu verdanken, dass sie nicht schon längst unwiderruflich zerstört worden sind, etwa von »Sportlern«, die in der Wüste von Nazca Autorennen veranstalteten und in zwei Jahren größere Schäden anrichteten als die Unbilden der Natur in zwei Jahrtausenden.

Auch Maria Reiche lenkte nicht die Aufmerksamkeit der Welt auf das Mysterium von Nazca. Das änderte sich aber anno 1968 schlagartig! Damals erschien das erste Buch eines Schweizers, der zum erfolgreichsten Sachbuchautor der Welt wurde! Seit Erich von Dänikens Weltbestseller »Erinnerungen an die Zukunft« ist die riesige Ebene von Nazca zu einer Touristenattraktion geworden. Unzählige Menschen strömen in das winzige Wüstendorf. Es gibt Hotels, sogar einen kleinen Flugplatz. In kleinen Propellermaschinen kann man das Wunder von Nazca wirklich erleben: aus der Luft! Mit Begeisterung fliegt man über eines der größten Geheimnisse, die unsere Erde zu bieten hat.

Nur aus der Vogelperspektive sind gewaltige Scharrzeichnungen auszumachen. Da gibt es welche von Tieren unvorstellbaren Ausmaßes. Selbst kleinste anatomische Einzelheiten sind zu erkennen, wie etwa bei einer wirklichen »Riesenspinne«. Selbst aus Weltraumstationen machten Astronauten die imposanten »Bahnen« aus, die im Nichts beginnen und sich kilometerweit erstrecken. Sie laufen schnurgerade durch die Wüste laufen und enden ebenso abrupt wie sie begonnen haben.

Wer schon einmal das Geheimnis von Nazca vom Flugzeug aus studiert hat, der kommt nicht umhin zuzugeben, dass Däniken mit seiner Hypothese Recht haben könnte. Vielleicht sollten Linien und Tierbilder tatsächlich die fliegenden Götter der Vorzeit zur Rückkehr zur Erde bewegen.

 

Gruselig

Gruselig …

 

Doch während heute zur Freude der Einheimischen zahlreiche Touristen von den Riesenbildern angelockt nach Nazca kommen, gibt es ein anderes, ein düsteres Geheimnis, über das viele Menschen vor Ort allenfalls nur zu flüstern wagen! Nur wenige Kilometer von Nazca entfernt soll es Zombies gegeben haben. Untote sollen die Lebenden in Angst und Schrecken versetzt haben! Wer das Vertrauen alteingesessener Menschen gewinnt, so schwer das auch ist, dem erzählen sie hinter vorgehaltener Hand Geschichten über den »Ort des Schreckens«. Heute sind es nur noch sehr wenige Wissende, die die alten Überlieferungen kennen. Ich glaube, es sind weit mehr Menschen in das Mysterium eingeweiht. Die meisten schweigen wie das sprichwörtliche Grab.

Morgen oder übermorgen werden die gruseligen Überlieferungen in Vergessenheit geraten sein. Schließlich leben wir doch in einer »aufgeklärten« Zeit. Für alten Aberglauben haben wir doch keine Zeit mehr. Oder verdrängen wir lediglich einen Teil der Wirklichkeit, nur weil wir manches nicht zu erklären vermögen? Bilden wir uns nur ein, »alles« zu wissen und leugnen penetrant eine fremdartige Realität?

Dabei ist der unheimliche Friedhof sehr einfach zu finden. Er liegt nicht verborgen irgendwo im Urwald, sondern offen in der Wüste! Man fährt vom Städtchen Nazca auf der legendären Panamericana Richtung Lima. Vier Kilometer hinter Nazca geht ein Weg ab. Folgt man ihm, dann erreicht man nach knapp fünfzehn Kilometern den »Cementario von Chauchilla«, den »Friedhof von Chauchilla«. Die Bezeichnung »Friedhof« ist allerdings für Europäer und Amerikaner höchst irreführend. Bei einem »Friedhof« erwartet man Gräber mit steinerner Umrandung und massivem Grabstein. Die Namen der Toten, Geburts- und Sterbedaten sind verzeichnet. Zu Ehren der Toten werden Blumen und Kränze niedergelegt. Dergleichen gibt es in Chauchilla aber nicht.

Wie groß mag das Areal von Chauchilla ursprünglich gewesen sein? Wir wissen es nicht. Die Wüste hat im Laufe der Jahrtausende die Bestattungsfelder wieder verschlungen. Einst wurden hier auf einigen Quadratkilometern Tausende, wahrscheinlich sogar Zehntausende begraben. Wer waren die Toten? Mit Sicherheit vermag das heute niemand mehr zu sagen. Einig sind sich die Archäologen freilich in der Datierung. Sie kamen zu verblüffenden Ergebnissen! Die ersten Toten wurden vor »mehreren Jahrtausenden« beerdigt. Sie wurden also lange vor der Inka-Zeit bestattet. Welcher Kultur gehörten sie an? Wurde die uralte Zivilisation bereits von Vorgängern der Inkas vernichtet? Oder gab es sie noch zu den Zeiten der Inkas?

Hier sollen hier auf dem Friedhof von Chauchilla Zombies ihr Unwesen treiben. Zombies? Der Glaube an aus dem Reich der Toten zurückkehrende Wesen war einst in Südamerika weit verbreitet. Der österreichische Gelehrte Prof. Hans Schindler: »Mit der Christianisierung wurden Zombieüberlieferungen weitestgehend verdrängt und durch die neue Glaubenslehre ersetzt. Im Christentum ist kein Platz für solche Kreaturen der Nacht! Offiziell kennt keiner mehr die Furcht einflößenden Überlieferungen.« Im Volksglauben haben sie sich freilich bis in unsere Tage erhalten. Nicht nur unter Grabräubern. Auch unter Grabwächtern. Nicht nur in Chile, sondern auch in Peru!

Auch hier waren und sind bis in unsere Tage Grabräuber aktiv. Hunderte Ruhestätten wurden nach und nach entdeckt und mit pietätloser Gewalt geöffnet und geplündert. Höchst pietätlos ging man mit den ausgebleichten Gebeinen um. Man warf sie auf der Suche nach Grabbeigaben aus den Gräbern, wo sie oft liegen blieben. Grabräuber mit etwas mehr Taktgefühl begruben die sterblichen Überreste wieder.

 

die_Toten

… die Toten …

 

Wer heute über den staubigen Friedhof geht, stellt schaudernd fest, dass überall Knochen und Knochensplitter herumliegen, von Menschen, die hier einmal lange vor der Zeit der Inka zur letzten Ruhe gebettet worden waren. Immer noch werden Gräber entdeckt, die den schatzsuchenden Plünderern entgangen waren. Einige davon hat man geöffnet und nicht wieder zugeschüttet. In hockender Stellung kauern die Toten darin. Ihre Leiber – wohl nur noch Skelette - sind in einfache Gewänder gehüllt. Manche sehen wie gefesselt aus. Ihre Totenschädel liegen, manchmal seltsam schief, auf den Schultern. Am besten sind die Haare erhalten.

Prof. Hans Schindler zum Verfasser: »Früher wurde der Friedhof von Chauchilla bewacht, weil sich die Menschen vor Zombies fürchteten. Sie nahmen an, dass die Toten in die Welt der Lebenden zurückkehren, als lebende Leichen nur von Rachegefühlen beseelt!« Sie suchten angeblich, so Prof. Hans Schindler, jene auf, die sie für ihren Tod verantwortlich machten. Oder die Nachkommen ihrer Mörder. Oder solche Menschen, die ihre Ruhe gestört hatten.

Jahrelang erforschte Prof. Hans Schindler archäologische Stätten in Südamerika. Er gewann er das Vertrauen auch von Menschen, die sonst niemandem ihr Wissen über die Kreaturen der Nacht anvertrauten. Sie erzählen ängstlich um sich blickend leise flüsternd über Zombies. Besonders häufig sollen diese Furcht einflößenden Geschöpfe direkt beim Friedhof des Schreckens aufgetreten sein. Noch 1992 wurden dem Verfasser unheimliche Stories bestätigt, die als Vorlagen für einen Horrorfilm bestens geeignet wären.