Rote Karte für Betrüger

Erzählt von Benjamin Tannenberg

Nach Motiven von Stefan Wolf

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KOSMOS

Umschlag- und Innenillustrationen von COMICON S.L./ Beroy + San Julian

Umschlaggestaltung: Weiß-Freiburg GmbH

Grundlayout: DOPPELPUNKT, Stuttgart

TKKG Junior, Rote Karte für Betrüger, erzählt von Benjamin Tannenberg

Nach Motiven von Stefan Wolf mit freundlicher Genehmigung der SONY MUSIC Entertainment Germany GmbH

TKKG Junior ist eine eingetragene Marke der SONY MUSIC Entertainment Germany GmbH

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© 2020, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-440-50129-0

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Auswärtsspiel mit Hindernissen

Herr Glockner rutschte unruhig auf dem Fahrersitz hin und her. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen. »Margot sagt ja auch immer, dass meine Augen schon mal besser waren. Aber dass ich ganze Fußballplätze übersehe …!« Er seufzte.

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Da legte Gaby ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Alles gut, Papi. Ich sehe hier auch nur den hundertsten Baumarkt.«

»Wer braucht die denn bitte schön alle?!« Tim schüttelte verständnislos den Kopf.

»Also, ich ganz sicher nicht«, murrte Klößchen und klopfte naserümpfend auf seine Tupperdose. »Geschäfte, die mehr Schrauben als Schokoladensorten anbieten, haben ja nicht alle Latten am Zaun.«

»Na ja, es heißt ja eben auch Baumarkt und nicht Schokomarkt«, klärte Gaby ihn auf.

»Und Schokolade ist bestimmt nicht gerade das stabilste Baumaterial«, warf Tim ein.

Klößchen gab einen missfälligen Laut von sich. »Pff … Baumärkte haben trotzdem keinen Geschmack!«

Während Gaby und Tim loskicherten, blieb Karl ernst. Er versuchte, per Handy die Suche nach dem Fußballplatz abzukürzen, haderte aber mit seiner Landkarten-App: »Hätte ich doch bloß nicht dieses verflixte Update installiert. Wo haben die Programmierer jetzt bloß die 3-D-Funktion versteckt?!«, stöhnte er.

In der Sekunde quäkte das Navi wieder los:

»SIE HABEN IHR FAHRTZIEL ERREICHT.«

Herr Glockner stieß die Stirn ans Lenkrad. »Von wegen!«, raunzte er das Gerät an und haute unsanft gegen die Ablage. »Wenn du noch einmal behauptest, dass wir am Ziel seien, wachst du morgen zwischen lauter Elektroschrott auf.«

»Alle Achtung, Herr Kommissar«, staunte Klößchen auf dem Rücksitz. »Das nenne ich eine Ansage.«

»Es ist allerdings nicht wissenschaftlich erwiesen, dass Technik positiv auf Drohungen reagiert«, wandte Karl ein, ohne von seinem Handy aufzublicken. Plötzlich bekam er leuchtende Augen. »Ah, jetzt hab ich es gecheckt. Der Fußballplatz ist wirklich fast vor unserer Nase – nur eben in der Vertikalen.«

Schon zeigte er durch das Autofenster auf das Dach eines kolossalen Einkaufszentrums. Tatsächlich waren darauf Flutlichtmasten zu erkennen. Auch der Zaun am Rand des flachen Gebäudedachs war auffällig hoch. »Bravo! Karl hat den Fall gelöst!«, jubelte Gaby. Sie tätschelte Oskar begeistert den Kopf. »Jetzt geht’s zum Fußball, Oskarchen.« Ihr Cockerspaniel bellte freudig.

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Herr Glockner grummelte unterdessen: »Fußballplätze auf Dächern von Einkaufszentren – verrückte Zeiten! Nun gut, bleiben noch drei Fälle zu lösen. Nr. 1: Einen Parkplatz finden. Nr. 2: Euch mit all dem Essen rausschmeißen. Nr. 3: Ab in die Waschanlage, dann in Ruhe einen Kaffee trinken, dabei meinen Krimi zu Ende lesen und euch später wieder abholen.«

»Waschanlage?«, wiederholte Gaby. »Ach, Papi, soo wild sieht der Wagen doch gar nicht aus. Und einen viiiiel besseren Kaffee bekommst du später zu Hause bei Mama.«

»Und außerdem werden Sie bei dem Spiel dringend gebraucht«, schaltete sich Tim nun unterstützend ein.

»Ich?! Gebraucht?« Herr Glockner unterdrückte ein Lachen. »Also, Krawalle sind beim Jugendfußball ja wohl kaum zu erwarten. Wozu soll da also jemand die Polizei benötigen?«

»Aber keiner hat so eine Löwenstimme wie Sie!«, legte sich nun Klößchen ins Zeug. »Damit sind Sie einfach der geborene Antreiber.«

»Und Antrieb brauchen unsere Südstädter gerade jetzt besonders dringend«, versuchte es Gaby.

»Max hat sich schon beklagt, dass außer dem Trainer kaum mehr jemand zu den Auswärtsspielen mitkommt«, ergänzte Tim.

Herr Glockner horchte verwundert auf. »Und ich dachte immer, der 1. SC Südstadt sei praktisch ›unbesiegbar‹.«

Der 1. SC Südstadt galt tatsächlich als der beste Verein der Millionenstadt – die Juniormannschaft ebenso wie die Senioren. Die Vitrinen im Vereinshaus platzten vor Pokalen und Medaillen fast aus allen Nähten. Im Internat von Tim, Karl, Klößchen und Gaby war man besonders stolz auf den Verein. Viele Spieler gingen hier zur Schule – darunter auch TKKG-Kumpel Max, der ebenfalls die 5b besuchte. Der galt inzwischen als das Torwarttalent und hatte bereits das Interesse einiger Talentscouts geweckt. Doch während die Profimannschaft kurz vorm Aufstieg in die 1. Liga stand, schlurfte Max nach den E-Jugend-Spielen neuerdings mit hängenden Schultern durch den Internatsflur.

Es war also höchste Zeit für TKKG, etwas zu unternehmen. Ihre Mission lautete: >Sportsgeist wecken!< Zum Glück hatte Gabys Mutter ein eigenes Cateringunternehmen. Die vier Detektive hatten sie dazu überreden können, für das anstehende Spiel einen speziellen Sportler-Imbiss zuzubereiten: Obstsalat, gesunde Tofu-Sandwiches und einen schokoladigen Nachtisch. Und da Herr Glockner an diesem Sonntag freihatte, wurde er als Fahrer eingespannt.

»Ach, Herr Glockner«, säuselte Klößchen, während der Kommissar den Wagen einparkte. »Hören Sie doch einfach auf Ihr weiches Polizistenherz.«

»Biiiitte«, flehte Gaby. Dabei wetteiferte sie mit Oskar darum, wer den mitleiderregendsten Hundeblick aufsetzen konnte.

Gabys Vater gab ein gequältes Ächzen von sich. »Okay, okay, ist ja gut. Mit üblen Ganoven nehme ich es locker auf, aber gegen euch vier … ähm, fünf … bin ich machtlos!«

Ein Jubelsturm erfüllte das glocknersche Familienauto.

Kurz darauf fuhr der sechsköpfige Fanclub via Aufzug in die Dachetage und genoss erst einmal die sensationelle Aussicht. Dann stellten die vier Detektivfreunde Frau Glockners Leckereien vor die Mannschaftskabine. Während Kriminalkommissar Glockner mit Oskar und dem Hundefußball über den Platz jagte, sog Klößchen noch ein letztes Mal den Duft des Nachtischs ein.

»Oh Mann! Weiße Schokoladenmousse mit kandierten Pfirsichstückchen und einem Traum von Sahne.« Ein genießerisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Vielleicht sollte ich mich spontan als Ersatztorwart bewerben.«

»Das ist aber großzügig von dir, dass du unseren Südstädtern helfen willst«, lobte Gaby ihn und fügte dann scherzhaft hinzu: »Also, zumindest beim Nachtischvertilgen.«

»Oh, da hätten wir ja schon einen ersten Esser«, fiel es Tim auf. Er zeigte auf Max, der sich in voller Torwartmontur bereits aufwärmte. Wenig später kam er ihnen freudestrahlend entgegengejoggt. »Hey, cool, dass ihr gekommen seid!«, begrüßte Max sie.

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»Na, ist doch selbstverständlich«, antwortete Klößchen wie aus der Pistole geschossen.

»Höchste Zeit, dass euch mal wieder jemand anfeuert«, fand Tim. Gaby und Karl nickten eifrig.

Max grinste bis über beide Ohren. Dann entdeckte er die Schüsseln und Dosen mit dem Sportler-Imbiss. »Sieht ja superlecker aus! Dann sag ich schon mal Danke im Namen des gesamten Teams.«

»Klar!« Gaby lächelte. »Mama macht so was gern für einen guten Zweck. Und ihr braucht schließlich die volle Ladung Vitaminpower.«

Da fiel Klößchen etwas ein: »Wir sollen euch von Gabys Mutter ausrichten: den Obstsalat zur Stärkung vor dem Spiel und in der Halbzeitpause – die Sandwiches und den Nachtisch dann später.«

»Später heißt, nachdem ihr die Nordstädter 11:0 abgefertigt habt«, war Tim zuversichtlich.

»Abgefertigt?!«, wiederholte Max verdattert. »Äh… schön wär’s. Die stehen immerhin fünf Plätze vor uns und ich wette, im Gegensatz zu uns sind sie vollzählig.«

»Stimmt es eigentlich, dass ihr euer Spiel am letzten Samstag absagen musstet?«, fiel es Karl ein.

Max schluckte. »Oh ja, das war vielleicht peinlich! Wir haben nur vier statt sieben Spieler zusammenbekommen. Wenn das noch einmal passiert, gibt es einen fetten Punkteabzug. Das würde unseren sicheren Abstieg bedeuten.«

»Aber das war doch nicht immer so«, wunderte sich Gaby. »Was ist denn bei euch los?«

»Ach, wir sind einfach keine richtige Mannschaft mehr. Keiner hängt sich mehr für den anderen rein. Stattdessen wird nur gemotzt und gelästert. Neuestens kommen sogar die vom Internat und die anderen nicht mehr miteinander klar. Kein Wunder, dass Spieler einfach zu Hause bleiben.«

Klößchen zupfte sein T-Shirt zurecht. »Ich habe gehört, euer neuer Spielführer soll eine ganz schöne Diva sein.«