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Westend Verlag

Ebook Edition

Thomas Freitag

Hinter uns die Zukunft

Mehr als eine Autobiografie

Westend Verlag

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Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN 978-3-86489-719-1

© Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2019

Umschlaggestaltung: Buchgut, Berlin

Satz und Datenkonvertierung: Publikations Atelier, Dreieich

Inhalt

Hinter uns die Zukunft
Kindheitsjahre
Bella Italia
Bei uns zu Hause
Berührung mit dem großen Geld
Hey du, hey du …
Sturm und Drang
Hilfestellungen
Der Schritt ins neue Leben
Gießen an der Lahn
Mein Kom(m)ödchen
Strauß – und Kabarett im Kleinen Haus
Auf- und Abbrüche
Fernsehen
Auf dem Wasser
Amerika
Deutsche Kapitel
I. Durch die Mauer
II. Utopien einer Wiedervereinigung
III. Mein Mantel der Geschichte war ein rotes Tuch
MS Europa und andere große Schiffe
Indem ich schreibe …
Der famose Dietmar Jacobs
Unterwegs
Unsere abwesenden Väter und Überväter
Gefühlte Wirklichkeiten
Abschied von meiner Mutter
Der kaltwütige Herr Schüttlöffel
Wutach-Ewattingen, 18.10.2014
Berlin

Hinter uns die Zukunft

Otto lag im Straßengraben. Ein klobiger Kerl mit einem sogenannten Moschtmeckel, wie der Schwabe sagen würde. Das bedeutete, er hatte einen bemerkenswert großen Kopf. Die Wangenknochen waren stark hervorgehoben. An seinem faltigen unrasierten Gesicht hatte er sich beim Aufprall in dem Graben Schürfwunden zugezogen. Er blutete unter der fleischigen Nase und sabberte leicht aus dem offenen Mund. Der rechte Ärmel seiner Jacke war verdreckt und sein Hosenschlitz offen. Darunter war es nass. Wahrscheinlich musste er dringend pinkeln und ist dabei in den Graben gestürzt. Mein Gott, dachte ich, wie bekomme ich diesen Brocken da bloß wieder raus? Der ist doch sauschwer. Ich schüttelte leicht an seiner Schulter.

»Hey«, sagte ich, »ich muss Sie ins Heim zurückbringen.« Er grunz­te nur etwas Unverständliches und machte mit der Hand eine abweisende Geste. Seine Alkoholfahne war beträchtlich.

Ich rüttelte erneut an ihm. »Sie müssen aufstehen«, sagte ich, jetzt etwas bestimmter. »Sie können hier doch nicht übernachten.«

Meine Worte schienen ihn in keiner Weise zu beeindrucken. Ich versuchte, ihm vorsichtig von hinten unter die Schulter zu greifen, um ihn eventuell hochstemmen zu können. Er schlug nach mir und gab irgendwelche Laute von sich, die mir bedeuteten, dass ich die Finger von ihm lassen sollte.

»Scheiße«, dachte ich, »wie krieg ich den Kerl jetzt ins Auto?«

Ich war Anfang zwanzig und hatte nicht nur Skrupel, sondern auch keinerlei Erfahrung, mit einem mir fremden Mann körperlich umzugehen, der mein Großvater hätte sein können.

Es war mein erster Tag im Altersheim. Ich hatte meinen Wehrdienst verweigert und mich bei diesem Heim schon im Vorfeld beworben, um die Ernsthaftigkeit meiner Verweigerung zu unterstreichen. Ich wollte kein Drückeberger sein, aber Dienst an der Waffe? Nein!

Als ich meine Verhandlung beim Kreiswehrersatzamt in Ludwigsburg hatte, stand es schlecht um meine Chancen, anerkannt zu werden. Es waren zu viele geworden, die damals Ende der 60er Jahre verweigerten, und man hatte die Daumenschrauben angezogen. Vier Stunden musste ich vor dem Gremium Rede und Antwort stehen. Ich hatte mir sogar einen Sekundanten mitgenommen, Ansgar Liebhardt, den Vikar unserer Gemeinde, einen ziemlich progressiven Mann. Seine bloße Anwesenheit sollte meine Überzeugungskraft stärken, denn für mich ging es damals um viel. Musste man nicht nach dieser unfassbaren Katastrophe, in die uns das Hitlerregime gestürzt hatte, ein Zeichen setzen? Und war ich nicht auch gläubiger Katholik? Du sollst nicht töten! So war es nur konsequent für mich, den Dienst an der Waffe zu verweigern.

Die Verhandlung lief zunächst ganz günstig für mich, denn reden konnte ich ja. Ich fand meine Argumente auch gut, aber konnte ich den Prüfungsausschuss, der mir da auf einem Podium gegenübersaß, auch überzeugen?

Die Herren waren alle so zwischen 50 und 60 Jahre alt. In dieser Situation verkörperten sie für mich damals die Staatsgewalt. Einer der Herren, er saß links außen auf dem Podium, las während der Verhandlung stoisch eine Zeitung. Jedenfalls verbarg er sich dahinter. Etwa nach einer Stunde der Kontroverse ließ er seine Zeitung sinken und fragte mich, ob ich die Bundeswehr akzeptieren würde. Diese Frage schien mir gefährlich, denn sie konnte mich bei einer Bejahung in die Enge führen. Eine Verneinung konnte das Tribunal wiederum gegen mich aufbringen.

Meine inneren Alarmglocken signalisierten mir deshalb, die Frage zu ignorieren, und der Fragesteller versteckte sich zu meiner Verblüffung erneut hinter seiner Zeitung. Nach einer weiteren Stunde der Anhörung, der ich mit aller Kraft den Charakter eines lauteren Gedankenaustauschs mit der Obrigkeit geben wollte, ließ besagter Herr abermals die Zeitung sinken und stellte die gleiche Frage: »Akzeptieren Sie die Bundeswehr?« Renitent ignorierte ich seinen Einwurf und fuhr gegenüber den drei anderen Fragestellern mit meinen Argumenten fort, die den Linksaußen offensichtlich nicht zu interessieren schienen, weshalb er sich wieder hinter seiner Zeitung verschanzte.

Ich kann mich heute, da ich dies schreibe, nicht mehr an die Einzelheiten erinnern, mit denen ich meine damaligen Ansichten über eine bessere Welt begründete. Und sicher ist das an dieser Stelle auch nicht relevant, denn heute habe ich natürlich, durch die schiere Erfahrung mit meinem Leben, viele Ansichten relativiert. Und doch kann ich mit dem Satz »Und werdet ihr nicht wie die Kinder« immer noch etwas anfangen, denn Kinder kennen keinen Zynismus. Der wird ihnen erst durch die Begegnung mit der Erwachsenenwelt antrainiert – oder eben auch nicht. Gerade weil wir wissen, wozu der Mensch fähig ist, haben wir uns Regeln auferlegt, die ein friedliches Miteinander halbwegs garantieren sollen. Aber das funktioniert nur, wenn sich möglichst alle daran halten. Das ist heute in Deutschland schon längst nicht mehr der Fall. Die Verrohung unserer Gesellschaft, das Ellenbogenverhalten bestimmter Mitbürger hat inzwischen ein Ausmaß angenommen, wie man es sich in der jungen Bundesrepublik nicht vorstellen konnte. Das fängt beim Verhalten im Straßenverkehr an und hört auf den Tribünen der Fußballstadien auf. Und weil der Fisch vom Kopf her stinkt, grüße ich an dieser Stelle auch die Herren Winterkorn mit seinen Verstrickungen im Abgasskandal und Helmut Kohl mit seinem Schwarzgeld aus der Spendenaffäre, um nur zwei der unendlich vielen Protagonisten zu nennen.

Irgendwann, meine Verhandlung dauerte jetzt schon etwa dreieinhalb Stunden, platzte dem Zeitungsleser im Vierergremium des Kreiswehrersatzamts ganz offensichtlich der Kragen. Er ließ sein Blatt entnervt fallen und schrie mich an: »Ich frage Sie jetzt schon zum dritten Mal, ob Sie die Bundeswehr akzeptieren, und Sie denken überhaupt nicht daran, mir zu antworten. Eine Frechheit!« Sein talgiges Gesicht hatte sich rot gefärbt und war schon dabei, in ein Violett überzugehen. »Akzeptieren Sie die Bundeswehr?«

Das war jetzt die Steilvorlage. Hatte ich bis dahin versucht, mit viel Charme, betont sachlich meinen Argumenten Raum zu geben, musste ich nun den Hebel umlegen. Ich sah ihn ob seines Gekeifes irritiert an, machte eine Pause und sagte ganz ruhig, aber leicht empört: »Ja, wenn Sie mich so fragen, natürlich akzeptiere ich die Bundeswehr. Ich toleriere auch den Soldaten. Aber …« Und dann fing ich an, all das zu wiederholen, was ich schon in den verflossenen drei Stunden von mir gegeben hatte, und quatschte das vor mir sitzende Überprüfungskomitee letztendlich tot.

Ich weiß nicht, ob mein damaliges Verhalten etwas mit Taktik zu tun hatte oder rein instinktiv war. Jedenfalls hatte ich gewonnen. Wurde anerkannter Kriegsdienstverweigerer, was in diesen Zeiten nicht einfach war und mir den Respekt derer einbrachte, die vor solchen Kommissionen gescheitert waren.

Als Otto im Straßengraben einzuschlafen drohte, was ich seinen Schnarchgeräuschen entnahm, überwand ich mich schließlich und packte ihn kurzerhand, trotz lautem Gezeter, unter die Arme und hievte den schwergewichtigen stinkenden Mann auf die Beine. Stützte ihn, damit er nicht gleich wieder umfiel, schob ihn langsam aus dem Graben und verfrachtete ihn schlussendlich zu den beiden anderen Suffköppen, die ich zuvor schon mit dem VW-Bus des Altersheims eingesammelt hatte. Das alles dauerte mindestens eine halbe Stunde. Um von den Ausdünstungen der alten Männer halbwegs nüchtern zu bleiben, öffnete ich vorsorglich die Fenster des Busses, setzte mich völlig erschöpft ans Steuer und fuhr die Straße hinauf zum Heim.

Dieses lag auf einer Anhöhe und sah von Weitem fast wie ein altes Schloss aus. Erst von Nahem konnte man erkennen, dass das wuchtige Gebäude mehr einer alten Schule oder einer Behörde glich, wie man sie Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut hatte. Und obwohl das Haus von einer Stiftung der Baden-Württembergischen Königin Olga errichtet wurde, die sich 1864 mit ihren »Häusern der Barmherzigkeit« für alte, behinderte und pflegebedürftige Menschen hervortat, hatte das Anwesen für mich doch eher etwas von einer Anstalt, in der Zucht und Ordnung ihr Zuhause haben und Pietismus das Regiment führt.

So hatte ich es auch an jenem Sonntagvormittag empfunden, als ich dort eintraf, um mich beim Heimleiter, dem Hausvater, wie man ihn nannte, vorzustellen. Ein freundlicher Herr um die sechzig, der zugleich auch Pastor dieser diakonischen Einrichtung war.

Er führte mich durch sein Reich, in dem ich nun meinen Zivildienst beginnen sollte. Das Heim beherbergte alte und kranke Menschen, getrennt nach Männern und Frauen. In Zwei-, Drei- und Vierbettzimmern. Manche der Insassen waren für ein Altersheim eigentlich noch viel zu jung, aber sie waren pflegebedürftig, hatten keine Angehörigen mehr, oder diese waren mit ihnen überfordert – wie auch die Krankenhäuser, die sie dann eben in so eine Einrichtung der »Barmherzigkeit« abschoben.

Alles hier hatte etwas Karges, Armseliges. Das Heim, seine Bewohner, die Zimmer, besonders die auf den Pflegestationen, lediglich ausgestattet mit einem Bett und einem Nachtschränkchen mit den letzten Habseligkeiten der Kranken. Es roch nach einer Mischung aus Bohnerwachs, Putzmitteln, Medikamenten und Urin. Ein süßlicher Geruch, an den ich mich alsbald gewöhnen sollte.

In der Mitte des Gebäudes lag im ersten Stock der Speisesaal, daneben ein Andachtsraum, der gelegentlich auch als Kino diente, und die Verwaltung. Neben dem Haupthaus gab es noch diverse kleinere Häuser, in denen sich die Zimmer der etwas besser Situierten befanden. Sie lebten dort noch mit ihren eigenen Möbeln und mussten nicht rundum betreut werden. Die anderen Unterkünfte waren dem Personal vorbehalten, während der Hausvater eine eigene Wohnung hatte.

Er teilte mich zunächst für die Frühschicht auf der Pflegestation ein. Diese begann um 6.30 Uhr. Es galt, die Alten zu waschen, ihre Betten zu machen und ihnen dann das Frühstück zu servieren. Pünktlich 8 Uhr gab es Personalfrühstück im Speisesaal. Anschließend ging es nochmals auf die Station. Geschirr abräumen und die Zimmer reinigen.

Da ich zu diesem Zeitpunkt schon eine Lehre zum Bankkaufmann absolviert hatte, gedachte der Hausvater mich auch für Büroarbeiten einzusetzen. Ich sollte also künftig, nach der Arbeit auf der Pflegestation, in seinem Büro arbeiten und, weil ich bereits einen Führerschein besaß, auch noch als Fahrer fungieren. Heimbewohner zum Arzt bringen, Erledigungen bei der Bank und bei den Behörden tätigen, Medikamente aus Apotheken abholen und so weiter. Eben alles, was so anfiel.

»Wenn Sie Ihr Zimmer bezogen haben«, sagte er zu mir, »dann können Sie sich ja schon mal nützlich machen. Nehmen Sie den Bus und sammeln Sie die Männer ein, die heute ins Dorf gegangen sind. Manche schaffen es dann nicht mehr den Berg hoch, weil sie zu viel getrunken haben. Am Samstag bekommen die nämlich ihr Taschengeld, und die Schlawiner haben nichts Besseres zu tun, als es gleich in Alkohol umzusetzen.« Dabei hatte er ein süffisantes Lächeln aufgesetzt, das mir verriet, dass er seine Pappenheimer kannte.

Nachdem ich mit Otto und seinen Saufkumpanen auf der Männerstation angekommen war, schwankten seine zwei Kumpane auf ihre Zimmer. Otto hatte ich fest untergehakt und schleppte ihn in seinen Raum. Dort setzte ich ihn auf einen Stuhl. Er war zu strack, um sich selbst auszuziehen und zu waschen, also musste ich das tun. Nun wurde es schwierig für mich. Einen mir wildfremden betrunkenen Menschen festzuhalten und dabei zu entkleiden, um ihn anschließend unter die Dusche zu stellen, ihn abzutrocknen und ihm dann noch den Schlafanzug anzuziehen, empfand ich als einen derart intimen Eingriff, dass ich mich enorm überwinden musste.

Die körperliche Nähe zwischen uns führte bei Otto zu einer permanenten Abwehrhaltung. Ständig wollte er mir eine kleben. Wahrscheinlich, weil er mich noch nicht kannte und ich meine Aufgabe aus Scham und Unwissenheit viel zu zögerlich vorantrieb. Aber ich konnte ihn ja nicht einfach so in sein Bett fallen lassen.

Als ich ihn dann endlich in der Kiste hatte, fing er sofort zu schnarchen an. Erleichtert sah ich mich im Zimmer um. Erst jetzt fiel mir auf, wie spartanisch es eingerichtet war. Das zweite Bett war noch leer. Helle Wände. Zwei große Fenster, aus denen man auf den Vorplatz des Heims blicken konnte. An einer Wand hing ein Kruzifix, an der anderen ein schlichtes Landschaftsbild. Daneben ein alter Kleiderschrank. Gleich an der Tür war eine Garderobenleiste angebracht, an der Jacken, ein Mantel und Krücken hingen. Auf den Nachttischen neben den Betten lagen Utensilien. Ein alter Wecker, Briefumschläge, Werbeblättchen, Zettel mit Notizen, ein alter Bleistift, eine halbvolle Wasserflasche und eine kleine Dose.

Auf dem Schränkchen neben dem noch leeren Bett stand ein gerahmtes Foto: eine ältere Frau. Der dazugehörige Heiminsasse war wohl noch unterwegs. Vielleicht saß er ja noch irgendwo in einer Kneipe.

Als das Schnarchen von Otto in ein brachiales Röhren ausuferte, verließ ich sein Zimmer und machte mich auf den Weg nach Hause.

Bella Italia

Anfang der 60er Jahre war es endlich so weit. Meine Eltern beschlossen, mit uns in Italien einen Campingurlaub zu machen. Diesem Vorhaben war eine Auseinandersetzung zwischen ihnen vorausgegangen, da meine Mutter es ablehnte, in den Ferien auch noch kochen zu müssen. Mein talentierter Vater versprach, sich um das Essen zu kümmern und selbst zu kochen. Für das Italienabenteuer lieh er sich ein Auto. Einen Ford 12M. Ferner zwei Zelte. Und dazu kaufte er noch einen Dachständer für das Auto, diverse Campingmöbel und einen kleinen Gaskocher.

Von Italien wusste man nur, dass es das Paradies schlechthin sein musste. Sonne satt. Das blaue Meer. Die Mentalität seiner Menschen. Alle schwärmten von Bella Italia. Dennoch war es für uns alle eine Fahrt ins Ungewisse. Italiener kannte man in Deutschland bisher nur von der Eisdiele und als Gastarbeiter, denen die Nachkriegsdeutschen damals ziemlich ablehnend gegenüberstanden. Sie waren die »Itaker« und »Spaghettifresser«.

Wenn mein Vater gelegentlich den Satz ausstieß: »Am deutschen Wesen wird die Welt genesen«, meinte er das natürlich so explizit nicht, aber derlei entsprang einer lange geübten unreflektierten Deutschtümelei, die in Fleisch und Blut übergegangen zu sein schien. Meine Eltern, die beide im Dritten Reich aufgewachsen waren, wollten einfach wie damals fast alle Deutschen nicht zurückschauen, und so wurden Sätze mit einer Beiläufigkeit abgesondert, denen man heute keine umgangssprachliche Komfortzone einräumen würde. »Schmeckt wie toter Jud«, »da kannst du warten bis zur Vergasung«, »immer diese jüdische Hast« und andere unbedachte Äußerungen sind heute weitgehend aus unserem Sprachgebrauch verbannt.

Aber fest steht, dass der Deutsche schon beim Gedanken an das Fremde fremdelt. Für ihn sind Fremde keine Menschen wie du und ich, sondern eben Ausländer. Und im Gegensatz zum Syrer, Afghanen, Eritreer und anderen Erdenbewohnern heute hatte der Italiener damals einfach das Glück, dass wir ihn durch Reisen in sein Land kennen und auch schätzen lernen konnten.

Zurück zu unserer Reise: Die erforderliche Logistik für sie sorgte natürlich für Aufregung in der Familie. Das Endziel war ein kleiner Ort an der Riviera namens Ceriale. Dort sollte es einen schönen Campingplatz direkt am Meer geben. Welche Strecke musste man wählen und über welchen Pass sollte es gehen? Vom ADAC wurden entsprechende Landkarten für die Wegstrecke besorgt. Geld musste umgetauscht werden. Unsere »harte« D-Mark in Lira.

Sieht aber komisch aus, das Geld. Was isst man denn dort? Die haben doch da nur Nudeln. Am besten, wir nehmen alles mit. Also wurden deutsche Dosen gekauft. Deutsche Eintöpfe in Dosen, deutsches Fleisch in Dosen und deutsche Kartoffeln wurden mitgenommen. Was ist mit Brot? Oh Gott, die haben doch da nur Weißbrot! Zum Kochen wurde auch deutsches Öl mitgenommen, deutscher Hering in Dosen, deutsche Marmelade. Einfach alles.

Aus heutiger Sicht war das irre. Wir Deutschen glaubten damals doch tatsächlich, dass die in Italien nichts Anständiges zu essen hätten.

Vollbepackt fuhren wir los. Mutti hatte für die Reise noch einen großen Nudelsalat und Buletten gemacht, damit wir unterwegs nicht verhungern würden. Zunächst ging es am Bodensee vorbei in die Schweiz. Das war zwar schon Ausland, aber immerhin sprach man da Deutsch. Um Benzinkosten zu sparen, hatte mein Vater eine direkte Route ausgewählt. Diese sollte uns zum Lago di Como führen, wo wir übernachten wollten. Es ging nur langsam voran, denn das Auto war mit uns fünfen und dem vielen Gepäck schwer beladen.

Vadder, der als Einziger einen Führerschein besaß, hatte natürlich nicht die Routine eines Vielfahrers, da wir ja nun seit Jahren kein eigenes Auto mehr gehabt hatten. Das größte Abenteuer war die Fahrt über den Splügenpass. Dieser hatte es in sich. 2 113 Meter ging es hoch bis zur Grenzstation. Schmale Serpentinenstraßen, eng und schlecht ausgebaut, mit wenigen Ausweichstellen, wenn einem ein Bus oder gar ein LKW entgegenkam. Eigentlich hat der Bergfahrer Vorfahrt, aber mein Vater musste hin und wieder auf der steilen Straße zurücksetzen.

Auf dem Pass war es kalt und nass. Um uns herum schneebedeckte Berge. Als wir endlich die Grenze zu Italien überquerten, wurde es aber auch nicht besser. Nun ging das Ganze wieder bergab. Wir fuhren durch kleine Städtchen und karge Ortschaften, allmählich verschwand der Schnee, und es wurde lieblicher und wärmer. Und dann sahen wir ihn von oben liegen, den Comer See. Ein herrlicher Anblick. Jetzt endlich sollte sich unsere Erwartungshaltung bestätigen und unsere fantasievolle Vorstellung über Italien hoffentlich verwirklichen.

In Dongo, einem Ort am nördlichen Teil des Sees, hielten meine Eltern nach einem Quartier Ausschau. Bloß kein teures Hotel. Die Reise hatte ja erst angefangen. In einem Gasthof bekamen wir Zimmer. Eins für meine Eltern und eins für uns Jungs. Da wir den Nudelsalat und die Buletten schon unterwegs verzehrt hatten, mussten wir natürlich etwas essen. Nachdem mein Vater in der Wirtsstube der Unterkunft die Preise genau studiert und in D-Mark umgerechnet hatte, versuchten wir uns also an den ersten Nudeln und Pizzen. Dies gelang, indem mein Vater recht unbeholfen in einem Idiotendeutsch auf den Kellner einsprach: »Äh, wir hier essen wollen. Verstehen? Spaghetti für die Dame«, dabei zeigte er auf meine Mutter, »und dreimal Pizza. Verstehen?« Dann fing er an, seine Englischkenntnisse dazuzumischen: »For the Lady einmal Spaghetti and three times Pizza« (wobei er drei Finger hochstreckte) »and Vino for me (zur Sicherheit zeigte er dabei mit dem Finger auf sich), und da ich eine Cola wollte und die anderen Apfelsaft: »and I become noch eine Cola and four äh, äh … Apfelsaft.«

Meine Brüder, die mit der englischen Sprache schon halbwegs vertraut waren, blickten peinlich berührt auf ihre leeren Teller. Der Kellner nickte höflich und blieb freundlich. Das Essen kam, und weil wir allesamt Hunger hatten, schmeckte es auch. Dennoch aßen wir vorsichtig, da wir uns nicht sicher waren, ob unsere deutschen Mägen das italienische Essen tatsächlich vertragen würden. Mit dem italienischen Wein dagegen hatte mein Vater keine Probleme und bestellte für sich und meine Mutter nochmals vom guten Hauswein. Als die Rechnung kam, prüfte er sie genau, dann zahlte er, gab noch ein kleines Trinkgeld dazu, und wir gingen auf unsere Zimmer, wo wir todmüde ins Bett sanken.

Das Frühstück am nächsten Morgen war für uns alle eine große Enttäuschung. Die Italiener frühstücken morgens kaum etwas, wie wir erfuhren. Ein Café Latte in einer großen Tasse und ein Stück Weißbrot dazu. Das war’s.

Aber wir trugen es mit Fassung und setzten unsere Reise fort. Meine Mutter hatte sich natürlich vor der Reise über das kulturelle Italien sachkundig gemacht und verkündete nun, was man unterwegs alles anschauen musste. Vom Comer See ging es nach Mailand, wo wir den berühmten Dom besichtigten. Ich hatte noch nie eine so große Kathedrale gesehen – wir waren schwer beeindruckt. Ebenso von der Vitor-Emanuel-Passage in unmittelbarer Nähe.

All diese Pracht hier faszinierte vor allem meine Mutter. Ja, überhaupt brachte es ihre kulturelle Neugier mit sich, dass ich auf diesen Reisen, die wir auch noch in den folgenden Jahren immer wieder nach Italien unternahmen, viele historisch interessante Orte, Kirchen, Klöster und andere Baudenkmäler kennenlernte. Und das oft gegen den Widerstand meines Vaters, der immer unbedingt weiterfahren wollte, und meiner Brüder, die sich spätestens nach der zweiten Kirche langweilten. Aber da ich meine Mutter nicht alleine lassen wollte, ging ich immer solidarisch mit auf Besichtigungstour. So lernte ich als kleiner Junge schon viel über die Kulturschätze Italiens.

Endlich erreichten wir unser Reiseziel Ceriale. Ein kleiner Ort zwischen Savona und Albenga an der italienischen Riviera. Wenn man heute auf der Küstenstraße dort vorbeifährt, findet man nichts mehr so vor, wie es damals war. Alles mit Hotels zugebaut, auch da, wo einst unser Campingplatz war. Und Napoleone, den Betreiber, ein schlaksiger Italiener mit dunklen Augen und einem gezwirbelten schwarzen Bart im sonnengegerbten Gesicht, der uns damals in Empfang nahm, gibt es gewiss auch nicht mehr.

Kindheitsjahre

Zu dieser Zeit wohnte ich noch bei meinen Eltern in Backnang. Einst stolze süddeutsche Gerberstadt, die ganz in der Nähe meiner neuen Wirkungsstätte lag. Das Quartier im Heim kam mir insofern gelegen, weil mein Dienst schon so früh begann und ich morgens schwer aus dem Bett kam. Dennoch war ich froh, auch immer wieder im Elternhaus übernachten zu können.

Hier in Backnang wuchs ich auf. Ging in den Kindergarten und zur Schule, war in Jugendorganisationen aktiv, verdiente mir mein erstes eigenes Geld durch Zeitungaustragen und machte als Halbwüchsiger in örtlichen Vereinen schon erste Gehversuche als Unterhaltungskünstler. Schließlich absolvierte ich hier meine Lehre zum Bankkaufmann.

Erlebnisse aus meiner frühen Kindheit hingegen kenne ich nur vom Hörensagen. Schon bei meiner Geburt soll es zu einem kleinen Eklat gekommen sein. Mit weitreichenden Folgen, wie ich später feststellen sollte.

»Der hat ja schon wieder so einen Zipfel«, rief meine Mutter enttäuscht aus, als mich der Oberarzt samt Schwester meinen Eltern am Kindbett im Krankenhaus präsentierte, »den können Sie gleich selbst behalten.« Auch die Begeisterung meines Vaters soll sich bei meinem Anblick in Grenzen gehalten haben, war er es doch, der nach drei Buben jetzt doch bitte schön endlich gerne ein Mädchen gehabt hätte, wie es mir später meine Mutter erzählte. Und mein großer Kopf habe ihr bei meiner Geburt auch schwer zugesetzt.

Derart willkommen geheißen, erblickte ich an einem Samstagnachmittag im Juni 1950 kurz nach 16 Uhr in Alsfeld in Oberhessen das Licht der Welt. Natürlich war die Enttäuschung meiner Eltern nur von kurzer Dauer. Denn selbstverständlich war ich auch als Junge von Herzen willkommen. Es war halt wie beim Kindergeburtstag. Man hat sich einen Roller gewünscht und bekommt ein Fahrrad. Das Leben ist doch ein Geschenk, und in erster Linie war ich ja ihr Kind und dazu sichtlich gesund. Ein Wonneproppen, wenn ich mir heute alte Fotos anschaue. Entsprechend respektlos nannten mich meine Brüder später dann auch Dicki, obwohl ich Thomas hieß. Thomas Martin.

Meine beiden älteren Brüder heißen Klaus und Peter. Zwischen diesen beiden gab es noch einen weiteren Bruder. Einen kleinen Rainer. Er starb schon nach drei Monaten an der Krankheit Ruhr, als meine Eltern auf der Flucht waren. Nach Westen. Noch war der Zweite Weltkrieg nicht zu Ende, die Überlebensmühsal groß und die Zukunft ungewiss.

Ich kenne das alles, wie gesagt, nur aus Erzählungen. Bezeugt auf alten Schwarz-Weiß-Fotos. Filmen und Büchern. Wie mein Bruder Peter war ich ein Nachkriegskind. In eine Zeit geworfen, in der man über diese Klassifizierung nicht näher nachdachte. Nachkriegskind im Jetzt und Hier. Und was interessierte die Deutschen Jahre nach dem Dritten Reich ein Krieg, der weit weg war. Wir hatten doch endlich Frieden. Den Frieden, über den meine Kollegin Lore Lorentz Jahrzehnte später singen sollte: »Frieden ist Krieg, der woanders ist.«

Die Menschen blickten nur nach vorn, denn hinter ihnen lag das Grauen. Mein Vater war Richtfunkingenieur und versuchte sich nach dem Zusammenbruch mit einem Partner in Alsfeld zunächst mit einem Radio- und Fernsehgeschäft. Ein kühnes Unterfangen in dieser Zeit, denn wer kaufte sich damals so kurz nach dem Krieg schon ein neues Radio, Schallplatten oder gar einen Fernseher. So lag das Hauptgeschäft wohl auch mehr im Reparieren alter Radiogeräte und Ähnlichem. Irgendwie musste man überleben. Auf Veranstaltungen installierte er auch hin und wieder die Übertragungsanlagen, weshalb wir erstaunlich früh ein Auto hatten. Einen gebrauchten Opel. Der hatte es in sich, wie ich aus den Familiengeschichten weiß.

Ganz vage sehe ich Bilder aus jener Baby-Kind-Zeit vor mir. Da gibt es einen großen Schäferhund, vor dem ich Angst hatte. Der lag angekettet im Hof und gehörte dem Schreinermeister Weppler, bei dem wir mit im Haus wohnten. Ganz oben unterm Dach. Gegenüber war ein kleiner Park mit einer Eisdiele. Die gehörte einem gewissen Herrn Lersch, der mir, dem kleinen Steppke, vorsichtig die Eistüte runterreichte. Und ich habe mit dem Sohn des Bürgermeisters im Gewölbe des Rathauses mit Wiking-Autos gespielt.

Ein eigenwilliges Kind

Später wurden mir von der Familie Sachen angedichtet, die ich heute weder widerlegen noch bestätigen kann. Darunter so böswillige Behauptungen, dass ich schon mit vier Jahren nach Markt­platzfesten die Reste einzelner Bierkrüge leergetrunken oder meinem Vater im Auto – bei voller Fahrt – von hinten seine Baskenmütze über die Augen geschoben hätte. Was soll ich dazu sagen? Alles nur üble Nachrede.

Guido, wie mein Vater mit Vornamen hieß, war ein ambitionierter Mann. Er wuchs in Berlin und Cloppenburg auf und verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Posen, der Heimat seiner Eltern. Seine streng katholische Erziehung ließ er auch uns Kindern angedeihen. Wir gingen sonntags zur Kirche, und vor den Mahlzeiten wurde bei uns zu Hause gebetet, und bevor er das Brot anschnitt, machte er auf der Rückseite des Brotlaibs mit dem Messer ein Kreuz. Er engagierte sich im Kirchengemeinderat sowie in der Politik. So baute er damals in Alsfeld – im roten Hessen! – die CDU mit auf und wurde sogar Stadtverordnetenvorsteher.

Aber getrunken hat er mit den Sozen. Die Unierten waren ihm in Gesellschaft wohl zu langweilig und wahrscheinlich auch zu knochen-konservativ. Ich habe mich später oft gefragt, warum er damals eigentlich nicht in die SPD eingetreten ist, denn von seinem ganzen Wesen her war er eher ein klassischer Sozialdemokrat. Stand ihm da seine katholische Erziehung im Weg?

»Wir müssen den Krieg verlieren, denn nach den Juden sind die Katholiken dran«, soll er zu meiner Mutter einmal gesagt haben. Da war der Irrsinn der Nazis, die Weltherrschaft erringen zu wollen, schon in vollem Gange. Meine Mutter erzählte mir, dass sie damals über seine Äußerung entsetzt war. Sie war 14 Jahre jünger als mein Vater und somit sicher schon ganz anders vom Dritten Reich geprägt als er. Wenngleich sie ebenfalls aus einem katholischen Stall kam, wo man den Herrn Hitler keineswegs mochte. Aber das sollte das Nachkriegskind Thomas erst alles viel später erfahren.

Als ich fünf war, zogen wir dann nach Süddeutschland. Nach Backnang. Keiner von uns wusste, wo das lag, und meine Brüder dachten, es ginge nach China. In Backnang hatte Telefunken seinen Betrieb wieder aufgenommen. Als Richtfunkingenieur wollte mein Vater dort in seiner alten Branche Fuß fassen.

Das Radiogeschäft lief ohnehin nicht gut, und wir hatten Schulden. Für einen Familienvater mit drei Kindern in diesen Zeiten kein Zuckerschlecken. Unser Auto brachte auch nicht mehr viel. Logisch.

Ich höre noch meine Mutter, wie sie erzählte, dass an der Klapperkiste nichts funktionierte. Beim Rechtsabbiegen musste sie immer den Arm raushalten, regelmäßig verschwand beim Fahren der Tacho im Armaturenbrett, und die Bremsen waren auch nicht in Ordnung. Einmal soll mein Vater über die Autobahn gefahren und auf die Abfahrt nach Hause in die Stadt abgebogen sein. Aber die Bremsen versagten. Er schilderte später, wie er mit voller Geschwindigkeit auf zwei Rädern durch die Abfahrt düste, vorbei an einem verdutzten Polizisten über eine Kreuzung donnerte und anschließend einen Hang hinaufrollte in der Hoffnung, die alte Kiste so zum Stehen bringen zu können. Sein Pech war nur, dass der Anstieg zu kurz war und es gleich wieder bergab ging. Bis sich ihm schlussendlich ein alter Mülleimer in den Weg stellte. Im Gegensatz zum Mülleimer hatte unser alter Opel die Fahrt überlebt.

In unserer künftigen Heimat in Süddeutschland zogen wir in die Erdgeschosswohnung eines neuen Zweifamilienhauses einer Baugenossenschaft. Es lag in einem Neubaugebiet am Stadtrand mit Gartengrundstück, das dafür allerdings noch urbanisiert werden musste. Alles war neu. Unsere Wohnung hatte vier Zimmer, Diele, Küche, Bad, einen Balkon und eine kleine Terrasse. Unweit in der Nachbarschaft gab es eine kleine Siedlung mit einem Kindergarten, den ich noch etwa ein Jahr besuchte, bevor ich eingeschult wurde.

Es gibt ein altes Schwarzweißfoto von mir, vermutlich an meinem ersten Schultag. Ein kleiner pausbäckiger Junge sitzt da in seiner Schulbank und blickt in die Kamera. Der Reißverschluss seiner Jacke ist fast zugezogen. Der Hemdkragen lugt etwas hervor sowie die Ärmelchen. Die kleinen Hände hat er sorgfältig übereinander auf den Tisch gelegt. Darauf liegt ein aufgeschlagenes Bilderbuch. In dem Blick des Buben erkenne ich ein großes Fremdeln gegenüber der für ihn neuen Situation. Seine Augen haben etwas Fragendes, Anklagendes und Trauriges zugleich. Was soll ich hier? Warum bin ich nicht zu Hause bei meinen Spielsachen?

Wenn ich mir das Foto anschaue, möchte ich den Jungen in den Arm nehmen. Es symbolisiert eine erste einschneidende Zäsur in meinem Leben. Und mein Verhältnis zur Schule, das mit den Jahren äußerst ambivalent werden sollte.

Zunächst ging ich also in die Mörike-Grundschule. Diese befand sich in einem ehemaligen Seminargebäude unweit unserer Wohnung. In der einen Hälfte des Hauses war die Schule untergebracht. Die andere Hälfte war von Flüchtlingen bewohnt. Wie alle Flüchtlinge auf Welt waren sie in der Stadt nicht sonderlich gelitten. Als Kind bekam ich nur eine atmosphärische Einstellung zu diesen Menschen mit, was in erster Linie mit dem Beigeschmack des Wortes Flüchtling verknüpft war, mit dem sich nun die Schwaben, die im Ländle das Dritte Reich überlebt hatten, argwöhnisch abzufinden hatten.

Ich habe mich als Kind natürlich nie gefragt, wer die Leute waren und woher sie kamen. Heute ist mir klar, es waren Deutsche, also die eigenen Leute, geflohen aus den Ostgebieten, die von den Russen besetzt waren. Und die Russen waren ja nun ganz besonders böse Leute in den Augen meiner Eltern und der Westdeutschen überhaupt. Warum der Russe so unabdingbar der Feind war, konnte ich damals nicht in Erfahrung bringen. Zu Hause jedenfalls war er der Antichrist schlechthin.

Heute denke ich: Wenn ich plötzlich meinem Nachbarn ohne Vorwarnung den Zaun eintreten, alles bei ihm kurz und klein schlagen und anschließend auch noch seine Familie massakrieren würde, wie würde er wohl darauf reagieren? Der Geschichtsunterricht in der Schule jedenfalls hat mir damals darüber keine hinreichende Aufklärung gegeben. Das Angstbild, das sich die Deutschen vom Russen machten, manifestierte sich freilich bis weit in die 70er Jahre in dem Satz: »Der Russe steht vor der Tür!«

Um die Jahrtausendwende habe ich einmal spät nachts im Fernsehen einen Film des russischen Regisseurs Elem Klimow gesehen. Er hatte den Titel »Komm und sieh« und beschrieb auf beklemmende Weise den Rückzug marodierender deutscher SD- und SS-Einheiten in Weißrussland. Als Vergeltungsaktionen für Partisanenübergriffe waren sie in Dörfer eingefallen und hatten die Bewohner dort alle niedergemacht. Zuvor hatten sie sich von den arglosen Dorfbewohnern bewirten lassen, anschließend die Frauen vergewaltigt und dann die gesamte Dorfgemeinschaft in eine Scheune getrieben, deren Tor verriegelt und johlend die Scheune angezündet. Wenn die Menschen in der Scheune verzweifelt ihre Kinder aus den Luken warfen, um sie vor dem Feuer zu retten, warfen die betrunkenen Soldaten unter dem Applaus ihrer Herrenmenschenkameraden sie wieder durch die Luken zurück in das Inferno.

Am Ende des grauenerregenden und aufwühlenden Filmepos wurde sachlich darauf hingewiesen, dass deutsche Soldaten mit 628 Dörfern auf ähnliche Weise verfahren hatten. Nach diesem furchtbaren Blick in den Abgrund habe ich die ganze Nacht nicht schlafen können.

Aber woher sollte ich derlei mit meinen sechs Jahren damals auch schon wissen? Gut war, es nicht zu wissen, denn ich hätte es eh nicht geglaubt. Damals. Heute weiß ich, dass der Hitler-Terror am Ende 60 Millionen Menschenleben gefordert hat. In gewissen Kreisen behauptet man heute, dass man dies doch bitte in einem größeren Zusammenhang sehen müsse. Für Herrn Gauland und seine Vasallen von der AfD waren Hitler und die Nazis lediglich »ein Vogelschiss in der Geschichte«. Sollte damit der Umgang mit der deutschen Geschichte gemeint sein, dann muss ich mich für das Land schämen, das solche »Analysten« zulässt.

Mein erster Klassenlehrer, der mich in den vier Grundschuljahren begleitete, war der Herr Mauser. Er muss so Ende 40 gewesen sein und hatte eine Frisur wie damals alle, die aus dem Dritten Reich kamen. Seitlich kurz bis kahl geschoren, das Haupthaar ordentlich an den Kopf frisiert. Ich bilde mir ein, dass er unter der Nase sogar ein kleines Hitlerbärtchen trug, bin mir aber nicht sicher und möchte ihn daher keinesfalls in eine Ecke stellen. Er sprach wie fast alle Menschen, mit denen wir Zugezogenen es jetzt zu tun hatten, schwäbisch.

Zu Hause sprachen wir hochdeutsch, obwohl meine Eltern aus Berlin kamen. Als mein ältester Bruder Klaus gleich nach unserem Umzug zum Brotholen in die nächste Bäckerei geschickt wurde, hat es ihn nach dem »Grüüß Goooott!« der Bäckersfrau derart ­gerissen, dass er flugs das Weite suchte. Ihre extrem hohe Stimmtonlage mit diesem Dialekt war hier eine Symbiose eingegangen, gegen die ein Winfried Kretschmann mit seiner Art, sich auszudrücken, glatt als Sprecherzieher am Max Reinhardt Seminar durchgegangen wäre.

Später, auf den weiterführenden Schulen, lernte ich dann Lehrer kennen, deren Sprache und Auftreten höchst eigentümlich waren. Kauzige Typen, die für mich alle einen Schuss weghatten. Mit ihren Macken beförderten sie meinen Hang zur Imitation. Respektlos, wie es Pubertät und Flegeljahre so mit sich bringen. Und je mehr ich vor ihnen Schiss hatte, umso mehr arbeitete ich mich an ihnen ab.

Meine Mittelmäßigkeit als Schüler kompensierte ich zunehmend als Klassenclown. Nicht, dass mir der Lehrstoff uninteressant erschien – den musischen Fächern war ich ohnehin mehr zugeneigt, aber ich hatte oft Angst vor den Lehrern. Eine Ausnahme war allerdings Eberhard Kunz, mein Englischlehrer. Obwohl ich damals nicht gut in Englisch war, zeigte er viel Geduld und einfühlsame Milde. Er wurde später Studiendirektor des Gymnasiums, und als er pensioniert wurde, ehrten ihn sämtliche Schüler mit einem Fackelzug durch die Stadt.

Anlässlich einer Jubiläumsveranstaltung meiner Schule wurde ich in den 90er Jahren einmal als Kabarettist zu einem Auftritt im Bürgerhaus engagiert. Ich freute mich darauf, denn nun hatte ich die Möglichkeit, von der Bühne herab etwas über meine Ängste damals zu erzählen. »Das nehme ich Ihnen übel«, rief ich in den Saal, »jawohl, und ich benenne auch jene, bei denen es nicht so war. Allen voran Eberhard Kunz.« Und tatsächlich, der Applaus des Publikums zeigte mir, dass ich mit meiner Einschätzung nicht alleine war.

Einige der von mir so abgestraften Lehrer fragten mich nach meinem Auftritt irritiert, ob ich das damals wirklich so empfunden hätte. Sie seien doch gar nicht so streng gewesen. Leider konnte ich ihnen keine Absolution erteilen, wenngleich ich es genoss, sie nach so vielen Jahren wiederzusehen.

Allerdings verbrachte ich nur vier Jahre auf diesem Gymnasium. Dann wechselte ich in die Realschule und nach der Mittleren Reife recht erfolglos – auf ein Wirtschaftsgymnasium. Aber das tat ich mehr meinen Eltern zuliebe, die so einigen Kummer mit uns drei Jungs hatten. Wir waren alle nicht die glorreichsten Schüler, und für mich war Schule einfach nur doof.

Die ersten Jahre in Backnang waren für meine Eltern hart. Das Geld war knapp, und meine Mutter musste halbtags arbeiten. Das tat sie die ersten Jahre als Sekretärin beim ortsansässigen Ableger des schwäbischen Bauernverbandes am anderen Ende der Stadt. Ein winziges Büro im Privathaus ihres Chefs, das sie sich mit ihm teilen musste.

Der war ein alter Knorz vom Land, ein Bauer, der in seiner Schreibtischschublade Äpfel vor sich hin welken ließ. Er diktierte ihr Briefe, die sie mitstenographierte und anschließend in eine alte Schreibmaschine hackte. Alles, was noch mal verwertbar schien, durfte nicht weggeworfen, jeder alte Schmierzettel musste beiderseitig verwendet werden. Es wurde an allem gespart, und so lernte sie jene sprichwörtliche schwäbische Sparsamkeit kennen, die ein alter Witz auf den Punkt bringt. Frage: Wie entsteht Kupferdraht? Antwort: Wenn sich zwei Schwaben gleichzeitig nach einem Pfennig bücken.

Für ihre Arbeit bekam meine Mutter wenig Geld. Ihr Chef nahm sich nicht selten das Recht heraus, noch spät abends oder am Wochenende in unserer Wohnung aufzukreuzen, um ihr etwas zu diktieren. Wir waren jedes Mal begeistert. Das war vor gut 60 Jahren. Und heute, in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung? Weit über 50 Prozent der deutschen Arbeitnehmer sind auch am Wochenende für ihre Arbeitgeber erreichbar. Was für ein Fortschritt.

Ich selbst hatte eine spezielle Beziehung zu ihrem Chef. Wenn er mit seinem Volkswagen kam, musste er nach dem Diktat manchmal noch weiter zu irgendwelchen Bauern in die umliegenden Dörfer. Und wenn es noch nicht allzu spät war, durfte ich mitfahren. Das war immer aufregend für mich. Als ich zwölf war, ließ er mich sogar einmal selbst ans Steuer, was mich gehörig in Wallung brachte. Er saß völlig entspannt daneben und ich fuhr. Heute ein Unding, aber damals gab es wenig Autoverkehr – und auf dem Land allemal.

Mein Vater ging jeden Tag zu Fuß in die Stadt zu Telefunken. Nach der Arbeit bastelte er bei uns im Keller noch gerne was für die Wohnung. Einen Schreibtisch für sich, eine Eck-Musiktruhe mit einem Plattenspieler und großem Lautsprecher. Darauf stand unser erstes Radio. Es war so klein, dass es auf der Truhe etwas verloren wirkte.

Da meine Mutter eine große Leseratte war, baute er Bücherregale für das Wohnzimmer, dazu einen klassischen Nierentisch mit drei Beinen für die Couch, für die Diele Hängeschränkchen und einen witzigen Schirmständer und bemalte sogar den neuen Lampenschirm für unsere alte Stehlampe. Mit Motiven aus Venedig. Vorboten für die späteren ersten Italienreisen mit geliehenem Auto und Zelt. Seine Schulden, die er sich in der Alsfelder Zeit aufgehalst hatte und die ihn bedrückten, ließ er sich nie anmerken. Jedenfalls nicht vor uns Kindern. Von meiner Mutter weiß ich aber auch, dass der Haussegen wegen Geldknappheit nicht selten schief hing.

Es muss an Weihnachten in den ersten Jahren in Backnang gewesen sein: Meine Eltern hatten buchstäblich kein Geld mehr, um uns Geschenke zu kaufen. So nötigte Mutter meinen Vater noch am Vormittag von Heiligabend, sich von seinem Arbeitgeber einen Vorschuss geben zu lassen, damit man jedem von uns drei Brüdern ein kleines Geschenk auf den Gabentisch legen konnte. Weihnachten ohne Geschenke – das ging gar nicht.

Aber auch hier machte mein Vater mit seiner handwerklichen Begabung nicht selten aus der Not eine Tugend. Er bastelte Geschenke für uns. Für mich einen Kaufmannsladen, für meine Mutter sogar einmal einen Teewagen fürs Wohnzimmer. Dieser war nicht nur originell, sondern auch sehr schick. Mein mittlerer Bruder bekam einen Schreibtisch.

Da auch ich technisch nicht total unbegabt war, lernte ich so einiges von Vadder, wie wir ihn auch nannten, und so half er mir, im Garten eine kleine Bude zu zimmern. Darin verkaufte ich, wenn mein ältester Bruder mit seinen Freunden auf der Nachbarwiese Fußball spielte, in der Halbzeitpause Brote mit Senf.

Der Höhepunkt war aber für mich eine Eisenbahnanlage, die er mir einmal zu Weihnachten gebaut hatte. Auf einer Platte von eineinhalb auf dreieinhalb Metern. Wochenlang hatte er dafür im Keller gesessen und unbemerkt von mir alles gebastelt – auch die Lokomotiven und die Waggons, die Schienen, mit künstlichem kleinen Schotter bestreut, die Weichen und dann noch die dazugehörige Elektronik. Da war sicher das eine oder andere aussortierte Relais von Telefunken dabei. Die Firma wird’s überlebt haben.

Auf den Schienen stand stolz eine kleine Lok aus dem Hause Fleischmann und die Wagen dazu. Die damals sehr beliebte Märklin-Lok lag außerhalb unserer finanziellen Möglichkeiten. Aber es lag noch ein Faller-Baukasten für einen Bahnhof auf dem Gabentisch. Ich war so glücklich und aufgeregt, dass ich beschloss, nicht in die Mitternachtsmette mitzugehen, sondern zu Hause zu bleiben und sofort den Bahnhof zusammenzubasteln. Als meine Eltern aus der Kirche kamen, war er fertig. Ich war stolz und genoss den Weihnachtsstollen, den wir traditionsgemäß nach der Christmette anschnitten.

Irgendwann fing ich auch an, Zeitungen auszutragen, um mir neben dem Taschengeld, das ich von meinen Eltern bekam, noch etwas dazuzuverdienen. Die Rasselbande, Micky-Maus-Hefte, verschiedene Fernsehzeitschriften und die »Praline« – die damals eine relativ seröse Frauenzeitschrift war.

Da wir zu der Zeit noch keinen Fernseher hatten, blieb ich manchmal bei den Abonnenten, die schon einen Schwarz-Weiß-Fernseher hatten, einfach in der Stube sitzen und schaute zu, wenn hier der Fernseher lief. Oft waren das ganz einfache Leute, bei denen der Fernsehapparat das Teuerste in der Wohnung war. Manchmal befand er sich in der Küche, wo das benutzte Geschirr noch rumstand, es entsprechend übel roch und die Katzen auf dem Küchentisch herumliefen. In die Ecken durfte man da nicht kucken, aber mich interessierte ohnehin nur das Fernsehprogramm, und die Leute nahmen keinen Anstoß daran, dass ich mich einfach so zu ihnen gesellte.

Die Folge war, dass ich bei manchen Kunden, die eine Fernsehzeitung abonniert hatten, erst am Samstagabend auftauchte, als das Fernsehprogramm längst begonnen hatte. Eigentlich eine Unverschämtheit. Aber ich kann mich nicht erinnern, deshalb je einen Anschiss bekommen zu haben.

Im Laufe der Jahre wurden die Zeiten mit zunehmendem Wohlstand besser. Es waren die Jahre des sogenannten Wirtschaftswunders. Ich kaufte mir von meinem ersparten Geld das erste eigene Fahrrad. Gebraucht, aber mit Gangschaltung. Wir hatten zwar noch immer kein eigenes Auto, aber inzwischen einen eigenen Fernseher. Das war vielleicht eine Aufregung für uns Jungs. Eine der ersten Sendungen, die ich nachmittags sehen durfte, war »Sport, Spiel, Spannung« mit Klaus Havenstein und »Dick und Doof« mit Stan Laurel und Oliver Hardy in »Väter der Klamotte«. Alles in Schwarz-Weiß natürlich.

Jetzt waren wir in Backnang angekommen. Neben seiner Arbeit bei Telefunken engagierte sich mein Vater im katholischen Pfarrgemeinderat, mein ältester Bruder Klaus betätigte sich sportlich und spielte in diversen Tischtennisvereinen, wo er es später immerhin bis zum Baden-Württembergischen Landesmeister bringen sollte, worauf wir alle sehr stolz waren.

Peter und ich nutzten die Angebote der katholischen Jungmännergemeinschaft. Ich wurde auch, wie meine Brüder zuvor, Ministrant und auch noch Vorbeter. Wenn man so will, machte ich im Altarraum der Kirche meine allerersten Bühnenerfahrungen. Das war nicht immer prickelnd, besonders im Winter, wenn ich wochentags in aller Herrgottsfrühe, also noch vor der Schule, als Ministrant für die Morgenmesse eingeteilt war und mir in der eiskalten Kirche die Finger abfror.

Die Sommerferien verbrachten wir oft im Zeltlager. Es war spannend und schön, abseits von den Regularien des Elternhauses eine neue, ganz andere Freiheit im Kollektiv von Gleichaltrigen zu erleben. Auf einer Waldlichtung bauten wir unsere Zelte auf, Katen aus schwarzem Zelttuch, die anhand zweier Baumstämme hochgezogen wurden. Sie hatten oben sogar eine Öffnung, um auch im Zelt ein Feuer machen zu können. In der Regel gab es aber im Zentrum der kleinen Zeltstadt immer eine Lagerfeuerstelle, um die man abends herumsaß. Das war Abenteuerromantik pur. Geschichten wurden vorgelesen oder Lieder zur Gitarre gesungen. Wenn sich dann nachts alle in die Zelte verkrochen, wurden zwei Jungs zur Nachtwache eingeteilt. Das bedeutete, regelmäßige Rundgänge um das Lager zu machen und das Feuer mit Brennholz zu versorgen, damit es nicht ausging. Uns Stadtkindern waren die Geräusche des Waldes oft fremd. Und es hatte etwas Unheimliches, wenn man von irgendwo aus dem Wald ein Knacken oder einen Tierlaut vernahm. Es konnte auch sein, dass eine Gruppe aus einem entfernten anderen Zeltlager einen Überfall plante, was nur sehr selten vorkam. Aber Fürchten war nicht angesagt. Wir waren zwar nicht flink wie Windhunde oder zäh wie Leder und schon gar nicht hart wie Kruppstahl, aber Schiss haben war verpönt.

Ein paar Mal wurde ich als Benjamin der Familie von meinem Vater mit meiner Mutter als Begleitung an den Tegernsee oder auf einen Bauernhof am Wilden Kaiser bei Kufstein in den Urlaub geschickt, weil meine Mutter sich dringend erholen musste. Wir Jungs, ihre Halbtagsarbeit, die Arbeit in Haushalt und Garten zehrten natürlich an ihren Kräften. Und diese Ferien mit ihr allein genoss ich ganz besonders.

Daher fand ich es auch überhaupt nicht komisch, als eines Tages mein Vater und mein mittlerer Bruder Peter plötzlich in unserer Bauernhofidylle auftauchten. Wir waren gerade in unserer Wohnkammer, als wir von draußen unseren Familienpfiff hörten. »Oh Gott«, entfuhr es mir, »was wollen die denn hier?« Es sollte eine Überraschung sein, und die beiden blieben auch nur für ein paar Tage. Ein Arbeitskollege meines Vaters hatte die zwei auf seiner Fahrt in den Urlaub mitgenommen.

Eines Nachmittags während dieser Tage saßen wir einmal draußen in Liegestühlen auf einer Wiese. Nicht wir alle, denn für mich war keiner mehr frei. Ich bat meinen Bruder, mir doch auch mal einen Liegestuhl zu überlassen. Er wollte aber nicht und hatte sich, damit ich ihn nicht vertreiben konnte, extra eine der vielen Katzen, die sich auf dem Bauernhof herumtrieben, auf seinen Schoß gelegt. Er kraulte sie am Hals, und die Katze schnurrte wohlig. Er dachte sicher, dass ich mich nicht trauen würde, ihn mit dem Tier aus dem Stuhl zu kippen. Als jedoch meine Aufforderungen nicht fruchteten, schlich ich mich von hinten heran und ließ ihn mit dem Stuhl samt Katze ganz langsam nach unten gleiten.