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Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

Text Copyright © Rae Earl, 2017

Originaltitel: #Help – My Cat’s a Vlogging Superstar

Die Originalausgabe ist 2017 im Verlag Walker Books Ltd, Großbritannien, erschienen.

© 2020 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, 80801 München

Alle Rechte vorbehalten

Text: Rae Earl

Übersetzung: Christine Spindler

Cover: das verlagsatelier ROMY POHL unter Verwendung von Bildmaterial von CCat 82, Lauritta, Nata Kuprova, WAYHOME Studio, Spirit Boom Cat / Shutterstock.com

ISBN eBook 978-3-8458-3832-8

ISBN Printausgabe 978-3-8458-3138-1

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Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

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Cover

Titel

Impressum

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Wenn deine Katze schmollt und obendrein deinen Schuh zernagt, dann weißt du, dass du einen echt miesen Samstag hattest. Mein Haustier hasst mich. Mein Handy hasst mich. Der Freund meiner Mum hasst mich.

Im Moment sieht es nicht gut für mich aus. Aber bevor IHR mich auch noch hasst, will ich euch erklären, was heute Nachmittag wirklich passiert ist.

Erstens: Ich bin KEINE Mörderin. Ich habe nicht versucht, eine Maschine abzumurksen. Es war nur ein albernes Missverständnis zwischen einer sehr wütenden Katze, einem Schreibtisch und meinem Fuß. Dabei ist alles total außer Kontrolle geraten und Mr Putzteufel und seine Zombie-Brigade von Staubwedeln wollen mir nun daraus einen Strick drehen.

Ich will bestimmt niemandem die Schuld für den Unfall in die Schuhe schieben, aber es lag ganz klar an Mum. Sie wollte, dass ich am Nachmittag meine Hausaufgaben mache, darum hat sie das WLAN ausgeschaltet. UNFASSBAR.Also habe ich mit meinem Handy verzweifelt ein Signal gesucht, damit ich Lauren eine Nachricht schicken konnte. Es war eine wichtige Nachricht, die die großartige Lauren aufmuntern sollte. Sie ist meine beste Freundin, hat gerade die Nase gestrichen voll und braucht dringend Liebe.

Es sollte doch eigentlich eine ganz simple Sache sein, seinen Freunden eine Nachricht zu schicken. Das ist ein Menschenrecht. Außer in unserem Haus. Da ist ein Funkloch. Nicht in der gesamten Gegend. Nein, nur in unserem Haus.

Um ein Signal zu bekommen, habe ich mich aus dem Fenster gehängt und mit dem Arm in der Luft herumgewedelt. Hat nicht funktioniert. Unsere Nachbarin dachte, dass ich mich mit ihr unterhalten will. Ich habe überhaupt kein Problem, Mrs Milner. Ich lebe nur mit zwei durchgeknallten Kontrollfreaks zusammen. Dann habe ich die Dusche im Badezimmer als Sendeverstärker benutzt. Hat auch nicht funktioniert. Die Dusche ist zum Waschen da. Die Dusche wusste, dass sie kein Sendemast ist, und wollte nicht mitspielen.

Und dann habe ich meine Katze Dave als mobiles Roaming-Gerät benutzt und dabei ein paar wertvolle Lektionen gelernt: Ein Handy bleibt nicht ruhig auf dem Rücken einer Katze liegen. Die Katze ist genervt und versucht, das Handy aufzuessen. Dann macht sie sich über den Inhalt deines Kleiderschranks her.

Nachdem Dave mich im Stich gelassen und sich auf meine Socken gestürzt hatte, blieb mir keine andere Wahl, als auf meinen Schreibtisch zu steigen und mich auf die Zehenspitzen zu stellen, um mein Handy so hoch wie möglich in die Luft zu halten. Seiner besten Freundin eine Nachricht zu schicken, sollte eigentlich NICHT in Ballettübungen ausarten, aber Lauren war mir die Mühe wert.

Ich drehte gerade eine Pirouette neben dem Laptop, als Dave beschloss, dass sie mit mir spielen wollte. Es folgte ein gewagter Sprung, dann bohrten sich achtzehn Krallen in mein Knie. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel vom Schreibtisch. Meine Ferse landete mit Karacho auf dem besten Freund des Freunds meiner Mum.

Seinem Saugroboter, der auf der Suche nach Staub in mein Zimmer gefahren kam.

Als ich auf dem Gerät landete, piepste es alarmiert. Es hörte auf, Schmutz zu fressen, und aktivierte in seiner Verwirrung irgendein Zufallsprogramm. Vom Jagdinstinkt gepackt, sprang Dave daraufhin auf den Saugroboter, um ihm den Rest zu geben. Das Ding ähnelte auch tatsächlich einer außer Kontrolle geratenen Taube.

In diesem Moment stürmte der Putzteufel in mein Zimmer und sah MEINE Katze auf SEINEM Saugroboter surfen. Der Putzteufel schrie Dave an, dann schrie er mich an, dass ich ihn und seine »ausgefeilten Reinigungsmethoden« schon seit Ewigkeiten auf dem Kieker hätte!

Dann fing er an, seinen besten Freund zu trösten, als wäre er ein riesiger, sabbernder Labrador. Während er ihn hochhob und nach unten trug, murmelte der Putzteufel irgendwas über »empfindliche Mikrobürsten-Technologie«. Seitdem habe ich beide nicht mehr gesehen.

Dave und ich hocken jetzt also in meinem Zimmer. Ich konnte Lauren noch immer keine Nachricht schicken und vermute außerdem, dass ich eine Menge Ärger bekommen werde.

Das ist total unfair, denn ich habe echt versucht, mit dem Kerl klarzukommen. Er ist zwar der Freund meiner Mum und ein Putzteufel, aber ich habe mir wirklich Mühe gegeben. So bin ich nun mal. Ich versuche, mit jedem klarzukommen, weil dann alles viel einfacher ist, nicht wahr? Aber man kann nicht mit einem Menschen zusammenleben, dem ein Reinigungsgerät wichtiger ist als jedes Lebewesen.

Er hat dem Saugroboter sogar einen Namen gegeben: Mc Wischi.

Dieser Mc Wischi folgt mir auf Schritt und Tritt. Wie ein Schatten, der alles aufsaugt und sich dabei permanent im Kreis dreht.

Wenn ich beim Frühstück meinen Toast esse, höre ich den Putzteufel gurren: »Braver Junge! Schnapp dir Millies Krümel!« Wenn ich zu Abend esse, weicht er seinem Herrn nicht von der Seite. Er sitzt, wartet und starrt mich an. Ich weiß ja, dass er nur eine Maschine ist, aber seine Ein- und Ausschalter sehen aus wie Augen. Sie leuchten rot, während er darauf lauert, sich gierig über alles herzumachen, was mir runterfällt. Mc Wischi, der Staub saugende Roboterhund, ist zu einem herrischen, summenden Stiefbruder geworden. Er terrorisiert mich mit seinen automatischen Einstellungen und seinem Vollsichtsensor.

Ach du Schande, jetzt nenne ich ihn auch schon Mc Wischi! Wenn ich noch länger in diesem Haus lebe, werde ich dem Wahnsinn anheimfallen. Ich werde mit dem Geschirrspüler reden, genau wie der Putzteufel. Noch hat er ihm keinen Namen gegeben, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Er gratuliert ihm jedes Mal, wenn sein Spülprogramm endet.

Das ist doch nicht normal, oder?

Dieses ganze nie endende Drama wegen albernem Zeug wie Staubmäusen auf Parkettböden gibt mir zu denken …

… und der naheliegende Gedanke dabei ist, dass ich zu meinem Dad ziehen muss.

Ich habe einfach das Gefühl, hier nicht mehr reinzupassen. Vielleicht könnte ich ja vorübergehend ausziehen, bis Mum mich vermisst, weil sie merkt, dass es eigentlich ganz nett war, mich um sich zu haben. Das ist immerhin der Vorteil, wenn man Eltern hat, die nicht zusammenleben: Man kann auch woanders hinziehen.

Das Problem dabei wird nur sein, wie ich es Mum beibringen soll.

Meine Mum ist nicht gemein, aber sie ist streng und knallhart, weit über das normale Maß hinaus. Bei ihr zu leben ist, als wäre man in der Armee, nur dass ich keine Tarnhosen tragen muss oder jeden, der mir nicht in den Kram passt, mit dem Panzer überrollen darf.

Und ja, wenn ich das sage, stelle ich mir vor, ihren Freund zu überrollen. Und Mc Wischi.

Als Mum und ich noch allein lebten, verlief alles viel harmonischer. Ich kam mit ihren Regeln klar. Natürlich hat es mich genervt, dass sie außer samstags das WLAN jeden Abend um ACHT UHR ausgeschaltet hat, aber wir haben wenigstens zusammengehalten wie Pech und Schwefel – oder wie »Dreck und Schmierfilm«, wie der Putzteufel es ausgedrückt hat, als er mit seinen bescheuerten Lycra-Shorts und seinem Power-Wischmopp hier eingezogen ist. Mum hat nämlich nicht viel geputzt und auf dem Fernseher lagen zwei Zentimeter pelziger Staub, doch wen kümmerte das?

Sie arbeitet im Krankenhaus. Sie ist keine Chirurgin oder so, aber sie muss die ganzen Tupfer und Verbände bestellen. Also ist sie gewissermaßen dafür verantwortlich, dass kein Mensch auf der Welt verblutet. Sie rettet Leben! Sie muss nicht ABSTAUBEN.

Und sie will auch nicht unbedingt, dass ich zu viel putze. Sie möchte nicht, dass ich eine Haussklavin werde, die den ganzen Tag am Herd steht und für irgendeinen Kerl ihre einzigartige Schwarzwälder Kirschtorte backt. Viel lieber ist ihr, wenn ich mit ihr zum Fitness-Boxen gehe oder Hausaufgaben mache oder BEIDES.Am besten gleichzeitig. Mum beherrscht Multitasking wie keine andere Frau.

Ich kann übrigens keinen einzigartigen Kuchen backen, weil Mum und ich sowieso nicht gerne backen. Mum sagt, wenn man im Supermarkt einen anständigen gedeckten Apfelkuchen kaufen kann, warum sollte man dann zwei Stunden damit verbringen, selber einen zu produzieren? In der Zeit kann man sich auch eine Kochshow ansehen. Ganz meine Meinung. Wir sind uns in den meisten Dingen einig. Jedenfalls war das so, bis Gary aufgekreuzt ist und sich mit seinem Saugroboter zwischen uns gestellt hat.

Gary. Gary »Putzteufel« Woolton.

Wusstest du, dass im GANZEN Land in den letzten zwei Jahren nur dreiundzwanzig Babys den Namen Gary bekommen haben? Das kommt daher, dass Garys NUR ÄRGER MACHEN. Und dabei putzen und scheuern sie die ganze Zeit.

Freitags haben Mum und ich uns immer im Pyjama auf dem Sofa aneinandergekuschelt und uns eine komplette Serienstaffel reingezogen. Jetzt schaue ich freitags immer alleine irgendwelche You Tube-Videos, und Mum verbringt die Freitagabende mit einem Mann, der nach Sagrotan riecht. Ich kann nicht mal Netflix gucken, weil die beiden sich unbedingt etwas über die Tudors ansehen wollen. Er hat alles ruiniert.

Seit die Schule wieder angefangen hat, besteht Mum darauf, dass ich meine Hausaufgaben nach einem strengen Zeitplan mache. Von Garys Reinigungsplan will ich gar nicht erst anfangen. Ein Herd muss nicht täglich geputzt werden. Bevor Gary aufgekreuzt ist, haben wir ihn kaum benutzt.

Ich muss hier raus. Besonders jetzt, nachdem Gary mich für eine Saugroboter-Mörderin hält. Es ist nicht nur zu meinem Schutz, es geht auch um Dave. Und wenn es nur für ein paar Monate ist. Mehr will ich gar nicht.

Ich versuche, darüber nachzudenken, wie ich das Mum beibringe, aber mein Handy piept wie verrückt. Endlich habe ich ein Signal.

Oh. Es ist Lauren.

O nein.

Nein. Nein. NEIN!

Es ist …

Das ist nicht gut. Verdammter Mist.

Ich muss zu ihr. Glaubt mir. Das ist übel. ÜBEL. Meine Probleme können warten. Lauren hat ein RIESENPROBLEM. Wenn das viral wird!

#styleshamed

Laurens Mum bittet mich gleich herein. Sie mag mich. Sie findet, ich habe einen »guten Einfluss« auf ihre Tochter. Das liegt daran, dass ich dafür sorge, dass Lauren zumindest einen Teil des Tages auf dem Planeten Erde lebt. Den Rest der Zeit verbringt Lauren auf dem Planeten Lauren. Es ist ein fantastischer Ort, aber viele Erwachsene scheinen damit nicht klarzukommen. Ich finde es cool. Sie ist das Gegenteil von mir. Sie handelt zuerst, DANN denkt sie nach.

Laurens Dad ist nirgends zu sehen, wahrscheinlich ist ihre Mum deswegen so gut gelaunt. Laurens Eltern zanken sich ständig. Bei ihnen geht es zu wie in einer Sitcom, aber ohne die Lacher.

Als ich in Laurens Zimmer komme, hockt sie unter ihrer Bettdecke wie eine sehr schüchterne und traurige Schildkröte mit Quilt-Panzer. Ich kann sie schniefen hören.

»Geh weg«, stöhnt sie, bis sie merkt, dass ich es bin.

Sie streckt ihren Kopf heraus. »Oh, Millie – es war einfach grässlich. Unfassbar. Erinnerst du dich an die neuen High Heels? Meine ersten richtigen Stilettos? Du hast gesagt …«

Ich weiß, was ich gesagt habe.

Ich habe sie auch anprobiert und ich sagte, dass man sie am besten zusammen mit Krücken verkaufen sollte, da man kaum in ihnen laufen kann, ohne sich die Knöchel zu brechen.

»O nein, Lauren. Hast du dich etwa verletzt?«, erkundige ich mich. »Es ist zu schwer, Lauren. Es ist, als würde man auf stockbesoffenen Giraffen balancieren. Jeder Schritt ein Kampf.«

»Ich weiß. Also dachte ich, ich übe ein bisschen und gehe zum Supermarkt. In normalen Schuhen brauche ich für den Weg drei Minuten. Aber mit diesen hohen Absätzen habe ich fast zwanzig Minuten gebraucht. Trotzdem lief alles gut, bis ich den Bordstein hinaufmusste, und dann …« Lauren zieht sich wieder in ihren Deckenpanzer zurück. »Ich habe jemanden kichern gehört. Es könnte sein, dass jemand mir …« Lauren schluckt. »… gefolgt ist. Was, wenn es Mr Style Shame war?«

Die Instagram-Seite von Mr Style Shame hat viele Follower. Wir wissen nicht, wer dahintersteckt, aber er ist eine große Nummer. Sein Logo ist der Umriss eines Mannes mit Sonnenbrille. Wahrscheinlich wohnt er wie Batman in einem Geheimversteck, von dem aus er seine genialen Kommentare postet. Er hat schon über Leute geschrieben, DIE WIR KENNEN.

Dieser Modeguru ist ständig auf der Jagd nach jemandem, der nachlässig mit seinem Aussehen umgeht. Dann schlägt er zu. Seine Angriffe sind TÖDLICH. Er macht die Gesichter unscharf, bevor er die Fotos hochlädt, aber trotzdem sind die Leute eindeutig zu erkennen. Und nein – die Erwachsenen können ihn nicht aufhalten. Sie haben NULL Ahnung. Sie denken, im Leben würde sich alles nur um Facebook drehen.

Wenn man das Pech hat, von ihm verrissen zu werden, dauert es meist keine Stunde, bis man zur Internet-Sensation wird und damit den absoluten Albtraum erlebt.

Und jetzt hat er vielleicht ein Foto von meiner tollen besten Freundin, wie sie mit einer Dose Sprite in der einen und einem Kit Kat in der anderen Hand in ihren rosa Stilettos ins Stolpern gerät. Versteht ihr, was ich meine? Das ist nicht gut. Und Lauren weiß es.

»Sieh für mich nach. Sieh nach, ob ich da drin bin.«

Ich nehme mein Handy, denn natürlich folge ich Mr Style Shame. Hasst mich nicht dafür. Wir alle folgen ihm. Man muss doch wissen, ob man nicht womöglich selbst dort erscheint. Es kann einen jederzeit treffen und …

Ja. Tatsächlich, da ist ein Foto meiner tollen besten Freundin, wie sie gerade stolpert. Ein Filter sorgt dafür, dass man genau sieht, wie sie total die Körperkontrolle verliert. Ein grellrosa High Heel liegt in der Gosse, der andere fliegt gerade an Laurens Schulter vorbei.

Als wäre das Foto nicht schon schlimm genug, gibt es dazu einen Kommentar:

Seht euch dieses moderne Aschenputtel an, das seine Kristallschuhe verliert! Denkt daran, Mädchen, wenn ihr was hermachen wollt, dann übt besser zuerst, sonst findet ihr nie euren Traumprinzen #peinlich #hochhackig #Mr StyleShame

»Und?«, wispert Lauren.

»Äh, ja.«

»Wie viele Likes?«

Soll ich lügen?

Ich ziehe einige Hundert Likes ab.

Lauren verkriecht sich so tief unter der Decke, als wollte sie dort in einen ewigen Winterschlaf verfallen. Ich glaube, sie ist drauf und dran, in Tränen auszubrechen. Wenn sie sich aufregt, zieht sich ihr ganzes Gesicht zusammen, und sie will nicht, dass ich das sehe. Wenn sie schluchzt, schluchze ich mit. So nah stehen wir uns.

Ich hasse das. Lauren ist meine BFF. Einer der süßesten und schönsten Menschen der Welt. Und Mr Style Shame ist ein fieser Troll, der seinen Opfern das Gefühl gibt, totale VERSAGER zu sein. Dabei tut er so, als wäre er witzig (klassisches Täuschungsmanöver!), damit er mit seiner OBERMIESEN Masche durchkommt. Ich habe ihn so satt.

Aber jetzt muss ich dafür sorgen, dass meine beste Freundin sich wieder besser fühlt.

Ich glaube, ich habe eine Idee.

#pandalook

Wenn es zwei Dinge gibt, die meine beste Freundin mag, dann sind das Make-up und unsere Lieblings-You Tube-Stars. Geht mir auch so. Vlogsschauen macht total gute Laune, nicht wahr? Unsere Lieblingskanäle sind IMMER da, egal ob am helllichten Tag oder um zwei Uhr morgens, wenn man nicht schlafen kann, weil man etwas auf dem Herzen hat.

»Komm schon, Lozza.« Ich spüre, dass sie unter der Bettdecke schluchzt. »Er wird in den nächsten fünf Minuten ein neues Opfer finden. Am Montag erinnert sich kein Schwein mehr daran.«

Ich glaube das nicht wirklich, sondern will nur, dass sie sich besser fühlt. Die Leute reden immer noch über Holly Grahams Mr-Style-Shame-Tragödie, als ihr Rock in ihrer gestreiften Unterhose steckte. Aber das ist das Letzte, was Lauren jetzt hören sollte.

»Wie wär’s, wenn wir uns Mrs Beauty ansehen – die preisbewusste Schönheit – und uns die Augen schminken?«

Mrs Beauty ist einer unserer Lieblings-You Tube-Stars. Sie stellt preiswerte, SERIÖSE, aber sehr schöne Schminktipps vor. Wir haben endlose Stunden damit zugebracht, uns ihre genialen Ideen für Augen-Make-ups reinzuziehen. Wir haben ihren exotischen Vogel-Look ausprobiert, ihre Cara-Brauen, ihren Kardashian-Lidstrich UND ihr Tutorial über Meghan Markles Hochzeit. Danach hätte uns Prince Harry vom Fleck weg geheiratet. Wir sahen aus wie Bräute zum Anbeißen. Heute sollten wir wohl eher etwas Schlichtes probieren, darum sage ich zu Lauren: »Wie wär’s mit Mrs Beautys Katzenaugenlook?«

Lauren kommt endlich unter ihrer Decke hervor und wir schminken uns. Sie bekommt ihren Look großartig hin, aber um sie zum Lachen zu bringen, nehme ich die Grundierung und den flüssigen Eyeliner und filme mich mit dem Handy.

»Okay. Heute versuchen wir es mit dem Panda-Look. Ich bekomme viele Anfragen von euch. Millie, schreibt ihr, ich will wie ein großer pelziger Bär im Zoo aussehen. Wie bekommt man das hin? Das ist EINFACH: Zuerst besorgt ihr euch eine Grundierung, die etwa fünf Farbtöne heller ist als eure Haut. Verteilt sie übers ganze Gesicht, nehmt dann einen schwarzen, flüssigen Eyeliner und zeichnet damit RIESIGE SCHWARZE KREISE UM DIE AUGEN. Jetzt einfach eine Topfpflanze oder etwas Brokkoli aus dem Kühlschrank holen, in den Mund stecken und — BINGO! — ihr seid ein Panda! HA, NIMM DAS, MRS BEAUTY. Ich bin DIE RIESENPANDASCHÖNHEIT! In allen Zoos der Welt wäre ich ein Partykracher.«

Hinter mir kreischt Lauren vor Lachen.

»Wen interessiert es, wie ihr ausseht? Wen kümmert es, wenn ihr stolpert? Wenn eure BFF unglücklich ist, weil sie denkt, jemand hätte sie in einem unvorteilhaften Moment erwischt, dann macht irgendwelchen Unfug, zum Beispiel ein Video wie dieses, um sie daran zu erinnern, dass niemand perfekt ist. Es ist auch keine Schande, etwas Neues auszuprobieren, aber es ist eine Schande, Menschen oder Bären dazu zu bringen, sich mies zu fühlen. Also, DANKE.«

Der Notfall lässt mich zu Höchstform auflaufen. Und es hat geklappt. Lauren lacht sich einen Ast. Oder eine Bambussprosse, passend zu meinem total irren Panda-Look.

Sich zum Affen – oder Panda – zu machen, um Lauren aufzuheitern, ist völlig in Ordnung.

»Jetzt lade ich es hoch. Danach interessiert sich niemand mehr für dein Stolperfoto.«

Normalerweise würde ich so etwas nie tun. Bevor ich etwas online teile, plane ich es sorgfältig, mache mindestens dreißig Aufnahmen und schicke sie durch einen richtig guten Filter. ABER, wie Tante Teresa sagt, verzweifelte Zeiten erfordern verzweifelte Maßnahmen. Meine BFF braucht jetzt Zuwendung.

Und ich tue es! Um ehrlich zu sein, es klickt sowieso kaum jemand mein Zeug an, darum erwarte ich nicht, dass irgendwer das Video sehen wird. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob es die Leute davon abhalten wird, über Laurens spektakulären Sturz zu reden, aber es geht schließlich darum, ihr zu zeigen, dass ich ZU IHR HALTE. Es stört mich nicht, total dummes Zeug zu machen, wenn ich selbst die Kontrolle darüber habe.

Dann sagt Lauren etwas wirklich Schönes. »Dir gelingt es immer, mich aufzuheitern, Millie. Du weißt immer, was zu tun ist.«

Manchmal weiß ich das. Ich bin gut darin, die Probleme anderer Leute zu lösen. Wie die von Lauren und Tante Teresa. Nur mein eigenes Leben bekomme ich nicht so gut auf die Reihe. Ich weiß zum Beispiel nicht, wie ich Mum beibringen soll, dass ich bei meinem Dad wohnen will, weil ihr Freund der nervigste Mensch der Welt ist.

»Millie«, sagt Lauren. »Danke. Aber möchtest du dir nicht den Panda-Look abschminken? Es ist ziemlich schwierig, Pandas ernst zu nehmen.«

Sie hat recht. Pandas sind nicht gut darin, darüber zu diskutieren, mit wem sie gerne zusammenleben würden, da sie hauptsächlich in Zoos leben und nur einen einzigen Partner haben. Ich wette, dass niemand in ihren Käfig spaziert kommt und sich mit einem Handsauger über ihren Bambus hermacht.

»Du hast recht, Lozza. Man soll mich ernst nehmen. Dave hat versucht, Mc Wischi zu töten, und ich habe endgültig die Schnauze voll. Ich werde Mum sagen, dass ich für eine Weile bei Dad wohnen will.«

Lauren macht ein entsetztes Gesicht. »Millie! Warum willst du deine Mum verlassen? Ihr zwei seid wie Schwestern. Aber Schwestern, die sich vertragen! Ich weiß, der Putzteufel ist ein bisschen –«

Das bringt mich auf die Palme. »Gary ist nicht ein bisschen irgendwas. Er ist die HÖCHSTSTRAFE. Und Mum will mich offensichtlich nicht im Haus haben, es sei denn, ich mache Hausaufgaben. Es wäre ja nur für eine kleine Weile …«

Lauren schaut mich an und sagt dann leise: »Millie, bist du sicher, dass du nicht nur ein bisschen … eifersüchtig und verwöhnt bist, so als Einzelkind? Deine Mum hat es verdient …«

Mir platzt fast der Kragen. »Lauren, es geht nicht darum, dass Mum glücklich ist. Es geht darum, dass sie mit einem Kerl zusammen ist, der ein Handdesinfektionsmittel in Krankenhausqualität als Duschgel verwendet.«

Lauren gibt es auf und wechselt das Thema.

»Übrigens …« Sie hat die Bettdecke jetzt um sich gewickelt wie einen besonders kuscheligen Poncho. »Hast du den Neuen gesehen?«

Habe ich den Neuen gesehen? Ja, natürlich habe ich das.

Neue Mitschüler sind interessant. Wir wissen, dass Paul Stubbs sich immer noch so klein zusammenfalten kann, dass er in einen Spind passt. Früher fanden wir das beeindruckend, aber wir haben diesen Trick jetzt schon hundertmal gesehen. Jeder NEUE an der Schule ist eine willkommene Abwechslung.

Lauren sieht sehr selbstzufrieden drein. »Ich habe Informationen über den Kerl«, versucht sie zu prahlen. »Er heißt Danny Trudeau und ist Kanadier.«

»Ohhhh …«, sage ich in meiner JETZT-WIRD-ORDENTLICH-GETRATSCHT-Stimme. »Echt jetzt? Wie ist DER denn HIER gelandet?«

Lauren senkt die Stimme. »Nun. Es heißt, er wäre angeblich …«, Lauren schaut sich nach eventuellen Lauschern um, »… mit dem Präsidenten verwandt.«

»Dem Präsidenten wovon?«, frage ich. Wir reden wie in einem Blockbuster.

»Das weiß ich nicht«, flüstert Lauren. Dann merkt sie, dass sich das ein wenig lächerlich anhört, und bricht lachend auf dem Boden zusammen.

»Lozza!« Ich werfe ein Kissen nach ihr, das wie ein Hamburger aussieht.

Lauren steht auf und knallt den Hamburger so wütend auf das Bett, dass er sein Brötchen verliert. »Jetzt rate mal, wer ihm schon auf Instagram folgt!« Wir beide wissen es. Erin Breeler. Wie kann ich sie nur beschreiben?

Erin Breeler ist die Instagram-Königin an unserer Schule. Jedes ihrer Postings bekommt garantiert Hunderte von Likes. Sie könnte ein Foto ihres Avocadosalats hochladen, und jedes atmende Wesen wäre hingerissen. Wahrscheinlich würden sogar nichtatmende Dinge ihre Beiträge liken.

Auf ihrer Seite zeigt sie die perfektesten Fotos ihres absolut erstaunlichen, glamourösen Lebens. Solche Selfies habt ihr noch nicht gesehen: Die Aufnahmewinkel sind perfekt. Ihre Augenbrauen sind Kunstwerke. IHR HINTERN IST EINE BERÜHMTHEIT FÜR SICH. Sie lächelt mit perfekten Zähnen (sie sah auch mit Zahnspange umwerfend aus) und trägt Kleider, die jeder anderen von uns zu gewagt wären. Sie macht Yoga-Posen in Latzhosen. Es sieht GROSSARTIG aus. Ihr denkt, dass ich übertreibe? Schaut nach. Das Mädchen ist phänomenal.

Und obwohl es nur um ihr Aussehen geht, schreibt sie Sachen wie: Strahlt von innen und In dieser Mohairjacke fällt es mir leichter, achtsam zu sein, also kann man sie nicht einmal als oberflächlich abtun.

Ihre Postings sind wirklich raffiniert. Als sie einen Pickel hatte, hat sie etwas Positives draus gemacht. Sie hat ihren kleinen Finger draufgelegt, die Lippen gespitzt und unter ihre Pose geschrieben: Keine Ausreden! Niemand ist perfekt! Sie tut so, als würde sie alles einfach aus dem Ärmel schütteln und alle fallen darauf rein. Es ist so VERKEHRT, aber jeder scheint sie zu lieben.

Mädchen wie Erin hängen nicht mit Mädchen wie mir und Lauren rum. Sie ist zu cool. Zu besonders. Und wenn man in ihre Nähe kommt, macht sie einen mit gezielten spitzen Bemerkungen fertig. Und TROTZDEM wünscht sich ein seltsamer Teil von mir immer noch, dass sie mich mag.

Erbärmlich, ich weiß. Ehrlich gesagt habe ich Angst vor ihr. Und ich hasse mich dafür. Sie ist sowohl in der Schule als auch in ihren Postings superselbstbewusst und es ist, als wäre –

»Erde an Millie!«, ruft Lauren.

»Tut mir leid«, sage ich. »Ich dachte nur gerade an Erin Breeler. Schöne Menschen können einen zum Tagträumen bringen, nicht wahr? Erin und Danny. Der reizende Danny mit seinen wunderschönen …«

»Stiften!«, unterbricht Lauren mich. »Hast du sie gesehen, Millie? Der Junge hat richtig schicke Schreibsachen.«

Lauren mag Papier und Stifte mehr als alles andere. Auf Pinterest postet sie ausschließlich fluoreszierende Marker.

»Ich meinte seine Augen, aber ich gehe jetzt besser, Lozza.«

Lauren umarmt mich fest. Sie wünscht mir Glück, weil ich es brauchen werde.

Am liebsten würde ich für immer hierbleiben. Mir ist schlecht. Ich will nicht nach Hause gehen.

#familienangelegenheiten

Als ich nach Hause komme, ist Mum noch nicht von ihrem großen wöchentlichen Samstagseinkauf zurück. Gary putzt den Toaster und rügt ihn, weil er Brotkrumen hortet. Das ist normal. Er ist mit dem Toaster auf Kriegsfuß. Er sagt, das Design würde nichts taugen. Der Toaster denkt genauso über Gary, kann aber nicht sprechen.

Ich glaube, nachdem ich seine große Roboterliebe beschädigt habe, redet Gary nicht mehr mit mir. Als ich reinkomme, schaut er kurz auf, putzt dann aber weiter. Wer verbringt so sein Wochenende? Jemand, der keine Freunde hat und gerne Gegenstände beschimpft. Mich beunruhigt, dass Mc Wischi nirgends zu sehen ist.

Ich gehe nach oben in mein Zimmer und Dave kommt, um mir Gesellschaft zu leisten. Wir sind Flüchtlinge aus Gary Wooltons Demokratischer Republik von Putzistan. Ich verliere Krümel. Dave verliert Haare. Wir sind der Feind!

Ich muss ständig daran denken, was Mum wohl sagen wird, wenn ich ihr von meinen Auszugsplänen erzähle. Wird sie erleichtert sein, oder wird sie ruhig sein, oder –

Ach was, sie wird wütend sein. Wem mache ich was vor? Ich versuche, mich abzulenken. Was nehme ich als neues Profilbild? Einen Schnappschuss von etwas, das ich beobachtet habe? Ein Foto, das ich gemacht habe? Mums wütendes, schluchzendes Gesicht?

Endlich höre ich, wie sie zur Haustür hereinkommt. Ich nehme Dave mit nach unten. Mum ist in der Küche, durchnässt, genervt und mit Tüten vom Supermarkt beladen. Aus einer ragt ein feuchtes Baguette. Wenn Kohlehydrate nass werden, geht ihr das ECHT an die Nieren.

Ich weiß, ich sollte besser warten, bis sie ihren Mantel ausgezogen hat, und mich dann vernünftig mit ihr unterhalten, aber es sprudelt einfach aus mir heraus. Ich werde so laut, dass Dave einen Luftsprung macht. Ich hätte ihn dabei filmen sollen. »Supercat geht die Wände hoch« hätte ein Hit auf You Tube werden können.

»Mum! Ich will bei Dad wohnen.«

Mum packt einfach weiter aus. Sie muss es gehört haben, aber ich versuche es noch mal, nur für den Fall.

»Mum – ich will bei Dad wohnen. In Opas Haus. Es ist ein RICHTIGES Haus. Es hat ein Dach. Es ist PRIMA!«

Mum wickelt das feuchte Baguette in ein Geschirrtuch, reicht es Gary und sagt ungerührt: »Natürlich würdest du das gerne, Millie. Bei deinem Opa geht es zu wie im Wilden Westen. Dein Opa gibt sich Mühe, aber du weißt, wie dein Dad ist. Von deiner Tante Teresa will ich gar nicht erst anfangen. Du könntest dort tun und lassen, was du willst. Hier geht es dir bestens. Ich weiß, dass du einige meiner Regeln übertrieben findest, aber wenn ich nachts das WLAN abschalte, dann nur, damit dein Gehirn sich erholen kann. Ich passe auf dich auf! Ich beschütze dich! Jetzt hör auf, albern zu sein, und sag mir, was wirklich los ist.«

Ich krieg die Krise! Wie kann ihr entgangen sein, dass Gary mich ins Unglück stürzt? Ich versuche, tief durchzuatmen, aber mein Gehirn geht in Überflutungsmodus und aus meinem Mund sprudelt einfach alles heraus: »Mum, in diesem Haus eine Puddingcreme mit Löffelbiskuit zu essen, ist zu einem fünfstufigen Prozess geworden, der Kehrschaufel und Besen erfordert. Und man braucht KEINEN Beilagenteller, um eine Banane zu essen! Eine Banane ist eine große, solide Masse. Sie hat ihren eigenen, praktischen kleinen Behälter – ihre Schale! Es ist die möbelfreundlichste Frucht, die der Mensch kennt. Sie liebt es, sauber zu sein. Warum diskutieren wir überhaupt darüber, wie ordentlich Essen von Natur aus ist? Siehst du, was Gary uns angetan hat?! Und hör auf, meine Hand anzustarren.«

Ich merke, dass ich eine Banane in die Hand genommen habe und mit ihr jedes meiner Argumente unterstreiche, indem ich sie auf den Tisch haue. Fruchtquälerei rückt mich in kein gutes Licht.

Mum sagt: »Du wirst sie noch zermatschen, Millie.«

Gary schwingt bereits eine Zeitung, falls ich die Banane zu Mus haue und er sie für den Mülleimer einpacken muss. Er kann nicht anders. Dann fängt er an, so zu tun, als fände der Streit nicht statt, und startet sein »kleines Reinigungsprogramm« der Küchenmaschinen.

Ist mir egal. Ich bin voll in Fahrt.

»Mum, ich habe nichts gegen deine Stundenpläne und deine blöden Regeln. Meistens kann ich mich mit ihnen abfinden. ABER NIEMAND KANN SO LEBEN. Wir haben früher immer ganz viel Zeit miteinander verbracht. Jetzt tun wir das ÜBERHAUPT nicht mehr. Du hast dich verändert. Dabei hast du immer gesagt, dass man sich für niemanden ändern soll, schon gar nicht für einen Mann. Aber genau das hast du getan. Hältst du dich etwa für eine Feministin? In Wirklichkeit bist du eine liebeskranke, schmachtende Kuh. Du bist nicht mehr meine Mum. Du himmelst nur noch IHN an!« Ich zeige auf Gary, der mitten im Polieren erstarrt ist. »Und du lässt mich keine eigenen Entscheidungen mehr treffen. Zum Beispiel wann ich meine Hausaufgaben mache oder wie lange ich bei Lauren bleibe. Obwohl ich nie etwas anstelle. Ich kann nichts mehr so machen, wie es mir gefällt. Immer muss ich mich nach deinen Vorschriften richten, und das ist nicht fair.«

Das klingt alles entsetzlich, aber so empfinde ich es nun mal.

Gary »Putzteufel« Woolton, der NICHT mein Dad ist, ruft: »Geh in dein Zimmer!«

Mum, die immer noch meine Mum ist, sagt leise: »Was ist nur aus meinem reizenden, vernünftigen, klugen Mädchen geworden?«

Ich kreische: »Sie liegt im Schnauze-voll-Koma!« Was eine total schwachsinnige Antwort ist, aber ich bin wirklich aufgebracht.

Als ich aus dem Raum stürme, stolpere ich über Mc Wischi, der wahrscheinlich versucht, vor dem ganzen Tohuwabohu zu fliehen. Er ruiniert meinen Abgang komplett, aber zumindest lebt er noch. Tante Teresa würde das Karma nennen. Ich nenne es einen weiteren Beweis dafür, dass mein Leben durch Reinigungsmaschinen ruiniert wird. Staubsauger-Sabotage. Ich wette, Gary hat ihn darauf programmiert.

#keinediva

Seid ihr noch hier? Das wundert mich, so wie ich mich aufgeführt habe. Tut mir leid, dass ihr das miterleben musstet.