Inhalt

  1. Ägypten Allah bei den Pharaonen
  2. Armenien Aus dem Briefwechsel mit Jesus Christus
  3. Australien Ureinwohner auf Plastikbasis
  4. Bermuda Fische statt Königin
  5. Brasilien Die Republik wacht über die königliche Stabilität
  6. CFA Franc (BEAC) Erträumte Welten vom Äquator
  7. China Eine runde politische Sache
  8. Cookinseln Die kleine Meerjungfrau und der Hai
  9. England Das Erbe der Jahrhunderte
  10. Euro Die unbekannten Seiten
  11. Färöer Zwischen Schafen und Kabeljau
  12. Guatemala Wo man gern einen Vogel hat
  13. Honduras Das Geld des Häuptlings
  14. Iran Die Meister der Vollverschleierung
  15. Japan Was die Yen-Scheine mit Fukushima verbindet
  16. Jemen Prächtige Wüstenbauten
  17. Kanada Diskriminierungsfreie Eistaucher
  18. Lesotho Berge von Geld
  19. Macao Wie aus dem „Vater des Fensters“ der Pataca wurde
  20. Mexiko Vom Gesang des Zenzontle
  21. Myanmar Irre Auswüchse der Zahlenmystik
  22. Namibia Zwischen Mark und Dollar
  23. Nordirland Wenn Iren sich im Land der Dänen wähnen
  24. Paraguay Wenn Piranhas am Wert knabbern
  25. Polen Erinnerungen an die goldenen Zeiten
  26. Rumänien Abstürze unter dem Lindenbaum
  27. Russland Der Rubel rollt nicht mehr durch den Kreml
  28. Samoa Sieger aus der Südsee
  29. São Tomé und Príncipe Die Dublonen der Sklaven
  30. Schweden Pippi Langstrumpf löst Nils Holgersson ab
  31. Schweiz Moderne Fluchtburg
  32. Serbien Ein deutscher Bierbrauer als Hüter des Dinar
  33. Sri Lanka Tanz in die Moderne
  34. Süd-Afrika Nelson Mandela wird zur Randerscheinung
  35. Swasiland Royale Pracht und reale Armut
  36. Tunesien Der glücklose Pascha
  37. Türkei Geldscheine im politischen Wandel
  38. Turkmenistan Alte Heroen ersetzen modernen Diktator
  39. USA Wann kommt der 100 000-Dollar-Schein zurück?
  40. Vanuatu Tamtam um Bungee-Springer

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2014 Frank Stocker
Umschlaggestaltung, Satz und Layout: Frank Stocker
Das Buch basiert auf der Serie „Schein-Welt“ in der „Welt am Sonntag“. Die Genehmigung zur Veröffentlichung im Rahmen dieses Buches wurde von Axel Springer SE erteilt.
Das Bildmaterial besteht aus eigenen Scans bzw. Scans, die dem Autor von Ömer Yalcinkaya für dieses Buch überlassen wurden. Spezieller Dank an ihn.

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt

ISBN 978-3-7357-1745-0

Informationen zu allen Büchern, die zu der Serie erschienen sind, unter www.schein-welt.info

Vorwort

Jede Banknote erzählt eine Geschichte. Sie berichtet über Entstehen und Werden einer Nation, über ihre Mythen und Sagen, sie zeigt ihre Helden und Geistesgrößen, ihre Flora und Fauna. Kurz: Eine Banknote ist das Sinnbild dafür, wie ein Land in der Welt gesehen werden möchte. Oder vielleicht besser: Wie die Regierenden gesehen werden möchten.

Wie auch immer – eine Banknote ist letztlich die Visitenkarte eines Staates.

Leider bekommen wir davon meist nur das Offensichtliche mit, wenn wir beispielsweise im Urlaub die fremden Scheine in Händen halten. Vieles bleibt uns verborgen, oft versteckt in kleinen Details der kunstvollen Kompositionen einer solchen Banknote. Dabei lohnt sich ein genaueres Hinsehen. Denn dahinter verbirgt sich eine spannende Welt mit netten Geschichten, interessanten Anekdoten und vor allem viel Wissenswertem aus Geschichte, Kultur und Natur der Nationen der Welt.

Genau diese Welt sollen die folgenden Seiten dem Leser eröffnen. Wir werden der Frage nachgehen, warum auf einem serbischen Dinar-Schein ein deutscher Bierbrauer zu sehen ist. Wir werden verstehen, warum die Cook-Inseln eine nackte Frau zeigen, die auf einem Hai reitet. Wir werden ergründen, warum in Nordirland einige der dortigen Pfund-Scheine den fetten Aufdruck „Danske Bank“ enthalten, also auf eine dänische Bank verweisen.

Vieles wird Sie überraschen, manchmal werden Sie ein Aha-Erlebnis haben, hin und wieder auch schmunzeln. Genau so ging es auch mir, als ich anfing mich mit Geldscheinen zu befassen. Das begann indes im Prinzip schon zu Kindertagen.

Eine der ersten Banknoten, die ich in meine kleine Schatztruhe legte, war in den späten 70er Jahren ein 20-Dinar-Schein aus Jugoslawien. Er faszinierte mich: Warum steht darauf alles in drei Sprachen, fragte ich mich. Später ging ich solchen Fragen intensiver nach, suchte nach den Geschichten hinter den Banknoten und fand eine spannende und faszinierende Welt.

2010 hatte ich die Idee, diese in Form kurzer Artikel in einer Serie in der „Welt am Sonntag” festzuhalten. Es wurden über 150 kleine Geschichten. Und schon bald erreichten mich Zuschriften begeisterter Leser. Immer wieder verbunden mit der Frage, ob und wann es die Artikel auch als Buch gibt.

Ein Problem war, dass sich kein Verlag fand, der ein solches Buch herausgeben wollte. Zwar waren viele von der Idee begeistert, doch dann kalkulierten sie – und lehnten ab. Denn ein solches Buch muss mit vielen Bildern der Banknoten versehen werden, und zwar im Vierfarbdruck. Das machte es für die Verlage zu teuer.

Daher habe ich es nun im Eigenverlag herausgegeben. Dazu habe ich selbst sämtliche Texte überarbeitet, mit vielen Bildern versehen und als Buch gestaltet, das senkte die Kosten. Dennoch ist ein Vierfarbdruck nach wie vor relativ teuer, weshalb auch dieses Buch nicht ganz billig ist. Sie dürfen jedoch versichert sein, dass meine eigene Marge dabei allenfalls die Unkosten deckt.

Doch das wichtigste Ziel der Verwirklichung dieses Buches war und ist, die Freude am Thema Banknoten weiterzugeben und die Leser daran teilhaben zu lassen. Jetzt ist es geschafft: Das Buch ist da. Und ich hoffe es leistet das, was es soll: Sie mitnehmen auf eine einzigartige Reise um die Welt, anhand von 40 ausgewählten Währungen und ihren Banknoten.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Ägypten

Allah bei den Pharaonen

Fläche: 1.002.450km2

Einwohner: 83,6 Mio.

Amtssprache: Arabisch

1 Ägyptisches Pfund = 100 Piaster = 1000 Millièmes

Scheine in Umlauf: 5, 10, 20, 50, 100, 200 Pfund

1 Euro = 9,60 Pfund

Als ein Land mit vielen Gesichtern kennen wir heute Ägypten. Es ist zerrissen zwischen Tradition und Moderne, zwischen Moslembrüdern, die zeitweise in Kairo regierten, einerseits und flanierenden Weltbürgern in Alexandria andererseits.

Das Land ist aber zugleich auch eine Wiege der menschlichen Kultur, wovon viele jahrtausendealte Bauwerke zeugen. Und so wie das Land viele Gesichter hat, zeigen auch die Banknoten des Landes zwei völlig unterschiedliche Seiten.

So sind auf den Vorderseiten stets große und bekannte Moscheen des Landes zu sehen. Der Fünf-Pfund-Schein zeigt beispielsweise die Ibn-Tulun-Moschee in Kairo, die schon im neunten Jahrhundert erbaut wurde und flächenmäßig die größte der Stadt ist. Andere abgebildete Gotteshäuser sind dagegen jüngeren Datums, wie die Muhammad-Ali-Moschee auf der 20-Pfund-Banknote, die zwischen 1824 und 1884 errichtet wurde.

Ausgerechnet die Al-Azhar-Moschee fehlt indes, die wohl bekannteste des Landes. Weit über Ägypten hinaus gilt sie als eine der wichtigsten islamischen Schulen und Autoritäten in Religionsdingen. Allerdings wurde sie auf den Geldscheinen nicht einfach vergessen. Sie war vielmehr auf dem 50-Piaster-Schein abgebildet, der jedoch in Folge von Inflation und Geldwertverfall seit Mitte 2009 aus dem Verkehr gezogen und durch eine Münze ersetzt wurde.

Die islamischen Traditionen spielen hingegen auf den Rückseiten der Geldscheine keine Role. Denn dort werden Bauwerke aus der Zeit der Pharaonen abgebildet. Am bekanntesten ist natürlich die Sphinx, die auf der 100-Pfund-Note zu sehen ist. Aber auch der Tempel von Edfu (50 Pfund) oder eine Statue von Pharao Chefren (10 Pfund) sind im Westen wohl allgemein bekannt. Die Banknote zu 20 Pfund zeigt ein Relief aus der Weißen Kapelle der Tempelanlage von Karnak. Daneben ist ein Streitwagen zu sehen, mit einem Soldaten, wie er mit Pfeil und Bogen in Aktion ist.

Doch Vorder- und Rückseite unterscheiden sich noch in einem weiteren Punkt. Auf der „Islam-Seite“ sind nur arabische Schriftzeichen zu sehen, zudem sind auch die Wertangaben in arabischen Ziffern gehalten. Dies kann insofern verwirrend sein, als die entsprechende Ziffer für „fünf“ so ähnlich aussieht wie in unseren Breiten die Null. Zum Glück sind jedoch auf der „Pharaonen-Seite“ alle Angaben in Englisch und in Ziffern, wie wir sie kennen.

Diese Zweiteilung in den Darstellungen auf den Geldscheinen war übrigens nicht immer so. Bis zum Sturz der Monarchie 1952 dominierte noch ganz allein der damalige König Faruk die Geldscheine. Er wurde nach seinem Sturz abgelöst durch ein Bildnis von Tutanchamun, das fortan auf allen Pfund-Noten erschien.

Erst einige weitere Jahre später hielt erstmals die islamische Tradition Einzug auf den Banknoten, und seit Ende der 60er Jahre sind nun auf den Geldscheinen islamische und pharaonische Themen gleichberechtigt nebeneinander gestellt.

Armenien

Aus dem Briefwechsel mit Jesus Christus

Fläche: 29.743km2

Einwohner: 3,0 Mio.

Amtssprache: Armenisch

1 Dram = 100 Luma

Scheine in Umlauf: 1000, 5000, 10.000, 20.000, 50.000, 100.000 Dram

1 Euro = 565 Dram

Alle Länder stellen auf Geldscheinen gerne das dar, worauf sie besonders stolz sind. Bei den einen ist es die Natur, andere stellen berühmte Persönlichkeiten in den Vordergrund, manche prahlen lieber mit ihren technischen Errungenschaften. Armenien hat vor allem eine sehr lange Geschichte – und die wird auf den Dram-Scheinen daher ausgiebig vermittelt.

Allein der Name Dram hat schon eine lange Historie. Er geht wortgeschichtlich wohl auf die griechische Drachme zurück, die schon in antiken Zeiten in Gebrauch war. In Armenien gab es indes schon im 13. und 14. Jahrhundert eine Silbermünze namens Dram, zu einer Zeit, als das Land meist unter der Herrschaft der Mongolen stand.

Doch damit nicht genug. Die Banknoten tauchen noch wesentlich tiefer in die Geschichte ein. Auf dem 50.000er-Schein ist die Kathedrale von Etschmiadsin abgebildet. Sie wurde im vierten Jahrhundert gebaut und gilt als die älteste von einem Staat errichtete Kirche der Welt. Auf der Rückseite sind passend dazu Gregor der Erleuchter und König Trdat der Große zu sehen. Sie haben das Christentum in Armenien im Jahre 301 zur Staatsreligion erhoben.

Hinter ihnen erhebt sich majestätisch und schneebedeckt der Berg Ararat, auf dem einst Noah mit seiner Arche gestrandet sein soll. Herausgegeben wurde der Schein im Jahre 2001 – zum 1700-jährigen Jubiläum der Christianisierung des Landes. Armenien war zu jenen Zeiten das erste Reich, das christianisiert wurde, noch vor dem Römischen Reich, auch wenn das Datum und der genaue Hergang unter Historikern umstritten sind.

Noch weiter in das Reich der Mythen begibt sich der 100.000-Dram-Schein. Auf der Vorderseite wird hier König Abgar V. von Edessa dargestellt. Ob dieser Armenier oder Assyrer war, oder ob dies überhaupt so eindeutig zu definieren ist, darüber streiten sich die Gelehrten. Jedenfalls soll er der Sage nach zu Lebzeiten von Jesus Christus regiert haben und diesem einen Brief geschrieben haben. Dieser soll ihm auch geantwortet haben. Auf der Rückseite des Geldscheines ist die Übergabe des Briefes durch den Apostel Judas Thaddäus an Abgar dargestellt.

Diese historisierenden Scheine sind anmutig und schön gestaltet. Aber ob man so weit zurückgreifen muss? Vielleicht hätte man sich in Eriwan einfach an die jüngere Geschichte halten sollen. Denn hier hat das Land immerhin auch einige bedeutende Persönlichkeiten aufzubieten. Sie werden auf den Scheinen mit geringerem Wert auch gezeigt.

So ist auf der 50-Dram-Note der Komponist Aram Chatschaturjan abgebildet, der zu Sowjetzeiten zu Weltruhm kam, vor allem durch seinen Säbeltanz. Diese Banknote ist allerdings nicht mehr in Gebrauch, aufgrund des geringen Wertes. Ein tragisches Schicksal hatte Jeghische Tscharenz, ein Dichter, der die 1000-Dram-Note ziert. Er wurde 1937 im Rahmen der stalinistischen „Säuberungen“ ermordet.

Allen Geldscheinen Armeniens ist eigen, dass sämtliche Inschriften darauf ausschließlich in armenischer Sprache und Schrift angebracht sind. Üblicherweise drucken Zentralbanken aus Ländern, die nicht das lateinische Alphabet benutzen, zwar irgendwo auf den Noten auch Wert-Angaben in Englisch. Auf den Dram-Scheinen ist jedoch nur an der Seite in winziger, kaum lesbarer Schrift der Aufdruck „Central Bank of the Republic of Armenia“ zu lesen. Den Rest darf sich der fremde Betrachter erschließen. Das ist eigentlich schade, denn gerade angesichts der langen und interessanten Geschichte des Landes wäre mancher Betrachter sicher für einen Hinweis darauf dankbar, wen er auf den Scheinen zu sehen bekommt.

Australien

Ureinwohner auf Plastikbasis

Fläche: 7.692.024km2

Einwohner: 23,1 Mio.

Amtssprache: Englisch

1 Australischer Dollar = 100 Cents

Scheine in Umlauf: 5, 10, 20, 50, 100 Dollar

1 Euro = 1,55 Dollar

Kaum eine Nation hat in den vergangenen Jahrzehnten einen solchen Wandel vollzogen wie Australien. Die Wirtschaft boomt seit einer Dekade aufgrund der Rohstoffressourcen. Die einst ganz überwiegend weiße Bevölkerung wird seit den 90er-Jahren durch verstärkte Einwanderung aus Asien bunter. Und die Tatsache, dass es schon vor Ankunft der weißen Siedler auf dem Kontinent eine Bevölkerung mit eigener Kultur gab, wird heute ebenfalls anerkannt.

Dies zeigt sich auch auf den Banknoten. Zwar wurde schon seit Einführung des Dollar in den 60er-Jahren auf dem 1-Dollar-Schein die Malerei der Urbevölkerung, der sogenannten Aborigines, dargestellt. Doch es dauerte bis 1995, bis erstmals eine Persönlichkeit aus dieser Bevölkerungsgruppe auf den Banknoten gewürdigt wurde. Seither ist auf den 50-Dollar-Noten David Unaipon zu sehen, der von 1872 bis 1967 lebte.

Er wirkte als Prediger und Schriftsteller, am bekanntesten ist er aber durch die Erfindung einer Schafschermaschine geworden, auf deren Prinzip heute noch die modernen Maschinen basieren. Natürlich ist neben seinem Bild auch eine Konstruktionsskizze seiner Maschine zu sehen. Auf der Rückseite ist Edith D. Cowan abgebildet, die erste Frau, die 1920 ins australische Parlament gewählt wurde.

Auch auf allen anderen Scheinen sind jeweils ein Mann und eine Frau zu sehen. Damit hat der australische Dollar wohl eine der höchsten Frauenquoten unter den Geldscheinen auf der Welt. Und diese Frauen haben mitunter eine höchst interessante Geschichte. So wird auf der Banknote zu 20 Pfund Mary Reibey gezeigt. Sie war 1792 aus Großbritannien nach Australien verbannt worden, weil sie ein Pferd gestohlen hatte. Dort, in Sydney, brachte sie es dann jedoch zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau.

Zu den auserwählten Damen gehört aber natürlich auch Königin Elisabeth II, die formal immer noch Staatsoberhaupt des Landes ist. Gezeigt wird sie auf der 5-Dollar-Banknote. Dies ist zugleich der einzige der Dollar-Scheine, auf dessen Rückseite keine weitere Person abgebildet ist. Statt dessen sind darauf Zeichnungen des alten und des neuen Parlamentsgebäudes in der Hauptstadt Canberra zu sehen. Das Haus der Abgeordneten kann man dabei durchaus auch als Gegengewicht zu der Monarchin auf der anderen Seite der Banknote interpretieren.

Die 10-Dollar-Note zeigt zwei Dichter, Banjo Patersen und Dame Mary Gilmore. Das Besondere an diesen Scheinen ist jedoch, dass im Hintergrund in Mikrodruck Auszüge