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Omnia aequo animo ferre sapientis est!

Es ist ein Zeichen von Weisheit, alles gelassen zu ertragen!

Vorwort

Es kommt mir vor, als wäre es erst fünf Jahre her, dass ich Moggadodde zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht begegnete. Man schrieb das Jahr 2006, es war Winter, es war Bloggertreffen am Weihnachtsmarkt und es war am italienischen Wurstwarenstand. Der Duft von billigem Glühwein aus Tschechien und teurer Knoblauchsalami aus Umbrien lag in der Luft, als ein Engel erschien und zu mir sagte: „Hallo, ich bin die Moggadodde!“ Und was soll ich sagen - sie hatte völlig recht damit.

Unter den gut 200 Millionen Blogs, die es weltweit im Internet geben soll, ist www.moggadodde.de eines meiner Liebsten. Und das aus drei Gründen. Erstens ist es im Gegensatz zum Großteil der Blogs auf diesem Planeten in Deutsch geschrieben, eine Sprache, die ich recht gut beherrsche. Zweitens habe ich beim Lesen immer den Geruch von Knoblauchsalami in der Nase - und ich liebe Knoblauchsalami! Drittens ist ihr Blog spannend. Die Tagebücher von Richard Burton (der Forscher, nicht der Schauspieler!) oder Neil Armstrong (der Astronaut, nicht der Trompeter!) läsen sich wie die Aufzeichnungen von Langweilern und Stubenhockern gegen Moggadoddes Blog. Wie öde wirken Forschungsreisen in Afrika und Arabien oder eine Mondlandung gegen Moggadoddes Gedankenabenteuer mit Dixie, Hank und dem Mann an ihrer Seite.

So war es wenig erstaunlich, dass zwei Blogger - Hazamel und ich - unabhängig von einander auf den Gedanken kamen, Moggadoddes Blog in Buchform - ein „Blook“ - herauszubringen. Für diese Texte lohnt es sich einfach, einen kleinen Mischwald abzuholzen, ihn zu Papier zu machen und dem toten Holz wieder Leben in Form eines wundervollen Buchs einzuhauchen. Der Bloggerund Twitterstammtisch hat sich gemeinsam dieser Aufgabe angenommen - bis auf den Teil mit dem Abholzen und der Papiermacherei. Wir haben Tausende von Blogbeiträgen und Tweets gesichtet, um die Sahneschicht der Moggadodde auf den nächsten Seiten zu präsentieren. Doch des Königs Vorrecht blieb es, das Vorwort zu schreiben. Und das habe ich hiermit getan. Gibt es jetzt endlich Cuba Libre? Und eine Knoblauchsalami?

Malibu, Februar 2012, Winterresidenz
Ralf, Bloggerkönig wider Willen

Verzeichnis der Blogeinträge

2006

Hallo alle miteinander

Schwer auf Kultur

Der Herr der Dodde

Skandal im Ruhrgebiet

Geiz ist nicht geil!

Blumen- und Bierterroristen

Welcome to Bavaria

Nomen est Omen

Persona non grata

Der Veterinärtheologe

Diagnose: Podophobie!!

Hängt sie höher!

Was du heute kannst besorgen …

Wo, bitte, geht‘s zum Exorzisten?

In Memoriam Merlin

Treffer - versenkt

Boxenstop

“Master of Desaster”

Erstens kommt es anders…

Die Trendforscherin

Not Another Tequila Sunrise

Alles wird gut

Life in a Fast Lane

Warten auf Tscha 2

It’s Only Magic

Varianten von Tief

Kopulierende Nacktschnecken

Sich einbringen

Die flambierte Frau

Commercial Break

Sex Sells

Von Fall zu Fall

Mutterliebe

Leichen pflastern unsern Weg

Das Altersheim schlägt zurück!

Tupperflair

Alpen-Äintschl und der Bär aus Mohair

Maden in Mülltonne

Wahlk(r)ampf

Unforgettable

Von Spenden und Sünden

Freitag, der Dreizehnte

Mal was Anderes

Der Plastikprinz

Der Autokrat(z) - schöne Grüße von der Leber

Haarscharf vorbei

Mehret euch endlich

Perfidie par excellence

Akuter Limerickismus

Spassiba und Tschüß!

Tausendundeine Nacht

(K)Ein Traumjob

Watergate an der Ostsee

Was ist der Wert von Zeit?

Eins - SIE

Zwei - ER

Drei - ANDERE

Vier - BEIDE

2007

Standpunkt

Stegreifstock

Über dem Berg ist vor dem Berg

Under Pressure

Neues aus der Pathologie

Fragwürdig

Der ultimative Küchentrick

Schorsch König

Suicide Boulevard

Bekanntmachung

Die gelbe Gefahr

Nicht ganz normal

Mein erstes Mal

Out of the dark

Schlitzer-Schisser

Do you remember the 23rd of September?

Der ultimative Ernährungstipp

Schlachtmond

SiT-Com

2008

Phonetus interruptus

Störfeuer

Schisshasenpfeffer

Separatistenparty

Foulspiel

Habemus regis oder so… - Jetzt aber richtig!

Morgääähn!

Abstellgleis

Einfädelatio praecox

Beauty to go

Koffeinknirps deluxe

Weichgeklopft

Back to the Future

Omama im Laden

Körbchengrößen

2009

Schipp ab, Winter!

Too Matsch

Und dann war da noch…

Anstandslos

Odyssee am Montag

Vielleicht…

Per aspira ad astra

Klar wie Kloßbrüh‘

Ausgebremst

Sonne und ihre Schattenseiten

Mutter Blamage

Ich habe einen neuen Stecher

Omenös

Gedankenstenographie

Mischen possible

Peggy, schwarz

Glaubensfrage

Schlüpfrig

2010

Ehrlich fährt am längsten

Zeitgeist

Zurücktreten bitte

Lass Füße sprechen

Eiertanz

Kahlauer

2011

Offener Brief an Dirk Nowitzki

Eine Chance für die Liebe

Wer ohne Schuld ist

Neulich im Himmel - Showtime

Die Haupt-Protagonisten und ihre Kurzbezeichnungen:

2006


Hallo alle miteinander

So, endlich habe ich mich dazu durchgerungen, den Schritt zu tun, der mich schon seit langem reizte: Ein eigenes Seitchen, wo ich meine Gedanken, Frustis, freudigen Augenblicke und Katastrophen mitteilen kann…

Ganz nebenbei bleiben die Finger in Bewegung und meine ehemals exorbitant guten Schreibmaschinenkenntnisse (ja zu meiner Zeit gab es noch Schreibmaschinen) rosten nicht noch mehr ein…

Nachdem ich zum Organspender wurde und infolgedessen endlich einen DSLAnschluss erhalten habe (längere Geschichte aber ganz spannend), muss ich jetzt nimmer auf die Uhr schauen, wenn ich im Web bin, aus lauter Sorge, die Rechnung wird zu hoch.

Ich habe mir also fest vorgenommen, jeden Tag zu schreiben, vielleicht kann ich den/die einen/eine oder anderen/andere (Mensch, des iss korrekt, odder) aufmuntern, unterhalten, zum Lachen bringen.

Vielleicht brauch ich noch die eine oder andere Hilfe, meine Seite ordentlich zu gestalten, ohne dass sich die halbe Community einen Ast lacht, für Hinweise in diese Richtung bin ich dankbar!!

Also, wie gesagt, den ersten Schritt habe ich gemacht, jetzt mache ich erstmal Schluss und komme meinen häuslichen Pflichten nach, damit nachher keiner was zu meckern hat.

Ich freu mich, passen Sie auf sich auf, alles wird gut (igittigitt, lauter Zitate aus Hass-Fernsehsendungen, aber siehste mal, die merkt man sich!!)

16. Februar

Schwer auf Kultur

Na, heute war ich ja schwer in Kultur unterwegs. Mit Schwä. Susanne war ich heute in Schweinfurt im Schäfer-Museum und habe mords klasse Buidln angeguckt.

Für alle Jungen sei nur mal gesagt, net immer nur Aggro oder Seeed oder Justice oder Ärzte oder so‘n Kram, sondern ma guggen, was der alte Kumpel Spitzweg oder der Freaky Morgenstern so auf die Wand gebracht haben. Tolle Teile darunter!! Erstmal davor stehen und dann staunen. Erst dann darf mitgeredet werden! Die hatten echt was drauf, die ollen Meister.

17. Februar

Der Herr der Dodde

Die Nachricht des Tages hat mich wie eine Explosion aus meiner morgendlichen Lethargie gerissen: Lovely-Loddar-die-moggadodde-himself-Maddäus hat sein Traineramt (Vertragsunterzeichnung Ende Januar) in Brasilien geschmissen und kehrt zurück in den Schoß von Mutter Europa! Himmel hilf!

Der semi-intelligente Fußball-Franke hat nach 6 Wochen festgestellt, dass sich manch „private Dinge nicht aus der Distanz lösen lassen“. Na, wer hätte das gedacht! Jetzt haben wir ihn hier wieder an der Backe und müssen tatenlos zusehen, wie er unser Ansehen durch seine gut gemeinten aber meist deplatzierten und vor allem ungefragten Meinungsäußerungen demontiert!

Zu hoffen ist, dass er künftige Wortmeldungen nicht mehr in englisch absondert, weil Fußball-Deutschland auf dem Globus dann endgültig zur Lachnummer verkommt. Legendär ja seine Aussagen in New York: „I look not back, I look in front“, oder „I hope we will have a little bit lucky“.

Sicher hat er am Amazonas Morgenluft hinsichtlich Bundestrainer-Stuhl gewittert, als die Nachricht vom Zoff zwischen Klinsi und der Lichtgestalt zu ihm durchdrang… Ich persönlich glaube allerdings, dass ihm sein derzeitiges Herzblatt Marijana ein wenig das Ego streicheln muss, um über die beginnende Midlife-Crisis hinweg zu trösten…

An alle, die es noch nicht wussten: Loddar die Moggadodde begeht morgen sein 45. Wiegenfest!!!! Schöne Grüße schon mal von hier, vielleicht findet sich ja doch noch ein bedürftiger Verein, vorzugsweise in Timbuktu oder auf den kleinen Sundainseln, dem die Dodde zum Aufstieg verhelfen kann. Erbarmt sich unser denn keiner? Seinen bekannten Auswurf: „Ein Lothar Matthäus kann es sich nicht leisten, sich zu blamieren“ hat er nun wohl selbst ad absurdum geführt!

20. März

Skandal im Ruhrgebiet

Eben las ich eine Notiz in der Zeitung, wonach ein 73-jähriger, ehemaliger Bergmann in Recklinghausen seine 84-jährige Ex-Geliebte mit einer selbst gebastelten Bombe auf offener Straße ins Jenseits befördert hat. Das LG Bochum verurteilte ihn nun zu 8 Jahren und 9 Monaten wegen Totschlags!

Da muss ich vehement Veto einlegen! Dem Straftatbestand des Totschlags fehlen die Faktoren Heimtücke und Vorsatz. Und was bitte ist das, wenn ein sabbernder Sütterlin in der heimischen Garage einen Sprengsatz fabriziert? Keine Heimtücke? Kein Vorsatz? Wollte er damit Karnickel jagen? Oder in der Laubenpiepersiedlung endlich mal Bombenstimmung machen?

Die arme Ex-Geliebte war zuvor monatelang bespitzelt, belästigt und mit dem Tod bedroht worden. Auf neudenglisch heißt das ja Stalking. Nur bei einer 84-jährigen wird das wohl nicht recht ernst genommen und fällt unter die Kategorie sozialverträgliches Frühableben. Na danke, das war ja wohl eiskalter, beinahe klassischer Mord!

3. Mai

Geiz ist nicht geil!

Erneut ertönt zur heutigen Mittagszeit in den abertausenden Kantinen Deutschlands der Mittagsgruß der Werktätigen, “Mahlzeit“. Wer hat sich das denn ausgedacht? Ich bahne mir zur Pausenzeit meinen Weg durch endlose Gänge, bin einer Kakophonie von „Mahlzeit“-Rufen ausgesetzt und habe den Eindruck, als unhöflich betrachtet zu werden, wenn ich nicht umgehend und mit gleicher Freundlichkeit denselben Gruß zurückgebe.

Vor lauter „Mahlzeit“-Rufen bin ich schon satt, bevor ich mit trockenem Mund in der Kantine eintreffe. Es gehört offenbar zum guten Ton, allen etwa 3.937 wildfremden Kollegen, die mir in der Zeit zwischen 12.00 Uhr und 13.00 Uhr begegnen, diesen Mittagsgruß vor die Füße zu werfen.

Ich werde ab morgen zum „Mahlzeit“-Verweigerer und statt dessen alternativ „Guten Appetit“, „schöne Pause“, „jetzt aber“ oder „leck mich doch“ zur Grußformel meiner Wahl erklären. Auf Reaktionen hierauf bin ich schon jetzt gespannt. Sehr sympathisch finde ich in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass „Mahlzeit“ in Norddeutschland als Synonym für „Prost“ beim Genuss von Dosenbier verwendet wird… In den hiesigen Breitengraden heißt das: „Hopp, zieh’ die Pfütze auf Null!“

Über meinen heutigen Aufreger muss ich hier berichten:

Früher gab es so kleine Karten, die gab es in uni oder bunt, teilweise auch mit lustigen, bunten Bildern vorne drauf, hach, mir fällt der Name nicht ein, wie hieß das bloß… ach ja, Postkarten, genauer: Ansichtskarten.

Ich liebe Ansichtskarten und auch wenn es Zeitgenossen gibt, die jedes Jahr in den Ferien denselben Urlaubsort heimsuchen und verlässlich die gleiche Ansichtskarte verschicken, freue ich mich, so einen Hauch der längst verflossenen Zeiten aus dem Briefkasten zu nehmen als es noch etwas Besonderes war, in die Ferien zu fahren.

Gerade in Zeiten unaufhaltsam fortschreitender Technisierung halte ich es für mehr als Besorgnis erregend, wenn mich, wie letzte Woche geschehen, ein Urlaubsgruß per e-Mail heimsucht. Sauer aufgestoßen ist mir ja auch schon im Jahr zuvor die Urlaubs-SMS, die mich vom gleichen Absender erreicht hat, aber die e-Mail schlug ja wohl dem Fass den Boden aus!

Der Absender war erstaunt ob meiner Kritik, die ich ihm gleich nach Rückkunft um die Ohren schlug. Es sei doch viel billiger und schneller, per e-Mail mitzuteilen, dass das Wetter schön und die Mädels lecker und das Essen schmackhaft sei. Himmel, das ist doch gar nicht der Punkt! Ich will keinen Gruß-Quickie aus einem ostanatolischen Internet-Café, sondern eine handgeschriebene Ansichtskarte mit ausländischer Briefmarke sowie Gebrauchsspuren der verschiedenen Beförderer und dem Odeur der großen weiten Welt!

Ich pfeif auf: Schneller, billiger und ohne viel Aufwand zu machen. Die „Geizist-geil-Manie“ hat nun also auch in diesem Bereich Einzug gehalten. Dann verzichte ich gerne auf einen Gruß aus der Fremde, grazie, gracias, thank you und merci!

10. Mai

Blumen- und Bierterroristen

Heute haben wir alte Freunde zum Grillen bestellt. Auf unserem niegelnagelneuen, in den nicht mehr ganz so neuen deutschen Bundesländern gefertigten, superschweren, handgefertigten der-Profi-kriegt-glänzende-Augen-Grill wollen wir kulinarische Köstlichkeiten kredenzen und das erste, was ich heute früh höre, ist platschender Regen! Trotz des miesen Wetters (wenn ich diesen Sch-eisheiligen in die Finger kriege, mach ich ihn kalt, ich hab das bereits angekündigt…) habe ich fleischiges Futter klargefahren.

Das Schönste aber: Während ich hier sitze und meinen Gedanken nachhänge, bringt mir der MamS mein bevorzugtes Kaltgetränk zur (vermeintlichen) Sommerszeit, Beck’s Green Lemon, bereits geöffnet und gut gekühlt und begibt sich dann in die cucina, um dort allein (!) seinen berühmt-berüchtigten Nudelsalat zu zaubern!

ToKa ist stadtwärts unterwegs. Hoffentlich kauft sie nix zum Muttertag, das wäre gegen meine Weisung, weil Muttertag ist ja wohl die hinterletzte Erfindung, die je ein krankes Gehirn verlassen hat. Das Gleiche gilt im übrigen für das männliche Pendant, den „Vatertag“, an dem marodierende Horden betrunkener Dreibeiner mit Wägelchen und Manna durch die Lande ziehen und sich selbst und die Tatsache feiern, dass sie die gleiche genetische Entartung an die bedauernswerte Frucht ihrer Lenden weitergeben durften.

Ich habe gehört, im Osten der Republik heißt das „Männertag“, dies sicher nur, damit sich auch Nichtväter an diesem nach dem Muttertag zweitüberflüssigsten Beweihräucherungsfest ordentlich die Kante geben können. In den Kindergärten des Landes wird ja inzwischen die Losung ausgegeben, beide Tage als „Familientage“ zu zelebrieren. So ein Unfug!

Neben Heiligabend gibt es so noch zwei Gelegenheiten, als Parole „Vorsicht: Jeder Konfliktfall ist heute gesetzlich untersagt“ auszugeben, und an den 362 restlichen Tagen im Jahr können wir uns ja zerfleischen, gell? Meine Meinung: Großer Krampf und verordneter Konsumterror ist das auch noch! Aber ohne mich …

13. Mai

Welcome to Bavaria

Noch in der vergangenen Woche hieß man ihn lauthals Willkommen in bayrischen Gefilden: „Klar lieber Bär, komm und machs dir bequem!“ Freudig erregt war die Obrigkeit ob der Tatsache, dass sich Meister Petz mal wieder blicken lässt. Und jetzt? Zack, Schafe gerissen, Hühnerstall ausgenommen, frei zum Abschuss.

Was haben sich die da oben wieder mal gedacht? Bärchen hält Dichterlesungen für Vorschulkinder, tingelt durch Altenheime, jongliert Honiggläschen auf dem feuchten Näschen und gibt Autogramme? Er hat nichts anderes gemacht als das, wofür ihn Mutti Natur geschaffen hat. Er ist ein Raubtier mit scharfen Zähnen und einem apfelsinengroßen Gehirn. Genau genommen unterscheidet er sich in nichts von denen da oben, die ihn jetzt abschießen lassen, außer vielleicht im Gebissstatus.

22. Mai

Angebrannte Pfannkuchen werden genießbar, wenn man sie dick mit Nutella bestreicht. Gegen den Gestank in der Hütte hilft das aber nicht.

2009-07-09

Köche und -innen aufgemerkt: Kann man aus einer erklecklichen Menge Silberfischli eigentlich auch eine leckere Bouillabaisse kochen?

2009-07-13

Ich bin heute einfach geistig nicht fit. Ich bin quasi unförmig.

2009-08-03

Mein Zeitmanagement wird heute durch die Komponenten „Faulheit“ und „Sonne“ arg torpediert. Denke mit einem Kaffee über Lösung nach.

2009-08-05

In einem runden Raum ist das Vorkommen von Eckskrementen praktisch ausgeschlossen.

2009-09-23

Eine gehörlose Postbotin ist eine Brieftaube.

2009-09-27

Der ideale Mann muss kein guter Schwimmer sein. Hauptsache, er kann Rückenkraulen.

2009-10-19

Obacht! Auch wenn es „Wirbeltiere“ heißt: Die armen Dinger kriegen ruck-zuck ein Schleudertrauma!

2009-10-19

Die Angst, in zu große Wollpullover zu schlüpfen, nennt man übrigens Angoraphobie.

2009-10-19

Damen, aufgepasst! Manche Männer sind nur grau mehliert! Zur Prüfung unbedingt gut abklopfen!

2009-10-22

Mist, zu lange gewartet. Mein Gewissen ist schlecht geworden. Ich werde im Verstandhandel ein neues bestellen müssen.

2009-10-22

Kürzlich wurde ich gefragt, ob ich Fisch esse. Ich bejahte und sagte, ich bevorzugte Selfish. Hat niemand verstanden, den Witz. Banausen!

2009-10-22

Nomen est Omen

Angelina Jolie hat endlich ihr Kind bekommen. In Namibia, das bekanntermaßen vor längerer Zeit vom Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz erworben wurde (ja, damals konnte man noch Länder kaufen wie bei Monopoly Straßen), wurde Brad P. Vater eines bedauernswerten kleinen Mädchens, das „Shiloh Nouvel Jolie-Pitt“ heißt.

Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Ich mag Jolie wegen ihres humanitären Einsatzes bei der UN-Flüchtlingshilfe und Brad ist seit „Oceans 11“ eh über jeden Verdacht erhaben. Aber bitte, dieser Name! Warum müssen Prominente, die in 20 Jahren kein Schwein mehr kennt, ihre Kinder mit derart überkandidelten Namensgebungen bestrafen?

Auch getrennt wird der Name nicht besser: Shiloh Pitt hört sich für meine Ohren an wie eine neu gezüchtete Kampfhund-Rasse und Nouvel Jolie könnte auch der Verkaufsschlager bei den französischen Weinbauern heißen.

Schlechte Beispiele bietet Hollywood da ja schon genug: Katie Holmes und Tom Cruise nannten ihre Tochter „Suri“, was hebräisch ist und „Prinzessin“ heißt und per se eine schöne Idee ist. Zusammen mit dem Vaternamen klingt es aber eher wie ein lustiger tongue-twister oder versucht ihr mal dreimal schnell hintereinander „Suri Cruise“ zu sagen?

Der Sohn von Nicolas Cage heißt „Kal-El“ und der von David Beckham und seiner unsäglichen Spice-Schlampe nach dem Zeugungsort, nein, nicht “kitchen table”, sondern Brooklyn. Gwyneth Paltrows Töchterlein heißt „Apple“, vielleicht nennt sie ihren Sohn demnächst „Mac“ und kassiert neben den Erstbild-Rechten noch von der Computer-Industrie?

Doch wir müssen nicht über den großen Teich, um derart verwirrte Namensgebungen zu finden. Wie bekannt, weigerten sich wackere Standesbeamte in Deutschland, Kinder auf die Namen Agfa, Schnucki oder Pillula einzutragen. Nicht abgelehnt werden darf, dies wurde auch vom OLG Frankfurt bestätigt, der Vorname „Jesus“, da er im spanisch- und lateinamerikanischen Raum ein gebräuchlicher Name sei und wegen der fortschreitenden Vermischung der Kulturen keine Hänseleien für den Namensträger zu befürchten seien.

Soll uns hier suggeriert werden, in zwanzig Jahren gebe es genauso viele Peters, Franks und Thomas’ wie Jesus’? Spätestens in der Schule gibt es die ersten Brüller, wenn die ABC-Schützen treffsicher Jesus als Sündenbock für Pausenraufereien nennen („Aber der Jesus hat angefangen!“ –„Das kann nicht sein, ich habe Jesus eben noch in der Schultoilette gesehen“ – später dann, so ab der 6. Klasse – „Der Jesus verkauft heute wieder voll den geilen Stoff “ ).

Die vor verkniffenem Lachen entgleisten Gesichtszüge der Menschen möchte ich sehen, wenn „Jesus Schulz“ ins Behandlungszimmer gerufen wird und der Zahnarzt kann seiner Perlweiß-Gattin am Abend ohne zu flunkern erzählen, er habe heute „Jesus auf den Zahn gefühlt“. In Spanien oder Ecuador verfiele kein Sombrero auf die hanebüchene Idee, seinen Erstgeborenen Karl-Heinz Sanchez zu nennen mit der Begründung, in Deutschland wäre das ein gebräuchlicher Vorname! Alles was Recht ist!

29. Mai

Persona non grata

Mein Mütterchen erzählte mir letztens über ihren Kummer mit der Nachbarin gegenüber. Sie ist die Gattin eines angesehenen Geschäftsmannes und trägt einen piekfeinen Stammbaum vor sich her, was ihr nur noch mehr Grund zu geben scheint, das gepuderte Näschen so gen Himmel zu recken, dass es ohne Mühe bei einsetzendem Regen überschwemmt werden kann.

Sie schmückt die Bäumchen im Vorgarten für Ostern pünktlichst am Aschermittwoch mit abertausenden, hübschen, bunten Plastikeiern, farblich separiert selbstverständlich und unterstützt von ihren drei bedauernswerten, dennoch unangenehmen Söhnen, die anderen Kindern in der Straße ans Bein pinkeln wenn Frau Mama nicht in der Nähe weilt. Ansonsten simulieren sie die perfekten Ableger, die in keinen Brunnen kacken können.

In der Vorweihnachtszeit, also Mitte November, erhält die edle Hütte einen Hauch von Family Griswold (Chevy Chase, ihr wisst schon, DER Film zum Fest. Was für meine Eltern „Dinner for one“ ist, ist für mich „Eine schöne Bescherung“) freilich mitsamt sitzendem Santa vor dem reich geschmückten Heim.

Anlässlich des ja heidnischen Festes Halloween präpariert die bigotte Bagage sämtliche Fenster derart überschwänglich mit Kürbisgewächsen aller Sorten, Größen und Formen, so dass keine Ameise den Weg in die heiligen Hallen finden würde, selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Ameise dies wollte. Wenn unsere Kinder dort zu Besuch sind, auf der wenig befahrenen Straße Fußball spielen und die Pille aus Versehen in ihre selbstverständlich selbst gehegten Blümchen plumpst, entschuldigen sie sich zwar für das Versehen. Einkassiert wird der Ball trotzdem, bis sich ein betroffenes Elternteil auf den Gang nach Canossa begibt und der Krähe den Ball wieder aus dem Kreuz leiert.

Sie ignoriert die andere Hausbewohnerin, seit diese, nicht auf den Mund gefallen, den Canossagang laut schimpfend antrat und lästert hinter vorgehaltener Hand über deren in der Zeitung nachlesbare, private Insolvenzanmeldung letztes Jahr. Dass sie selbst das dankbare Ziel von Hohn und Spott in Mütterchens Stadtteilquartier darstellt, scheint ihr nicht ganz bewusst.

Ich warte auf den von Gott gepriesenen Tag, an dem ein vorbeikommender Autofahrer ihr direkt in die Mauer prescht und das scheinbar vollkommene Vorgartenidyll dem Erdboden gleich macht. Wir werden sicher nicht mehr lange warten müssen. Sobald sich das Thermometer oberhalb 10 Grad über Null verirrt und jeder normal Sterbliche überlegt, ob denn ein Kurzärmel-Shirt nicht noch zu kühl ist, hat die offenbar heißblütige Dame ein Spaghetti-Top aus dem Eiche-Brutal-Schlafzimmerschrank gekramt und ihre enormer Busen wird von nichts als Luft mehr als mangelhaft in der Schwebe gehalten.

Very hot pants, vorzugsweise in Neonfarben und immer dieselben highen Heels runden das in ihren Augen offenbar perfekte Gärtneroutfit ab. Muttis Nachbarschaft geht auf Entdeckungstour, wenn sie die Tulpen frisiert und ihre Tomaten ausgeilt (nicht lachen, das sagt man, wenn man die Triebe dort, wo Zweige aus dem Stamm herauswachsen, entfernt), immer in froher Erwartung, dass die Melonen früher oder später aus dem Shirt kullern.

Mutter ist nicht neidisch. Selbst mit genug Holz vor der Hütte gesegnet, würde sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für einen genauso großen Auflauf sorgen, nur wäre das Echo sicher freundlich, denn schließlich ist meine Mutter NETT. Aber sie hat keinen Vorgarten, in dem sie leicht geschürzt die Gladiolen besprechen und eine Verkehrsgefährdung für sich und alle passierenden Fahrzeugführer darstellen könnte. Nicht umsonst zeigen Untersuchungen, dass die meisten Unfälle in Haushalt oder Garten passieren. Wenn ich mir das kontaktfreudig gestaltete Offensivdekolletee der Nachbarin meiner Mutti so anschaue, weiß ich, dass diese Untersuchungen richtig sein müssen.

11. Juni

Der Veterinärtheologe

Unsere als Trinidad und Tobago auflaufenden Minis haben gestern beim Copacabana-Cup kurzen Prozess gemacht und sind bereits in der Vorrunde glorreich gescheitert. Der MamS und ich waren über das frühe Ausscheiden nicht unglücklich, weil wir im Falle eines Weiterkommens heute nochmals hätten auflaufen müssen. Auch Hank war überhaupt nicht enttäuscht, im Sand mit Softball kicken ist anstrengend, mühsam und die Fähigkeit, in diesem Geläuf einen Ball unter Kontrolle zu halten, wird wohl eher den Brasilianern mit der Muttermilch verabreicht.

Ca. 200 Kinder plus Eltern plus Helferpersonal tummelten sich in der Anlage, allerlei kurzweiliges Rahmenprogramm hatte man zwar auf die Beine gestellt, aber es war heiß und eng und laut, Copacabana für Arme halt, weil Meer war eher Mangelware.

Apropos Wasser: In der Nähe stand ein Toilettenwagen. Ihr kennt das, kein Dixi-Klo, sondern so eine Art Bauwagen, mit Treppchen und Kabinchen und putzigem Waschbecken. Klein, aber sauber war es, stand im Schatten und roch auch in keinster Weise unangenehm. Es war Nachmittag und ich auf dem Weg vom Klobauwagen zurück zu Brot und Spielen, als ich an einem Männchen vorbei musste, das gerade in typisch breitbeiniger Manier am Wegrand stand, an seinem Gehänge herumnestelte und an die, glaub ich, Fichten pisste.

Im vorliegenden Fall war eindeutig nicht Gefahr im Verzug, weil der Klobauwagen wirklich nur 15m entfernt war und diese Distanz müsste nach meiner Meinung auch bei übermäßiger Verkostung uretischer Hopfenkaltschalen auf einem Kinderfest doch im überwindbaren Bereich liegen!

Ich sprach den Harner an und erkundigte mich schon etwas schnippisch, ob es denn nun tatsächlich nötig sei, neben den Wagen zu pinkeln. Mal abgesehen davon, dass die Situation hier nur sehr wenig Ästhetik berge, könnte man meinen, es sei nicht zuviel verlangt, 3 Stufen auf den Wagen zu steigen und sich dort zu entleeren. Er blickte mich dröge an und erwiderte wenig nonchalant und mit doppeltem Zungenschlag : „Hä, was machtsn dem Gras aus …“

Ich war jetzt ein wenig in Rage und fuhr ihn an, dass es dem Gras ja möglicherweise egal sei, aber mich störe das hier schon kolossal und vielleicht fänden die herumspringenden Kinderlein das ja auch nicht so spritzig, wenn er hier seine Nudel in die Luft halte. Er grummelte die Fichten an und am liebsten hätte ich ihn mit den herumliegenden Kiefern-, Fichten-, was auch immer für Ästen, Hauptsache Nadeln dran, den Jadestengel frisiert, damit Mutti ihn später hätte verbinden dürfen.

Ich ließ ihn stehen und zeigte ihn später zur Strafe allen an unserem Tisch, damit er sich bei der nächsten, sich bietenden Gelegenheit an diese Lektion erinnern möge. Nun bin ich eine Frau, uriniere selten bis gar nicht stehend (obwohl die Wissenschaft behauptet, dass Frauen rein technisch betrachtet sehr wohl stehend pinkeln können) und Männer mögen meinen, ich könne das nicht beurteilen! Meine eigene Empfindung und die der zu dieser Thematik befragten Geschlechtsgenossinnen sagt mir aber, dass der aushäusige Toilettengang doch eher eine intime Verrichtung darstellt, die dann doch bitte auch privat erledigt werden sollte.

Wie es jeder zuhause hält, ist sein eigenes Bier. Aber ohne Not in die Landschaft zu pissen, sollte strafbewehrt sein. 40 € Bußgeld und ein Tropfen in der noch zu errichtenden Freipinkelsünderkartei dürften nicht zu hoch sein. Bei Erreichen einer Grenze von 10 Tropfen in dieser Kartei darf sich der Delinquent auf dem örtlichen Marktplatz für 30 Minuten nackig an den Pranger stellen und ein lustiges Folterwerkzeug fiele mir schon auch noch ein …

18. Juni

Diagnose: Podophobie!!

Im Sportstudio hatten die Besucher wegen der tropischen Temperaturen sämtliche kommodes Schuhwerk gewählt. Mir ist selbstverständlich bekannt, dass es Menschen gibt, die sich selbst gerne als „Fußfetischisten“ bezeichnen. Mir persönlich liegt diese Empfindung allerdings ferner als die Distanz von der Erde zum Mars. Ich finde Füße, auch wenn sie gepflegt, enthornt und sauber sind, eklig und dubios. Schon allein die Berufsbezeichnung „Fußpfleger“ treibt mir die Gänsehaut auf die Arme und auch das schönfärberische Fremdwort dafür, „Podologe“, verbessert meine zugegebenermaßen subjektive Empfindung nicht, egal ob „staatl. gepr.“ oder nicht.

Ich empfinde es als reinste Folter, wenn jemand außer mir selbst meine Füße anfasst und erinnere mich mit Grausen an meine Kindheit, als mein Vater es als höchste Wonne empfand, wenn meine Mutter als Liebesbeweis beim samstäglichen „Am Laufenden Band“ seine auf ihrem Schoß ruhenden Füße kitzelte. Wahrscheinlich handelt es sich hier um ein frühkindliches Fußtrauma, weil mein Vater so ziemlich die häßlichsten Füße hat, die jemals ein menschliches Auge zu erblicken die zweifelhafte Freude hatte.

Wegen der beiden frühzeitigen Tore gestern fesselte mich das Fußballspiel nicht wie üblich und ich hatte reichlich Gelegenheit, die in Badelatschen (!), hospital happies oder Riemchensandalen, gottlob ohne Glitter, geparkten Quanten näher zu inspizieren. Bei meinen Recherchen fiel mir auf, dass von den anwesenden 9 Männern lediglich einer, ausgerechnet die Adilette, auf überdimensional langen Füßen unterwegs ist, Größe 46, mindestens. Der clowneske Eindruck wird noch verstärkt durch lange, dünne Zehen, wobei Zehe Nr. 2 ungefähr die gleiche Länge aufweist wie der kleine Finger der Endunterzeichnenden und dem Fuß insgesamt das Aussehen einer mittleren Portion Cevapcici verleiht.

Die Mehrzahl der Pedes wies jedoch Durchschnittsgröße auf, allerdings entsetzten 4 Kandidaten durch unansehnliche Schwielen und zentimeterdicke Verhornungen, immerhin schienen sie auch auf den zweiten Blick gewaschen zu sein. Der mit Abstand grauenhafteste Fuß des gestrigen Abends gehört jedoch ebenfalls einem Mann, ca. 44er (Größe). Als ich mir dessen Latschen betrachtete, musste ich mich sehr zurücknehmen, um nicht lauthals loszuprusten. Riesenhafte Fußnägel zieren die Zehen, und die Großzehe mit ihrem gigantischen Nagel sieht aus wie die neue Schildkröte unserer Obernachbarn. Der Mann mit den Schildkrötenzehen ist ein netter Kerl, herzlich, offen, freundlich und flirtet gern, sehr früh verwitwet und deshalb auf der Suche nach weiblicher Gesellschaft. So lieb er auch ist, solche Füße kämen mir nicht unter die Decke.

Hier ist die Zeit gekommen, den MamS lobend hervorzuheben. Er hat recht schöne (soweit man das bei Füßen überhaupt sagen kann, s.o.) 42er, die mit meinen, zugegebenermaßen leider auch nicht perfekten 39ern kongenial harmonieren und hat am gestrigen Abend podologisch gesehen den ersten Preis belegt. Gratulation!

24. Juni

Hängt sie höher!

Der Mondscheinbauer in unserer Nachbarschaft hat am Wochenende die Wiese nebenan gemäht und diese Aktion beschert uns jedes mal ungebetenen Besuch. Als mit nahrhaftem Stickstoff und schmackhaftem Schwefel aufgewachsenes, recht robustes Stadtkind sehne ich mich in diesen Tagen trotz ungesunder Atemluft und Feinstaubdebatte in die urbane Umgebung zurück.

Schuld ist Flip. Ihr kennt Flip sicher noch aus der „Biene Maja“, den putzigen, blitzgescheiten und vorlauten Grashüpfer, der sich überall einmischte und, gefragt oder nicht, mit näselnder Stimme seinen Mostrich beimischte. Aufgeschreckt durch die Mähaktion fliehen die grünen Hüpfer, bedauerlicherweise führt der kürzeste Weg in die (trügerische) Sicherheit unserer Behausung.

Des Nächtens bewege ich mich mit gespitzten Ohren, geschärften Augen und niemals in Dunkelheit durch die hiesigen Gemäuer, immer in Erwartung einer kleinen, grünen Kreatur, die unvermittelt von der Decke fällt. Zu dieser frühen Jahreszeit noch nicht gänzlich ausgewachsen, erreichen sie doch jetzt schon eine Länge von ca. 6–8cm, ohne die nochmals so langen, unsteten Fühler, die ähnlich einem Blindenstock die nächste Umgebung sondieren.

Grashüpfer sind unglaublich flink und auch deshalb unberechenbar. Gestern Abend weigerte sich Katharina, ihre äußerst notwendige Abendtoilette zu verrichten, weil sie in der Nasszelle ein hübsches Exemplar ausgemacht hatte. Turnusmäßig war ich mit Erlegen an der Reihe und bewaffnete mich mit meiner großen „Muggepaddsche“, bevor ich den Ort des Grauens betrat.

Flip, die grüne Sau, fiel unvermittelt von der Decke, landete zwischen den Zahnputzbechern, ich schrie, Katharina schrie solidarisch mit (sie befand sich in sicherer Entfernung, die feige Nuss), die Männer erklärten uns für total bescheuert und ich harrte kurz aus, bis Flip mir vor die unbeschuhten Füße hüpfte und ich ihm mit einigen, panischen und trotzdem gezielten Schlägen das schleimige Leben aushauchte. Wer tötet, putzt auch weg, habe ich mit dem MamS vereinbart und wischte klaglos Flips lindgrüne Körpersäfte von den Fliesen. Seine sterblichen Überreste wurden durch meine kontrollierte Offensive in die gegenüberliegende Ecke katapultiert, wo ich sie erst nach längerer Suche fand.

Ich kann Heuschrecken, resp. Grashüpfer oder Heupferdchen, egal wie sich das Getier auch schimpft nicht ertragen … da zöge ich die Gesellschaft von Spinnentieren eher vor! Im letzten Sommer hatten wir Flip auch des öfteren zu Gast, einmal auch im ehelichen Schlafzimmer, dessen Plumeaus wohlweislich mit Netz geschützt ist. Wir wachten auf durch kratzende Geräusche und erblickten eine flippige Mutation, ausgewachsen und sie cruiste in der Ecke zwischen Decke und Wand.

Wir lagen in unserer Kiste und auch der MamS war zu feige, die sichere Bettstatt zu verlassen. Gefangen harrten wir der Dinge und beobachteten Flip, bis er über unserem Bett war und sich unvermittelt auf uns, geschützt durch das Netz, das wir in unserer Panik aber vollkommen vergaßen, fallen ließ. Wir schossen aus den Gemächern wie 2 Silvesterknaller. Wer diesen Flip damals floppte, weiß ich nicht mehr, im Zweifel war aber der MamS der Heros der Stunde. Ich bin da eher in der feigen Fraktion zu finden …

26. Juni

Was du heute kannst besorgen …

Das im Volksmund gerne als „Aufschieberitis“ bekannte Verdrängungsphänomen, das mich, unter uns gesagt, schon seit langem in seinen eiskalten Klauen hält, hat, wurde, so habe ich jetzt in Erfahrung bringen können inzwischen umfassend wissenschaftlich untersucht. Nicht länger muss ich mir den Vorwurf machen, einfach nur stinkend faul zu sein, unfähig, die Erfordernisse des Alltags frohgemut und just in time auf die Reihe zu bringen. Ich bin krank. Ich leide unter Prokrastination („Pro“ = „für“, „cras“ = „morgen“).