Über das Buch

Die Elfen haben ihr Lager in Freestone aufgeschlagen und Zed platzt fast vor Freude und Neugier, endlich mehr über seine Herkunft zu erfahren. Doch damit scheint er der Einzige zu sein. Alle anderen beäugen die Neuankömmlinge voller Misstrauen: Sind ihre magischen Traditionen nicht schuld daran, dass ihre Heimatstadt vom gefürchteten Wiedergänger und seinen wandelnden Untoten überrannt wurde? Als sich die Situation zuspitzt, beauftragt die Elfenkönigin höchstpersönlich die Schattenläufer mit einer geheimen Mission: Rettet unser Llethanyl! Zed und Brock begeben sich auf eine gefährliche Reise — und die Geheimnisse, die zwischen ihnen stehen, drohen noch so viel mehr zu zerstören als ihre Freundschaft …

 

 

 

 

Für Zack Lewis,
den besten Abenteuergefährten der Welt – ZLC

 

Für Andrew, der mich verzaubert hat – NE

Kapitel 1

Zed

Zed lief leise durch den schneebedeckten Wald, er zitterte trotz seines schweren Mantels.

Mit flinken Schritten schlängelte er sich durch die Bäume und folgte den Fußspuren ihres Anführers. Hinter ihm stapften seine Freunde in einer versetzten Reihe laut knirschend durch die weiße Kälte und am Himmel funkelten die Sterne in ihrer eigenen stummen Parade.

Sie waren seit dem frühen Morgen unterwegs, mittlerweile war die Sonne längst untergegangen und Zed fühlte sich sehr müde. Seine Beine waren taub und bewegten sich so schwerfällig, als würde er auf Stelzen gehen. Da hielt ihr Anführer mitten im Schritt inne und hob die Hand. Zed blieb stehen und atmete dankbar durch. Sein Atem bauschte sich in der kalten Luft wie eine Wolke.

Nachdem eine ganze Weile verstrichen war und sie sich immer noch nicht in Bewegung gesetzt hatten, kam Zed endlich auf die Idee, den Wald um sie herum abzusuchen.

»Was ist los?«, flüsterte er. »Ein Schrecknis?«

Er unterdrückte die Panik, bevor sie in ihm Wurzeln schlagen konnte. Dennoch spürte er in sich hinein und suchte nach seinem Mana, nur für den Fall, dass er es brauchen sollte. Und er spürte es sofort – es war ein Gefühl, als würde er die Fingerspitzen in ein Becken mit kühlem Wasser tauchen.

An Zeds richtigen Fingern flackerte nun ein kleiner grüner Feuerwimpel auf. Jetzt war er für alles gewappnet.

Stattdessen drehte sich ihr Anführer jedoch um und musterte die Lehrlinge hinter ihm.

Diese Augen … so jadegrün, dass sie fast zu glühen schienen. Die Iris war riesig, viel größer und heller als bei einem menschlichen Auge.

Sie gehörten einem Elfen. Und einem ganz besonderen Elfen noch dazu: Callum war der Anführer der Waldläufer, Llethanyls auserlesener Kundschaftertruppe. Er gehörte zu den Waldelfen, dem größten Volk unter ihnen. Seine Haut war glatt und bleich, mit einem grünen Schimmer dicht unterhalb der Haarlinie, und seine rotbraunen Haare glänzten im Mondlicht wie eine mit Tau benetzte Blume. Callums Ohren waren lang und dünn wie Dolche, verglichen mit ihnen sahen Zeds spitze Ohren fast rund aus.

Hinter ihm kam Brock mit knirschenden Schritten heran, gefolgt von Liza, Micah und Jett. Alle fünf trugen dunkelblaue Reisemäntel.

Die Mäntel waren neu und mit einem weichen, warmen Fell gefüttert. Ein so edles Kleidungsstück hatte Zed noch nie besessen. In den letzten Wochen hatten die Schattenläufer viele neue Freunde in Freestone gewonnen, die nur zu gern bereit waren, die heldenhaften jungen Lehrlinge mit luxuriösen, maßgeschneiderten Geschenken zu bedenken. Das war wohl so, wenn man eine ganze Stadt gerettet hatte, vermutete Zed. Vor Kurzem hatten sich sogar die Schmiede fast überschlagen, der Gilde die höchsten Rabatte zu gewähren, und selbst Zeds Mutter hatte eine winzige Gehaltserhöhung von ihrer Herrin bekommen.

»Was ist los?« Brock sah Zed fragend an. »Sind wir schon da?«

Zed zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, flüsterte er. »Callum ist einfach –«

Liza befahl ihnen mit einem ärgerlichen Zischen, still zu sein.

»Nun lauft doch mal weiter!«, grunzte Micah ungeduldig. »Die Kälte tut ja fast so weh wie ein Kompliment von Frond.«

Jett schnaubte nur. »Als würdest du das wissen.«

»Ich weiß zumindest, dass deine Mutter eine –«

»Schsch!«, zischte Liza wieder und der scharfe Laut schwirrte durch die Bäume.

Die fünf Kinder befanden sich auf ihrer Lehrlingsreise, einer zweitägigen Übungsmission, mit der die Gilde prüfen wollte, ob ihre neuesten Mitglieder dazu bereit waren, an richtigen Missionen teilzunehmen. Alle Lehrlinge, die den Test bestanden, durften die Gilde auch auf längeren Erkundungsreisen außerhalb der Stadt begleiten.

Zed wusste, dass sie zu einem versteckten Unterschlupf unterwegs waren, um dort zu übernachten. Da der Sonnenuntergang schon eine Weile zurücklag, durfte es nicht mehr weit sein. Trotzdem sah er weit und breit nichts, das einer von Menschen gebauten Hütte ähnelte. Nur endlos viele Hügel weißen Flaums.

Je dunkler es wurde, desto nervöser wurde Zed. Die meisten Schrecknisse jagten bei Nacht, und viele Freestoner glaubten, dass die Monster, die die Elfen aus ihrer Heimatstadt vertrieben hatten, ihnen vielleicht gefolgt sein könnten. Hier draußen im stillen Wald war es schwer, nicht hinter jedem Schatten ein Ungeheuer lauern zu sehen.

Normalerweise wurden die Lehrlinge auf ihrer Prüfung von einem der erfahrensten Abenteurer begleitet, wenn nicht gar von Gildenmeisterin Frond höchstpersönlich. Dass Frond ihre fünf jungen Rekruten Callum anvertraute, verriet viel über ihn und über das enge Band, das über die Jahre zwischen den Schattenläufern aus Freestone und den Waldläufern der Elfen entstanden war.

Zed wünschte nur, der Erste Waldläufer wäre nicht ganz so schweigsam und grüblerisch. Es gab tausend Fragen, die er ihm stellen wollte, und er hatte nur ein gutes Dutzend davon loswerden können, bevor der Elf ihm schließlich befohlen hatte zu schweigen.

Aber nun hatte Jett endlich ihr Ziel entdeckt. »Da drüben«, brummte er und deutete mit seinem eisernen Hammer auf eine besonders hohe Schneewehe direkt vor ihnen.

Zed musterte den Haufen – und dann sah er es auch. Am Fuß des Hügels teilte sich die Schneedecke über einem spitzen Bogen. Das war keine Schneeverwehung; sie standen vor einem Eingang!

Alle sechs schlichen hinüber und versammelten sich vor der halb vergrabenen Tür. Liza begann sofort, sie mit ihrem Schild freizuschaufeln, und kurz darauf buddelten alle anderen auch mit. Nur Callum half nicht. Der Elf, dessen Augen im Mondlicht glänzten, sah ihnen nur schweigend zu.

Nachdem sie den Schneehaufen abgetragen hatten, stellten sie fest, dass die Tür dahinter mit einer dicken Eisschicht überzogen war: Raureif, der sich mit der Zeit immer stärker verhärtet hatte. Unter dem Eis waren schemenhaft ein Griff und ein Schloss zu erkennen. Die Tür selbst schien aus stabilem Eisen zu sein.

Jett deutete mit einem fröhlichen Funkeln in den Augen auf seinen glänzenden, neuen Hammer. Es juckte ihn schon die ganze Zeit in den Fingern, ihn auf der Mission zu benutzen, aber bislang hatte es dazu noch keine Gelegenheit gegeben.

Micah und Liza schüttelten gleichzeitig entschieden die Köpfe, ihre dunklen Augen und olivfarbenen Gesichter blickten beide gleichermaßen ernst – ein äußerst seltener Moment der Einigkeit bei den Zwillingen.

Brock grinste. Er sah Zed mit hochgezogenen Augenbrauen an und wedelte mit den Fingern in Richtung Tür.

»Aber gerne«, flüsterte Zed. »Bitte zurücktreten!« Er stemmte die Füße fest in den Schnee, richtete die erhobenen Handflächen auf den zugefrorenen Durchgang, verschränkte die Daumen und schloss die Augen. Mit knirschenden Schritten wichen die anderen Lehrlinge in einem weiten Halbkreis vor ihm zurück.

Zed sah sich kurz um, ob Callum auch zuschaute. Der Elf nickte ihm knapp zu.

Schweigend beschwor Zed sein Mana herauf.

Erst züngelten die Flammen als grüne Bänder zwischen seinen Fingern hervor, doch bald verschmolzen sie miteinander und strömten in einem leuchtenden Smaragdgrün Richtung Tür. In den sechs Wochen, die er nun mit Hexam trainierte, hatte Zed es kein einziges Mal geschafft, die gleiche Wucht und Präzision in den Zauber zu legen wie bei seinem ersten Versuch – damals, als er das grausige Monster, das ganz Freestone zu zerstören drohte, mit einem Feuerball vernichtet hatte.

Dennoch würde in dem zwei Meter langen Band vor ihm alles verbrennen – und zwar sehr schnell. Die grünen Flammen schienen viel hungriger zu sein als ein normales Feuer und auch als andere Feuer magischen Ursprungs.

Zed öffnete die Augen und stellte fest, dass das Eis rasch verdampfte. Die Gesichter seiner Freunde wirkten in dem überirdischen Schein richtig unheimlich. Er bändigte sein Mana mit geübter Sorgfalt, damit sich das Feuer nicht durch die Tür fraß. Die Flammen in seinen Händen erloschen und enthüllten eine rauchende, mannshohe Eisenpforte.

Zed grinste, zufrieden mit seinem Werk. Nach wochenlangen Misserfolgen war dies bislang sein bester Versuch gewesen.

Wieder drehte er sich zu Callum … und stellte bestürzt fest, dass der Elf sich längst abgewandt hatte. Er scharrte am Boden und hielt eine Handvoll gefrorener Erde an seine Nase, schnupperte daran und begutachtete mit schmalen Augen die Dreckkrümel zwischen seinen Fingern.

Brock trat vor und berührte vorsichtig das eiserne Vorhangschloss an der Tür. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er sich nicht die Hände verbrennen würde, nahm er es und spähte in das Schlüsselloch. Dann präsentierte er mit schwungvoller Geste einen Dietrich und einen Spanner, als hätte er sie aus dem Schlüsselloch gezogen und nicht aus seinem Jackenärmel.

Er verbeugte sich theatralisch vor Liza, die nur abfällig schnaubte. Diesen Trick hatte Brock wochenlang geübt.

Während Brock sich daranmachte, das Schloss zu knacken, meldete sich ein nagender Hunger in Zed. Nachdem er stundenlang ohne eine richtige Mahlzeit durch die Wildnis gestiefelt war, spürte er ein flaues Gefühl im Bauch. Wenn sie erst einmal in der Hütte waren, konnten sie hoffentlich ein Weilchen ausruhen und etwas Nahrhafteres essen als Haferplätzchen und ein paar Käsestücke.

»Seht mal«, meldete sich Jett. »Ein Waschbär.«

Zeds Blick folgte Jetts Finger zu einem gedrungenen, katzenartigen Tier, das sie neugierig von den Bäumen aus beobachtete. Seine glänzenden Augen funkelten hinter einer Maske aus schwarzem Fell. In den letzten Wochen hatte Zed sehr viele Namen von fremdartigen Tieren gelernt – Tiere, die es nur außerhalb von Freestones Mauer gab. Manchmal fiel es ihm schwer, sich daran zu erinnern, welche davon natürlichen Ursprungs waren und welche zu den Schrecknissen gehörten.

»Ist dir nicht kalt, Kleiner?«, rief Jett zu ihm hinüber.

Der Waschbär blinzelte, rührte sich ansonsten aber nicht. Zed kannte sich mit solchen Geschöpfen nicht wirklich gut aus, aber dieses wirkte alles andere als gesund. Seine Rippen zeichneten sich deutlich unter dem struppigen Fell ab und eine fiese, dunkle Wunde zog sich über seine Flanke.

Die glänzenden Augen schienen im Mondlicht fast zu glühen und hatten eine ungesunde rötliche Farbe.

»Lehrlinge.« Callums Stimme war ruhig, aber dennoch so eindringlich, dass die fünf zusammenfuhren. »Rein mit euch. Sofort!«

Ein leises Klicken ertönte. Zed beobachtete, wie Brock das Schloss vom Türgriff zog, und merkte erst dann, dass er die Zähne fest zusammengebissen hatte.

Liza schob die Tür auf und trat als Erste in die Hütte. Die Angeln drehten sich mit einem metallischen Quietschen, das laut durch den Wald hallte. Micah schnalzte missbilligend, aber das bekam seine Schwester nicht mehr mit. Sie war schon durch die Türöffnung verschwunden.

Ihre Gefährten folgten ihr, einer nach dem anderen, hastig in die Dunkelheit.

»Was ist das für ein Ort?«, flüsterte Zed, sobald sie die Tür hinter sich verschlossen und verriegelt hatten. Jetzt, wo sie dem Wald entkommen waren, löste sich seine Anspannung langsam wieder.

Hinter dem Eingang führte eine breite Treppe in die Tiefe. Von hier oben ließ sich unmöglich abschätzen, wie weit sie unter die Erde führte. Zed konnte nur eine Handvoll Stufen vor sich erkennen.

Die Wände des Verstecks bestanden aus eckigen Mauersteinen, die überraschend gut erhalten waren. Die Luft war kühl – und damit deutlich wärmer als die eisige Kälte draußen.

»Das ist die Halblingshöhle, eine Schutzhütte, die von den Waldläufern und eurer Gilde unterhalten wird.« Callums Worte schwebten wie Musik durch die Dunkelheit. Seine Stimme hatte einen wunderschönen, melodischen Klang, wie es für Elfen typisch war. »Sie ist eines von mehreren Verstecken auf dem Weg zwischen Llethanyl und Freestone. Alle Hütten sind mit Waffen und Vorräten ausgestattet. Weil mein Volk auf der Flucht nach Freestone hier nicht haltmachen konnte, war seit sechs Jahren niemand mehr dort unten. Den Unterschlupf zu erreichen war eure erste Aufgabe.«

»Sind wir hier auch sicher?«, fragte Jett. »Die Tür war ja abgeschlossen und völlig zugefroren. Dann können doch keine Schrecknisse reingekommen sein, oder?«

Der Elf lachte, es war ein ebenso grimmiges wie wohlklingendes Lachen, und Zed hätte schwören können, dass Callums Stimme und ihr Echo perfekt miteinander harmonierten. »Die Schrecknisse schaffen es leider immer wieder, selbst die stärksten Siegel zu durchbrechen«, erklärte ihr Beschützer. »Es gibt keine sicheren Orte mehr in Terryn, Zwergensohn. Das müsstet ihr eigentlich aus eigener Erfahrung wissen.«

Zed spähte nervös die Treppe hinunter. »Wer hat die Lampe?«

Micah schnaubte. »Wer braucht schon eine Lampe?«

Und auf einmal erblühte ein warmes bernsteinfarbenes Licht in der Dunkelheit. Der Schein ergoss sich langsam über die Wände wie Wellen aus fließendem Honig. Zed drehte sich um und sah, dass Micah die linke Hand erhoben hatte. Ihr Umriss schimmerte, als wäre sie aus reinem Licht gezeichnet.

»Pass auf, dass du nicht dein ganzes Anima verbrauchst«, warnte Liza eher halbherzig. Micah konnte dieses Licht stundenlang aufrechterhalten. Ihr Zwillingsbruder war verblüffend begabt in den Künsten der Heiler – was er den anderen nur zu gerne unter die Nase rieb. Zed fragte sich, ob der Tempel des Goldenen Wegs überhaupt ahnte, was er verloren hatte, als er zuließ, dass Mutter Brenner diesen Novizen vor die Tür setzte.

Callum schaute auf Micahs leuchtende Hand, dann senkte sich sein Blick zur Treppe. »Eure Aufgabe besteht darin, so viele Vorräte und Waffen wie nur möglich von hier zurück nach Freestone zu bringen. Ihr geht zuerst hinunter, Kinder.«

Liza trat vor. Vor Kurzem erst hatte sie ihre Lederkluft gegen eine Eisenrüstung eingetauscht und trug nun ein Kettenhemd, das ihr Vater als Geburtstagsgeschenk für sie bei den Schmieden in Auftrag gegeben hatte. (Micah hatte ein Paar Socken bekommen.)

Zed hatte keine Ahnung, wie Liza unter all dem Eisen aufrecht stehen konnte, ganz zu schweigen davon, stundenlang durch den Wald zu marschieren. Sie sah vielleicht aus wie ein ganz normales Mädchen, aber sie war eine echte Naturgewalt.

Stufe für Stufe stieg Liza die Treppe hinunter, mit ausgestrecktem Schwert und erhobenem Schild. Micah und Brock folgten dichtauf, Zed und Jett bildeten die Nachhut.

»Wie geht’s deinem Bein?«, fragte Zed seinen Zwergenfreund leise.

»Besser als deinem vermutlich«, witzelte Jett.

Zed grinste. »Da könntest du recht haben.«

In ihrer allerersten Nacht als Abenteurerlehrlinge hatte Jett sein linkes Bein bei einem Monsterangriff verloren. Direkt unter dem Knie trug er eine silberne Prothese, ein Geschenk der Waldläufer. Sie war aus einem Metall namens Mythril geschmiedet worden. »Elfenstahl«, hatte Jett fachkundig erklärt. »Echt starkes Zeug.«

»Wenn auch nicht ganz so gut wie Zwergenstahl«, hatte er dann noch hinzugefügt.

Die Elfen benutzten für all ihre Prothesen Mythril, weil es elastischer war als die meisten anderen Metalle und gleichzeitig härter als Holz. Jetts neues Bein endete in einem eleganten, schmalen Fuß. Bei seinem Training hatte er erst gelernt, ohne Stock zu gehen und dann sogar zu rennen. Auch wenn er nicht wirklich gerne rannte.

»Um ehrlich zu sein«, sagte Jett etwas ernster, »kribbelt es ziemlich. Ich kann das Bein immer noch spüren … wie einen Stich, den man nicht kratzen kann. Und der Stumpf brennt wie Fie!«

»Da kann Micah bestimmt helfen«, flüsterte Zed. »Sobald wir es uns hier bequem gemacht haben.«

Jett entgegnete Augen rollend: » Na toll, entweder muss ich die Schmerzen ertragen oder seine Angeberei … Ich glaube, da ziehe ich die Schmerzen vor.«

Micahs Licht schnitt durch den Vorhang aus Dunkelheit vor ihnen und enthüllte schließlich eine zweite Tür, diesmal aus Holz.

Diese Tür stand offen.

Zed drehte sich zu Callum, der direkt hinter ihm stand. Der Elf hob mit schmalen Augen die Hand und zischte eine kurze Warnung. Sofort blieben die Kinder stocksteif stehen.

Callum schob sich leichtfüßig zwischen den Lehrlingen hindurch und kniete sich vor die Türöffnung.

Er spähte hinein.

In der Stille spürte Zed, wie eine Schweißperle seinen Rücken hinunterrann.

»Ihr Menschen seid so nachlässig«, seufzte der Elf schließlich. Er erhob sich und stieß die Tür auf, hinter der sich eine karge, aber saubere Schlafkammer verbarg. »Ich werde Frond daran erinnern müssen, dass sie das nächste Mal auch die innere Tür abschließt.«

Ein Chor erleichterter Seufzer zog durch den Treppenaufgang. Zed und die anderen traten in den Unterschlupf. Mehrere Pritschen waren an den Wänden übereinandergestapelt, genug für ein Dutzend Reisende. In der Mitte des Raums stand ein Holztisch auf einem schimmligen braunen Teppich – die einzige Dekoration im Raum.

Außerdem gab es mehrere volle Waffenständer und Gestelle für Rüstungen, dazu ein halbes Dutzend Truhen mit unbekanntem Inhalt.

»Bei Fey, wie sollen wir das alles in die Stadt schleppen?«, meckerte Micah.

»Mit Muskelkraft«, sagte Callum mit einem Blick zur Treppe. »Und außerdem möglichst leise. Aber das kann bis morgen warten. Heute Nacht könnt ihr hier schlafen.« Der Waldläufer zog seine Handschuhe hoch und schloss ihre Schnallen. »Wenn ihr kurz ohne mich klarkommt, gehe ich noch mal raus.«

»Jetzt?«, protestierte Zed. »Aber es ist schon dunkel. Und sollten wir nicht zuerst was essen?«

Callum schüttelte den Kopf, aber seine Miene wurde etwas freundlicher. »Ihr könnt ohne mich essen. Ich habe gehört, dass man vom Zaubern sehr hungrig wird.«

»Callum«, fragte Liza. »Ist alles in Ordnung?«

Der Erste Waldläufer blinzelte nachdenklich. »Ich schau mich nur noch mal ein bisschen um.«

Er zog den Bogen von seinem Rücken. »Ich bin bald wieder zurück. Sollte ich nicht wiederkommen, sucht nicht nach mir. Wartet bis zum Morgen und geht dann schnell nach Freestone zurück.«

»Seid vorsichtig«, sagte Liza zum Abschied.

Callum nickte kurz, dann schlüpfte er aus der Tür und verschwand die Treppe hinauf.

Micah, Jett und Brock warfen sich auf die unteren Pritschen, während Liza sich daranmachte, eine schmutzige Laterne mit rußigen Glasscheiben anzuzünden, die an der Wand hing.

»Mir tut alles weh«, stöhnte Brock. »Aber damit müssten wir uns endlich mal einen trainingsfreien Tag verdient haben, oder?«

»Ich bezweifle, dass die Ziege überhaupt weiß, was freie Tage sind«, lästerte Micah. Das war sein Spitzename für Lotte, die Quartiermeisterin der Schattenläufer und ihre Ausbilderin.

»Ach, Lotte weiß das vielleicht schon«, meinte Jett. Er lehnte seinen Hammer gegen die Pritsche und massierte seinen Beinstumpf über der Prothese. »Aber Frond sicher nicht. Außer einer von euch will sich freiwillig melden, um gleich vom nächsten Monster gebissen zu werden.«

»Wir sollten das Schicksal lieber nicht herausfordern.« Mittlerweile brannte die Laterne und Liza stand an der anderen Seite des Raums und begutachtete die Ausrüstung. »Ein paar Sachen scheinen von Elfen zu stammen«, meinte sie. »Zed, da drüben liegt ein großer Zauberstab. Oder vielleicht ist es auch ein kleiner Kampfstock. An der Spitze ist auf alle Fälle ein Kristall befestigt.«

»Ehrlich?«, fragte Zed aufgeregt. Er stand neben der Tür und zog seine Stiefel aus. »Vielleicht ist es ein Zepter. Die haben oft einen Kristall, um die Magie zu lenken.«

Aber Liza war schon weitergegangen. »Diese Rüstung sieht ganz brauchbar aus, aber wir haben bessere im Gildenquartier.«

Dann kam sie zu den Truhen. Es waren sechs. Fünf davon waren gleich groß und gleich gebaut: schlichte Holztruhen mit Eisenbeschlägen. Die sechste schien ein wenig verzogen zu sein. Die Proportionen stimmten nicht und sie stand so schief da, als hätte der Küfer, der sie gebaut hatte, ein paar Gläser Zwergen-Met zu viel getrunken.

Liza kniete sich nieder, um die erste Truhe zu öffnen.

Verblüfft beobachtete Zed, wie sich bei der sechsten Truhe, jener, die etwas seltsam aussah, ganz von allein der Deckel hob. Die Innenwände der Truhe veränderten sich, das glatte Holz explodierte in Hunderte gekringelte Punkte. Der Boden, der mit rotem Stoff ausgepolstert schien, schwoll zu einer fleischigen, zähflüssigen Blase an. Einen Herzschlag später klafften in der Truhe mehrere Reihen scharfer Zähne, dazwischen hing eine lange, tropfende Zunge.

»Liza!«, schrie Zed.

Liza drehte rasch um, doch im selben Moment schnellte die Zunge schon vor und schnappte nach ihrem Arm wie ein Frosch nach einer Fliege. Sie kreischte, als sie zu der Monstertruhe gezerrt wurde. Sie versuchte, ihre Hand zu befreien, aber die Zunge hielt sie fest gepackt und schleifte sie über den Boden zu den schrecklichen Zähnen.

Zed eilte mit erhobenen Händen herbei und beschwor hastig sein Mana herauf.

»Nicht! Du wirst sie verbrennen!« Brocks Stimme ließ ihn jäh innehalten. Sein Freund hatte recht – Liza war schon zu dicht an der Truhe. Die Flammen würden auch sie in Brand setzen.

Die anderen Jungen griffen nach ihren Waffen, aber sie waren zu langsam und zu weit weg, um zu helfen. Das Schrecknis ließ seine fleischige Zunge erneut zucken, sodass Liza von den Beinen gerissen wurde.

Ihr Arm landete in der klaffenden Öffnung der Truhe, der Deckel schnappte zu und Liza schrie laut auf, als die spitzen Zahnreihen sich um ihren Ellenbogen schlossen.

Wie aus dem Nichts tauchte Brock auf einmal hinter dem Schrecknis auf. Er holte mit seinen beiden Dolchen aus und trieb die Klingen mit aller Kraft in den Deckel der verzauberten Truhe. Das Ungetüm gab eine Reihe gequälter Krächzer von sich und sackte in sich zusammen. Der schachtelartige Umriss zerschmolz und auf einmal ähnelte das Monster eher einem riesigen Frosch.

»Ziel auf seine Zunge!«, rief Liza. »Und stich mir ja nicht in die Hand!«

»Immer diese Befehle«, meckerte Brock. »Wie soll ich mir das alles merken?« Er zog die Klingen aus dem Kopf des Monsters, worauf eine schleimige, grellgelbe Flüssigkeit aus den Wunden sickerte.

Der Mund der Truhe öffnete sich mit einem unglücklichen Krächzen und Liza versuchte sofort, ihren Arm aus dem Schlund zu ziehen, indem sie die Füße gegen den Rand der Truhe stemmte. Ihr Kettenhemd hatte sie vor dem Schlimmsten bewahrt, trotzdem musste die Wunde dringend versorgt werden.

Doch die Zunge des Monsters hielt sie immer noch gefangen, auch wenn nun kein Speichel mehr tropfte, sondern gelber Schleim. Zusammen mit Micah stürmte Zed zu Liza. Beide packten ihren gefangenen Arm, um ihn aus dem Griff des Monsters zu befreien. Während sie zogen und zerrten, warf Micahs glühende Hand ein wildes Schattenspiel des Kampfs an die Wände der Schutzhütte.

Hastig bohrte Brock die beiden Messer mitten in die Zunge. Sogleich verwandelte sich das düstere Krächzen des Monsters in ein markerschütterndes Kreischen und die missgestaltete Truhe hüpfte hin und her. Als der Klammergriff der Zunge endlich nachließ, griff Liza nach ihr und wickelte sie wie eine schleimige Schnur um ihren Arm. Schweiß tropfte von ihrem Gesicht, als sie die Füße in den Boden stemmte und die schwankende Truhe an ihrem Platz festhielt.

»Jetzt wäre eine gute Gelegenheit!«, schrie sie.

Jett hatte seinen riesigen Hammer bereits hoch erhoben. Der Zwerg stieß ein lautes Brüllen aus, das von den Steinwänden widerhallte, und ließ seine Waffe auf den Kopf des Schrecknisses krachen.

Das Kreischen verstummte abrupt. Dafür ertönte ein feuchtes Knirschen – und auf Wände, Ausrüstung und alle fünf Lehrlinge ging ein gelber Schleimregen nieder.

Einen Moment lang herrschte Stille, durchbrochen nur vom keuchenden Atem Zeds und seiner Freunde.

Da flog die Holztür auf und Callum stürmte herein, eine Seilschlinge mit drei Wachteln in der Hand. Erstaunt starrte er auf das Chaos, das sich ihm bot.

»Vielleicht sollten wir uns vor dem Abendessen noch etwas frisch machen«, knurrte Brock.

Als Zed und die anderen Lehrlinge am nächsten Abend nach Freestone zurückkehrten, konnten sie schon von Weitem die Mauern der Stadt hinter den Baumwipfeln aufragen sehen. Einen schöneren Anblick konnte Zed sich nicht vorstellen. Jeder Lehrling schleppte ein riesiges Bündel auf seinem Rücken, dazu zogen sie abwechselnd einen selbst gebauten Schlitten voller Waffen hinter sich her. Gerade war Jett an der Reihe, der darauf bestanden hatte, ebenfalls seinen Beitrag zu leisten.

Zed hörte die laute Fanfare der Hörner, die ihre Ankunft ankündigte, und seine Hand schloss sich noch fester um das Zepter. Diese Trophäe wollte er unbedingt behalten; nicht einmal Hexam würde ihm den magischen Stab entwenden können.

Das Fallgitter hob sich quietschend, noch bevor sie die Schutzzauber passiert hatten, und Zed sah mehrere Gestalten in der Toröffnung stehen.

Alabasel Frond hatte sich vor den anderen aufgebaut. Sie hatte die Arme verschränkt und ihr Gesicht war so unbewegt und ernst wie immer.

Hinter der Gildenmeisterin standen Lotte und Hexam mit verblüfften Gesichtern. Zed wurde klar, was für einen aufsehenerregenden Anblick er und die anderen bieten mussten. Alle fünf Lehrlinge waren von einer getrockneten gelben Schicht bedeckt und ihre vorher so prachtvollen blauen Mäntel waren befleckt und schmutzig.

Nur ein jüngeres Gildenmitglied begleitete die drei hochrangigen Schattenläufer, um sie zu begrüßen: Jayna stand neben Hexam und knetete nervös ihre Finger. Die junge Zauberin hatte ihre Lehrlingsreise schon im vorigen Jahr hinter sich gebracht und ihre Freunde deshalb nicht begleiten dürfen.

Am Tag vor ihrem Aufbruch hatte Jayna noch versucht, eine Sondererlaubnis für die Expedition zu erhalten. Dazu hatte sie sich sogar freiwillig Frond genähert, obwohl sie der Gildenmeisterin sonst möglichst aus dem Weg ging. Sie hatte allen Mut zusammengenommen und sich Schritt für Schritt an sie herangepirscht. Als keine zwei Meter mehr zwischen den beiden gelegen hatten und Frond sich schließlich zu ihr umdrehte, hatte sich Jayna aber doch schnell in einen Seitengang geflüchtet.

Sobald die Schattenläufer nun die Schutzzauber passierten, die die Stadt wie eine unsichtbare Barriere umgaben, trat Frond vor, um sie zu begrüßen.

»Wie haben sich meine Lehrlinge geschlagen, Erster Waldläufer?«, rief sie Callum zu. »Kann man sie auf Missionen ausschicken?«

Callum überholte die fünf jungen Abenteurer, denen die Anstrengungen ihrer langen Wanderung deutlich anzusehen waren, mit schnellen Schritten. Er hatte als Einziger keine gelben Schleimspuren an seinem Mantel.

»Ihr habt da ein paar tüchtige Lehrlinge ausgebildet«, verkündete er und deutete auf Zed und die anderen. »Ich kann alle fünf für Missionen empfehlen. Aber, Frond –«

Jaynas glückliches Jauchzen unterbrach seine Worte. Sie stürzte vor und umarmte Liza. Die beiden Mädchen fassten sich an den Händen und tanzten fröhlich im Kreis. Seitdem die Waldläufer der Elfen sich mit den Abenteurern im beengten Gildenquartier drängten, mussten sich die Lehrlinge ihre engen Schlafkammern zu zweit teilen: Jayna mit Liza, Brock mit Jett. Nur Zed war schon vor Ankunft der Elfen mit Micah zusammengesteckt worden.

Seit sie in einem Zimmer wohnten, waren Jayna und Liza unzertrennlich geworden. Zed beobachtete die beiden neidisch. Die nagende Eifersucht drohte fast, seine eigene Freude zu ersticken. Er schaute zu Brock, der das schwere Bündel von seiner Schulter rutschen ließ. Mit einem metallischen Klirren plumpste es zu Boden.

Früher einmal hätten Zed und Brock sich auch gemeinsam über ihre Erfolge gefreut. Aber in den letzten Wochen hatte sich vieles verändert. Zed und sein einstmals bester Freund hatten sich voneinander entfernt. Brocks Blick fiel kurz auf Zed, dann schaute er zum Stadttor auf.

»Scheint so, als hättet ihr unterwegs ein paar Schwierigkeiten gehabt«, meinte Frond und musterte die Lehrlinge.

»Ein Schrecknis hatte die Schutzhütte befallen«, erklärte Callum. »Ein Gestaltwandler. Ich habe ihn unter der ganzen Ausrüstung nicht erkannt. Frond, wir müssen unbedingt –«

»Wusstet ihr, dass es Monster gibt, die sich als Holztruhen tarnen können?«, fragte Brock. »Weil, so was ist echt nicht fair.«

»Aber von euch wurde keiner verletzt, oder?«, fragte Lotte, die sich nun ebenfalls zu der Gruppe gesellte. Ihre langen blonden Haare waren zu einem Zopf geflochten. Die Quartiermeisterin hob Brocks Bündel auf, als wäre es leicht wie eine Feder.

»Liza wurde gebissen, der Heiler hat die Wunde versorgt«, sagte Callum. »Aber Frond, wir müssen jetzt sofort etwas Wichtiges besprechen. Der Wiedergänger –«

Der Elf verstummte abrupt. Seine Augen huschten von den Lehrlingen zu den Rittern, die am Tor Wache hielten. Er trat näher an Frond heran und sprach im Flüsterton weiter.

Fronds Augen wurden groß.

Der Wiedergänger.

Vor fast zwei Monaten hatte sich aus den Gruften von Llethanyl eine Armee untoter Schrecknisse erhoben, die von diesem geheimnisvollen Eroberer angeführt wurde. Zed wusste nicht viel über ihn, nur dass es sich um einen hochrangigen Minister handelte, der die heiligen Traditionen der Elfen entweiht hatte.

Weil die Untoten innerhalb der Stadt auferstanden waren, war Llethanyl von dem Angriff völlig überrumpelt worden. Die Elfen hatten sich natürlich gewehrt, aber jene, die der gegnerischen Meute zum Opfer fielen, erwachten sofort wieder von den Toten und schlossen sich dem grausigen Heer des Wiedergängers an.

Am Ende blieb den Überlebenden keine andere Wahl als zu fliehen. Die Elfen verloren ihre Heimat – und Zed verlor damit jede Hoffnung, jemals die Geburtsstadt seines Vaters besuchen zu können.

Hexam und Lotte traten zu den beiden anderen Erwachsenen. Die vier unterhielten sich wild gestikulierend.

»Was ist los?«, flüsterte Jayna. »Was habt ihr da draußen gesehen?«

»Ich … ich weiß es nicht«, sagte Liza stockend. »Callum hat gesagt, es wäre nichts.«

»Ach, Erwachsene lügen doch immer«, sagte Micah und reckte sich ausgiebig. »Hast du das noch nicht gemerkt, Schwesterchen?«

Schließlich hielt Frond abwehrend die Hand in die Höhe. Sie drehte sich um und marschierte durch das Tor, ohne die Lehrlinge auch nur eines Blickes zu würdigen. Callum schnitt eine Grimasse und folgte ihr.

Hexam drehte sich kurz zu den Kindern, seufzte tief und verschwand dann ebenfalls. Zed bemerkte, dass der Zauberer das Zepter in seiner Hand gesehen hatte, und drückte es fester an sich.

»Lasst die Ausrüstung hier«, sagte Lotte, die zu den Lehrlingen zurückkehrte. »Syd und Fife sollen die Sachen ins Gildenhaus bringen.«

»Lotte«, fing Jett an, aber die Quartiermeisterin schüttelte den Kopf. Sie sah auf einmal sehr erschöpft aus.

»Später«, sagte sie. »Auf euch wartet schon ein Festessen und jede Menge Ambrosia. An eurer Stelle würde ich mich beeilen – diese Gierhälse sind schon ganz scharf darauf, mit den Feierlichkeiten loszulegen – ob mit oder ohne Ehrengäste.« Lotte bedachte alle Lehrlinge – selbst Micah – mit einem müden Lächeln. Ihre Augen leuchteten so stolz, dass es für sie und Frond reichte. »Tut mir leid, Kinder. Bestimmt hattet ihr euch einen anderen Empfang erhofft. Aber ihr habt das wirklich sehr gut gemacht.«

Zeds Ohren liefen rot an. Grinsend wandte er sich an Brock. »Wenigstens haben wir einen Vorsprung vor Fife. Kommst du?«

»Mmja«, grunzte Brock. »Stell mir doch bitte einen Teller mit Essen beiseite. Ich muss noch kurz in die Stadt.« Er öffnete die Spange seines schmutzigen Reisemantels und ließ ihn zu Boden fallen. Seine Lederkluft behielt er an.

»Echt?«, fragte Zed. »Jetzt noch? Wo willst du denn hin?«

»Nur noch kurz was erledigen«, sagte Brock. »Vor dem letzten Läuten bin ich zurück … spätestens kurz danach.«

Zed sah ihn fragend an. »Und was soll ich den anderen sagen, wenn sie nach dir fragen?«, wollte er wissen. »Welches Tierfell willst du auf der Feier tragen?«

Aber Brock war schon davongeeilt. Als Zed das Tor durchquerte, konnte er seinen Freund schon nicht mehr sehen.