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ÜBER DIE AUTORIN

Dina Nayeri wurde während der Islamischen Revolution im Iran geboren und emigrierte als Zehnjährige in die USA. In Princeton absolvierte sie ihren BA, in Harvard ihren MBA und Master of Education. Ihr Debüt Ein Teelöffel Land und Meer war ein großer Presse- und Publikumserfolg und wurde in 14 Sprachen übersetzt. Dina Nayeri wohnt in London.

ÜBER DAS BUCH

Mit zehn Jahren kam Dina Nayeri aus dem Iran als Asylsuchende in die USA, sie studierte in Harvard und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer Vorzeigemigrantin. In einem Streit mit ihrem Bruder, der um das Thema Assimilation kreiste, wurde ihr klar, welches Muster jeder Flüchtlingsbiografie zugrunde liegt: Egal, wo man herkommt, egal, wer man war, was man kann, die Erwartung von außen ist dieselbe: Schätze dich glücklich, dass wir dich aufgenommen haben. Opfere deine frühere Identität. Werde jemand, der unseren Ansprüchen genügt. Spannend wie in einem Episodenfilm verknüpft Dina Nayeri ihre eigene wendungsreiche Geschichte mit der von anderen Migranten. Sie erzählt von deren Schicksalen und stellt dringende, provokante Fragen – nach Identität, Dankbarkeit, Würde und Verantwortung. Sie unterzieht die Rolle des Westens einer kritischen Betrachtung und gibt der Diskussion über Migranten und Migration neue Impulse. Ihr Ziel: dass der Westen seine grundlegenden Prämissen über Migration überdenkt.

Kein & Aber

 

Für Sam und Elena
Mit euch wird jedes Land zu einem Zuhause.

 

Why did you lie to me?

I always thought I told the truth.

Why did you lie to me?

Because the truth lies like nothing else
and I love the truth.

Mark Strand, Elegy for my Father

Auf keinen Fall. Ihr werdet die Niederlande
nicht zu eurer Heimat machen.

Geert Wilders, Mitteilung an Geflüchtete, 2015

Warten lassen: ständiges Vorrecht jeder Macht;
jahrtausendealter Zeitvertreib der Menschheit.

Roland Barthes

Vorbemerkung der Autorin

Ich habe versucht, Ereignisse, Schauplätze und Gespräche aus meiner Erinnerung und anhand von Interviews zu rekonstruieren. Die Namen einiger Personen und Orte wurden verändert, ebenso charakteristische Eigenschaften und Details wie physische Merkmale, Berufe und Wohnorte. Im Text habe ich grundsätzlich keine Nachnamen verwendet, die Vornamen wurden geändert, um die einzelnen Personen zu schützen, beispielsweise Darius, Taraa, Farzaheh, Majid, Valid, Minoo und alle Kinder. Aus naheliegenden Gründen habe ich bei meiner eigenen Familie eine Ausnahme gemacht.

Um die Fluchtgeschichten anderer nachzuerzählen, habe ich sie dramatisiert und so oft wie möglich eine szenische Darstellung gewählt. Ich habe nur über Ereignisse geschrieben, die mir in allen Einzelheiten berichtet wurden. Anschließend habe ich die Zeitabläufe, Orte und Hintergründe jeder einzelnen Geschichte recherchiert und sie zum Leben erweckt, indem ich anschauliche Details hinzugefügt habe, die ich vorgefunden oder mir vorgestellt habe. Für Fehler, die dabei entstanden sein könnten, bin allein ich verantwortlich.

Sprachlich habe ich mich an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst. Ein Beispiel: Obwohl ich heute den Begriff »ohne Papiere« verwende, habe ich das in den 1980er-Jahren nicht getan. Wir sagten damals »illegal«. Selbst heute höre ich in den Gesprächen von Geflüchteten und Anwälten gelegentlich noch das Wort »illegal«. Beschönigende Sprache birgt ihre eigenen Gefahren. Ich habe mich bemüht, das zu vermeiden, sogar in meinen Gedanken. Beispielsweise benutze ich heute nicht mehr das Wort pussy, um jemanden als schwach oder feige zu beschreiben. Aber mit sechzehn tat ich es.

Was die Geschichte von Kambiz Roustayi betrifft, so sind die Szenen, die vor seinem Eintreffen in Europa spielen, nachempfunden und aus dem wenigen entstanden, das er seinen Freunden und Helfern erzählte. Alles, was später in seinem Leben geschah, nachdem er die Menschen traf, die ich interviewt habe, basiert auf ihren Berichten von seinen Jahren in den Niederlanden.

Den Vers aus dem Parlamentsantrag vom März 2018 zitiere ich nach einer öffentlichen Anhörung. Der Name der Verfasserin wird nicht genannt, vielleicht, weil sie keine Papiere besitzt.

In den Teilen dieses Buchs, die von meinem eigenen Leben handeln, berichte ich wahrheitsgemäß nach meiner Erinnerung und aus meiner eigenen Perspektive.

TEIL EINS

FLUCHT

(über Gutgläubigkeit, ernst zu nehmende Gefahren und Opportunismus)