cover

Copyright Text © Andreas Graf 2017

Alle Rechte vorbehalten.
Coverbild: Chambers, Charles Edward:
Detail of World War I era poster in Yiddish to encourage food
conservation, 1917
(Public Domain)

Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978 3744 8038 09

INHALT

  1. Warum auswandern? Drei Gründe, eine Lust.
  2. Warum gerade die USA?
  3. Bedenken? Jede Menge!
  4. Papiere bitte!
  5. Wege zur Green Card…
  6. Umzug
  7. Flug, Shuttle, Mietwagen, Motel
  8. Flugtickets und Flugzeit
  9. Schlussstriche ziehen!
  10. Where to? Freunde, Verwandte, Vermieter oder gleich die eigenen vier Wände?
  11. Immobilien mieten oder kaufen
  12. Schnäppchen- und Schnippchenhäuser
  13. Credit score
  14. Zahlen bitte!
  15. Banking
  16. Grocery shopping
  17. Utilities: Strom, Wasser, Heizung, Telefon, Internet
  18. Eselsbrücken für Maße, Gewichte, Temperatur
  19. Steuern
  20. DMV
  21. Autoversicherung
  22. Der fahrbare Untersatz
  23. Günstige Erstausstattung
  24. Geldverdienen als Aussteiger?
  25. Besonderheiten im Umgang mit dem Amerikaner in freier Wildbahn
  26. Budgetplanung
  27. Was kostet der Sprung in die Neue Welt?
  28. Auswandern? Ein kleineres Unterfangen als es den Anschein hat
  29. Was das Auswandern mit einem macht. Noch ein ehrliches Wort zum Ende
  30. Erste und zweite Hilfe

Warum in die Ferne schweifen, wenn das
Gute doch so nah?“

„Ja, warum denn nicht?“

1. Warum auswandern? Drei Gründe, eine Lust.

Ende 2016 hat die Familie Graf einen Flieger nach New York bestiegen und der alten Welt den Rücken gekehrt.

Der Abschied fiel uns schwer, doch die Gründe, die uns zum Sprung über den Teich trieben, wogen schwerer.

Neben einigen Kleinigkeiten, die zunehmend störend in unseren sonst sehr entspannten Alltag eingriffen brachte uns vor allem der in Deutschland herrschende Schulzwang in Verlegenheit, bzw. er würde uns in Verlegenheit gebracht haben, wären wir ihm nicht entgangen. Unser Großer wird dieses Jahr (2017) sechs. Ab diesem Zeitalter ist der Besuch einer Schule, d.h. die physische Anwesenheit in einem entsprechenden Gebäude, gesetzlich verpflichtend. Diese Art strikten Schulzwangs gibt es meines Wissens nur in Deutschland und in Schweden. Der Rest der zivilisierten und unzivilisierten Welt beschränkt sich auf Gesetze, die Beschulung oder Bildung zwar zur Pflicht erklären – womit ich übrigens vollkommen einverstanden bin –, die konkrete Erfüllung dieser Pflicht aber bitteschön den Eltern und Erziehungsberechtigten überlassen, die ja das größte Interesse am Wohl ihres Nachwuchses haben und dessen Potentiale, Stärken, Schwächen und Neigungen am Besten kennen. Ich möchte an dieser Stelle keine Diskussion über Sinn und Unsinn von Homeschooling vom Zaun brechen. Ich denke, dass die Situation der Eltern und die Bedürfnisse ihrer Kinder jeweils so individuell ist, dass man ohnehin kein pauschales Urteil fällen kann. Für die einen mag der Besuch einer staatlichen Schule großartig funktionieren, andere bevorzugen vielleicht alternative Schularten wie Waldorf oder Montessori und wieder andere gehen ihre ganz eigenen Wege. Ich glaube aber, dass die Entscheidung über die Bildung der Kinder in der Hand der Eltern liegen sollte, die diese Kinder in die Welt gebracht haben und sie normalerweise mehr als das eigene Leben lieben. Natürlich ist einzuräumen, dass manche Eltern aus welchen Gründen auch immer nicht die Fähigkeit oder den Willen haben, ihre Kinder entsprechend zu fördern. Hier sollte das Auge der Öffentlichkeit durchaus wachsam sein und ihre Hand energisch eingreifen, wenn das Wohl des Kindes und der Allgemeinheit vorsätzlich oder durch Nachlässigkeit bedroht sind. Man hat als soziales Lebewesen eine Pflicht, seinen Nachwuchs für ein Leben in der Gesellschaft vorzubereiten. Anstand, Ehrlichkeit und Disziplin sind daher unabdingbar. Wo ein Kind verkommt – ob zuhause oder in einer öffentlichen Einrichtung – wird der Gesellschaft wie der betroffenen Person ein irreparabler und inakzeptabler Schaden zugefügt. Homeschooling, um es herunterzubrechen, sollte erlaubt sein, aber gleichzeitig auch überwacht und gegebenenfalls reglementiert werden – ich vertrete eine gemäßigte Position in dieser Sache.

Was unsere Entscheidung anbelangt, die Kinder zumindest die ersten Jahre zu Hause zu unterrichten, bis sie reif genug sind, selbst die Art und Weise ihrer Ausbildung zu bestimmen, so ist sie uns nicht leicht gefallen, noch haben wir sie uns leicht gemacht. Ich persönlich habe viele Gespräche mit meinen Kindern und meiner Frau, mit Befürwortern und Gegnern des sog. Homeschooling geführt, habe Bücher zu diesem Thema gelesen und etliche Mußestunden mit Studien und Nachdenken verbracht. Da ich in dieser Angelegenheit über das Schicksal meiner Kinder entscheide, habe ich mein Urteil mehrfach überprüft – immerhin werde ich ihnen gegenüber einmal Rechenschaft ablegen müssen und da sollen Herz und Verstand frei von allem Zweifel sein.

Aber genug davon. Heutzutage kann man ja über Vieles nicht mehr ruhig und maßvoll sprechen, sondern alles wird gleich zum Glaubenskrieg stilisiert und zur ideologischen Vendetta aufgeblasen. Wer eine andere Meinung als die öffentliche hegt, wird diffamiert und dämonisiert. Selbst ein so neutrales Thema wie Homeschooling zerreißt schon das Nervenkostüm manches Zeitgenossen. Wie dünnhäutig viele Menschen geworden sind.

Der zweite Grund, der uns zum Auswandern bewog, war das Bedürfnis nach mehr Frei- und Spielraum. Nicht das die Möglichkeiten in Deutschland selbstbestimmt zu leben, kleiner wären als in den USA. Deutschland ist ein großartiges Land, in dem es sich herrlich leben lässt. Aber schon die dichte Besiedlung bringt den Aussteiger an gewisse Grenzen. Aussteigen ist kein abschließbarer Akt, sondern ein Prozess, an und mit dem man wächst. Wir lieben unseren kleinen Garten, unser kleines Häuschen inmitten einer friedlichen Gemeinde voll freundlicher, uns wohlgesinnter Menschen. Doch bei aller Zufriedenheit spürt man doch in manchem Moment einen kleinen Stich am sensibelsten Punkt der Seele. Dieser Stich… er reizt das urmenschliche Gefühl zu wachsen, größer zu werden, zu reifen. In unserem Fall zielt das Sehnen nicht auf Besitz oder Macht, sondern auf ein Mehr an Freiheit, ein mehr an Platz, ein Mehr an Selbstständigkeit. Ich habe die fixe Idee (oder sie hat mich…) einen von der Außenwelt autarken Ort zu erschaffen, ein Utopia für meine Familie und mich. Ein Homestead, selbst gebaut auf eigenem Land, umgeben von wilder, unberührter Natur. Ich weiß, dass die Verwirklichung dieses Traumes einen guten Teil meiner Kraft beanspruchen wird. Auch ist mir bewusst, dass meine Lebensqualität, die ohnehin schon sehr hoch ist, dadurch kaum noch zu steigern sein wird. Trotzdem will ich es wagen. Es ist mir ein echtes Bedürfnis geworden. Ich beginne zu verstehen, was die frühen Siedler angetrieben haben muss. Denn nicht alle kamen, um der Not in ihren Heimatländern zu entfliehen. Sie kamen auch, weil sie von etwas Neuem und Größerem träumten. Sie wollten wachsen und wachsen kann nur, wer sich einer Aufgabe zu stellen bereit ist, die seine ganze Leidenschaft herausfordert. In Deutschland ist die Erfüllung dieses Traums aus zwei Gründen unmöglich. Erstens ist die Verfügbarkeit an Land begrenzt und die Preise entsprechend hoch. Unsere Ressourcen sind dagegen sehr spärlich. Zweitens gelten sehr strenge Regeln und Vorschriften, was das Bauen angeht. In den USA gibt es vor allem im mittleren Westen Land und Freiheit in Fülle. Für einige tausend Dollar kann man schon hektarweise Land erwerben und nach eigenem Gutdünken mit einem Häuschen bebauen. Natürlich wandern wir nicht aus, um sogleich ein Projekt dieser Dimension in Angriff zu nehmen. Zuerst müssen wir in der neuen Welt Fuß fassen und Einnahmen erzielen. Dann muss ich die entsprechenden Fähigkeiten erlernen, ein Haus zu errichten. Schließlich müssen wir erkunden, wie das Land funktioniert und wie wir in ihm als Aussteiger existieren können: Anpassung, Einbürgerung und vor allem die Vervollkommnung der sprachlichen Kompetenzen sind absolute Prioritäten. Aus diesen Gründen haben wir uns nach langem hin und her entschieden, zunächst in den dicht besiedelten Nordosten der USA auszuwandern, wo das Fußfassen und Eingewöhnen bedeutend leichter von statten gehen wird. Aber das ist nur ein erster Schritt, dem in ein paar Jahren hoffentlich ein zweiter gen (wilder) Westen folgen wird.

Der dritte Grund, warum wir auswandern, ist rein erfreulicher Natur: Schiere Abenteuerlust!

Ich liebe meine (einsame) Musezeit und mehr noch die unbeschwerten Stunden im Kreis meiner Familie. Glücklich bin ich in meinem epikureischen Garten, wo ich bei aller äußeren Behäbigkeit doch inwendig stets auf Reisen gehe, Grenzen ausforsche und Möglichkeiten konstruiere, die in die Tat umzusetzen mir erst zur Lust, dann zum Bedürfnis wird. Diese Grenzen sind meist innerer und intellektueller Natur. Ich arbeite mich durch eine Passage Plato oder Kant, ich versuche ein philosophisches Problem zu erforschen, einen bestimmten Gedanken oder Zusammenhang zu begreifen oder auch eine neue Frage zu finden. Immer auf Reisen, immer in Bewegung. Mein Weg von der sog. Mitte der Gesellschaft an ihren sog. Rand war ebenfalls eine Reise, ein Abenteuer. Und wie jedes Abenteuer hat sich auch dieses zunächst inwendig angebahnt. Erst bin ich im Kopf ausgestiegen, bevor nach einer gewissen Zeit, auch mein sichtbares Leben folgte. Immer legt der Gedanke – ob als bewusster Plan oder unbewusstes Begehren – den Grundstock für die Zukunft. Wie dem auch sei, die Herausforderung „Aussteigen light“ habe ich zu meiner vollsten Zufriedenheit gemeistert. Doch was nun? War das schon alles? Gewiss nicht. Am sozialen Tellerrand zu leben, hat einen interessanten Nebeneffekt – es verändert die Perspektive. Man betrachtet zum einen die Gesellschaft als etwas, dem man zwar irgendwie anhört (angehören muss, angehören darf…), das einem aber auch irgendwie fremd ist. Deutlich spürt man den Sog in den Schoß der Gemeinschaft zurückzukehren (eine Karriere, Geld, ein Reihenhaus im Neubaugebiet, ein Neuwagen usf.). Gleichsam aber spornt einen die bereits überwundene Distanz zur Mitte an, sich noch weiter von ihr zu entfernen (mehr Freizeit, mehr bewusstes Eigenleben, mehr Unabhängigkeit usf.). Wer einmal Freiheit gekostet hat, wird süchtig nach ihr – so zumindest geht es mir und den Meinen. Die Vorstellung alles zurückzulassen, um in einem neuen Land ein neues Glück zu wagen, hat etwas zutiefst Romantisches und gleichsam Aufrüttelndes. Viele Abende sprach ich mit meiner Frau darüber. Die Weiten Amerikas, die noch mehr Freiheit versprechen, Abenteuer, Wagnis… Und immer endeten unsere Gespräche mit der Frage: „Warum eigentlich nicht? Was hält uns zurück? Der Job? Die Karriere? Die Kinder?“ Immer mussten wir zur Antwort geben: „Nein, nichts hält uns zurück…“ So wurde der Traum vom Auswandern zum wiederkehrenden Motiv unserer Gedanken. Es trieb uns um, wühlte, drang auf Verwirklichung. Warum nicht? Warum es nicht wagen? Schließlich wagten wir es.

Stets bilden Gedanken das Fundament der kommenden Wirklichkeit. Und so war es auch bei uns. Was fehlte, war der berühmte letzte Tropfen, ein konkreter Anlass. Diesen fanden wir in unserem Entschluss, unsere Kinder zuhause zu unterrichten und der rechtlichen Unmöglichkeit, dies in Deutschland straffrei zu tun. Der Wunsch zu Wachsen und die Abenteuerlust bildeten die eigentlichen und durchaus positiven Motive. Sie sind die treibenden Kräften. Der Leser dieser Zeilen wird mich sicherlich verstehen, zumindest aber Verständnis für mich aufbringen.

2. Warum gerade die USA?

Hausunterricht, mein konkreter Auswanderungsgrund, ist mit Ausnahme von Deutschland und Schweden in jedem anderen Land Europas problemlos möglich, wobei die zu beachtenden gesetzlichen Vorgaben teils stark voneinander abweichen. Eher liberal wird der Hausunterricht in Großbritannien und Irland gehandhabt; recht regressiv sind dagegen Österreich und Italien; juristisch unklar ist die Lage in Spanien oder Griechenland. Wie dem auch sei, haben wir uns nach reiflicher Überlegung für die Vereinigten Staaten und damit für einen anderen Kontinent entschieden. Diese Entscheidung scheint erklärungsbedürftig.

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah? Europa ist ein kulturell immens diversifizierter Raum. Wer die Herausforderung sucht, in einem fremden Sprach- und Kulturkreis Fuß zu fassen, muss nicht gleich über den Teich in eine neue Welt springen, wenn Italien, Frankreich, Norwegen, Polen, Ungarn usf., praktisch vor der Haustür liegen. Europa ist ein Kontinent vieler Kulturen, Sprachen, Klimaten und Landschaften – eine ganze Welt in einem verhältnismäßig überschaubaren Raum verdichtet. Zudem spart sich, wer auf Europas Scholle verweilt, die wenig erfreuliche Bürokratie, was das Beschaffen notwendiger Aufenthaltsgenehmigungen, Arbeitserlaubnisse usf. anbelangt. Man kann praktisch überall sesshaft und beruflich tätig werden, ohne viel leidigen Papierkram über sich ergehen zu lassen. Weiterhin kann man eventuell in Frage kommende europäische Auswanderungsziele recht problemlos mit Auto, Bahn und Fernbus bereisen und die jeweiligen Lebensbedingungen vorab zuverlässig erkunden. Das ist im Fall der USA schwieriger und vor allem kostspieliger.

Gegen Europa sprach für uns die momentan recht heikle, wirtschaftliche und leider auch geopolitische Situation. Insbesondere die kritische Lage auf den Arbeitsmärkten potentieller Auswanderungsziele (in meinem Fall: Spanien, Portugal, Griechenland, Italien, Frankreich) schreckten uns ab. Am Ende bestimmen die jeweiligen Notwendigkeiten, Sachzwänge oder, wie in unserem Fall, schlicht persönliche und gewiss sehr subjektive Präferenzen das Traumziel. Was dem einen wie ein Paradies erscheint, mag für den anderen die Hölle sein und umgekehrt. Wir haben uns für die USA aus folgenden Gründen entschieden:

1. Ein Land mit vielen Gesichtern. Die USA bedeckt einen guten Teil Nordamerikas, ein Kontinent mit ganz verschiedenen Klimazonen genau wie Europa. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es: Innerhalb dieses Kontinents kann man sich ebenso frei bewegen wie in Europa. Zwischen den warmen Stränden Floridas und dem skandinavisch kühlen Maine liegen „nur“ 24 Autostunden, die man auf einem durchgehenden Highway (der Route 1) in zwei Tagen bewältigen kann. Einige Rentner verbringen ihren Ruhestand in komfortablen RV´s (Recreational vehicles, d.s. sehr große Wohnmobile). Den Sommer über halten sie sich im Norden auf, den Winter verleben sie im Süden ganz wie menschliche Zugvögel. Ob man Berge liebt, das Meer, endlose Wälder, die Weiten der Prärie, ob es einen in die beschaulich-gemütlichen Dörfer und Kleinstädte Neuenglands zieht oder in pulsierende Supermetropolen wie New York oder Los Angeles – für jeden Geschmack ist etwas dabei.

2. Ein Staat für jeden Lebensstil. Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei den Vereinigten Staaten um ein Gebilde, das eher der europäischen Union als einem homogenen Nationalstaat gleicht. Zwar haben die USA ein gemeinsames rechtliches Fundament, die Verfassung und darauf ruhend das Federal Law, die Bundesgesetze, doch die individuelle juristische Gestaltungsfreiheit der einzelnen Staaten ist nichtsdestotrotz sehr groß. Für den Aussteiger-Auswanderer ist u.a. die steuerliche Seite interessant. Je nachdem, was für eine Art von Einkommen man generiert, bzw. wie man sein Leben einzurichten gedenkt, kann es sich durchaus lohnen, in dem einen oder anderen Staat zu verweilen. Nur um ein Beispiel zu nennen: Homeschooling ist in allen Staaten legal. Die jeweilige Regulierung weist aber teils massive Unterschiede auf. Während in Kentucky oder Connecticut ein einfache Mitteilung an die Adresse der jeweiligen lokalen Schulbehörde genügt – Hallo, wir unterrichten unsere Kinder zuhause. Schönen Tag noch! – müssen in New York oder Maine regelmäßige Leistungsproben abgelegt werden. Wer bei diesen mehr oder weniger willkürlichen „Proben“ versagt, kann das Recht einbüßen, sein Kind zuhause zu unterrichten. Ein weiteres Beispiel sind Steuern: Manche Staaten finanzieren sich eher über die Sales Tax, d.i. das Äquivalent unserer Mehrwert- bzw. Umsatzsteuer. Andere konzentrieren sich auf Unternehmensgewinne, Eigentums- und Vermögenssteuern oder

Einkommenssteuern. Je nachdem, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, d.h. aus welchen Quellen man sein Einkommen generiert, kann man sich den entsprechenden Staat mit den jeweils bestmöglichen steuerlichen Rahmenbedingungen aussuchen, wenn diese Wahl denn überhaupt gegeben und man nicht von vorneherein an einen Ort gebunden ist. Ich füge hier zur Orientierung eine Aufstellung zum Überblick an (Quelle: Wikipedia, Bloomberg, Kiplinger):

Income tax
(individuelle Besteuerung)

Schlechte Staaten

California (2.23-11.54%, Durchschnitt: 10.40%)
New Jersey (1.55-8.15%, Durchschnitt: 7.21%)
Vermont (2.56-8.65%, Durchschnitt: 7.98%)
Minnesota (3.92-9.57%, Durchschnitt: 8.91%)
Hawaii (5.63-10.68%, Durchschnitt: 9.99%)

Gute Staaten

Wyoming (0.00%)
Alaska (0.00%)
Florida (0.00%)
Nevada (0.00%)
Texas (0.00%)

Sales tax
(Basissteuersatz)

Schlechte Staaten

California (7.25%)
Indiana (7.00%)
Mississippi (7.00%)
Rhode Island (7.00%)
Tennessee (7.00%)

Gute Staaten

Alaska (0.00%)
Delaware (0.00%)
Montana (0.00%)
New Hampshire (0.00%)
Oregon (0.00%)

Property tax
(real estate only; effektive Abgaben, d.h. Steuer in %
vom echten Marktwert der Immobilie, ihrem fair value.)

Schlechte Staaten

New Jersey (2.38%)
Illinois (2.32%)
New Hampshire (2.15%)
Connecticut (1.98%)
Wisconsin (1.96%)

Gute Staaten

Hawaii (0.28%)
Alabama (0.43%)
Louisiana (0.51%)
Delaware (0.55%)
District of Columbia (0.57%)

Das Ergebnis dieser Übersicht könnte sich auf die Wahl der neuen Heimat wie folgt niederschlagen – wieder vorausgesetzt, dass man tatsächlich eine Wahl hat:

Personen mit hohem, steuerpflichtigen Einkommen leben besser in Staaten mit niedriger oder keiner individuellen Einkommensbesteuerung. Die meist höheren Sales und Property taxes können sie vergleichsweise leicht aufbringen.

Personen mit niedrigem Einkommen leben besser in Staaten mit niedrigen Sales und Property taxes, da sie mehr von ihrem Einkommen für den notwendigen Konsum frei haben. Dies gilt selbst in Staaten mit hoher Einkommenssteuer, denn auch dort sind Personen mit niedrigem Einkommen oft steuerfrei bzw. werden nur minimal besteuert.

Die Rechnung ist indes nicht ganz so einfach. Ein unberücksichtigter Faktor ist die Verfügbarkeit von Jobs und deren jeweilige Vergütung. Wer ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis eingehen muss, um aus diesem seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, dem hilft es wenig, sich in die Mitte von Kentucky abzusetzen, wo das Gras grün und die Steuern niedrig sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er dort nur mit Mühe Jobs finden, und dazu vielleicht nur solche, die ein vergleichsweise niedrigeres Einkommen generieren, was dann die niedrigere Steuerlast wieder relativiert. Man muss, was die Wahl seines Wohnortes angeht, sehr genau die eigenen Präferenzen, die jeweiligen Lebensumstände und die herrschenden Sachzwänge berücksichtigen.

3. Land der Möglichkeiten.