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Das Buch

Kennst du sie auch, die Angst vorm leeren Blatt? In dir schlummert der Wunsch, dich kreativ auszudrücken, aber du zögerst schon viel zu lange, ihm nachzugehen?

So oft verdrängt ein stressiger Alltag unsere kreativen Ideen ans Ende unserer mentalen ToDo-Liste. Dabei ist unsere Kreativität wie eine geheime Superpower, die uns dabei helfen kann Ängste zu überwinden und glücklicher zu werden.

In spannenden Übungen teilt das kreative Allround-Genie Felicia Day ihre Strategien für ein erfüllteres, kreatives Leben: Überwinde deine Blockaden mit absurden Aufgaben, entdecke, was echte Begeisterung und Einfallsreichtum in dir weckt, lerne dich gegen die Feinde deiner kreativen Mission zur Wehr zu setzen und mach dich bereit für Ideenhagel und Neuronenfeuer.

Die Autorin

Felicia Day ist Schauspielerin, produziert virale und preisgekrönte YouTube-Videos und ist New York Times Bestseller-Autorin. Mit ihrer ehrlichen und ein bisschen verrückten Art begeistert sie nicht nur den Erschaffer des »Game of Thrones«-Universums, sondern auch Millionen Fans in ihrer Online-Community. Dabei überwindet sie immer wieder ihre eigenen Ängste und wagt sich an die unterschiedlichsten kreativen Projekte.

Felicia Day

DIESES BUCH
MACHT DICH WAHNSINNIG...
KREATIV UND GLÜCKLICH

Wie du deine Ängste überwindest
und endlich loslegst

Aus dem Englischen von Michael Windgassen

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Ullstein

Liebe Leserin, lieber Leser, bitte beachte, dass dieses eBook keine interaktiven Ausfüllelemente enthält. Greif doch ganz altmodisch zu Stift und Papier, und schon kann die kreative Reise losgehen.

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ISBN 978-3-8437-2290-2

© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2020
© RobotKittenGiggleBus Production, 2019
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
Embrace Your Weird: Face Your Fears and Unleash Creativity
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München,
unter Verwendung einer Vorlage von Derek Thornton / Faceout Studio
Innenabbildungen: © Derek Thornton / Faceout Studio
E-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
Alle Rechte vorbehalten

Für Calliope Catbird,
ich liebe dich genau so, wie du bist

INHALT

Über das Buch und die Autorin

Titelseite

Impressum

Widmung

EINFÜHRUNG

1: WIE DIESES BUCH ZU VERWENDEN IST

pfeil_inhalt.jpg Schnell arbeiten / Nicht lange nachdenken

pfeil_inhalt.jpg Urteilsfreie Zone

pfeil_inhalt.jpg Tinte fließen lassen

pfeil_inhalt.jpg Nur keine Angst

pfeil_inhalt.jpg Gefühle sind unsere Freunde

pfeil_inhalt.jpg Schütze dich

pfeil_inhalt.jpg Flow

2: WOZU KREATIVITÄT?

pfeil_inhalt.jpg Unsere Stimme ist einzigartig

pfeil_inhalt.jpg Wir sind schon dabei

pfeil_inhalt.jpg Anders denken

pfeil_inhalt.jpg In der Gegenwart leben

pfeil_inhalt.jpg Erfüllende Arbeit

3: UNSER HELDEN-SELBST

pfeil_inhalt.jpg Kindheit

pfeil_inhalt.jpg Das Ich im Jetzt

pfeil_inhalt.jpg Träume

pfeil_inhalt.jpg Zusammenfassung

4: FEINDE

pfeil_inhalt.jpg Ohnmacht

pfeil_inhalt.jpg Ängstlichkeit

pfeil_inhalt.jpg Prokrastination – Perfektionismus – Versagensangst

pfeil_inhalt.jpg Scham – Reue – Neid

pfeil_inhalt.jpg Reale Widersacher (Stereotype – Kritik – Menschliche Feinde)

pfeil_inhalt.jpg Zusammenfassung

5: VERBÜNDETE

pfeil_inhalt.jpg Vorbilder

pfeil_inhalt.jpg Mentoren

pfeil_inhalt.jpg Freunde

6: ZEIT ZUM SPIELEN!

7: MISSIONEN

pfeil_inhalt.jpg Raum schaffen

pfeil_inhalt.jpg Immerzu forschen

pfeil_inhalt.jpg Tun und zu Ende bringen

pfeil_inhalt.jpg Nie aufgeben

VIEL GLÜCK! VORWÄRTS! TU WAS! TSCHÜS!

DANKSAGUNGEN

WEITERE LEKTÜRE FÜR DEINE KREATIVE REISE

ZUR AUTORIN

Feedback an den Verlag

Empfehlungen

EINFÜHRUNG

Ich habe mich zeit meines Lebens mit Ängsten herumgeschlagen. Erst als ich kreativ wurde, habe ich mich frei genug gefühlt, die verqueren Seiten in mir herauszukehren. Jetzt möchte ich dir helfen, dass dir dasselbe gelingt.

Vor ein paar Jahren habe ich ein Buch mit dem Titel You’re Never Weird on the Internet (Almost) geschrieben. Es war ein New York Times-Bestseller, was meine Mom richtig stolz machte. Kurz nach Erscheinen des Buches verschuldete sie einen Auffahrunfall mit leichtem Blechschaden, der aber keine schlimmen Folgen für sie hatte. Sie erklärte nämlich der geschädigten Person: »Ich bin Felicia Days Mutter!« Glücklicherweise hatte diese mein Buch gelesen und war einigermaßen beeindruckt. So ließ die Frau meine Mutter ungeschoren davonkommen und verzichtete darauf, die Versicherung einzuschalten. (Übrigens erzählte sie mir diese Geschichte, nicht meine Mutter. Wie auch immer.)

Als Reaktion auf mein Buch hörte ich immer wieder, dass es manchen half, sich mit psychischen Problemen, insbesondere mit Angst, nicht allein zu fühlen. Und wie es sie dazu brachte, ihre Ängste zu überwinden und in Kreativität zu verwandeln. Es inspirierte sie,

stifft.jpg sich für die Befreiung von Frettchen starkzumachen;

stifft.jpg Animation-Design zu studieren statt Medizin, wie vom Vater gewünscht (nichts für ungut, Dad);

stifft.jpg Web-Comics über clevere Bienen zu zeichnen;

stifft.jpg ein maßgefertigtes Batmobil zu bauen – voll fahrtüchtig;

stifft.jpg eine Fantasy-Trilogie zu schreiben, womit sie schneller fertig waren als ich mit meinem Buch (ich war entsprechend eingeschüchtert und bat sie auf meiner Signierstunde um IHR Autogramm. Peinlich, das Ganze);

stifft.jpg eine Steampunk-Band zu gründen und sie NICHT Clockblockers zu nennen (warum eigentlich nicht? Ist doch ein toller Name);

stifft.jpg einen Igel nach mir zu benennen (ich höre an dieser Stelle mit der Aufzählung auf, denn das hier ist wohl das Coolste. Lass dir die Möhren schmecken, Felicia Bae!).

Kurzum, der Satz »Deinetwegen habe ich mich X getraut« war für mich der schönste Lohn. Und er bestätigte mir, dass unsere Eigenarten eine Kraft bergen, die wir alle besitzen, aber nur selten nutzen, weil wir aus irgendwelchen Gründen Angst davor haben. Das Leben ist leichter, wenn wir uns konform verhalten und den Mund halten, oder? Leichter vielleicht, aber letztlich schaden wir uns damit selbst. Nicht nur, weil wir hochtaillierte Hosen tragen. (Im Ernst, die sehen scheußlich aus. Ich würde davon abraten.)

Anderen dabei zu helfen, ihre Eigenarten anzunehmen und kreativ damit umzugehen, ist mir inzwischen ein leidenschaftliches Anliegen. Es steht in meiner persönlichen Rangliste an dritter Stelle hinter Videogames spielen und frische Croissants essen. Mittlerweile erachte ich es als eine meiner Lebensaufgaben, Mitmenschen dazu zu ermutigen, die destruktiven Stimmen zu überhören, die ihre Kreativität zum Schweigen bringen. Es ist eine ganz persönliche Angelegenheit für mich. Von solchen Stimmen bin ich nämlich selbst mein ganzes Leben lang gequält worden.

Destruktive Gedanken haben mich viele Jahre davon abgehalten zu schreiben – und sie haben mich klein gemacht, als ich es endlich versuchte. Ich dachte, sie seien »realistisch«. Dass es diese Stimmen besser wüssten. Aber eines Tages sagte ich mir »HEY, WAS FÜR EINE IRRE IDEE: ICH MUSS DIESEN GEDANKEN NICHT GLAUBEN! IM GEGENTEIL, ICH KANN AUF SIE PFEIFEN!« Und es hat sich großartig angefühlt.

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Als ich mich schließlich aufraffte und mich mit meinen Problemen beschäftigte, brachte ich etwas zustande. Tatsächlich machte ich Karriere, indem ich etwas kreierte. Wer hätte das gedacht?

Neben einer Menge meiner persönlichen Überzeugungen (sind es vielleicht zu viele?) ist dieses Buch voll mit Übungen, die dabei helfen sollen, Freude an Kreativität zu gewinnen. Ängste abzubauen, die davon abhalten, Neues auszuprobieren. Und anderen deutlich zu machen, wie großartig und einzigartig sie sind. (Ja, du bist gemeint. Stell dir vor, aus dieser Seite zeigt mein holografischer 3-D-Finger genau auf dich. Wenn ich jemandem aus Versehen ins Auge gestochen habe, tuts mir leid!)

Die meisten Übungen in diesem Buch machen Spaß. Manche sind ein bisschen albern. Wiederum andere können unangenehm sein. Aber sie alle helfen, die kreative Stimme laut werden zu lassen. Es sind Techniken, die ich mir in vielen Jahren aus Therapien und Anregungen aus Motivationsratgebern zusammengeklaubt habe; sie suchen alle nach einer Antwort auf die simple, verzweifelte Frage: »Ich will etwas sagen. Warum fehlt mir der Mut, es zu tun?«

Es bedarf keiner hochgesteckten Ziele, um in diesen Prozess einzusteigen. Ich will niemanden dazu drängen, sein Leben auf den Kopf zu stellen, um ein professioneller Makramee-Künstler zu werden oder dergleichen. (Ich würde dich trotzdem dazu beglückwünschen und eine Blumenampel bei dir bestellen.) Mir reicht es völlig, wenn du nach dieser Erfahrung sagen kannst: »Oh Mann, ich hab ganz vergessen, wie schön es ist, unter der Dusche Heavy-Metal-Songs zu singen.« Lass krachen, Alter! Ich begleite dich mit Musicalmelodien.

Vereinfacht ausgedrückt geht es in diesem Buch darum, Gefühle zu entdecken, aufzuschließen und zum Ausdruck zu bringen. Und dann Wege zu finden, auf denen man diese GEFÜHLE MIT ANDEREN TEILEN kann. pfeil.jpg Eine bessere Umschreibung für das, was man auch als Schaffensdrang bezeichnen könnte, fällt mir nicht ein.

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Fertig?! Fassen wir uns an den Händen, und hüpfen wir gemeinsam ins kreative Vergnügen. Oder nein. Wir müssen uns nicht an den Händen fassen. Auf gehts!

oxox

Felicia

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WIE DIESES BUCH ZU VERWENDEN IST

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Klar, es kommt natürlich darauf an, die Seiten einzeln aufzuschlagen, zu lesen und loszuschreiben. Abgesehen davon will ich aber an dieser Stelle ein paar Tipps geben, wie du dich ans Werk machen solltest, um das meiste aus dieser Erfahrung herauszuholen. (Vielleicht bin ich auch nur ein Kontrollfreak und allzu detailversessen. Entweder / oder.)

Partys zu geben ist mir ein Gräuel. Es fällt unter die Top Ten meiner Liste der »am wenigsten geschätzten Wochenendaktivitäten« – gleich dahinter kommt auf Partys zu GEHEN. (Außerdem Waxing der Bikinizone, Steuererklärungen, das Auto zur Werkstatt zu bringen und den Kühlschrank zu putzen. Na, jetzt kann ich auch den Rest der Liste aufzählen: Pflicht-Brunches mit der Familie, der Besuch von Themenparks, BHs einkaufen sowie so lange über das Leben nachzugrübeln, bis ich mich in den Schlaf geweint habe.) Wenn ich Gastgeberin einer Party bin, nehme ich meine Verantwortung viel zu ernst. Ich hyperkuratiere meine Einladungsliste, damit es nicht zu voll wird. Dann gerate ich in Panik bei dem Gedanken, dass ZU WENIGE Leute kommen könnten, lade also ein paar Leute mehr ein und bete inständig, dass nur fünfundsiebzig bis achtzig Prozent kommen werden. Übrigens, dreiundsiebzig Prozent sind der goldene Schnitt. DANN mache ich mir schreckliche Sorgen, dass es nicht genug zu essen geben könnte. Ich schaffe das Doppelte an Snacks heran und dreimal so viel zu trinken, bestelle so viel zu futtern, dass ich mich quasi den Rest des Monats von übrig gebliebenen Gemüse-Sticks ernähren könnte. Wenn meine Gäste nicht pünktlich auf der Matte stehen, werde ich nervös und logge mich bei Instagram ein, überzeugt davon, dass mein Feed voll von anderen Partys ist, für die sich meine Freunde entschieden haben, statt zu mir zu kommen. Wenn sie aber dann doch aufkreuzen, schwirre ich von Gast zu Gast wie ein koffeingetränkter Kolibri, verzweifelt darum bemüht, jedem Einzelnen ein perfektes Partyvergnügen zu bereiten, ohne ihnen die Chance zu geben, mit mir ins Gespräch zu kommen.

Kein Wunder, dass ich meine letzte Party 2005 gegeben habe.

WIE DEM AUCH SEI, diese Neurose ist einer der Gründe, warum ich mich dazu entschlossen habe, dieses Buch zu schreiben und ein paar Ratschläge für eine möglichst nutzbringende Lektüre zu formulieren. Ich bin ungestört, lasse mir meine zum Teil ziemlich heiklen Erfahrungen durch den Kopf gehen und habe dabei insbesondere DICH, lieber Leser / liebe Leserin, vor Augen. (Hätte auch von Jane Austen sein können.) Am Ende wollen wir alle mit unseren Stimmen gestärkt und beschwingt hinaus in die Welt gehen. Falls es dazu nicht kommt, nun, Geld wird nicht erstattet. Ich schlage also vor, dies hier als Schwelle oder Sprungbrett zu nutzen. Fangen wir an!

Schnell arbeiten / Nicht lange nachdenken

Versuche, dich bei der Arbeit nicht zu zensieren. Betrachte deine ersten Entwürfe als »auskotzen«, auch wenn dieses Bild vielleicht nicht besonders inspirierend ist. Unser Ziel ist es, unsere einzigartige kreative Identität freizulegen. Schreibe also schnell! Arbeite, als wäre ein wichtiger Teil von dir in einer Lawine verschüttet und müsste an die Luft, PRONTO!

Wenn dir auffällt, dass du dazu neigst, zu viel über etwas nachzudenken, versuche, eine Frage zu beantworten, laut, als würdest du mit einem Gegenüber sprechen. Oder kritzele Bildchen aufs Papier anstelle von Wörtern. Versuche es einfach auf die Weise, die dir mehr Spaß macht. »Schnell und Spaß dran haben« ist das Abführmittel für deine kreative Verstopfung. (Wieder so ein unappetitliches Bild, nichts für ungut.)

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Versuchs auf dieser Seite. Du öffnest die Haustür, und ein Dinosaurier im Smoking springt dir entgegen. Was machst du? Schreib auf, was dir dazu einfällt. Die Sätze müssen nicht vollständig sein; du kannst auch etwas zeichnen. Jedenfalls solltest du nicht ins Stocken geraten.
Du hast fünf Minuten. Schau auf die Uhr und leg los!

 

 

 

 

Pling! ZEIT UM.

Fühlt sich doch gut an, oder? Bist du versucht zu lesen, was du geschrieben hast? TU ES NICHT! Was du gemacht hast, war PERFEKT. Lass es los!

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Urteilsfreie Zone

Uns muss nicht immer GEFALLEN, was wir hier tun. Es muss nicht bemerkenswert sein. Wir müssen niemanden beeindrucken und kümmern uns nicht um schlechte Noten. Wir vergessen allzu leicht, dass es unser gutes Recht ist, etwas zu schaffen, auch wenn es nicht »gut« ist. Stell dir vor!

Wir dürfen mies in etwas sein und trotzdem unseren Spaß daran haben. Ja, ich verwende den Schrifttyp Comic Sans, obwohl mir klar ist, dass ich mich bei Typografen damit lächerlich mache. Er gefällt mir trotzdem.

Ich will ehrlich sein und gebe zu, dass Zeichnen oder andere visuelle Fertigkeiten nicht zu meinen Stärken zählen. Als Kind habe ich zu Weihnachten andere mit selbst gemalten Bildchen beschenkt; die höfliche Reaktion darauf lautete dann meist: »Man sieht, du hast dir Mühe gegeben, Schatz.« Es hat mich bis heute nicht davon abgehalten, irgendetwas aufs Papier zu kritzeln, vor allem, wenn ich nervös oder gestresst bin. Und je verkorkster das Katzengesicht oder die Perspektive, desto weiter ziehen sich meine Hemmungen in den Hintergrund zurück. Das funktioniert für mich. All diese verunglückten Kätzchen? Sind ohne Bedeutung.

Darum sollten wir, sooft wir uns in einer Übung festfahren oder verkrampfen, erst recht loslegen und absichtlich etwas Schreckliches tun. Das Schlechtestmögliche. Es ist hier gestattet – es ist sogar erwünscht.

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Zeichne auf dieses Blatt ein ganz und gar SCHEUSSLICHES Pferd. Zeichne so schlecht wie möglich. Gute Ergebnisse sind hier fehl am Platz.

 

 

 

 

Voll daneben. Glückwunsch!

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Dieses Buch soll aufbrechen, was wir bislang nicht aus uns herausbringen konnten. Unser kritisches Selbst kann später kommen – IM ANSCHLUSS AN DIE LEKTÜRE.

In einer idealen Welt können wir mit allem, was wir tun, glücklich und zufrieden sein – insbesondere mit unseren Fehlern.

Tinte fließen lassen

Regelverstöße sind Teil des kreativen Prozesses. Nichts ist in diesem Sinne heilig. Schon gar nicht dieses Buch. Kritzle es ruhig voll. Jetzt. Man hat uns beigebracht, Bücher sorgsam zu behandeln. Achten wir einfach nicht auf die Stimme der Grundschullehrerin, die uns immer noch verfolgt! Ich gebe hiermit allen Lesern ausdrücklich die Erlaubnis, dieses Buch nach Strich und Faden zu verhunzen. Was sagen Sie dazu, Fräulein Julie? Fang gleich damit an, indem du diesen Satz durchstreichst.

Wie hat sich das angefühlt? Ungezogen? Auf GUTE Weise ungezogen? Guuuut. Weiter so. FÜLL DAS GANZE BUCH MIT SCHLECHTEM BENEHMEN! Ich gestatte dir, die Seiten zu verunstalten. Ist okay. Ich schaue dir ja nicht über die Schulter. Das wäre gruselig.

Wenn dir etwas von dem, was du hier liest, nicht gefällt, streich es durch. Und schreibe eine Entgegnung. Reiß Seiten heraus und kleb sie an den Badezimmerspiegel, damit du sie morgens als Erstes siehst. Hast du daran etwas auszusetzen? Sags dem Buch!

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Denk daran, dieses Buch ist nur der Rahmen, WIR sind das Spielfeld.

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Beschmiere diese beiden Seiten. Mit Marker, Bleistift, Glitzer, egal was. Graffiti nach Herzenslust.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So, und jetzt reiß diese Seite heraus. Ja! ZERREISSE. DAS. BUCH!

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Nur keine Angst

Um die Hemmungen und Widerstände zu durchbrechen, die wir über Jahre in uns aufgeschichtet haben, müssen wir Dinge tun, die uns falsch erscheinen oder schwerfallen. (Ähm, im übertragenen Sinne und NUR AUF PAPIER, versteht sich.) Ja, es wird auch peinlich-gefühlvoll, vielleicht wirst du die Augen verdrehen. Dafür hab ich Verständnis. Ich verdrehe die Augen, wenn mir mein Vater eine Geburtstagskarte schickt und an »die beste Tochter der Welt« adressiert. Aber bringen wir doch das verlegene Ächzen in uns zum Schweigen und machen uns lieber an die Arbeit! Was ist das Schlimmste, was passieren könnte? Dass wir zu Hippies werden und uns, mit Halbedelsteinen behängt, mitternachts gegenseitig umarmen? So schlecht ist das doch nicht.

Wie dem auch sei, jetzt wirds ernst.

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Schreibe »Ich bin das Beste seit der Erfindung des Schweizer Käses«, immer und immer wieder.

 

 

 

 

Tritt nun einen Schritt zurück und riskiere, für einen Moment daran zu glauben.

Glaube WIRKLICH daran. Stell dir buchstäblich vor, das Beste seit der Erfindung des Schweizer Käses zu sein. Und schreib weiter!

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Siehst du? Da ist niemand, der uns auslacht, kein Zensor, der ein Fehlverhalten bemängelt oder dich daran erinnert, dass deine Schenkel ein bisschen zu kräftig sind für deine Jeans. Selbstwertgefühle, und seien sie noch so großspurig, sind hier in Sicherheit. (Und ob wir es glauben oder nicht, wir SIND das Beste seit Erfindung des Schweizer Käses. Parmesan? Nun, darüber lässt sich streiten.)

Gefühle sind unsere Freunde

Mit einem halbherzigen »Ach, was solls?« gelingt es niemandem, eine Skulptur zu schaffen, ein Rezept zu erfinden oder ein Gebäude zu entwerfen. Emotionen sind das A und O der Kreativität. Und Resistenz. Wenn also bei der Lektüre dieses Buches eine starke Empfindung in dir aufsteigt, sei sie positiv oder negativ, nimm sie an und koste sie aus. »Mann, warum kann ich mich einfach nicht für das Beste seit der Erfindung des Schweizer Käses halten? Leide ich an einer Laktoseintoleranz? Wer hat mir eingeredet, dass ich nicht stolz auf mich sein darf, und was setze ich dem entgegen?«

Es hilft, sich Zeit für dieses Buch zu lassen. Verfahre mit den Ideen hier wie mit einem ohne Mehl, aber viel Schokolade gebackenen Kuchen: Nimm immer nur kleine Stücke und lass sie auf der Zunge zergehen, denn wenn du alles auf einmal in dich hineinschlingst, wird es sich anfühlen, als hättest du einen tausend Pfund schweren Stein im Magen. Leg nach jedem Kapitel eine kleine Pause ein und überlege, wie du den einen oder anderen Gedanken auf dich anwenden kannst, insbesondere im Hinblick auf deine Gefühlslage. Hat dich irgendwas geärgert? Nimms zur Kenntnis. Begeistert? Nimm auch das zur Kenntnis. (Solltest du dich an irgendeiner Stelle langweilen, ist es meine Schuld, und es tut mir leid, aber keine Sorge, es liegt nicht an dir.)

Beim Aufräumen stößt man manchmal zufällig auf erfreuliche Dinge. (Einen Zwanzigeuroschein in einer alten Jeans zum Beispiel. JUCHHU!) Dinge, die wir nicht zuordnen können. (Wessen Kugelschreiber ist das? Habe ich ihn irgendwo mitgehen lassen? PEINLICH!) Oder Dinge, an die wir uns nicht erinnern wollen. (Die Unterwäsche eines Ex. NEIIIN!) All das verdient unsere Aufmerksamkeit. Je schonungsloser wir zu identifizieren lernen, was starke GEFÜHLE in uns auslöst, desto besser ist das für unsere Kreativität.

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Wirf Dinge, die mit starken Gefühlen für dich verbunden sind, ins Feuer. Positive wie negative. Was macht dir Angst? Was begeistert dich? Wörter, Sätze, Ideen – schreib auf oder skizziere, was dir in den Sinn kommt, wenn du in das unten angefachte Feuer blickst.
Schreib so viel, dass es am Ende eingeschwärzt ist.

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Ich kann dir versprechen, dass sich mit einem heftigen Gefühl unsere Kreativität befeuern lässt!

Schütze dich

Behalte lieber für dich, dass du dieses Buch durcharbeitest. Mir ist klar, dass dieser Rat ein bisschen bizarr klingt, zumal heutzutage alles geteilt wird. Bei manchen wird er so ankommen wie »Felicia will, dass ich einen Monat lang kein Wort mehr sage, nur noch Limabohnen esse und mich vorübergehend in einer Kommune auf den Azoren einquartiere«. Dabei ist das Buch doch nur 304 Seiten dick. Du wirst überleben. Hier und jetzt kommt es darauf an freizulegen, was in uns verborgen ist und sich scheut, ans Licht zu treten. Den Blick anderer auf uns gerichtet zu fühlen, macht uns befangen. Ketchup-Flecken im Gesicht sind an sich keine große Sache, es sei denn, sie fallen jemandem auf, stimmts?

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Notiere fünf Adjektive, die beschreiben, wie du dich fühlst, wenn du allein tanzt.

 

 

 

Jetzt schreib fünf Adjektive auf, die beschreiben, wie du dich fühlst, wenn du tanzt und andere dir zuschauen.

 

 

 

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Die beiden Listen sind ziemlich UNTERSCHIEDLICH, nicht wahr? In welcher steckt mehr Freude? Lass sie uns ausleben! (Wenn du lieber unter den Augen anderer tanzt, beglückwünsche ich dich – aus einer tiefen, dunklen, neurotischen Ecke heraus.)

Ich möchte dir auch empfehlen, Abstand von Social Media zu nehmen, solange du an deiner Kreativität arbeitest. Ich weiß, das ist hart (habe selbst dreimal Facebook gecheckt, während ich diese Seite schreibe), aber es lohnt sich. Okay, du darfst ein paarmal am Tag nachsehen, ich bin schließlich kein Monster, aber dann LOG DICH AUS. Und jedes Mal, wenn du den Drang verspürst, deine Zeit online zu vergeuden, arbeite stattdessen ein wenig, und sei es nur, dass du mehrmals »Lieber würde ich jetzt durch Twitter scrollen, als mich mit diesem Mist hier abzumühen« an den Rand schreibst.

Schütze den Prozess. Schütze den inneren Kreator. Dieser Raum ist NUR FÜR DICH.

Flow

Zieh nun eine durchgehende Linie über diese und die nächste Seite.

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Verwirf den Gedanken, dieses Buch könnte dir etwas an die Hand geben, das du anderen ZEIGEN kannst. Wir versuchen, am kreativen PROZESS Freude zu entwickeln. Ohne ein Ziel vor Augen, ohne Druck. Wir befinden uns in einer ruhigen, kreativen Gemütsverfassung. Sind mit Vergnügen konzentriert. Wir schaffen es, die Zeit zu dehnen. Zeichne auf jedem Fleckchen DIESER Seite. Und DER NÄCHSTEN.

 

 

 

 

Fülle jede noch leere Stelle. Mit scharfen Ecken, Kurven, Kringeln, wonach du dich gerade FÜHLST. Und nicht den Stift ablegen!

ZEICHNE WEITER!

Kritzle über Wörter. Kritzle bis an den Rand. Du kannst ja nichts falsch machen.

 

 

 

 

Hast du bemerkt, dass Zeit vergangen ist?

Oder ist sie von deinem Tun aufgebraucht worden?

WENN JA, GUT SO. WIR HABENS GESCHAFFT.

So fühlt es sich an, wenn man kreativ ist.

Es gibt keine »Zeitverschwendung«, wenn wir uns in unserer Gedanken- und Gefühlswelt aufhalten.

In unserer einzigartigen Innenwelt.

Wiederhole im Stillen, jetzt und immer, wenn du dich kreativ betätigst:

Ich habe ein RECHT darauf, meine Zeit so zu verbringen.

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