Dank an Rudolf Aichner für seine unermüdliche und kritische Redigierung,

Silke Ruthenberg für die feine Grafik, Angela Schumitz, Lydia Pointvogl, Eva Amberger,

Christiane Hüttner, Dr. Martin Engler für das Lektorat

und Dank an Prof. Guntram Knapp, der mich für die Philosophie begeistert hat.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2015 Dr. Walther Ziegler

2. Auflage Juli 2015

Umschlaggestaltung und Grafik des gesamten Buches: Silke Ruthenberg

unter Verwendung von Illustrationen von:

Raphael Bräsecke, Creactive – Atelier für Werbung, Comic & Illustration (Zeichnungen)

© JackF - Fotolia.com (Bilderrahmen)

© Valerie Potapova - Fotolia.com (Bilderrahmen)

© Svetlana Gryankina - Fotolia.com (Sprechblasen)

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783738671070

Inhalt

Freuds große Entdeckung

Sigmund Freud (1856-1939) ist zweifellos einer der bedeutendsten Denker des zwanzigsten Jahr hunderts. Wie kein anderer hat er unser modernes Selbstverständnis geprägt, die Art und Weise, wie wir uns selbst sehen. Es ist sein Verdienst, dass wir uns heutzutage nicht mehr nur als rationale Verstandeswesen, sondern auch als Gefühlswesen mit Ängsten, Wünschen und Sehnsüchten begreifen. Zweitausend Jahre lang hat die Philosophie den Menschen nur von seiner Vernunft her interpretiert. „Ich denke, also bin ich“, sagte beispielsweise der französische Philosoph René Descartes und behauptete, dass das logische Denken das Wesen des Menschseins ausmache. Der Körper sei nur der Diener des Geistes.

Freud widerspricht dieser Auffassung fundamental. Es sei genau umgekehrt. Der Mensch, so entgegnet er provokativ, ist ein Triebwesen, ein „Homo Natura“. Er folgt vor allem seinen Trieben, Bedürfnissen und Instinkten. Der Geist ist nur ein sekundäres Phänomen, ein Diener der Triebe. Denn, so Freud:

Unsere Wahrnehmung der Welt und unser Handeln sind nach Freud weniger von Vernunft als von Gefühlsregungen bestimmt, derer wir uns nicht bewusst werden. Wir glauben zwar stets logisch und vernünftig zu handeln, in Wirklichkeit aber werden wir von unbewussten Wünschen regiert. Wenn man der Wahrheit ins Auge sehe, könne man nur zu der Schlussfolgerung kommen:

Die Philosophen hätten sich mit ihrer Überhöhung der Vernunft geirrt und wären zweitausend Jahre lang einem falschen Weg gefolgt. Mit dieser radikalen Feststellung machte er sich die gesamte abendländische Philosophie zum Feind. Der Philosoph Heidegger warf ihm vor, er „begaff e Seelenzustände“, Karl Jaspers bezeichnete die Entdeckung unbewusster Sehnsüchte und Triebe gar als „Afterphilosophie“. Angesichts dieser massiven Kritik stellte Freud nüchtern fest:

Tatsächlich haben die Philosophen Freuds Annahme des Unbewussten zuerst als logischen Widerspruch kritisiert: Entweder hat Freud recht und es gibt in der Psyche tatsächlich einen unbewussten Bereich, dann aber können wir logischerweise nichts über diesen Bereich wissen, denn er ist ja unzugänglich. Auch Freud selbst könnte dann keine Bücher darüber schreiben. Oder aber wir können das Unbewusste doch mit unserem Wachbewusstsein erfassen, dann aber ist das, was wir erfassen, nicht mehr unbewusst, sondern bereits ein bewusster Inhalt des Verstandes. Die Annahme eines unbewussten Bereichs ist in beiden Fällen übervüssig und unsinnig.

Doch Freud beharrte darauf, dass das Unbewusste existiert, auch wenn es sich meist dem Zugriff der Vernunft entzieht. Allerdings - und damit entkräftete er den Vorwurf seiner Kritiker - gibt sich das Unbewusste von Zeit zu Zeit sehr wohl zu erkennen. Im Traum, in der Hypnose, im Lachen und Weinen, in versehentlichen Versprechern, in bestimmten Abwehrmechanismen, Symptomen und Fehlleistungen dringen unbewusste Inhalte verschlüsselt an die Oberväche. In Träumen melden sich beispielsweise Wünsche und Ängste zu Wort, die wir aus dem Wachbewusstsein verdrängt haben. Manche Träume sind geradezu aufdringlich und wiederholen sich in verschiedenen Variationen. Dies liegt nach Freud daran, dass sich unbewusste Regungen nicht einfach unterdrücken lassen. Sie verschaffen sich Gehör, indem sie ihre Traumbotschaft manchmal sehr hartnäckig wiederholen, denn, so Freud:

Erst, wenn wir den Trauminhalt beachten, seine oft hilfreiche Bedeutung entschlüsseln und in unser Leben integrieren, werden wir frei von den wiederkehrenden Regungen aus dem Unbewussten. Träume können also hilfreiche Botschaften enthalten.

Auch die Schilderungen seiner Patienten waren für Freud ein Beleg für die Existenz des Unbewussten. Bei der Behandlung stieß er nämlich auf das Phänomen, dass Menschen manchmal Dinge tun, die sie bewusst gar nicht tun wollen. So haben Patienten mit Waschzwang, die sich bis zu zwanzig Mal am Tag die Hände waschen, keine bewusste Erklärung für ihr Handeln – so sehr sie auch darüber nachdenken. Ihnen ist sogar bewusst, dass sie durch das ständige Händewaschen die Hygiene nicht weiter verbessern können, sondern im Gegenteil ihre Haut überreizen. Es fehlt ihnen also nicht nur eine rationale Erklärung für ihr Handeln, sie kämpfen oft sogar vergeblich dagegen an. Freud schließt daraus, dass es neben dem Bewusstsein noch eine zweite, unbewusste Kraft geben muss, die das Händewaschen hartnäckig einfordert, aus Gründen, die dem Wachbewusstsein verborgen bleiben.