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David Yaffe

JONI MITCHELL

Ein Porträt

Aus dem Englischen von
Michael Kellner

Mit einem Nachwort von
Thomas Steinfeld

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Für meine Eltern,
Martin und Connie Yaffe

Vorwort
Nichts ist von Dauer

1

Eigentlich würde ich doch lieber tanzen

2

Let the Wind Carry Me: Lernen, eine Frau zu sein

3

Will You Still Love Me Tomorrow?

4

Ein modernes Alltagsmärchen

5

Bleib dir selbst treu

6

Der Mann der Worte: Leonard Cohen

7

Experienced

8

Clouds

9

Our House

10

Ladies of the Canyon

11

Sand

12

Blue

13

Zwischen Durchbruch und Zusammenbruch

14

Die Sunshine Coast

15

For the Roses

16

Star-Crossed

17

Court and Spark: Etwas Merkwürdiges geschieht

18

Miles of Aisles

19

The Queen of Queens

20

Hejira und die Kunst des Verlusts

21

Crazy Wisdom

22

Discokugel

23

Don Juan’s Reckless Daughter

24

Mingus

25

Ein penetrantes Weibsstück

26

Wild Things Run Fast

27

Dog Eat Dog

28

Notaufnahme

29

Spart euch das Geballer

30

Turbulenzen

31

Wir sehen uns dann

32

Vorhang

33

Just Like This Train

Nachwort
von Thomas Steinfeld

Anmerkungen

Dank

Vorwort
Nichts ist von Dauer

Mit fünfzehn hatte ich eine Highschool-Freundin, die ein paar Jahre älter war als ich – und in diesem Alter zählt jedes Jahr mindestens doppelt. In ihrem Zimmer gab es ein Klavier und eine Stereoanlage, und sie hatte sehr tolerante Eltern. Wir beide gingen auf eine Mittelschule mit musikalischem Schwerpunkt in Dallas; sie sang, ich spielte Klavier. Wir hatten uns angewöhnt, im Stockdunkeln auf dem Bett zu liegen und uns voll und ganz auf das einzulassen, was wir gerade hörten – Velvet Underground, Miles Davis … Eines Tages spielte sie mir Joni Mitchells Blue vor. Jahre später würde Joni mir erklären, dass sie sich in der Zeit, als sie dieses Album aufnahm, überhaupt nicht abgrenzen konnte, so verletzlich war wie »das Zellophanpapier um eine Schachtel Zigaretten«. Wenn man fünfzehn ist, dann ist alles neu und aufregend. Ich verliebte mich in ein Mädchen, und ich verliebte mich in diese Musik. In diesen zärtlichen Zellophanpapierjahren klammerte ich mich an beide.

Im Laufe der Zeit lernte ich, dass Joni, die für ihr sanftes Auftreten in der Öffentlichkeit berühmt war, im Privatleben zäh sein musste. Als Blue 1971 veröffentlicht wurde, hatte sie Polio sowie eine schlimme erste Ehe überstanden und gerade einen Heiratsantrag von Graham Nash ausgeschlagen, ihrem vormaligen Liebhaber. Damals wusste ich das alles nicht. Aber das Bedürfnis, alles über diese Frau zu wissen, die ich da hörte, brachte mich ihr schließlich immer näher.

Im Lauf der Jahre kam ich immer wieder auf Jonis Musik zurück, besonders dann, wenn ich mal wieder daran erinnert werden musste, dass ich auf mich allein gestellt war, wie sie mir in »Troubled Child« klar machte: »So what are you going to do about it / You can’t live life and you can’t leave it.« Autsch. Und doch lag in dieser Stimme, in diesen Akkorden das unausgesprochene Versprechen, dass das Leben weitergehen und voller Überraschungen sein würde. Zwar suchte sie in ihrer Musik immer wieder ein aufmerksames, verständnisvolles Gegenüber, das ihre Sehnsüchte stillen würde, aber uns wies sie an, nicht auf sie, sondern auf uns selbst zu hören. Wir sollten eine Art Übertragung vollziehen. Auf sich selbst hören – das war keine Irreführung. Es war ein Gebot.

Abgesehen davon drängen Jonis Songs die Zuhörer, ihre eigene Biografie zu interpretieren; Joni wollte, dass sie verstehen, wie die Biografie vom Bewusstsein geformt wird. Das wollte auch ich verstehen, und das hoffte ich zu erfahren, als ich Joni Mitchell im Januar 2007 zum ersten Mal traf. Sie hatte gerade die Aufnahmen für Shine abgeschlossen, ihr erstes Album mit neuem Material seit zehn Jahren, und das Alberta Ballet studierte The Fiddler and the Drum ein, eine Zusammenarbeit von Joni und dem Choreographen Jean Grand-Maître. Ich war nach Los Angeles geflogen, um sie für die New York Times zu interviewen.

Es war fünf Uhr nachmittags im La Scala Presto, einem italienischen Lokal in Brentwood. Joni hatte die Trattoria ausgewählt, weil sie zu jenen Restaurants der Stadt gehört, die Strafbescheide gern in Kauf nehmen, wenn sie dafür nur Joni Mitchell zu ihren Gästen zählen dürfen. Joni kam zum Essen und Rauchen hierher. Während in sämtlichen Ballungsgebieten der USA das Rauchen in der Öffentlichkeit verboten wurde, war das Leben für Joni Mitchell immer noch ein Film noir aus den Vierzigerjahren, nikotingesättigt und gespickt mit absurder Schlagfertigkeit. Sie rauchte Tabak, solange es irgendwie möglich war, doch am Ende sah sie sich gezwungen, auf E-Zigaretten umzusteigen.

Ich stand an der Bar des Restaurants und umklammerte mein Glas so fest, dass es in tausend Stücke zerbrach. Das Personal begriff, dass ich auf Joni wartete, und fing an, mich zu beruhigen: Sie sei wirklich nett. Wirklich. Ich fragte, wo sie am liebsten sitzen würde. Natürlich am Tisch vor der Tür, der mit dem Aschenbecher. Es war für die Jahreszeit ungewöhnlich kühl in Los Angeles und ich bat darum, den Heizstrahler einzuschalten. Dann setzte ich mich auf den zweiten Stuhl an ihrem Lieblingstisch. Ich hatte einen Sammelband mit Nietzsches Die Geburt der Tragödie und Nietzsche contra Wagner mitgebracht, weil ich wusste, dass ihre Texte und ihre ›Weltanschauung‹ [Deutsch im Original, Anm. d. Ü.] dadurch beflügelt wurden, sowie Kiplings »If«, das sie vertont hatte. Ich schaute mir noch einmal die letzte Strophe an – die sie, wie ich später erfuhr, nicht in ihre Adaption aufgenommen hatte –, als eine Art Mantra, das mir Kraft geben sollte:

Wenn du die erbarmungslosen Minuten füllen kannst
mit sechzig vollen Sekunden eines Langstreckenläufers,
gehört dir die Erde, und alles, was darauf ist, und –
was mehr ist – du wirst ein Mann sein, mein Sohn!1

Die Erde und alles, was darauf ist, war mir egal, und ich glaubte auch nicht, dass Joni in mir den Mann sehen würde, der ich laut Kipling sein sollte, aber ich wollte herausfinden, warum dieses Gedicht für sie wichtig war.

Mit nur dreißig Minuten Verspätung und damit absolut pünktlich reckte sich mir eine Hand entgegen, die mit so viel Schmuck bestückt war, dass ich sie kaum umfassen konnte. »Ich bin Joni«, sagte sie. »Ich weiß«, war meine Antwort. Sei cool, hör einfach zu, atme. Und hör weiter zu.

Keiner der Weine des La Scala Presto stellte sie zufrieden. Sie verkostete alle. Ein 1998er Chateau Margaux, den sie später zu Hause aus einer Kiste holte, war da schon mehr nach ihrem Geschmack.

Sie war aufgedreht wegen des Albums und nur zu bereit, mit Worten Luft aus diesem »Dampfkessel« zu lassen, wie sie es nannte. Wir sprachen über Miles Davis – wie ihr Schlagzeuger und Liebhaber Don Alias, der an Bitches Brew mitgewirkt hatte, sie ihm vorstellte, und wie Miles sich einmal an sie heranmachte und dann mit einer Art letztem Seufzer vor ihren Füßen zusammenbrach. Sie hatte immer von einer Zusammenarbeit mit ihm geträumt, sagte sie, und es wurde berichtet, dass er all ihre Alben besaß, die sie bis zu seinem Tod veröffentlicht hatte. Sie liebte Duke Ellington, hatte für Coltrane nichts übrig, war aber so vernarrt in Kind of Blue, dass sie auf diesem Album sogar Coltrane mochte. Und Debussy, den sie »De-Boosie« aussprach. Wenn sie La Mer hörte, dann sah sie die See vor sich.

Natürlich redeten wir über das Ballett und die neuen Songs, die außerhalb ihres Kreises bisher noch niemand gehört hatte. Wir redeten über die Umweltkatastrophe, über die Häuptlinge der Native Americans und ihren überlieferten Glauben und den Unverstand der westlichen Medizin. An einer Stelle sagte sie: »Ich bin wütend auf Sokrates.« Wir redeten über unsere gemeinsame Wertschätzung des serbischen Filmemachers Emir Kusturica; dass sie die Gespräche in New York City vermisste; wie großartig Dylans »Positively 4th Street« und »Mr. Tambourine Man« seien und Blood on the Tracks (die New Yorker Aufnahmen, nicht die aus Minnesota), während sie Desire nur »in Ordnung« fand und Modern Times, das gerade herausgekommen war und die Spitze der Hitparade erklommen hatte, einen »Abklatsch« nannte. »Trotzdem sollte man Bob nie unterschätzen«, sagte sie. »Er und Leonard sind meine besten Vorreiter.« Dann verriss sie Cohens Zeile aus »Master Song« – »Deine Schenkel sind verwelkt« sei einer älteren Frau gegenüber einfach nur grausam – und stellte fest, er hätte seinen Worten zwar Taten folgen lassen, indem er ein ordinierter buddhistischer Mönch wurde, jedoch sei er ein »verlogener Buddhist«.

So feindselig all das in gedruckter Form auch klingen mag: Die Lebensfreude war bei allem, was sie sagte, unüberhörbar. Sie liebte es zu provozieren. Sie liebte es, ein – wie sie es nannte – Unruhestifter zu sein. Sie bedeutete nichts als Ärger – und darin war sie richtig gut.

Wir blieben, bis das Lokal Feierabend machte. Die Karawane zog weiter zu ihrem Haus. Am Tor gab es eine Gegensprechanlage. Ich schaute mir ihre Bücherstapel an und bemerkte Simon Schamas Rembrandts Eyes. Natürlich, dachte ich. In ihren Songs ist sie eine große Renaissance-Porträtistin. Jede Nuance ist wichtig, das Chiaroscuro der menschlichen Gefühle, die Obertöne, der Nachhall der Existenz.

Sie schlief tagsüber und arbeitete kettenrauchend in der Nacht. Wir hätten wohl noch bis in alle Ewigkeit reden können. (Und damit meine ich: sie reden und ich zuhören.) Obwohl sie als introvertierte Grüblerin gilt, die sich in »The Sire of Sorrow« mit Hiob vergleicht und von »Acid, booze and ass / Needles, guns and grass / Lots of laughs« singt, hat sie tatsächlich ein Faible für ›großes Gelächter‹. Sie ist einfach umwerfend, wenn sie andere imitiert und Geschichten erzählt, wobei sie im Sekundentakt geistreiche Bemerkungen von sich gibt, die einer Dorothy Parker alle Ehre machen würden.

Nach zwölf Stunden Joni und einer durchwachten Nacht hatte sich mein Realitätsempfinden nachhaltig verändert. Auf dem Flug zurück wollte ich, dass diese Erfahrung sich fortsetzte, und hörte Hejira. Es war eine andere Stimme, die ich zu hören bekam. In der 1976er Aufnahme tritt ihr Saskatchewan-Zungenschlag deutlicher hervor, ihre Freuden und ihre Schmerzen und alles dazwischen.

In den folgenden Wochen führten wir unsere Gespräche am Telefon weiter. Dann erschien mein Artikel über sie, und darin war von Dingen die Rede, die sich für sie wie ein Angriff, wie Betrug anfühlten.

Joni Mitchell machte mich zur Schnecke! Eine Beleidigung nach der anderen warf sie mir an den Kopf. Sie mochte das Bild nicht, das die Times ausgewählt hatte, und besonders ein Begriff war ihr im Hals steckengeblieben: »Mittelklasse«. So hatte ich ihr Zuhause beschrieben. Das Adjektiv hatte eine Saite in ihr angeschlagen – und beileibe keine chromatische –, die direkt ins Herz der Autorin von »The Boho Dance« zielte, der Kunstakademie-Abbrecherin, für die es nichts Schlimmeres gab, als bourgeois zu sein.

»Ich weiß ja nicht, was du dir unter Mittelklasse vorstellst, aber ich lebe in einer Villa, in einem Haus mit vielen Zimmern, und ich habe Renaissance-Antiquitäten.«

»Ich habe gemeint, dass dein Heim – zumindest der Teil, den ich gesehen habe – mich überhaupt nicht eingeschüchtert hat. Es war gastlich. Es war bodenständig.«

»Ja, das stimmt. Du warst im bodenständigen Teil meines Hauses.«

»Ja, bodenständig. Ich hätte ›bodenständig‹ schreiben sollen. Wenn ich könnte, würde ich das jetzt noch ändern.«

Sie war schrecklich enttäuscht von mir. Sie hatte geglaubt, ich sei anders, irgendwie besser als die anderen. Jetzt war ich der Schlimmste von allen.

Jahre vergingen. Eines Abends war ich mit einem Freund von ihr unterwegs, einem Bildhauer, der sie zu dem Song »Good Friends« auf Dog Eat Dog inspiriert hatte. Wir amüsierten uns blendend. Ohne dass ich ihn dazu gedrängt hätte, rief er Joni an und sagte ihr, dass sie unbedingt wieder mit mir reden müsse, was Joni dann auch tat.

Wieder flog ich nach Los Angeles, um sie zu treffen. Selbst im Licht der Leuchtstoffröhren in der Küche war sie noch schöner als auf den Werbeanzeigen für Yves Saint Laurent, die man in allen Zeitschriften zu sehen bekam. Sie wirkte stark, unverwüstlich, keck und hielt kampfbereit den Kopf hoch.

»Dein Konzentrationsvermögen ist gleich Null«, schnappte sie.

»Ich habe zwölf Stunden hier gesessen«, sagte ich. »In welchem Universum bedeutet das, ich hätte kein Konzentrationsvermögen?«

Ich bekam eine Vorstellung davon, welches Universum sie meinte. Ich hatte Fragen zu ihrer Musik vorbereitet, über Kunst, und wir redeten auch über diese Dinge, aber unweigerlich kamen wir immer wieder auf ihre Gefühle zu sprechen, ihren Körper, ihr Verlangen, welche Männer sie begehrte, die Unmöglichkeit von Beziehungen. Während der qualvollen Beschreibung ihrer Fehlgeburt hielt sie plötzlich inne.

»Warum reden wir über so was?«

»Keine Ahnung«, sagte ich. »Ich habe mich darauf vorbereitet, über Musik zu sprechen.« Aber über Musik zu sprechen hieß, über alles zu sprechen, denn Joni Mitchells Songs gehen zu Herzen, zielen ins Mark, auf das, was Leben heißt. Wir saßen nicht einfach einen halben Tag herum und redeten über offene Stimmungen, obwohl wir in gewisser Weise auch das taten.

Und dann spielte sie für mich. Sie schnitt ihre Nägel und schlug eine Sequenz von umwerfenden Akkorden an. Ich erkannte »Ladies’ Man« von ihrem Album Wild Things Run Fast darin wieder, einen Song, zu dem sie der notorische Schürzenjäger David Naylor inspiriert hatte. Warum ausgerechnet diesen, fragte ich sie. »Diese Melodie ist mir gerade eingefallen«, sagte sie. Ich stand auf und betrachtete ihr Spiel aus verschiedenen Blickwinkeln. Ein Foto von 1968 zeigt Eric Clapton, der sie mit dem gleichen Erstaunen anschaut. Sein Gesichtsausdruck sagt ganz eindeutig: »Wie macht sie das bloß?« Noch immer hatte sie die Kraft zu verblüffen. Sie beehrte ihr Ein-Mann-Publikum mit einer Zugabe. Als sie fertig war, klatschte ich.

Nur ein paar Monate nach unserer Begegnung riss eine Ader in Joni Mitchells Gehirn. Wieder musste sie sich zurückkämpfen. Nichts ist von Dauer. Alle Romantiker gehen dem gleichen Schicksal entgegen. Ein Album ist wie ein Roman oder ein Gedicht, allerdings kann man es im Dunkeln hören. Man kann die Platte immer wieder umdrehen, eine neue CD einlegen, den iPod neu starten. Schließt eure Augen. Schon ist Joni Mitchell da, sie wartet auf euch.

Kapitel 1

Eigentlich würde ich doch lieber tanzen

Noch einmal musste sie erklären, wie sie geboren wurde, und wie die Bühne vorbereitet war, damit sie zur Heldin ihres eigenen Lebens werden konnte. Je unwahrscheinlicher, desto heroischer. Alle möglichen Dinge kamen zusammen – außergewöhnliche Dinge, die sich niemand hätte vorstellen können, in ihrer Heimat nicht und auch sonst nirgendwo. Sie hatte in ihrer Jugend keine Luftgitarre vor dem Spiegel gespielt. Aber sie malte, sie tanzte, starb fast, erholte sich, tanzte wieder und fing an, sich zu entfalten.

Roberta Joan Anderson wurde am 7. November 1943 in Fort McLeod, Alberta, geboren. Ihre Mutter hatte als Lehrerin gearbeitet, ihr Vater war beim Militär und wurde später Manager eines Lebensmittelgeschäfts. Die Welt sollte sie unter dem Namen Joni Mitchell kennenlernen, Gewinnerin von acht Grammys (darunter 2002 für ihr Lebenswerk) und seit 2007 Mitglied der Canadian Songwriters Hall of Fame. Ihr Song »Woodstock« spiegelte eine ganze Generation wider, fast routinemäßig tauchte sie unter den von Kritikern erstellten Top Ten der großartigsten Singer-Songwriter des 20. Jahrhunderts auf. »Big Yellow Taxi« und »Help Me« sind weiterhin täglich im Rock-Radio zu hören, Highschool-Schüler zitieren »The Circle Game« in Jahrbüchern, die Aufnahmen von Blue werden heruntergeladen oder auf Spotify und Pandora gestreamt und laufen rund um den Globus zu einem Café Mocha bei Starbucks. »They paved paradise and put up a parking lot« klingt so vertraut, dass es schon fast zum Klischee geworden ist. Im Jahr 2017 lief »Free Man in Paris« in voller Länge in der HBO-Serie Girls, und »Both Sides, Now« wurde bei der Oscar-Verleihung in Erinnerung an ein Jahr gesungen, in dem die Welt den Verlust einer überwältigenden Menge kreativer Größen zu beklagen hatte: von Prince (der Joni liebte) und Leonard Cohen (der Jonis Liebhaber war) über David Bowie, Gene Wilder und Mary Tyler Moore bis hin zu Carrie Fisher. Heute ist Joni Mitchell für uns mehr als nur eine Ikone oder ein Popstar der Siebzigerjahre. Sie ist die unsterbliche Singer-Songwriterin unserer Sorgen, die uns durch unsere Hochs und Tiefs begleitet, die Meisterin des Kunstliedes im 20. Jahrhundert, dessen Tradition bis auf Franz Schubert zurückreicht. Joni ist so introspektiv und wortgewandt wie Bob Dylan und Leonard Cohen, aber in Melodie und Harmonie ist sie beiden voraus, wagt sich an Akkorde, die nur Jazzvirtuosen zu ihrer Zufriedenheit spielen können. Sie tritt nicht mehr auf, aber ihre Alben, Dokumente von Schönheit und Unvollkommenheit, werden noch immer gespielt. So lange Menschen Musik hören, wird ihre Geschichte durch ihre Stimme, die schrägen Akkorde und ihre unverwechselbare Art weitererzählt werden.

In ihren Songs werden große Geschichten großartig verdichtet. Und die Geschichte, mit der alle anderen Geschichten anfingen – die Geschichte von Leben und Heirat Jonis Mutter und ihrer Geburt – wird kurz, kraftvoll und voller Schönheit in einem erstaunlichen Song zum Besten gegeben: »The Tea Leaf Prophecy«.

»Es ist schon eine Menge Vergangenheit auf kleinstem Raum«, erzählte mir Joni. »Meine Mutter, Myrtle McKee, war Lehrerin auf dem Land, dann zog sie in die Stadt. Dort arbeitete sie in einer Bank, die neben einem Polizeirevier lag, aus dessen Fenstern man nach unten in den Kassenbereich schauen konnte. Die Polizisten flirteten ständig vom Fenster aus mit den Kassiererinnen. Die aber fanden Mounties und Cops widerlich. Sie ging mit einer Freundin in ein schickes Hotel, wo es jemanden gab, der aus Teeblättern, aber auch aus der Hand las. Sie trugen weiße Handschuhe und Hüte und alles war ziemlich affektiert, die letzten Tage der anglophilen Ära in Kanada. Es war also eine sehr vornehme Angelegenheit. Der Teeblätterleser sagte ihr drei Dinge: In einem Monat werden Sie verheiratet sein, und in einem Jahr werden Sie ein Kind haben, Sie werden lange leben und einen langsamen, qualvollen Tod sterben. Was schon ziemlich grausam ist zu sagen, selbst wenn man es tatsächlich in den Teeblättern gelesen hat.«

Als Joni den Song für ihr Album Chalk Mark in a Rainstorm (1988) das erste Mal aufnahm, verwendete sie noch ein Pseudonym für ihre Mutter: Aus Myrtle McKee wurde »Molly McGee«. Zunächst erzählt sie vom Besuch ihrer Mutter bei dem Wahrsager:

Newsreels rattle the Nazi dread

The able-bodied have shipped away

Molly McGee gets her tea leaves read

You’ll be married in a month they say

»Diese Teeblätter spinnen«, sagte Molly McGee. Das ist alles ein Witz. Teeblätter zu befragen ist nicht verrückt, aber diese hier ergeben einfach keinen Sinn. Jonis musikalische Lösung ist figurativ. Da sind keine Männer, sondern nur »boys, talking to teacher in the treble clef«. Die nächste Strophe ist eine zauberhafte, schwärmerische Nacherzählung der unwahrscheinlichen Kriegsromanze ihrer Eltern. Der Mann in dieser Geschichte ist, wie ihr Vater William Anderson, genannt Bill, ein Feldwebel auf zweiwöchigem Fronturlaub. Sie treffen sich, und damit ist ihr Schicksal besiegelt. Joni stellt sich vor, wie ihre jungen Eltern sich zärtlich lieben – ein Thema, das den meisten wohl peinlich wäre:

Oh these nights are strong and soft

Private passions and secret storms

Nothin’ about him ticks her off

And he looks so cute in his uniform

Dieser Liebesgeschichte folgen übergangslos die langen, harten Winter in der kanadischen Prärie, die das häusliche Leben ihrer Mutter bestimmen. Hausarbeit ohne Ende, eine unbarmherzige und banale Plackerei. Auch ihre immer wieder geäußerte Absicht, dem zu entkommen, wird zur Monotonie:

She says »I’m leavin’ here« but she don’t go

Joni hat ihr ganzes Leben lang und auch in ihrer Musik versucht, die Geschichte ihrer Eltern zu enträtseln. Warum hatte das Schicksal Myrtle McGee, Lehrerin an einer Zwergschule und dann Angestellte einer Bank in Regina, und William Anderson, Feldwebel der Royal Canadian Air Force auf Fronturlaub, zusammengeführt? Andersons Familie stammte aus Schweden. Als die erwachsene Joni ihn fragte, warum sein Familienname sich nicht wie üblich »Andersen« schreiben würde, antwortete er, in Ellis Island hätten sie aus »Amberson« »Anderson« gemacht. Wegen ihrer hohen Wangenknochen vermutete sie, einen Schuss samisches Blut zu haben. Außerdem fragte sie sich, ob die Familie ihres Vaters nicht vielleicht einen jüdischen Namen kaschieren wollte.

Sie wuchs in den Babyboom-Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg auf, aber sie war ein Einzelkind. Die Unzufriedenheit ihrer Mutter mit Heirat und Mutterschaft zieht sich wie ein roter Faden durch »The Tea Leave Prophecy«: »She says ›I’m leavin’ here‹ but she don’t go.« Außerdem gibt Myrtle ihrer einzigen Tochter einen Rat:

»Hiroshima cannot be pardoned!

Don’t have kids when you get grown.«

Joni fand diese Zeile aus dem wirklichen Leben verwirrend. »Sie sagte das immer wieder zu mir: ›Bekomm bloß keine Kinder, wenn du erwachsen bist.‹ Ich war ein Einzelkind und fand das beleidigend. Es hieß einfach, dass ich eine Nervensäge war. Das war ein Streitpunkt zwischen uns. Sie war ziemlich intolerant, übervorsichtig und konservativ, sie ging keinerlei Risiken ein, zeigte keine Gefühle oder sonst irgendwas.«

Joni hielt ihre Eltern für unzulänglich. Als Kleinkind hatte sie einen wiederkehrenden Traum – eher Albtraum –, in dem sie mit ihren Eltern im Auto saß und der Vater die Kontrolle über den Wagen verlor. »Ich wachte mit einem fürchterlichen Gefühl auf«, erzählte sie mir. »Ich habe nie so richtig verstanden, was dieser Traum mir sagen wollte, und normalerweise fällt es mir nicht schwer, meine Träume zu deuten, denn ich kenne ihre Symbolik recht gut. Aber es ging um etwas, das tatsächlich passiert ist. […] Mein Traum war ein gespeichertes Foto dessen, was seiner Irrationalität vorausging. Es war ein strahlender, sonniger Tag und die Straße vor uns war überschwemmt. Der Sumpf war übergelaufen und hatte die Straße unter Wasser gesetzt. Wir schwebten in Gefahr. Und auch als Kind war mir klar: Was macht er denn da? Wende dieses verdammte Auto. Also begann ich am Daumen zu nuckeln und bekam so einen Überbiss. Das Urteilsvermögen meiner Eltern war immer richtig beschissen. Diese Leute denken einfach nicht nach, und ich bin so klein und auf sie angewiesen. Hilfe! Ich musste also schon sehr früh auf mich selbst aufpassen.«

Viele Jahre später war sie mit ihrem Freund Tony Simon bei ihrem Vater und sie redeten über Träume; ihr Vater war normalerweise ein verblüffend guter Traumdeuter. Joni erzählte ihm ihren Traum, den sie immer noch nicht verstand. Ihr Vater ließ beschämt den Kopf sinken.

»Na ja, das ist tatsächlich passiert«, sagte er. »Das war absolut unvernünftig von mir.«

Joni hatte schon als Kind vermutet, dass ihre Eltern ihren Aufgaben als Erzieher nicht gewachsen waren, und bekam jetzt eine überzeugende Bestätigung dafür. Sie schwankte zwischen offener Verachtung und dem Drang, ihre Eltern zu beschützen. »Ich war gerade mal zweieinhalb Jahre alt und merkte, dass meine Eltern nicht ganz dicht waren – dass ihnen jegliches Urteilsvermögen fehlte. Oder dass sie sich verhielten, als seien sie in Gefahr. Nach diesem Vorfall erkannte ich, dass mein Vater angreifbar und ich ihm in gewisser Weise überlegen war. In der Schule musste ich mir immer wieder anhören: ›Wenn du noch einmal so über deinen Vater redest, dann hau ich dir eine runter.‹«

An die Defizite ihrer Mutter hatte sie ähnliche Erinnerungen. Jonis Kindheitsfreundin Sharon Bell (jetzt Sharon Veer) erinnerte sich: »Joni und ich hingen in ihrem Haus herum, und Myrt ging einkaufen. Es sollte Leber zum Abendessen geben, denn Joni mochte Leber, was ich damals überhaupt nicht verstand. Myrt ging in den Keller, stolperte, fiel hin, die Leber flog durch die Luft und Myrt lag auf dem Boden. Wir standen alle oben an der Treppe und starrten sie an. [Unsere Freundin] Marilyn sagte: ›Ist sie tot?‹ Und Joni antwortete: ›Ich weiß nicht, aber ich glaube, heute Abend gibt es keine Leber.‹ Aus irgendeinem Grund fand Joni das urkomisch. Sie hat mir diese Geschichte bestimmt jedes Mal erzählt, wenn wir uns trafen.«

Das Fast-Unglück und Jonis wiederkehrender, traumatischer Albtraum bestätigten ihr Gefühl, dass ihre Kindheit ein andauernder Autounfall war. Sie war mit ihren biederen und konservativen Eltern alleine in einem Haus auf dem Land, dessen Schönheit sie bewunderte, während sie den Provinzialismus hasste. Niemand konnte nachvollziehen, was die Kränkungen und Unzulänglichkeiten ihrer Eltern mit Joni machten. Niemand wusste, wie oft sie das Gefühl hatte, dass das Gefährt Familienleben sich überschlagen und zu Bruch gehen würde.

Joni spürte, dass es ihren Eltern an vision mangelte – sowohl bildlich als auch buchstäblich. Sobald sie Farben wahrnehmen konnte, war sie Bill und Myrtle Anderson immer etwas voraus. »Meine Eltern sind beide farbenblind und ich habe einen ausgeprägten Farbsinn«, erinnerte sich Joni. »Ich weiß nicht, wie sie sich im Straßenverkehr zurechtgefunden haben. Mein Vater wollte Pilot werden, aber er durfte nicht, und das hat ihm das Herz gebrochen. Er konnte die Farben der Landebahnbeleuchtung nicht erkennen. Sie haben nie versucht zu malen oder so was. Man kann schon malen, wenn man farbenblind ist, nur kommen dann eben grüne Himmel und rotes Wasser dabei heraus, was ja auch in Ordnung ist. Die Leute werden denken, dass man ziemlich modern ist, wagemutig. «

Jonis Mutter war Hausfrau, ihr Vater Einkäufer bei Shelly Bros., denen die »OK Economy«–Lebensmittelkette gehörte. Ihr Lebensstil war bescheiden, sie wollten nie zu viel Aufmerksamkeit erregen. Und dann bekamen sie Joni.

»Ich kannte ihre Eltern sehr gut«, sagte Tony Simon, Jonis Freund von der Nutana Collegiate High School und den Tanzabenden im YMCA in Saskatoon. »Sie waren mit meinen Eltern befreundet, aber das war eher eine Ausnahme. Meine Eltern waren sehr gesellig. Die Andersons nicht. Sie waren sehr nett, doch sie gingen nicht viel unter Leute. Wenn Joni jemanden mit nach Hause brachte, waren sie aber immer sehr aufgeschlossen. Sie waren aufmerksam. Besonders ihr Vater – wenn man ihn kennenlernte und selbst älter als fünfundsechzig war, dachte man, was für ein netter, entspannter Typ. Man bekam nicht mit, dass er ein ziemliches Konkurrenzdenken hatte. Nicht viele Golfer erreichen eine Punktzahl, die ihre Anzahl an Lebensjahren übertrifft. Er schon. Er war auch Tennis-Champion, und ich glaube, Joni hat ihr Konkurrenzdenken zum Teil von ihm. Aber er redete nicht groß darüber. In Saskatchewan gab es während des Krieges und kurz danach kaum Konkurrenzdenken. Manager eines Lebensmittelladens zu sein war durchaus prestigeträchtig. Die Familie hatte nicht viel Geld, aber damals gingen die Leute mit ihren Ressourcen sorgfältiger um. Verglichen mit dem, was man heute so sieht, hatte Joni ein verdammt gutes Leben. Musste sie sich nach der Decke strecken? Nicht wirklich.«

Joni wuchs in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg auf – eine Zeit, die sie prägte. Sie machte sie zu einer Rebellin, mit einem Schuss von Rosie, der Nieterin, in ihrer DNA. Gleichzeitig war sie eine junge Frau der Fünfziger; sie wurde während der »Mad Men«-Ära erwachsen, als das Glück nur einen Einkaufsbummel entfernt zu sein schien. »Es gab nur zwei Läden in der Stadt«, erklärte Joni. »Meinem Vater gehörte der Lebensmittelladen und dem Vater von Marilyn McGee der Gemischtwarenladen. In unseren Kinderaugen war der Simpsons-Seals-Katalog etwas ganz Prächtiges, wir nannten ihn nur ›Das Buch der Träume‹ … Wir lagen auf dem Bauch und schauten uns jede Seite an … suchten unseren Lieblingshüfthalter und unsere Lieblingssäge und einen Lieblingshammer heraus. ›Den find ich total toll.‹ Seite für Seite, ›Der gefällt mir am besten‹. Auf diese Art lernte man zu shoppen, noch bevor man Geld hatte, man lernte, wie der Auswahlprozess süchtig machen kann.«1 Die Lust am Shoppen ließ Joni nie wieder los. Noch heute sagt sie: »Du könntest mit mir irgendwohin gehen, egal, ob mit viel oder wenig Geld, ich verfalle sofort in ein ›Für das Geld ist das was Gutes. Das ist schön‹.« Und auch Musik mochte Joni schon immer. »Die Hit Parade lief eine Stunde am Tag – von vier bis fünf Uhr nachmittags«, erinnert sie sich. »Am Wochenende spielten sie die Top Twenty. Der Rest war Mantovani, Country und Western und eine Menge Radiojournalismus. Country und Western machten den Großteil aus, aber dafür konnte ich mich nicht begeistern. Das war mir zu einfach. Ich mochte schon als Kind komplexere Melodien. Und als Teenager liebte ich es zu tanzen. Das war mein Ding. Ich organisierte also einen Tanzabend am Mittwoch, weil ich es bis zum Wochenende kaum aushielt. Am liebsten tanzte ich zu Chuck Berry. Ray Charles. ›What I say.‹ Ich mochte Elvis Presley. Und die Everly Brothers.«2

Sie nannte sich selbst eine »Amüsiernudel«, und ihre Schulfreunde geben ihr da noch immer recht. Das Lachen am Ende von »Big Yellow Taxi« war ihnen so vertraut wie der Anruf eines alten Freundes. »Ich war antiintellektuell bis zum Abwinken«, erklärte sie. »Im Prinzip mochte ich tanzen und malen, und das wars dann auch. Ernsthafte Diskussionen waren zu der Zeit meistens pseudointellektuell und langweilig. Und wenn ich Teenager zusammensitzen sah, die die Probleme der Welt lösen wollten, dann dachte ich, ›Da würde ich doch lieber tanzen‹.«3 Ihre Vorbehalte gegen das Intellektuelle rührten zum Teil daher, dass sie wenig Interesse am Auswendiglernen zeigte. Als kleines Mädchen hatte sie die Sonntagsschule im Gemeindehaus besucht, die stark an die der anglikanischen Kirche angelehnt war. Der Einfluss Englands auf die kanadische Kultur war sehr stark, und in den Vierziger- und Fünfzigerjahren, in denen Joni aufwuchs, kamen fast die Hälfte aller Einwanderer aus Großbritannien. Joni erinnert sich: »Ich ging wegen all der Babyboomer hin. In die dritte Klasse. Wir bekamen Noten und wurden in Gruppen eingeteilt. Und die alte Lady, die man aus dem Ruhestand geholt hatte, um diese Klasse zu unterrichten, war zwar fröhlich und wohlmeinend, aber in ihrer Lehrmethode ziemlich altmodisch. Sie prüfte uns und änderte die Sitzordnung. Die Einser-Schüler saßen von nun an in einer Reihe und hießen Hüttensänger. Auch die Zweier-Schüler setzte sie in eine Reihe, das waren die Rotkehlchen. Alle Dreier-Schüler hießen Zaunkönige und saßen in einer anderen Reihe. Erst dann kamen die Trittbrettfahrer, die sie Krähen nannte. Ich schaute mir die Einser-Schüler an, die ihre Hände auf die Tische pressten und aussahen, als hätten sie irgendetwas Wichtiges erreicht, und es war nicht einer dabei, den ich für besonders klug hielt. Sie sahen alle einfach stolz aus, und ich weiß noch, wie ich sie anschaute und dachte: ›Ihr habt nichts anderes gemacht, als etwas zu wiederholen, was sie euch vorgesagt hat.‹ In diesem Augenblick habe ich mich vom Schulwesen verabschiedet und gedacht: ›Von heute an versuche ich es gar nicht mehr, bis jemand eine Frage stellt, auf die niemand eine Antwort weiß.‹«

Dieses Hin und Her zog sich durch Jonis ganze Karriere: Zum einen wollte sie sich nicht auf das einlassen, was sie als zu vernachlässigende Parameter für Erfolg betrachtete, zum anderen aber wollte sie die Menschen auf ihre Begabungen aufmerksam machen. Später sollte sie sagen: »Ich kann mir gar nicht vorstellen, mir selbst untreu zu werden. Ich glaube, dazu bin ich gar nicht in der Lage. Damit meine ich den Versuch, ein kommerzielles Album zu machen. Ich mache einfach und denke: ›Wenn ich ein Kind wäre, dann würde mir dieser Song gefallen‹ … Man muss erstmal eine gewisse Greifbarkeit haben und dann etwas, das über Jahre hinaus funktioniert. Wenn es um Qualität geht, ist das einfach so. In der Malerei ist das anerkannt, aber ich arbeite nun mal in einer Wegwerfindustrie. Ich bin eine bildende Künstlerin, die in einem kommerziellen Umfeld arbeitet – das ist das Kreuz, das ich tragen muss.«4 Dieses Kreuz, anders zu sein, nahm Joni schon in ihrer Kindheit auf sich. Sie suchte Trost, wo immer er ihr gewährt wurde. Als sie zum Beispiel anfing, sich mit Astrologie zu beschäftigen, stieß sie auf etwas, das ihr wie eine Bestätigung für ihr Interesse an schwierigen Fragen vorkam. »Ich begeisterte mich für Tierkreiszeichen und fand heraus, dass ich am gleichen Tag wie Marie Curie Geburtstag habe [7. November], dem Tag der Entdecker, in der Woche des Tiefgangs. Es ist also die tiefgründigste Woche des Jahres, und ich bin durchaus eine Entdeckerin. Ich habe nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine wissenschaftliche Begabung. Die Sterne haben mir auch diese wissenschaftliche Begabung geschenkt.«

Und so wenig sie Lust dazu hatte, wie ein Papagei das nachzuplappern, was ein Lehrer ihr vorsagte, so wenig konnte sie die Bibel für bare Münze nehmen. »Ich habe mich von der Kirche verabschiedet, denn ich fing an, Fragen zu stellen, die ihnen peinlich waren«, erzählte sie mir. Dann fuhr sie mit der Geschichte jenes Tages fort, an dem sie in der Sonntagsschule mit ihren Fragen für Aufruhr sorgte.

»Der erste Mann und die erste Frau waren Adam und Eva, nicht wahr?«

»Stimmt«, sagte die Lehrerin.

»Und sie hatten zwei Söhne, nicht wahr?«

»Stimmt, Kain und Abel.«

»Und Kain tötete Abel, und dann heiratete Kain. Aber wen hat er geheiratet? Eva?«

Das Gesicht der Lehrerin »verzog sich zu einer Grimasse«, erinnerte sich Joni. »Ich wusste ja, dass es bloß eine Frau gab. Und dann heiratete er. Also musste er die einzige Frau heiraten. Das verursachte eine Art Kurzschluss bei der Sonntagsschullehrerin, und ich ging nicht mehr hin. Sie sorgte dafür, dass ich mir ganz schäbig vorkam, also weigerte ich mich, weiter hinzugehen.«

Sie hatte so viel Mut gezeigt, und doch gab es diese verräterische Verletzlichkeit – sie hatte die Lehrerin herausgefordert, aber sie erinnerte sich hauptsächlich daran, dass diese dafür sorgte, dass sie sich schäbig vorkam. Dieses Muster sollte sich mit Freunden und Liebhabern, Managern der Musikindustrie und ihren wankelmütigen Fans wiederholen. Joni konnte laut werden, aber viele Menschen hatten keine Vorstellung davon, wie verletzlich sie war und wie schnell sie verbale Angriffe bemerkte und spürte, die ihr Gegenüber nicht einmal bewusst an sie richtete.

Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, dass sie die Seele einer Wissenschaftlerin und das Herz einer Künstlerin hatte; sie war immer dabei, sich mit etwas zu beschäftigen, das man »die Wahrheit« nennen könnte. Sie erinnert sich, wie sie zu ihrer Mutter sagte: »Ich mag Geschichten, aber da fehlen ein paar Seiten.« Die Geschichten kamen ihr einfach nicht vollständig vor. Ein paar Jahrzehnte später stand Joni Mitchell immer noch zu ihrem jüngeren Ich und seinem mädchenhaften Blick auf die Welt. »Das habe ich wirklich gut erkannt. Denn in der Bibel fehlen ja tatsächlich ein paar Seiten, ganz buchstäblich. In dem Alter konnte mich niemand verspotten oder veralbern oder dazu bringen, etwas zu tun, was ich tun sollte. Ich zeichnete Kleider. Ich würde Modedesignerin werden. Ich zeichnete Cartoons, ich schrieb lustige Sachen. Ich lebte in meiner eigenen Welt.«

Joni war nicht das einzige Mädchen, das in der kanadischen Provinz aufwuchs, die es umgebende Welt ablehnte und sich eine eigene schuf. Als Margaret Atwood 2007 bei der »Canadian Songwriters Hall of Fame«-Zeremonie die Laudatio auf Joni Mitchell hielt, sprach sie über ihre vergleichbaren Kindheiten. »Keine Angst, ich fange nicht an zu singen«, witzelte sie und fuhr fort: »Joni Mitchell und ich haben einiges gemeinsam. Obwohl ich älter bin und sie blonder. Zum Beispiel gehörten wir beide zur ›Gesellschaft der kanadischen Verrückten‹. Das war Anfang der Sechzigerjahre, als Kanada ein weißer Fleck auf der kulturellen Weltkarte war. Wenn man sagte: ›Ich bin Romanschriftstellerin‹, oder: ›Hi, ich bin Joni Mitchell, ich werde mal eine weltbekannte Singer-Songwriterin sein‹, dann sagten die Leute: ›Du bist ja verrückt.‹« Atwood fügte noch hinzu, man müsse das »mit zehn multiplizieren, wenn man aus den Prärien kam. Aber Joni war das egal. Und sind wir nicht alle froh darüber?«5

Über den Witz mit den kanadischen Verrückten musste Joni laut lachen, aber wenn man sah, mit welch liebendem, wissendem Blick sie Atwood anschaute, merkte man, wie viel Mitleid sie mit ihrem jüngeren, isolierten Ich hatte. In der Welt, in der sie aufwuchs, konnte sie nicht verstehen, dass sie nicht verrückt war, als sie ihre erste Ukulele in die Hand nahm und nicht wieder aufhören wollte zu spielen, obwohl ihre Freunde sie darum baten. Es wäre schön gewesen zu verstehen, dass sie nicht bloß ein sehr schräger Vogel war, sondern ein hochfliegender Eistaucher, der wie Margaret Atwood zu einem weit verstreuten Schwarm mutiger, fantasievoller Frauen gehörte.

Joni kannte Margaret Atwood nicht, aber sie fand eine Geistesverwandte in Sharon Bell, deren Familie 1946 nach Maidstone zog. Die Mädchen wohnten zwei Jahre nah beieinander, bis Jonis Familie mal wieder umzog, nach North Battleford. Aber Sharon kam jedes Jahr für einen Musikwettbewerb dorthin, der volle zehn Tage dauerte. »Man konnte in die Kirche gehen und beim Wettsingen der Chöre zuhören, oder man konnte zur Schule gehen. Ich ging in die Kirche«, erinnerte sich Joni. Sie betrachtete sich damals nicht als Musikerin, sie hatte noch nicht einmal ein Instrument in die Hand genommen. Vielmehr entdeckte sie in sich eine Begabung für bildende Kunst. »Meine Hundehütte war die beste von allen«, sagte sie. »Die der anderen waren alle zu schmal oder schief. Wir sollten perspektivisch zeichnen. Ihre Perspektive war verzerrt. Meine Hundehütte war gut, solide, mit einem U-förmigen Eingang. Sie zeigte, dass ich die Perspektive verstanden und einen ruhigen Strich hatte. In diesem Augenblick hatte ich etwas gut gemacht. Ich war sogar die Beste. Also sagte ich: ›Ich bin eine Künstlerin.‹« Aber die meisten ihrer Lehrer versagten Joni die entsprechende Anerkennung. Auf ihrem Zeugnis am Ende der sechsten Klasse steht: »Joan sollte sich auf andere Dinge als Kunst konzentrieren.«6

Joni ging zu den Musikwettbewerben – aber nur als Zuschauerin und unterstützende Freundin. Doch wie es nun mal ihre Art war, interessierte sie sich dafür, wie in diesen Wettbewerben Spitzenleistungen erzielt wurden. Sie hatte drei Freunde, die regelmäßig daran teilnahmen. »Die eine war Sharon, die anderen beiden Peter Armstrong – er trat später einem Ensemble bei, das italienische Opern aufführte – und Frankie McKitrick, ein frühreifer Pianist. Frankie und Peter waren meine besten Freunde in North Battleford. Sharon kam dann in die Stadt, und ich sah mir die Wettbewerbe an und achtete darauf, was die Preisrichterin sagte – was gut an dem Vortrag war und was nicht. Ich saß einfach da und hörte aufmerksam zu; die Herausforderung war, ob ich vorhersagen konnte, was die Preisrichterin sagen würde. Häufig waren wir einer Meinung, aber ebenso häufig bemerkte sie Sachen nicht, die ich bemerkte und die ich für Mängel in der Aufführung hielt. Das war eine Art indirekte musikalische Ausbildung.«

Vor allem Frankie hatte großen Einfluss auf Jonis frühen Musikkonsum. »Wir gingen zusammen in ein paar ziemlich abgefahrene Filme. Meine Mutter war entsetzt, dass der Direktor, sein Vater, uns die Schule schwänzen ließ, um ins Kino zu gehen.«7 Dort schauten sie sich unter anderem War es die große Liebe? mit Kirk Douglas und James Mason an, dessen Titelsong eine »hinreißende träumerische, dunkle Melodie« hatte, die Joni so aufwühlte, dass sie danach Musikerin werden wollte. Es war Rachmaninows »Rhapsodie auf ein Thema von Paganini«. »Das Ballett im Film«, erzählte sie weiter, »kommt mir inzwischen blöd vor, aber als Kind fand ich es toll. Es war so aufregend.

Und dieses Musikstück begeisterte mich total. Es war das schönste Stück, das ich je gehört hatte. Ich musste die Schallplatte haben. Ich bat meine Eltern, sie mir zu kaufen, aber das war finanziell nicht drin. Sie kostete fünfundsiebzig Cent oder so. Also ging ich in Grubmans Kaufhaus, nahm die Platte aus ihrer braunen Hülle und spielte sie zwei oder drei Mal in der Hörkabine und war einfach hingerissen.«8

Im Alter von elf Jahren zog Joni nach Saskatoon um, und das Leben wurde erfreulicher. Sie kam in die Klasse von Arthur Kratzmann, der sich an der Queen Elizabeth School durchaus eines Rufes erfreute. »Er war der Held meiner Kindertage und … begeisterte mich für viele Dinge. Er las uns Kim von Rudyard Kipling vor. Er kam in das Klassenzimmer und sagte: ›Dieser Lehrplan ist einfach nur Mist. Ich werde euch das beibringen, was ich weiß. Ich weiß nicht viel. Ich weiß meinen Namen. Und ich bin Australier, also werden wir uns in dieser Klasse auf Australien konzentrieren, und ihr werdet alle mit Bravour bestehen, aber bis dahin werde ich euch etwas über Australien beibringen.‹ Er war auf seine Art ein kreativer Typ, und er fluchte. Das fand ich großartig.«

Joni sollte ihm ihr erstes Album widmen, Song to a Seagull: »For Mr. Kratzman [sic], who taught me to love words.« Joni ging voller Selbstvertrauen in Mr. Kratzmanns Unterricht, bekam aber für ihre Hausaufgaben in kreativem Schreiben nur Dreien. An ein Gedicht erinnert sie sich besonders, und auch an Kratzmanns Reaktion darauf: »Ich schrieb ein ambitioniertes Versepos für seinen Unterricht, das ging so: ›Softly now the colors of the day fade and are replaced by silver grey as God prepares his world for night and high upon a silver-shadowed hill, a stallion white as newly fallen snow stands deathly still, an equine statue bathed in silver light …‹ Als ich das Gedicht zurückbekam, strotzte es nur so von Rot. An alle eingekreisten Stellen hatte er ›Klischee, Klischee, Klischee‹ geschrieben … ich bekam eine 2 dafür. Dann las ich das Gedicht des Jungen, der neben mir saß und eine 1+ bekommen hatte, doch es war ganz fürchterlich, deshalb blieb ich nach Schulschluss noch da und fragte: ›Verzeihung, warum hat er eine 1+ bekommen, und ich nur eine 2?‹ Er sagte: ›Etwas Besseres wird er nie zustande kriegen, aber du, du kannst das viel besser. Selbst wenn du nur beschreibst, was du am Wochenende gemacht hast, würde etwas viel Interessanteres dabei herauskommen‹«.9

›Übrigens‹, fuhr er fort, ›wie oft hast du Black Beauty gesehen?‹«

Joni vergaß diese Lehrstunde nie. In den Neunzigern gab sie dem Gitarristen Robben Ford ein paar Tipps in Sachen Songwriting: »Wenn du ein Klischee entdeckst, dann streich es dir an und ersetz es durch etwas, das kein Klischee ist.«

Sharolyn Dickson war mit Joni in der siebten Klasse bei Mr. Kratzmann und wusste, wie sehr sie ihn bewunderte. »Ich glaube nicht, dass sie sich selbst für besonders gebildet hielt, aber er hat das aus ihr herausgekitzelt, denn er machte mit uns sehr viel kreatives Schreiben«, erinnerte sich Dickson. »Wenn sie also sagt, dass er ihr beibrachte, die Worte zu lieben, dann hat sie das wohl wirklich von ihm. Und bei den Noten war er bei ihr strenger als bei uns anderen. Seine Noten orientierten sich an den jeweiligen Fähigkeiten, und er hatte sehr hohe Ansprüche an sie. Wenn sie diese Erwartung nicht erfüllte, dann benotete er sie auch entsprechend.«

Damals verstand Joni seine pädagogischen Prinzipien, aber mit den Jahren, und besonders, als ihre Verbitterung gegenüber einer wachsenden Gruppe von Menschen aus ihrer Vergangenheit immer größer wurde, fragte sie sich doch, ob das fair gewesen war.

»Er nahm ihre Arbeiten oft als Beispiel, um uns etwas klarzumachen«, berichtete mir Dickson. »Er schrieb sie an die Tafel. Wir hatten das Gefühl, dass sie schon damals eine herausragende Autorin war. Und Kratzmann war völlig unkonventionell. In der sechsten Klasse hatten wir bereits von ihm gehört, daher waren wir alle ganz aufgeregt, als wir zu ihm kamen. Wenn unsere Eltern gewusst hätten, was er so von sich gab, dann hätten sie sofort vor seiner Tür gestanden. Er bewegte sich weit jenseits aller Normen.«

In Anspielung auf Nietzsche erklärte er Joni: »Du musst lernen, mit deinem eigenen Blut zu malen und zu schreiben.«10 »Das hat sie aufgegriffen«, sagte Kratzmann. »Sie fing an, kurze Texte über ihr Leben zu schreiben, und natürlich würde man heute nie auf die Idee kommen, das Joni Mitchell jemals nicht kreativ war.«

In Susan Lacys Dokumentarfilm American Masters erzählte Joni 2003, dass Kratzmann zu ihr gesagt hatte: »Wenn du mit einem Pinsel malen kannst, dann kannst du auch mit Worten malen.«11 Dies wurde zum roten Faden ihres im Fernsehen ausgestrahlten Konzerts Painting with Words and Music.

Kratzmann, der später Studiendekan an der University of Regina wurde und 2015 starb, erinnerte sich, dass Joni damals ganz am Anfang ihrer kreativen Entdeckungsfahrten stand. »[Joni] konnte gut schreiben … Sie ahmte vieles nach. Sie sah ein Landschaftsbild und malte ein Duplikat, und wenn es um Gedichte ging, dann neigte sie dazu, zum Beispiel Wordsworths Narzissen zu nehmen und ein Gedicht über Tulpen zu schreiben, im gleichen Stil und Reimschema.«12

Joni brachte sich viel durch Kopieren bei. Sie musste selbst die Worte schreiben, die Bilder malen und Töne spielen – oder es zumindest versuchen. Ihren ersten Picasso und Matisse sah sie im Haus einer Klassenkameradin, der Enkelin des kanadischen Industriellen und Kunstsammlers Frederick S. Mendel. Mendel sollte auch der wichtigste Unterstützer von Saskatoons erster Kunstgalerie werden. Joni liebte Picasso. Sie fand es großartig, dass er ein Unruhestifter war, und bewunderte, wie sie sagte, »seine permanente Kreativität, seine Ruhelosigkeit«.13 Auch ihre Beziehung zur Musik basierte auf den Persönlichkeiten der Künstler. Von Duke Ellington konnte sie nicht genug bekommen, und mit dem Altsaxophonisten Johnny Hodges verband sie etwas Intuitives. »So kokett«, sagte sie später. Joan Anderson zerlegte als Mädchen Bilder, Gedichte, Literatur und Songs, so wie andere Kinder Toaster auseinanderbauen.

Von Kratzmann abgesehen waren ihre Erfahrungen mit der Schule eine Serie von Enttäuschungen. Allerdings fand sie einen Weg, eine engagierte Unruhestifterin zu sein. »Ich habe schon in ganz jungen Jahren begriffen, dass das ganze Schulsystem darauf angelegt ist, einem beizubringen, was man denken sollte, und nicht, wie man denkt. Es gibt keinen echten Spielraum für freies Denken. Man wird darauf abgerichtet, sich in eine Gesellschaft einzugliedern, in der freies Denken ein Ärgernis ist. Ich mochte einige Lehrer wirklich gern, aber das, was sie unterrichteten, interessierte mich überhaupt nicht. Also versuchte ich, ihnen entgegenzukommen – ich glaube, sie bekamen mit, dass ich kein Idiot war, obwohl mein Zeugnis ganz danach aussah. Ich habe im ganzen Mathematikraum Tuschezeichnungen und Portraits von Mathematikern aufgehängt. Für meinen Biologielehrer habe ich einen Lebensbaum gemalt. Ich blieb nach dem Unterricht immer noch lange in der Schule, kniete auf dem Boden und malte etwas.«14

Damals verfasste sie nur wenige Gedichte, aber eines davon, das sie mit sechzehn schrieb, ragt heraus: »The Fishbowl«.

The fishbowl is a world diverse

where fishermen with hooks that dangle

from the bottom reel up their catch

on gilded bait without a fight.

Pike, pickerel, bass, the common fish

ogle through distorting glass see

only glitter, glamour, gaiety

and weep for fortune lost.

Envy the goldfish? Why?

His bubbles are breaking ’round the rim

while silly fishes faint for him.15

Joni weiß noch, dass sie das Gedicht über die Promis in den Teenagerzeitschriften schrieb, die sie zu jener Zeit verschlang. »Ich hatte Mitleid mit Prominenten, die begabt waren«, sagte sie. »Sandra Dee trennte sich von Bobby Darin, und in allen Zeitschriften waren Bilder, die zeigten, wie ihr Mascara über das Gesicht lief, lauter Paparazzi-Fotos.«16 (Tatsächlich trennten sich Sandra Dee und Bobby Darin 1967, da war Joni vierundzwanzig – aber ihr Punkt wird klar.)