Toni Lauerer

A scheene Bescherung

Neue Geschichten zur Weihnachtszeit

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86646-379-0

© 2019 MZ-Buchverlag in der

Battenberg Gietl Verlag GmbH, Regenstauf

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

www.battenberg-gietl.de

Alle Rechte vorbehalten!

Inhalt

Vorwort

Beni’s Bild

Das Missverständnis

Kare und Alexa

Die Christbaumversteigerung

Die Geduld des Jägers

Weihnachten hier und woanders

Der winterliche Unfall

Kare räumt

Schock im Liftstüberl

Adventlicher Spieleabend

Weihnachtsspeisen

Toller Wunsch

Ein schöner Wintertag

Der wahre Grund

Der gefährliche Christbaum

Christmas-Shopping x-trem

Der Mama zuliebe

Einmal und nie wieder

Schorschi und die falsche Tante

Gesunde Weihnachten

Digitaler Wahnsinn

Klimawandel und Schlittenfahren

Wem es vor Weihnachten graust

Silvesterplanung

Verzögerte Bescherung

Peinlicher Nikolausbesuch

Damals in Bethlehem

Die Winterzeitung

Zu viel des Guten

Fast geschafft

Hausmittel

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kinder,

obwohl man vieles vergisst, was man schon erlebt hat – bestimmte Dinge, besser gesagt, bestimmte Ereignisse sind im Gedächtnis fest verankert und stets präsent.

Bei mir ist eines dieser Ereignisse der Moment am Heiligen Abend, an dem die Mutter mit einem goldenen Glöcklein läutete und meine Schwester und ich durften vom oberen Stockwerk ins Wohnzimmer, wo unter dem (mit echten Kerzen!) beleuchteten (echten!) Christbaum die Geschenke auf uns warteten!

Dann wurde mit glänzenden Augen ausgepackt und auch die Augen der Eltern glänzten, nicht vor Freude über die Krawatte und das Rasierwasser (Vater) bzw. das Parfüm, alternativ das Bargeld (Mutter), sondern vor Freude über die Freude der Kinder. Solche Momente musste man sich gut merken, denn sie waren kurz und flüchtig!

Heutzutage, im Zeitalter der Smart-, i- und sonstigen Phones ist das anders: Jede Sekunde der weihnachtlichen Glückseligkeit kann im Bild und im Video festgehalten werden und noch Jahrzehnte danach kann man sich dank unbegrenzter Speichermöglichkeiten daran ergötzen bzw. sich dafür schämen.

Dass die Aufnahmen aber nicht immer komplikationslos ablaufen, ist eines der Themen, mit denen ich mich in diesem Buch beschäftige.

Aber wie gesagt, nur eines: Sei es der kindliche Hundskrippl am Schilift, die Gaudi bei der Christbaumversteigerung, die weihnachtlichen Missverständnisse zwischen Enkel und Oma, der Wahnsinn beim „Christmas-Shopping“ und und und …

Tauchen Sie mit mir ein in die lustige Welt der Zeit an und um Weihnachten, lehnen Sie sich zurück – vielleicht denken Sie an die eigene Kindheit und daran, wie es bei Ihnen war, das nach wie vor schönste Fest des Jahres!

Ich wünsche Ihnen viel Spaß und stets frohe Weihnachten!

Und euch, liebe Kinder, wünsche ich, dass euch das Christkind immer das bringt, was euere Augen zum Glänzen bringt!

Ganz herzliche Grüße!

Ihr und Euer Toni Lauerer

Beni’s Bild

Beni: Opa, schau her, i hob dir als Weihnachtsgeschenk a Bildl gemalt!

Opa: Mei, des is owa schön von dir! Zoag amal her des Bildl!

Beni: Weil woaßt, i bin doch erst so viel Jahre alt (zeigt mit den Fingern die Zahl 3) und i kann dir kein Geschenk kaufen, weil i hab doch kein Geld!

Opa: No freilich, des is doch klar! A Bub mit drei Jahren, der hod no koa Geld! Owa i find des super, dass du Weihnachten an mi denkst und a Bild für mi malst! Etza zoag, was du gemalt hast! I bin scho ganz gspannt!

Beni präsentiert stolz sein Bild, Opa betrachtet es und muss sich zunächst orientieren, was das Bild darstellen soll. Man muss berücksichtigen, dass Beni kein guter Maler ist, ehrlich gesagt, ein grottenschlechter.

Beni: Voller Erwartung: Und? Gefallts dir?

Opa: Wunderbar! So ein schönes Bild! Deutet auf ein dunkles Wesen auf dem Bild. Is des da Teufel? Scho, ha? Aso a greislicher Deifl!

Beni: Naa, des bist doch du!

Opa: Achso, i bin des? I hob bloß gmoant wega de zwei Hörner!

Beni: Tadelnd: Opa!! Des san doch deine Ohren!

Opa: Sieht sich das gruselige Phänomen nochmal konzentriert an und analysiert die vermeintlichen Hörner. Achso, Ohren san des! Etza, wo du des sagst – freilich, des san ja Ohren! Dass i des nei glei gspannt hab! So schöne Ohren! Wie gemalt!

Beni: Die sind ja gemalt!

Opa: Jaja, scho klar, des sagtma halt so. Und wos steckt da in meine Ohren drin? San des Spaghetti? Schaut a bissl nudelmäßig aus. Warum hab i Nudeln in den Ohren?

Beni: Opa! Doch keine Spaghetti! Des san Haare! Weil du hast doch Haare in deine Ohren!

Opa: Traurig: Ja, leider bloß no in meine Ohren, am Kopf sans weg, scho lang!

Beni: Warum?

Opa: Des wenn i wüsst! Sieht wieder auf das Bild. Und do, glei neba mir, hast a kloans Afferl hingemalt! So ein schönes Afferl! Wia du scho schön malen kannst! Mit drei Jahren! Super! Do segtma sofort, dass des a Afferl is, a typisches! Also schöner hätt i des Afferl aa ned malen kinna!

Beni: Irritiert, vorwurfsvoll: Des is doch koa Afferl!

Opa: Ned? Wos is nacha des für a Tier? Ebba a Bär? A Bär könnts aa sei, owa eher is a Aff! Also vom ganzen Gstell her is a Aff.

Beni: Des bin doch i!

Opa: Ach, du bist des! Sieht nochmal genau auf das Bild. Ja freilich, du bist des! Etza, wo du des sagst! Wia aus dem Gsicht gschnittn! Wunderbar! Da Beni! Wie er leibt und lebt!

Beni: Argwöhnisch: Aber warum hast du dann gsagt, dass des a Afferl is?

Opa: Verlegen: Äh …, äh …, woaßt warum? Weil i mei Brille ned auf hob! Drum hob i des Menschlein für a Afferl ghaltn! Des liegt ned an dir, des liegt an meiner Brille! Natürlich bist des du, koa Afferl! Wart, i hol mei Brille, dann schau i mir des Bild ganz genau an! So ein schönes Bild, Wahnsinn!

Opa steht kurz auf und will seine Brille holen, findet sie aber nicht. Beni sieht ihm verwundert nach.

Opa: Ja Herrgottseitn, wo is denn de bläde Brilln scho wieder? Normal liegts allaweil neben dem Fernseh! Wer hod denn de wieder weg getan! Bestimmt wieder d’Oma! Weil de wird immer seltsamer, de kennt sich nimmer recht aus!

Beni: I glaub fei ned, dass d’Oma die Brille weg getan hat.

Opa: Wieso ned?

Beni: Weil du hast die Brille aaf dein Hirn oben! Grinst.

Opa: Greift sich an den haarlosen Kopf und spürt die sich dort befindliche Brille. Jessas naa, bin i ein Depp!

Beni: Depp darf man ned sagen!

Opa: Do host scho recht, grundsätzlich! Owa zu sich selber derf man Depp sagen, des is ok!

Beni: Echt?

Opa: Jaja, kein Problem! Owa des is etza wurscht, etza schauma dei Bildl genauer an! Weil jetza seh i des viel besser, mit Brille. Muster das Bild, Beni sieht ihn erwartungsvoll an.

Beni: Segst etza, dass des du bist und des i? Deutet mit dem Zeigefinger auf die beiden Wesen, die Opa irrtümlich für Luzifer und einen halbwüchsigen Affen hielt.

Opa: Aber hallo! Natürlich! Toll host des gemalt! Wia a Foto, ehrlich! Du und i, genau so wiama in echt ausschaun! Und des mit drei Jahren, Hut ab!

Beni: Hudab? Wos is Hudab?

Opa: Des sagtma so, wenn eam wos guat gfallt!

Beni: Warum sagtma da Hudab? Wenn mir wos gefallt, dann sag i schön und toll, aber ned Hudab!

Opa: Nach einer Erklärung ringend: Naa, des verstehst du ned. Es is aso: Wenn jemandem ebbs gut gefallen tut, dann tut er den Hut herab! Des hoaßt praktisch … des hoaßt … „ja mi leckst am …“, naa, des hoaßt, „toll“, so ungefähr!

Beni: Hudab hoaßt toll?

Opa: So in etwa. Owa des is etza wurscht, etza schauma dei Bildl o! Betrachtet Benis Werk. Omei, wos do no alles oben is aaf dem Bild! Do host di echt angstrengt – so ein schönes Weihnachtsgeschenk! Wo samma denn da, mir zwoa? Machma da a Bergwanderung, weil so viel Steine rumliegen?

Beni: Überrascht von seinem eigenen Bild: Steine? Was für Steine? Sucht verzweifelt Steine auf seinem Bild, findet aber logischerweise keinen, da er keinen gemalt hat.

Opa: Leicht unsicher: No, da! Deutet mit dem Zeigefinger auf steinähnliche schwarze Objekte.

Beni: Vorwurfsvoll und leicht enttäuscht: Des sind doch keine Steine, Opa! Des sind Schafe!

Opa: Schafe? Sieht nochmal genau hin. Ja natürlich, des san Schafe! Lauter schwarze Schafe! Dass du koa weißes Schaf gemalt hast – weil normal sans weiß!

Beni: Weiße sind aa dabei, aber die tut man ned sehen, weil des Papier is aa weiß!

Opa: Ja freilich! Bin i ein Depp, de segtma ja ned! Und Schnee liegt ja aa no aaf dein Bild, alles weiß!

Beni: Naa, des is a Wiese! Ohne Schnee! Weil da is doch Sommer! Drum habi ja extra a Sonne gemalt, weil Sommer is!

Opa: Ach, a Wiese is des! Owa de is fei normal grün! I will di ned kritisiern, owa de hättst grün malen solln!

Beni: Zerknischt: Ja, scho! Aber i hab koa grüne Farbe!

Opa: Achso! Ja dann … owa dua di ned owe, Beni! Des is trotzdem a ganz a schönes Bild! Du bist drauf, i bin drauf, dann no de schwarzen Schafe und de weißen Schafe, de wosma ned segt, wunderbar! Du, bloß interessehalber: Warum hamm denn die Schafe koane Fiaß? Hod eana de da Wolf abgebissen? Da böse Wolf?

Beni: Verärgert über Opas Fehlinterpretation der steinartigen Schafe: Also Opa!! De haben schon Füße! De kannma bloß ned sehen, weil de liegen ja im Gras!

Opa: De Fiaß? Hats da böse Bulldog abgemäht?

Beni: Naa, ned die Füße, die Schafe liegen im Gras! Und da kannma dann die Füße ned sehen, weil des ganze Schaf auf de Füße draufliegt!

Opa: Do host jetza du wieder recht! Weil wenn des Schaf draufliegt, dann segtma de Fiaß natürlich ned, des is logisch!

Beni: Genau!

Opa: Also wirklich ein wunderschönes Bildl! So a scheens Weihnachtsgeschenk hob i no nie kriagt!

Beni: Stolz: Echt, Opa?

Opa: Hundertprozentig! Direkt ein Idyll is des!

Beni: Naa, des is a Bildl!

Opa: Ja, scho klar! Owa wenn wos so schee is, do sagt man Idyll dazua! Betrachtet nochmals versonnen das Bild. Du und i, wiama spazieren gehen auf der grünen Wiese, de wo weiß is, zwischen de Schafe, wia zwoa guade Freunde, da Opa und da Beni! Drückt den Enkel freundschaftlich. Und über uns ein Riesenflugzeug! So ein tolles Flugzeug. Wo fliagt denn des hi, ha? Woaßt des, wo des hifliagt, des Flugzeug? Aaf Afrika hinab? Oder aaf Amerika hinüber?

Beni: Was für ein Flugzeug?

Opa: Deutet auf ein relativ gut gemaltes Riesenflugzeug, das über den Schafen und Menschen nach links fliegt. No, des da!

Beni: Verärgert: Also Opa! Des is doch koa Flugzeug! Des is a Vogel!

Opa: A Vogel is des? Ehrlich?

Beni: Ja, a Vogel! A Spatz!

Opa: A Spatz? Ja mi host ghaut, is des ein drumm Spatz! Sieht genauer auf den als Flugzeug getarnten Spatz: Also, des is fei a gewaltiger Spatz. Der is ja mindestens dreimal so groß wia a Schaf! Is ebba des a Riesenspatz?

Beni: Naa, aber des san Zwergschafe! Grinst.

Opa: Zwergschafe? Also, dumm bist du ned! Dir fallt allaweil wos ei, ha?

Beni: Ja scho. Mir fallt immer was ei! Manchmal will i gar ned, dass mir wos eifallt und dann follt mir trotzdem was ei! Komisch, gell?

Opa: Des is normal! Wennst groß bist, dann wird des anders. Do is dann aso, dass dir wos eifalln sollte und dir fallt nix ei!

Beni: Echt?

Opa: Scho! Zum Beispiel war i doch am Freitag bei der Beerdigung vom Bronzinger Sepp.

Beni: Warum?

Opa: Weil er gestorben ist! Aaf jeden Fall war de Beerdigung um viere Nachmittag aus, owa mir samma danach no ins Wirtshaus!

Beni: Da Herr Bronzinger und du?

Opa: Naa, da Sepp nimmer! Der kafft sich im Himmel a Mass! Da Wimperer Hans und i samma ins Wirtshaus. Und i bin erst um elfe in der Nacht hoamkema und i hob ned guat ausgschaut, gar ned guat!

Beni: Warum?

Opa: Äh …, weil i so müde war!

Beni: Des stimmt! Eifrig: Wia amal da Grunzer Kevin bei mir übernachten gederft hod, do hamma bis um zehne oder so mit meine Duplo-Manndln gespielt und do war i dann a ganz müde!

Opa: Genau! Dann woaßt ja wia des is. Und i war am Freitag no müderer! Dann hod mi d’Oma gfragt, wo i herkimm und warum i so katastrophal ausschau. Und do hätt mir wos eifalln solln, owa mir is nix eigfalln!

Beni: Hat da die Oma gschimpft, weil dir nix eigfalln is?

Opa: I glaub scho, genau woaß i des aa nimmer.

Beni: Weilst so müde warst, gell?

Opa: Haargenau! Aaf jeden Fall is des ein tolles Bildl.

Beni: Hudab, gell?

Opa: Jawoll Beni, Hut ab! Und des do is a Windrad, oder? Deutet wieder auf das Bild.

Beni: Fast schon zornig wegen Opas Unwissenheit: Mensch Opa!! Des is doch a Giraffe!

Opa: Hm … sieht sich das tierische Windrad genauer an ja …, ja, etza wo du des sagst: Des kannt im weitesten Sinn aa a Giraff sei! Waar owa aa a scheens Windradl. Des is Interpretationssache!

Beni: Wos???

Opa: Des verstehst du ned, passt scho!

Beni: Gfallt dir des Bild wirklich, Opa?

Opa: Aus tiefster Überzeugung: Total!

Beni: Owa du host nix erkannt! Du host gmoant, des is da Teufel und a Afferl und Steine und a Flugzeug und a Windrad! Derweil bins i und du und Schafe und a Spatz und a Giraffe.

Opa: Beni, do kannst du nix dafür! Des kimmt einfach von dem, weil i schlecht seh! Dei Bildl is wunderschön, wirklich!

Beni: Nicht überzeugt: Owa du hast doch jetza die Brille auf!

Opa: Des is a Glump! I brauch scho lang a neie!

Beni ist immer noch nicht ganz sicher, ob das Bild tatsächlich die von Opa gerühmte Qualität besitzt. Beni’s Mama kommt herein. Zur Erläuterung: Sie benötigt keine Brille, da sie keinerlei Einschränkung der Sehfähigkeit hat.

Mama: Na, ihr zwoa? Alles klar?

Opa: Schau her, Helga, wos mir da Beni für a schönes Bild gemalt hod zu Weihnachten!

Die Mama betrachtet eingehend das Bild.

Mama: Mei, schee! So ein greislicher Deifl und so ein liabes Afferl!

Beni reißt ihr das Bild aus der Hand und verlässt weinend den Raum.

In der Geschichte der Menschheit hat sich der technische Fortschritt noch nie so rasant entwickelt wie in den letzten Jahren. PC, Handy, SMS, Mail, Twitter und Instagram – Begriffe, die erst mit dieser Entwicklung entstanden sind, hat vor gar nicht allzu langer Zeit noch niemand gekannt. Und auch heute kennt sie noch nicht jeder. Und so kann es durchaus passieren, dass sich ein Urenkel und seine Uroma aufgrund des Altersunterschiedes von 75 Jahren in gewissen Bereichen nur holprig verständigen können. Und wenn dann Wörter, die identisch klingen, aber eine völlig andere Bedeutung haben, in die Unterhaltung der beiden einfließen, dann wird es peinlich, manchmal gar aggressiv. Und schuld daran ist nur

Das Missverständnis

Uroma: Mei, des is owa schee, dass du mi wieder amal bsuachst, Ilja!

Urenkel: I hobma denkt, i schau wieder amal eina zu dir, Uroma! Weil dei Altenheim liegt ja aaf mein Schulweg! Und aafwärma möcht i mi aa a bisserl, weils so schneibt draußen!

Uroma: Schwärmerisch: Ja, gell, so schee schneibts! Wia früher! Jamei, i kann halt bloß no außeschaun fürs Fenster! Weil meine Fiaß mögen halt nimmer so recht in mein Alter! Seufzt: Jamei, aso is halt im Leben, Ilja – man wird ned jünger! Ha, dass jetza deine Eltern koa anderer Name für die eigfalln is! Ilja! Du bist doch koa Russ ned!

Urenkel: I glaub ned.

Uroma: Natürlich ned! Dei Voda stammt vo Straubing und dei Muada vo Fürstenfeldbruck, do kimmt doch koa Russ ned außa!

Urenkel: Ned, gell?

Uroma: Nie! Ned amal a Preiß! Owa des is etza wurscht! Sitzde her zu mir, trinkma an Tee miteinander! Und Plätzln hob i aa! Magst Plätzln?

Urenkel: Scho! Owa koan Tee mogi ned! Host a Limo?

Uroma: Naa, bloß an Holundersirup und an Eierlikör. Magst an Holondersirup oder an Eierlikör?

Urenkel: Dann nimm i an Tee.

Die Uroma schenkt sich und ihm eine Tasse Tee ein und holt Plätzchen, deren Haltbarkeit am 31. Mai des laufenden Jahres abgelaufen ist, aus der Speisekammer. Dann setzt sie sich wieder zu ihm.

Uroma: No, Ilja, wos wünscht dir denn zu Weihnachten? Weil du kriagst vo mir natürlich wieder wos! Du kriagst alle Jahre wos vo mir. Owa bevor dass i dir an Schmarrn kaaf, frag i di liaber. Wos hättst denn gern?

Urenkel: I wünsch mir heuer bloß Apps!

Uroma: Lacht. Des is scho klar, dass du dir ebbs wünschst. Und wos nacha?

Urenkel: Apps! Sunst nix!

Uroma: Jaja, du Schlawiner! Owa du muasst mir sagen, wos du magst? A Buch? Oder a Spiel?

Urenkel: Naa, koa Buch oder sowos, Apps möcht i!

Uroma: Langsam ungehalten: Jaja, des woaß i etza scho! Du willst ebbs vo mir und du kriagst aa ebbs. Owa wos genau? Ebbs, des kann alles sei! A Radl, Schi, irgendwie is alles ebbs!

Urenkel: Also Uroma! Des is doch ned alles! Apps und a Radl, des san doch völlig verschiedene Sachen! I mog aa koa Radl, i hob ja scho oans. Und Schi hob i aa. I will bloß Apps!

Uroma: Also schee staad is des nimmer lustig! I bin zwar a olts Wei, owa deszweng brauchst mi ned zum Narren halten! Etza sag, wos du magst und aus!

Urenkel: Langsam verzweifelt wegen der Begriffsstutzigkeit der Uroma: Apps mog i!

Uroma: Grantig: Ja guat, wennstmas ned sagen willst, wos du magst, dann halt ned! Woaßt wos, do hast 20 Euro, kauf dir damit, wos du willst! Normal hätt i dir ebbs gschenkt, des wo mehr kost, owa guat, dann kriagst halt bloß an Zwanzger, selber schuld! Gibt ihm missmutig einen 20-Euro-Schein.

Urenkel: Danke, Uroma! Des is schee vo dir, 20 Euro is doch a Supergeschenk! Do konn i mir dann selber Apps kaffa!

Uroma: Wieder etwas versöhnlicher: Und wos kaffst dir dann?

Urenkel: Sogi doch: Apps!

Uroma: Du bist und bleibst a Hanswurscht! Owa zum lacha bringst mi aa immer wieder!

Urenkel: Des gfreit mi, Uroma! Und jetza muass i furt, weil um zwoa hobes mit’m Uli ausgmacht, mir treffma uns, weil der will mir wos zoagn, wos er zum Geburtstag kriagt hod.

Uroma: Wos nacha?

Urenkel: Apps!

Uroma: Schau, dass’d weidakimmst!

Kare und Alexa

Sepp: Wos schaust denn so grantig, Kare?

Kare: Weil mi des blöde Weiberts aso aufregt! So oans wennst im Haus host, des is a Strafe, des konn i dir sagen!

Sepp: No geh! Dei Frau is doch soweit in Ordnung!

Kare: I moan doch ned mei Frau! I moan de Alexa, de Nervensäge!

Sepp: Alexa? De kenni ned. Is des a Freindin vo dir oder a Kollegin oder wos? Und warum is de bei eich im Haus? Macht do dei Frau koane Schwierigkeiten?

Kare: De kannst du gar ned kenna, weil de is ja gar ned echt. De is elektrisch.

Sepp: Wia jetza? Elektrisch? Wos is nacha des für a Frau? A Puppn ebba?

Kare: Des is koa Frau, des is a Art Computer! Aso a Drumm, des liegt im Wohnzimmer und dem konnst wos befehln.

Sepp: Hä? Wos soll denn des sei? A Frau, dera wosma wos befehln konn! So oane gibt’s doch ned! Eher umkehrt!

Kare: Ja, bei de echten, owa des is a elektrische! De hob i als Weihnachtsgschenk kriagt vo mein Schwiegersohn! I hob extra gsagt „i brauch nix“, owa woaßt ja, wia de junga Leit san. „Du kriagst zu Weihnachten wos und aus!“, hoda gsagt.

Sepp: Des hob i aa no ned ghört, dass oaner vom Schwiegersohn zu Weihnachten a elektrisches Wei kriagt hod! Wia kimmt der Mensch aaf sowos?

Kare: Weil des is a Tüftler, a Ingenieur vom Beruf her. Der sagt, ohne moderne Technik bist heitzudogs a glatter Depp! Und drum hod er mir des Zeig gschenkt aaf Weihnachten und hod gsagt: „Schwiegervater, do wirst spitzn!“ Des hoda gsagt!

Sepp: Und? Host gspitzt?

Kare: Gfluacht hob i! I konn dahoam koa Wort mehr sagen, ohne dass sich de Alexa eimischt! De moant allaweil, i moan sie! I wenn mi aafs Kanapee hisitz und sog zu meiner Frau „etza leg i mi a Viertlstund aafs Ohr“, dann sagt de ander, also de Alexa „ich habe Sie nicht verstanden!“ Des geht doch de an Dreg o, ob i mi hileg oder ned!

Sepp: Owa ehrlich! Für wos is de nacha guat? Weil kocha konns ja aa ned, oder?

Kare: Natürlich ned! Da Schwiegersohn hod gsagt, zum Beispiel kannt i sagen: „Alexa, bestell mir eine Pizza“, dann duat de des!

Sepp: A Pizza?

Kare: Online!

Sepp: Mir is Funghi liawa!

Kare: Depp! Online is doch koa Pizzabelag! Woaßt du ned, wos online is?

Sepp: No freilich woaß i des, des war doch a Witz!

Kare: Ach so! Du allaweil mit deine blädn Witze! I konn aa wos anders bstelln, es muass ja koa Pizza sei!

Sepp: Is scho klar! Bloß allaweil Pizza, des is aa nix! Und gsund is aa ned. Wos bstellst nacha sunst no?

Kare: Nix bstell i! Weil i dera Sach ned trau! Man konn aa sagen zu ihr: „Alexa, spiel Musik!“

Sepp: Und wos spielts nacha? An Zwiefachen?

Kare: Momentan gar nix, weil do muassma zerst wos programmiern und des konn i ned!

Sepp: Des is schlecht! Konns sunst no wos?

Kare: Termine konnst ihr sagen!

Sepp: Termine? Wos für Termine?

Kare: Zum Beispiel sagst „Alexa, am Dienstag um 10 Uhr Termin beim Zahnarzt!“ Und des merkt sie sich dann und am Dienstag sagts dann meinetwegen umara neine: „Kare, um 10 Uhr Zahnarzttermin!“

Sepp: Ehrlich? Kare? Kennt de di?

Kare: Des hod da Schwiegersohn eiprogrammiert, dass de Kare zu mir sagt!

Sepp: Krass! Wos alles gibt! Warum muasst denn zum Zahnarzt?

Kare: I muass ja ned! Des war ja bloß a Beispiel!

Sepp: Ach so! Du hättst praktisch aa den Urologen als Beispiel nehma kinna!

Kare: Haargenau!

Sepp: Oder den Internisten.

Kare: Natürlich!

Sepp: Oder den Frauenarzt.

Kare: Depp! Aaf jeden Fall is des a Gschenk, des wos mi nervt! Letztdings sog i zu meiner Frau: „Glaubstas, mi juckts dauernd am Schädl!“ Und d’Alexa glei wieder: „Ich habe Sie nicht verstanden!“ Es is zum Narrischwern! Scho des Jucka, owa de bläde Fragerei nervt no mehra!

Sepp: Des glaubi!

Kare: No schlimmer is, wenns di versteht, owa falsch! I sog gestern zu meiner Frau: „Da Heller hod wieder Streit mit seiner Alten!“ Sagt d’Alexa: „Im Keller die Heizung einschalten?“

Sepp: A geh, des gibt’s doch ned!

Kare: Des gibt’s! Es is zum Verzweifeln! I trau mir im Wohnzimmer scho gar nix mehr sagen, weil de hod Ohren wie ein Luchs, de hört alles!

Sepp: Dann stells halt ins Schlafzimmer!

Kare: Ja freilich! I schnarch in da Nacht wia a Bär! Des hört de doch aa! Dann sagts alle zwoa Minuten „Ich habe sie nicht verstanden!“ Do drah i durch! Do konn i nimmer schlafa!

Sepp: Und wennstas ins Bad stellst?

Kare: Des is aa schlecht. Weil de Töne, wos i da produzier, de brauchts scho glei überhaupt ned hörn! De san nix für a Frau! Ned amal für a elektrische!

Sepp: Do host du aa wieder recht! Des is echt ned einfach! Wos konnma do macha? Wegwerfa konnstas ja aa ned, weil sunst is da Schwiegersohn beleidigt, wennst du sei Weihnachtsgeschenk wegwirfst!

Kare: Ja eben! Owa mei Frau, de is technisch begabt, de hod mir jetza an Trick zoagt, wos i macha muass, dass erträglicher wird!

Sepp: Wos nacha?

Kare: Poweroff!

Sepp: Wos?

Kare: Poweroff! Do san zwoa Schalter dran, oaner hoaßt Poweron und da ander Poweroff.

Sepp: Ach so! Power on und Power off! Einschalten und Ausschalten!

Kare: Haargenau! I hob gar ned gwisst, dass du technisch so begabt bist!

Einer der Höhepunkte im Vereinsleben ist die alljährliche Weihnachtsfeier. Es gibt Punsch und Plätzchen auf Vereinskosten, man blickt besinnlich auf das Jahr zurück, wundert sich, dass es so schnell vergangen ist, singt gemeinsam Weihnachtslieder, die Vereinsjugend führt ein kurzes Krippenspiel oder Ähnliches auf und das Vereinsheim ziert ein geschmackvoll geschmückter Christbaum. Die älteren Vereinsmitglieder werden nach dem zweiten Punsch schon etwas müde, die anderen eher lustig. Alle sehnen sich nach dem Ende des besinnlichen Teiles, der sich oft ziemlich hinzieht, denn danach kommt etwas, was den Leuten gefällt, was Geld in die Vereinskasse spült und was interessant und amüsant ist, nämlich

Die Christbaumversteigerung

Vorstand: So, liebe Vereinskameraden und -kameradinnen, verehrte Kinder! Nach dem gemeinsamen Absingen von „Es wird scho glei dumper“ – schee wars wieder, danke an die Feuerwehrkinder mit ihren glockenhellen Stimmen, wunderschön – wird es jetzt zünftig! Unser Lugge wird in bewährter Manier die Christbaumversteigerung durchführen. Lugge, wia lang machst jetza du des scho, ha?

Lugge: Sinniert, lässt die Jahre, die er schon als ehrenamtlicher Versteigerer tätig ist, vor seinem geistigen Auge ablaufen und kommt dann zu folgendem Ergebnis: Scho ziemlich lang! I glaub, sogar no länger!

Vorstand: Gell! Des hob i aa ungefähr ausgrechnet! Dann tät ich sagen: Lugge, walte deines Amtes! Und gell, liebe Feuerwehrkameradinnen und -kameraden: Tut’s eich spendabel zeigen! Der Erlös kommt dem Feuerwehrverein zugute! Der Kassier tät sich freuen, wenn was zammkimmt! Gell, Ade?

Kassier: Des kannst laut song! Umso mehr, umso besser! Ein Geld hat no nie gschad!

Vorstand: Eben! Ein Dank noch an alle Geschäftsleut und Privatspender, die so großzügig gespendet haben! Sepp, schreib fei des ruhig in d’Zeitung eine, wennst dein Bericht machst! Ohne Sponsoren samma verloren, wia der Dichter sagt! Haha! Auf jeden Fall: Schreibs eine, Sepp! Dank und Anerkennung den Sponsoren!

Sepp: Der zwar Mitglied der Freiweilligen Feuerwehr ist, aber heute primär als Nebenerwerbsreporter fungiert: Eh klar!

Kare: Ungehalten: